| Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910. | 
| Autor: | A. Stift | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 88 | 
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                        Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
                           								Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910.
                        Von k. k. landw. techn. Konsulent A.
                                 									Stift,
                           								Wien.
                        Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910.
                        
                     
                        
                           Die Beseitigung der Steine, die bei schlecht oder mangelhaft geputzten Rüben in
                              									der Rübenschwemme nicht entfernt werden und dann in die Rübenwaschmaschine gelangen,
                              									ist eine Frage, die schon zur Konstruktion verschiedener Maschinen geführt hat, die
                              									im Großen und Ganzen wohl ihrer Aufgabe nachkommen, immerhin aber doch unter
                              									Umständen noch manches zu wünschen übrig lassen. Die Steine und andere
                              									Verunreinigungen gelangen dann in die Schneidemaschinen, wo sie zur Beschädigung der
                              									Rübenschneidmesser Veranlassung geben und in manchen Fällen sogar zu ernstlichen
                              									Betriebsstörungen führen können. Es ist nun bis jetzt noch nicht gelungen, eine
                              									Rübenwaschmaschine zu konstruieren, bei der die Entfernung von Steinen, Sand,
                              									Eisenbestandteilen usw. zum allergrößten Teile, d.h. also so weit gewährleistet
                              									wird, als eine ernstliche Beschädigung der Rübenschneidmesser nicht zu befürchten
                              									ist. Diesen Mangel will nun O. HenclZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                    											1910, S. 308. durch einen in Gemeinschaft mit Zapletal konstruierten Steinfänger abhelfen, der wo möglich sämtliche schweren, mit der Rübe
                              									angeschwemmten Gegenstände auffangen sollte. Die Praxis hat gelehrt, daß dieser
                              									Steinfänger tatsächlich bis zu 90 v. H. den Fremdkörper auffängt und dadurch
                              									wesentlich zur Erleichterung der Arbeit beiträgt. Der Steinfänger kann überall an
                              									der Rübenschwemme angebracht werden, hat aber seinen besten Platz vor der
                              									Rübenwaschmaschine. Ist die Fabrik im Besitze einer langen Rübenschwemme, so
                              									können auch zwei Steinfänger aufgestellt werden, was den Vorteil bildet, daß
                              									dann der Steinfänger die Ablagerung von Sand und Lehm am Boden der Kanäle verhindert
                              									und das lästige Reinigen der Kanäle während der Kampagne zuweil gänzlich erspart.
                              									Wie aus Fig. 1 und
                              										2 ersichtlich, ist
                              									der Steinfänger ein Rad, dessen Durchmesser je nach der Tiefe des Schwemmkanals,
                              									zwischen 2000–2500 mm schwankt, bei einer Breite von ungefähr 400 mm. In der
                              									Innenseite des Rades sind, ähnlich wie beim Rübenhubrad, ungefähr 70 Taschen derart
                              									angebracht, daß das Wasser abfließt, Steine, Sand usw. jedoch hinaufgehoben
                              									werden.
                           Die infolge der Drehung des Rades gehobenen Taschen schütten auf eine stark geneigte
                              									Fläche die aufgefangenen Gegenstände aus, die in bereit gestellte Körbe, Karren oder
                              									auf den Boden fallen. Ein Arbeiter sammelt die kleinen Rübenwurzeln und wirft sie in
                              									das Rübenhubrad. Das Rad hat keine Achse, sondern dreht sich mittels eines an seiner
                              									Außenseite angebrachten Zahnkranzes, der mittels eines Zahnrades durch eine
                              									Riemenscheibe betrieben wird. Um dem Rade einen Halt zu geben, wird es mit einer
                              									besonderen Radführung festgehalten. Das Hubrad muß in einer senkrechten Linie zur
                              									Richtung des Kanals derart angebracht werden, daß der untere Teil desselben unter
                              									dem Kanal durchgeht. Vor dem Rad, in einer Entfernung von ungefähr 1½–2 m, ist der
                              									Kanalboden in Form einer steilen Senkung vertieft, die der Länge nach mit 50–60 mm
                              									voneinanderstehenden Eisenstangen versehen ist. Die Rübe schwimmt im Kanalwasser oberhalb des
                              									Eisengitters weiter, während Steine, Sand, Nägel usw., die sich am Boden des Kanals
                              									bewegen, bis zum Gitter gelangen, hier durchfallen, von den Taschen aufgefangen und
                              									in die Höhe transportiert werden. Eine ungefähr auf 4 mm verengte Röhre führt dem
                              									Zahnkranz Wasser zu, das die demselben bedeckenden Verunreinigungen (Sand, Lehm)
                              									abspült, wodurch eine größere Reibung des Zahnkranzes an dem Betriebszahnrad
                              									vermieden wird. Die Wasserabspülung kann aber vermieden werden, wenn die Grube, in
                              									der sich der Steinfänger dreht, stets reingehalten wird. Zu diesem Zwecke wird die
                              									Grube verlängert, mit einem Gefälle versehen und mit Brettern zugedeckt. Von Zeit zu
                              									Zeit werden die Verunreinigungen mittels eines geeigneten Löffels entfernt. Das Rad
                              									macht in ungefähr zwei bis vier Minuten eine Umdrehung, weshalb bei dieser
                              									langsamen, aber vollständig genügenden Umdrehung die Abnutzung der Zahnräder eine
                              									sehr geringe ist. Es ist nicht absolut notwendig, den Steinfänger fortwährend in
                              									Drehung zu erhalten, da es genügt, wenn er jede halbe Stunde nur fünf bis zehn
                              									Minuten in Tätigkeit gesetzt wird.
                           In den letzten Jahren hat die zum Heben der Rüben
                                 										konstruierte Mammutpumpe infolge ihrer trefflichen und sicheren
                              									Arbeitsweise eine große Verbreitung in der Zuckerindustrie gewonnen. Aber auch bei
                              									dieser Konstruktion erwiesen sich die mitgerissenen Steine sehr lästig, so daß man
                              									gezwungen war, verschiedene Steinfänger aufzustellen, die aber ihren Zweck insofern
                              									nicht zufriedenstellend entsprachen, als es ihnen nicht möglich war, die
                              									vorkommenden Steinmengen glatt zu bewältigen. Die Konstruktion des Steinfängers von Navrátil
                              									über die TaucZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1910, S. 304.
                              									berichtet, hat sich dagegen sehr bewährt, da sie eine enorme Menge von Steinen in
                              									glatter Weise beseitigt und dadurch zu einem regelmäßigen Gange auf den
                              									Diffusionsbetrieb beigetragen hat. Wie aus den Fig. 3 bis 5 ersichtlich, ist der
                              									Steinfänger in die Eisenblechrinne B eingehängt, die
                              									die Verbindung zwischen der Mammutpumpe und der Rübenwäsche vermittelt. Die Rinne
                              									ist 90 cm hoch, 70 cm breit und in der Richtung zum geneigten Roste D auf 45 mm verengt. Der Boden der Rinne hat auf einen
                              									Meter Länge einen Fall von 80 mm, ist im unteren Teil konusartig vertieft und hier
                              									mit einem beweglichen Rost E versehen. Direkt
                              									unter diesem Rost ist am Unterteil der Rinne B eine 8
                              									mm starke Eisenblechzarge angenietet, die in einem gußeisernen Konus endigt und
                              									durch das Ablaßventil T mittels des belasteten Hebels
                              										U abgesperrt wird. Der bewegliche Rost E sitzt im Gelenke k, ruht
                              									an dem inneren Schieber F und kommuniziert mit dem
                              									Raume der gußeisernen, seitlichen Kammer K. Mit Hilfe
                              									des belasteten Hebels H und der beiden inneren Hebel
                              										H und G wird der
                              									Schieber F gehoben, wodurch der Eintritt H in die Kammer dicht abgesperrt und der bewegliche
                              									Rost E in seine wagerechte Lage gebracht wird. Mittels
                              									des Handrades P am Bügel O
                              									wird der äußere Schieber gelüftet und durch Niederdrücken des Hebels N und des damit verbundenen Hebels M gehoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 88
                              Fig. 1. u. 2. Steinfänger von Hencl und Zapletal.
                              
                           Die mit der Bedienung des Steinfängers verbundene Arbeit ist sehr einfach und ohne
                              									Anstrengung durchzuführen. Die Rübe, die mit dem mächtigen Wasserstrom der
                              									Mammutpumpe herausgeworfen wird, fällt auf die geneigte Fläche a des unteren Bodens der Rinne B und wird mit dem ununterbrochenen Wasserstrome über den geneigten Rost
                              										D in die Waschmaschine geworfen. Die Steine, die
                              									spezifisch schwerer als die Rüben sind, fallen auf den Rost E und gleiten darüber in die gußeiserne Seitenkammer K, wogegen große Klumpen, Ziegel, Eisenstücke und
                              									dergleichen längs der geneigten Fläche b bereits in den
                              									Rinnenunterteil gefallen sind. Die Steine melden sich sehr deutlich hörbar im
                              									Auswurfschlot A der Mammutpumpe und fallen mit Getöse
                              									in den Rinnenunterteil. Der den Steinfänger bedienende Arbeiter greift nach den
                              									belasteten Hebel J und hebt durch Niederdrücken
                              									desselben den drehbaren Rost E, wodurch die Kammer K abgesperrt wird. Hierauf wird der Bügel O mit dem Handrad P
                              									gelüftet, der Hebel N niedergedrückt und der Schieber
                              										L geöffnet, so daß die Steine mit geringer
                              									Rübenmenge aus der Seitenkammer K über den geneigten
                              									Boden d zur Erde, auf den Rost der zementierten Grube
                              									niederfallen. In der Zeit der Reinigung, die nicht länger als zwei Minuten dauert,
                              									arbeitet die Mammutpumpe ununterbrochen weiter, wirft die Rüben in die Rinne B, von da zur Wäsche und läßt die Steine in dem
                              									Rinnenunterteil am gehobenen Rost E zurück. Beim
                              									Niederlassen des Schiebers L durch Niederdrücken des
                              									Hebels N und Festziehen des Handrades P wird die Kammer K dicht
                              										abgesperrt. Die
                              									unterdessen am Rost E angesammelten Steine gleiten beim
                              									Heben des Hebels J längs dem geneigten Boden d in die Kammer K und
                              									werden bei der nächsten Reinigung von da wieder ausgeworfen. Der durch den Rost E in die Zarge R
                              									mitgeführte Sand wird in je einer halben Stunde mit dem gleichzeitigen
                              									Schmutzwasserstrom durch das Ventil T mittels des
                              									Hebels U abgelassen. Damit jedoch bei der Reinigung das
                              									im heftigen Strom abfließende Schmutzwasser nicht nach allen Seiten spritzen kann,
                              									ist der Steinfänger allseitig mit Schmutzblechen versehen, so daß der Wasserabfluß
                              									nur in die zementierte Grube unterhalb des Fängers erfolgt und dadurch bei der
                              									Wartung des Steinfängers stets eine reine Arbeit erzielt wird. Das auf den Rost der
                              									Grübe abfließende Schmutzwasser stömt sofort, den Sand mitreißend, in den
                              									Abfallkanal. Steine und sonstige fremde Gegenstände, die mit den Rüben auf den Rost
                              									fallen, werden herausgesucht, während die von den Rübenabfällen abgesonderten Rüben
                              									in die Rübenwäsche oder in die Rübenschwemme zurückgeworfen werden. Der drehbare
                              									Rost E kann bequem von der an der Rinne B angebrachten Tribüne aus gereinigt werden, und zwar
                              									zweimal in jeder Schicht. Wird die Reinigung des Steinfängers in Zeiträumen von etwa
                              									15 Minuten durchgeführt, so kommen überhaupt keine Steine mehr in die Rübenwäsche,
                              									so daß dieselbe nunmehr einer ganz geringen Reinigung bedarf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 89
                              Steinfänger von Navratil.
                              
                           Zur Vervollkommnung der Diffusionsarbeit sind bereits
                              									verschiedene Typen von Saftwagen, die eine
                              									gleichmäßige, vom Arbeiter, von der Füllung der Diffuseure und von dem Zuckergehalt
                              									der Rübe unabhängige Auslaugung bezwecken, konstruiert worden und erfüllen die
                              									meisten derselben ihren Zweck in zufriedenstellender Weise. Eine neue Type, die
                              									noch verschiedene Vorteile bietet, liegt von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Breitfeld, Danek & Comp. in Prag vor. Die Wage arbeitet selbsttätig in der
                              									Weise, daß bei stärkeren Säften mehr, bei schwächeren Säften weniger Saft von der
                              									Diffusionsbatterie abgezogen wird. Nach der Beschreibung von BöhmOesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                    											Landwirtschaft 1909, S. 742. besieht die Wage (Fig. 6 und 7) aus
                              									einem Eisenblechreservoir A, auf dem ein Ständer C ruht. An diesem Ständer balanziert ein doppelarmiger
                              									Hebel D, dessen längerer Arm auf einem Draht einen
                              									kugelförmigen Schwimmer E trägt, der in den Saft
                              									taucht. Das andere Ende des Hebels trägt einen zylinderförmigen Schwimmer F, der teilweise ins Wasser gesenkt ist, das sich in
                              									einem kleinen, an das Saftreservoir angenieteten Behälter G befindet. Ist das Reservoir voll mit Saft gefüllt, dann nimmt das
                              									Gewicht des Tauchers E um das Gewicht der von ihm
                              									verdrängten Flüssigkeit ab; da nun jetzt der zylinderförmige Schwimmer E schwerer wird als der Taucher E, so fängt auch er an, ins Wasser zu sinken, wodurch er gleichfalls an
                              									Gewicht verliert. Die Dimensionen des Tauchers E, des
                              									Zylinders F und des Behälters G sind so gewählt, daß der Zeiger H, der von
                              									dem doppelarmigen Hebel D getragen wird, die Dichte des
                              									Saftes in dem Augenblicke anzeigt, wenn der Taucher E
                              									mit dem Zylinder E ins Gleichgewicht kommt. Dies ist an
                              									der Skala I ersichtlich, die weithin sichtbar ist und
                              									deren untere Zahlen die Dichte des Saftes in Graden Balling, die oberen Zahlen die Menge des Saftes in Kilogrammen bei der
                              									betreffenden Dichte anzeigen. An dem Ständer C befindet
                              									sich parallel zum Hebel D ein zweiter Hebel K, dessen längerer Arm einen Schwimmer L trägt, der mittels eines Gegengewichtes M teilweise ausbalanziert ist. Dieser Hebel K ist mit einer Vorrichtung verbunden, durch die das
                              									Safteinlaßventil P sofort und selbsttätig geschlossen
                              									wird, sobald das an der Skala I angegebene Saftquantum
                              									erreicht wurde. Der Saftablaß erfolgt durch das Ventil S, Die beiden Ventile P und S sind mit derartig konstruierten Hebeln versehen, daß
                              									man das Einlaßventil nicht früher öffnen kann, als bis das Ablaßventil geschlossen
                              									ist, wodurch also in der Handhabung der Ventile ein Irrtum vollständig
                              									ausgeschlossen erscheint. Die Arbeitsweise der Wage geht in folgender Weise vor sich: Auf das Signal
                              									von der Diffusionsbatterie, daß der letzte Diffuseur eingebrüht ist, wird der Hebel
                              										p des Einlaßventils P
                              									so weit niedergedrückt, bis die an dem Gegenarm r
                              									angebrachte Schaltklinke den abgeflachten Bolzen betätigt. Dadurch wird das Ventil
                              										P geöffnet und der Saft fließt in den Behälter ein.
                              									Der zufließende Saft hebt zuerst den kugelförmigen Taucher B, somit auch den Hebel D, wodurch der an dem
                              									Hebel angebrachte Zeiger H ebenfalls in Bewegung kommt
                              									und erst dann ruhig stehen wird, bis sich der Taucher E
                              									und der Zylinder F, der in den Wasserbehälter
                              									eintaucht, Gleichgewicht halten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 90
                              Fig. 6.Saftwage der Maschinenbau-Aktiengesellsch. vorm. Breitfeld, Danek
                                 										& Comp.
                              
                           Diejenige Zahl an der Skala I,
                              									auf welcher der Zeiger H stehen bleibt, zeigt die
                              									Dichte des Saftes in Graden Balling an. Inzwischen
                              									steigt das Niveau des Saftes im Behälter, erreicht den Schwimmer L, hebt denselben und bringt dadurch auch den Hebel K in Bewegung. Der Hebel K
                              									hat einen Zeiger H, der dieselbe Bewegung antritt wie
                              									sie der Zeiger H getan hatte. Das Saftniveau ist von
                              									der Dichte und dem Gewicht des abzuziehenden Saftes abhängig, und es muß daher in
                              									dem Augenblick, wo das Niveau die gewisse Höhe erreicht hat, das Einlaßventil P geschlossen werden. Dies geschieht selbsttätig, und
                              									zwar in dem Augenblick, wo der Zeiger H den zweiten
                              									Zeiger H deckt da der Bolzen die Schaltklinke frei läßt
                              									und das Ventil P durch die Wirkung des Gegengewichts am
                              									Ventilgegenarm sofort geschlossen wird. Es erfolgt hierauf das Ablassen des
                              									abgezogenen Saftes, von dem durch die Angabe der beiden Zeiger sowohl die Dichte als
                              									auch die Gewichtsmenge bekannt sind. Während des Ablassens rückt die Schaltklinke,
                              									resp. die ganze Ausschaltvorrichtung in die ursprüngliche Lage selbsttätig zurück.
                              									Falls die Temperatur der abzuziehenden Säfte sich gegen jene Temperatur, für welche
                              									die Wage eingestellt wurde, ändert, so wird die Wage durch ein Korrekturgewicht am
                              									Hebel D und eine Regulierschraube an dem Lineal R richtig gestellt. Ein Bild über die Arbeitsweise
                              									dieser Wage in der Zuckerfabrik Wischau geben die nachfolgenden Zahlen. In
                              									Wischau ist die Rohsaftwage für eine Diffusionsbatterie von 16 Gefäßen für je 90 hl
                              									Inhalt konstruiert worden. Angenommene Füllung der Diffuseure 52 v. H = 4680 kg
                              									Schnitzel. Normaler Abzug 110 v.H. Saft von 17° Bg = 5140 kg, bei einer
                              									Safttemperatur von 30° C. Für diesen Fall werden die beiden Skalen, d.h. die
                              									saccharometrische und die Kilogrammskala so gegeneinander verschoben, daß 5140 kg
                              									mit 17°Bg korrespondieren. Die für diesen Abzug eingestellte Wage zieht dann bei
                              									dünnerem oder dickerem Saft, entsprechend einer kleineren oder größeren Füllung, bei
                              									schlechterer oder besserer Qualität der Rübe selbsttätig verhältnismäßig weniger
                              									oder mehr ab. Aendert sich während der Arbeit die Füllung, so ist dann entsprechend
                              									der Gewichtsabzug in Prozenten umzurechnen. Sollte aber bei dieser Einstellung der
                              									Wage der Abzug für die Auslaugung der Schnitzel zu klein sein, muß dieser erhöht
                              									werden, z.B. um 100 kg, d. i. also bei 17°Bg auf 5240 kg, so geschieht dies durch
                              									Verschiebung des Korrektionslineals R auf 5240 kg,
                              									wobei die Kilogrammskala gegen die saccharometrische Skala gleichzeitig so
                              									eingestellt wird, daß die 5240 kg mit 17° Bg korrespondieren. Auf diese Weise kann
                              									der Abzug innerhalb der Grenzen von 300 kg reguliert werden. Weiter steht der Hebel
                              										K direkt mit einem Registrierapparat in Verbindung,
                              									welcher die einzelnen Abzüge, deren Dichte und Größe, sowie auch die Zeitdauer genau
                              									registriert, so daß durch eine einfache Umrechnung das Gewicht der in den Betrieb
                              									gekommenen Trockensubstanz und jenes des Zuckers ermittelt werden kann. Zur
                              									Kontrolle der Rohsaftwage auf ihre Richtigkeit und Verläßlichkeit hat Böhm Parallelmessungen des Saftes in der Weise
                              									ausgeführt, daß er den Saft von der Saftwage in genau ausgemessene Meßgefäße
                              									ablaufen ließ. Die Resultate waren geradezu ausgezeichnete, da die beobachteten
                              									Differenzen nur ganz geringe waren und 0,8 Volumprozente niemals überschritten;
                              									gewöhnlich hielten sie sich innerhalb der Grenzen von 0,1–0,3 Volumprozenten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 90
                              Fig. 7.Saftwage der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Breitfeld,
                                 										Danek & Comp.
                              
                           Diese Resultate bieten die Gewähr, daß man einerseits stets
                              									vor Zuckerverlusten in den ausgelaugten Schnitzeln, andererseits vor unnützer
                              									Verdünnung des Saftes und damit vor der so kostspieligen überflüssigen
                              									Wasserverdampfung in den Verdampfapparaten geschützt ist. Einen weiteren, ganz
                              									besonderen Vorteil bietet die Rohsaftwage auch dadurch, daß die Diffusionsarbeit
                              									selbst durch den Zeiger, der die Saftdichte anzeigt, einer strengen Kontrolle
                              									unterworfen ist; Sieht man z.B., daß bei stets halbwegs gleichmäßigen Säften auf
                              									einmal ein Saft um 1–2° Bg schwächer ist, so weiß man sofort, daß in der Batterie
                              									durch schlechte Ventilstellung oder nicht genügendes Dichten der Ventile eine
                              									Störung eingetreten ist.
                           HoffmeisterZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1910, S. 467.
                              									berichtet über die Arbeit des in der ungarischen Zuckerfabrik Sarvár aufgestellten
                              										Rübenschnitte-Dampftrocken-Apparates
                                 										„Imperial“, der durchwegs zufriedenstellende Resultate geliefert
                              									hat. Der Apparat (Fig. 8), besteht aus einer
                              									feststehenden, verdeckten mit Dampf geheizten Wanne und einem rotierenden
                              									Heizsystem, daß in einen Vor- und einen Nachtrocknungsraum geteilt ist, in der
                              									Weise, daß auf jener Seite, wo die Rübenschnitzel in den Apparat eintreten, keine
                              									Heizrohre liegen, sondern das Heizsystem sich in der zweiten Hälfte des Rohrbündels
                              									befindet. In den Vortrockenraum wird heiße Luft zwecks Entfeuchtung der
                              									Rübenschnitzel eingeführt, während in der Nachtrocknung die Schnitzel durch den
                              									Dampf fertig getrocknet werden. Der Trockenapparat ist in den Hauptteilen nicht aus
                              									Eisenblech, sondern aus Gußeisen hergestellt, da dieses Material eine größere
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Druck und etwa vorhandene Säuren besitzt und daher eine
                              									wesentlich längere Lebensdauer des Apparates gewährleistet Die Heizflächen sind
                              									derart angeordnet, daß sie fortwährend von dem zu trocknenden Material neu bedeckt
                              									werden. Durch die Einteilung des Apparates in den Vor- und Fertigtrocknungsraum wird
                              									ein Verkleben der Heizfläche bei regelmäßigem Betriebe verhindert, indem die in den
                              									Fertigtrocknungsraum eintretenden Schnitzel durch heiße Luft bis auf eine
                              									Trockensubstanz von 40–45 v. H. vorgetrocknet werden. Neben der vorteilhaften
                              									Bewegung des Trockengutes ist besonders auf eine günstige Dampfführung Rücksicht
                              									genommen. Alle vom Dampf bestrichenen Flächen werden im Innern des Apparates vom
                              									Trockengut berührt und außerhalb von der zur Trocknung erforderlichen Luft zwecks
                              									Erwärmung bestrichen. Der Dampf tritt durch den rückwärtigen Hohlzapfen des
                              									Rohrbündels in das Rohrsystem ein, geht durch starke, gußeiserne Rippenrohre, auf
                              									denen die Transportschaufeln angebracht sind, in die zweite Stirnkammer des
                              									Rohrbündels über, von wo er durch den zweiten Hohlzapfen samt Kondenswasser in die
                              									hohlen, gußeisernen Wannenteile eingeleitet wird. Aus den gußeisernen Wannenteilen,
                              									die untereinander durch Rohre verbunden sind, tritt der Dampf samt dem Kondenswasser
                              									in die unter dem Apparat befindlichen Rippenheizrohre, aus denen das Kondenswasser
                              									über einen Schwimmerkasten entweder in den Zentralautomaten oder durch einen
                              									Kondenswasser-Rückleitungsapparat direkt in die Kessel gelangt. Die axiale
                              									Einführung des Dampfes in das Heizsystem und der parallele Weg desselben mit der
                              									Achse des Rohrbündels verursacht eine axiale Ausdehnung des Bündels, was namentlich
                              									für den Kraftverbrauch von großer Wichtigkeit ist, da kein Spreitzen der Zapfen in
                              									den Lagern vorkommen kann. Als zweites Trockenmedium wirkt heiße Luft und zwar
                              									dadurch, daß infolge des durch den Holzschlot verursachten Zuges die Außenluft unter
                              									den Apparat eintritt, sich an den Rippenheizröhren und an der äußeren Fläche der
                              									gußeisernen Wannen anwärmt, so angewärmt durch drei geschloßene Kanäle in den
                              									Vortrockenraum des Apparates strömt und mit Wasser gesättigt, durch den Holzschlot
                              									ins Freie entweicht. Die Rübenschnitzel werden dem Apparat durch eine besondere
                              									Aufgabevorrichtung, die von der Hauptwelle des Apparates mittels Ewartketten
                              									angetrieben wird, zugeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 91
                              Fig. 8.Rübenschnitte-Dampftrocken-Apparat Imperial.
                              
                           Die Umdrehungszahl der Aufgabevorrichtung kann durch Auswechseln der Kettenräder bei
                              									ständiger Umdrehungszahl des Apparates derart geregelt werden, daß ein Ueberfüllen
                              									ausgeschlossen erscheint und die Gleichmäßigkeit des Trockengutes gesichert ist. Von
                              									der Aufgabevorrichtung in den Vortrockenraum gelangt, werden die Rübenschnitzel
                              									durch stetes Heben mittels Schaufeln in einer innigen Berührung mit der heißen Luft
                              									erhalten. Durch fortwährenden Nachschub und mittels Transportschaufeln nach vorne
                              									getrieben, gelangen die Rübenschnitzel in den Fertigtrocknungsraum, werden von den
                              									Transportschaufeln wieder erfaßt, gehoben, mehrmals an die Heizfläche geworfen und
                              									schließlich zum Trockengutausfall befördert. Der Wasserdampf wird durch den
                              									Holzschlot beseitigt, der zwecks Regulierung mit einer Drosselklappe versehen ist.
                              									Die an der Antriebswelle im Vortrockenraum befindlichen Schlagkreuze haben die
                              									Aufgabe, eine eventuelle Anhäufung der Rübenschnitzel zwischen den Schaufeln zu
                              									verhindern. Der Apparat arbeitet kontinuierlich und seine Bedienung, die sich
                              									eigentlich nur auf die Schmierung beschränkt, erfordert keinen besonders geübten
                              									Arbeiter. Alle Apparatteile sind übersichtlich angeordnet und leicht zugänglich, ein
                              									Umstand, der namentlich für die im Innern befindlichen Schrauben usw. von
                              									Wichtigkeit ist. Der Trocknungsvorgang läßt sich während des Betriebes beobachten.
                              									Die Ansprüche für die Aufstellung des Apparates sind sehr einfache, da ein fester
                              									Fußboden oder zwei seichte Fundamentsockeln unter die Apparatfüße vollkommen
                              									genügen. Die Leistungsfähigkeit des Apparates beträgt in 24 Stunden ungefähr
                              									5000–5600 kg Trockenschnitzel mit ungefähr 10 v. H. Wassergehalt, was einer
                              									täglichen Rübenverarbeitung von ungefähr 850–900 Meterzentner entspricht. Die
                              									Hauptdimensionen des Apparates, der sich auch zur Trocknung von Rübensamen
                              									vorzüglich eignet, sind: Länge ohne Aufgabevorrichtung 6750 mm, Breite 2450 mm, Höhe
                              									3300 mm. Bei der Probearbeit in der Zuckerfabrik Sawár haben sich folgende Resultate
                              									ergeben: Die von der Diffusionsbatterie kommenden nassen Schnitzel zeigten bei einer
                              									Temperatur von 15,7° C eine durchschnittliche Trockensubstanz von 7,5 v. H. Diese
                              									Schnitzel wurden hierauf nach der ersten Abpressung zerkleinert und mit einer
                              									Trockensubstanz von 18,27 v. H. bei einer Temperatur von 63,4° C in den
                              									Trockenapparat eingeführt. Beim Verlassen des Apparates zeigten die Trockenschnitzel
                              									eine durchschnittliche Trockensubstanz von 89,56 v. H. und eine Temperatur von 80,3°
                              									C. Die Leistung des Apparates betrug 5600 kg Trockenschnitzel in 24 Stunden, 600 kg
                              									mehr als garantiert wurde. Auf 100 kg Trockenschnitzel mit einem Wassergehalt von
                              									10,44 v. H. verbrauchte der Apparat 487,23 kg Dampf von 6 at Ueberdruck, wobei jene
                              									Kalorienmenge, die das Kondenswasser in den Kesseln abgegeben und um die sich
                              									der Dampfverbrauch niedriger stellen würde, nicht berücksichtigt wurde. Während der
                              									Abpressung wurden die Schnitzel durch direkten Dampf von 6 at Ueberdruck angewärmt.
                              									Der Dampf verbrauch in den Pressen betrug für 100 kg Trockenschnitzel 67,5 kg. Diese
                              									Dampfmenge kann jedoch teilweise oder zur Gänze durch Einführung von heißem
                              									Brüdenwasser in die Pressen erspart werden. Die Kondensationsverluste in der
                              									Heizdampfleitung wurden mit 1,75 kg auf 100 kg Trockenschnitzel festgestellt. Durch
                              									vorgenommene Indizierung der Betriebsmaschine wurde ermittelt, daß der
                              									Trockenapparat, die Schnitzelpresse, die Zerkleinerungsmaschine für die
                              									Rübenschnitzel, sowie die zu einem Apparat gehörigen Transportvorrichtungen zu ihrem
                              									Antriebe ungefähr 20 PS erfordern. Unter der Voraussetzung, daß eine indizierte
                              									Pferdestärke in der Stunde 15 kg Dampf verbrauchte, daß 20 v. H. davon in der
                              									Maschine selbst, 80 v. H. als Rückdampf zu Kochzwecken in der Zuckerfabrik
                              									ausgenutzt wurden, seilte sich in dem vorliegenden Falle der Dampfverbrauch für den
                              									Antrieb auf 26 kg für 100 kg Trockenschnitzel. Der Gesamtdampfverbrauch,
                              									einschließlich Pressen, Antrieb und Kondensverluste in der Heizdampfleitung, betrug
                              									ungefähr 585 kg für 100 kg Trockenschnitzel.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)