| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 109 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Fahrwiderstand und Kraftbedarf von Motorwagen.
                           Um den Fahrwiderstand und Kraftbedarf von Motorwagen festzustellen, unternahm Mr. M. Wimperis eingehende Versuche, wobei er
                              									besonders konstruierte Instrumente benutzte, und die Versuchswagen sich nicht durch
                              									eigene Kraft fortbewegten. Wir geben die Ergebnisse dieser interessanten Versuche in
                              									Tab. 1–3 wieder:
                           Tabelle 1. Leerlaufwiderstand von
                                 										Motorwagen auf verschiedenen Straßen bei mäßigem Winde.
                           
                              
                                 Beschaffenheit der Straße
                                 Leerlaufwider-stand des
                                    											Wagens(entkuppelt)in kg f. d. t
                                 Ungef. Ge-schwindigkeitin km/Std.
                                 Art des Wagens
                                 Bereifung
                                 
                              
                                 Geteerter Makadam, hart
                                 29,4
                                 16
                                 Lastwagen,Gesamtgewicht belad. 4,3 t
                                 Hinten Stahlreifen,vorn Vollgummi
                                 
                              
                                 Geteerter Makadam, weich, aufgerissen
                                 63,4
                                 16
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Granitflächen, glatt
                                 22,6
                                 16
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Harte, trockene Chaussee
                                 32,0
                                 24
                                 Schwere Tourenwagen,Gesamtgewicht 2,25 t
                                 Vollgummi
                                 
                              
                                 Halb gewalzte Steinschotterung
                                 67,9
                                 24
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Reines Holzpflaster mit Straßenbahnschienen
                                 31,7
                                 16
                                 Lastwagen,Gesamtgewicht 4,35 t
                                 
                                 
                              
                                 Geteerter Makadam, hart und trocken
                                 31,7
                                 16
                                 do.
                                 do
                                 
                              
                                 Geteerter Makadam, sehr schmutzig
                                 43,0
                                 16
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Steinschotterung, teilweise gewalzt
                                 54,3
                                 16
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Steinschotterung, gar nicht gewalzt
                                 90,7
                                 16
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                           Tabelle 2. Leerlaufwiderstand bei
                                 										verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten.
                           Lastwagen im Gesamtgewicht von 3,28 t mit zusammenklappbarem
                              									Verdeck und Vollgummireifen. Tourenzahl des Motors bei 24 km/Std. = 1000
                              									Umdr. i. d. Min. Versuche bei Windstille auf guten, harten Chausseen.
                           
                              
                                 Geschwindigkeitdes Wagensin km/Std.
                                 Leerlaufwiderstand in kg f. d. t
                                 
                              
                                 Zündungabgestellt
                                 Entkuppelt
                                 Leerlaufgangeingeschaltet
                                 
                              
                                   4
                                 24,8
                                 18,1
                                 15,8
                                 
                              
                                   8
                                 25,7
                                 19,0
                                 18,1
                                 
                              
                                 12
                                 27,7
                                 20,3
                                 18,6
                                 
                              
                                 16
                                 30,0
                                 22,6
                                 20,3
                                 
                              
                                 20
                                 33,9
                                 24,8
                                 22,6
                                 
                              
                                 24
                                 38,8
                                 30,0
                                 24,8
                                 
                              
                                 28
                                 47,5
                                 36,2
                                 27,7
                                 
                              
                                 32
                                 –
                                 43,0
                                 29,9
                                 
                              
                                 36
                                 –
                                 49,3
                                 31,7
                                 
                              
                                 40
                                 –
                                 –
                                 36,2
                                 
                              
                           Tabelle 3. Leerlaufwiderstand bei
                                 										verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten.
                           Schwere Tourenwagen im Gesamtgewicht von 2,25 t mit
                              									Vollgummireifen, festem Verdeck und Glasscheibe. Tourenzahl des Motors bei 32 km/Std = 970 Umdr.
                              									i. d. Min. Versuche bei mäßigem Gegenwind auf guter, harter Straße.
                           
                              
                                 Geschwindigkeitdes Wagensin km/Std.
                                 Leerlaufwiderstand in kg f. d. t
                                 
                              
                                 Zündungabgestellt
                                 Entkuppelt
                                 Leerlaufgangeingeschaltet
                                 
                              
                                   8,0
                                 27,7
                                 22,1
                                 20,3
                                 
                              
                                 12,8
                                 –
                                 –
                                 22,6
                                 
                              
                                 16,0
                                 32,0
                                 24,4
                                 27,7
                                 
                              
                                 24,0
                                 39,8
                                 33,9
                                 27,7
                                 
                              
                                 28,8
                                 –
                                 –
                                 31,7
                                 
                              
                                 32,0
                                 46,2
                                 40,8
                                 36,2
                                 
                              
                                 35,2
                                 54,3
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 38,4
                                 –
                                 49,8
                                 –
                                 
                              
                                 40,0
                                 –
                                 –
                                 41,7
                                 
                              
                                 44,8
                                 –
                                 –
                                 45,3
                                 
                              
                           [Engineering 1910, II, S. 408–409.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Die Anwendung künstlicher Kälte in Hüttenwerken.
                           Auf Grund einer langen Reihe von Betriebsbeobachtungen an Hochöfen in Pittsburg wies
                              									der amerikanische Hütteningenieur Gaylay nach, daß sich
                              									im Betriebe der Hochöfen ein erheblicher wirtschaftlicher Vorteil (Ersparnis an
                              									Koks, Mehrleistung des Ofens) erzielen lasse, wenn die eingeblasene Luft durch
                              									vorherige starke Abkühlung von fast aller Feuchtigkeit befreit worden war. Diese
                              									Vorteile sind bei uns einerseits direkt bezweifelt worden, andererseits wurde durch
                              									Rechnung nachgewiesen, daß bei unserem weniger schwankenden Feuchtigkeitswechsel der Gewinn kaum ein
                              									sehr erheblicher sein dürfte. Trotzdem hat die Erfindung inzwischen in England
                              									(Cardiff) Anwendung gefunden, und auch in Deutschland soll das Verfahren jetzt
                              									praktisch erprobt werden. Die Firma Thyßen & Co. baut für die Gewerkschaft „Deutscher Kaiser“
                              									in Bruckhausen am Niederrhein eine Windtrocknungsanlage zunächst für einen Hochofen
                              									von 500 t Erzeugung. Zwei Hauptmethoden kommen für die Trocknung sehr großer
                              									Luftmengen in Betracht, die Entziehung von Luftfeuchtigkeit auf chemischem Wege
                              									(Absorption) oder die Abkühlung der Luft auf mechanischem Wege, wobei sich fast alle
                              									darin enthaltene Feuchtigkeit in Gestalt von Tau oder Reif niederschlägt. Letzteres
                              									Verfahren hat bisher allein größere Anwendung gefunden. Welche gewaltige Anlage
                              									notwendig ist, um den für einen modernen Hochofen notwendigen Wind zu trocknen, d.h.
                              									die 1500 cbm Luft i. d. Min. durch Abkühlung von + 25 auf – 5° herunterzubringen und
                              									dadurch den Feuchtigkeitsgehalt von 18 g auf 3 g im Kubikmeter herabzusetzen, zeigt
                              									die Angabe, daß durch die Kältemaschinen stündlich 2 Millionen Kalorien zu
                              									bewältigen sind. Denkt man sich diese Leistung tatsächlich in Eisfabrikation
                              									umgesetzt, so entspräche sie der Herstellung von 16600 kg Eis stündlich oder von 4½
                              									kg Eis i. d. Sek. Die Lufttrocknungsanlage auf dem Thyßenschen Werk, die in allen Einzelheiten von der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen in Wiesbaden angegeben ist,
                              									zeichnet sich durch relativ geringen Kraftverbrauch gegenüber manchen anderen
                              									Ausführungen aus (345 PS gegenüber 450 und 505 PS für eine Million Stundenkalorien),
                              									sowie durch eine ebenso einfache wie rationelle Methode, die schneebedeckten
                              									Oberflächen des Luftkühlers abzutauen. Es wird dabei die volle Kälte des
                              									abschmelzenden Schnees wiederverwertet, ohne daß irgend ein Teil der Anlage
                              									stillzusetzen wäre oder sich die abgekühlte Luft vorübergehend erwärmen würde. Die
                              									Anlagen in Amerika beschreibt SimmersbachStahl und Eisen 1909, S. 283.; die
                              									von ihm mitgeteilten Abbildungen der Kühlanlage geben einen Begriff von der
                              									Großartigkeit einer solchen Einrichtung. Cook hat bei
                              									der Anlage in Cardiff durch die Verwendung getrockneten Windes 26,4 v. H.
                              									Mehrproduktion an Roheisen und 13,4 v. H. Koksersparnis erzielt; er kann diese
                              									außerordentlich günstigen Ergebnisse nur durch eine intensivere Arbeitsleistung im
                              									Gestell erklären. Osann berechnet die Kosten der
                              									Windtrocknung zu rund 4 Mark für die Tonne Eisen. (Banfield.) [Chemiker-Zeitung 1910, S. 1120] und (Neumann.) [Zeitschr. für angew. Chemie 1910, S. 1746 bis 1747.]
                           Dr. S.
                           
                        
                           Neuerungen in der KunstseideindustrieD. p. J. 1911, S. 92..
                           Zu dem chemischen Teil der Kunstseide-Erzeugung sind folgende Neuerungen
                              									hervorzuheben; Ein Uebelstand des Kupferoxydammoniak – Verfahrens ist, daß diese
                              									Lösung die Neigung zeigt, bei freiem Austritt aus einer Oeffnung Tropfen zu bilden.
                              									Man ist daher genötigt, sie unter Druck aus den Kapillaren austreten zu lassen,
                              									wobei außerdem noch niedrige Temperaturen innegehalten werden müssen. Nun hat sich
                              									gezeigt, daß die Zelluloselösung bei Zusatz schleimiger oder gelatinöser Substanzen
                              									die Neigung zur Tropfenbildung verliert, sie wird zähflüssig und läßt sich etwa wie
                              									flüssiger Honig ausziehen. Am besten eignen sich für den genannten Zweck
                              									rizinusölsaures Natrium, Glyzerin oder Gelatine. Es ist zwar bereits ein
                              									amerikanisches Patent, bekannt, das einen Zusatz von Seidenleim, wie er beim
                              									Entbasten der Rohseide erhalten wird, vorsieht. Dieser Erfindungsgedanke verfolgt
                              									jedoch einen anderen Zweck; durch den Zusatz des Seidenleims soll der
                              									Kunstseidefaden, der in üblicher Weise aus Kapillaren austretend mittels Säure
                              									koaguliert wird, eine gewisse Aehnlichkeit mit Naturseide sowie Unempfindlichkeit
                              									gegen Wasser erhalten. Im Gegensatz hierzu brauchen bei der vorliegenden Erfindung
                              									die Zusätze nicht in den Zellulosefäden verbleiben, da sie ja nur bezwecken, die
                              									Lösung zähflüssiger zu machen und dadurch die Bildung des Fadens zu erleichtern und
                              									zu vereinfachen.
                           Eine weitere Neuerung betrifft die Anwendung von schwefligsauren Salzen als
                              									Gerinnungsmittel für Kupferoxydammoniakfäden. Die bisher bei diesem Verfahren
                              									üblichen Fällmittel, Säuren und Laugen, erweisen sich nachteilig, weil sie wegen
                              									ihrer ätzenden Eigenschaften das Hantieren in den Lösungen erschweren. Dazu kommt,
                              									daß diese Mittel dicke Fäden, wie sie bei der Erzeugung von künstlichem Roßhaar in
                              									Frage kommen, nie sofort ganz durchkoagulieren und daß daher in solchen Fällen noch
                              									eine Nachbehandlung der Fäden erforderlich ist. Es wurde nun gefunden, daß die
                              									schwefligsauren Salze als Fällmittel diese Nachteile nicht zeigen. Die Bisulfite als
                              									schwachsaure Salze wirken wie eine schwache Säure ohne dabei den Nachteil der häufig
                              									angewendeten Schwefelsäure zu haben, welche (vermutlich durch Bildung von
                              									Hydrozellulose) einen Faden ergibt, der zu spröde und deshalb für manche Zwecke
                              									nicht brauchbar ist. Die Anwendung der Bisulfite bewirkt sofortiges Durchkoagulieren
                              									und gestattet bequemes Arbeiten. Als Säuren haben sie gegenüber den Laugen außerdem
                              									noch den Vorteil, daß alles Ammoniak des Fadens durch sie neutralisiert wird und
                              									Belästigung des Arbeiters durch verdunstendes Ammoniak daher nicht möglich ist. Um
                              									dem mit Bisulfit gefällten Faden noch höhere Festigkeit zu verleihen, wird derselbe
                              									zweckmäßig einer Nachbehandlung mit konzentrierter, etwa 70° C warmer Lauge
                              									unterzogen. Die Verwendung von Bisulfat als Fällmittel ist bereits bekannt, diesem
                              									gegenüber bietet Bisulfat insofern einen Vorteil, als letzteres wegen seiner
                              									reduzierenden Eigenschaften gleichzeitig bleichende Wirkung auf den Faden ausübt, so
                              									daß das fertige Produkt erheblich weißer ausfällt, als bei Verwendung von Bisulfat.
                              									Auch erfolgt beim Bisulfit die Fällung so schnell und kräftig, daß die bei Sulfat
                              									noch erforderliche Nachkoagulierung in einem zweiten Fällbade entfällt, der Faden
                              									vielmehr sofort gewaschen werden kann, was eine nicht unwesentliche Vereinfachung
                              									des Arbeitsprozesses bedeutet. [Leipz. Monatschrift für Textilindustrie Nr. 7, 1910,
                              									S. 189.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Die Kohlenwäsche auf der Schachtanlage der Kgl. Berginspektion
                              									3 in Bner i. W.
                           Während man neuerdings bei größeren Wäschen die Kohle vor dem Waschprozeß überhaupt
                              									nicht klassiert, sondern die ganze Waschkohle von 0–80 mm Korngröße auf einer
                              									einzigen Setzmaschine wäscht, ist die auf der Schachtanlage Bergmannsglück der Kgl.
                              									Berginspektion 3 in Bner i. W. erbaute Kohlenwäsche so eingerichtet worden, daß
                              									zunächst die Trennung der Feinkohle von 0 bis 10 mm und der Grobkohle von 10–80 mm
                              									(Nüsse) vorgenommen, und dann der Waschvorgang auf Fein- und Grobkornsetzmaschinen
                              									durchgeführt wird. Die Leistung der Wäsche ist auf 125 t Rohkohlen von 0 bis 80 mm
                              									i. d. Stunde bemessen, wobei stündlich bis zu 80 t Kokskohle von 0–10 mm zu waschen
                              									und auf 13 v. H. Feuchtigkeit zu entwässern sind. Die Kokskohle darf am Austrag der
                              									Feinkornsetzmaschine höchstens 4 v. H. und unter Zusatz der Schlämme höchstens 6 v.
                              									H. Asche enthalten. Die Fein- und Grobberge sollen mindestens 65 v. H. Aschengehalt
                              									haben. Die Trennung der mit einem Aufgabebecherwerk gehobenen Kohle in die
                              									Korngrößen von 0–10 und von 10–80 mm erfolgt auf doppelt angeordneten Schwingsieben,
                              									auf denen Elektromagnete angeordnet sind, um alle von der Kohle mitgeführten
                              									Eisenteile, wie Haken, Ketten usw., auszuhalten. Die Magnetanlage besteht aus der
                              									von einer Transmissionswelle angetriebenen, mit Volt- und Ampèremeter ausgerüsteten
                              									Gleichstromdynamo von 2 KW Leistung bei 100 Volt Spannung, sowie den 100 mm oberhalb
                              									der Siebfläche angeordneten Magneten, die zur Entfernung der Eisenteile mittels
                              									einer einfachen Drehvorrichtung gedreht werden können.
                           Die Feinkohle von 0–10 mm Korngröße wird vor dem Waschen zwecks Verringerung der
                              									Schlammbildung und zur leichteren Entwässerung der gewaschenen Kohle und
                              									Wasserklärung einer Entstaubung unterworfen, durch die der Staub von 0–½ mm
                              									Korngröße mit Hilfe eines Luftstromes entfernt wird. Die in den
                              									Staubabsaugeapparaten niedergeschlagene Kohle wird teils in den Mischtrichter des
                              									Rohkohlenturms befördert, teils für die Verwertung im Kesselhause aufgespeichert.
                              									Die auf den Feinkornsetzmaschinen ausgewaschenen Feinkohlen fließen durch Rinnen in
                              									die Feinkohlenbaggersümpfe, während die Nußkohlen von der Grobkornsetzmaschine zur
                              									Entwässerung und Klassierung in einer Rinne auf ein Doppelsieb geleitet, vor der
                              									Verladung mit reinem Wasser kräftig abgebraust und über zwei aufziehbare
                              									Verladeklappen, unter denen zwei Waggonwagen angeordnet sind, verladen werden.
                              									Sämtliche Setzmaschinen, deren Setzbetten 1800 × 3600 mm groß sind, haben einen
                              									Schieferaustrag in der Mitte für den Abzug des reinen Schiefers und einen zweiten am
                              									Ende des Setzbettes für den durchwachsenen Schiefer.
                           Aus den Feinkohlenbaggersümpfen wird die gewaschene Feinkohle mittels eines der Firma
                              										Méguin & Co. A.-G.
                              									in Dillingen (Saar) patentierten Entwässerungsbecherwerkes mit Gelenkbechern von
                              									1200 mm Breite zur Verteilung in die einzelnen Taschen des Kohlenturmes gehoben. Der
                              									aus drei an Bolzen befestigten Gelenken bestehende Becherboden wird durch im
                              									Becherwerkgerüst eingebaute Rollen beweglich gemacht, über die beim Aufsteigen des
                              									Bechers die an einem der Gelenke angenieteten Drucknocken gleiten, wodurch der
                              									Becherinhalt gepreßt und die Entwässerung beschleunigt wird. Der Nutzinhalt jeder
                              									der 10 durch Zwischenwände aus Eisenbeton voneinander getrennten Abteilungen des
                              									Kohlenturmes beträgt rd. 200 t. Das aus den Baggersümpfen übertretende Wasser fließt
                              									in einen aus acht Abteilungen bestehenden, vollständig aus Eisenbeton hergestellten
                              									Spitzkastenklärsumpf, wird in der letzten Abteilung durch eine Zentrifugalpumpe
                              									entnommen und den Verbrauchsstellen zugedrückt. Der Antrieb der Aufgabeapparate, der
                              									Kästen nebst Zubehör, der Vorrichtungen des Kohlenturmes und der Zentrifugalpumpe
                              									erfolgt durch vier getrennt aufgestellte Elektromotoren von je 80 PS.
                           Alle Bühnen des ganz aus Eisenkonstruktion mit Fachwandausmauerung hergestellten
                              									Gebäudes bestehen aus Stampfbeton, alle Behälter aus armiertem Beton, die mit
                              									Oberlicht versehene Dacheindeckung aus Monierbeton. Die ganze Anlage beansprucht bei
                              									Aufgabe von 125 t Waschkohle i. d. Stunde den verhältnismäßig sehr geringen
                              									Kraftbedarf von rd. 200 PS, während im allgemeinen eine Anlage von dieser Leistung
                              									etwa 300 PS erfordert. (M. Hirsch.) [Glückauf 1910, Nr.
                              									44, S. 1722.]
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Die Wasserkraft-Elektrizitätswerke Siziliens.
                           Die Wasserverhältnisse in Sizilien sind für die Erzeugung von Wasserkraft nicht
                              									ungünstig, obgleich es an Gletschern und Wäldern hier fehlt, denn die großen
                              									Ablagerungen von miozänem Kalk, welche sich z. B. in
                              									der Provinz Syrakus vorfinden, saugen das Niederschlagswasser ähnlich wie ein
                              									Schwamm auf und geben es in der Form zahlreicher kleiner Quellen in gleichförmigem
                              									Strome ab. Daher kommt es, daß die geringste Abflußmenge in der Provinz Syrakus 4–5
                              									l i. d. Sek. auf 1 qkm des Niederschlagsgebietes beträgt, also nicht kleiner ist als
                              									diejenige der Alpen, obgleich die mittlere jährliche Niederschlagsmenge in den Alpen
                              									1500–2000 mm beträgt, in Sizilien aber nur 600–700 mm, und obgleich die regenlose
                              									Zeit in den Alpen nur 2–3 Monate, in Sizilien aber alljährlich 7 Monate anhält.
                           Gegenwärtig befinden sich zwei größere Wasserkraft-Elektrizitätswerke auf Sizilien in
                              									Betrieb, die den Anfang eines die ganze Insel umspannenden Netzes bilden. Am
                              									Cassibile, dessen geringste Wassermenge 800 l i. d. Sek. beträgt und der im Mittel
                              									während acht Monaten des Jahres 1100 l. i. d. Sek. abführt, wird ein Gefälle von 275
                              									m ausgenutzt. Außerdem ist ein Ausgleichbecken von 1 i 000 cbm nutzbarem Inhalt
                              									vorhanden, welches gestattet, die bei Niedrigwasser 2300 PS und bei mittlerem
                              									Wasserstande 3200 PS betragende Leistung vorübergehend auf 7000 PS zu erhöhen. Das
                              									Wasser des Flusses wird durch ein 21,25 m langes Stauwehr in einen 8277 m langen,
                              									für eine Wassermenge von 1500 l i.d. Sek. bemessenen Oberwassergraben abgeleitet,
                              									von welchem 4690 m als Tunnel ausgeführt sind und an dessen Ende der
                              									Ausgleichbehälter liegt. Von dem Wasserschloß, welches hieran durch einen 315,7 m
                              									langen Graben angeschlossen ist, führen zwei 612 m lange Druckleitungen zu den vier
                              									Freistrahlturbinen von je 2000 PS und zwei Tangentialturbinen von je 175 PS
                              									Leistung, welche von Escher, Wyß & Co. in Zürich
                              									gebaut sind. Der mit 5250 Volt Spannung erzeugte Drehstrom wird in acht
                              									Transformatoren für je 1480 KW Leistung auf 40000 Volt erhöht, die nähere Umgebung
                              									erhält Strom von 2550 Volt Spannung.
                           Das zweite Werk, welches ebenso wie das vorstehend beschriebene von der Societa Elettrica della Sicilia Orientale betrieben
                              									wird, liegt am Alcantaro und liefert mit einer Wassermenge von 3000–5000 l i. d.
                              									Sek. bei 108 m Nutzgefälle 3000–5000 PS. Die Leistung der Anlage kann aber durch
                              									Ableitung weiterer Quellen in den Oberwasserkanal noch um 30 v. H. gesteigert
                              									werden. Vorläufig sind in dem aus Eisenbeton gebauten Krafthaus, welches durch einen
                              									4297 m langen Oberwasserkanal und eine 684 m lange Druckleitung gespeist wird, drei
                              										Francis-Turbinen von je 2500 PS bei 500 Umdr. i.d.
                              									Min. aufgestellt.
                           Die Fernleitung dieser Werke ist bereits an der ganzen Ostküste von Sizilien verlegt.
                              									Man hat die Absicht, sie auf 880 km Länge auszubauen. [Zeitschr. d. Vereins
                              									deutscher Ingenieure 1910, S. 2035.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Staurohr zum Messen von Gasgeschwindigkeiten.
                           Das von Dr. Brabbée bei seinen Versuchen in der
                              									Prüfungsanstalt für Heizungs- und Lüftungseinrichtungen benutzte Staurohr, welches
                              									die Fabrik techn. Meß-Instrumente und Apparatebau G. A.
                                 										Schultze, Berlin-Charlottenburg, gegenwärtig in den Handel bringt, besteht,
                              									wie Fig. 1 zeigt, aus einem kurzen zylindrischen
                              									Meßrohr a, dessen Mündung genau entgegen der Richtung
                              									des zu untersuchenden Gasstromes eingestellt wird. Dieses Rohr ist von einem Mantel
                              									umgeben, welcher im vorderen Teil mit einem Kegel b in
                              									das Rohr übergeht und bei c mehrere Oeffnungen
                              									aufweist, durch die sich der statische Druck des Gases in das Innere der mit dem Mantel verbundenen
                              									Kammer fortpflanzt. Von diesem Rohr führen zwei getrennte Röhrchen, welche in der
                              									Stromrichtung hintereinander liegen und einen gemeinsamen, durch eine besondere
                              									Stahleinlage e verstärkten Schaft S bilden, nach außen, wo sie mit Schlauchtüllen I und H versehen sind.
                              									Werden die beiden Rohre an einen Druckunterschiedmesser angeschlossen, so zeigt
                              									dieser unmittelbar den Strömungsdruck p an, aus welchem
                              									man, wenn das spezifische Gewicht γ des Gases bekannt
                              									ist, die Gasgeschwindigkeit nach der Formel
                           
                              v=\sqrt{\frac{2\,g}{\gamma}\,p}
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 112
                              Fig. 1.
                              
                           bestimmen kann. Nach den mit diesem Staurohr angestellten
                              									Versuchen beträgt der größte Fehler dieses überaus einfachen Meßgerätes unter den
                              									verschiedensten Versuchsbedingungen nicht mehr als 2 v. H. Besonders vorteilhaft
                              									ist, daß bei der Bestimmung des Strömungsdruckes im Gegensatz zu anderen Geräten
                              									kein Multiplikationsfaktor angewendet zu werden braucht.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Die Talsperren im Königreich Böhmen.
                           Von den bis jetzt im Königreich Böhmen ausgeführten Talsperren entfällt der größere
                              									Teil vorläufig auf diejenigen, welche von den Gemeinden, Genossenschaften oder
                              									Privatunternehmungen selbst unternommen worden sind, während von dem Lande selbst
                              									bis jetzt erst vier Talsperren gebaut sind. Zu den Kosten dieser Bauten hat der
                              									Staat 60 v. H. beigetragen, während die Talsperren der ersten Gruppe fast ganz auf
                              									Rechnung der zunächst Beteiligten ausgeführt werden mußten. Nachstehende Tabelle
                              									gibt eine Uebersicht über die vier vom Lande gebauten Talsperren.
                           
                              
                                 Name des Flußtales
                                 Elbe
                                 Elbe
                                 Chru-dimka
                                 Doubrava
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Ort
                                    
                                 Königreid-Walde
                                 Kasse-bauden
                                 Hammer
                                 Parizov
                                 
                              
                                 Einzugsgebiet in qkm
                                 517,5
                                 58
                                 56
                                 209
                                 
                              
                                 Fassungsraum in cbm
                                 9090280
                                 3385025
                                 2300000
                                 1700000
                                 
                              
                                 Länge der Sperrmauer  in m
                                 224
                                 150
                                 200
                                 –
                                 
                              
                                 Kronenbreite der  Sperrmauer in m
                                 7,2
                                 5
                                 5
                                 4,5
                                 
                              
                                 Sohlenbreite der  Sperrmauer in m
                                 37,8
                                 36,04
                                 Erddamm
                                 25,85
                                 
                              
                                 Höhe über Flußsohle  der Sperrmauer in m
                                 41,4
                                 34,4
                                 12,2
                                 24
                                 
                              
                                 Gesamtbaukosten in M
                                 4100000
                                 2770000
                                 638000
                                 1275000
                                 
                              
                           Außerdem sind die Pläne für neun weitere Talsperren ausgearbeitet, von denen die
                              									größeren an der Aupa bei Nieder-Klein-Aupa mit 3023000 cbm Fassungsraum und 43 m
                              									hoher Sperrmauer, an der Aupa bei Slatina mit 8700000 cbm Fassungsraum und 27 m
                              									hoher Sperrmauer und an der Sazawa bei Sechau mit 10000000 bei 12000000 cbm
                              									Fassungsraum ausgeführt werden sollen. Von den privaten Talsperren sind bis jetzt
                              									acht zur Ausführung gelangt. Die größeren hiervon sind Bauten der Wassergenossenschaft in Reichenberg. Von diesen wären
                              									zu nennen die Friedrichswalder Sperre an der schwarzen Neiße mit 4,1 qkm
                              									Einzugsgebiet, 2000000 cbm Fassungsraum, 28 m hoher, 340 m langer und an der Sohle
                              									20 m langer Staumauer, die in den Jahren 1902–1906 gebaut ist und etwa 1530000 M
                              									gekostet hat, sowie die Grünwalder Sperre an der Gablonzer und Reinowitzer Neiße mit
                              									26,6 qkm Einzugsgebiet, 2700000 cbm Fassungsraum und 420 m langer, 20 m hoher und
                              									oben 4,5 m breiter Staumauer, die in den Jahren 1906–1908 gebaut ist und 875000 M
                              									gekostet hat. Bei den meisten Talsperren sind die Mauern mit bogenförmigem Grundriß
                              									aus Bruchsteinmauerwerk hergestellt. Dammbrüche oder andere Mauerbeschädigungen sind
                              									bis jetzt nicht vorgekommen. [Oesterr. Wochenschrift f. öffentl. Baudienst 1910, S.
                              									661–663.]
                           
                              H.