| Titel: | Die Beeinflussung des Reguliervorganges von seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen. | 
| Autor: | R. Dubs, A. Utard | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 135 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Beeinflussung des Reguliervorganges von
                           								seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen.
                        Von Dipl.-Ing. R. Dubs und Dr.-Ing. A.
                                 									Utard,
                           								Zürich.
                        (Fortsetzung von S. 122 d. Bd.)
                        Die Beeinflussung des Reguliervorganges von seiten der durch die
                           								Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen.
                        
                     
                        
                           2. Die Bestimmung des
                                 										Schwungmomentes ohne Berücksichtigung der Druckschwankungen.
                           Soll in einem bestimmten Fall das zur Einhaltung eines vorgeschriebenen
                              									Ungleichförmigkeitsgrades δ notwendige Schwungmoment
                              										J ermittelt werden, so kann dies leicht mit Hilfe
                              									der im vorigen Abschnitt abgeleiteten Gleichungen 7 bezw. 7' geschehen.
                           Es war:
                           n_m=n_a\,.\,+\frac{30\,M_1}{\pi\,.\,J}\,[a-b]^2\,.\,\frac{T}{2}
                              									. . 7)
                           daraus:
                           
                              J=\frac{30\,.\,M_1\,.\,[a-b]^2\,.\,T}{2\,.\,\pi\,.\,[n_m-n_a]}
                              
                           Setzt man nun noch für
                           
                              M_1=75\,.\,\frac{N_1}{\omega_1}=\frac{75\,.\,30\,.\,N_1}{\pi\,.\,n_1},
                              
                           wo n1 = Drehzahl bei vollbelasteter Turbine, so folgt:
                           J=\frac{30^2\,.\,75\,.\,N_1\,[a-b]^2\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[n_m-n_a]\,.\,n_1}
                              									. . 8)
                           Da die maximale Ungleichförmigkeit δm für Totalentlastung oder -Belastung auftritt, so
                              									ergibt sich das maximal notwendige Schwungmoment Jm für a = 1, b = 0 oder a = 0 und b = 1 aus der obigen Beziehung 8 zu:
                           J_m=\frac{30^2\,.\,75\,.\,N_1\,.\,T}{2\,.\,\pi^2\,.\,{n_1}^2\,.\,\delta_m}
                              									. . . . 9)
                           sofern man:
                           \frac{n_m-n_0}{n_1} bezw.
                              										\frac{n_0-n_m}{n_1}=\delta_mn0 und n1 bedeuten nun die Drehzahlen zur Zeit t = 0 und t = T.
                           setzt.
                           Denkt man sich die totale Schwungmasse aller rotierenden Teile in einem Hohlzylinder
                              									vom inneren Radius R1
                              									und äußeren Radius R2
                              									und dem Gewicht G konzentriert, so ist bekanntlich:
                           
                              \left =\frac{G}{g}\,\left[\rho^2+\frac{1}{4}\,d^2\right]\mbox{
                                 										wo:}\right{{d=\frac{R_1-R_2}{2}}\atop{\rho=\frac{R_1+R_2}{2}}}
                              
                           und g = 9,81 m/Sek.2
                           
                           Man kann nun stets R1 und R2 so
                              									wählen, daß \frac{1}{4}\,d^2 mit sehr guter Annäherung gegenüber
                              										ρ2 vernachlässigt
                              									werden darf; ebenso kann man dann
                           \rho=R=\frac{R_1+R_2}{2}= dem mittleren
                           Radius des Hohlzylinders annehmen und es folgt mit
                              										R=\frac{D}{2} gesetzt:
                           J=\frac{G\,.\,D^2}{4\,.\,g} . . . . . 10)
                           Führt man nun diesen Ausdruck für J in Gleichung 9 ein,
                              									so ergibt sich:
                           G\,.\,D^2=135000\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_1}^2\,.\,\delta_m}Wenn man der Kürze halber Jm = J setzt, da nun keine Verwechslungen mehr zu
                                    											befürchten sind. . . 11)
                           welche Gleichung uns eine für die praktische Verwendung sehr
                              									bequeme Beziehung zwischen dem maximal notwendigen Schwungmoment, der maximalen
                              									Turbinenleistung N1,
                              									der totalen Schließ- bezw. Oeffnungszeit T und dem
                              									zugelassenen Ungleichförmigkeitsgrad δm darstellt.
                           Es ist bei der Anwendung von Gleichung 11 jedoch stets zu beachten, daß dieselbe nur
                              									bei verhältnismäßig kleinen Ungleichförmigkeitsgraden δm einigermaßen genaue Uebereinstimmung
                              									mit der Wirklichkeit ergibt.
                           Zur Ermittlung der Schwungmassen bei größeren Ungleichförmigkeitsgraden sollte
                              									deshalb stets Gleichung 7' benutzt werden.
                           Es war:
                           {n_m}^2={n_a}^2+\left(\frac{30}{\pi}\right)^2\,.\,\frac{150\,N_1}{J}\,[a-b]^2\,.\,\frac{T}{2}
                              									. 7')
                           daraus:
                           J=\frac{30^2\,.\,150\,.\,N_1\,[a-b]^2\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[{n_m}^2-{n_a}^2]}
                              									. . 12)
                           Rechnet man wiederum das größte Schwungmoment Jm für totale Be- oder Entlastung, so ergibt sich für
                              									dasselbe:
                           J_m=\frac{30^2\,.\,150\,.\,N_1\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[{n_m}^2-{n_1}^2]}
                              									. . 13)
                           oder indem man für Jm den äquivalenten Hohlzylinder einführt, kann die
                              									obige Gleichung unter Benutzung der Relation 10) auch in der Form:
                           G\,.\,D^2=270000\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_m}^2-{n_1}^2} . .
                              									14)
                           geschrieben werden. Wie in Abschnitt 1 nachgewiesen wurde,
                              									gibt Gleichung 14 selbst bei relativ großen Ungleichförmigkeitsgraden eine sehr gute
                              									Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit. Sie dürfte deshalb als allgemeine Grundlage
                              									zur Berechnung von Schwungmomenten sehr geeignet sein.
                           Bei kleineren Ungleichförmigkeitsgraden δm kann man
                           \delta_m=\frac{n_m-n_1}{n_1} und
                              										n_1=\frac{n_m+n_1}{2}
                           setzen.
                           Dann ist:
                           2 • δm
                              									• n12  = nm2
                              									– n12
                           und dies in Gleichung 14 eingesetzt, ergibt:
                           
                              G\,.\,D^2=135000\,.\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_1}^2\,.\,\delta_m}
                              
                           d.h. genau dieselbe Beziehung wie unter 11. Die Berechnung der
                              									Schwungmassen kann in diesem Falle durch Wegschaffung der großen Zahlenwerte
                              									noch etwas vereinfacht werden, indem man sich, wie in Fig.
                                 										5 dargestellt, für eine Reihe von Drehzahlen die jeweiligen Quotienten
                              										q=\frac{135000}{{n_1}^2} berechnet und in einem Diagramm als
                              									Funktion von n1
                              									aufträgt. Ist dann in einem bestimmten Fall eine Drehzahl gegeben, so kann man sich
                              									aus dem Diagramm rasch den zugehörigen Wert des Quotienten q entnehmen, der mit N1 • T multipliziert und
                              									durch δm (als Bruch)
                              									dividiert, das notwendige Schwungmoment liefert.
                           
                        
                           3. Die bei der Turbinenregulierung
                                 										auftretenden Druckschwankungen.
                           Die in der einschlägigen Literatur mehrfach behandelte Frage über den Verlauf und die
                              									Maximalhöhe dieser Druckschwankungen bildete ebenfalls den Gegenstand eingehender
                              									Untersuchungen in früheren Arbeiten derselben Verfasser.Allièvi-Dubs:
                                    											Allgemeine Theorie über die veränderliche Bewegung des Wassers in
                                    											Rohrleitungen. Julius Springen Berlin, 1909.
                                    												Utard: Die bei der Turbinenregulierung
                                    											auftretenden sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des
                                    											zufließenden Arbeitswassers. Dinglers Journal, Heft 26–33, 1909. Ferner sei
                                    											hingewiesen auf Braun: Druckschwankungen. Wittwer, Stuttgart, 1909.
                           Auf die dort erhaltenen Resultate fußend, soll nun der Einfluß untersucht werden, den
                              									diese als Sekundärerscheinungen des Reguliervorganges aufzufassenden
                              									Druckschwankungen wieder rückwärts auf die Turbinenregulierung ausüben. Die
                              									vorliegende Arbeit schließt sich infolgedessen direkt an die früheren an, und soll
                              									die praktischen Konsequenzen jener theoretischen Untersuchungen ziehen.
                           Zur Ermittlung des Verlaufes der Druckkurve während der Dauer der
                              									Leitschaufelverstellung kommen in der Hauptsache zwei Methoden in Frage,Rateau:„Traité des turbo machines“ Paris, Dunod 1900. Prof. Rateaus Methode wurde von Prof. Pfarr bezw. vom Comte
                                       												de Sparre weiter ausgebildet und wird im folgenden kurz als Methode
                                    											von Pfarr bezeichnet werden. nämlich
                              									die von Prof. A. PfarrPfarr: Die
                                    											Turbinen für Wasserkraftbetrieb, Kap. 21. Berlin 1907. bezw. vom
                              										Comte de SpaneVier
                                    											Aufsätze in der Zeitschrift: La houille blanche-Grenoble. Sept. 1904, Mai
                                    											1905, Juli 1905, Sept. u. Dez. 1907. und ferner die von Ing. M. L. Allièvi.Bereits vorstehend angeführt.
                           Rateau, Pfarr und de Spane
                              									lassen die Elastizität der Rohrwandungen und die Kompressibilität des Wassers
                              									unbeachtet; nach ihrer Methode erhält man demzufolge gleichmäßig verlaufende Kurven,
                              									die auch für verschiedene Anfangsbeaufschlagungen unter sich ähnlichen Charakter
                              									haben.
                           Es sei:
                           C1
                              									= maximale Durchflußgeschwindigkeit des Wassers in der Rohrleitung; diese tritt auf
                              									bei der Beaufschlagung β = 1;
                           T = totale Schließ- bezw.
                              									Oeffnungszeit;
                           L = totale Länge des
                              									Zuleitungsrohres;
                           H0
                              									= Gefällhöhe;
                           h = Druckhöhe beim Leitapparat,
                              									berechnet ohne Berücksichtigung der Elastizitäten.
                           Dann ergibt sich nach der Methode von Pfarr und de Sparre das Maximum oder Minimum der
                              									Druckschwankungen aus der Gleichung:
                           h_{max}=z\,.\,H_0=H_0\,\left[1+\frac{m^2}{2}\,\mp\,\sqrt{1+\frac{m^2}{4}}\right]s. a. Allièvi-Dubs
                                    											„Allgemeine Theorie usw.“ III. Kap. § 11 Gleichung 40 und § 11 bis,
                                    											sowie Anhang. . 15)
                           
                           worin z=\frac{h}{H_0}=
                              									verhältnismäßige Druckänderungen und
                           m=\frac{C_1\,.\,L}{g\,.\,H_0\,.\,T} ein Ausdruck, der alle
                              									Betriebsdaten enthält.
                           Die Methode von Allièvi welche, mit Ausnahme der
                              									Reibung, alle in Betracht kommenden Faktoren berücksichtigt, ergibt nach
                              									vollständigem Oeffnen oder Schließen einen oszillatorischen Verlauf des Druckes. In
                              									speziellen Fällen „siehe Allièvi-Dubs III. Kap. § 11
                                 										bis“ treten diese Oszillationen schon während des Verstellvorganges auf. Die
                              									Periode der Oszillation ist 2 L/i, wo i die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Druckes in der
                              									Rohrleitung bedeutet und aus der Beziehung:
                           \frac{1}{i^2}=\frac{\gamma}{g}\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E}\,.\,\frac{d}{D}\right]
                              									. . . . 16)
                           zu berechnen ist.
                           Hierin bezeichnet:
                           ε = Kompressibilitäts-Koeffizient
                              									des Wassers.
                           E = Elastizitätsmoduls des
                              									Rohrmaterials.
                           d = Wandstärke des
                              									Zuleitungsrohres.
                           D = Durchmesser des
                              									Zuleitungsrohres.
                           Wie in den früheren ArbeitenDa im folgenden des
                                    											öfteren auf die Gleichungen hingewiesen werden muß, die in den bereits
                                    											früher angegebenen Arbeiten der Verfasser abgeleitet wurden, so sollen im
                                    											folgenden der Kürze halber diese Arbeiten kurzweg mit
                                    												„Druckschwankungen“ (Utard) und
                                    												„Allgemeine Theorie“ (Allièvi-Dubs)
                                    											bezeichnet werden. der Verfasser abgeleitet wurde, beträgt das
                              									äußerste Maximum der unter Berücksichtigung der Elastizitäten berechneten Druckhöhe
                              										H (vergl. Druckschwankungen Gleichung 76) und
                              										„Allgemeine Theorie“, 2. Teil, I. Kap. § 1, Gleichung XVIII).
                           Hmax =
                              										H0 • zmax = H0 [ 1 + 2 m] . . 17)
                           Dieser maximale Druck tritt dann auf, wenn der Schließvorgang bei der Teilfüllung
                              										\beta=\frac{2\,L}{i\,.\,T} beginnt und mit einer als konstant
                              									anzunehmenden Schließgeschwindigkeit bei β = 0, d.h.
                              									erst nach völligem Schluß endet.
                           Die gleichen Füllungen \left(\beta=\frac{2\,L}{i\,.\,T}\right)
                              									ergeben auch das schnellste Ansteigen des Ueberdruckes bei fortwährend mit dem
                              									Zeitabstand \frac{2\,L}{i} sich ablösenden Oeffnungs- und
                              									Schließvorgängen. Es kann alsdann für jeglichen Wert von
                              										m=\frac{L\,C_1}{g\,.\,H_0\,.\,T} bei genügend zahlreicher
                              									Aufeinanderfolge solcher ungünstigster Verstellvorgänge die Druckhöhe 2 H0, d.h. ein Ueberdruck
                              									gleich dem normalen Gefälle H0, erreicht werden. In diesem Falle gibt uns
                              									nur das Maß der Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen solcher aufeinanderfolgender
                              									Oeffnungs- und Schließvorgänge einen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Größe des bei
                              									Berechnung der Rohrwandungen zu berücksichtigenden Maximaldruckes.
                           
                        
                           II. Die Berücksichtigung der
                                 										Druckschwankungen beim Reguliervorgange.
                           
                              4. Der Einfluß der
                                    											Druckschwankungen auf nmax, d.h. auf die Schwankungen in der Tourenzahl.
                              Sobald wir den rückwärtigen Einfluß dieser Trägheitserscheinungen (d.h. der
                                 										Druckschwankungen) ins Auge fassen, so interessiert uns weniger der Verlauf der
                                 										Druckkurve als vielmehr die hierdurch bedingte Modifikation der
                                 										Leistungskurve.
                              Die nach den Methoden von Pfarr und Allièvi aus der Druckkurve entwickelte
                                 										Leistungskurve weicht ganz wesentlich von ihrer ideellen Form ab, welch
                                 										letztere bei konstanter Druckhöhe und linear variierendem Austrittsquerschnitt
                                 										(s. die früheren Voraussetzungen) ebenfalls linear verläuft. Infolge der
                                 										Massenwirkung des hinzufließenden Arbeitswassers nimmt nämlich die ausgeleitete
                                 										Arbeitsmenge keineswegs proportional zur Aenderung des Austrittsquerschnittes
                                 										ab, sie kann sogar in ungünstigen Fällen (lange Zuleitungsrohre und große
                                 										Rohrgeschwindigkeit) in den ersten Augenblicken des Schließens zunehmen, so daß
                                 										in diesen Zeitintervallen durch das Schließen eine der angestrebten gerade
                                 										entgegengesetzte Wirkung eintritt.s
                                       													„Allgemeine Theorie“, II. Kap., § 6.
                              Wir können somit die in den meisten theoretischen Untersuchungen über
                                 										Reguliervorgänge getroffene Annahme einer gleichmäßigen, d.h. proportionalen Ab-
                                 										und Zunahme der Arbeitsleistung oder der Drehmomente während der Dauer der
                                 										Leitschaufelverstellung, wie sie auch Gleichung 7 bezw. 7' zugrunde liegt, nicht
                                 										mehr beibehalten; wir müssen vielmehr für jeden Augenblick die Größe der
                                 										Arbeitsleistung resp. des von der Turbine entwickelten Drehmomentes aus
                                 										Kurvenaufzeichnungen entnehmen. Es ist daher nicht mehr möglich, die am meisten
                                 										interessierenden Größen nmax und tmax (das ist die Zeit, welche vom Beginn der Entlastung bis zur
                                 										größten Geschwindigkeit nmax verstreicht) auf rein analytischem Wege zu bestimmen und müssen
                                 										uns daher mit anderen Methoden zu behelfen suchen.
                              Der nächstliegendste Weg ist wohl der, daß man von der verhältnismäßig leicht zu
                                 										ermittelnden Leistungskurve der Turbine ausgeht, indem man die bereits im ersten
                                 										Abschnitt besprochene Annahme trifft, daß in der Nähe der normalen Tourenzahl
                                 										die Leistung mit veränderlicher Tourenzahl konstant bleibt.
                              Es sei ASa das
                                 										Arbeitsvermögen aller rotierenden Massen (Schwungrad, Turbinenlaufrad,
                                 										Transmissionsteile eventl. Arbeitsmaschine oder Rotor des Generators) vor dem
                                 										Wechsel an Kraftbedarf. Nun trete eine plötzliche Entlastung der Turbine von der
                                 										Leistungsentnahme a • L1 auf die Leistungsentnahme b • L1 ein (L1 = maximale Turbinenleistung in mkg/Sek. für
                                 											β = 1). Das Arbeitsvermögen der rotierenden
                                 										Massen wird sich dann nach Ablauf einer gewissen Zeit t auf einen gewissen Betrag AS geändert haben. Wir können alsdann für den
                                 										Schließvorgang folgende Ueberlegung anstellen:
                              In jedem Augenblick muß die Zunahme der lebendigen Kraft der Schwungmassen gleich
                                 										sein dem momentanen Betrag des infolge der plötzlichen Entlastung von der
                                 										Leistungsentnahme a • L1 auf b
                                 										• L1 überflüssig
                                 										gewordenen Arbeitsvermögens der Turbine. Dieses überschüssige Arbeitsvermögen
                                 										ist nun gleich der Differenz zwischen der vom Augenblick des Beginns der
                                 										Schließbewegung aus verrichteten Turbinenarbeit und der durch die
                                 										Belastungsmaschine gleichmäßig verbrauchten Arbeit b • L1 •
                                 											t. Während dieser letztere Ausdruck nach
                                 										Voraussetzung konstant, d.h. nur mit t variabel
                                 										ist, verändert sich der Wert des augenblicklichen Arbeitsvermögens der Turbine
                                 										andauernd, jedoch nicht mehr linear wie beim ideellen Reguliervorgang; da, wie
                                 										bereits umstehend erwähnt, bei der Ermittlung der L1-Kurve die veränderliche Druckhöhe
                                 										berücksichtigt werden muß.
                              Sobald nun diese Druckkurve bestimmt worden ist, läßt sich in jedem Moment die
                                 										betr. Turbinenleistung leicht berechnen.
                              Es ist:s.
                                       													„Druckschwankungen“, Gleichung 76. s. „Allgemeine
                                          													Theorie“, II. Kap., § 6, Gleichung 23.
                              
                                 L=\eta\,\frac{\gamma\,.\,q\,.\,C^2}{2\,g}=\frac{f\,.\,\gamma\,.\,C^3}{2\,g}\,\eta=q\,.\,\lambda\,.\,h\,.\,\eta
                                 
                              
                              wo:
                              q = sekundl. ausfließende
                                 										Wassermenge in m3/Sek.,
                              C = Geschwindigkeit, welche der
                                 										totalen Druckhöhe beim Leitapparat entspricht,
                              f = Austrittsquerschnitt des
                                 										Leitapparates und
                              η = mech. Nutzeffekt der Turbine.
                                 										Es soll derselbe für alle Beaufschlagungen konstant angenommen werden,
                                 										entsprechend unseren Voraussetzungen.
                              Nach den Grundsätzen der Infinitesimalrechnung darf nun für jedes unendlich
                                 										kleine Zeitteilchen dt die aus dem Leitapparat
                                 										ausgeleitete Leistung konstant angenommen werden, und es wird somit in den
                                 										ersten t-Sekunden nach Beginn des Schließvorganges
                                 										vom Leitapparat ein Arbeitsvermögen von
                                 											\int\limits_0^t\,L\,.\,dt auf das Turbinenrad übertragen.
                                 										Während der gleichen Zeit wird durch die Arbeitsmaschinen ein Arbeitsvermögen
                                 										von \int\limits_0^t\,b\,.\,L_1\,.\,d\,t=b\,.\,L_1\,.\,t
                                 										verbraucht.
                              Nach unseren früheren Darlegungen gilt dann die Beziehung;
                              A_S-A_{S_a}=\int\limits_0^t\,L\,.\,d\,t-b\,.\,L_1\,.\,t
                                 										. . 18)
                              Hierin bedeutet \int\limits:0^t\,L\,.\,d\,t den Inhalt der
                                 										Fläche zwischen dem entsprechenden Stück der L-Kurve und der Abszissenachse.
                              Wenn ω die Winkelgeschwindigkeit aller rotierender
                                 										Schwungmassen ist, wobei angenommen wird, daß alle Teile und speziell auch der
                                 										Regulator im selben Augenblick dieselbe Winkelgeschwindigkeit besitzen, so läßt
                                 										sich die linke Seite von Gleichung 18 auch in anderer Weise schreiben. Es
                                 										ist:
                              
                                 A_S-A_{S_a}=J\,.\,\frac{\omega^2}{2}-J\,\frac{{\omega_a}^2}{2}
                                 
                              wo: ωa und ω bezw. na und n die Winkelgeschwindigkeiten bezw. Tourenzahlen
                                 										zurzeit t = 0 und t =
                                 											t bedeuten.
                              Es folgt:
                              
                                 A_S-A_{S_a}=\frac{J}{2}\,.\,\left(\frac{\pi\,.\,n}{30}\right)^2-\frac{J}{2}\,.\,\left(\frac{\pi\,.\,n_a}{30}\right)^2
                                 
                              oder:
                              A_S-A_{S_a}=\frac{J\,.\,\pi^2}{1800}\,[n^2-{n_a}^2] . .
                                 										19)
                              Damit geht Gleichung 18 über in:
                              n^2={n_a}^2+\frac{1800}{J\,.\,\pi^2}\,\left[\int\limits_0^t\,L\,.\,d\,t-b\,.\,L_1\,.\,t\right]
                                 										. 20)
                              oder, wenn man in der Klammer durch L1 dividiert,
                                 										folgt:
                              n^2={n_a}^2+\frac{1890\,.\,L_1}{J\,.\,\pi^2}\,\left[\int\limits_0^t\,\frac{L}{L_1}\,d\,t-b\,.\,t\right]
                                 										. 21)
                              Der Klammerausdruck bedeutet den Inhalt der ganz schraffierten Fläche in Fig. 6 (s. S. 122), während beim ideellen
                                 										Reguliervorgange, d.h. bei steter Proportionalität zwischen Turbinenleistung und
                                 										Oeffnung, nur das doppelt schraffierte Stück in Betracht kommen würde.
                              Für Fig. 6 sowie für sämtliche übrige Figuren
                                 										gilt das in dem früheren Aufsatz über Druckschwankungen unter Kap. II, 2 und 3
                                 										Gesagte (s. D. p. J. S. 418). Es ist speziell zu beachten, daß die Werte der
                                 										momentanen Turbinenleistung L und des
                                 										Wasserquantums q ebenso wie die augenblicklichen
                                 										Eröffnungen f des Leitapparates, nämlich f = β • f1, von der
                                 										Abszissenachse aus nach unten abgetragen sind. Hierdurch ergeben sich also
                                 										Schlußlinien, die von links unten nach rechts oben ansteigen, und
                                 										dementsprechend nach links abfallende Oeffnungslinien.
                              Diese Methode der Kurvenaufzeichnung hat den Vorzug, daß sie sich an die
                                 										Auftragsweise anschließt, die bei der Untersuchung von Regulierverhältnissen
                                 										allgemein im Gebrauch ist. Da nämlich beim indirekt wirkenden Regulator der
                                 										völligen Eröffnung der Leitschaufeln, also der Maximalleistung L1 der Turbine, bei
                                 										nicht kompensierter Rückführung die kleinste normale Geschwindigkeit entspricht
                                 										und umgekehrt dem Leerlauf die größte, so müssen die Werte der Leistungen und
                                 										die der Momente und der Füllungen nach unten hin aufgetragen werden, damit sie
                                 										in Einklang stehen mit einer im positiven Sinn aufgezeichneten n-Kurve.
                              Die Kurven der Druckhöhen und Austrittsgeschwindigkeiten des Arbeitswassers haben
                                 										jedoch die Zählrichtung von unten nach oben, d.h. in gewöhnlichem Sinne, wobei
                                 										allerdings die Abszissenachse um das den Größen L1 resp. f1 und q1 entsprechende Stück nach unten
                                 										verschoben ist, also bis zu der untersten wagerechten Linie in Fig. 6.
                              In vorstehender Fig. 6 ist die nach der Methode
                                 										von Pfarr ermittelte L-Kurve eingezeichnet. Die L-Kurve nach Allièvi hat mit der Pfarrschen die Eigenschaft gemein, daß sie in demselben Sinne von der
                                 										Schlußlinie abweicht. Zur Angabe ihres Verlaufes, welcher in jedem einzelnen
                                 										Falle verschieden ist, ist die Kenntnis der Größen m und L (L =
                                 										Rohrleitungslänge) sowie der Anfangsbeaufschlagung a und der Druckfortpflanzungsgeschwindigkeit i erforderlich. Im folgenden soll dann noch näher auf die Frage
                                 										eingegangen werden, welche Unterschiede bezüglich der L-Kurven und der Geschwindigkeitsschwankungen sich bei Anwendung
                                 										dieser zwei verschiedenen Methoden ergeben und welche von beiden in den
                                 										einzelnen Fällen am praktischsten anzuwenden ist.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)