| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 142 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Magnetkrane.
                           In unseren neuzeitlichen Hüttenwerken werden Lasthebemagnete immer häufiger verwandt.
                              									Die Aufgabe, wirklich zuverlässige und betriebssichere Hebemagnete herzustellen,
                              									kann heute als gelöst betrachtet werden. In älteren Hochofenwerken werden die
                              									Roheisenmasseln in dem Gießbett von Hand zerschlagen und von Hand verladen. Die
                              									hierfür gezahlten Löhne sind hohe; außerdem bietet die Beschaffung geeigneter
                              									Arbeitskräfte recht häufig Schwierigkeiten. Schon vor 5 Jahren hatte man auf dem Stummschen Werk zu Ueckingen über dem Gießbett einen
                              									elektrischen Laufkran mit einem Fallwerk, das mittels Riemens von dem Hubmotor
                              									angetrieben wurde, zum Zerschlagen der Masseln angeordnet. Die neue Gießhalle des
                              									genannten Werkes wird ebenfalls durch einen Laufkran bedient, der zwei Katzen
                              									besitzt; die eine trägt das Fallwerk, die andere einen Magneten zum Transport der
                              									zerschlagenen Masseln in Eisenbahnwagen. 35 t Roheisenmasseln werden hier in 5/4 Stunden
                              									zerschlagen und verladen; die Masseln können beim Verladen noch heiß sein. Der
                              									Hammer des Fallwerkes wiegt 117 kg, seine Fallhöhe beträgt 5 m. Messungen haben
                              									einen Stromverbrauch von 0,662 KW-Std. für 1 t verladener Masseln ergeben.
                           Eine ausgedehnte Verwendung findet der Hebemagnet heute beim Verladen von Schrott
                              									aller Art. Hierzu eignet sich besonders die runde glockenförmige Gestalt des
                              									Magneten, wie sie die A.-G. Lauchhammer ausführt. Nach
                              									Betriebsberichten sind die Ersparnisse gegenüber Handverladung recht beträchtliche.
                              									So stellten sich in dem Martinwerk Riesa a. E. die
                              									Gesamttransportkosten für 1 t Einsatz auf 0,82 bis 1 M, nach Einführung eines
                              									Magnetkranes jedoch auf nur 0,58 M. Im Borsigwerk,
                              									O.-S., betragen heute die Transportkosten für 1 t eingesetzten Schrott 45,19 Pf.,
                              									früher bei Handverladung 68,4 Pf. Auch die Arbeiterersparnis ist bedeutend. In dem
                              										Peiner Walzwerk wurden durch Einführung eines
                              									Magneten zur Schrottverladung sieben Mann bei jedem Martin-Ofen gespart. Auf dem Schrottplatz der Königshütte werden heute
                              									fünf Mann gegen 20 Mann früher beschäftigt.
                           Im Düsseldorfer Rheinhafen sind kürzlich Vergleichsversuche beim Löschen von Schrott
                              									angestellt worden. In dem einen Fall wurden Blechmulden durch einen Kran in das
                              									Schiff gesenkt, dort von Hand beladen, von dem Kran über Eisenbahnwagen gebracht und
                              									durch Kippen entleert. Im andern Falle wurde ein Lasthebemagnet verwandt. Für 1 t
                              									umgeladenen Schrotts wurden die Gesamtkosten mit 20 bis 31,5 Pf. bei von Hand
                              									gefüllter Blechmulde, mit 6,5 bis 12,9 Pf. bei Magnetverladung je nach Art des
                              									Schrottes festgestellt. Die A.-G. Lauchhammer hat ein
                              									besonderes Kransystem für Schrottlagerplätze von Martinwerken zum Patent angemeldet. Die Laufkatze dieser Kranart besitzt
                              									ein Bügelgehänge zum Transport der gefüllten Schrottmulden zur Ofenbühne; ferner ein
                              									Gehänge für einen Hebemagneten zum Beladen der Mulden oder zum Ausladen von Schrott.
                              									Der Magnet kann auch eine Fallkugel aufnehmen, um größere Stücke zu zerschlagen.
                           Von der Gußstahlfabrik Döhlen wurden über die
                              									Leistungsfähigkeit von Magneten verschiedener Größe und Bauart Versuche angestellt;
                              									je nach Art des Schrottes wurden 15000 kg in 22 bis 47 Min. ausgeladen.
                           Große Vorteile bietet die Verwendung von Hebemagneten auch bei der Verladung des
                              									fertigen Walzgutes. Außer Arbeiter- und Zeitersparnis kommt hier noch die bessere
                              									Ausnutzung des Lagerplatzes in Frage, indem das Material dicht gestapelt werden
                              									kann. Zum Heben von stabförmigem Material eignen sich Magnete von hufeisenförmiger
                              									Gestalt, deren Kraftlinien in der Längsausdehnung der Stäbe verlaufen. Bei langen
                              									Schienen werden mehrere an ein Querstück hängende Magnete verwandt; es lassen sich
                              									auf diese Weise bis 10 t Schienen bis 20 m Länge sicher mit einem Hube
                              									transportieren. (C. Michenfelder.) [Z. d. V. d. I.
                              									1910, S. 2042.]
                           
                              Ds.
                              
                           
                        
                           4/4 gekuppelte Güterzuglokomotive.
                           Mit dem zunehmenden Gewicht der Güterzüge steigt allgemein die Wirtschaftlichkeit im
                              									Güterverkehr. Es muß deshalb die Bildung weniger, aber schwerer Züge mit Wagen von
                              									hoher Tragfähigkeit und einheitlicher Bauart angestrebt werden. Dieses Streben führt
                              									dazu, starke Lokomotiven zu bauen, deren Zugkräfte voll ausgenutzt werden
                              									können.
                           Bei der preußischen Eisenbahnverwaltung betrug die durchschnittliche Tragfähigkeit
                              									der Güterwagen-Achsen im Jahre 1888 = 4,9 t; 1898 = 6,06 t; 1908 = 6,85 t; 1910 =
                              									8,00 t für neue Güterwagen.
                           Die Erhöhung der Wagentragfähigkeit verlangt eine Verstärkung der Lokomotivzugkraft.
                              									Die dreifach gekuppelte Lokomotive verliert an Bedeutung, von der vierfach
                              									gekuppelten sind bereits über 3000 in Betrieb.
                           Bis jetzt waren drei Arten von Güterzuglokomotiven mit folgenden Abmessungen in
                              									Betrieb.
                           
                              
                                 
                                 Zwillings-loko-motive
                                 Verbund-loko-motive
                                 Heiß-dampf-lokomot.
                                 Die neueBauart
                                 
                              
                                 Dampfdruck                         at
                                 12
                                 12
                                 12
                                 12
                                 
                              
                                 Zylinder-Durchmesser        mm
                                 520
                                 530/750
                                 600
                                 550
                                 
                              
                                 Kolbenhub                         mm
                                 630
                                 630
                                 660
                                 630
                                 
                              
                                 Treibrad-Durchmesser       mm
                                 1250
                                 1250
                                 1350
                                 1250
                                 
                              
                                 Heizfläche d. Feuerbüchse qm
                                 10,09
                                 10,33
                                 12,75
                                 11,82
                                 
                              
                                 Heizfläche der Siederohre qm
                                 141,23
                                 128,68
                                 127,42
                                 185,76
                                 
                              
                                 Ueberhitzerheizfläche        qm
                                 –
                                 –
                                 41,20
                                 –
                                 
                              
                                 Rostfläche                          qm
                                 2,29
                                 2,28
                                 2,35
                                 3,05
                                 
                              
                                 Dienstgewicht                      t
                                 53,5
                                 52,9
                                 57,1
                                 60
                                 
                              
                                 Höchstgeschwindigk.      km/Std
                                 45
                                 45
                                 50
                                 45
                                 
                              
                           Mit dem Entwurf einer leistungsfähigeren, dabei aber möglichst einfachen
                              									Lokomotivgattung wurde die Lokomotivfabrik Schichau in Elbing betraut. Der Achsdruck durfte dabei 16 t nicht
                              									überschreiten. Die Heizfläche wurde auf 200 qm vergrößert. Die Größe der
                              									Dampfzylinder für Zwillingswirkung sind dabei so gewählt, daß das Lokomotivgewicht
                              									für die Zugkraft möglichst ausgenutzt wird, aber die Beanspruchung des Kessels
                              									kleiner bleibt als bei den älteren 4/4 gekuppelten Güterzuglokomotiven. Bei den erst
                              									gelieferten zehn Lokomotiven wurde innenliegende Allan-Steuerung verwendet. Da die Heusinger-Steuerung hinsichtlich der Dampfverteilung vorteilhafter ist und die
                              									Eigenreibung kleiner bleibt, wurde bei allen anderen Lokomotiven diese Steuerung
                              									ausgeführt.
                           Von den vier gekuppelten Achsen liegen drei unter dem Langkessel, die vierte unter
                              									der Feuerbüchse, die dritte Achse ist Treibachse.
                           Die Wände der Feuerbüchse sind durch Stehbolzen versteift, die ursprünglich 115 mm
                              									Teilung, bei den neueren Lokomotiven aber 90 mm Teilung haben. Die Bolzen haben
                              									nunmehr den gleichen Durchmesser von 21 mm. Sie sind aus Rundkupfer mit der üblichen
                              									Anbohrung hergestellt. Verschiedene Lokomotiven haben versuchsweise Stehbolzen aus
                              									hohlgewalztem Kupfer, Manganbronze oder Flußeisen erhalten, um Erfahrungen zu
                              									sammeln, welcher Baustoff im Betriebe die größte Sicherheit gegen Bruch und
                              									Undichtigkeit bietet und sich am wirtschaftlichsten stellt.
                           Die Rostfläche beträgt 3 qm, die Feuerbeschickung kann durch ein einzige? Feuerloch
                              										Webbscher Bauart von normaler Größe ohne
                              									Schwierigkeit geschehen. Um eine gute Feueranfachung zu erhalten, ist der
                              									Schornstein mit 400 mm  an der engsten Stelle auf die Hälfte seiner Länge in
                              									die Rauchkammer eingebaut.
                           Unter der Annahme eines Reibungskoeffizienten von 1/6,7–⅙ beträgt die zur vollen Ausnutzung
                              									des Reibungsgewichtes aufzuwendende Zugkraft 9000–10000 kg.
                           Auf Steigungen von 1 : 90 ist die Lokomotive dieser Bauart mit 0,5 Füllung ohne
                              									Erschöpfung des Kessels gefahren. Die im Betriebe ermittelten Ergebnisse haben, was
                              									Einfachheit der Bedienung und Unterhaltung sowie Leistung anbetrifft, den
                              									Erwartungen entsprochen. Die Versuchsfahrten ergaben folgendes Resultat:
                           
                              
                                 FahrtNr.
                                 Gesamt-Kohlen-verbrauchkg
                                 Gesamt-Wasser-verbrauchkg
                                 Für 1000 t/km
                                 Ver-damp-fungs-Ziffer
                                 Zurückge-legte
                                    											Streckekm
                                 Wagen-gewichtt
                                 
                              
                                 Kohlen-verbr.kg
                                 Wasser-verbr.kg
                                 
                              
                                 1
                                 4400
                                 32150
                                 31,8
                                 230
                                 1 : 7,3
                                   181,4
                                   771
                                 
                              
                                 2
                                 3400
                                 25300
                                 26,9
                                 200
                                   1 : 7,45
                                 126
                                 1001
                                 
                              
                           Der Gang der Lokomotive war auch bei größerer Geschwindigkeit sanft und stoßfrei. Der
                              									Brennstoffverbrauch dieser neuen Lokomotiven betrug auf steigungs- und
                              									krümmungsreichen Strecken im dreimonatlichen Durchschnitt 52 kg für 1000 t/km gegenüber 55
                              									kg bei Verbundlokomotiven. Auf Flachlandstrecken mit weniger Steigungen ergab sich
                              									während der gleichen Zeit 21,23 kg gegenüber 22,03 kg bei älteren
                              									Zwillingslokomotiven.
                           Alle Versuche zeigen, daß die neue Lokomotivgattung bis zu 20 v. H. größere
                              									Leistungsfähigkeit als die älteren erwähnten Lokomotiven hat, daß das Anfahren hier
                              									leichter und sicherer, ohne Schleudern geschieht. Besondere Ausbesserungen sind an
                              									diesen Lokomotiven noch nicht vorgekommen. Eine solche Lokomotive nebst Tender war
                              									auf der Weltausstellung in Brüssel ausgestellt. [Zeitschr. d. Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1910, S. 2002 bis 2008.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Amerikanische Wasserkraft-Uebertragungsanlagen.
                           Der Umfang der heutigen Wasserkraftausnutzung in den Vereinigten Staaten von Amerika
                              									ist noch verhältnismäßig gering. Von der 32000000 PS betragenden Leistung, die für
                              									industrielle und Bahnbetriebe erforderlich ist, werden 26500000 PS in Dampf- und nur
                              									5500000 PS in Wasserkraftanlagen erzeugt. Die Zahl der Wasserturbinen beträgt etwa
                              									53000. Aus der bei den bisherigen Bauten geübten Praxis läßt sich folgendes
                              									mitteilen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 143
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 143
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 143
                              Fig. 3.
                              
                           Soweit Dämme zum Abschließen der Baugruben für Stau- und Ueberfallwehre erforderlich
                              									werden, verwendet man Holz- und bei größeren Anlagen eiserne Spundwände, die aus
                              									besonderen Formeisen zusammengefügt sind. Fig. 1 und
                              										2 zeigen Querschnitte solcher Spundwände. Die
                              									eine von der Jones & Laughlin Company ist aus - oder ⊔-Eisen mit Formstücken für den
                              									Abschluß, die andere von der Lackawanna Steel Company
                              									aus unmittelbar ineinandergreifenden Formeisen zusammengefügt.; Die Stauanlagen
                              									selbst werden vorzugsweise aus grobem Bruchsteinmauerwerk mit möglichst wenig
                              									Mörtelaufwand oder aus in Beton gebetteten großen Bruchsteinen hergestellt. Längere
                              									Dämme stellt man in Abteilungen her und füllt die Zwischenräume mit Beton derart
                              									aus, daß dieser in Fugen der früher gebauten Dammteile eingreift. Dieses Verfahren
                              									ist bei dem 18 m hohen und 20 m breiten Staudamm der Mc.
                                 										Call Ferry Power Company im Susquehanna-Fluß angewendet worden. Eine andere
                              									Art von Stauwehren, die in Amerika vielfach ausgeführt worden ist, sind die hohlen
                              									Eisenbetonwehre, deren Hauptvorzüge die Billigkeit und die schnelle Herstellbarkeit
                              									sind. Auch diese werden in Abteilungen hergestellt, indem man erst in bestimmten
                              									Abständen Eisenbetonwände errichtet, welche der Querschnittsform des Dammes
                              									entsprechen und durch Eisenbetonstreben gehalten werden. Dann werden die
                              									Zwischenräume mit Eisenbetondecken verkleidet. Einer der bedeutendsten Dämme dieser
                              									Art ist der 140 m lange, 20 m hohe Damm bei Ellsworth, Maine, für die Bar Harbor and Union River Power Company. Von den aus
                              									Eisen erbauten Staudämmen hat derjenige für die Helena Power
                                 										Transmission Company
                              									in Montana, der mit 194 m Länge quer durch den Missouri gelegt war, infolge
                              									einer Unterspülung nur kurze Zeit gehalten. Er wird gegenwärtig durch einen
                              									Betondamm ersetzt. Von Erddämmen ist der bedeutendste der Nacaxa-Damm in Mexiko, der
                              									59 m hoch, an der Krone 393 m lang und an der Sohle 291,5 m breit ist. Der Kern
                              									dieses Dammes besteht aus Lehm, an den beiden Seiten sind Schichten aus einer
                              									Mischung von Lehm und Kalkstein aufgetragen und hierauf folgt auf der Ablaufseite
                              									eine Schicht von Kalkstein mit wenig Lehm. Die Außenseiten sind mit groben
                              									Kalksteinstücken belegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 143
                              Fig. 4.
                              
                           Die Druckleitungen werden meist aus Eisenblechen zusammengenietet oder aus Holzstäben
                              									hergestellt, während Eisenbetonrohre fast unbekannt sind. Bei größeren Druckhöhen
                              									hat man in den letzten Jahren mehrfach schmiedeeiserne geschweißte Rohre aus Europa
                              									bezogen, z.B. für eine Anlage in Colorado eine Leitung von 335 m Länge für 31 at
                              									höchsten Druck, für Rio de Janeiro sieben Rohrleitungen von je 650 m Länge für 29 at
                              									und für Mexiko sieben Leitungen von je 1000 m Länge für 43 at Höchstdruck. Von der
                              									üblichen Bauart abweichend ist die bedeutende Rohrleitung des Kern-River-Kraftwerkes in Los Angeles, Kalifornien,
                              									insofern als ein Stück dieser Leitung in einem Stollen von 527 m Länge und 2,8 m
                              									innerer Weite mit Beton ohne Flansche und Ausgleichsstücke eingebettet ist, obgleich
                              									diese Strecke ansehnliche Krümmungen aufweist. Die Rohrleitung ist im Stollen
                              									zusammengenietet und nach dem Einfüllen des Betons sorgfältig abgeklopft worden. An
                              									den Stellen wo sich Hohlräume vorfanden, bohrte man Löcher in die Rohrwand und
                              									pumpte in die Hohlräume Zementmörtel. Bei besonders großen Rohrleitungen, z.B.
                              									denjenigen der Ontario Power Company in Niagara-Falls
                              									von 2000 m Länge und 5600 mm  hat man sogar die Bleche an Ort und Stelle gewalzt und
                              									bearbeitet. Auch diese Rohre sind in Beton eingebettet worden. Hölzerne
                              									Rohrleitungen, welche besonders an der pazifischen Küste bevorzugt sind, werden
                              									folgendermaßen zusammengesetzt: Auf die unteren auf dem Boden ruhenden Holzstäbe
                              									setzt man eine innere Holzform und reiht dann die übrigen Stäbe aneinander, bis das
                              									Ganze mit einem an den Enden mit einem Spannschloß versehenen Reifen zusammengezogen
                              									werden kann. Die Stoßfugen sind segmentartig bearbeitet und die Enden der Stäbe
                              									werden gegeneinander versetzt und verfalzt sowie mit einem Eisenblech oder mit
                              									gepreßtem, in der Feuchtigkeit aufquellendem Papier gedichtet.
                           Die Maschinenhäuser werden zumeist unnötig gedrängt und ohne Rücksicht auf
                              									Bauschönheit ausgeführt. Ihre bauliche Anordnung hängt in der Regel von den
                              									Wasserverhältnissen ab. So zeigt Fig. 3 als Beispiel
                              									eine Anlage für geringes Gefälle das Kraftwerk der elektrischen Bahn in Winnipeg,
                              									Manitoba, bei welchem das Wasser den Turbinen durch einen 37 m breiten, 2,4 m tiefen
                              									Kanal von 12,4 km Länge mit 12,5 m Gefälle zugeführt wird, und ein Maschinensatz aus
                              									vier auf einer wagerechten Welle sitzenden Mc
                                 									Cormick-Turbinen von 1500 PS und 200 Umdrehungen i. d. Min. besteht. Diese
                              									Turbinen sind in dem Zuflußrohr angeordnet, das wegen dieser Anordnung sehr groß
                              									gemacht werden muß. Das Gegenstück hierzu bilden die Anlagen mit Turbinenschächten,
                              									von denen als besonders bemerkenswertes Beispiel die unterirdische Maschinenkammer
                              									der Snoqualmie-Falls Power Company am White-Fluß in
                              										Fig. 4 wiedergegeben ist. Diese ist unmittelbar
                              									unter dem Oberwasser angeordnet und am Fuße eines 25 m tiefen Schachtes gelegen. Die
                              									Kammer ist vollständig im Fels ausgebrochen und hat 62 m Länge, 12 m Breite und 9,3
                              									m Höhe. Die normale Schachtbauart, wie man sie bei den Niagara-Kraftwerken
                              									angeordnet hat, besteht aber darin, daß man die am Fuße des Schachtes gelagerte
                              									Turbine mit den senkrecht nach oben geführten Wellen an die im Maschinenraum
                              									befindlichen Stromerzeuger anschließt.
                           Die in Amerika meist angewendete Turbinenbauart ist die New American-Turbine, eine
                              									Vereinigung der Jonval- und der Francis-Turbine, die, obgleich sie nur für kleine Gefälle bestimmt ist, in
                              									Ermanglung anderer Bauarten für fast alle vorkommenden Gefälle verwendet wird. Erst
                              									in den letzten Jahren hat der europäische Turbinenbau hier bessernd eingewirkt. Eine
                              									größere Anzahl europäischer Ingenieure ist heute an leitender Stelle im Turbinenbau
                              									tätig. Während diese hauptsächlich die Francis-Turbinen
                              									bevorzugen und insbesondere für hohe Gefälle ausbilden, hat sich bei den
                              									kalifornischen Anlagen die Freistrahl-Turbine vielfach bewährt, und zwar mit
                              									Regelung durch ausschließliche Strahlablenkung mittels Prellplatte. (Koester.) [Zeitschr. d. Vereines deutsch. Ing. 1910, S.
                              									1714–1720 und 1781–1788.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wirtschaftswissenschaftlicher Hochschulkursus in
                              									Danzig.
                           Der Westpreußische Bezirksverein des Vereines Deutscher Ingenieure veranstaltet wie in den
                              									Jahren 1907 und 1909 so auch in diesem Jahre wieder in den Räumen der Danziger
                              									Hochschule in der Zeit vom 20. bis 25. März einen wirtschaftswissenschaftlichen
                              									Vortragskursus, der folgende Vorträge umfassen wird:
                           Hochschulprofessor Prinz, Danzig: Ueber die Bedeutung
                              									der technischen Betriebe mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse des
                              									Ostens.
                           Ministerialdirektor Geheimrat Peters, Berlin: Ueber den
                              									jetzigen Stand der Binnenschiffahrtsabgaben.
                           Syndikus Dr. Fehrmann, Danzig (Korreferent): Ueber die
                              									Wirkung der Binnenschiffahrtsabgaben auf die wirtschaftlichen Verhältnisse des
                              									Ostens.
                           Professor Dr. Moldenhauer, Köln: Ueber die
                              									Reichsversicherungsordnung. – Koalitionsrecht und Koalitionszwang. – Ueber die
                              									Belastung der wirtschaftlichen und gewerblichen Unternehmungen durch die deutsche
                              									soziale Gesetzgebung.
                           Dr. Swart, Posen: Landwirtschaftliches
                              									Genossenschaftswesen. – Ueber landwirtschaftliche Nebengewerbe.
                           Generalanwalt Justizrat Dr. Crüger: Gewerbliches
                              									Genossenschaftswesen. – Beleihung von Buchforderungen.
                           Regierungsrat Dr. Schweighoffer, Berlin: Ueber Syndikate
                              									und Kartelle.
                           Hochschulprofessor Geheimrat Genzmer, Danzig: Ueber
                              									grundlegende Fragen des Städtebaues.
                           Professor Dr. Mollwo, Danzig: Die Ergebnisse der letzten
                              									Berufs- und Gewerbezählung. – Die Reichswertzuwachssteuer.
                           Rechtsanwalt Zander, Danzig: Unlauterer Wettbewerb.
                           Daneben sind noch die Besichtigung der Kaiserlichen Werft und der Talsperre
                              									Straschin-Prangschin sowie drei Diskussionsabende vorgesehen.
                           Der Vortragskursus kommt dem besonders in den technischen Kreisen lebendigen Wunsche
                              									nach volkswirtschaftlicher und staatswissenschaftlicher Fortbildung in dankenswerter
                              									Weise entgegen. Die Vorträge behandeln zum Teil Fragen, die heute im Vordergrunde
                              									der öffentlichen Erörterung stehen. Die Namen der für die Vorträge gewonnenen Herren
                              									verbürgen eine fachkundige und anregende Behandlung, die, wie anzunehmen ist, eine
                              									lebhafte Aussprache auf den- Diskussionsabenden hervorrufen wird. Teilnehmerkarten
                              									(für den ganzen Kursus 20 M und für Einzelvorträge 1 M pro Stunde) geben das
                              									Geschäftszimmer der Technischen Hochschule, die Landwirtschaftskammer und die
                              									Danziger Verkehrszentrale aus.