| Titel: | Neuere Patente aus dem Hebemaschinenbau. | 
| Autor: | Georg Schultheis | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 156 | 
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                        Neuere Patente aus dem
                           								Hebemaschinenbau.
                        Vierter Vierteljahresbericht 1910 der Klasse 35b.
                           								Von Dipl.-Ing. Georg
                                 										Schultheis,
                           								Berlin.
                        Neuere Patente aus dem Hebemaschinenbau.
                        
                     
                        
                           1. Patent Nr. 227 710 vom 17. März 1910 ab gültig.
                           Maschinenfabrik H. Wegener & Co. in Bremen.
                           
                        
                           Selbsttätig schwenkender
                                 										Drehkran. (Fig. 1.)
                           Gegenstand des Patentes ist ein Drehkran, dessen Mittelsäule gegen die Vertikale
                              									einen spitzen Winkel bildet, so daß beim Drehen des Kranes die Auslegerrolle eine Auf- oder
                              									Abwärtsbewegung ausführt. Der Ausleger sucht sich in seine Ruhelage – die stabile
                              									Gleichgewichtslage – einzustellen, in welcher der Schwerpunkt S, der obere und der untere Drehpunkt des Auslegers in
                              									einer Ebene liegen. Hieran jedoch wird er gehindert durch ein Gegengewicht G, das mittels Drahtseil am Umfang einer fest auf der
                              									Mittelsäule montierten Seilscheibe angreift. Das Gegengewicht bewirkt, daß der
                              									Ausleger in unbelastetem Zustand seine höchste Stellung einnimmt. Wird der Kran
                              									belastet, so schwenkt der Ausleger selbsttätig in seine stabile Gleichgewichtslage
                              									und kann die Drehbewegung jederzeit durch eine Bremse reguliert oder der Ausleger in
                              									jeder Zwischenstellung von 0°–180° festgebremst werden. Wird die Last abgesetzt, so
                              									zieht das Gegengewicht den Ausleger in seine höchste Stellung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 156
                              Fig. 1.
                              
                           Die Konstruktion ist nur für kleinere Lasten ratsam; die Bremse muß den Ausleger sehr
                              									sicher in jeder Lage festhalten und ein Hochziehen der Last ermöglichen, ohne daß
                              									der Ausleger sich sofort in Bewegung setzt.
                           2. Patent Nr. 228935 vom 1. Sept. 1908 ab gültig. E.
                                 										Becker, Maschinenfabrik, Reinickendorf bei Berlin.
                           
                        
                           Steuerung für elektrisch betriebene
                                 										Hebe- und Transportvorrichtungen. (Fig.
                                 									2.)
                           Durch eine sehr sinnreiche Universalsteuerung sind zwei Anlasser zu zwei demselben Arbeitszweck dienende Motoren derart
                              									miteinander verbunden, daß den beiden Motoren nicht nur gleiche, sondern durch
                              									entsprechende Drehung des Steuerhebels auch verschiedene Anzugkraft und
                              									Umdrehungszahlen erteilt werden können.
                           Die um eine wagerechte Achse a drehbar gelagerten
                              									doppelarmigen Schwinghebel b greifen unten mittels
                              									Zahnsegment in die Antriebritzel der Anlasserwalzen, während ihr oberes Ende in
                              									einen zylindrischen senkrecht stehenden Zapfen c
                              									ausläuft. Letzterer wird umschlossen von einer Hülse d
                              									mit zwei seitlich befestigten Zapfen e. Ein
                              									hohlgegossener doppelseitiger Gabelhebel f umschließt
                              									die Zapfen e an seinen beiden Enden, während in der
                              									Mitte des Hebels f der Steuerhebel g zu den beiden. Anlassern starr befestigt ist.
                              									Außerdem ist der doppelseitige Gabelhebel um eine senkrechte Achse h beweglich, die auf der wagerechten Hebelachse a drehbar gelagert ist und von einer Nabe des Hebels
                              										f lose umschlossen wird.
                           Schwingt man den Handhebel g lediglich in senkrechter
                              									Richtung auf- oder abwärts, so werden beide Anlasser gleichmäßig betätigt, die
                              									zugehörigen Motoren laufen synchron. Soll der eine der beiden Motoren größere
                              									Anzugkraft oder Geschwindigkeit erhalten, so wird der Steuerhebel g in sinngemäßer Weise wagerecht bewegt, so daß eine
                              									Drehbewegung um die senkrechte Achse h stattfindet,
                              									wodurch bei dem einen Anlasser einige Widerstände weniger zur Einschaltung gelangen
                              									als bei dem anderen. Die Konstruktion läßt auch durch eine geringfügige Aenderung in
                              									der Lagerung der Gabeln die Möglichkeit zu, den einen Motor vorwärts, den anderen
                              									rückwärts laufen zu lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 156
                              Fig. 2.
                              
                           Das Anwendungsgebiet einer solchen Steuerung ist ein vielseitiges, z.B. Steuerung
                              									zweier Hubmotoren auf einer oder auf zwei voneinander unabhängigen Katzen; Steuerung
                              									der Fahrmotoren zweier zusammenarbeitenden Katzen, oder einer Verladebrücke, deren
                              									Stützen von je einem Motor angetrieben werden. Tritt bei letzterer ein Schiefstellen
                              									ein, so lassen sich Geschwindigkeit und Kraftleistung von je einem der beiden
                              									Motoren nach Bedarf mit Hilfe der patentierten Universalsteuerung leicht regulieren.
                              									Die Bewegungsrichtung des Handhebels entspricht sinngemäß der Bewegungsart der
                              									Motoren, so daß z.B. eine Bewegungsrichtung des Handhebels nach links eine größere
                              									Beeinflussung des linken Motors herbeiführt und umgekehrt.
                           Die Konstruktion ist einfach im Aufbau und in der Bedienung und entspricht vollkommen
                              									dem beabsichtigten Zweck.