| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 157 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Periodenzahl für
                              									Einphasen-Wechselstrombahnen.
                           Mit Rücksicht auf die Kommutierung wurde bei den ersten Einphasenbahnen im Jahre
                              									1902/1903 von solchen Konstrukteuren, die mit Widerstandsverbindungen zwischen der
                              									Ankerwicklung und dem Kommutator auskommen wollten, die Periodenzahl 15–16 mit
                              									Rücksicht auf das Bürstenfeuer gewählt. Für Motoren mit Querfeldkommutierung wurden
                              									dagegen 25 Perioden verwendet, da entsprechende Kraftwerke auch Strom für andere
                              									Verbraucher liefern können. Denn für diese Periodenzahl lassen sich auch
                              									Motoren ohne Kommutator wirtschaftlich und mit brauchbarer Drehzahl bauen; ferner
                              									ist die Beleuchtung mit Glühlampen von 40–50 Volt und für Außenbeleuchtung selbst
                              									mit Bogenlampen ausführbar. Für eine niedrigere Periodenzahl liegen diese
                              									Verhältnisse dagegen wesentlich ungünstiger.
                           Was den Bahnbetrieb selbst anbetrifft, so steht hier in erster Linie der Einfluß der
                              									verschiedenen Periodenzahlen auf die Kommutierung. Für diese kommt in einem
                              									Wechselstrommotor erstens die auch bei Gleichstrommotoren vorhandene Stromwende-EMK
                              									in Betracht, die der zu kommutierenden Stromstärke proportional ist. Sie kann durch
                              									eine verteilte Kompensations- und Arbeitswicklung sowie durch ein Wendefeld, welches
                              									von einer Hauptstromspule erzeugt wird, vernichtet werden, ohne daß die Periodenzahl
                              									des Wechselstromes hierauf einen Einfluß hat.
                           Zweitens ist die den Wechselstrom-Kommutatormotoren eigene Kurzschluß-EMK vorhanden,
                              									die von dem seine Richtung stetig wechselnden Hauptfelde herrührt. Auch diese kann
                              									durch ein Wendefeld vernichtet werden, welches jedoch gegenüber dem Erregerstrom des
                              									Hauptfeldes phasenverschoben sein und überdies mit zunehmender Drehzahl in der
                              									Stärke geringer werden muß. Der Verfasser untersucht zunächst im allgemeinen die
                              									Verhältnisse bei Motoren mit über dem ganzen Anker ausgebreiteten Querfeld und
                              									Anlegen einer Spannung sowohl an den Anker als auch an eine gleichachsige
                              									Ständerwicklung, und gelangt zu dem Schluß, daß zu jedem Verhältnis dieser beiden
                              									Spannungen eine Geschwindigkeit vorhanden ist, für die die Kurzschlußspannung Null
                              									wird und bei der der Wechselstrom-Kommutatormotor genau so gut kommutiert wie eine
                              									kompensierte Gleichstrommaschine.
                           Außer den Maschinen, bei denen sowohl dem Ständer als dem Läufer Arbeitsspannungen
                              									zugeführt werden, müssen noch solche Motoren unterschieden werden, bei denen
                              									entweder der Läufer allein oder der Ständer allein Arbeitsströme aufnimmt. Bei allen
                              									diesen Maschinen kann die Erregung am Läufer oder Ständer oder auch an beiden Teilen
                              									erfolgen, und es können die entsprechenden Wicklungen oder Ankerbürsten in Reihe, im
                              									Nebenschluß zu den Arbeitswicklungen oder an eine Außenspannung gelegt werden. Das
                              									bereits vorhandene oder bei den Motoren, deren Arbeitsstrom dem Läufer zugeführt
                              									wird, besonders hervorgebrachte verteilte Querfeld, sowie das in allen Fällen
                              									anwendbare örtlich begrenzte Querfeld gestatten eine Kompensation der Kurzschluß-EMK
                              									und damit eine Beseitigung des Bürstenfeuers in weiten Grenzen. Diese Mittel
                              									versagen jedoch bei geringen Drehzahlen. Dort wirken nur die eingangs erwähnten
                              									Widerstandsverbindungen, die zwar nicht wie das Querfeld die Kurzschluß-EMK
                              									aufheben, sondern nur die Stärke des entstehenden Kurzschlußstromes herabdrücken.
                              									Sie besitzen überdies den Nachteil, daß sie auch den Arbeitsstrom führen und daher
                              									zu dauernden Verlusten Anlaß geben. Ein weiteres Mittel zur Verringerung der
                              									Kurzschluß-EMK im Anlauf besteht darin, daß das Feld um 30–40 v. H. geschwächt wird.
                              									Dies Mittel ist betriebssicherer als die Widerstandsverbindungen, hat jedoch
                              									anderseits eine Verringerung des Anzugsmomentes zur Folge.
                           Es werden nun ein 15- und ein 25-Periodenmotor, die den gleichen Betriebsbedingungen
                              									genügen sollen, miteinander verglichen. Der Motor für 15 Perioden muß mit 12 Polen,
                              									der für 25 Perioden mit 20 Polen ausgeführt werden. Die Eisengewichte beider Motoren
                              									sind ungefähr gleich; das Wicklungskupfer des ersteren ist größer und der zugehörige
                              									Kommutator kleiner. Nutzeffekt, Erwärmung, Leistungsfaktor sind bei beiden gleich,
                              									es bleiben als einziger wesentlicher Unterschied die größere Kommutatoroberfläche
                              									und die erhöhte Bürstenzahl der 25-Periodenmaschine.
                           Bei den Stromerzeugern des Kraftwerkes ist zu berücksichtigen, daß bei niedrigeren
                              									Periodenzahlen die die Wicklungen der Maschinen beanspruchenden Kurzschlüsse
                              									heftiger werden, daß die geringere Polzahl und die dementsprechend größere
                              									Polteilung die Maschinen gegen Stöße empfindlicher macht; auch Streuung und
                              									Ankerrückwirkung und im selben Maße der Leistungsfaktor werden ungünstiger. Die
                              									15-Perioden-Stromerzeuger werden daher um 30–20 v. H. schwerer als die für 25
                              									Perioden; auch müssen in vielen Fällen die zu den ersteren gehörigen Dampfturbinen
                              									mit kleineren Drehzahlen und dementsprechend schwerer und teurer gebaut werden.
                              									Schließlich werden bei 15 Perioden die Transformatoren um 30–35 v. H. teurer
                              									werden.
                           Ersparnisse können dagegen durch die Verringerung der Periodenzahl in der
                              									Leitungsanlage erzielt werden. (Eichberg)
                              									[Elektrotechnische Zeitschrift 1910, S. 623 bis 626.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Lokomotiv-Sandstreuer.
                           Sandstreuer, die durch Dampfejektoren betätigt werden, haben den Nachteil, daß die
                              									Rohre durch Sand, der durch kondensierten Dampf angefeuchtet ist, verstopft werden.
                              									Bei der Bauart Patent Kerr soll dies vermieden sein.
                              									Bei diesem einfach gebauten Dampfejektor mündet das Dampfrohr senkrecht in das
                              									Ausflußrohr des Sandbehälters ein. Der Dampfstrahl tritt aber durch eine kleine
                              									Oeffnung in der Längsachse der Sandleitung aus. Im Dampfejektor ist ein
                              									Entwässerungsventil eingebaut, durch das das Kondenswasser abfließen kann. Wenn der
                              									Sandstreuer in Tätigkeit ist, wird dieses Ventil durch die Dampfspannung geschlossen
                              									gehalten. Der Dampfejektor ist in ein ⊤-Stück der
                              									Sandleitung eingeschraubt und besitzt ein sehr geringes Gewicht von etwa 1 kg, ist
                              									als um 50 v. H. leichter als andere Bauarten. Dieser Sandstreuer kann auch mit
                              									Druckluft arbeiten. Die Great Eastern Railway hat seit
                              									18 Monaten viele solche Sandstreuer in Gebrauch und diese haben sich auch bei
                              									ungünstiger Witterung und für starke Steigungen bestens bewährt. [Engineering 1910,
                              									II, S. 30.]
                           
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                           Elektro-Turbo-Lokomotive.
                           Die North British Locomotive Company, Glasgow, hat für
                              									die Caledonian and North British Railway einen
                              									eigenartigen Triebwagen gebaut, der durch eine Turbo-Dynamo angetrieben wird. Der
                              									Dampfkessel befindet sich an dem einen, der Kondensator an dem anderen Ende des
                              									Triebwagens. Der Wagen ruht auf zwei Doppeldrehgestellen mit je vier Achsen, von
                              									denen zwei Treibachsen sind. Die Dampfturbine macht 3000 Umdrehungen i. d. Min. und
                              									ist mit einer Dynamo direkt gekuppelt, die Spannung wird dabei je nach Bedarf von 0
                              									bis 600 Volt reguliert und versorgt vier Serienmotoren mit Strom. Der Abdampf der
                              									Dampfturbine geht in einen Strahlkondensator. Das Kondensat wird durch
                              									Zentrifugalpumpen, welche durch Dampfturbinen angetrieben werden, in einen Kühler
                              									gefördert, der sich an der Stirnseite des Wagens befindet. Durch den Kühler geht
                              									somit ein starker Luftzug. Vom Kühler fließt das Wasser in die Vorratsbehälter
                              									zurück. Der Luftstrom, der im Kühler vorgewärmt wird, wird mittels eines kleinen
                              									Ventilators unter den Rost der Feuerbüchse geführt,
                           Die vier Elektromotoren können in Serie, in Serien-Parallelschaltung und in
                              									Parallelschaltung entsprechend der verlangten Zugkraft den Motorwagen antreiben.
                              									[Engineering 1910, II, S. 54.]
                           
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                           Der Dampfmotorwagen von Sheppee.
                           Die Sheppee Motor Company in York baut Dampfmotorwagen,
                              									die in technischer Hinsicht bemerkenswerte Einzelheiten aufweisen. Alle sich
                              									bewegenden Teile, wie Differentialwelle, Luftpumpe usw., sind gut eingekapselt. Der
                              									Rahmen des Untergestells besteht aus ∪-Eisen und hat
                              									folgende Abmessungen: Länge des Rahmens 5 m, Breite 1,80 m, Radstand 3,40 m,
                              									Spurweite 1,60 m, Höhe des untersten Gestellteiles über Erdboden 0,45 m.
                           
                           In der Mitte des Untergestells ist der Motor angeordnet, er hat zwei liegende
                              									doppeltwirkende Zylinder von 77 mm Bohrung und 120 mm Hub. Die Steuerung wird für
                              									jeden Zylinder durch vier Ventile bewirkt. Die Kurbelwelle besteht aus
                              									Chromvanadiumstahl; die Kurbelwellen- und Zapfenlager werden mit Druck geschmiert.
                              									Von der Kurbelwelle aus wird mittels Stirnradübersetzung die Differentialwelle
                              									angetrieben, von der aus durch zwei Seitenketten die Hinterräder betätigt werden.
                              										Fig. 1 zeigt einen Schnitt durch die
                              									Differentialwelle; das Differentialkreuz läuft auf einer in dem Kurbelkasten des
                              									Motors gelagerten Welle; das eine große Kegelrad des Differentials ist mit dieser
                              									Welle verkeilt, das andere sitzt fest auf einer Hülse, die auf der Welle läuft.
                              									Welle und Hülse sind auf Kugeln gelagert, die Kraftübertragung von dieser mittleren
                              									Welle zu den beiden seitlichen Kettenradwellen geschieht durch zwei Hülsen, welche
                              									an beiden Enden innen verzahnt sind und in entsprechende Verzahnungen in
                              									Kettenradwelle und Differentialwelle greifen. Die Kettenradwellen laufen ebenfalls
                              									in Kugellagern; auf ihnen sind die Bremstrommeln befestigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 158
                              Fig. 1.
                              
                           Der Dampferzeuger (Fig. 2) ist ein sogen.
                              									Blitzkessel, dessen untere vier Spiralen mit Draht umwickelt sind zur Versteifung
                              									und zum Schütze gegen die Einwirkung der Flammen. Die Erbauerin schreibt diese
                              									Kesseltype folgende Vorzüge zu:
                           1. Jede Art Speisewasser kann ohne Schaden für den Kessel verwendet werden.
                           2. Ein Gehalt von Oel im Speisewasser wirkt nicht schädlich, so daß das kondensierte
                              									Wasser wieder zum Speisen benutzt werden kann; ein großer Vorteil in wasserarmen
                              									Ländern.
                           3. Der Kessel kann nicht im gewöhnlichen Sinne explodieren; wenn die Röhren bei
                              									Versuchen zu starkem Druck ausgesetzt werden, so platzen sie an einer Stelle und der
                              									Dampf strömt aus der Bruchstelle aus, ohne daß weiterer Schaden entsteht.
                           4. Es kann praktisch jede Dampfpressung und jeder Grad von Ueberhitzung erhalten
                              									werden, so daß ein Wechselgetriebe mit zwei Gängen, wie es oft bei Dampf wagen
                              									angewandt wird, nicht nötig ist.
                           5. Der Kessel ist bei Brüchen usw. leicht zu reparieren, da die Kesselröhren geteilt
                              									und auswechselbar sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 158
                              Fig. 2.
                              
                           Der Brenner ist vielflammig, der flüssige Brennstoff wird vorher in gasförmigem
                              									Zustand übergeführt. Das Speisewasser wird dem Kessel durch eine besondere
                              									doppeltwirkende Dampfspeisepumpe zugeführt, welche das Wasser gegen jeden Druck bis
                              									70 at und bei jeder Temperatur bis 600° C fördert. Sie wird vom Führersitz aus durch
                              									ein Drosselventil in Gang gesetzt und ist an der Außenseite des Untergestells
                              									befestigt, wo sie leicht zugänglich ist.
                           In Anbetracht des hochüberhitzten Dampfes mußte der Schmierung besondere
                              									Aufmerksamkeit zugewandt werden; hier wird die Schmierung bewirkt durch zwei
                              									Oelpumpen, deren eine Oel für die Kurbelzapfen und Kurbelwellenlager liefert,
                              									während die andere Oel zum Dampfdrosselventil führt, wo es sich direkt mit dem Dampf
                              									mischt. Jede Oelpumpe hat zwei Plunger und gesteuerte Saugventile; beide Oelpumpen
                              									erhalten ihren Antrieb von der Speisewasserpumpe. Zur Kondensation des Abdampfes
                              									sind drei Kondensatoren vorgesehen, zwei am rückwärtigen Ende des Wagens und einer
                              									ganz am Vorderende: der letztere ist gelenkig am Rahmen aufgehängt, so daß eine
                              									geringe relative Bewegung ermöglicht ist. Wenn man Blitzkessel und sehr hoch
                              									überhitzten Dampf verwendet, so ist es sehr wichtig die Dampftemperatur möglichst
                              									konstant zu halten. Zu diesem Zwecke ist am Kessel ein langes dünnes ∪-Rohr einseitig befestigt; beim Durchströmen des Dampfes
                              									wird das Rohr ausgedehnt und das freie Ende bewegt sich. Diese Bewegung wird durch
                              									Hebelübersetzung auf den Zeiger eines am Führersitz angebrachten Zifferblattes
                              									übertragen, so daß der Führer mit einem Blick die Dampftemperatur beurteilen und
                              									Abhilfe schaffen kann.
                           Zum Vorwärmen des Speisewassers sind zwei Vorwärmer angeordnet; als Brennstoff dient
                              									gewöhnliches Paraffin, das dem Brenner unter einem Druck von 3 bis 4 at zugeführt
                              									wird. Der hierzu benötigte Luftdruck im Brennstoffbehälter wird erzeugt durch eine
                              									kleine, von der Kurbelwelle angetriebene Luftpumpe, deren Gang vom Führersitz aus zu
                              									regeln ist.
                           Der Wagen wurde für die Regierung in Natal (Südafrika) gebaut; er wurde mit zwei
                              									auswechselbaren Wagenkasten geliefert, einer Plattform für Lastenbeförderung und
                              									einer Char à Banc-Karosserie mit Sitzen für 18–20 Personen. Die Bereifung der
                              									Stahlräder ist auswechselbar und normal Vollgummi, außerdem ist für sandige weiche
                              									Wege eine Bereifung aus breiten Holzblöcken vorgesehen. [Engineering 1910, II, S.
                              									762–764.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Die elektrische Stromversorgung in und um Portland,
                              									Maine.
                           Durch die Uebernahme der gesamten Stromlieferung für das ganze Gebiet der 60000
                              									Einwohner zählenden Stadt Portland, Maine, durch die Portland Electric Company, welche aus einer Vereinigung zweier früheren
                              									Stromlieferungs-Gesellschaften hervorgegangen ist, hat die Versorgung dieser Stadt
                              									und der benachbarten Städte Sanford und Springvale, Maine, eine bedeutende
                              									Verbesserung erfahren. Der neuen Gesellschaft stehen ein Aushilfs-Dampfkraftwerk im
                              									Inneren der Stadt sowie zwei an dieses durch doppelte Leitungen angeschlossene
                              									Wasserkraft-Elektrizitätswerke außerhalb der Stadt zur Verfügung, deren Leistung bei
                              									dem weit ausgedehnten Versorgungsgebiet wesentlich wirtschaftlicher ausgenutzt
                              									werden kann als früher.
                           
                           Das eine von den Wasserkraftwerken liegt bei Great Falls am Presumpscott River
                              									und ist mit vier 500 KW Drehstromdynamos für 10000 Volt ausgerüstet, welche von je
                              									zwei wagerechten, mit einem Gefälle von 12 m arbeitenden Wasserturbinen angetrieben
                              									werden. Das Betriebswasser wird durch stählerne Druckleitungen zugeführt, deren
                              									obere Mündungen in einem etwas weiter flußaufwärts gelegenen Staudamm liegen und mit
                              									getrennten Absperrschützen versehen sind. Der Damm dient hauptsächlich zum
                              									Aufspeichern des aus dem 11 km weiter oberhalb gelegenen Sebago Lake abfließenden,
                              									der Sebago Power Company gehörigen Wassers. Die
                              									Abflußmenge beträgt etwa 26 cbm i. d. Sek. Die doppelte Fernleitung durch die Stadt
                              									Portland ist etwa 24 km lang und wird unmittelbar mit dem erzeugten Strom
                              									gespeist.
                           Das zweite Wasserkraftwerk liegt am Saco River in der Nähe von West-Buxton. Hier ist
                              									ein annähernd 90 m langer Staudamm angelegt, durch welchen ein mittleres Gefälle von
                              									8,53 m gewonnen wird. Die mittlere Jahreswassermenge an dieser Stelle reicht für die
                              									Erzeugung von 5741 PS aus, schwankt aber zwischen 1440 und 15967 PS, obgleich
                              									bereits eine große Anzahl von Seen oberhalb zu Stauzwecken herangezogen sind. Die
                              									Maschinenanlage des Werkes umfaßt vier Gruppen von je 750 KW. Die für 2300 Volt
                              									gewickelten Stromerzeuger werden unmittelbar von wagerechten Morgan Smith-Doppelturbinen mit 1219 mm Laufraddurchmesser und gemeinsamen
                              									Ablaufkrümmern angetrieben. Durch sechs 500 KW Transformatoren wird die Spannung auf
                              									22000 Volt erhöht, und mit dieser Spannung wird der Strom 28 km weit nach der Grenze
                              									von Portland übertragen, wo ebenso wie bei dem anderen Wasserkraftwerk die Spannung
                              									auf 2500 Volt ermäßigt wird. Die im Inneren der Stadt gelegene Hauptverteilstelle
                              									erhält somit nur verhältnismäßig niedrig gespannten Strom. Das Dampfkraftwerk
                              									enthält insgesamt Maschinen für 2470 KW Leistung. [Electrical World 1910, II S. 1288
                              									bis 1289.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wasserdichtung des Betons.
                           Eine chemische Analyse der gangbarsten Dichtungsstoffe ergab bei den meisten als
                              									wirksamen Hauptbestandteil Kaliseife (Schmierseife). Zielinski in Budapest prüfte den Einfluß der Kaliseife auf die
                              									Wasserdichtigkeit an einer 9 cm starken Betonplatte aus feinkörnigem Stampfbeton mit
                              									400 kg Zement auf 1 cbm Beton und 120 l Wasserzusatz, die noch mit einer 1 cm
                              									starken Zementmörtelschicht 1 : 3 verputzt war. Das verwendete Wasser enthielt
                              									Kaliseife in einer Menge von 3–4 kg für 1 cbm Beton. Die Betonplatte erwies sich bei
                              									eingetretenem Hochwasser als vollständig wasserdicht. Dieser Versuch wird durch
                              									einen anderen der Firma Fodor és Reisinger bestätigt,
                              									die ein im Wasser schwimmendes Hohlgefäß aus Seifenbeton herstellte. Bei geglätteter
                              									Oberfläche betrug die Eindringungstiefe des Wassers nur 1–2 cm, bei durch
                              									Meißelschläge aufgerauter Oberfläche etwa 1 cm. Im übrigen war der Beton vollständig
                              									dicht und lufttrocken. (Schick.) [Beton und Eisen 1911,
                              									S. 15.]
                           
                              Weiske.
                              
                           
                        
                           Die zulässige Druckbeanspruchung des Stampfbetons.
                           Nach einem Runderlaß des Preuß. Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 8. Dezember
                              									1910 ist die zulässige Druckbeanspruchung des Stampfbetons für ruhende Last
                              									höchstens zu ⅕ der Druckfestigkeit nach 28tägiger Erhärtung anzunehmen. Bei Stützen
                              									und Pfeilern ist diese Beanspruchung mit zunehmendem Verhältnis von Höhe zur
                              									kleinsten Dicke zu vermindern nach folgender Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                    h/l
                                    
                                 1 : 1
                                 5 : 1
                                 10 : 1
                                 
                                 
                              
                                 
                                    k
                                    
                                 ⅕
                                 1/10
                                 1/20
                                 der Druckfestigkeit.
                                 
                              
                           Zwischen werte sind geradlinig einzuschalten. Zugspannungen im Beton sind bei der
                              									Berechnung der größten Kantenpressungen unberücksichtigt zu lassen, [Beton u. Eisen
                              									1911, S. 1.]
                           
                              Weiske.
                              
                           
                        
                           Herstellung von dehnbarem Wolfram.
                           Läßt man ein feinverteiltes Gemisch von Wolfram und
                              									Nickel zusammensintern, so erhält man eine Wolfram-Nickellegierung, welche sich walzen und zu feinen Drähten ausziehen
                              									läßt. Die Legierung von 90 v. H. Wolfram und 10 v. H.
                              									Nickel ist besonders brauchbar, zumal wenn sie bis 1510° in einer
                              									Wasserstoffatmosphäre erhitzt ist.Nickel
                                    											schmilzt bei 1485°. Den Legierungen mit wenig Nickel kann dieses
                              									durch genügend hohes Erhitzen im Vakuum wieder entzogen werden. Die Temperatur, bei
                              									der das Nickel wegdampft, liegt unterhalb des Schmelzpunktes der Legierung, so daß
                              									man auf diesem Umwege Fäden aus Wolfram für Glühlampen
                              									durch Ziehen herstellen kann.Auch ohne solchen
                                    											Umweg läßt sich Wolfram zu Fäden ziehen, sofern
                                    											es nur vollkommen chemisch rein ist.
                              									[Nach D. R.-P.-Anmeldung, S. 25336, Kl. 40 b.]
                           
                              K. A.
                              
                           
                        
                           Verwendung von Nickelstahl im Brückenbau.
                           Vor etwa 20 Jahren hat sich der Uebergang vom Schweißeisen zum Flußeisen vollzogen;
                              									heute ist man bemüht, für Brücken großer Spannweite ein dem Flußeisen noch
                              									überlegenes Konstruktionsmaterial zu schaffen. Dies kann geschehen durch Zusatz von
                              									Nickel, Vanadin usw. oder durch allgemeine Verwendung von Siemens-Martin-Stahl höherer Festigkeit, auch Elektrostahl, für Formeisen,
                              									Stabeisen, Bleche usw. In Amerika machte man bereits im Jahre 1903 solche Versuche,
                              									in Deutschland gebührt das Verdienst, zuerst Nickelstahl als Konstruktionsmaterial
                              									für ganze Brücken vorgeschlagen zu haben, der Gutehoffnungshütte. Für ihre ersten Versuche im Jahre 1908 gewann sie
                              									sofort die Unterstützung der Behörden, so des Eisenbahnbauamtes in Essen, das ihr
                              									den Bau einer kleinen Eisenbahnbrücke von 31,5 m Stützweite nächst Oberhausen als
                              									erstes Bauwerk übertrug. Diese Brücke ist nicht nur die erste Brücke, sondern wohl
                              									überhaupt das erste Bauwerk in Deutschland, das ganz aus Nickelstahl besteht. Dieses
                              									Material wurde von demselben Werk auch bei dem Bau der großen Schwebefähre über die
                              									Hafeneinfahrt der Kaiserl. Werft in Kiel und bei der Hüttenbahnbrücke über den
                              									Rhein-Herne-Kanal in der Nähe von Oberhausen verwendet. Der von der Gutehoffnungshütte hergestellte Nickelstahl enthält
                              									2–2,5 v. H. Nickel und hat 56–65 kg/qmm Festigkeit. Von den Behörden ist für dieses
                              									Material eine um 60 v. H. höhere Beanspruchung als für gewöhnliches Flußeisen
                              									gestattet worden.
                           Weiter kommt als hochwertiges Material für den Brückenbau in erster Linie Siemens-Martin-Stahl höherer Festigkeit sowie
                              									Elektrostahl in Betracht. Chromstähle werden für Brücken schon seit langen Jahren
                              									benutzt, so bei den Bogengurten der alten, in den Jahren 1870–74 erbauten
                              									Mississippibrücke in St. Louis, deren Material rund 70 kg Festigkeit hat. Heute
                              									ersetzt man in den Konstruktionsstählen das Nickel teilweise durch das etwas
                              									billigere Chrom. Vanadiumstähle sind sehr teuer, da 1 kg Vanadin 46–50 M kostet, und
                              									finden daher nur für Sonderzwecke, wie Panzerbleche, Anwendung. Für Brückenglieder ist eine
                              									Legierung notwendig, die neben Nickel und Chrom nur ganz geringe Mengen Vanadin
                              									enthält; aber trotzdem ist das Material noch etwa doppelt so teuer als Nickelstahl.
                              									Im Brückenbau sind jedoch solche Stähle ebenso wie Stähle mit Zusatz von Titan,
                              									Kobalt und Kupfer bisher noch nicht zur Verwendung gelangt. (F. Bohny.) [Chem. Zeitg. 1910, S. 1359.]
                           Dr. S.
                           
                        
                           Die Wirkung des Staubes geteerter Straßen auf das Auge.
                           In der letzten Zeit sind von Automobilisten häufig Klagen erhoben worden, daß der
                              									Staub geteerter Straßen stärker reizend auf die Augen wirkt als der nichtgeteerter
                              									Straßen. Mangels zuverlässiger Angaben hierüber in der Literatur haben die Verfasser
                              									vergleichende Tierversuche mit dem Staub nicht geteerter und mehr oder weniger
                              									geteerter Straßen angestellt. Diese Versuche, über die die Verfasser vor der „Académie des sciences“ berichteten, hatten
                              									folgendes Ergebnis: Der Staub nichtgeteerter Stadtstraßen, der auf dem Boden oder
                              									aus der Atmosphäre gesammelt war, hatte bei Kaninchen keinerlei nachteilige Wirkung.
                              									Bei geteerten Straßen ist die Wirkung des Staubes abhängig von dem Alter der Teerung
                              									und dem Zustand der Teerdecke. Auch die Dämpfe, die aus frischen Teerdecken
                              									entweichen, kommen hierbei in Betracht, besonders bei Automobilrennen auf frisch
                              									geteerter Bahn und bei heißer Jahreszeit. Der Staub solcher Straßen, die vor
                              									längerer Zeit geteert worden waren und deren Teerschicht schon mehr oder weniger
                              									verschwunden war, erregte nur eine leichte Entzündung der Augenliderbindehaut. Wenn
                              									aber die Teerdecke der Straßen noch gut erhalten war, erzeugte der Staub viel
                              									schwerere Verletzungen. In noch höherem Maße war dies der Fall, wenn der Staub
                              									künstlich durch Pulverisieren der Straßendecke von früher geteerten Straßen
                              									hergestellt war. Es zeigte sich dabei deutlich, daß die schädliche Wirkung um so
                              									größer war, je reicher an Teer das Staubgemisch war. Bei den Versuchen mit reinem
                              									Steinkohlenteer waren die Verletzungen weniger schwer als bei Anwendung von
                              									teerreichem Staub, weil hier die mechanische Reizung des Auges durch die
                              									Staubpartikelchen und die Infektion durch die in ihm enthaltenen Mikroorganismen
                              									ausgeschlossen war. Als dritter und wichtigster Faktor bei der Entstehung von
                              									Augenentzündungen durch den Staub geteerter Straßen kommt noch die chemische Wirkung
                              									der Teerbestandteile auf das Auge, und zwar eine kaustische und eine toxische, in
                              									Betracht. Die Infektion durch die Mikroorganismen wird natürlich durch die
                              									vorhergehende chemische und mechanische Reizung noch begünstigt. Da indessen die
                              									Straßenteerung andererseits wesentlich zur Vernichtung der Bakterien beiträgt, da
                              									ferner die hier experimentelll hervorgerufenen Augenerkrankungen beim Menschen nur
                              									selten beobachtet werden konnten, ist gegen die Straßenteerung, wenn sie technisch
                              									richtig ausgeführt wird, von diesem Standpunkt aus nichts einzuwenden. (Truc und Fleig.) [Comptes rendus t. 151, 1910, S.
                              									593–596.]
                           Dr. S.