| Titel: | Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | A. Bucher | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 161 | 
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                        Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von Ingenieur A. Bucher,
                           								Tegel bei Berlin.
                        
                           Lokomotiven.
                           
                        (Fortsetzung von S. 148 d. Bd.)
                        Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           4. 2 B 2-Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglokomctive der Französischen Nordbahn,
                              									Betriebs-Nr. 2741, mit Wasserrohr-Kessel, gebaut von Schneider & Cie., Le Creusot, Fabrik-Nr. 2868. 1909.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 161
                              Fig. 47.2 B 2-Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglokomotive der Französischen
                                 										Nordbahn.
                              
                           Während die bisher beschriebenen Lokomotiven alle die gewöhnliche Kesselbauart mit
                              									kupferner Feuerbuchse aufwiesen, weicht die 2B2-Type der Französischen Nordbahn
                              									hiervon ab durch die Anwendung einer Wasserrohrfeuerbuchse nach Art der
                              									Schiffskessel für die französische Kriegsmarine. Die fortwährend gesteigerten
                              									Schleppleistungen der Lokomotiven auf einzelnen Strecken der Französischen Nordbahn
                              									mit Geschwindigkeiten bis zu 120 km/Std. erforderten eine von Jahr zu Jahr zunehmende
                              									Vergrößerung des Lokomotivkessels. Wollte man die in Frankreich sehr verbreitete
                              									Vierzylinder-Verbundmaschine, Bauart De Glehn–Du
                                 										Bousquet, mit Naßdampf weiterhin beibehalten, so mußte die Dampfspannung
                              									von 14 at auf 16 und 18 at erhöht werden. Da aber die Verankerung der flachen
                              									Feuerbuchswände hierdurch sich immer schwieriger gestaltete und die
                              									Unterhaltungskosten dieser Kessel ganz enorm zunahmen, entschloß sich der – kürzlich
                              									verstorbene – Maschinendirektor Du Bousquet im Jahre
                              									1904 zur Einführung des Wasserrohrkessels, welcher sich bekanntlich für hohen Druck
                              									und große Heizfläche besonders gut eignet. Der erste Kessel dieser Art wurde von der
                              									Firma Schneider & Cie.
                              									in Creusot geliefert und auf einer in den Hellemes-Werkstätten neu erbauten Schnellzuglokomotive der Atlantic-Type im
                              									Herbst 1907 in Dienst gestellt. (Auch die P. L. M.-Bahn hat bereits im Jahre 1905
                              									eine 1 C-Lokomotive mit einem Wasserrohrkessel, System Robert, ausgerüstet, es sind aber trotz der anfänglich guten
                              									Betriebsergebnisse keine Nachbestellungen erfolgt.) Zur Unterbringung der großen
                              									Hostfläche wurde anstelle einer hinteren Laufachse ein Drehgestell eingebaut. Der
                              									erste Kessel mit 270 qm Heizfläche befriedigte nicht, da infolge der geringen
                              									Stabilität der Feuerbuchsrohrwand die Siederohre trotz vieler Dichtungsversuche in
                              									der Rauchkammer-Rohrwand fortwährend zum Lecken neigten. Auch die Anordnung der
                              									Feuerbuchse selbst erwies sich als fehlerhaft, so daß der ganze Kessel nach einem
                              									Lauf von 67000 km vom Rahmen abgenommen und durch einen neuen, ebenfalls von Schneider gelieferten Wasserrohrkessel ersetzt wurde,
                              									bei dessen Bau die gewonnenen Erfahrungen Berücksichtigung fanden. Nach eingehenden
                              									Versuchen wurde die Maschine im Oktober 1909 wieder in den regulären
                              									Schnellzugsdienst eingestellt. Da sich der neue Kessel hierbei gut bewährte, wurde
                              									diese Lokomotive nach einem Laufe von 32800 km gut gereinigt und neu lackiert zur
                              									Weltausstellung nach Brüssel geschickt, wo sie mit Recht ein großes Interesse bei
                              									den Besuchern erweckte. Der äußere Aufbau der Maschine ist aus Fig. 47 ersichtlich.
                           Kessel. Die Mitte des aus zwei Schüssen bestehenden
                              									Rundkessels liegt 2800 mm über Schienenoberkante. Der vordere Schuß aus 19 mm Blech
                              									ist zylindrisch, der zweite Schuß aus 21 mm Blech ist im oberen Teil nach hinten um
                              									76 mm kegelförmig erweitert. Die Wasserrohrfeuerbuchse (Fig. 48) besteht aus einem langen Oberkessel mit 620 mm  und zwei
                              									kürzeren, seitlich tiefliegenden Wasserkammern von 420 mm . Die Seitenwände werden gebildet durch je vier
                              									übereinanderliegende Längsreihen enger Flußeisen-Röhren, welche die Wasserkammern
                              									mit dem Oberkessel verbinden. Die Röhren der äußersten Längsreihe liegen fugendicht
                              									nebeneinander und bilden so die Feuerbuchs-Seitenwände, ebenso sind die Röhren der
                              									innersten Längsreihe (Fig. 49a) zur Einfassung des
                              									Rostes auf eine Höhe von 500 mm fugendicht aneinander gereiht. Während die hinteren
                              									Rohrreihen in flachen Krümmungen verlaufen, sind die vorderen Reihen stark gebogen
                              									und dienen so als Feuergewölbe (Fig. 49b). Da die
                              									Feuerbuchsheizfläche sehr groß ist, so konnte zum Schütze der Rohrwand und der
                              									unteren Siederohre bequem eine Verbrennungskammer von etwa 1 m Länge eingebaut
                              									werden. Die Seitenwände dieser Kammer bestehen aus je einer Längsreihe fugendicht
                              									aneinanderliegender Röhren, deren obere Enden radial in den Oberkessel eingewalzt sind, während die
                              									unteren Rohrenden in einen Stahlgußkasten (Fig. 48
                              									und 49d) münden, welcher den Langkessel mit den
                              									beiden Wasserkammern verbindet. Der Hingang zur Verbrennungskammer wird durch eine
                              									aus senkrechten Wasserröhren gebildete Wand (Fig.
                                 										49c) von der Feuerbuchse teilweise abgetrennt. Durch diese Anordnung sinkt
                              									die Temperatur der Heizgase von 1300° über dem Roste auf 850–900° an der
                              									Feuerbuchs-Rohrwand, während die Messungen in der Rauchkammer eine Höchsttemperatur
                              									von 360° ergaben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 162
                              Fig. 48.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 162
                              Fig. 49a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 162
                              Fig. 49b.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 162
                              Fig. 49c.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 162
                              Fig. 49d.
                              
                           Für die Wasserröhren von 35 mm äußerem Durchmesser kamen zwei verschiedene
                              									Wandstärken zur Verwendung, die der Flamme am stärksten ausgesetzten Röhren haben 5
                              									mm, alle übrigen nur 2½ mm Wandstärke; alle Rohrenden sind eingewalzt. Den hinteren
                              									Abschluß der Feuerbuchse bildet eine Doppelwand aus 15 mm Blech mit einem Wassersteg
                              									von 100 mm; die Verbindung dieser Hinterwände mit dem Oberkessel erfolgt nach Fig. 48 durch angenietete Winkeleisen, mit den
                              									unteren Wasserkammern durch einen querliegenden Stahlgußrahmen mit einer
                              									Verlängerung am Fuße nach hinten zur Auflagerung auf dem Rahmen. Die 30 mm starke
                              									kupferne Rohrwand ist mit dem Langkessel, sowie mit dem Oberkessel durch zweireihige
                              									Nietung solid verbunden. Zur Vergrößerung des Wassersteges zwischen den einzelnen
                              									Siederohren an der Rohrwand ist der Durchmesser der Serve-Rippenrohre von 70 mm auf 55 mm verringert, und zwar auf eine Länge
                              									von 400 mm von der hinteren Rohrwand unter gleichzeitiger Weglassung der Rippen auf
                              									diese Länge. Hierdurch wird eine bessere Kühlung sowohl der von den heißen Oasen
                              									durchzogenen Siederohre als auch der Rohrwand selbst durch das an dieser Stelle in
                              									den Verbinderkasten und nach den Wasserkammern abfließende Wasser erzielt.
                           Zur Reinigung der Rohre und für sonstige Reparaturarbeiten enthält der
                              									Verbinderkasten ein großes Mannloch mit Deckel, der nach Fig. 49d vermittelst Hebel und Spindel mit Handrad geöffnet wird. Die in
                              									den Verbinderkasten eingewalzten senkrechten Rohre dicht hinter der
                              									Verbrennungskammer sind nach Fig. 49c von der
                              									unteren Bodenplatte dieses Kastens aus zugänglich durch Bohrungen, welche mit
                              									Gewindepfropfen verschlossen sind. Zum Reinigen des Innern der übrigen Wasserröhren
                              									dienen große Waschluken in den Wasserkammern. Die Beseitigung der Rußablagerungen
                              									auf den Röhren, die übrigens bei den bisherigen Fahrten sehr gering gewesen sein
                              									sollen, geschieht von außen durch abnehmbare Türen in der Kesselbekleidung. Die
                              									Hinterwand-Anordnung mit Feuertüre ist aus Fig. 48
                              									und 49c zu erkennen, der übrige Teil des Rundkessels
                              									mit Dom und Flachschieber-Regulator, sowie die Rauchkammer entspricht den bekannten
                              									französischen Ausführungen.
                           Durch die Anwendung eines Kesseldruckes von 18 at ergibt sich die Zugbeanspruchung
                              									der Kesselbleche zu
                           
                              k\,z=\frac{150,5\,.\,18}{2\,.\,1,9}=710\mbox{ kg/qcm,}
                              
                           also bedeutend höher als bei Kesseln deutscher Bauart (600 kg/qcm).
                           Die Hauptabmessungen des Kessels sind folgende:
                           
                              
                                 Rostfläche
                                     3,54
                                 qm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbuchse
                                   96,0
                                   „
                                 
                              
                                 Heizfläche der Serve-Rohre
                                 220,51
                                   „
                                 
                              
                                 Gesamtheizfläche
                                 316,51
                                   „
                                 
                              
                                 Anzahl der Wasserröhren
                                 502
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser der Wasserröhren (168)
                                   25/35
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser   „          „             (334)
                                   30/35
                                   „
                                 
                              
                                 Anzahl der Siederohre (Serve)
                                 136
                                 
                                 
                              
                                 Fassungsraum des Kessels
                                 WasserDampfzusammen
                                     6,16    2,49    8,65
                                 cbm  „  „
                                 
                              
                                 Verdampfungsoberfläche des Kessels
                                     7,58
                                 qm
                                 
                              
                                 Verhältnis
                                    												\frac{H}{R}                  \frac{316,51}{3,54}=
                                 89
                                 
                                 
                              
                                 Dampfdruck
                                 18 at
                                 
                                 
                              
                                 Leergewicht des Kessels mit Armaturen
                                 27 t
                                 
                                 
                              
                                 Leergewicht des Kessels für 1 qm Heizfläche
                                 85 kg.
                                 
                                 
                              
                           
                           Maschine. Rahmen, Triebwerk
                              									und Steuerungsgestänge entsprechen den aus früheren VeröffentlichungenD. p. J. 1906, S. 193 und 468. her
                              									bekannten Normalien der Französischen Nordbahn, insbesondere der
                              									2B1-Atlantic-Schnellzuglokomotiven Serie 2643–2675. Die äußeren Hochdruckzylinder
                              									treiben nach dem System De Glehn–Du Bousquet die
                              									hintere Treibachse an, während die inneren Niederdruckzylinder auf die vordere
                              									Treibachse wirken. Die Umsteuerung sitzt, da links gefahren wird, auf linker
                              									Maschinenseite. Infolge der breiten Feuerbuchse wird die Bewegung des Steuerrades
                              									durch eine runde Drehstange auf die über dem hinteren Treibradkasten angebrachte
                              									Umsteuerung übertragen.
                           Die Rahmen haben an den Treibachs-Ausschnitten aufgenietete Verstärkungsplatten,
                              									sämtliche Querversteifungen sind aus Stahlformguß, ebenso die Absteifungen der
                              									Bufferbohle. Die Plattform, von vorn bis hinten auf gleicher Höhe gerade
                              									durchgehend, ist aufgenietet.
                           Bremse. Die Treibräder sind einseitig gebremst, die
                              									Räder des vorderen Drehgestells dagegen beidseitig mit zwei besonderen
                              									Bremszylindern. Die Bremseinrichtung ist von der Westinghouse-Gesellschaft in Freinville, Sevran, die Luftpumpe von F. Massard, Paris.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 163
                              Fig. 50.
                              
                           Sonderausrüstungen. Die Sandkasten sind vorn über den
                              									Treibradkasten angeordnet und mit Druckluft-Sandstreuer, System Gresham and Graven, ausgerüstet. Vorn auf der Plattform
                              									stehen zwei Schmierpumpen für Kolben und Schieber, von E.
                                 										Bourdon, Paris. Der registrierende Geschwindigkeitsmesser, System Flaman, von E. Lamazière
                              									& Cie., Paris, für 130 km mit Minutenzeiger, sitzt
                              									links in der vorderen Führerhausecke und erhält seinen Antrieb durch eine
                              									zweiteilige Welle von der Gegenkurbel des hinteren Treibrades. An Manometern sind
                              									vorhanden: eines für Kesseldruck, 18 at, eines für Verbinder mit 7 at und eines für
                              									die Dampfheizung mit 4½ at, alle drei von E. Bourdon,
                              									Paris; ferner eines für Westinghouse-Bremsdruck. Die
                              									Handrädchen aller Ventile haben sehr zweckmäßig kleine Schilder mit Aufschrift. An
                              									der Führerhaus-Seitenwand außen befindet sich bei allen Lokomotiven der Nordbahn ein
                              									Rähmchen zum Einschieben der Namenschilder für Führer und Heizer, denn jeder
                              									Mannschaft wird eine bestimmte Maschine zugeteilt, für deren gute Instandhaltung
                              									eine Prämie bezahlt wird.
                           Der dreiachsige Tender war, da genau gleich wie für
                              									die dahinterstehende 2C-Maschine, nur an dieser mit ausgestellt. Um dem Heizer das
                              									Heranschaffen der Kohlen zu erleichtern, ist ein Kohlenvorrat von 4,5 t vorn in
                              									einem hohen, mittleren Aufbau untergebracht, dessen Rückwand um 50° geneigt ist. Der
                              									Rest des Vorrates mit 1,5 t wird zu beiden Seiten dieses Aufbaues auf die
                              									Wasserkastendecke geladen. Der leicht gebaute Wasserkasten mit 19,2 cbm Inhalt
                              									enthält am Boden einen mittleren, 4½ m langen Trog (Fig.
                                 										50). Das geringe Leergewicht von nur 17,3 t ergibt ein sehr günstiges
                              									Verhältnis von
                           \frac{\mbox{Leergewicht}}{\mbox{Ladung}} zu
                              										\frac{17,3\,.\,100}{25,2}=69 v.H.
                           Die äußere Formgebung dieser Maschine war im allgemeinen gut, nur der Oberteil
                              									erhielt durch die vielen Kasten und Abstufungen an der Bekleidung ein bei
                              									französischen Lokomotiven sonst nicht gewohntes, sehr unruhiges Aussehen. Der
                              									Ausstellungszustand war natürlich, da die Maschine aus mehrjährigem Dienst kam,
                              									nicht so glänzend wie bei den übrigen neuen Maschinen, immerhin war sowohl die
                              									Ausführung der Einzelteile als auch die Instandhaltung gut. Der Anstrich des Kessels
                              									war dunkelbraun, lackiert, Ziehbänder schwarz mit gelben Rändern; Triebwerk,
                              									Bandagen und Buffer waren blank.
                           Leistungen. Zur Erprobung des neuen Kessels wurden mit
                              									dieser Maschine zahlreiche Versuchsfahrten unternommen. In Paris–La Chapelle
                              									stationiert, wurde sie zur Beförderung der fahrplanmäßigen Schnellzüge auf den
                              									Strecken nach Boulogne und Calais sowie nach Aulnoye (Belgien) benutzt. Fig. 51 zeigt das Streckenprofil Paris–Aulnoye mit
                              									dem Tachostreifen vom „Flaman“-Geschwindigkeitsmesser für den Schnellzug 115 vom 7. Dezember
                              									1909, Zuggewicht 2 7 2,5 t, bestehend aus acht vierachsigen D-Wagen.
                           Die Geschwindigkeit bei den französischen Schnellzügen ist bekanntlich erheblich
                              									höher als in Deutschland, auf ebenen Strecken beträgt sie dauernd 120 km/Std., auf
                              									Rampen bis zu 5 ‰ Steigung 100 km/Std.
                           Der Zugwiderstand ergibt sich auf der Steigung von 5‰ bei 100 km Geschwindigkeit f.
                              									d. Stunde für die Lokomotive mit Tender bei einem Dienstgewicht von G = 120 t zu:
                           
                              W_\varphi=2,5+0,067\,.\,\left(\frac{100}{10}\right)^2+\left(1,5+0,116\,.\,\frac{100}{2,04}\,.\,\frac{34}{120}\right)
                              
                           Wl =
                              									9,2 + 2,32 = 11,52 kg/t
                           Wl =
                              									11,52 • 120 = 1380 kg,
                           Steigungswiderstand Ws =
                              									5 • 120 = 600 kg.
                           Die für den Eigenwiderstand der Lokomotive erforderliche Leistung beträgt also
                           
                              N_1=\frac{(1380+600)\,.\,100}{270}=740\mbox{ PS.}
                              
                           Der Widerstand für den Wagenzug ist
                           
                              W_w=2,5+0,03\,.\,\left(\frac{100}{10}\right)^2+5
                              
                           Ww =
                              									5,5 + 5 = 10,5 kg/t,
                           also Ww = 10,5 • 272,5 = 2860 kg.
                           Leistung N_w=\frac{2860\,.\,100}{270}=1060\mbox{
                                 										PS.}.
                           Die erforderliche Zugkraft für den ganzen Zug beträgt also
                           Z = 1980 + 2860 = 4840 kg
                           und die Gesamtleistung
                           
                              N=\frac{4840\,.\,100}{270}=1800\mbox{ PS.}
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 164
                              Fig. 51.Schnellzug 115 vom 7. Dezember 1909 Paris–La Chapelle–Aulonge,
                                 										215 km. Zuggewicht 272,5 t, Lokomotivgewicht 120 t.
                              
                           
                           Der kommerzielle Wirkungsgrad beträgt
                           
                              \eta=\frac{N_w}{N}=\frac{1060}{1800}=0,59.
                              
                           Die Leistung von 1800 PS wird allerdings, wie aus Fig.
                                 										51 ersichtlich, gleich am Anfang der Fahrt nur auf 22 km Länge, also
                              									während etwa 12 Minuten, vom Kessel gefordert, denn auf der Gefällstrecke von
                              									Survilliers nach Creil kann sich der Kessel erholen; alsdann steigt die
                              									Geschwindigkeit auf 120 km/Std. auf der Ebene bis nach Tregnier, also auf eine
                              									Länge von etwa 80 km, wofür eine Dauerleistung von 1600 PS erforderlich ist. Von
                              									Saint Quentin, wo zum Wasserfassen gehalten wird, steigt die Beanspruchung des
                              									Kessels wieder rasch auf 1800 PS, die Geschwindigkeit bleibt auf 100 km/Std. bis zur
                              									letzten 5‰ Steigung kurz vor der Einfahrt in Aulnoye. Die Leistungen dieser Maschine
                              									bewegen sich also tatsächlich auf der von Paris bis St. Quentin ohne Anhalten
                              									befahrenen Strecke von etwa 150 km Länge zwischen 1600 und 1800 PS, während für 3,54
                              									qm Rostfläche in der Tab. 4, Spalte 22 (S. 39 d. Bd.) nur 1500 PS gefordert waren!
                              									Für 1 qm Rostfläche beträgt demnach die Leistung
                              										\frac{1700}{3,54}=480 PS, genau so viel wie bei
                              									Zwillings-Heißdampflokomotiven mit 12 at, die Leistung für 1 qm Heizfläche ist
                              									(Heizfläche der Serve-Rohre zu 0,8 gerechnet)
                              										\frac{1700}{272}=6,2 PS, ein bei
                              									Naßdampf-Schnellzuglokomotiven üblicher Wert.
                           Die große Leistungsfähigkeit dieser Maschine ist in erster Linie zurückzuführen auf
                              									die große Heizfläche der Wasserrohrfeuerbuchse. Da sich diese Konstruktion im
                              									Betriebe bisher gut bewährt hat, ist von der Französischen Nordbahn ein weiterer
                              									Kessel in Bestellung gegeben worden. Ob die vielen engen Wasserröhren in jahrelangem
                              									Dienste dauernd dicht halten werden, wie sich die Auswechselung der großen
                              									Anzahl verschiedener Rohre gestaltet, und wie hoch sich die Kosten der Unterhaltung
                              									dieses neuen Kessels stellen, wird erst in Zukunft festgestellt werden können. Auch
                              									in anderen Ländern, namentlich in Oesterreich, sind in den letzten vier Jahren
                              									mehrfache Versuche mit Wasserrohrfeuerbuchsen, System Brotan, gemacht worden, doch scheint auch diese Bauart nicht zu
                              									befriedigen, denn die erhofften Nachbestellungen blieben aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 165
                              Fig. 52.2 C 2-Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglokomotive.
                              
                           Zwei neu bestellte Schnellzuglokomotiven, Type 2 C 2 (Fig.
                                 										52), sind dazu bestimmt, auf denselben Strecken Schnellzüge von 400 t mit
                              									95 km/Std. auf
                              									Steigungen von 5‰ und mit 120 km/Std. in der Ebene zu befördern. Die hierfür
                              									erforderliche Gesamtleistung beträgt 2400 PS, die Abmessungen dieser Maschinen sind
                              									daher ganz gewaltig. Die eine Lokomotive wird gebaut als Naßdampfmaschine mit
                              									Wasserrohrkessel, die andere als Heißdampfmaschine mit gewöhnlichem Kessel und Schmidtschem Rauchröhren-Ueberhitzer. Beide Maschinen
                              									sind vierzylindrig mit Verbundanordnung De Glehn–Du
                                 										Bousquet, die Hochdruckzylinder liegen außen und treiben die zweite
                              									Treibachse an. Die inneren Niederdruckzylinder wirken auf die erste Treibachse,
                              									liegen aber nicht in einer Ebene nebeneinander, sondern nach Fig. 53 hintereinander, um die Kreuzkopfmitten
                              									möglichst nahe zusammenzurücken und dadurch sowohl beim Kurbelzapfen als auch für
                              									den Achsschenkel die nötige Länge zu erreichen. Eine der beiden Maschinen soll in
                              									diesem Jahre in Turin ausgestellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 165
                              Fig. 53.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)