| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 221 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrisch betriebene Verladevorrichtungen im Hafen
                              									Rothesay am Clyde.
                           Dieser neue Hafen der Clyde Navigation Trustees dient
                              									zum Umschlag von Kohle, Erz und dergl. Bei Einrichtung der Umschlagvorrichtungen
                              									entschloß man sich zur Elektrizität als Betriebsmittel. Es sind mit Strom zu
                              									versorgen 2 Wagenkipper von 32 t, 18 Drehkrane von je 4 t Tragkraft, 21 Spills von 1 t Zugkraft zum Verschieben der Wagen, 2
                              									Spills von 5 t Zugkraft auf den Quaiköpfen zum Verholen der Schiffe und 2
                              									Kippdrehscheiben. Dazu kommen später noch 2 Wagenkipper mit 2 Kippdrehscheiben, 2
                              									Verladebrücken von je 4,5 t, 3 Krane von 4 t Tragkraft und 12 Spills.
                           Für den Hafenbetrieb wurde ein besonderes Kraftwerk errichtet. Zwei
                              									Wasserröhrenkessel mit Ueberhitzer erzeugen in der Stunde jeder 5650 kg Dampf von 11
                              									at Spannung. In dem Maschinenhaus befinden sich augenblicklich zwei Maschinensätze;
                              									für einen dritten ist schon das Fundament vorgesehen. Jeder Maschinensatz besteht
                              									aus einer stehenden Dreifachexpansionsmaschine, die mit einer Gleichstromdynamo
                              									direkt gekuppelt ist. Die Dampfmaschine leistet 450 PS bei n
                                 										= 320–375. Die Dynamo liefert Strom gleichbleibender Spannung für die Hebe-
                              									und Transportvorrichtungen des Hafens mit Ausnahme der Wagenkipper. Für jeden der
                              									letzteren befindet sich auf der Verlängerung der Kurbelwelle ein besonderer
                              									Generator. Die großen Belastungsschwankungen beim Kipperbetrieb werden durch ein
                              									Massenschwungrad auf derselben Welle ausgeglichen. Ferner soll später für Zeiten
                              									geringen Kraftbedarfs eine direkt gekuppelte 120 KW-Dynamo aufgestellt werden. Den
                              									Erregerstrom liefert eine kleine Dampfdynamo. Die Kondensationsanlage befindet sich
                              									unter Flur. Die Betriebsspannung beträgt 450 Volt.
                           Die KohlenkipperMechanischer Teil von
                                    												Nagel & Kämp, A.-G., Hamburg;
                                    											elektrischer Teil von den Siemens-Schuckertwerken. sind sogen. Hubkipper. Die
                              									beladenen Wagen laufen auf eine Kippbühne, die sich auf einer Plattform befindet.
                              									Diese hängt mittels Seilen an einer Winde; sie wird mit dem Wagen auf eine dem
                              									Wasserstande entsprechende Höhe gehoben, worauf die Kippbühne um ihre Drehachse
                              									gekippt wird. Nachdem der Wagen entleert ist, wird die Plattform bis etwa 5,5 m über
                              									Kaisohle gesenkt. Der Wagen läuft nun auf einem Hochbahngleis ab. Dann wird die
                              									Plattform weiter bis in Höhe des Zufuhrgleises gesenkt, um einen neuen Wagen
                              									aufzunehmen.
                           Die Kohlenkipper sind für eine Bruttonutzlast von 32 t berechnet; die Hubhöhe ist bei
                              									beiden verschieden, 15 und 18,3 m. Die Hubgeschwindigkeit beträgt 0,53 m/Sek.
                           Die Triebwerke befinden sich in einem Maschinenhaus auf dem Kipperkopf. Der Hubmotor
                              									(300 PS) treibt mittels Stirnrädervorgelege die Hubtrommeln an. Das Kippwerk
                              									wird von einem gleichgroßen Motor angetrieben. Es ist eine Vorrichtung getroffen,
                              									daß der Hubmotor auch mit dem Kippwerk und der Kippmotor mit dem Hubwerk gekuppelt
                              									werden kann, so daß bei Betriebsstörungen an dem einen Motor, beide Bewegungen von
                              									dem anderen abgeleitet werden können. Als Bremsen sind bei beiden Triebwerken sehr
                              									kräftige Sperradbremsen, die von Bremsmagneten gelüftet werden, gewählt worden. Das
                              									Abbremsen der Senkbewegungen wird auf elektrischem Wege durch Senkbremsschaltung der
                              									Motoren bewirkt.
                           In dem Maschinenhaus befindet sich noch eine dritte Winde, die von einem 50 PS-Motor
                              									angetrieben wird. Dies ist die Hubwinde für einen 4,5 t Drehkran mit veränderlicher
                              									Ausladung, der an der Wasserseite des Kippergerüstes über der Schüttrinne montiert
                              									ist. Er dient zur Aufschüttung eines Kohlenkegels im Schiffraum beim Beginn des
                              									Verladens und auch für andere Zwecke. Für das Kranschwenkwerk ist ein besonderer 10
                              									PS-Motor vorhanden. Das Einstellen der Schüttrinne wird von dem Kranhubmotor
                              									bewirkt, indem dieser mittels ausrückbarer Reibkupplungen mit der Kranhubwinde oder
                              									mit dem Triebwerk für die Schüttrinne gekuppelt wird.
                           Die Steuerung sämtlicher Bewegungen geschieht von einem besonderen Führerhaus in der
                              									Nähe des Windenhauses aus. Da niemals zwei Bewegungen zu gleicher Zeit ausgeführt
                              									werden, so hat der Führer nur einen Hebel zu bedienen, mit dem er den Wagenhub-,
                              									Kipp- und Kranhubmotor steuert; für den Krandrehmotor ist ein besonderer Kontroller
                              									mit Handrad vorhanden. Dieser Motor liegt an einer Leitung mit gleichbleibender
                              									Spannung. Die anderen drei Motoren des Kippers sind jedoch mit ihrer Dynamo in Leonard-SchaltungD. p.
                                    											J. 1910, S. 720 u. f. verbunden, d.h. das Anlassen und die
                              									Geschwindigkeitsregulierung geschieht durch Spannungsänderung von Null bis zu einem
                              									Höchstwert an der Dynamo. Durch eine entsprechende seitliche Bewegung wird der
                              									Steuerhebel von einem zum anderen Steuerschalter in Beziehung gebracht; dies
                              									Umkuppeln kann jedoch nur in den Nullstellungen geschehen. Obgleich der Führer von
                              									einem Stand das Arbeitsfeld überblicken kann, sind doch noch drei Teufenzeiger
                              									vorgesehen, die die betr. Stellungen anzeigen. An diesen Teufenzeigern befinden sich
                              									auch Vorrichtungen, mittels deren der Steuerhebel selbsttätig in seine Nullstellung
                              									gebracht wird, wenn die Arbeitsbewegungen sich ihren Grenzlagen nähern. Dieselben
                              									Vorrichtungen verhindern auch, daß der Führer nach der falschen Richtung steuert
                              									oder den Hebel zu schnell auslegt, was heftige Stromstöße zur Folge hätte.
                           Die Abnahmeversuche im Jahre 1907 ergaben:
                           
                              
                                 Hubgeschwindigkeit
                                 0,53 m/Sek.
                                 
                              
                                 Hubzeit
                                 36 Sek.
                                 
                              
                                 Hubhöhe
                                 15 m
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Hubarbeit
                                 217,3 PS
                                 
                              
                                 Motorleistung
                                 301,6 PS
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad
                                 72 v. H.
                                 
                              
                           Nicht ausgeglichene Last 32 t. Im Februar 1909 wurden ferner Versuche während des
                              									Betriebes gemacht. Es wurde mit einer Bruttolast von 16 t gearbeitet. Der
                              									Wirkungsgrad ergab sich dabei zu 80 v. H. Die Zeit für ein volles Arbeitsspiel
                              									betrug im ersteren Falle 100, im letzteren 88 Sek.
                           Die Versuche haben ergeben, daß der elektrische Betrieb auch bei den schweren
                              									Kohlenkippern dem hydraulischen nach den meisten Richtungen hin überlegen ist. Der
                              									Wirkungsgrad ist nicht nur bei der Höchstlast, sondern auch bei kleineren Lasten ein
                              									guter und verändert sich nur wenig, was bei hydraulischem Betrieb nicht der Fall
                              									ist, selbst wenn hier mehrere Kraftabstufungen vorgesehen sind; denn deren Anwendung
                              									hängt von dem Führer ab, während der Elektromotor sich selbsttätig der jeweiligen
                              									Belastung anpaßt.
                           Die Versuche im Jahre 1909 ergaben ferner noch folgende Resultate:
                           
                              
                                 Anzahl der entleerten Wagen
                                 30
                                 
                              
                                 Arbeitszeit
                                 31 Min., 37 Sek.
                                 
                              
                                 Hubhöhe
                                 8,5 m
                                 
                              
                                 Gewicht der verladenen Kohle
                                 252 t
                                 
                              
                                 Energieverbrauch für 1 Arbeitsspiel
                                 0,833 KW
                                 
                              
                                 Energieverbrauch für 1 t Kohle
                                 0,098 „
                                 
                              
                           Unter voller Ausnutzung des Kippers würde man zu einer Höchstleistung von 1140 t
                              									Kohle i. d. Stunde kommen.
                           Auf Grund der obigen Versuchsergebnisse ist noch ein Vergleich mit den hydraulisch
                              									betriebenen Kohlenkippern in Newport angestellt worden. Für beide Versuchskipper
                              									wurden die Resultate auf die gleiche Hubhöhe 14,3 m umgerechnet. 1 KW/Std. kostet
                              									8,5 Pf., 1 cbm Preßwasser 17 Pf.
                           Strom- bezw. Preßwasserkosten für 1000 t Kohle:
                           
                              
                                 Elektrischer Kipper in Rothesay
                                 M 11,14
                                 
                              
                                 Hydraulischer Kipper in Newport
                                 „   19,30
                                 
                              
                           Der elektrische Betrieb stellt sich mithin um M 8,16 billiger.
                           Vor jedem Kipper befindet sich eine Drehscheibe. Um den Wagen selbsttätig zum Ablauf
                              									zu bringen, wird der mittlere Teil der Plattform an dem einen Ende angehoben.D. p. J. 1911, S. 132. Für Drehen
                              									und Kippen besitzt die Drehscheibe je einen Motor. Die Bruttolast von 32 t wird in
                              									15 Sek. um 300° gedreht; das Anheben um 355 mm dauert 6 Sek.
                           Die Daten der fahrbaren 4 t-Vollportaldrehkrane sind folgende:
                           
                              
                                 Hubhöhe
                                 24,5 m
                                 
                              
                                 Veränderliche Ausladung
                                 6 bis 13,6 m
                                 
                              
                                 Hubgeschwindigkeit
                                 36,5 m i. d. Min.
                                 
                              
                                 Schwenkgeschwindigkeit am Kran-   schnabel bei größter
                                    											Ausladung
                                 91 m i. d. Min.
                                 
                              
                                 Hubmotor
                                 50 PS
                                 
                              
                                 Drehmotor
                                 10 „
                                 
                              
                                 Fahrmotor
                                 10 „
                                 
                              
                           Die Veränderung der Ausladung wird von dem Hubmotor bewirkt. Das Portal überspannt
                              									nur ein Gleis.
                           Die meisten der 1 t-Spills sind nach dem sogen. Clyde-Typ gebaut. Zum Unterschied von
                              									den gewöhnlichen Spills mit konoidischen Trommeln und losem Seil besitzt das
                              									Clyde-Spill eine zylindrische Trommel, an der das Seilende befestigt ist; beim
                              									Verholen wird das Seil auf die Trommel gewickelt. Die senkrechte Trommel sitzt lose
                              									auf der vom Motor angetriebenen Spindel; sie wird durch eine ausrückbare
                              									Reibkupplung mit dieser verbunden. Es hat sich gezeigt, daß unter denselben
                              									Betriebsverhältnissen das Clyde-Spill 25 v. H. Strom weniger verbraucht als das
                              									gewöhnliche Spill. Auch der Seilverschleiß ist bei jenem viel geringer. Den
                              									hydraulischen Spills sind die elektrischen im Wirkungsgrad weit überlegen; während
                              									bei jenen der Wirkungsgrad je nach der Belastung zwischen 10,2 und 32 v. H. liegt,
                              									beträgt er bei diesen 42 bis 78 v. H.
                           Bei den 1 t-Spills befindet sich der Steuerschalter unter Flur in dem Kasten, der das
                              									gesamte Triebwerk aufnimmt; er wird von dem Arbeiter durch einen Handhebel betätigt.
                              									Die beiden 5 t-Spills besitzen jedoch besondere Führerhäuser, von denen aus sie
                              									gesteuert werden. Die Hafenbeleuchtung geschieht durch Bogenlampen. Die
                              									Stromzuführung vom Kraftwerk geschieht nicht mittels unterirdischer isolierter
                              									Kabel, sondern durch blanke Kupferschienen, die auf Isolatoren in einem Tunnel längs
                              									der Kais ruhen. Für die Wagenkipper sind jedoch besondere isolierte Kabel vorhanden,
                              									die ebenfalls in dem Tunnel verlegt sind; dasselbe gilt für die Lichtleitung. Der
                              									Tunnel ist etwa 2 km lang. Dieses Stromzuführungssystem ist verhältnismäßig billig;
                              									die Anschlüsse an die Krane und Spills lassen sich leicht herstellen. Obgleich man
                              									alle Vorkehrungen getroffen hat, den Tunnel völlig trocken zu halten, ist er doch an
                              									einzelnen Stellen sehr feucht. Seit der Inbetriebsetzung sind indes noch keinerlei
                              									Störungen von Belang vorgekommen.
                           Nach völligem Ausbau des Hafens wird der jährliche Energieverbrauch annähernd 1,5
                              									Mill. KW betragen; die gesamten Erzeugungskosten werden dann auf 8 Pf. für die
                              									KW/Std. geschätzt.
                           Der Hafen Rothesay liefert den Beweis, daß die Elektrizität als Betriebsmittel auch
                              									für Hafenzwecke durchaus geeignet und dem Preßwasser vielfach überlegen ist.
                              									[Vortrag in der Institution of Mechanical Engineers. Engineering 1911, I, S.
                              									129.]
                           
                              Ds.
                              
                           
                        
                           Ein Frachtkahn mit Motorbetrieb.
                           Zwischen Paris und Havre verkehrt ein Frachtkahn, der mit motorischem Antrieb
                              									versehen ist, wodurch die Frachtkosten erheblich vermindert werden; der Kahn hat
                              									folgende Abmessungen: Länge 38,50 m, Breite 5,14 m, Tiefe 2,80 m. In Kanälen von 2 m
                              									Tiefe hat der Kahn nur einen Tiefgang von 1,80 m, wobei er eine Nutzlast von 210 t
                              									befördert; die größte Nutzlast bei 2,50 m Tiefgang beträgt 325 t. Das Leergewicht
                              									beträgt 37 t, es ist ein Reservoir für Wasserballast vorhanden, so daß bei der
                              									Leerfahrt der Kahn die günstigste Eintauchtiefe erlangt.
                           Die Besatzung besteht aus drei Mann: dem Kapitän, der den Kahn steuert und seine
                              									Geschwindigkeit regelt, dem Maschinisten, welchem Betrieb und Unterhaltung des
                              									Motors obliegt, dem Schiffsjungen, der außer anderem beim Schleusen Dienste
                              									leistet.
                           Der Kahn enthält zwei Behälter für je 2200 l Petroleum und einen kleinen
                              									Betriebsbehälter von 400 l Inhalt; alle drei Behälter befinden sich im
                              									Maschinenraum. Außerdem ist noch ein kleiner Behälter von 50 l Inhalt vorhanden, der
                              									Benzin zum Anlassen des Motors enthält und durch einen Dreiweghahn mit der
                              									Rohrleitung des Motors in Verbindung steht.
                           Der Motor ist von Griffin in Bath (England) gebaut,
                              									leistet 45 PS bei 300 Umdr. i. d. Min. und hat zwei senkrechte zusammengegossene
                              									Zylinder; die Kühlung wird durch Wasser bewirkt, das durch eine kleine Pumpe in
                              									Umlauf erhalten wird. Die Vergasung des schwer verdampfenden Petroleums geschieht in
                              									einem besonderen Verdampfer, der durch die Auspuffgase auf 250° C geheizt wird; hier
                              									treten im richtigen Verhältnis Petroleum durch eine Spritzdüse sowie mit Wasserdampf
                              									gesättigte Luft mit 1 at Pressung ein, mischen sich innig und ergeben eine leicht
                              									entzündliche Ladung; eine vom Motor angetriebene Luftpumpe liefert die nötige
                              									Pressung. Ein- und Auslaßventile liegen auf einer Seite des Motors und werden in
                              									üblicher Weise durch Nockenwelle betätigt. Die Zündung wird normal durch Glührohre
                              									und Nickel bewirkt, die durch einen Petroleumbrenner geheizt werden; außerdem ist
                              									eine Hochspannungskerzenzündung, System Lodge,
                              									vorhanden. Der Auspuff erfolgt unmittelbar ins Freie; das Gewicht des Motors mit
                              									Zubehör beträgt 3800 kg.
                           Wenn man den Motor mit Benzin anlassen will, so wird durch die Luftpumpe unter Druck
                              									ein Benzinluftgemisch in den Verdampfer bezw. den Motor geschickt, die Glührohre
                              									werden angeheizt und der Motor wird angekurbelt. Nachdem der Motor einige Minuten
                              									mit Benzin betrieben wurde, haben die Auspuffgase den Verdampfer genügend angewärmt,
                              									so daß man nach Verstellen des Dreiweghahnes jetzt mit Petroleum weiterarbeiten
                              									kann. Es dauert etwa fünf Minuten, bis der Verdampfer heiß ist. Der Benzinverbrauch
                              									beim Anlassen beträgt 1–1,2 l.
                           Soll der Motor mit Petroleum angelassen werden, so wird der Verdampfer erst
                              									angewärmt, indem man mit Handluftpumpe ein Petroleumluftgemisch unter Druck einführt
                              									und entzündet, wobei gleichzeitig der Verdampfer direkt mit dem Auspuff des Motors
                              									in Verbindung gesetzt wird. Ist der Verdampfer genügend heiß, so wird die Verbindung
                              									mit dem Auspuff abgeschnitten und Verbindung nach den Zylindern hergestellt, worauf
                              									der Motor in üblicher Weise angekurbelt wird. Wenn man den Motor im Betriebe anhält,
                              									kann er noch nach einer Stunde mit Petroleum angelassen werden, da der Verdampfer
                              									solange heiß bleibt. Das Anlassen mit Petroleum dauert etwa 25 Min. und werden dazu
                              									5 l Petroleum verbraucht, der Kahn wird dabei natürlich nicht angetrieben.
                           Um die Betriebskosten festzustellen, wurden von einwandfreien Zeugen eine Anzahl
                              									Versuche über Brennstoffverbrauch usw. ausgeführt, wobei der Frachtkahn mit 250 t
                              									beladen war und etwa 6,3 km i. d. Std. zurücklegte; als Brennstoff wurde Petroleum
                              									von 0,81 spez. Gewicht bei 15° C verwandt. Wir führen hier nur das Ergebnis eines
                              									Versuches an:
                           
                              
                                 Dauer des Versuches
                                 120 Min.
                                 
                              
                                 Tourenzahl des Motors
                                 296 Umdr. i. d. Min.
                                 
                              
                                 Gesamtverbrauch an Brennstoff
                                 24 l
                                 
                              
                                 Verbrauch i. d. Std.
                                 12 l
                                 
                              
                                 Verbrauch f. d. PS-Std.
                                 216 gr.
                                 
                              
                           Als Mittel aus allen Versuchen ergibt sich ein Brennstoffverbrauch von etwa 220 gr.
                              									f. d. PS-Std.; um auch sehr ungünstigen Verhältnissen Rechnung zu tragen, wurde für
                              									die Betriebskostenrechnung ein Verbrauch von 280 gr. f. d. PS-Std. angenommen, was
                              									einem stündlichen Brennstoffverbrauch von 15,5 l entspricht. Petroleum von 0,81
                              									spez. Gewicht kostet 0,17 M f. d. Liter. Der Motor verbraucht i. d. Std. für 15,5 ×
                              									0,17 = 2,65 M Brennstoff. Bei der beobachteten Geschwindigkeit des Kahnes von 6,3 km
                              									i. d. Std., die bei längeren Fahrten oft überschritten wurde, kostet dann der
                              									zurückgelegte Kilometer \frac{2,65}{6,3}=0,42 M. Da der Kahn 250
                              									t Ladung führte, beträgt der Preis für den Tonnenkilometer
                              										\frac{0,42}{250}=0,0017 M oder 0,17 Pf. Zu diesen Kosten
                              									würden noch Verzinsung und Abschreibung der maschinellen Anlage hinzukommen.
                              									Jedenfalls wird dadurch das günstige Ergebnis nicht erheblich geändert.
                           Bei dem Preise von 0,42 M für den zurückgelegten Kilometer ist noch zu bemerken, daß,
                              									wenn sich der Kahn aus irgend einem Grunde hätte leerschleppen lassen, dies
                              									nach angestellten Ermittlungen genau ebensoviel 0,42 M für den Kilometer (in
                              									Frankreich) gekostet hätte, als jetzt der Transport von 250 t Last beträgt. [La
                              									Technique Automobile 1911, S. 31–32.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Lokomotivüberhitzer.
                           Ein neuer Rauchkammerüberhitzer wird von der New Superheater
                                 										Company bei verschiedenen Eisenbahngesellschaften erprobt. Der ganz in der
                              									Rauchkammer liegende Ueberhitzer besteht aus drei Gußteilen (zwei unten links und
                              									rechts, der dritte oben unterhalb des Schornsteins), die durch der Rauchkammer
                              									entsprechend gebogene Rohre verbunden sind. Die Gußteile bestehen aus mehreren
                              									Abteilungen, so daß der vom Kessel kommende Dampf durch die verschiedenen
                              									Abteilungen abwechselnd durch die Rohre von einer Seite zur anderen strömen muß. Ehe
                              									der Dampf den Ueberhitzer verläßt, muß er vorher noch ein Rohrbündel durchströmen,
                              									das sich unmittelbar an der Rauchkammerrohrwand befindet, also dort, wo die Heizgase
                              									mit höchster Temperatur in die Rauchkammer übertreten. Das Gußstück, das sich unter
                              									dem Schornstein, also oberhalb des Blasrohres, befindet, hat für die austretenden
                              									Rauchgase eine konisch geformte Durchgangsöffnung.
                           In diesem Ueberhitzer können 200–290° C Dampftemperatur erreicht werden. Der
                              									Ueberhitzer kann in jede Lokomotive eingebaut werden, die geringe
                              									Ueberhitzertemperatur verlangt keine Aenderung der Schmiervorrichtung und der
                              									Dampfsteuerung.
                           Bei der Furners Eisenbahngesellschaft sind zwei 3/3
                              									gekuppelte Güterzuglokomotiven mit 457 mm  und 660 mm Hub und 10,5 at
                              									Kesseldruck mit diesem Ueberhitzer ausgerüstet worden. Nachdem diese Lokomotiven
                              									39000 km zurückgelegt hatten, ergab sich ein Kohlenverbrauch von 11,4 kg für einen
                              									Kilometer. Vier ähnlich gebaute Lokomotiven ohne diesen Ueberhitzer in demselben
                              									Zugdienst eingestellt ergaben einen um 23,5 v. H. größeren Kohlen verbrauch. Während
                              									diesen Probefahrten waren an den Ueberhitzern keine Ausbesserungen notwendig.
                              									Zurzeit werden weitere fünf Lokomotiven mit diesem Ueberhitzer versehen. Andere
                              									Eisenbahnen des In- und Auslandes wollen diesen Ueberhitzer ebenfalls erproben.
                              									[Engineering 1910, S. 858.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Wasserkraftanlage San Juancito, Honduras.
                           Die New York and Honduras Rosario Mining Company besitzt
                              									bei San Juancito, etwa 192 km landeinwärts von der pazifischen Küste, zwei
                              									Wasserkraftanlagen, welche als Ersatz für ein vor sechs Jahren angelegtes, mit 279,2
                              									m Gefälle arbeitendes Werk dienen und mit 411,5 sowie 152,4 m Gefälle arbeiten. Das
                              									obere von den beiden Werken ist bereits im Betriebe. Es liegt in der Stadt San
                              									Juancito und nutzt die Wasserkraft von vier kleinen Flüssen aus, deren Wasser mit
                              									Hilfe von Beton-Staudämmen in zwei hölzerne, oberhalb des Druckrohranschlusses
                              									zusammenlaufende Oberwasserleitungen abgelenkt wird. Diese Holzleitungen haben 3080
                              									und 2250 m Länge sowie 45,7 × 34,3 cm bezw. 47 × 42 cm Querschnitt und sind aus 31,7
                              									mm dicken Tannenbrettern mit Spanten und Stützen aus Eichenholz an Ort und Stelle
                              									hergestellt worden. Alle Holzteile sind vor dem Einbau mit Teer gestrichen. Die
                              									Leitungen sind im wesentlichen am Abhänge verlegt, nur an zwei 23 und 40 m langen
                              									Stellen sind sie um steile Klippen herumgeführt und auf runden Eisenstangen
                              									aufgesetzt, die in dem Felsen eingetrieben sind. An der Vereinigungsstelle der
                              									beiden Leitungen befindet sich ein kleines Sammelbecken, dessen Stand durch die
                              									Abschlußschützen der Leitungen geregelt wird. Hieran schließt sich die Druckleitung, welche
                              									mit 1400 m Länge 411,5 m Gefälle liefert und deren Durchmesser nach unten hin von
                              									508 mm auf 356 mm abnimmt, während die Wandstärke fast durchweg 10 mm beträgt. Im
                              									einzelnen haben von dieser Leitung
                           
                              
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                                 Wandstärke„„
                                 genietet
                                 
                              
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                                 überlapptgeschweißt.
                                 
                              
                           Die Druckleitung ist für eine Durchflußmenge von 12,74 cbm i. d. Sek. bemessen, doch
                              									sinkt der Wasserzufluß in den trockenen Monaten bis auf 5,95 cbm i. d. Sek. Am
                              									Maschinenhaus teilt sich die Leitung in zwei Stränge, welche die 152 mm weiten Düsen
                              									von zwei Pelton-Rädern mit 1372 mm  speisen.
                              									Diese sind für eine Leistung von 600 PS bei 600 Umdr. i. d. Min. berechnet und
                              									treiben Drehstromdynamos von je 350 KW Leistung bei 6600 Volt Spannung.
                              									Bemerkenswert ist, daß beide Turbinen von einem gemeinsamen Druckölregulator
                              									beeinflußt werden. Zu diesem Zweck wird der Riemen, welcher den Regulator antreibt,
                              									über zwei Scheiben gelegt, welche auf den Enden der bis auf 3 mm aneinanderstoßenden
                              									Turbinenwellen aufgesetzt sind. Ist eine Turbine außer Betrieb, so wird der Riemen
                              									so verschoben, daß er nur auf der einen Scheibe liegt. Beim Regeln der Leistung wird
                              									durch einen Abweiser ein Teil des Strahles abgelenkt.
                           Das in diesem Werk verbrauchte Wasser läuft zusammen mit dem Wasser eines anderen
                              									Flusses durch ein 2011 m langes, mit 0,0015 v. H. Gefälle angelegtes hölzernes
                              									Gerinne, welches für eine größte Wassermenge von 32,75 cbm i. d. Sek. bemessen ist,
                              									dem zweiten Kraftwerk Guadeloupe zu, welches eine 640 m lange, 152,4 m Gefälle
                              									ergebende Druckleitung und zwei Pelton-Turbinen von je
                              									450 PS besitzt. Der erzeugte Strom wird ohne Transformierung 5,2 km weit nach den
                              									Bergwerken der oben genannten Gesellschaft übertragen und für den Antrieb von
                              									Kompressoren sowie von Erzstampfmühlen benutzt. [The Engineering Record 1910, II, S.
                              									716.]
                           
                              H.