| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 237 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Versuche an Turbogeneratoren.
                           Vom Dampfkesselüberwachungsverein Berlin wurden in
                              									letzter Zeit Versuche an mehreren großen Turbogeneratoren vorgenommen. Der erste
                              									Versuch bezieht sich auf eine A. E. G.
                                 									Curtis-Dampfturbine mit einer Leistung von 4000 KW bei 1500 Umdr. i. d. Min.,
                              									die mit einem Drehstromgenerator von 6000 Volt Spannung direkt gekuppelt ist. Das
                              									Vakuum betrug im Betrieb 97–98 v. H. gegenüber dem garantierten Wert von 95 v. H.
                              									Auch die Ueberhitzung im Betriebe war höher als diejenige, auf welche die
                              									Garantiewerte bezogen wurden. Letztere sollten bei 12½ at Ueberdruck bei Vollast 6,5
                              									kg, bei halber Last 7,2 kg f. d. KW/Std. betragen. Die bei dem Versuch erreichten
                              									Dampf Verbrauchszahlen sind in Tab. 1 enthalten.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Belastung
                                 Vollast
                                 ¾ Last
                                 ½ Last
                                 
                              
                                    1. Dampfverbrauch kg/KW-Std.bezogen auf die effekt.
                                    											erzeugteEnergie abzügl. Erregerenergie
                                 5,46
                                 5,47
                                 5,37
                                 
                              
                                    2. Dampfverbrauch kg/KW-Std.bezogen auf die nutzbare
                                    											Energieabzügl. Kondensationsenergie
                                 5,55
                                 5,57
                                 5,51
                                 
                              
                                    3. Dampfverbrauch kg/KW-Std.wie unter 1 auf den
                                    											Dampfzustandder Garantie umgerechnet
                                 6,08
                                 5,99
                                 5,98
                                 
                              
                                 Düsenstellung
                                 2 Düsengeöffnet
                                 1 Düsegeöffnet
                                 alle Düsengeschl.
                                 
                              
                           Auffallend bei diesen Resultaten ist, daß eine nennenswerte Aenderung im spezifischen
                              									Dampfverbrauch bei Vollast und halber Last nicht aufgetreten ist. Der Grund liegt in
                              									der Regelung durch Düsen, welche das völlige Konstanthalten des Anfangsdruckes bei
                              									den verschiedenen Belastungen und damit eine gleiche Ausnutzung der Dampfenergie
                              									ermöglicht. Die Umrechnung der erreichten Dampfverbrauchszahlen für die der Garantie
                              									zugrunde gelegten Dampfzustände wurde in der Weise vorgenommen, daß für 1 v. H.
                              									Aenderung des Vakuums eine Aenderung im Dampfverbrauch von 1,5 v. H. und für 6° C
                              									Ueberhitzung eine Aenderung im Dampfverbrauch von 1 v. H. angenommen wurde.
                           Der zweite Versuch bezieht sich auf eine Zoelly-Dampfturbine von ebenfalls 4000 KW-Leistung bei 1000 Umdr. i. d. Min.,
                              									welche mit einem Drehstromgenerator von 3000 Volt Spannung direkt gekuppelt ist. Für
                              									12 at Anfangsüberdruck, 300° Ueberhitzung und 94 v. H. Vakuum waren 6,45 kg Dampf
                              									für 1 KW/Std. ausschließlich Kondensationsenergie, bei dreiviertel Last 6,65 kg, bei
                              									halber Last 7,35 kg und bei einviertel Last 8,85 kg. Bei den Versuchen betrug
                              									die Ueberhitzung ∾ 290°, bei ein Viertel Last ∾ 275°; das Vakuum betrug bei Vollast
                              									94,6 v. H. und stieg bei ein Viertel Last auf 96 v. H. Die unter diesen
                              									Betriebsverhältnissen erreichten Dampfverbrauchszahlen sind in Tab. 2
                              									zusammengestellt. Die Garantiewerte sind entsprechend den Dampfzuständen bei den
                              									Versuchen umgerechnet und zwar so, daß für 6,4° Temperaturänderung eine Aenderung im
                              									Dampfverbrauch von 1 v. H. in Anrechnung gebracht wurde.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Belastung
                                 Vollast
                                 ¾ Last
                                 ½ Last
                                 ¼ Last
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch kg/KW-Std.   bezogen auf die
                                    											Nutzleistung   ausschließl. Kondensations-   energie
                                 6,67
                                 6,97
                                 7,40
                                 9,50
                                 
                              
                                 Umgerechnet auf den der   Garantie zugrunde
                                    											gelegten   Dampfzustand
                                 6,80
                                 7,13
                                 7,93
                                 9,75
                                 
                              
                           Der dritte Versuch bezieht sich auf eine kleinere A. E. G.
                                 										Curtis-Turbine von 800 KW bei 1600 Umdr., die mit zwei Gleichstrommaschinen
                              									von 235 Volt Spannung direkt gekuppelt ist. Tab. 3 enthält die Ergebnisse des
                              									Versuchs und die garantierten Dampfverbrauchszahlen.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Belastung
                                 Vollast
                                 ¾ Last
                                 ½ Last
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch kg/KW-Std. bei   11,5 at Ueberdruck, 265°
                                    											Ueber-   hitzung und 96 v. H. Vakuum
                                 7,64
                                 7,9
                                 8,64
                                 
                              
                                 Garantiert mit 5 v. H. Toleranz 
                                 7,25
                                 7,8
                                 8,7
                                 
                              
                           (Hilliger.) [Zeitschr. für
                              									Dampfkessel- und Maschinenbetrieb 1911, S. 33–35 und 45–47.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Neue elektrische Lokomotiven für die die New
                              									Haven-Bahn.
                           In gemeinsamer Tätigkeit der Ingenieure der Baldwin-Lokomotive-Works und der New
                                 										Haven-Eisenbahn-Gesellschaft wurde der mechanische Teil der neuen New Haven-Lokomotiven entwickelt, deren 13,2 m langes
                              									Führerhaus auf zwei Drehgestellen ruht. Die miteinander unmittelbar gekuppelten
                              									Drehgestelle tragen an ihren freien Enden die Zug- und Stoßvorrichtungen. Jedes
                              									enthält zwei Treibachsen mit Rädern von 1600 mm  und eine Laufachse mit 1065
                              									mm Rädern. Das Führerhaus ruht nicht auf der Mitte der Drehgestelle in der üblichen Weise
                              									mit Hilfe von Königszapfen, sondern wird an den Enden durch Gleitplatten getragen.
                              									Der feste Radstand jedes Drehgestelles ist rund 2,1 m. Das gesamte Lokomotivgewicht
                              									beträgt gegenwärtig 150 t, doch wird es zweifellos bei weiteren Lokomotiven dieser
                              									Bauart wesentlich verringert werden.
                           Zum Antriebe dienen vier Motoren, die je in den Drehgestellrahmen fest über den
                              									Triebachsen gelagert sind. Die Kupplung zwischen den Motoren und Treibachsen ist
                              									nicht starr, sondern es wird mit Hilfe eines einfachen Zahnradvorgeleges ein
                              									Mitnehmer angetrieben, dessen Arme unter Zwischenschaltung von Federn das Drehmoment
                              									auf die Treibräder übertragen. Hierbei ist ein Federspiel des
                              									Lokomotivuntergestelles mit den Motoren von 40 mm über oder unter der Achsmitte
                              									zulässig. Zum Schutz gegen Geräusche sind auch zwischen die Zahnradsterne und den
                              									Zahnradkranz Federn geschaltet. Der Fußboden ist in dem Führerhause über den Motoren
                              									so hoch gelegt, daß letztere sich frei darunter bewegen können; nur an den Enden,
                              									die zu Führerständen ausgebildet sind, liegt er tief.
                           Die Motoren, welche die Lokomotive befähigen, einen Güterzug von 1500 t Gewicht auf
                              									ebener Strecke mit rund 56 km/Std. und einen Personenzug von 800 t Gewicht mit
                              									einer Geschwindigkeit von 72,5 km/Std. zu befördern, entsprechen in ihrer Bauart den
                              									bisher auf den New Haven-Lokomotiven verwendeten. Sie
                              									werden beim Betriebe mit Gleichstrom in Gruppen von zweien in Reihe liegend mittels
                              									Widerstand und Reihenparallelschaltung gesteuert. Beim Wechselstrombetrieb liegen
                              									sämtliche Motoren parallel, und ihre Regelung geschieht durch Anlegen verschiedener
                              									Spannungen, die einem mit Ausführungen versehenen Transformator entnommen werden.
                              									Jeder Motor hat eine Stundenleistung von etwa 375 PS und eine Dauerleistung von rund
                              									310 PS. Die Anfahrbeschleunigung des Personenzuges beträgt 0,10 m/Sek.
                           Auf dem Lokomotivdach sind zwei Scherenstromabnehmer für die Abnahme von einphasigem
                              									Wechselstrom von 11000 Volt Spannung angeordnet. Ferner sitzen zwischen den
                              									Triebrädern Kontaktschuhe zur Abnahme von 600 bis 700 Volt Gleichstrom von der
                              									stellenweise vorhandenen dritten Schiene. Schließlich ist auf dem Dach auch noch ein
                              									kleiner Scherenstromabnehmer für Gleichstrom angebracht, der an
                              									Unterbrechungsstellen der dritten Schiene bei Kreuzungen usw. in Tätigkeit tritt.
                              										(Storer.) [The Electric Journal 1910, S.
                              									114–119.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Neue Turbine im Kraftwerk der Canadian Niagara Power
                              									Company.
                           Eine sehr bemerkenswerte neue Turbine ist vor kurzem im Elektrizitätswerk der Canadian Niagara Power Company in Betrieb genommen
                              									worden. Es handelt sich hierbei um den Ausbau des schon seit 1906 im Betriebe
                              									befindlichen, für insgesamt elf Turbineneinheiten von je 10000 PS-Leistung
                              									berechneten Wasserkraftwerkes, welches im Jahre 1906 zunächst mit drei von Escher, Wyß & Company in Zürich gebauten Turbinen
                              									den Betrieb aufgenommen und zwei weitere, nach den gleichen Konstruktionszeichnungen
                              									angefertigte Einheiten von der I. P. Morris Company in
                              									Philadelphia, Pa., erhalten hatte. Bei dem vorliegenden Ausbau ist die Canadian Niagara Falls Company ganz selbständig
                              									vorgegangen. Sie hatte nämlich berechnet, daß mit Berücksichtigung der bereits
                              									vorhandenen Turbinenschächte die Wasserverhältnisse ausreichen würden, um Turbinen
                              									von 12500 PS-Leistung einzubauen und hat, da einzelne Fabriken sich weigerten, den
                              									Bau solcher Turbinen zu übernehmen, die Konstruktionszeichnungen dafür in ihrem
                              									eigenen Betriebe ausarbeiten lassen. Die neue Turbine, welche von der Bethlehem Steel Company in South Bethlehem, Pa., gebaut
                              									worden ist, hat alle auf sie gesetzten Hoffnungen erfüllt. Sie leistet bei 40,5 m
                              									Gefälle 12800 PS am Schaltbrett, während die alten Turbinen bei 41,2 m Gefälle nur
                              									10000 PS liefern. Die Turbine ist ebenso wie die alten Turbinen als senkrechte
                              										Doppel-Francis-Turbine mit äußerer Beaufschlagung
                              									gebaut, unterscheidet sich aber von diesen dadurch, daß sie nicht als Kesselturbine,
                              									sondern als Spiralturbine mit zwei getrennten, aus der gemeinsamen Druckleitung
                              									gespeisten Gehäusen konstruiert ist. Die Konstruktion soll sich auch billiger
                              									gestellt haben als bei den alten Turbinen; der Regulator ist nach der Bauart von Escher, Wyß & Co.
                              									ausgeführt und zum Teil aus der Schweiz bezogen. Die genauen Vergleichsversuche
                              									sollen mit dieser Turbine demnächst angestellt werden. [Electrical World 1910, II,
                              									S. 1525–1527.]
                           H.
                           
                        
                           Afrikanische Seide.
                           Außer dem Maulbeerspinner, der die echte Seide liefert, gibt es bekanntlich noch eine
                              									ganze Reihe anderer, hauptsächlich in Asien vorkommender Raupenarten, die Seide
                              									erzeugen. Die Gespinste der letzteren bezeichnet man allgemein als wilde Seide oder
                              									Tussah. Vor einiger Zeit wurde nun die wertvolle Entdeckung gemacht, daß auch die
                              									Gespinste einer im tropischen und subtropischen Afrika (besonders auch in
                              									Deutsch-Ostafrika) vorkommenden Raupenart einen für die Textilindustrie höchst
                              									brauchbaren Rohstoff liefern. Im Gegensatz zu den erstgenannten Spinnern ist die
                              									afrikanische Art ein Familienspinner, d.h. die Raupen spinnen sich nicht einzeln
                              									ein, sondern eine größere Zahl von Raupen legen ein gemeinschaftliches Nest an, in
                              									dem sie sich dann verpuppen. Zoologisch rechnet man die neue Raupe zur Gattung
                              									Anaphe. Ihre Verbreitung in Afrika ist an einzelnen Stellen eine so große, daß sie
                              									direkt eine Plage bilden und von den Eingeborenen durch Abbrennen der Sträucher, auf
                              									denen sie leben, vernichtet werden. Die Nester haben sackartige Form, sie sind 15–40
                              									cm lang bezw. breit und 8–15 cm dick. An denselben lassen sich verschiedene,
                              									übereinander liegende Schichten unterscheiden. Die äußerste Schicht besteht aus
                              									einem lockeren Fadengewirr von etwa 1 cm Dicke, darauf folgt nach innen zu eine
                              									dünne, pergamentartige braune Haut, die vermutlich den Zweck hat, den übrigen Inhalt
                              									des Nestes vor Witterungseinflüssen und Feinden zu schützen. Damit aber durch diese
                              									Schutzhaut den Schmetterlingen das Auskriechen nicht unmöglich gemacht wird, werden
                              									von den Raupen bei der Herstellung des Nestes vorsorglicherweise eine Anzahl Löcher
                              									gelassen. Im Innern dieses Beutels befinden sich, in einem losen Fadengewirr
                              									eingebettet, die Kokons der einzelnen Raupen. Das Gewicht eines Nestes beträgt etwa
                              									50 g. Der von den Raupen hervorgebrachte Faden unterscheidet sich von der Tussah
                              									vorteilhaft durch größere Feinheit, er kommt in dieser Hinsicht der echten Seide
                              									nahe. Da die Anaphe-Seide ein etwas geringeres spezifisches Gewicht besitzt als
                              									echte Seide, so müßte ein Anaphefaden von gleicher Nummer und Drehung dicker sein
                              									als ein entsprechender Faden echter Seide, d.h. mit anderen Worten, daß die
                              									Anapheseide an Füllkraft die echte Schappe übertreffen müsse. In der Tat zeigten
                              									nach dieser Richtung angestellte Versuche mit Samtgeweben, daß die mit Anaphepol
                              									hergestellte Ware eine bessere Decke hatte. Bei der Verspinnung bereitete die
                              									Aufschließung der Nester anfangs Schwierigkeiten. Es ist jedoch anzunehmen, daß
                              									diese mit der Zeit sich werden überwinden lassen. Wegen der Feinheit des Kokonfadens
                              									läßt sich Anapheschappe zu sehr hohen Nummern ausspinnen; es wurde bis Nr. 400
                              									ohne besondere Schwierigkeiten gesponnen, wogegen Tussahschappe nur bis Nr. 200
                              									hergestellt werden kann. Gegenüber der echten Schappeseide hat die Anaphe allerdings
                              									auch gewisse Nachteile, sie kann wegen der braunen Farbe nur für dunkle Färbungen
                              									benutzt werden. Der Bleichprozeß lohnt nicht, da er zu teuer ist und ein vollkommen
                              									weißer Faden auch nicht erzeugt werden kann. Ferner erreicht ihr Glanz auch nicht
                              									den der echten Schappe. Dagegen besitzt sie aber den Vorzug, daß sie im Preise
                              									schätzungsweise etwa um 40 v. H. billiger sein dürfte. Zur rationellen Ausbeute und
                              									Zucht dieser Seidenraupenart in Zentralafrika hat sich eine Gesellschaft (African Silk Corporation, Limited, London, Berlin,
                              									Brüssel) mit einem Kapital von 3 Mill. Mark gebildet. Die bereits bestehende, von
                              									einem Deutschen gegründete Afrikanische Seidengesellschaft
                                 										m. b. H. ist mit ihren Versuchsstationen und Pflanzungen von der neuen
                              									Gesellschaft übernommen worden. Bei der großen wirtschaftlichen Bedeutung, die
                              									hieraus auch unseren eigenen Kolonien erwachsen würde, ist zu wünschen, daß die
                              									praktischen Versuche im Großen den erwarteten Erfolg haben. [Leipz. Monatsschrift
                              									für Textilind. Nr. 8, 1910, S. 211.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Die Riffelbildung auf den Laufflächen der Schienen.
                           Ueber die Ursache der wellenförmigen Schienenabnutzung bei elektrischen Straßenbahnen
                              									und anderen elektrischen Bahnen hat man bekanntlich in den letzten Jahren die
                              									verschiedensten Annahmen aufgestellt, ohne daß es gelungen wäre, diese Frage
                              									vollständig zu klären. Nach dem von Oberingenieur Busse
                              									auf dem 16. internationalen Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß erstatteten
                              									umfassenden Bericht erscheint es nicht mehr zweifelhaft, daß diese eigentümliche Art
                              									der Schienenabnutzung in erster Linie auf die Beschaffenheit des Schienenmaterials
                              									zurückzuführen ist, wenn auch bestimmte Vorgänge des Straßenbahnbetriebes in hohem
                              									Maße diese Art der Abnutzung begünstigen. So hat man durch Bearbeitung des Kopfes
                              									einer noch nicht befahrenen Schiene bereits unregelmäßige Riffelbilder in der
                              									Lauffläche feststellen können, die sich nach einigen Monaten des Betriebes zu
                              									wellenförmigen Vertiefungen ausbildeten. Der Keim zu dieser Abnutzung dürfte bereits
                              									beim Walzprozeß der Schienen gelegt werden, und zwar scheinen die bei höherer
                              									Temperatur fertiggewalzten Schienen weniger zur Riffelbildung zu neigen. Damit würde
                              									übereinstimmen, daß sich die Riffelbildung besonders stark bei Rillenschienen
                              									äußert, welche wegen ihres Profils eine weniger gründliche Durcharbeitung des
                              									Materials beim Walzen gestatten. Von den Einflüssen des Betriebes sind insbesondere
                              									die Schlingerbewegungen, welche ein Gleiten der Räder auf den Schienenköpfen zur
                              									Folge haben, dann aber auch das Gleiten der festgebremsten Räder in der
                              									Fahrtrichtung zu erwähnen. Auch die Auflagerung der Schienen ist von Einfluß
                              									insofern, als fest mit der Unterlage verbundene Schienen in der Regel weniger zur
                              									Riffelbildung neigen, während lose aufliegende Schienen durch die Erschütterungen
                              									abgenutzt werden. Man hat im übrigen ähnliche wellenförmige Abnutzungen auch an den
                              									Radreifen sowie an den Fahrdrähten der Oberleitung beobachtet.
                           
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                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk Ventavon an der Durance.
                           Eines der neuesten Wasserkraftwerke, welches den Strombedarf des Südostens von
                              									Frankreich decken soll, ist vor kurzem von der Société des
                                 										Forces motrices de
                              									la Haute-Durance bei Ventavon in Betrieb gesetzt
                              									worden. Das für eine endgültige Leistungsfähigkeit von 28000 PS bemessene Kraftwerk
                              									nutzt ein 50 m betragendes Gefälle der Durance aus, welches durch einen Staudamm mit
                              									langem Oberwasserkanal und anschließende Druckleitungen geschaffen wird. Der
                              									Staudamm befindet sich 14 km oberhalb des Werkes bei Saulce und ist mit 180 m
                              									Gesamtlänge quer über den Fluß gelegt. Er besteht zum größten Teil, auf 165 m Länge,
                              									aus einem gemauerten Ueberfallwehr, an welches sich auf der Seite des
                              									Wassereinlaufes eine 3 m breite Eisschleuse und zwei je 8 m breite Kiesschleusen zum
                              									Freilegen des Einlaufwerkes anschließen. Unter rechtem Winkel zu diesem Dammteil
                              									steht das 60 in lange, mit acht großen Schützenöffnungen versehene Einlaufwehr,
                              									welches ein als Sand- und Lehmfang dienendes, mit mehreren 600 mm weiten
                              									Spülleitungen versehenes Becken abschließt. Durch den Damm wird das Wasser der
                              									Durance um etwa 1,20 m angestaut. Das Wasser fließt aus dem Sandfang durch drei
                              									Schleusen in einen 14 km langen, mit gleichbleibendem Gefälle von 0,3 v. H.
                              									angelegten, innen mit Beton ausgekleideten Oberwasserkanal, dessen trapezförmiger
                              									Querschnitt bei 13 m oberer und 7 m unterer Breite für eine größte Durchflußmenge
                              									von 56 cbm i. d. Sek. bemessen ist und an dessen unterstem Ende sich ein mit einem
                              									Ueberlauf versehenes Wasserschloß befindet. Von hier aus führen von den in Aussicht
                              									genommenen acht Druckleitungen zunächst nur fünf zum Maschinenhause, und zwar sind
                              									vier Leitungen von je 2300 mm Weite für je eine der Hauptturbinen bestimmt, während
                              									eine von 1000 mm  die Erregerturbinen speist. Außerdem ist noch eine kleine
                              									Druckleitung von gleichfalls 1000 mm  als Aushilfe für die Erregerleitung
                              									vorhanden. Die Druckleitungen sind im Mittel je 400 m lang und offen auf dem Boden
                              									verlegt. Die großen Leitungen haben 8–16 mm Wandstärke und sind außerdem außen mit
                              									aufgenieteten Versteifungsringen in 1–2 m Abstand versehen. Bei den Druckproben
                              									haben die Rohre nicht nur den doppelten statischen Betriebsdruck, sondern auch einen
                              									bedeutenden Ueberdruck ausgehalten.
                           Das Maschinenhaus, welches 86 m lang, 20,5 m breit und 20 m hoch ist, enthält
                              									gegenwärtig vier große Stromerzeugerturbinen von je 6200 PS Leistung, drei
                              									Erregergruppen von je 300 PS und eine kleine Lichtmaschine. Für die fehlenden zwei
                              									Turbinen, welche 7000–7500 PS leisten sollen, sind Plätze an den Enden der
                              									Maschinenhalle freigehalten. Sie sollen Rohrleitungen von je 2500 mm Weite erhalten.
                              									Der Bau der Maschinenanlage ist zwischen den Firmen Piccard,
                                 										Pictet & Cie. in Genf und Neyret-Brenier
                              									in Grenoble in der Weise aufgeteilt worden, daß jede der beiden je zwei große
                              									Turbinen zu liefern hatte. Die Regulatoren wurden aber alle von Piccard, Pictet & Cie.
                              									gebaut, während die andere Firma dafür den Auftrag auf die drei Erregergruppen
                              									erhielt. Im übrigen stimmen die Ausführungen der beiden Firmen, von Einzelheiten
                              									abgesehen, ziemlich miteinander überein. Die Hauptturbinen sind als liegende Doppel-Francis-Turbinen mit einfachen Spiralgehäusen
                              									und symmetrischen Saugkrümmern ausgeführt und laufen mit 300 Umdr. i. d. Min. Sie
                              									haben gußeiserne Laufräder von 1400 mm  mit symmetrischer Schaufelanordnung
                              									und zwei außerhalb der Krümmer angeordnete Hauptlager, von denen eines als
                              									Drucklager ausgebildet ist. Die Turbinen sind mit Druckölregulatoren ausgerüstet,
                              									welche mit der Hand oder auch vom Schaltbrett aus verstellbar sind und auf die mit
                              									Gußstahlschaufeln versehenen Leiträder einwirken. Mit den Turbinen sind durch
                              									Lederbandkupplungen die 4500 KW-Stromerzeuger für 7500 Volt Spannung unmittelbar
                              									verbunden.
                           Die 300pferdigen Erregerturbinen arbeiten mit 400 Umdrehungen i. d. Min. bei
                              									44 m Gefälle, die Lichtmaschine läuft mit 600 Umdr. und leistet 100 PS. Diese
                              									Turbinen sind als Girard-Turbinen mit wagerechter Welle konstruiert.
                           Der erzeugte Strom wird mit 55000 Volt Spannung dem 60 km entfernten Wasserkraftwerk
                              									Brillane zugeführt, welches der Société l'Energie
                                 										électrique du Littoral méditerranéen gehört, und von dieser Gesellschaft,
                              									deren Fernleitungen sich bis nach Nizza und Toulon erstrecken, verwertet. (Dantin) [Le Génie Civil 1910/11, S. 177 bis 182.]
                           
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