| Titel: | Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen. | 
| Autor: | A.Bergmann. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 250 | 
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                        Untersuchungen an
                           								Lamellensenksperrbremsen.
                        Von Dipl.-Ing. A.Bergmann.
                        (Fortsetzung von S. 233 d. Bd.)
                        Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen.
                        
                     
                        
                           A. Anheben der Last.
                           
                              1. Bremsdruck beim
                                    										Anheben.
                              Für das Anheben der Last wird die Welle W in der
                                 										Richtung des Pfeiles (Fig. 8–10) angetrieben. Durch das Flachgewinde auf der
                                 										Bremswelle preßt sich dann unter Einwirkung des Lastzuges das ganze
                                 										Scheibensystem zusammen. Antriebswelle und Lasttrommel werden durch den so
                                 										entstehenden Klemmschluß miteinander gekuppelt und die Last hochgewunden.
                              Ein Versagen beim Lastheben ist ausgeschlossen; festzustellen bleibt lediglich
                                 										der Anpressungsdruck.
                              Es bezeichne
                              L die Last,
                              g die Erdbeschleunigung,
                              1 : n das Uebersetzungsverhältnis
                                 										zwischen Last und Bremswelle,
                              η den Wirkungsgrad des Getriebes,
                                 										soweit es zwischen Last und Bremse liegt,
                              x den Lasttrommelhalbmesser + ½
                                 										Seildicke,
                              J das Trägheitsmoment des
                                 										Lastritzels auf der Bremswelle (bei der Versuchsanordnung die Lasttrommel) und
                                 										der rotierenden Getriebsteile, die zwischen diesem und der Last liegen, bezogen
                                 										auf die Bremswelle als Achse,
                              a die Beschleunigung der Last beim
                                 										Anheben,
                              e die Winkelbeschleunigung der
                                 										Bremswelle beim Anheben, die der Lastbeschleunigung a entspricht;
                              
                                 e=\frac{a\,.\,n}{x}
                                 
                              α den Steigungswinkel der
                                 										Schraube,
                              r den mittleren Halbmesser der
                                 										Schraube,
                              tg α den Reibungskoeffizienten der
                                 										Schraube,
                              P den Anpressungsdruck der
                                 										Bremsscheiben,
                              R1
                                 										das Reibungsmoment an dem Flächenpaar I (vergl.
                                 											Fig. 7–9 S.
                                 										231),
                              μ den Reibungskoeffizienten an dem
                                 										Flächenpaar I,
                              ρ1
                                 										den mittleren Hebelarm des Momentes R1.
                              Um die Last mit der Beschleunigung a zu heben, muß an der Welle ein Drehmoment ausgeübt werden von
                              
                                 \left(L+\frac{L}{g}\,a\right)\,\frac{x}{n\,.\,\eta}+J\,e
                                 
                              Dadurch wird
                              
                                 1. das Moment G an dem
                                    											flachgängigen Gewinde = P • r . tg (α + φ) und
                                 2. das Reibungsmoment R1 an dem Flächenpaar I = P • μ • ρ1 erzeugt.
                                 
                              Es muß also
                              
                                 \left(L+\frac{L}{g}\,a\right)\,\frac{x}{n\,.\,\eta}+J\,e=P\,r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+P\,.\,\mu\,.\,\rho_1
                                 
                              und der Anpressungsdruck beim Anheben
                              P=\frac{\left(L+\frac{L}{g}\,a\right)\,\frac{x}{n\,.\,\eta}+J\,e}{r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,\rho_1}
                                 										. . . 1)
                              sein.
                              
                           
                              
                                 Bedingungen für das Festhalten der Last nach dem
                                    											Anheben.
                                 
                              Das Festhalten der schwebenden Last wird durch die Sperrklinke bewirkt, welche
                                 										die beiden Sperrscheiben S1 und S2 am Rücklaut hindert. Die Sperrscheiben
                                 										erfüllen nur dann ihren Zweck als Halteorgan der Last, wenn die Summe der
                                 										Reibungsmomente R1
                                 										+ R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4 an den
                                 										Flächenpaaren I, II, III und IV größer oder mindestens ebensogroß ist wie das
                                 										Moment der freischwebenden Last =\frac{L\,\eta\,x}{n}. Die
                                 										Bedingungsgleichung für das Festhalten der schwebenden Last lautet also
                              \frac{L\,\eta\,x}{n}\,<\,R_1+R_2+R_3+R_4=P\,.\,\mu\,(\rho_1+\rho_2+\rho_3+\rho_4)
                                 										2)
                              Die Größe von R1, R2, R3 und R4 hängt ab von dem Reibungskoeffizienten μ, der für alle vier Momente als gleich angenommen
                                 										ist, den Hebelarmen ρ1, ρ2,
                                 											ρ3, ρ4 der Momente und
                                 										dem Anpressungsdruck P. Setzt man der Sicherheit
                                 										des Festhaltens wegen in Gleichung 1 den Einfluß der Massenbeschleunigung, der
                                 										bei langsamem Aufwinden ohnehin gering ist, gleich Null (d.h. a = 0 und e = 0), so
                                 										wird der Druck beim Anheben und dem darauffolgenden Festhalten der Last nach
                                 										Gleichung 1
                              P=\frac{L\,\frac{x}{n\,.\,\eta}}{r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,\rho_1}
                                 										. . . 3)
                              
                              Durch Einsetzen dieses Wertes für P in Gleichung 2 erhält man
                              
                                 \frac{L\,\eta\,x}{n}\,<\,\frac{L\,\frac{x}{n\,.\,\eta}}{r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,\rho_1}\,\mu\,(\rho_1+\rho_2+\rho_3+\rho_4),
                                 
                              \eta^2\,[r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,\rho_1]\,<\,\mu\,(\rho_1+\rho_2+\rho_3+\rho_4)
                                 										. 4)
                              Gleichung 4 enthält die Bedingung für das Festhalten der
                                 										Last nach vorhergegangenem Anheben.
                              Für die Versuchsbremse ergab sich aus Versuchen
                              η = 0,91; r tg (α + φ)
                                 										+ μρ1 = 1,274
                                 										cm;
                                         μ (ρ1 + ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4) = 5,15 cm.
                              Die Bedingung für das Festhalten der Last nach dem Anheben
                                 										ist erfüllt, denn es wird nach Einsetzen der Werte in Gleichung 4
                              0,912 • 1,274 <
                                 										5,15,
                                         1,058 < 5,15.
                              
                           
                        
                           B. Das Senken der Last.
                           
                              2. Bedingungen für das Lüften der
                                    											Bremse.
                              Das Senken der Last soll bei den Lüftsenksperrbremsen in der Weise erfolgen, daß
                                 										der äußere Antrieb die Bremse lüftet, dadurch das die Last festhaltende
                                 										Reibungsmoment vermindert und so die Last für die Sinkbewegung freigibt. Da sich
                                 										nun aber ein Lüften der Bremse nicht zwangläufig herbeiführen läßt, so kann es
                                 										vorkommen, daß die Last wie bei einer Lastdruckbremse ohne Lüften der Bremse
                                 										gesenkt wird; der äußere Antrieb dient dann zum Ueberwinden des Ueberschusses
                                 										der die Last festhaltenden Reibung und zum Beschleunigen der zu bewegenden
                                 										Massen. Es tritt natürlich derjenige der beiden genannten Fälle ein, der das
                                 										geringere äußere Antriebsmoment erfordert. Berücksichtigt man, daß das zur
                                 										Massenbeschleunigung erforderliche Moment bei langsamem Einleiten der
                                 										Senkbewegung sehr klein wird und daher vernachlässigt werden kann, so lautet die
                                 										Bedingung für das Lüften der Bremse: Das Lüften der Bremse tritt ein, wenn das
                                 										hierzu erforderliche äußere Drehmoment kleiner oder höchstens ebensogroß ist wie
                                 										der Ueberschuß des die Last festhaltenden Reibungsmomentes. Zur näheren
                                 										Erläuterung seien die Bedingungen für das Lüften an der Versuchsbremse
                                 										aufgestellt. Es sind zu überwinden:
                              der Widerstand G1 = Pr tg (α – φ) im Gewinde und
                                  das Moment R1
                                 										= P • μ • ρ1 an dem
                                 										Flächenpaar I,
                              insgesamt ein Moment G1 + R1 = P [r tg (α – φ) + μρ1]. Das die
                                 										Last festhaltende Moment ist R1 + R2 + R3 + R4 = P • μ (ρ1
                                 										+ ρ2
                                 										+ ρ3
                                 										+ ρ4) das
                                 										Lastmoment selbst \frac{L\,\eta\,x}{n}, der Ueberschuß des
                                 										die Last festhaltenden Momentes
                                 											R_1+R_2+R_3+R_4-\frac{L\,\eta\,x}{n}.
                              Wenn die Last durch Lüften der Bremse gesenkt werden soll, ist zu setzen
                              
                                 R_1+G_1\,\leq\,R_1+R_2+R_3+R_4-\frac{L\,\eta\,x}{n},
                                 
                              
                                 G_1\,<R_2+R_3+R_4-\frac{L\,\eta\,x}{n}\,
                                 
                              
                                 P\,r\,\mbox{tg}\,(\alpha-\varphi)\,<\,P\,.\,\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)-\frac{L\,\eta\,x}{n}.
                                 
                              Die Bedingungsgleichung für das Senken der Last durch
                                 										Lüften der Bremse lautet also nach Einsetzen des Wertes für P aus Gleichung 3
                              r tg (α –
                                    											φ) < μ (ρ2 + ρ3 + p4) – η2 [r tg (α + φ) + μρ1] 5)
                              Für die Versuchsbremse war z.B. r
                                 										= 1,35 cm; φ = 7° 40';
                                 										tg (α + φ) = 0,449; tg
                                 											(α – φ) = 0,155; μ
                                 											(ρ2 + ρ3 + ρ4) = 4,483 cm; μ • ρ1 = 0,667 cm;
                                 											η = 0,91; (aus Versuchen ermittelt).
                              Diese Werte in Gleichung 5 eingesetzt, ergeben
                              1,35 • 0,155 < 4,483 – 0,83 (1,35 • 0,449 +
                                 										0,667),
                              0,209 < 3,425.
                              Bei der Versuchsbremse war also Gleichung 5 erfüllt, und die Last wurde stets
                                 										durch Lüften der Bremse gesenkt.
                              
                           
                              3. Theorie des
                                    										Senkvorganges.
                              Bei der Untersuchung der Vorgänge an der Bremse beim Lastsenken ist das
                                 										Hauptaugenmerk auf die Ermittlung des jeweiligen Bremsdruckes zu richten; sobald
                                 										dieser bekannt ist, lassen sich Reibungsmomente, Lastgeschwindigkeit und
                                 										Motorbelastung ohne weiteres angeben. Bei der Versuchsbremse ermöglichte die auf
                                 										der Welle W sitzende Feder F ein direktes Messen des Bremsdruckes, da die Federlänge sich schon
                                 										bei kleinen Druckunterschieden um meßbare Beträge veränderte.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 251
                                 Fig. 11.
                                 
                              Die Aenderungen der Federspannung werden hervorgerufen durch die seitliche
                                 										Bewegung der Welle W beim Lüften und Schließen der
                                 										Bremse. Ueber ihren Verlauf geben die bei den Versuchen aufgenommenen Diagramme
                                 										ein klares Bild. Zwecks Aufnahme eines Diagrammes wurde vor dem Anheben der Last
                                 										die Drucknullinie (Feder ohne Spannung) angezeichnet, die Last von Hand
                                 										aufgewunden, dann das Indikatoruhrwerk und gleich darauf der Motor in Gang
                                 										gesetzt. Fig. 11 zeigt ein normal verlaufendes
                                 										Diagramm. Die Gerade AA ist die Drucknullinie, die
                                 										Kurve DD die beim Lastsenken aufgezeichnete
                                 										Bremsdrucklinie. Die Ordinaten s der Drucklinie
                                 										geben die Federspannung bezw. den Bremsdruck, die Abszissen die Zeit an. Der
                                 										Indikator verzeichnete zunächst den Bremsdruck während des Festhaltens der
                                 										schwebenden Last (Punkt 1–2); in Punkt 2 begann die
                                 										Motorbewegung, die Bremse wurde gelüftet, und der Bremsdruck stellte sich nach
                                 										einigen Schwingungen auf eine konstante mittlere Größe (s3) ein. Dieser mittlere Druck
                                 										entspricht zufolge späteren Ermittlungen mit praktisch hinreichender Genauigkeit
                                 										dem Fall: Bremsmoment = Lastmoment – bei konstanter Lastgeschwindigkeit. Demnach
                                 										war während des Verlaufs der Diagrammlinie unterhalb bezw. oberhalb der
                                 										mittleren Drucklinie das Bremsmoment kleiner bezw. größer als das Lastmoment,
                                 										und die Lastbewegung wurde durch den Ueberschuß an Last- bezw. Bremsmoment
                                 										beschleunigt bezw. verzögert. Das Lastritzel auf der Bremswelle (bei der
                                 										Versuchsbremse die Lasttrommel) blieb infolgedessen abwechselnd hinter der vom
                                 										Motor angetriebenen Bremswelle zurück (fallender Bremsdruck) und eilte dann
                                 										wieder vor (steigender Druck), bis allmählich die Drehgeschwindigkeiten beider
                                 										gleich blieben (konstanter Druck).
                              Veranlaßt wurden die Schwankungen des Bremsdruckes und der Lastgeschwindigkeit
                                 										durch die Massenkraft der von der sinkenden Last zu bewegenden Teile, die,
                                 										ähnlich wie bei einem Fliehkraftregler, erst nach einigen Schwingungen in den
                                 										Beharrungszustand übergingen.
                              Die weitere Untersuchung läuft darauf hinaus, den Verlauf der
                                 										Diagrammlinie zu berechnen. Zu diesem Zwecke sei ein beliebiger Abschnitt der
                                 										Diagrammlinie herausgegriffen.
                              Die seitliche Verschiebung der Welle während des Senkens setzt sich offenbar aus
                                 										zwei entgegengesetzten Bewegungen zusammen: Der vom äußeren Antrieb verursachten
                                 										und derjenigen, welche die sinkende Last hervorruft.
                              Bezeichnet man mit
                              P den Bremsdruck allgemein,
                              Pa
                                 										den Bremsdruck zu Beginn des betrachteten Diagrammabschnittes
                                 										(Anfangsdruck),
                              p die Aenderung der Federspannung
                                 										für die Längeneinheit,
                              s die Aenderung der Federlänge
                                 										infolge des Bremsdruckes = der seitlichen Verschiebung der Welle,
                              so ist der Bremsdruck stets gegeben durch die
                                 										Gleichung
                              P = Pa + p • s . . . . . 6)
                              s ist positiv bei steigendem
                                 										Druck.
                              Bezeichnet man ferner mit
                              e1
                                 										die Winkelbeschleunigung der Bremswelle infolge äußeren Antriebes,
                              e2
                                 										die Winkelbeschleunigung des Lastritzels auf der Bremswelle (bei der
                                 										Versuchsbremse der Lasttrommel) infolge des Lastsinkens,
                              r den mittleren Halbmesser der
                                 										Schraube,
                              α den Steigungswinkel der
                                 										Schraube,
                              t die Zeit,
                              so wird
                              die achsiale Beschleunigung der Bremswelle infolge äußeren
                                 										Antriebes = – re1
                                 										tg α,
                              die achsiale Beschleunigung der Bremswelle infolge des
                                 										Lastsinkens = re2
                                 										tg α und die resultierende seitliche Beschleunigung
                                 										der Welle =
                              -r\,e_1\,\mbox{tg}\,\alpha+r\,e_2\,\mbox{tg}\,\alpha=\frac{d^2\,s}{d\,t^2}
                                 										. . . 7)
                              Aus dieser Gleichung muß der Wert von s berechnet und in die den Bremsdruck allgemein
                                 										angebende Gleichung 6 eingesetzt werden.
                              Die Größe von e1
                                 										hängt ab von der Art des äußeren Antriebes und ist als gegeben zu betrachten. In
                                 										erster Annäherung kann man mit praktisch hinreichender Genauigkeit, speziell bei
                                 										den meist gebrauchten Elektromotoren, setzen e1 = konstant.
                              Für die Ermittlung von e2 stellt man die Momentengleichung für das an der Bremse wirksame
                                 										Drehmoment auf. Das Drehmoment der Last an der Bremswelle ist
                              
                                 \frac{L\,\eta\,x}{n}.
                                 
                              (L = Last; η = Wirkungsgrad; x =
                                 										Trommelhalbmesser + ½ Seildicke; 1 : n =
                                 										Uebersetzung zwischen Last und Bremswelle). Ihm wird während der Senkbewegung
                                 										das Gleichgewicht gehalten durch
                              
                                 1. das Reibungsmoment an den Flächenpaaren II, III, IV gleich R2 + R3 + R4 = P •
                                       												μ (ρ2
                                    											+ ρ3 + ρ4) = (Pa + pf
                                    											s) μ (ρ2 + ρ3 + ρ4);
                                 2. das Moment der Massenkraft der Last.
                                 
                              Der Winkelbeschleunigung e2 des Lastritzels auf der Bremswelle (bezw.
                                 										Lasttrommel) entspricht die Lastbeschleunigung
                                 											\frac{x}{n}\,e_2. Die Masse der Last ist
                                 											\frac{L}{g} und die Beschleunigungskraft der Lastmasse
                                 											\frac{L}{g}\,\frac{x}{n}\,e_2. Wird in dem betrachteten
                                 										Augenblick die Lastbewegung verzögert (d.h. Bremsmoment > Lastmoment; die
                                 										Diagrammlinie verläuft oberhalb der mittleren Drucklinie), so ergibt sich bei
                                 										einem Wirkungsgrad η des Getriebes ein Moment
                                 										der Massenkraft der Last an der Bremswelle
                              
                                 \frac{L}{g}\,\frac{x}{n}\,e_2\,.\,\frac{x}{n}\,.\,\eta=\frac{L\,\eta\,x^2}{g\,n^2}\,e_2,
                                 
                              bei Lastbeschleunigung aber (d.h. Bremsmoment <
                                 										Lastmoment; die Diagrammlinie verläuft unterhalb der mittleren Drucklinie) ein
                                 										Moment
                              
                                 \frac{L}{g}\,\frac{x}{n}\,e_2\,.\,\frac{x}{n}\,.\,\frac{1}{\eta}=\frac{L\,x^2}{g\,n^2\,\eta\,e_2}.
                                 
                              Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung ergibt sich, wie später gezeigt
                                 										wird, eine praktisch hinreichende Genauigkeit, wenn man den ersten Wert
                              
                                 \frac{L\,\eta\,x^2}{g\,n^2}\,e_2
                                 
                              als gültig für die ganze Diagrammlinie einsetzt.
                              3. Das Moment der von der Last bewegten rotierenden Massen; auch hierbei genügt
                                 										es, den Wert, der strenggenommen nur für die Teile der Diagrammlinie oberhalb
                                 										der mittleren Drucklinie gilt, als hinreichend genau für die ganze Diagrammlinie
                                 										zu betrachten, obwohl wegen des Wirkungsgrades eine ähnliche Unterscheidung zu
                                 										machen wäre wie vorhin. Das Trägheitsmoment der rotierenden Teile sei unter
                                 										Berücksichtigung ihrer Stellung im Getriebe, der Uebersetzung, des
                                 										Wirkungsgrades usw., auf die Bremswelle als Achse bezogen, und mit J bezeichnet. Das Moment der rotierenden Massen,
                                 										bezogen auf die Bremswelle, wird dann Je2.
                              Die Momentengleichung der Kräfte an der Bremswelle lautet also
                              \frac{L\,\eta\,x}{n}=(P_a+p\,s)\,\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)+e_2\,\left(\frac{L\,\eta\,x^2}{g\,n^2}+J\right)
                                 										8)
                              Daraus folgt
                              e_2=\frac{n^2\,g}{L\,\eta\,x^2+J\,g\,n^2}\,\left[\frac{L\,\eta\,x}{n}-(P_a+p\,s)\,\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)\right]
                                 										9)
                              Die durch den Wirkungsgrad η des Getriebes
                                 										hervorgerufenen Unterschiede durften in dem vorliegenden Falle vernachlässigt
                                 										werden, weil man die weiteren theoretischen Entwicklungen nur zur Bestimmung des
                                 										höchsten beim Lastsenken vorkommenden Bremsdruckes benutzt. Hierbei fällt aber
                                 										die Vernachlässigung praktisch nicht ins Gewicht. Berechnet man z.B. für den
                                 										genannten 25 t-Kran den höchsten beim Lastsenken auftretenden Bremsdruck, so
                                 										ergibt die im folgenden noch weiter durchgeführte Annäherungsrechnung gegenüber
                                 										der genauen Theorie im ungünstigsten Falle (bei Vollast = 25000 kg) einen um nur
                                 										6,5 v. H. höheren Druck. Bei der Versuchsbremse beträgt rechnerisch der
                                 										Unterschied höchstens 2,15 v. H. Die praktischen Versuche ergaben ebenfalls nur
                                 										unbedeutende Abweichungen.
                              Vernachlässigt sind außerdem zur Vereinfachung der Rechnung die Reibung der
                                 										Sperrscheiben auf der Verlängerung der Lasttrommel und der Widerstand im
                                 										Gewinde; beide sind praktisch belanglos. Eine genaue Berücksichtigung des
                                 										Gewindewiderstandes, der bei abnehmendem Druck (Voreilen der Bremswelle) von der
                                 										Antriebskraft, bei zunehmendem (Voreilen des Lastritzels) von der Last zu
                                 										überwinden ist, würde zudem die Integration der Gleichungen unmöglich
                                 										machen.
                              Durch Einführen des Wertes von e2 aus Gleichung 9 in Gleichung 7 erhält man
                              \frac{d^2\,s}{d\,t^2}=r\,e_1\,\mbox{tg}\,\alpha+\frac{r\,\mbox{tg}\,\alpha\,g\,n^2}{L\,\eta\,x^2+J\,g\n^2}\,\left[\frac{L\,\eta\,x}{n}-(P_a+p\,.\,s)\,\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)\right]
                                 										. . 10)
                              
                              Zur Abkürzung sei gesetzt
                              \frac{r\,\mbox{tg}\,\alpha\,.\,g\,.\,n^2}{L\,\eta\,x2+J\,g\,n^2}=A;
                                 											\frac{L\,\eta\,x}{n}=B;
                                 											\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)=b
                              Gleichung 10 geht dann über in
                              
                                 \frac{d^2\,s}{d\,t^2}=-r\,e_1\,\mbox{tg}\,\alpha+A\,.\,B-A\,.\,b\,.\,P_a-A\,.\,b\,.\,p\,s.
                                 
                              Zur weiteren Abkürzung setzt man
                              – re1 tg α + A • B – A • b • Pa
                                 										= β; A • b • p = δ.
                              Dann wird
                              
                                 \frac{d^2\,s}{d\,t^2}=\beta-\delta\,s.
                                 
                              Durch Multiplikation mit ds und nachfolgende
                                 										Integration ergibt sich
                              \frac{d\,s}{d\,t}=\p,\,\sqrt{-\delta\,s^2+2\,\beta\,s+C^2}
                                 										. . 11)
                              Der Wert \frac{d\,s}{d\,t} in Gleichung 11 gibt die
                                 										Geschwindigkeit der seitlichen Verschiebung der Bremswelle an und zugleich die
                                 										Geschwindigkeit der Druckänderungen.
                              C ist die Integrationskonstante; ihre Bedeutung
                                 										folgt aus. den Anfangsbedingungen des für die Betrachtung herausgegriffenen
                                 										Abschnittes. Der Anfangszustand war
                              Bremsdruck P = Pa und s = o.
                              Für s = o ergibt Gleichung
                                 										11
                              
                                 \frac{d\,s}{d\,t}=\pm\,\sqrt{C^2}=\pm\,C;
                                 
                              d.h. C bedeutet die
                                 										Geschwindigkeit, welche die Bremswelle in der Richtung ihrer Achse hat in dem
                                 										Augenblick, für den der Bremsdruck = Pa ist. C ist also
                                 										der zu dem Anfangsdruck Pa gehörige Wert der Geschwindigkeit.
                              An den Stellen, an welchen die seitliche Geschwindigkeit der Welle gleich Null
                                 										wird, kehrt die Welle ihre Verschiebungsrichtung um; diese Stellen bedeuten ein
                                 										Druckmaximum oder Druckminimum. Man setzt
                              
                                 \frac{d\,s}{d\,t}=0=\pm\,\sqrt{-\delta\,s^2+2\,\beta\,s+C^2},
                                 
                              s=\frac{\beta}{\delta}\,\pm\,\sqrt{\left(\frac{\beta}{\delta}\right)^2+\frac{C^2}{g}}
                                 										. . . . . 12)
                              Man erhält einen doppelten Wert für s, also
                                 										wird die seitliche Geschwindigkeit der Welle an zwei Stellen gleich Null. Die
                                 										eine dieser Stellen bedeutet ein Druckmaximum, die andere ein Druckminimum. Die
                                 											s-Werte schwanken um den Wert
                                 											s=\frac{\beta}{\delta} als Mittelwert, der im Diagramm
                                 										der mittleren Höhe der Drucklinie entspricht, stets zu- und abnehmend um
                                 										denselben Betrag auf und ab. Dementsprechend schwankt auch der Bremsdruck um den
                                 										Mittelwert
                              P_m=P_a+p\,.\,\frac{\beta}{\delta} . . . .
                                 										13)
                              Das Druckmaximum beträgt
                              P_{\mbox{max}}=P_a+p\,\left(\frac{\beta}{\delta}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{\delta}\right)^2+\frac{C^2}{\delta}}\right)
                                 										. 14)
                              Das Druckminimum
                              P_{\mbox{min}}=P_a+p\,\left(\frac{\beta}{\delta}-\sqrt{\left(\frac{\beta}{\delta}\right)^2+\frac{C^2}{\delta}}\right)
                                 										. 15)
                              Die weitere Integration der Gleichung
                              
                                 \frac{d\,s}{d\,t}=\pm\,\sqrt{-\delta\,s^2+2\,\beta\,s+C^2}
                                 
                              ergibt
                              
                                 \int\,d\,t=\pm\,\int\,\frac{d\,s}{\sqrt{-\delta\,s^2+2\,\beta\,s+C^2}}
                                 
                              Da (– δ) < 0 und β2 – (– δ) • C2 > 0
                                 										wird, so ergibt das Integral eine Arkussinusfunktion; es ist
                              
                                 t=\pm\,\frac{1}{\sqrt{\delta}}\,\mbox{arcsin}\,\left(-\frac{\beta-\delta\,s}{\sqrt{\beta^2+\delta\,C^2}}\right)+C_1.
                                 
                              C1 ist die zweite Integrationskonstante; sie hat die Dimension einer
                                 										Zeit. Für s findet man schließlich den Wert
                              s=\frac{1}{\delta}\,\left(\beta+\sqrt{\beta^2+\delta\,C^2}\right)\mbox{
                                    											sin }[(t-C_1)\,\sqrt{\delta}] . 16)
                              Gleichung 16 ergibt als wichtigstes Resultat, daß die s-Werte und damit auch der Bremsdruck periodisch nach einer Sinuslinie
                                 										verlaufen werden. Bei richtig durchgeführten Konstruktionen dämpfen sich die
                                 										Druckschwingungen schließlich vollständig, so daß der Bremsdruck konstant wird.
                                 										Die weiteren Untersuchungen der Vorgänge beim Lastsenken sollen an Hand von
                                 										praktischen Versuchen vorgenommen werden.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)