| Titel: | Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen. | 
| Autor: | A. Bergmann | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 262 | 
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                        Untersuchungen an
                           								Lamellensenksperrbremsen.
                        Von Dipl.-Ing. A. Bergmann.
                        (Fortsetzung von S. 253 d. Bd.)
                        Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen.
                        
                     
                        
                           C. Versuche mit zwei
                                 										Sperrscheiben.
                           
                              
                                 4. Einleitende Bemerkungen.
                                 
                              Zweck der Versuche ist die Untersuchung des Senkvorganges. Die Ursache der beim
                                 										Lastsenken auftretenden Druckschwankungen sind die Massenkräfte der von der
                                 										Last bewegten Teile. Demnach läuft die Untersuchung darauf hinaus, den Einfluß
                                 										der einzelnen mitwirkenden Faktoren festzustellen.
                              
                              Die Größe von Massenkräften hängt ab:
                              
                                 1. Von der Größe der Massen bezw. von der Größe des
                                    											Trägheitsmomentes bei rotierenden Massen.
                                 2. Von der Verzögerung oder Beschleunigung der Massen; bei
                                    											der Weston-Bremse richten sich Verzögerung und
                                    											Beschleunigung der Massen nach dem langsameren oder schnelleren Zu- und
                                    											Abnehmen des Bremsmomentes beim Schließen und Lüften der Bremse
                                    											(gleichbedeutend mit mehr oder weniger elastischem Abstützen der
                                    											Bremse).
                                 3. Als drittes kommt hinzu, daß den Massen mitunter Energie
                                    											durch die Antriebskraft unmittelbar zugeführt wird.
                                 
                              Der Einfluß dieser drei Faktoren war klarzustellen.
                              Im Verlauf der Versuche zeigte sich, daß die Einwirkungen der drei Faktoren in
                                 										engem Zusammenhang stehen und sich nicht streng getrennt voneinander untersuchen
                                 										lassen.
                              Die Versuche über die drei genannten grundlegenden Punkte sind in der nachstehend
                                 										angegebenen Reihenfolge besprochen:
                              a) Versuche zur Ermittlung der Konstanten,
                              b) Untersuchung des Einflusses
                              
                                 
                                    1.2.3.
                                    von Verzögerung und Beschleunigungdes unmittelbaren äußeren
                                       												Antriebesder Größe
                                    der von der sinken-den Last zu
                                       												bewe-genden Massen
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 263
                                 Fig. 12.
                                 
                              Außerdem wurden Diagramme bei betriebsmäßigem Senken unter Anwendung
                                 										verschiedener Geschwindigkeiten, Schwungmassen, Federn und Sperrscheiben
                                 										aufgenommen.
                              Vor Beginn der Versuche wurden die Flächenpaare I, II,
                                    											III, IV der flußeisernen Bremsscheiben mit Schmirgel, Glas, Oel und
                                 										schließlich trocken aufeinander eingeschliffen, um den Zustand der Oberfläche so
                                 										zu gestalten, wie er sich in der Praxis nach längerem Betriebe ergeben würde.
                                 										Während der Versuche schliffen sich die Flächen noch weiter ein; die Größe der
                                 										Reibungsmomente unterlag daher, besonders im Anfang, einem kleinen Wechsel, und
                                 										die eben erwähnten grundlegenden Punkte wurden erst untersucht, nachdem sich an
                                 										den Reibflächen ein genügend konstanter Zustand gebildet hatte. Die Flächenpaare
                                 											II, III und IV arbeiteten bei den Versuchen
                                 										ohne Schmierung, weil die Oeladhäsion die Resultate zu sehr beeinflußte, sobald
                                 										die Bremswelle mehr als etwa 5 Umdr. i. d. Min. machte. Beim Senken der Last
                                 										durch Motorantrieb mit der niedrigsten Geschwindigkeit von 76 Umdr. der
                                 										Bremswelle i. d. Min. war auch bei Verwendung dünnflüssiger Oele der bremsende
                                 										Einfluß der Oeladhäsion infolge der großen Scheibendurchmesser so stark, daß
                                 										selbst beim Bremsdruck P = 0 das Lastmoment allein
                                 										nicht ausreichte, die Lasttrommel schnell genug zu drehen, sondern noch durch
                                 										den Motor unterstützt werden mußte. Ließ man dagegen die Flächenpaare II, III, IV trocken aufeinander arbeiten, so fiel
                                 										die störende Einwirkung der Adhäsion weg. Ein Warmlaufen der Scheiben trat trotz
                                 										des Fehlens der Schmierung nicht ein, da sich die entstehende Wärme bei den
                                 										großen Berührungsflächen und Metallmassen rasch verteilte und der Apparat auch
                                 										nur mit großen Pausen arbeitete.
                              Flächenpaar I und das Gewinde waren geschmiert; bei
                                 										ihnen macht sich infolge der kleinen Durchmesser der Flächen die Oeladhäsion in
                                 										keiner Weise störend bemerkbar.
                              
                           
                              
                                 Versuche zur Bestimmung der Konstanten.
                                 
                              Den eigentlichen Versuchen gingen Versuche zur Ermittlung der Momente G, R1, R2
                                 										R3, R4 und des
                                 										Wirkungsgrades η vorher. Die Momente R2, R3, R4 treten immer
                                 										gleichzeitig auf; es genügte daher G und R1 einzeln und R2 + R3
                                 										+ R4 als Summe zu
                                 										bestimmen. Hierzu diente folgende Anordnung (Fig.
                                    											12):
                              Das Lastseil wurde abgenommen, die Sperrklinke ausgerückt und um die beiden
                                 										Sperrscheiben eine Schnur gelegt, die mit ihrem einen Ende an dem Mitnehmerstift
                                 										TV, mit dem anderen an einer Federwage befestigt war. Die Lasttrommel wurde fest
                                 										gegen den Stellring T (Fig. 8–10) geschoben und die
                                 										Bremsscheiben mit Hilfe der am Wellenkopf befindlichen Feder Nr. 1 gegeneinander
                                 										gepreßt. Die Aenderung der Federspannung betrug jedesmal die Steigung einer
                                 										halben Drehung der ¾'' Mutter M. Beim Drehen der Handkurbel in der Pfeilrichtung
                                 										suchte das an den Flächenpaaren I, II, III, IV
                                 										entstehende Reibungsmoment die Sperrscheiben mitzudrehen und übte so auf die
                                 										Federwage einen Zug proportional dem Moment R1 + R2 + R3 + R4 aus. Der Zug an der Federwage, der sich auf
                                 										0,25 kg genau ablesen ließ, ergab durch Multiplikation mit dem Hebelarm =
                                 										Bremsscheibenhalbmesser + ½ Schnurdicke = 10,25 + 0,05 = 10,3 cm, das
                                 										Reibungsmoment R1
                                 										+R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4
                                 										= P • η (p1+
                                 										p2 + p3 + p4)
                              Die Versuche wurden einmal bei stufenweise steigendem und darauf bei abnehmendem
                                 										Anpressungsdruck gemacht und ergaben die Werte Tab. 1.
                              Auch für den Anpressungsdruck O ergab sich stets
                                 										noch ein Reibungsmoment, so lange sich die Scheiben gegenseitig berührten.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 263
                                 Fig. 13.
                                 
                              Die Werte der beiden ersten wagerechten Reihen sind höher als die der andern und
                                 										deshalb bei der Bestimmung des Durchschnittes nicht mitgerechnet. Aus den
                                 										übrigen folgte, daß ein Druck P = 1 kg auf die
                                 										Bremsscheiben einem Zug an der Federwage von 0,46 kg entsprach. Für je 1 kg
                                 										Anpressungsdruck war das Moment
                              R1+ R2+ R3+ R4 = 1 • 0,46 •
                                 										10,3 = 4,74 kgcm.
                              Zur Bestimmung der Momente G im Gewinde und R1 an dem
                                 										Flächenpaar J wurde eine an der Federwage
                                 										befestigte Schnur (Dicke = 0,2 cm) um die Lasttrommel gelegt (Fig. 13), auf der Indikatortrommel die
                                 										Federspannung 
                              Tabelle 1.
                              
                                 
                                    DrehungenderSchraube
                                    Federspannung in
                                    Zug an der Wage in kggemessen
                                       												bei
                                    Mittlerer Zug an der Wage in
                                       												kggemessen bei
                                    1 kg. Feder-spannung
                                       												ent-spricht an derWage einenZug von kg
                                    
                                 
                                    Cm
                                    kg
                                    SteigendemDruck
                                    abnehmendemDruck
                                    steigendemDruck
                                    abnehmendDruck
                                    im Mittel
                                    
                                 
                                    ½
                                    0,127
                                      4,18
                                        1,5 – 2,5
                                        2,0 – 3,0
                                    2,0
                                    2,5
                                    2,25
                                    0,54
                                    
                                 
                                    1
                                    0,254
                                      8,36
                                      3,75 – 4,75
                                      3,75 – 4,5
                                      4,25
                                      4,12
                                    4,19
                                    0,50
                                    
                                 
                                    1½
                                    0,381
                                    12,54
                                      5,25 – 6,5
                                      5,25 – 6,25
                                      5,87
                                      5,75
                                    5,81
                                    0,46
                                    
                                 
                                    2
                                    0,508
                                    16,72
                                        7,0 – 8,5
                                        7,0 – 8,25
                                      7,75
                                      7,62
                                    7,69
                                    0,46
                                    
                                 
                                    2½
                                    0,635
                                    20,9
                                        9,0 – 10,25
                                        9,0 – 10,0
                                      9,62
                                    9,5
                                    9,56
                                    0,46
                                    
                                 
                                    3
                                    0,762
                                    25,08
                                    10,75 – 12,5
                                    11,25 – 12,25
                                      11,62
                                    11,75
                                    11,69
                                    0,46
                                    
                                 
                                    3½
                                    0,889
                                    29,26
                                    12,75 – 14,0
                                      12,5 – 14,0
                                      13,37
                                    13,25
                                    13,31
                                    0,45
                                    
                                 
                                    4
                                    1,016
                                    33,44
                                    14,75 – 15,5
                                      15,0 – 16,25
                                      15,12
                                    15,62
                                    15,37
                                    0,46
                                    
                                 
                                    4½
                                    1,143
                                    37,62
                                      16,5 – 18,0
                                      16,5 – 18,0
                                    17,2
                                    17,25
                                    17,25
                                    0,46
                                    
                                 
                              Tabelle 2.
                              
                                 
                                    Zugan der Wagein kg
                                    Federspannung (Feder Nr. 1; 1 cm = 32,9
                                       												kg)
                                    1 kg Federdruckentspricht
                                       												einemMoment von kgcman der Lastlrommel
                                    
                                 
                                    in cm
                                    in kg
                                    
                                 
                                    1
                                    2
                                    3
                                    1
                                    2
                                    3
                                    Mittel
                                    
                                 
                                    5
                                    0,6
                                    0,57
                                    0,57
                                    19,7
                                    18,7
                                    18,7
                                    19,0
                                    0,88
                                    
                                 
                                    10
                                    1,15
                                    1,18
                                    1,17
                                    37,8
                                    38,8
                                    28,5
                                    38,5
                                    0,87
                                    
                                 
                                    12
                                    1,38
                                    1,42
                                    1,42
                                    45,4
                                    46,7
                                    46,7
                                    46,3
                                    0,87
                                    
                                 
                                    15
                                    1,75
                                    1,74
                                    1,78
                                    57,6
                                    57,2
                                    58,5
                                    57,8
                                    0,87
                                    
                                 
                                    17
                                    2,02
                                    2,0
                                    1,98
                                    66,4
                                    65,8
                                    65,1
                                    65,8
                                    0,86
                                    
                                 
                              Tabelle 3.
                              
                                 
                                    Zugan der Wagein kg
                                    Federspannung (Feder Nr. 1; 1 cm = 32,9
                                       												kg)
                                    1 kg Federdruckentspricht
                                       												einemMoment von kgcman der Lastlrommel
                                    
                                 
                                    in cm
                                    in kg
                                    
                                 
                                    1
                                    2
                                    3
                                    1
                                    2
                                    3
                                    Mittel
                                    
                                 
                                    5
                                    0,12
                                    0,1
                                    0,1
                                      3,9
                                      3,3
                                      3,3
                                      3,5
                                    4,8
                                    
                                 
                                    10
                                    0,2
                                    0,21
                                    0,24
                                      6,6
                                      6,9
                                      7,9
                                        7,13
                                    4,7
                                    
                                 
                                    15
                                    0,32
                                    0,34
                                    0,32
                                    10,5
                                    11,4
                                    10,5
                                    10,8
                                    4,6
                                    
                                 
                                    20
                                    0,41
                                    0,45
                                    0,43
                                    13,5
                                    14,8
                                    14,3
                                    14,2
                                    4,7
                                    
                                 
                                    25
                                    0,55
                                    0,54
                                    0,54
                                    18,1
                                    17,8
                                    17,8
                                    17,9
                                    4,9
                                    
                                 
                                    30
                                    0,62
                                    0,67
                                    0,66
                                    20,4
                                    22,0
                                    21,7
                                    21,4
                                    4,7
                                    
                                 
                              O markiert und die Welle
                                 										mittels der Handkurbel in der Pfeilrichtung gedreht. Die Momente G = P • r tg (α + φ)
                                 										und R1
                                 										= P • μ ρ1 suchten dabei die Lasttrommel mitzudrehen. Da
                                 										die Federwage dies verhinderte, schloß sich die Bremse, wodurch sich die Feder
                                 										am Kopf der Bremswelle zusammendrückte. Der Schließdruck wurde mit dem Indikator
                                 										angezeichnet und der den einzelnen Schließdrucken entsprechende Zug an der Wage
                                 										abgelesen. Die Summe der Momente G + R1 war gleich dem
                                 										Zug an der Wage multipliziert mit dem Lasttrommelhalbmesser + ½ Schnurdicke (=
                                 										3,25 + 0,1 = 3,35 cm); die Ablesungen ergaben bei Verwendung von Feder Nr. 1 (1
                                 										cm = 32,9 kg) die Werte Tab. 2.
                              Im Mittel entsprach dem Federdruck 1 kg ein Moment an der Lasttrommel von 0,87
                                 										kgcm = G + R1.
                              Schließlich wurden zwecks Bestimmung der Momente G +
                                    											R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4
                                 										= P[r tg (α + φ) + μ (p2
                                 										+ p3+ p4).] die
                                 										Sperrscheiben durch die Sperrklinke festgehalten, von der Federwage aus ein Zug
                                 										an der Lasttrommel ausgeübt und so die Bremse geschlossen; zu überwinden waren
                                 										dabei die Widerstände G – P r tg (α + φ) im Gewinde und R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4
                                 										= P • μ • (ρ2 + ρ3 + ρ4) an den Flächenpaaren II, III, IV. Aus dem Schließdruck der Bremse und dem von der Wage an
                                 										der Lasttrommel ausgeübten Drehmoment ließ sich das Moment G + R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4
                                 										berechnen. Die Versuche ergaben bei Verwendung von Feder Nr. 1 (1 cm = 32,9
                                 										kg) die Werte Tab. 3.
                              Im Mittel entsprach der Federdruck 1 kg einem Moment an der Lasttrommel von 4,7
                                 										kgcm = G + R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4.
                              Aus den ermittelten drei Gleichungen folgte (für den Druck P = 1 kg)
                              1. R1 + R2 +
                                 											R3 + R4 = 4,74 kgcm,
                              2. G + R2 + R3 + R4 = 4,7 kgcm,
                              3. G +R1 = 0,87 kgcm.
                              2. – 3. + 1. 2 (R2 + R3 + R4) = 8,569 kgcm.
                              R2
                                 										+ R3 + R4 = 4,284
                                 										kgcm,
                              G = 0,415 kgcm,
                              R1
                                 										= 0,455 kgcm.
                              Aus G = 1 • r tg (α + φ) ergab sich der Reibungswinkel φ.
                              (r = 1,35 cm; α = 16° 300'),
                              r tg (α + φ) = 1,35 tg (α + φ) = 0,415,
                              \mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)=\frac{0,415}{1,35}=0,38,
                              α + φ
                                 										= 17° 7' ; φ =:37', tg φ = 0,0107.
                              Der sehr niedrige Wert des Gewindereibungskoeffizienten tg
                                 											φ erklärt sich aus der guten Schmierung der
                                 										Schraube.
                              
                              Zur Bestimmung des Wirkungsgrades η wurde bei
                                 										angehängter Last L = 50 kg die Federwage zwischen
                                 										Lastseil und Lasttrommel geschaltet; sie zeigte einen Lastzug an von 22,75 kg.
                                 										Da
                              
                                 \frac{L\,\eta}{n}=\frac{50}{2}\,.\,\eta=22,75\mbox{ kg}.
                                 
                              so ergab sich
                              
                                 \eta=\frac{22,75\,.\,2}{50}=0,91.
                                 
                              
                           
                        
                           C1
                              									Grundlegende Versuche.
                           
                              6. Versuchseinrichtung für die
                                    											grundlegenden Versuche.
                              Bei der Untersuchung der drei grundlegenden Punkte blieb der Motorantrieb
                                 										unbenutzt; die Treibriemen wurden daher abgenommen. Die Bremse wurde nach dem
                                 										Anheben der Last bei festgehaltener Lasttrommel von Hand gelüftet, darauf die
                                 										Lasttrommel freigegeben und der Versuchsapparat sich selbst überlassen. Die Last
                                 										sank dann und schloß die Bremse. Der Bremsschließdruck, auf dessen Ermittlung es
                                 										ankam, ließ sich unter Berücksichtigung der Federstärke aus der vom Indikator
                                 										angezeichneten Verkürzung der Feder angeben. Zur rechnerischen Ermittlung
                                 										dienten, da es sich um einen beim Lastsenken auftretenden Bremsdruck handelte,
                                 										die Entwicklungen in Kap. 3. In dem Augenblick, in dem der Schließdruck erreicht
                                 										wurde, war die Relativbewegung von Bremswelle und Lasttrommel und damit auch die
                                 										seitliche Verschiebungsgeschwindigkeit der Bremswelle = 0. Gemäß den
                                 										Erörterungen in Kap. 3 bedeuten solche Stellen ein Druckmaximum oder -minimum.
                                 										Der Bremsschließdruck ist natürlich ein Druckmaximum und seine Berechnung hat
                                 										mit Hilfe von Gleichung 14, zu erfolgen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 265
                                 Fig. 14.Bremsdruckdiagramm zu den Versuchen Kap. 7 laufgenommen bei
                                    											Verwendung von Feder Nr. 11.
                                 
                              Da die Bremswelle bei den Versuchen nur eine seitliche Verschiebung, aber keine
                                 										Drehbewegung ausführte, und daher der Gewindewiderstand G = P . r tg (α +
                                    											φ) ausschließlich vom Lastmoment zu überwinden war. so ließen sich die
                                 										in Kap. 3 unter Vernachlässigung des Gewinde Widerstandes aufgestellten
                                 										Gleichungen noch genauer angeben, indem man in Gleichung 8 und folgende noch ein
                                 										Glied
                              G = P
                                 										• r tg (α + φ) = (Pa
                                 										+ p s) r tg (α + φ)
                              hinzufügte. Dies ergibt
                              
                                 \frac{L\,\eta\,x}{n}=(P_a+p\,s)\,[r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)]+e_2\,\left(\frac{L\,\eta\,x^2}{g\,n^2}+J\right).
                                 
                              Beim Aufstellen der Gleichungen (in Kap. 3) war zur
                                 										Abkürzung gesetzt
                              μ (p2
                                 										+ p3
                                 										+ p4) = b
                              Setzt man in dem vorliegenden Fall
                              r tg (α +
                                    											φ) + μ (p2
                                 										+ p3
                                 										+ p4) = b1,
                              so kann man die Gleichungen der früheren Entwicklung
                                 										übernehmen und hat nur überall b1 statt b zu
                                 										setzen.
                              Da bei Anwendung einer losen Rolle das eine Seiltrum starr an der Decke des
                                 										Versuchsraumes, das andere aber – infolge der Feder F auf der Bremswelle – nachgiebig an der Lasttrommel befestigt war, so
                                 										lag die Möglichkeit vor, daß bei raschem Schließen der Bremse, wie es bei den
                                 										grundlegenden Versuchen stets eintrat, die an der Last wirksamen Kräfte nicht
                                 										gleichmäßig an beiden Seilsträngen arbeiteten und so die Zuverlässigkeit
                                 										der Resultate in Frage stellten. Um dem zu begegnen, wurde die lose Rolle
                                 										weggelassen und die Last an einem Seiltrum
                                 										aufgehängt. Die hierdurch veränderten Größen sind durch einen Strich oben rechts
                                 										gekennzeichnet, so daß bei Aufhängung der Last an einem Seiltrum bezeichnet
                                 										wird
                              das Uebersetzungsverhältnis zwischen Last und Bremswelle
                                 										mit 1: n' = 1: 1; n' =
                                 										1,
                              der Wirkungsgrad zwischen Last und Bremswelle mit η'.
                              Aus Versuchen (Versuchsverfahren s. Kap. 5) ergab sich der Wirkungsgrad η' = 0,95. Um für die Größe des Lastzuges denselben
                                 										Wert wie bei Anwendung der losen Rolle zu erhalten, mußte eine Last
                              
                                 L'=\frac{22,75}{0,95}=24\mbox{ kg}
                                 
                              angehängt werden.
                              
                           
                        
                           7. Einfluß von Verzögerung und
                                 										Beschleunigung der von der Last zu bewegenden Massen.
                           Maßgebend für die Verzögerung oder Beschleunigung der von der Last bewegten Massen
                              									war das Reibungsmoment an den Bremsflächen. Je schneller dieses beim Schließen der
                              									Bremse wuchs, um so schneller wurden die Massenkräfte abgebremst, desto größer war
                              									die Verzögerung; und je rascher das Bremsmoment beim Lüften der Bremse abnahm, um so
                              									schneller wuchs der für das Beschleunigen der Massen verfügbare Ueberschuß an
                              									Lastmoment und die Beschleunigung der Massen.
                           Um die Geschwindigkeit des Zu- oder Abnehmens des Bremsmomentes zu verändern, wurden
                              									nacheinander die verschieden starken Federn Nr. 1, 2 und 3 auf die Bremswelle
                              									aufgesetzt. Für die gleiche seitliche Verschiebungsgeschwindigkeit der Welle nahm
                              									dann bei starken Federn das Bremsmoment schneller ab oder zu als bei schwächeren.
                              									Als Mittel aus je 30 Versuchen . (Versuchsverfahren s. Kap. 6), bei denen die Bremse
                              									vor dem Freigeben der Lasttrommel genau auf den Druck O (von Hand) entspannt wurde,
                              									ergab sich:
                           
                              
                                 bei
                                 Feder
                                 Nr.
                                 1
                                 ein
                                 Druck
                                 P1 = 34,0 kg  ,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 „
                                 P2 = 32,9  „  ,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 3
                                 „
                                 „
                                 P3 = 32,1  „  .
                                 
                              
                           (Beispiel für die praktischen Resultate Fig. 14; aufgenommen bei Verwendung von Feder Nr.
                              									1.)
                           Bei der rechnerischen Ermittlung fand sich nach Gleichung 14 der Bremsschlußdruck
                           
                              P=P_a+p\,\left(\frac{\beta}{\delta}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{\delta}\right)^2+\frac{C^2}{\delta}}\right).
                              
                           Der Anfangsdruck war
                           Pa =
                              									0
                           ebenso die zugehörige Anfangsgeschwindigkeit
                           C = 0,
                           die Beschleunigung des äußeren Antriebes
                           e1 = 0
                           und entsprechend den Ausführungen in Kap. 6 war
                           b1
                              									statt b zu setzen.
                           Nach Einführen der Werte
                           β – re1 tg α + A • B –
                                 										A • b1
                              									Pa
                              									A • B
                           und
                           δ A • b1 • p
                           
                           ergab sich für alle drei Federn
                           
                              P=2\,p\,\frac{A\,.\,B}{A\,b_1\,p}=2\,\frac{B}{b_1}=2\,\frac{L'\,\eta'\,x}{n'\,b_1}=\frac{2\,.\,22,75\,.\,3,4}{1\,.\,4,7}=32,9\mbox{
                                 										kg}
                              
                           \left(\frac{L'\,\eta'}{n'}=22,75\mbox{
                                 										kg}\right); x = 3,4 cm;
                           b1= r tg (α + φ) + μ (p2
                              									+ p3, + p4) = 4,7 cm).
                           Den Versuchen nach ist also der Bremsdruck nahezu und der Rechnung nach ganz
                              									unabhängig von der Federstärke, vorausgesetzt, daß die Bremse nicht über den Druck
                              										P = 0 hinaus gelüftet oder dem Getriebe Energie
                              									unmittelbar von außen, etwa durch die Antriebskraft, zugeführt wird. Dies Resultat
                              									war zu erwarten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 266
                              Fig. 15.(Längenänderung der Federn)in Längeneinheiten.
                              
                           Dies ersieht man aus den Diagrammen der Arbeit, die beim Schließen der Bremse von der
                              									sinkenden Last geleistet wird und die bei Verwendung von zwei beliebig starken
                              									Federn, von denen sich die eine – bei gleichem Druck – n-mal mehr verkürzen soll als die andere, in Fig. 15 graphisch dargestellt ist. Die Lastwege sind wegen der in
                              									Bremswelle und Lasttrommel gemeinsam eingeschnittenen Schraube proportional zu den
                              									Federverkürzungen und als Abszissen, die jeweils wirksamen Kräfte = Produkt aus
                              									Masse der bewegten Teile × Beschleunigung als Ordinaten aufgetragen. Die Größe des
                              									Produkts Masse × Beschleunigung hängt ausschließlich ab von der beschleunigenden
                              									Kraft – dem Lastgewicht – und dem Bremsmoment. Wenn die Federn ganz entspannt sind
                              									(Federverkürzung = 0; Lastweg = 0) hat das Produkt seinen größten Wert (Punkt a1). Proportional mit
                              									dem Lastweg und dem Zusammendrücken der Federn nehmen Bremsdruck und Bremsmoment zu,
                              									die Beschleunigung der Massen und daher auch das Produkt Masse × Beschleunigung ab,
                              									für die starke Feder also – bei gleichem Lastweg und gleicher Verkürzung – n-mal schneller als bei der schwachen; für letztere
                              									verläuft daher die Linie des Produkts Masse × Beschleunigung n-mal weniger steil. Das Produkt ist für beide Federn gleich Null, sobald
                              									das Bremsmoment = Lastmoment und daher die Beschleunigung = 0 ist (Punkt a2 und a3).
                           Da dies für beide Federn bei demselben Bremsdruck eintritt, so muß in dem
                              									Augenblick der Lastweg und die Verkürzung der schwachen Feder n-mal größer sein als die der starken, d.h.
                              										\overline{o\,a_3}=n\,.\,\overline{o\,a_2}. Die bis zu den
                              									Punkten a2 bezw. a3 von der sinkenden
                              									Last geleistete Arbeit ist als lebendige Kraft den bewegten Massen mitgeteilt worden
                              									und durch die Dreiecke a1
                              									o a2 und a1
                              									o a3 dargestellt. Diese
                              									Energie veranlaßt ein weiteres Schließen der Bremse. Infolgedessen ergibt sich ein
                              									Ueberschuß an Bremsmoment, durch den die Energie vernichtet wird und schließlich das
                              									ganze System zur Ruhe kommt. Dies tritt ein, sobald die negativen Arbeitsflächen a2
                              									a4
                              									a6; bezw. a3
                              									a5
                              									a7 ebenso groß sind wie
                              									die positiven a1
                              									o a2 bezw. a1
                              									o a3, d.h. es muß
                              									sein
                           \overline{o\,a_2}=\overline{a_2\,a_6} und
                              										\overline{o\,a_3}=\overline{a_3\,a_7}
                           \overline{o\,a_6}=2\,.\,\overline{o\,a_2} und
                              										\overline{o\,a_7}=2\,.\,\overline{o\,a_3}
                           und da
                              										\overline{o\,a_3}=n\,.\,\overline{o\,a_2} war,
                           
                              2\,.\,\overline{o\,a_3}=2\,n\,.\,\overline{o\,a_2}
                              
                           o a7 =
                              										n · o a6.
                           Im Endzustand ist also bei der schwachen Feder der zurückgelegte Lastweg und die
                              									Federverkürzung n-mal größer als bei der starken, d.h.
                              									beide Federn haben dieselbe Spannung.
                           Dies Resultat ergibt sich stets, wenn die Senkbewegung der Last von der Drucknullage
                              									ausgeht. Eine Aenderung der bewegten Massen hat keinen Einfluß, wenn dadurch das
                              									Produkt aus bewegter Masse × Beschleunigung nicht geändert wird; das ist immer der
                              									Fall, so lange die treibende Kraft – das Lastgewicht – das gleiche bleibt.
                           Daß praktisch der Bremsdruck mit zunehmender Federstärke etwas abnahm, hatte seinen
                              									Grund in der Elastizität des Versuchsapparates. Die durch das Abbremsen der
                              									sinkenden Last freiwerdenden Kräfte mußten irgendwo aufgenommen werden. Sie
                              									vernichteten sich naturgemäß da, wo ihnen am leichtesten Gelegenheit dazu geboten
                              									wurde, also an den nachgiebigsten Teilen. Je stärker die Feder an der Bremse, um so
                              									eher beteiligten sich die übrigen elastischen Teile der Konstruktion, wie Lastseil
                              									und Holzgerüst, an der Vernichtung der freiwerdenden Kräfte, so daß das Abbremsen
                              									der Last nicht mehr ausschließlich an der Bremse erfolgte. Daher wurde bei
                              									Verwendung stärkerer Federn die Bremse geringer, statt dessen aber die übrigen Teile
                              									des Getriebes mehr beansprucht.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)