| Titel: | Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 266 | 
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                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
                              									höheren Maschinenbauschule zu Posen.
                        (Schluß von S. 243 d. Bd.)
                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Elektrisch betriebener Laufkran mit vier Motoren der Societe
                                 										Anonyme des Etablissements Gustin Eils Aine, Luneville.
                              
                                 
                                 D. p. J. 1906, S. 161 u. f.
                                 
                              
                           Dieser Kran lief mit dem der Maschinenfabrik Oerlikon
                              									auf derselben Kranbahn. Er sollte den Typ darstellen, wie ihn die Firma für
                              									Gießereien baut; die Arbeitsgeschwindigkeiten waren daher in weiten Grenzen
                              									regulierbar.
                           Die Daten des Kranes waren folgende:
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 15 t
                                 
                              
                                 Spannweite
                                 19,10 m
                                 
                              
                                 Heben
                                 Geschwindigkeit v = 0,06 bis 12 m i. d.
                                    											Min.Hauptmotor N = 60 PS bei n = 780Hilfsmotor N = 5 PS bei n = 1600
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 Geschwindigkeit v = 2,5 bis 25 m i. d.
                                    											Min.Motor N = 4 ps bei n = 1200
                                 
                              
                                 Kranfahen
                                 Geschwindigkeit v = 12 bis 120 m i. d.
                                    											Min.Motor N =12 PS bei n = 1100.
                                 
                              
                           
                           Die Brückenkonstruktion weist gegenüber dem im Jahre 1905 in Lüttich
                              									ausgestellten Kran derselben Firma recht erhebliche Fortschritte auf. In bezug auf
                              									Formgebung, Gliederung der Eisenkonstruktion, Anordnung und Größe des Führerkorbes
                              									lehnt sie sich an gute deutsche Vorbilder an.
                           Die Laufräder des Kranes und auch der Katze waren Griffin-Hartgußräder. Der Rahmen der Laufkatze war aus Walzeisen
                              									hergestellt. Als Uebersetzungsmittel dienten nur Stirnräder. Die Last hing an vier
                              									Seilsträngen. Leider hat mir die Firma keine Zeichnung der Laufkatze zur Verfügung
                              									gestellt, und die textlichen Angaben sind so unvollständig, daß ich über die
                              									Hubwerksbremse und die Verbindung der beiden Hubmotoren mit dem Triebwerk der Winde
                              									im unklaren bin. Nach der mir. übersandten Beschreibung ist eine dreifache Bremsung
                              									möglich. Erstens durch eine Lastdruckbremse, zweitens durch eine elektromagnetische
                              									Bandbremse und drittens durch Bremsschaltung des Motors.
                           Danach scheint eine ähnliche Bremse wie bei dem in Lüttich ausgestellten Kran
                              									Verwendung gefunden zu haben. Diese Bremse ist in D. p. J. 1906, S. 161 dargestellt
                              									worden; ein Elektromagnet war dort allerdings nicht vorhanden. Ich habe jedoch
                              									damals (S. 162, zweite Spalte unten) darauf hingewiesen, daß man bei Anwendung eines
                              									Bremsmagneten zum Lüften des Bremsbandes das Regeln der Senkgeschwindigkeit auch
                              									durch Senkbremsschaltung des Hubmotors bewirken könne. Und diese Anordnung scheint
                              									bei dem in Brüssel ausgestellten Kran vorhanden gewesen zu sein. Wie die beiden
                              									Hubmotoren wechselweise die Winde antreiben, darüber gibt die mir vorliegende kurze
                              									Beschreibung keinen Aufschluß. Nach den dort angegebenen Teilen der elektrischen
                              									Ausrüstung zu schließen, wird der jeweils nicht arbeitende Motor vom Triebwerk
                              									abgekuppelt. Vertrauenerweckend sieht die Sache gerade nicht aus. Bei den deutschen
                              									Ausstellungskranen war die Regulierbarkeit in sehr weiten Grenzen viel besser durch
                              									die Leonard-Schaltung (Zobel,
                                 										Neubert & Co.) und die Schützensteuerung
                              										(Deutsche Maschinenfabrik) bewirkt.
                           
                        
                           Elektrisch betriebener
                                 										Dreimotorenlaufkran von Gebr. Stork & Co. in Hengelo (Holland).
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 10 t
                                 
                              
                                 Spannweite
                                 24,1 l m
                                 
                              
                           Der Laufkran sollte nach Schluß der Ausstellung in einer Werkstätte aufgestellt
                              									werden; da dort jedoch nur eine Spannweite von 15 m vorhanden ist, so steigt die
                              									Tragkraft auf 15 t, wofür denn auch die Laufkatze berechnet ist.
                           Die weiteren Daten des Kranes sind:
                           
                              
                                 Heben
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v =
                                       													4 m/Min.18 PS bei n = 700
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v =
                                       												21 m/Min.2,5 PS bei n =
                                    											750
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v
                                       												=: 60 m/Min.15,5 PS bei n =
                                    											750
                                 
                              
                           Die Eisenkonstruktion der Kranbrücke zeigt nichts Bemerkenswertes. Mit Rücksicht auf
                              									die oben erwähnte spätere Verkürzung auf 15 m Spannweite waren die Untergurte in der
                              									Mitte wagerecht, an den Enden parabolisch ausgeführt; nach Herausnahme des
                              									Mittelstückes werden die Kranträger dann halbparabolische Untergurte besitzen. Der
                              									Fahrmotor treibt mittels dreifacher Stirnradübersetzung und Längswelle zwei
                              									Laufräder an.
                           Der Rahmen der Katze ist aus ⊏-Eisen hergestellt. Der Fahrmotor treibt mittels zweier
                              									Stirnräderpaare eine Laufradachse an. Die Fahrschienen sind breitfüßige
                              									Laufkranschienen des Aachener Hüttenvereins Rote
                                 									Erde.
                           Das Hubwerk besteht aus dem Hubmotor, einem Schneckengetriebe, einem
                              									Stirnradvorgelege und der Hubtrommel. Schnecke und Schneckenrad laufen in einem
                              									staubdicht abgeschlossenen Oelkasten. Erstere besteht aus Stahl und ist gehärtet und
                              									geschliffen; der Achsialdruck wird durch Kugellager aufgenommen. Der Kranz des
                              									Schneckenrades besteht aus Phosphorbronze. Die Zahnräder der Katze sind aus Stahl
                              									und Stahlguß hergestellt; die Zähne sind aus dem Vollen geschnitten. Die Last hängt
                              									an vier Strängen eines Stahldrahtseiles, von denen zwei auf die Trommel auflaufen;
                              									diese ist deshalb mit links- und rechtssteigenden Rillen versehen. Die
                              									Hubwerksbremse ist eine Doppelbackenbremse, deren Scheibe auf der Verlängerung der
                              									Schneckenwelle sitzt. Für gewöhnlich ist sie durch ein Gewicht festgezogen; der
                              									Bremsmagnet lüftet sie beim Heben und Senken. Ein von der Trommelwelle mittels
                              									Treibkette betätigter Grenzschalter verhindert ein Zuhochziehen des Hakens.
                           Die Motoren sind gekapselte Hauptstrommotoren. Die Steuerapparate und Widerstände
                              									befinden sich in dem Führerkorbe an dem einen Ende der Kranbrücke.
                           Die Anordnung der Triebwerke auf dem Katzenrahmen sowie die Raumausnutzung kann als
                              									recht gute bezeichnet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 267
                              Fig. 53.Elektrisch betriebene Laufwinde der Haarlemschen
                                 										Maschinenfabrik.
                              
                           
                        
                           
                              Elektrisch betriebener Laufkran des Titan Anversois, Soc.
                                 										An., Hoboken bei Antwerpen.
                              
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 großer Hakenkleiner Haken
                                 25 t5 t
                                 
                              
                                 Spannweite
                                 
                                 24,11 m
                                 
                              
                           Geschwindigkeiten und Motoren:
                           
                              
                                 Heben
                                 HauptwindeMotorHilfswindeMotor
                                 v = 3 m/Min.N = 30 PS bei n = 575v= 7,5 m/Min.N = 15 PS bei n = 550
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 20 m/Min.N
                                       												= 5 PS bei n = 850
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 125 m/Min.N= 37 PS bei n = 220
                                 
                              
                           Das Konstruktionsgewicht des ganzen Laufkranes beträgt ungefähr 39500 kg, wovon auf
                              									die Eisenkonstruktion der Kranbrücke 23850 kg, auf die komplette Katze 8040 kg
                              									entfallen.
                           Der Laufkran gleicht, abgesehen von der Steuerung der Hubwerke, in seinem Aufbau,
                              									seiner Formgebung und der Anordnung der Triebwerke dem Ausstellungskran der Firma Zobel, Neubert &. Co. in der deutschen
                              									Kraftmaschinenhalle (D. p. J. 1910, S. 721 u. f.), so daß sich eine bildliche
                              									Darstellung wohl erübrigt. Ebenso wie beim Zobelschen
                              									Kran ist für die Hubwinden und das Katzenfahrwerk gemischte Uebersetzung, d.h.
                              									Schneckengetriebe und Stirnräder, gewählt worden. Erwähnenswert ist wohl noch die
                              									niedrige Umlaufzahl des Kranfahrmotors, n = 220. Die
                              									beiden Enden seiner Ankerwelle sind unmittelbar mit den beiden Strängen der
                              									Längswelle gekuppelt; zwischen dieser und den Laufradachsen ist nur ein
                              									Stirnradvorgelege vorhanden. Eine durch den Fuß des Kranführers bediente Bandbremse
                              									auf der Längswelle dient zum genauen Einstellen des Kranes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 268
                              Fig. 54.Fahrbare elektrisch betriebene Winde der Haarlemschen
                                 										Maschinenfabrik.
                              
                           Die Regelung der Senkgeschwindigkeit geschieht durch Senkbremsschaltung der
                              									Hubmotoren.
                           Die elektrische Ausrüstung des Kranes ist von den Bergmann
                                 										Elektrizitätswerken geliefert worden.
                           Von den übrigen drei Laufkranen fehlen mir die zu ihrer Besprechung erforderlichen
                              									Unterlagen. Soweit ich ihre Konstruktion von Flur und den Galerien aus beurteilen
                              									konnte, waren es ganz normale Laufkrane. Die beiden der Firma Viktor Berteaux & Cie. schienen mir überhaupt nicht
                              									als Ausstellungsgegenstände gedacht, sondern lediglich Montagezwecken
                              									vorübergehender Natur zu dienen.
                           
                        
                           
                              Winden der Haarlemschen Maschinenfabrik vormals Gebr. Figee,
                                 										Haarlem.
                              
                           Diese Firma hatte mehrere Schiffswinden für Dampf- und elektrischen Betrieb, eine
                              									elektrische Laufkatze mit Führersitz und eine fahrbare elektrische Winde, ebenfalls
                              									mit Führersitz, ausgestellt.
                           Fig. 53 zeigt die ausgestellte Laufkatze.
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 
                                 2500 kg
                                 
                              
                                 Heben
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 11,8 m/Min.N = 10 PS
                                 
                              
                                 Fahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 90 m/Min.N = 3 PS.
                                 
                              
                           Das Hubwerk wird von einem Rahmen aus ⊏-Eisen getragen. Der Hubmotor treibt mittels
                              									zweier Stirnradübersetzungen die Seiltrommel mit rechts- und linkssteigenden Rillen
                              									an. Die Last hängt an vier Strängen eines Drahtseiles. Auf der Motorwelle sitzt eine
                              									elektromagnetische Bandbremse zum Halten der Last.
                           Der Rahmen mit dem Hubwerk wird von zwei vierrädrigen Wagen getragen; um Kurven
                              									durchfahren zu können, bilden diese Wagen Drehgestelle bezüglich des steifen
                              									Rahmens. Die Laufräder des in Fig. 53 linken
                              									Drehgestelles sind Triebräder; sie werden mittels Stirnradübersetzung von dem
                              									Fahrmotor angetrieben. Auf der Vorgelegewelle ist eine Bandbremse angeordnet, die
                              									vom Führer durch einen Handhebel betätigt wird. Der am Rahmen hängende Führersitz
                              									trägt die beiden Kontroller zum Steuern der Bewegungen.
                           Fig. 54 zeigt die ausgestellte fahrbare elektrische
                              									Winde, wie sie im Hafen- und Speicherbetrieb recht nützliche Verwendung finden
                              									dürfte. Der konstruktive Aufbau ist ein sehr einfacher. Der Hubmotor treibt mittels
                              									nur eines Vorgeleges die Seiltrommel | an. Zum Halten und Herablassen der
                              									angehobenen Last dient eine Bandbremse auf der Trommelwelle; sie wird vom Führer
                              									mittels eines Handhebels betätigt. Auf dem Wagengestell befindet sich auch ein gegen
                              									Wind und Wetter geschützter Führersitz, Der Führer hat zwei Hebel, den Kontrollerund
                              									Bremshebel, zu bedienen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 268
                              Fig. 55.Elektrisch betriebener Flaschenzug mit Kettenantrieb von Gustin
                                 										Fils.
                              
                           Die ausgestellte Winde hatte eine Tragkraft von 300 kg. Der Motor leistete 4 PS; die
                              									Hubgeschwindigkeit betrug dabei 1 m i. d. Sek. Die Stromzuführung geschieht durch
                              									ein biegsames Kabel von meist 25 m Länge. Gebr. Figee
                              									bauen solche Winden in vier Größen von 300 bis 1000 kg Tragkraft. Im Freien hatte
                              									dieselbe Firma noch zwei fahrbare Drehkrane, und zwar den einen für Dampfbetrieb mit
                              									Kulissensteuerung und den anderen für elektrischen Antrieb durch nur einen Motor für Heben
                              									und Schwenken. Das Fahren wurde durch Kurbelantrieb von Hand bewirkt. Die Tragkraft
                              									betrug 5 t, die größte Ausladung 8 m. Die Krane boten in ihrer Konstruktion nichts,
                              									was über das Gewöhnliche hinausgeht.
                           Dasselbe gilt von dem ebenfalls dort ausgestellten normalen fahrbaren Drehkran der
                              									Firma Gustin Fils, Nancy. Von den weiteren
                              									Ausstellungsgegenständen dieser Firma in der Maschinenhalle sind noch ihre
                              									elektrischen FlaschenzügeD. p. J. 1906, S.
                                    											226 zu nennen. Fig. 55 läßt ihren
                              									konstruktiven Aufhau erkennen. Der Motor treibt zunächst mittels einer Kette die
                              									Vorgelegewelle an, von der die Bewegung mittels eines Stirnräderpaares auf die
                              									Kettennußwelle übertragen wird. Die Bremse ist eine Lastdruckbremse. Gegenüber den
                              									älteren Flaschenzügen mit reinem Stirnräderantrieb, von denen ein Exemplar zum
                              									Vergleich mit ausgestellt war, liefen die neueren viel ruhiger und mit weniger
                              									Geräusch. Die Firma stellt diese Flaschenzüge von 250–8000 kg Tragkraft und 2–40 m
                              									minutl. Geschwindigkeit her.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 269
                              Fig. 56.Elektrisch betriebene Winde für Hochofenaufzüge der Soc. An. des
                                 										Ateliers Détombay.
                              
                           Endlich sei noch in Fig. 56 die elektrisch betriebene
                              									Aufzugswinde für Hochöfen der Soc. An. des Ateliers
                                 										Détombay in Marcinelle-Charleroi dargestellt. Die ausgestellte Winde
                              									war für die Soc. An. Métallurgique d'Espérance-Langdoz
                              									in Lüttich bestimmt. Sie wird durch zwei Drehstrommotoren von je 40 PS angetrieben.
                              									Jm gewöhnlichen Betriebe sind beide Seiten der Winde miteinander gekuppelt. Bei
                              									Betriebsstörungen an der einen Seite kann der Betrieb dann mit der anderen allein
                              									aufrecht erhalten werden. Auf der Mitte der Trommelwelle sitzt die
                              									Fallgewichtsnotbremse, auf den beiden Motorwellen je eine elektromagnetische
                              									Betriebsbremse.
                           Die Winde kann nach einem Teufenzeiger oder selbsttätig durch Endschalter gesteuert
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 269
                              Fig. 57.Gießpfannenwagen der Soc. An. des Ateliers Détombay.
                              
                           Dieselbe Firma hatte auf ihrem Stande auch einen Gießpfannenwagen (Fig. 57) ausgestellt. Der Wagen soll das flüssige
                              									Roheisen vom Hochofen zum Stahlwerk schaffen. Die Pfanne faßt 20 t Eisen. Im
                              									Stahlwerk wird sie mit den beiden oberen Zapfen in die Haken eines Gießkranes
                              									eingehängt. Auf dem Wagen ruht die Pfanne in Zapfen; sie kann dort mittels einer
                              									Handkurbel gekippt werden.