| Titel: | Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und Anwendung. | 
| Autor: | Dierfeld | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 294 | 
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                        Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und
                           								Anwendung.
                        Von Regierungsbaumeister Dierfeld.
                        (Fortsetzung von S. 280 d. Bd.)
                        Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und
                           								Anwendung.
                        
                     
                        
                           Wo größere Achsialdrücke auftreten, ordnet man richtiger ein besonderes
                              									Drucklager an. Die Kugeln werden versetzt gegeneinander in einen zusammengenieteten
                              									Messingkäfig geführt und laufen zwischen zwei ebenen, gehärteten und geschliffenen
                              									Stahlplatten, deren obere sich mit der Welle dreht, während die untere stillsteht.
                              									Aehnlich ist das leichte Drucklager von Fichtel &
                                 										Sachs (Fig.
                                 										34 u. 35)
                              									ausgebildet; eine Platte ist eben, die andere mit Hohlrille versehen, in der die
                              									Kugelreihe läuft. Der Käfig aus Leichtmetall enthält in einzelnen Taschen die
                              									Kugeln, die der umgelegte Draht am Herausfallen hindert. Für starke Belastungen sind
                              									diese Lager nicht geeignet; dann ordnet man zweckmäßig in beiden Platten Hohlrillen
                              									an und bildet die untere Spurplatte kugelig aus (Fig. 36), wobei denn
                              									auch der Sitz im Gehäuse kugelig gedreht ist. Dies geschieht, damit alle Kugeln
                              									gleichförmig tragen, da sich bei Verbiegungen der Welledas Lager dann
                              									selbsttätig einstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 293
                              Fig. 34 und 35. Drucklager von Fichtel & Sachs.
                              
                           Die Kugelform der unteren stillstehenden Platte zwingt dazu,
                              									den Sitz im Gehäuse
                              									ebenfalls kugelig auszubilden; dies macht häufig Schwierigkeiten, deshalb bringen
                              									viele Firmen unter der unteren Spurplatte einen besonderen Hilfsteller mit ebener
                              									Unterseite an, was die Montage sehr erleichtert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 36 und 37. Drucklager der Maschinenfabrik Rheinland.
                              
                           In Fig. 37 sehen wir eine derartige Ausführung der Maschinenfabrik Rheinland, wobei die untere Spurplatte durch Umlegen des
                              									oberen Randes des Hilfstellers mit diesem vereinigt ist; natürlich besteht die
                              									nötige Beweglichkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 38 und 39. Käfig der Deutschen Kugellagerfabrik.
                              
                           Der Käfig besteht aus zwei durch Distanznieten
                              									zusammengehaltenen Messingblechen; die Löcher zur Aufnahme der Kugeln sind in der
                              									Laufrichtung länglich gestaltet, um das Abstreifen des Oeles zu vermeiden. Die D. W. F. wenden denselben Blechkäfigan, machen aber die
                              									Löcher für die Kugeln in radialer Richtung länglich, so daß, falls die Ringe nicht
                              									ganz zenirisch liegen sollten, Ausgleich geschaffen und richtige Bewegung der Kugeln
                              									ermöglicht wird. Einzelne Firmengestalten die feste Spurplatte unten konisch statt
                              									kugelig aus, was bei gleichfalls konischer Ausbildung des Sitzes keine Einstellung
                              									gestatten würde; deshalb ist diese Anordnung nicht zu empfehlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 40.Käfig der Kugellagerfabrik Wien.
                              
                           In Fig. 38 und 39 ist ein Schnitt durch einen gegossenen Bronzekäfig dargestellt, wie
                              									ihn die Deutsche Kugellagerfabrik in Leipzig und die
                              										Norma-Gesellsch. in Cannstatt verwenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 41.Drucklager der Standard Roller Co.
                              
                           Die Löcher für die Kugeln werden mit einem Kugelfräser
                              									abwechselnd von der einen und anderen Seite gebohrt; durch Meißelhieb wird sodann
                              									die Mittelrippe so weit verstemmt, daß die Kugel nicht mehr herausfallen kann. Die
                              										Kugellagerfabrik Wien verwendet als Käfig einen
                              									weichen Stahlring, in dem die Löcher, wie angegeben, hergestellt sind, nur wird
                              									gleichzeitig neben jedem Lochrand eine Rille eingestochen (Fig. 40), deren freistehender Rand nach Einbringen der Kugeln gegen diese
                              									gepreßt wird. Fig. 41 zeigt ein Drucklager der Standard Roller Co.; die obere Druckplatte ist durch
                              									einen am Gehäuserand eingelegten Draht gehalten; der bronzene Käfig ist zweiteilig
                              									und vernietet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 42.Turbinenlager der D. W. F.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 43.Zweireihendrucklager von Schäfer & Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 44.Zweireihenlager der Hoffmann Mfg. Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 294
                              Fig. 45.Doppeidmckiager
                              
                           Drucklager mit mehreren Kugelreihen in einer Ebene werden angewandt, wo sehr hohe
                              									Belastungen auftreten, z.B. bei Turbinen und Generatoren. Fig. 42 stellt eine Turbinenlagerung nach Ausführung der D. W. F. dar; das ganze Lager ist gut eingeschlossen
                              									und läuft in Oel, das unten am Heraustreten durch eine eingesetzte Buchse verhindert
                              									wird. Der Druck wird hier mittels der Segmente a
                              									proportional auf beide Kugelreihen verteilt; zur leichteren Einstellung des Lagers
                              									bei Durchbiegungen der Welle ist die Unterlagsplatte kugelig geformt. Um bei solchen
                              									Lagern ein gleichmäßiges Tragen der beiden Kugelreihen zu erreichen, legt Schäfer in Schweinfurt Kupferoder Weichmetallplatten
                              										a (Fig. 43)
                              									zwischen Drucklager und Auflagflächen ein; falls nur eine Kugelreihe tragen solite,
                              									wird durch die größere Belastung dieser Reihe ein Eindrücken der betr. Druckplatten
                              									in die weicheren Unterlagen erfolgen und dadurch ein gleichmäßiges Tragen der beiden
                              									Kugelreihen selbsttätig herbeigeführt. Denselben Zweck verfolgt die englische Hoffmann Mfg. Co. mit ihrer interessanten Lagerung nach
                              										Fig. 44. Die beiden unteren Druckringe ruhen
                              									hier mit konischem Sitz auf einem geteilten, doppelkonisch geschliffenen
                              									Verteilungsring A. In dem Verhältnis, wie sich die Last verteilen soll, ist die Kegelfläche des inneren
                              									Ringes stärker geneigt als die des äußeren Ringes; wird z.B. die innere Reihe mehr
                              									belastet als die äußere, so sinkt der innere Druckring herunter und dehnt
                              									gleichzeitig den geteilten Verteilungsring A aus,
                              									wodurch der äußere Ring dann nach oben gedrängt wird. So stellen sich beide Ringe
                              									selbsttätig ein; alle diese Bewegungen sind natürlich nur sehr gering.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 295
                              Fig. 46.Doppeldrucklager der Norma-Gesellschaft. 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 295
                              Fig. 47.Doppeldrucklager der Schwedischen Kugellagerfabrik.
                              
                           Wo Drücke nach zwei Seiten hin wirken, sind dieselben durch sogen. Doppeldrucklager
                              									abzufangen. Diese stellt man meistens in der Weise zusammen, daß man zwei
                              									Reihen Kugeln zwischen drei Platten setzt (Fig. 45).
                              									Die mittlere Spurplatte ragt nach innen, wird meist an Absätzen der Welle
                              									angeschlagen und durch ein Halterohr und Mutter befestigt; sie dreht sich, während
                              									die anderen Spurplatten feststehen. Die Form der Laufrillen und Käfige deckt sich
                              									dabei vollständig mit der Konstruktion der einfachen Drucklager. Um selbsthätige
                              									Einstellung der Lager zu sichern und die Montage zu erleichtern, werden die
                              									Doppeldrucklager auch mit kugeligen Sitzflächen und in zylindrischem Gehäuse als
                              									einbaufertiges Ganzes geliefert (Siehe Fig. 46–48). Fig. 46 stellt
                              									eine Ausführung der Norma-Gesellschaft dar, bei der das
                              									äußere Gehäuse geteilt ist, während die Schwedische
                                 										Kugellagerfabrik ein ungeteiltes Gehäuse verwendet (Fig. 47), dann aber im Gehäuse zwei Aussparungen zum
                              									Einbringen der Ringe vorsehen muß (Fig. 48).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 295
                              Fig. 48.Doppeldrucklager der Schwedischen Kugellagerfabrik.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)