| Titel: | Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen. | 
| Autor: | A. Bergmann | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 295 | 
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                        Untersuchungen an
                           								Lamellensenksperrbremsen.
                        Von Dipl.-Ing. A. Bergmann.
                        (Fortsetzung von S. 283 d. Bd.)
                        Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen.
                        
                     
                        
                           C2. Versuche bei betriebsmässigem Senken.
                           
                              11. Versuchseinrichtungen und
                                    											-ergebnisse.
                              Bei den nachfolgenden Versuchen wurde die Last von Hand aufgewunden und dann
                                 										betriebsmäßig durch Motorantrieb gesenkt. Da der die Riemenscheibe H und die Stufenrolle U verbindende Treibriemen (Fig. 8–10), um bei den kleinen Scheibendurchmessern ein
                                 										Gleiten zu verhüten, sehr straff gespannt sein mußte, so drückte die
                                 										Riemenspannung die Riemenscheibe H fest gegen die
                                 										durchgesteckte Welle W. Der Widerstand, den die
                                 										Reibung in der Bohrung der Riemenscheibe H dem
                                 										Verschieben der Bremswelle entgegensetzte, blieb zwar infolge der guten
                                 										Schmierung ohne merkbaren Einfluß auf die Federspannung und konnte daher
                                 										vernachlässigt werden, wohl aber bewirkte die Riemenspannung eine Vergrößerung
                                 										der Momente R1, R2, R3, R4 und G, insbesondere der beiden Momente R1 und G. Diese Aenderung der Momente kam offenbar dadurch
                                 										zustande, daß der mit der Riemenscheibe H
                                 										festverschraubte Flansch E1 infolge des Riemenzuges leicht eckte. Er legte
                                 										sich infolgedessen einseitig mit seinen Randpartien an die Sperrscheibe S1 an, so daß zwar
                                 										die Reibungskraft des Momentes R1 die gleiche blieb, der Hebelarm ρ1 aber und damit
                                 										das Moment R1
                                 										selbst größer wurden. Außerdem kam durch das Ecken des Flansches E1 ein
                                 										exzentrischer Druck in das ganze System, auf den auch die Vergrößerung des
                                 										Gewindewiderstandes G zurückzuführen sein dürfte.
                                 										Weniger bedeutend war der Einfluß der Riemenspannung auf das Moment R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4.
                              Aus Versuchen (Versuchsverfahren Kap. 5) ergab sich für den Anpressungsdruck P = 1 kg bei aufgelegtem Riemen
                              R1
                                 										+ R2
                                 										+ R3
                                 										= P • μ (ρ1 + ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4) = 1 • μ (ρ1 + ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4) = 5,15
                                 										kgcm,
                              G + R2 + R3
                                 										+ R4  = P •  [r tg (α + φ) + μ ( ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 )] = 1 • [r tg (α + φ) + μ (ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 )] = 5,09
                                 										kgcm,
                              G + R1 = P[r tg
                                 											(α + φ) + μρ1] = 1 • [r tg (α + φ) + μρ1] = 1,274 kgcm;
                              R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4   = 1 • μ ( ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 ) = 4,483
                                 										kgcm,
                              R1
                                 										= 1 • μ • ρ1 = 0,667 kgcm, G =
                                 										1 • r tg (α + φ) =
                                 										0,607 kgcm,
                              tg (α + φ) = 0,449, α + φ = 24° 10',
                              φ = 7° 40', tg φ = 0,135;
                              bei nicht aufgelegtem Riemen
                                 										(vergl. Kap. 5 und Kap. 9).
                              Die Vergrößerung des Momentes R1 hatte nur eine Vermehrung der Motorarbeit beim
                                 										Lösen der Bremse zur Folge, sonst aber keinerlei Einfluß auf die an der
                                 										sinkenden Last angreifenden Kräfte; die Aenderungen des Momentes R1 brauchten daher
                                 										nicht weiter beachtet zu werden. Anders verhielt es sich mit der Vergrößerung
                                 										des Momentes G. Da sie von der jeweiligen
                                 										Riemenspannung und diese wieder von Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. beeinflußt
                                 										wurde, so war eine stete Kontrolle des Momentes G
                                 										erforderlich. Ebenso unterlag die Größe des Momentes R2
                                 										+ R3
                                 										+ R4 kleinen
                                 										Schwankungen. Zur Ermittlung der Momentensumme
                              G + R2 + R3
                                 										+ R4  = P •  [r tg (α + φ) + μ ( ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 )]
                              diente das in Kap. 5 angegebene Verfahren mit dem
                                 										Unterschied, daß nicht die Federwage, sondern das Moment
                                 											\frac{L\,\eta\,x}{n} der ohne Stoß angehängten Last den
                                 										Zug an der Lasttrommel ausübte. Der sich so ergebende Kontrolldruck ist durch
                                 										Striche zu beiden Seiten der Diagrammdrucklinie (Fig.
                                    											18) verzeichnet. Aus ihm läßt sich die Größe des Momentes G + R2 + R3
                                 										+ R4   für jedes
                                 										Diagramm feststellen und danach das Diagrammbeurteilen.
                              
                              Hinreichend Zeit zur Beobachtung des Senkvorganges ließ sich durch
                                 										Einschalten der losen Rolle gewinnen; die angehängte Last blieb dauernd L = 50 kg, der Wirkungsgrad η = 0,91.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 296
                                 Fig. 18. Bremsdruckdiagramme aufgenommen beim Lastsenken. (V., der
                                    											natürlichen Größe.)
                                 Die Ordinaten (Abstände der
                                    											Diagrammlinie von der O-Linie) geben den jeweiligen Bremsdruck, die
                                    											Abszissen die Zeit an; Indikatorvorschub 2,54 cm i. d. Sek. 
                                 
                              Die Feder F am Kopf der Bremswelle wurde so
                                 										eingestellt, daß der Stellring T in der
                                 										Drucknullage gegen die Lasttrommel stieß, das Lüftspiel also = 0 war. Da der
                                 										Einfluß der Federstärke durch die grundlegenden Versuche klargestellt war, so
                                 										wurden die weiteren Versuche hauptsächlich mit der schwächsten verfügbaren Feder
                                 										Nr. 1 und der stärksten Nr. 3 gemacht.
                              Die Trägheitsmomente der Lasttrommel und der mit ihr verbundenen rotierenden
                                 										Massen hatten die Werte.
                              J1
                                 										= 0,1634; J2=
                                 										1,613; J3 = 2,847;
                                 											J4 = 5,736
                                 											kg-Sek.2 cm.
                              Zum Lastsenken ließen sich vermittels der Stufenrolle vier verschiedene
                                 										Geschwindigkeiten verwenden: 76, 107, 139 und 196 Umdr. der Bremswelle i. d.
                                 										Min. (gemessen an der Bremswelle selbst). Die höchste Geschwindigkeit (196 Umdr.
                                 										i. d. Min.) fand bei Benutzung von zwei Sperrscheiben keine Verwendung, da die
                                 										stoßartig wirkenden Druckschwankungen den Apparat zu zerstören 
                              Tabelle 6.
                              Diagramme, aufgenommen bei Anwendung von zwei Sperrscheiben.
                              
                                 
                                    Umdr. der Bremswelle i. d. Min.
                                    76
                                    107
                                    139
                                    
                                 
                                    Feder Nr.
                                    1
                                    3
                                    1
                                    3
                                    1
                                    3
                                    
                                 
                                    Trägheitsmoment der rot.
                                       												Massen
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                 
                                    Mit Anlassen des Motors. Diagr.
                                       												Nr.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    1
                                    2
                                    3
                                    4
                                    5
                                    6
                                    7
                                    8
                                    9
                                    10
                                    11
                                    12
                                    13
                                    14
                                    15
                                    16
                                    
                                    
                                 
                                    Mit Einrückend. Treibriemens. Diagr.
                                       												Nr.
                                    17
                                    18
                                    19
                                    20
                                    21
                                    22
                                    23
                                    24
                                    25
                                    26
                                    27
                                    28
                                    29
                                    30
                                    31
                                    32
                                    33
                                    34
                                    35
                                    36
                                    37
                                    38
                                    39
                                    40
                                    
                                 
                              Diagramme, aufgenommen bei Anwendung einer Sperrscheibe
                              
                                 
                                    Umdr. der Bremswelle i. d. Min.
                                    76
                                    139
                                    196
                                    
                                 
                                    Feder Nr.
                                    1
                                    2
                                    3
                                    1
                                    3
                                    1
                                    3
                                    
                                 
                                    Trägheitsmoment der rot.
                                       												Massen
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       1
                                       
                                    
                                       J
                                       2
                                       
                                    
                                       J
                                       3
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                       J
                                       4
                                       
                                    
                                 
                                    Einrücken d.Treibriemens. Diagr.
                                       												Nr.
                                    41
                                    42
                                    43
                                    44
                                    45
                                    46
                                    47
                                    48
                                    49
                                    50
                                    51
                                    52
                                    53
                                    54
                                    55
                                    56
                                    57
                                    58
                                    59
                                    60
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Mit Anlassen des Motors. Diagr.
                                       												Nr.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    61
                                    62
                                    
                                 
                              stören drohten. Die Motorgeschwindigkeit blieb, sobald der
                                 										Motor nach Ausschalten der Vorschaltwiderstände seine normale Umdrehungszahl
                                 										erreicht hatte, konstant.
                              Das Aufnehmen der Diagramme (Nr. 1–16 Fig. 18 und
                                 										Tab. 6) erfolgte nach dem in Kap. 3 beschriebenen Verfahren.
                              Um den Einfluß des schnelleren oder langsameren Einleitens der Senkbewegung zu
                                 										untersuchen, wurde bei einer Anzahl von Diagrammen (Nr. 17–40) der
                                 										Haupttreibriemen eingerückt, nicht der Motor angelassen. Der Antrieb erfolgte
                                 										hierbei sehr schnell, die Riemen hatten im ersten Augenblick große Kräfte zu
                                 										übertragen und glitten infolgedessen sehr leicht. Um dies zu verhindern,
                                 										verminderte man vor dem Einrücken des Riemens durch teilweises Lüften der Bremse
                                 										(von Hand) den Bremsdruck so weit, daß die Riemen von vornherein ohne Gleiten
                                 										durchzogen.
                              Auf Tab. 6 sind die näheren Umstände, unter denen die Diagramme aufgenommen sind,
                                 										angegeben. Der Vorschub der Diagrammpapiere betrug im Durchschnitt 2,54 cm/Sek.;
                                 										daraus ergaben sich für jeden Punkt der Diagrammlinie die zugehörigen
                                 										Zeiten.
                              Aus den Diagrammen geht hervor, daß sich im allgemeinen die Bremse auf einen
                                 										mutieren Druck einzustellen sucht. Dieser mittlere Druck stimmt bei den
                                 										Diagrammen mit gleichmäßig verlaufender Drucklinie Nr. 1 bis 13, 17 bis 34 und
                                 										37 fast ohne Abweichung mit der Höhe des Kontrolldruckes überein. Demnach ist
                                 										seine Größe
                              P_m=\frac{L\,\eta\,x}{n\,[r\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varphi)+\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)]}
                                 										. . . . . 17)
                              oder mit Benutzung der Abkürzung r tg (α + φ) + μ ( ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 ) = b1
                              P_m=\frac{L\,\eta\,x}{n\,b_1} . . . . .
                                 										17a)
                              Theoretisch ergab sich der mittlere Bremsdruck aus
                                 										Gleichung 13
                              P_m=P_a+p\,\frac{\beta}{\delta},
                              wobei Pa = 0, C = 0 und,
                                 										da die Motorgeschwindigkeit konstant, auch e1 = 0 zu setzen war, zu
                              P_m=\frac{L\,\eta\,x}{n\,.\,\mu\,(\rho_2+\rho_3+\rho_4)}.
                              Das Fehlen des Gliedes r tg
                                 											(α + φ) in der theoretischen Gleichung erklärt
                                 										sich aus der Vernachlässigung des Widerstandes im Gewinde beim Aufstellen der
                                 										theoretischen Grundgleichungen. Uebrigens ist bei guter Schmierung der
                                 										Bremsschraube r tg (α +
                                    											φ) im Verhältnis zu μ ( ρ2
                                 										+ ρ3 + ρ4 ) so klein, daß
                                 										der Fehler praktisch nicht ins Gewicht fällt.
                              Die Bremse stellte sich um so eher auf den mittleren Druck ein, je geringer die
                                 										Federstärke (vergl. insbesondere Diagramm Nr. 10–12 und Nr. 14–16), das
                                 										Trägheitsmoment der mit der Last verbundenen rotierenden Massen und die
                                 										Senkgeschwindigkeit, und je allmählicher die Senkbewegung eingeleitet wurde
                                 										(vergl. die mit Riemen-Einrücken – plötzliches Einleiten – und die mit
                                 										Motor-Anlassen – allmähliches Einleiten – aufgenommenen Diagramme).
                              Bei hohen Drehgeschwindigkeiten der Bremswelle, größeren Trägheitsmomenten der
                                 										rotierenden Massen und schnellem Einleiten der Senkbewegung trat der Fall ein,
                                 										daß die Last nicht imstande war, die Beschleunigungsarbeit für die von ihr zu
                                 										bewegenden Massen schnell genug zu leisten und darin vom Motor unmittelbar
                                 										unterstützt werden mußte. Für die Zeit des Motorantriebes verlief, da das
                                 										Lüftspiel = 0 war, im Diagramm die Drucklinie auf der Nullinie (Diagramm Nr.
                                 										14–16 und 38–40). Wäre die Verbindung zwischen Motor und Bremswelle absolut
                                 										starr, so hätte der unmittelbare Motorantrieb stoßartig und nur für einen kurzen
                                 										Augenblick wirken müssen; die Elastizität des 6 m langen Baumwolltreibriemens
                                 										verteilte ihn auf eine längere Zeit (höchstens ½ Sek.). Der Einfluß des
                                 										unmittelbaren Motorantriebes der Bremswelle äußert sich in den Diagrammen durch
                                 										ein verhältnismäßig steileres und höheres Ansteigen der Bremsdrucklinie.
                              Auffallend ist die geringe Zunahme des Druckmaximums bei den mit den
                                 										Trägheitsmomenten J2, J3,
                                 											J4 und unter
                                 										sonst gleichen Verhältnissen aufgenommenen Diagrammen; nach den Ergebnissen der
                                 										grundlegenden Versuche mußten sich größere Unterschiede ergeben. Der Grund lag
                                 										in dem elastischen Treibriemen, der für größere Trägheitsmassen, d.h. bei
                                 										größeren Kräften in höherem Maße als elastisches Ausgleichsorgan wirkte als bei
                                 										kleinen.
                              Die Motorbelastung blieb, sobald sich die Bremse auf den mittleren Druck
                                 										eingestellt hatte, konstant. Da die beiden Gewindehälften der Bremse (Bremswelle
                                 										und Lasttrommel) bei konstantem Bremsdruck in relativer Ruhe zueinander blieben,
                                 										so hatte der Motor nur das Reibungsmoment Rx an dem Flächenpaar I und die Reibungswiderstände, wie Zapfen- und Zahnreibung, des
                                 										zwischen Bremse und Motor liegenden Getriebes zu überwinden.
                              
                           
                              12. Lastgeschwindigkeit beim
                                    											Senken.
                              Die theoretische Bestimmung der Lastgeschwindigkeit beim Senken ist zwar möglich,
                                 										da die Winkelbeschleunigung e2 der Lasttrommel durch Gleichung 9 und der Wert
                                 										von s durch Gleichung 16 bekannt sind, ergibt aber
                                 										im besten Fall nur Annäherungswerte und ist zudem sehr umständlich. Die
                                 										wirkliche Lastgeschwindigkeit läßt sich genau aus den Diagrammen entnehmen. Bei
                                 										konstanter Motorgeschwindigkeit ist die Winkelgeschwindigkeit der angetriebenen
                                 										Bremswelle konstant und gleich der mittleren Winkelgeschwindigkeit der
                                 										Lasttrommel
                              c_0=\frac{\mbox{Umdr. der Bremswelle i. d. Min.}}{60}\
                                    											\frac{1}{\mbox{Sek.}}.
                              Zur Bestimmung der Geschwindigkeitsänderungen bebenutzt man die
                                 										Bremsdruckdiagramme. Die Diagramme geben die Längenänderung s der Feder in der Zeit t und zugleich die Seiten Verschiebung der Welle an. Bei einer
                                 										Seitenverschiebung von d s in der Zeit d t beträgt die Verschiebungsgeschwindigkeit (s.
                                 											Fig. 19).
                              
                                 c=\frac{d\,s}{d\,t}=\mbox{tg}\,\gamma.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 298
                                 Fig. 19.
                                 
                              Ein Verschieben der Welle kann nur durch Unterschiede in
                                 										der Drehgeschwindigkeit von Bremswelle und Lasttrommel bewirkt werden. Die
                                 										Unterschiede sind wegen der in Welle und Trommel eingeschnittenen Schraube
                                 										proportional zur Verschiebungsgeschwindigkeit c der
                                 										Welle. Die relative Winkelgeschwindigkeit der Lasttrommel (gegenüber der
                                 										Bremswelle) beträgt für die Verschiebungsgeschwindigkeit c der Welle
                              
                                 c\,.\,\frac{1}{2\,r\,\pi\,\mbox{tg}\,\alpha}.
                                 
                              (r = Halbmesser, α = Steigungswinkel des Gewindes, x = Lasttrommelhalbmesser). Da sich das ganze
                                 										System mit der mittleren Winkelgeschwindigkeit c0 dreht, so ist die absolute
                                 										Winkelgeschwindigkeit der Lasttrommel
                              
                                 c_0+c\,\frac{1}{2\,r\,\pi\,\mbox{tg}\,\alpha}.
                                 
                              Daraus folgt die Lastgeschwindigkeit (Uebersetzung
                                 										zwischen Lasttrommel und Last 1: n)
                              
                                 \begin{array}{rcl}V&=&\left(c_0+c\,\frac{1}{2\,r\,\pi\,\mbox{tg}\,\alpha}\right)\,\frac{2\,x\,\pi}{n},\\
                                    											&=&\frac{\mbox{Umdr. d. Bremswelle i. d.
                                    											Min.}\,.\,2\,x\,\pi}{60\,.\,n}+\frac{x}{r\,\mbox{tg}\,\alpha\,n}\,\mbox{tg}\,\gamma.\end{array}
                                 
                              Allgemein ist die Lastgeschwindigkeit bei steigendem Druck (tg γ > 0) größer, bei abnehmendem (tg γ < 0) kleiner und in den Teilen der
                                 										Drucklinie, die parallel zur Nullinie sind (Druckmaximum, -minimum, konstanter
                                 										Druck, tg γ = 0), gleich der mittleren Lastgeschwindigkeit. Wenn es sich daher
                                 										nur um einen Vergleich der Lastgeschwindigkeitsänderungen handelt, genügt es,
                                 										die Druckdiagramme miteinander zu vergleichen; nur müssen die verglichenen
                                 										Diagramme so aufgezeichnet sein, daß für alle der Maßstab für die Federspannung
                                 										der gleiche ist.
                              Als Beispiel ist die Lastgeschwindigkeit aus den Diagrammen Nr. 36 und 40
                                 										berechnet. Die Umdrehungszahl der Bremswelle betrug 139 Umdrehungen i. d. Min.,
                                 										also die mittlere Lastgeschwindigkeit
                              V_0=\frac{139\,.\,2\,.\,x\,.\,\pi}{60\,.\,n}=\frac{139\,.\,2\,.\,3,4\,.\,\pi}{60\,.\,2}=24,7
                                 										cm/Sek.
                              Da die einzelnen Wellen ein und derselben
                                 										Diagrammlinie nahezu denselben Verlauf nehmen, genügte es, für jedes Diagramm
                                 										die Geschwindigkeitsänderung während einer Welle zu berechnen; zu diesem Zwecke
                                 										wurde die betreffende Welle in eine Anzahl geradliniger Abschnitte zerlegt,
                                 										daraus tg γ. und die Werte für
                                 											\frac{x}{r\,\mbox{tg}\,\alpha\,.\,n}\,\mbox{tg}\,\gamma
                                 										bestimmt und graphisch aufgetragen (s. Fig.
                                    										20).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 298
                                 Fig. 20.Lastgeschwindigkeit; Zeit in Sek. 
                                 
                              Die Diagramme gestatten, Dauer und Größe der Geschwindigkeitsänderungen
                                 										unmittelbar abzulesen. Außerdem lassen sich aus ihnen Lastbeschleunigung und
                                 										Verzögerung ableiten, da sie gleich \frac{d\,v}{d\,t}= der an
                                 										die Geschwindigkeitskurve gelegten Tangente sein müssen. Hiervon kann man
                                 										Gebrauch machen, um die Beanspruchung des Lastseiles beim Senken zu ermitteln.
                                 										Diese ist am größten, wenn die Verzögerung am stärksten, also der Wert
                                 											\frac{d\,v}{d\,t} am größten ist. Mit bezug auf die Figur
                                 										wird die größte Verzögerung bei
                              Feder Nr. 1
                              \frac{d\,v}{d\,t_{(\mbox{max}_1)}}=\frac{3}{0,94}=3,2
                                 											cm/Sek.2;
                              bei Feder Nr. 3
                              \frac{d\,v}{d\,t_{(\mbox{max}_3)}}=\frac{3,05}{0,44}=6,93
                                 											cm/Sek.2.
                              Die Massenkraft der Last (L =
                                 										50 kg) infolge Verzögerung wird also bei
                              Feder Nr. 1
                              \frac{50}{981}\,.\,3,2=0,162 kg,
                              bei Feder Nr. 3
                              \frac{50}{981}\,.\,6,93=0,354 kg,
                              und die Belastung des Seiles (die Last hängt an zwei
                                 										Seilquerschnitten)
                              bei Feder Nr. 1
                              \frac{50+0,162}{2}=25,08 kg,
                              bei Feder Nr. 3
                              \frac{50+0,354}{2}=25,18 kg.
                              Die schwächere Feder ergibt also in jeder Hinsicht günstigere Resultate.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)