| Titel: | Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und Anwendung. | 
| Autor: | Dierfeld | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 308 | 
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                        Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und
                           								Anwendung.
                        Von Regierungsbaumeister Dierfeld.
                        (Fortsetzung von S. 295 d. Bd.)
                        Kugel- und Rollenlager, ihre Konstruktion und
                           								Anwendung.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 49.Doppeldrucklager der Deutschen Kugellagerfabrik
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 50.Doppeldrucklager der Auto Machinery Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 51.Doppeldrucklager von Schäfer & Cie.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 52.Doppeldrucklager der Maschinenfabrik Rheinland.
                              
                           Den Einbau von Doppeldrucklagern an Wellenenden sehen wir in Fig. 49 und 50. Das
                              									Lager der Deutschen Kugellagerjabrik (Fig. 49) kann nach Lösen des äußeren Schraubdeckels
                              									und der Muttern ganz nach rechts herausgezogen werden; auch eine Nachstellung des
                              									Lagers ist möglich durch Anziehen der inneren Schraubplatte, die kleine Schraube
                              									dient als Sicherung. Die Umkehrung dieser Konstruktion bildet das Lager der Auto Machinery Co. (Fig.
                                 										50); das Lager bleibt hier auf der Welle, während nach Lösen der
                              									Schrauben das ganze äußere Gehäuse vom Lager abgezogen werden kann. Eine
                              									Nachstellung ist hier nicht vorgesehen, beide Lager können ganz mit Oel gefüllt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 53.Kombiniertes Lager von Schäfer & Cie.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 308
                              Fig. 54.Doppelt-kombiniertes Kugellager der Deutschen
                                 										Kugellagerfabrik.
                              
                           Diesezweireihigen Doppeldrucklager sind ziemlich kompliziert und teuer, nehmen auch
                              									viel Platz ein, daher strebten die Konstrukteure dahin, ein einreihiges Lager zu
                              									bauen, das ebenfalls allen Ansprüchen genügte. So baut Schäfer in Schweinfurt ein Lager nach Fig.
                                 										51
                              									a ist die sich drehende Welle, b das stillstehende Gehäuse. Die beiden Kugeldruckscheiben c, d sind in den vier Buchsen e, f, g, h leicht drehbar und achsial einige Zehntel Millimeter
                              									verschiebbar angeordnet. Erfolgt der Druck in Richtung i, dann drückt die Fläche q an die Scheibe d, und die Teile f, d
                              									werden etwas nach rechts verschoben, bis Fläche n an
                              									Fläche o anliegt; nunmehr werden sich die Teile f, d, g mit der Welle a
                              									drehen, während die Teile b, c, e, h stillstehen, die
                              									dazwischenliegende Kugelreihe aber sich abrollt. Erfolgt umgekehrt der Druck in
                              									Richtung k, dann liegt Fläche p an der i Scheibe c an und c und g drehen sich mit
                              									der Welle α, wobei die Fläche m an der Fläche l anliegt, die Teile b, d, e aber stillstehen. Ganz ähnlich wirkt das
                              									Doppeldrucklager der Maschinenfabrik Rheinland (Fig. 52), so daß sich eine Erläuterung erübrigt. Die
                              									Kugelflächen der Laufringe haben bei beiden Lagern den Zweck, den Druck gleichmäßig
                              									auf alle Kugeln zu übertragen; auch bewirken sie, daß sich das ganze Lager bei
                              									Druckwechsel zentriert, und zwar infolge der rotierenden Bewegung um so schneller
                              									und sicherer. Nach Mitteilungen der betr. Firmen haben sich diese Lager im Betriebe
                              									sehr gut bewährt und werden auch nach Normalien gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 309
                              Fig. 55.Kombiniertes Lager der Norma-Gesellschaft
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 309
                              Fig. 56.Wellenlagerung von Gebr. Wetzel
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 309
                              Fig. 57.Lager von Malicet et Blin.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 309
                              Fig. 58.Zweiteiliges Lager der Peniger Maschinenfabrik.
                              
                           Es ist nicht zulässig, Druckkugellager radial zu beanspruchen, da sie hierdurch bald
                              									zerstört werden würden. Da nun sehr oft mit radialer und achsialer Beanspruchung zu
                              									rechnen ist, wird man dann neben einem Drucklager noch ein Ringlager einbauen
                              									müssen; viele Firmen nehmen bei Ausbildung der Gehäuse für Drucklager gleich hierauf
                              									Rücksicht. Fig. 53 zeigt ein derartig
                              									zusammengestelltes Lager für Radial- und Achsialdruck von Schäfer & Cie.; a ist der Oelzufluß, b der Abfluß des Oeles. Viele Firmen bauen aber auch
                              									normal einbaufertige kombinierte Lager; z.B. zeigt Fig.
                                 										54 ein komplettes Lager für Radial- und zweiseitige Achsialbeanspruchung
                              									der Deutschen Kugellagerfabrik in Leipzig, dessen
                              									Drucklager nachstellbar ist; die Laufbahnen für alle vier Lager befinden sich auf
                              									einer auf der Welle befestigten Stahlbuchse. Das Lager der Norma-Gesellschajt (Fig.
                                 										55) ist für einseitigen Achsial- und für Radialdruck bestimmt und wird
                              									auch normal gebaut; der Laufring ist hierbei mit einem Spurkranz zur Aufnahme der
                              									Druckkugeln versehen. Die genaue Bearbeitung der beiden Rillen für Ring- und
                              									Drucklager in einem Arbeitsstück wird aber wohl ziemlich schwierig sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 309
                              Fig. 59.Transmissionslager von Fichtel & Sachs.
                              
                           Für die Montage der Radiallager gelten folgende Vorschriften: Die inneren Laufringe
                              									sollen auf die Welle mit mäßigem Preßdruck aufgezogen werden und sind seitlich
                              									einzuspannen, in der Regel zwischen einem Wellenansatz und einer Mutter oder
                              									zwischen geeignete Rohrstücke. Die Außenringe sind saugend (verschiebbar) ohne
                              									weitere Befestigung (Keile usw.) in die Gehäuse einzupassen; bei dieser Befestigung
                              									der beiden Laufringe dreht sich der Außenring langsam mit, d.h. er wandert. Dieses
                              									Wandern ist aber unbedenklich; die langsame Aenderung der belasteten Stellen
                              									bedeutet sogar einen Vorteil. Sollen Wellen auf Kugellagern laufen, so muß der
                              									Ausdehnung durch die Wärme Rechnung getragen werden. Deshalb und um bei
                              									Arbeitsfehlern ein Verspannen der Kugelreihen zu verhindern, darf für jede
                              									Wellenleitung nur ein Lager am Außenring seitlich eingespannt werden. Fig. 56 zeigt die Lagerung einer kurzen Welle nach
                              									Ausführung von Gebr. Wetzel, Leipzig; die Außenringe
                              									der Kugellager sind hierbei kugelig gedreht und ruhen in besonderen federnden Einstellringen, so
                              									daß sich die Lager selbsttätig senkrecht zur Wellenachse einstellen können. Wäre die
                              									Welle länger, so müßten zwischen die beiden gez. Lager (Fig. 56) mehrere Lager mit Spannhülse (Fig.
                                 										57) (Ausführung von Malicet et Blin,
                              									Aubervilliers) gesetzt werden, deren äußere Laufringe verschiebbar wären. Dies Lager
                              									ist einteilig und die Schmierung erfolgt durch Tropföler; leichter zu montieren sind
                              									zweiteilige Lager nach Fig. 58 bis 60. Fig. 58
                              									veranschaulicht eine Konstruktion der Peniger
                                 										Maschinenfabrik mit Oelniveaustand und selbsthätiger Schmierung; der
                              									Kugelkäfig wirkt, ähnlich wie bei Ringschmierlagern der Schmierring, als Oelschöpfer
                              									und Oelverteiler. Das Lager von Fichtel & Sachs (Fig. 59) hat
                              									Kugelbewegung der Lagerschale und ist für glatte Wellen geeignet, während die
                              									Ausführung von Fischer in Schweinfurt (Fig. 60) für abgesetzte Wellen bestimmt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 60.Transmissionslager von Fischer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 61.Oelhaltendes Lager von Schäfer & Cie.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 62.Lager von Fichtel & Sachs.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 63.Zweireihenlager der Schwedischen Kugellagerfabrik.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 64.Transmissionslager von Fischer
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 65.Hängelager der D. W. F.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 310
                              Fig. 66.Wandkonsollager von Gebr. Wetzet.
                              
                           Gegen Eindringen von Staub und Austreten von Oel sind diese Lager durch sogen.
                              									Labyrinthdichtungen (Nuten mit eingelegten Filzringen) gesichert; in jenen Fällen,
                              									wo Austreten des Oeles aus den Lagern unter allen Umständen verhindert werden muß,
                              									z.B. bei Färbereimaschinen, sind nach der Bauart von Schäfer mehrfache Labyrinthdichtungen a, b
                              										(Fig. 61) und Oelabschleuderrillen c, d anzubringen. Wenn sich die Welle stets nach einer
                              									Richtung dreht, ist es auch vorteilhaft, die Rillen c,
                                 										d als Gewindegänge auszubilden und die Gangrichtung derselben so
                              									anzuordnen, daß das anhaftende Oel stets nach der Lagermitte, dem Kugellager zu,
                              									geleitet wird. Wo doppelseitige Achsialdrücke auftreten und das Lager nach allen
                              									Richtungen hin beweglich sein muß, ist das Lager von Fichtel
                                 										& Sachs (Fig. 62) mit vollkommener
                              									Kugelbewegung empfehlenswert, zwecks leichterer Revision und Montage ist dies Lager
                              									geteilt. Für stärkere Radialbelastungen kommen zweireihige Lager in Betracht; wir
                              									erwähnen hier nur das Lager der Schwedischen
                                 										Kugellagerfabrik (Fig. 63) mit
                              									Selbsteinstellung und das Lager von Fischer (Fig. 64). Beide Lager sind geteilt und für
                              									durchgehende Wellen bestimmt; bemerkenswert sind in Fig.
                                 										64 die Labyrinthdichtung sowie die Oelfangnuten mit Ablaßschrauben. Außer der doppelten
                              									Tragfähigkeit haben Lager mit zwei Laufringsystemen nach Fig. 65 (Hängelager der D. W. F.) auch den
                              									Vorteil, daß die Verwendung vorhandener Gleitlagerböcke nach Bauart Seilers möglich ist; es scheinen aber Lager mit einem
                              									zweireihigen Laufringsystem, wie Fig. 23 oder 63, dieselben Vorteile zu haben, außerdem ist der
                              									Platzbedarf geringer und der Preis niedriger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 67.Halslager der Peniger Maschinenfabrik.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 68.Lautbuchse von Polysius. 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 69.Oelkammerkugellager der Peniger Maschinenfabrik.
                              
                           Wie verbreitet die Anwendung von Kugellagern im Transmissionsbau ist, erhellt aus der
                              									Tatsache, daß auch Schon Spezialkonstruktionen wie Fig.
                                 										66, Wandkonsollager mit geringer Maulweite von Gebr. Wetzet, Leipzig, und Halslager für senkrechte Wellen (Fig. 67) der Peniger
                                 										Maschinenfabrik normalisiert in Serien von 5 zu 5 mm Wellendurchmesser
                              									hergestellt werden. Besonders geeignet sind Kugellager für die Losscheiben von
                              									Riemenantrieben usw., wo Gleitlager häufig warm laufen und viel Oel verbrauchen. So
                              									sehen wir in Fig. 68 eine sogen.
                              									Oelkammerkugellagerlaufbuchse von G. Polysius in
                              									Dessau, die aus zwei zu einem Oelbehälter verschraubten Muffen mit zwei
                              									Kugellaufringen besteht. Zwischen beiden Kugelringen wird ein mit Schöpfern
                              									versehener Stellring auf die Welle gesetzt, welcher die Laufbuchse gegen seitliches
                              									Verschieben sichert und das erforderliche Oel auf die Laufbahnen der Kugeln führt.
                              									Die Losscheibe wird entweder zweiteilig ausgeführt und auf die Laufbuchse
                              									aufgeklemmt oder bei einteiliger Ausführung mittels Flachkeil auf der Laufbuchse
                              									befestigt. Fig. 69 zeigt eine etwas andere
                              									Ausführung der Peniger Maschinenfabrik; hier ist die
                              									Nabe der Losscheibe zur Aufnahme der Kugellager ausgebildet, die inneren Laufringe
                              									sind durch Halterohre gestützt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 70.Wellenlagerung einer Kreissäge von Gebr. Wetzel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 71.Wellenlagerung für Holzhobelmaschinen von Gebr. Wetzel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 311
                              Fig. 72.Spindellagerung einer Bohrmaschine der Kugellagerfabrik
                                 										Wien.
                              
                           Auch im Werkzeugmaschinenbau haben die Kugellager Eingang gefunden; besonders für
                              									schnellaufende Maschinen der Holzbearbeitung sowie Metallbohr-, Fräs- und
                              									Schleifmaschinen, neuerdings auch Drehbänken, wie die D. W.
                                 										F. mitteilen. Fig. 70 stellt z.B. die
                              									Lagerung der Welle einer Kreissäge in zwei Spezialkugelstehlagern von Gebr. Wetzet, Leipzig, dar. Um die Baumaße der
                              									Stehlager denen der früher verwendeten Gleitlager möglichst anzu passen, sind zur
                              									Aufnahme des starken radialen Druckes anstelle eines großen Ringlagers in jedem
                              									Stehlagerjezwei kleine Ringlager ohne Spannhülse eingebaut. Für
                              									Abrichthobelmaschinen, wo große seitliche Drücke auftreten, wendet man eine Lagerung
                              									nach Fig. 71 von derselben Firma an. Das linke
                              									Stehlager ist zur gleichzeitigen Aufrahme des radialen und starken seitlichen
                              									Druckes ausgebildet, während das andere Lager nur radialen Druck aufnimmt. Fig. 12 zeigt die Spindellagerung einer
                              									Metallbohrmaschine nach Ausführung der Kugellagerfabrik
                                 										Wien, bei der besonders der kurze Bau bemerkenswert ist. Schäfer in Schweinfurt verwendet für senkrechte Bohr-
                              									und Fräsmaschinen eine Lagerung nach Fig. 73.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 312
                              Fig. 73.Lagerung von Schäfer & Cie.
                              
                           Die obere wagerechte Welle i ist
                              									mit einem Laufringlager f zur Aufnahme des radialen
                              									Druckes und mit einem Drucklager e zur Aufnahme des
                              									achsialen Kegelraddruckes versehen. Bei der senkrechten Welle nimmt das Drucklager
                              										b den Druck des Kegelrades c auf. Schmierung erfolgt für die obere Welle durch den Oeler g und für die senkrechte Welle nach Lösen der Schraube
                              									H. Nachstellbare Konuslager sind dort vorteilhaft anzuwenden, wo bei hohen
                              									Tourenzahlen und geringen Drücken unter allen Umständen die Lagerung sowohl radial,
                              									als auch achsial ohne jedes Spiel erfolgen muß, z.B. bei kleinen
                              									Schleifmaschinenspindeln und dergl. Jedoch ist auf peinlichste Sorgfalt bei
                              									Einstellen der Lager zu achten. In Fig. 74 sehen wir
                              									eine solche Lagerung von Schäfer & Cie.; der
                              									Außenring a des einen Konuslagers wird mittels Mutter
                              										b seitlich festgespannt. Die genaue Einstellung des
                              									Lagers bezw. des Außenringes f erfolgt durch
                              									entsprechendes Verdrehen der Stellmuttern c d; e ist
                              									eine Sicherungsmutter, die nach Justierung des Lagers fest angezogen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 312
                              Fig. 74.Spindellagerung für Schleifmaschinen von Schäfer &
                                 										Cie.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)