| Titel: | Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | A. Bucher | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 340 | 
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                        Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von Ingenieur A. Bucher,
                           								Tegel bei Berlin.
                        
                           Lokomotiven.
                           
                        (Fortsetzung von S. 326 d. Bd.)
                        Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           29. 1E-Vierzylinder-Verbund-Heißdampf-Güterzuglokomotive der Paris-Orleansbahn,
                              									Betriebs-Nr. 6021, gebaut 1910 von der Société anonyme de
                                 										Constractions mecanique in Beifort, Fabr.-Nr. 6121 (Fig. 137).
                           Außer der gewaltigen Maschine der Belgischen Staatsbahn hatte auch die
                              									Paris-Orleansbahn in der französischen Abteilung eine 1E-Güterzuglokomotive ihrer
                              									neuesten Serie 6000 ausgestellt, deren Entwürfe von der Belforter Fabrik bezw. von dem Konstruktionsbureau der Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft in Mülhausen
                              									gleichzeitig mit den verstärkten 2C1-Pacificlokomotiven Serie 4500
                              									ausgearbeitet wurden.
                           Der Kessel ist fast der gleiche wie bei der
                              									Pacificlokomotive (Nr. 18 dieses Berichtes) mit 24 Rauchröhren und 184 glatten
                              									Siederohren von 5,25 m Länge zwischen den Rohrwänden. Auch die eigenartige Bauart
                              									der Feuerbuchse – hinten breit über den Rahmen gestellt, vorn tief und schmal
                              									zwischen demselben liegend ist übernommen worden.
                           Zylinder. Das Triebwerk ist nach de Glehn-du Bousquet, wobei jedoch alle vier Zylinder
                              									fast in einer Ebene zwischen erster Kuppelachse und Laufachse liegen. Die inneren
                              									1:8 geneigten Hochdruckzylinder treiben die zweite, die äußeren Niederdruckzylinder
                              									die dritte Achse. Während alle bisherigen P-O-Lokomotiven Niederdruck-Flachschieber
                              									hatten, sind hier erstmalig alle vier Zylinder mit Kolbenschiebern ausgerüstet
                              									worden, deren Einströmdeckung 52 mm, die Ausströmdeckung – 6 mm beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 341
                              Fig. 137.1 E-Vierzylinder-Verbund-Güterzuglokomotive der
                                 										Paris-Orleans-Bahn.
                              
                           Achsen. Durch den Einbau einer vorderen Laufachse nach
                              									der bekannten Bauart BisselD. p. J. 1906, S. 633–34. mit 75 mm
                              									Seitenausschlag konnten die ersten vier Kuppelachsen zwar fest gelagert, die
                              									Spurkränze der beiden Treibachsen mußten aber stark abgedreht werden, so daß nach
                              										Fig. 138 nur noch ein Bandagenköpfchen von 12 mm
                              									Breite verbleibt. Die Hinterachse dagegen ist samt dem Lager im Achsbuchsgehäuse um
                              									je 17½ mm seitlich verschiebbar und hat kugelig gedrehte Kuppelzapfen wie Nr.
                              									30–33.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 341
                              Fig. 138.Normaler Bandagenkopf für 1., IV. und V. Kuppelachse.
                                 										Bandagenkopf, abgedreht für II. und III. (Treibachsen).
                              
                           Die untenliegenden Tragfedern der beiden Hinterachsen sind durch Ausgleichhebel
                              									verbunden, desgleichen die obenliegenden Federn der beiden vorderen Kuppelachsen.
                              									Außerdem sind die Lasten der Lauf- und ersten Kuppelachse ausgeglichen durch einen
                              									mittleren Längsbalancier, welcher sich an seinem hinteren Ende auf einem
                              									Querbalancier, vorn mit Schneide in einem mittleren Federgehänge stützt und in der
                              									Mitte in einem am inneren Zylindergußstück unten angeschraubten Lager drehbar
                              									gelagert ist.
                           Die Rahmenplatten sind 30 mm stark und ohne Kröpfung in
                              									einem Blech gerade durchgehend, Querversteifungen aus Stahlguß, Feuerbuchse vorn und
                              									hinten auf Querverbindungen aufliegend.
                           Bremse. Sämtliche Kuppelräder werden gebremst durch
                              									einseitig vorn tiefliegende Bremsklötze, die mit entsprechendem Gestänge und
                              									Traversen durch Druckluft nach Bauart Westinghouse
                              									angepreßt werden, wobei für die verschiebbare Hinterachse ein bewegliches Gehänge
                              									vorgesehen ist.
                           Zum Sandstreuen sind auf dem Kessel zwei Sandkasten angeordnet, ein vorderer, dessen
                              									Sand durch Druckluft oder Handzug vor die beiden ersten
                              									Kuppelräder geführt wird, und ein hinterer, der durch Druckluft den Sand für die
                              									Rückwärtsfahrt hinter die dritte und vierte Achse
                              									streut. Beim vorderen Kasten ist das eine Preßluftsandrohr geschickt mit dem
                              									Hand-Sandrohr vereinigt, auch die Züge am Kessel sind wohldurchdacht und sehr
                              									zweckmäßig angeordnet.
                           Die ganze Lokomotive mit ihrem hochliegenden Kessel und ihrer breiten, gerade
                              									durchgeführten Plattform zeigte äußerst sorgfältige Formgebung, so daß diese
                              									Maschine alle übrigen Güterzuglokomotiven an Formenschönheit entschieden weit
                              									übertraf* Der Anstrich war ohne besonderen Schmuck, schwarzgrau, glänzend, nur die
                              									Ziehbänder tiefschwarz, Triebwerk, Radnaben und Bandagen, ebenso die obenliegenden
                              									Federgehänge blank.
                           Leistungen. Diese schwere Type, von welcher bis jetzt
                              									bereits 30 Maschinen in Betrieb sind, dient zur Beförderung sehr langer Güterzüge.
                              									Auf der Linie Paris-Toulouse schleppt sie mit Geschwindigkeiten bis zu 45 km/Std.,
                              									Züge von 1200 t auf 5 v. T. Steigung. Sie wird aber auch benutzt für die Personen-
                              									und Schnellzüge von 370 bis 400 t zur Ueberwindung der langen Steilrampe von 20 v.
                              									T. der Bourbule-Strecke mit 40 bis 45 km
                              									Geschwindigkeit.
                           
                        
                           
                              Schmalspurlokomotiven mit Schlepptender.
                              
                           34. 1D-Güterzuglokomotive Nr. 335 mit Meterspur für Brasilien, gebaut 1910 von A. Borsig, Berlin-Tegel, Fabr.-Nr. 7381 (Fig. 139).
                           Die große südamerikanische Republik Brasilien besitzt in ihrem südlichsten Staate Rio
                              									Grande do Sul, der mit 236500 qkm ungefähr ⅔ vom Flächeninhalte Preußens umfaßt,
                              									trotz seiner schwachen Bevölkerung von nur 1400000 Einwohnern schon ein ziemlich
                              									großes Eisenbahnnetz mit durchweg 1 m Spur. Die Bedeutung dieser Verkehrswege nach
                              									dem nördlichen Brasilien, nach Argentinien und im Süden nach Uruguay nimmt von Jahr
                              									zu Jahr zu durch die wachsende Anteilnahme des Haupthafens in Rio Grande am
                              									Weltverkehr. Während die normalspurigen Bahnen des nördlichen Brasiliens fast
                              									durchweg vom Staate selbst betrieben werden, befindet sich das Schmalspurbahnnetz in
                              									Rio Grande do Sul im Besitze einer belgischen Gesellschaft, nämlich der Compagnie
                              									auxiliaire des Chemins de fer au Brésil mit Sitz in
                              									Brüssel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 342
                              Fig. 139.1 D-Güterzuglokomotive mit Im Spurweite für Brasilien.
                              
                           Die Lokomotiven dieser Bahn sind meist nordamerikanischen Ursprungs, in den letzten
                              									Jahren haben sich jedoch auch europäische Firmen erfolgreich an den
                              									Lokomotivlieferungen beteiligt, und zwar neben belgischen Fabriken insbesondere die
                              									Baufirma A. Borsig in Tegel mit 67 Lokomotiven
                              									verschiedenster Bauart, 2B-, 1C- und 1D-Maschinen, von welch letzteren eine in
                              									Brüssel ausgestellt war. Da vielfach noch alte Schienen liegen, so darf die Achslast
                              									nicht mehr als 772 t betragen. Bezüglich der Einzelheiten der ausgestellten
                              									Lokomotive ist folgendes zu bemerken:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 342
                              Fig. 140.Umsteuerung.
                              
                           Der Kessel mit breiter, über Rahmen und Räder gestellter
                              									Feuerbuchse enthält 192 Siederohre, die, wie beim belgischen Kessel (Seite 227 d.
                              									B.), schon im kalten Zustande mit geringer Pfeilhöhe nach oben durchgebogen sind, um
                              									die beim angeheizten Kessel durch die Spannungen sich ergebenden Undichtigkeiten in
                              									den Rohrwänden nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Rückwand hat ein einfaches
                              									Feuerloch mit Türring und zweiteilige Schiebetüre, der vordere Teil des geneigten
                              									Rostes ist als Kipprost ausgebildet. Durch die gleichmäßige Verteilung der
                              									Bekleidungs-Ziehbänder ist die Lage des Domes mit Ventilregler in bezug auf
                              									Schornstein und Führerhaus-Vorderwand richtig gewählt. Der hintere Schuß des
                              									Rundkessels wurde dadurch fast doppelt so lang als der vordere, was aber durchaus
                              									belanglos ist.
                           Die beiden Zylinder von 400 mm  mit der fast
                              									übermäßig großen Wandstärke von 30 mm sind des kleinen Raddurchmessers und des
                              									Umgrenzungsprofiles wegen leicht geneigt und vollkommen symmetrisch angeordnet, so
                              									daß für den Abguß nur ein Modell nötig war.
                           Zur Steuerung der entlasteten Flachschieber mit Trickkanälen dient das bekannte Heusinger-Gestänge, das mittels gerader Steuerwelle und Hebeln nach belgischer
                              									Bauart durch kombinierte Umsteuerung (Fig. 140) mit
                              									Spindel und Händel umgelegt bezw. eingestellt wird.
                           Die Kuppelstangenköpfe haben keine nachstellbaren Lagerschalen, sondern nur leicht
                              									auswechselbare Buchsen aus Phosphorbronze, die Achslager dagegen sind durch
                              									Stellkeil nachstellbar, während bei den zuerst gelieferten Maschinen jede
                              									Nachstellbarkeit fehlte, wie bei den älteren belgischen Lokomotiven.
                           Zum zwanglosen Befahren von 100 m-Kurven, die bei Meterspur öfters vorkommen, ist die
                              									Laufachse nach amerikanischer Bauart in einem Bissel-Gestell gelagert, das einen Seitenausschlag von je 75 mm gestattet. Die
                              									Hinterachse hat nach Gölsdorf 20 mm Seitenspiel,
                              									außerdem ist bei der zweiten Kuppelachse der Spurkranz ganz weggelassen.
                           Das Bissel-Gestell besteht nach Fig. 141 in der Hauptsache aus vier Teilen: aus einem
                              									Zentrierzapfen, der in einer Gußeisenführung des Hauptrahmens ohne Spiel drehbar
                              									gelagert ist. Dieser Zapfen ruht mit seinem runden Fuße in der Pfanne einer
                              									Stahlgußwiege, die durch zwei Pendel in den Querträgern des Bissel-Rahmens beweglich aufgehängt ist. Die Führung des ganzen
                              									Rahmengestelles, in welchem die Achsbacken eingelassen sind, erfolgt durch eine
                              									Deichsel, deren beide Arme vorn an den Flacheisenbügeln des Rahmengestelles
                              									befestigt und am hinteren Ende in einem Auge vereinigt sind. Dieses letztere ist in
                              									einem am Hauptrahmen befestigten Deichsellager mit Buchse und Bolzen drehbar
                              									gelagert. Die übrige Bauart und die Wirkungsweise des Bissel-Gestelles, das übrigens auch bei einer von der Baufirma jetzt in
                              									Turin ausgestellten 1C-Tenderlokomotive zur Anwendung gekommen ist, geht aus Fig. 141 deutlich hervor. Die Rückstellkraft wird
                              									hervorgerufen durch die einseitige Schiefstellung der Pendel in den
                              									Gleiskrümmungen.
                           Bezeichnet a den festen Radstand der Lokomotive in m,
                              										b den Abstand der Laufachse von der vorderen festen
                              										Achse in m, c den Abstand der Laufachse vom Mittel des festen
                              									Radstandes in m, also c=b+\frac{a}{2}, so berechnet sich die
                              									Entfernung des Deichseldrehpunktes von der Laufachse nach der einfachen Formel
                           y=\frac{c}{2}-\frac{a^2}{8\,c} in m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 343
                              Fig. 141.Bissel-Gestell.
                              
                           Für den vorliegenden Fall ergibt diese Rechnung bei a =
                              									2,35 m und c = 3,145 m (s. Fig. 139 und 141)
                           y=\frac{3,145}{2}-\frac{2,35^2}{8\,.\,3,145}=1,35 m.
                           Die Deichsellänge y ist nach Fig. 141 1,450 m, also 100 mm zu lang. Diese Verlängerung war nötig, um
                              									das Deichsellager hinter der Zylinderaussteifung befestigen zu können.
                           Die oben liegenden Tragfedern der drei hinteren Achsen sind durch Balanciers
                              									verbunden, außerdem sind, wie aus Fig. 141
                              									ersichtlich, die Gewichte der Laufachse und vorderen Kuppelachse durch einen
                              									Längsbalancier ausgeglichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 343
                              Fig. 142.
                              
                           Um das nötige Gewicht der Lokomotive zu erhalten, sind die Rahmenplatten 30 mm stark,
                              									aus demselben Grunde sind auch die Querverbindungen sowie die Kesselbleche sehr
                              									kräftig ausgeführt. Die vordere Bufferbohle zeigt die amerikanische Ausrüstung,
                              									nämlich eine Janney-Zentralkupplung nach Fig. 142
                              									von E. Henricot, Court-St. Etienne, Belgien, und
                              									einen Kuhfänger aus Hartholz.
                           Bremse. Die Maschine ist ausgerüstet mit der
                              									französischen Vakuumbremse, deren Luftleere erzeugt wird durch einen Ejektor von F. Massard, Paris. Gebremst werden nur die drei
                              									hinteren Achsen.
                           Weitere Sonderausrüstungen sind: Zwei Injektoren von Seilers & Comp., Philadelphia, je zwei
                              									auf der Plattform sitzende Sandkasten mit Dampfsandstreuer, Bauart Leach, ein Detroit-Sichtöler Nr. 10A mit zwei Oelabgaben, ferner zwei Sicherheitsventile
                              									von 75 mm, Type Borsig, mit direkt wirkenden Federn,
                              									und eine große Kopflaterne von Kolb, Nürnberg.
                           Der vierachsige Tender ruht auf zwei amerikanischen Diamond-Drehgestellen, deren Räder einseitig gebremst
                              									werden durch die Vakuumbremse und durch Handspindelbremse. Bei einem Leergewicht von
                              									11,6 t beträgt die Fassung 13 cbm Wasser und 6 t Kohlen.
                           Form, Anstrich. Sowohl der Tender als auch namentlich
                              									die Maschine zeigten in ihrem gesamten Aufbau eine schöne, ruhig wirkende
                              									Formgebung, die neben den preußischen Lokomotiven vorteilhaft zur Geltung kam. Der
                              									Anstrich war dunkelgrün, lackiert, mit tiefschwarzen Ziehbändern und roten
                              									Einfaßlinien, Triebwerk blank, in sauberer Ausführung und sorgfältiger
                              									Instandhaltung.
                           Nr. 35. 2D-Güterzuglokomotive, Betr.-Nr. 5, mit 1067 mm Spur der Compagnie du Chemin de fer du Bas-Congo au Katanga,
                              									gebaut 1910 von der Société anonyme de Saint Leonard,
                              									Lüttich, Fabr.-Nr. 1628. (Fig. 143.)
                           Diese im Jahre 1907 gegründete Kolonial-Eisenbahn-Gesellschaft mit Sitz in Brüssel
                              									besitzt im Süden des Kongostaates ein Schmalspurbahnnetz, das sich verhältnismäßig
                              									rasch entwickelt und heute von der Grenze bis Elisabethville, wo sich große
                              									Kupferminen befinden, bereits 265 km Bahnlänge umfaßt. Die Bahn dient neben dem
                              									Personenverkehr hauptsächlich zur Beförderung von Bahn- und Baumaterial und zur
                              									Ausfuhr der Berg- und Hüttenprodukte über die Grenze nach Beïra. Für diesen
                              									gemischten Dienst hat die Verwaltung einen größeren Posten Rollmaterial beschafft,
                              									von dem ein ganzer Zug, bestehend aus einer Vierkuppler-Lokomotive mit vorderem
                              									Drehgestell, zwei vierachsigen Güterwagen und einem vierachsigen D-Personenwagen I.
                              									und II. Klasse, in der Kolonialhalle in Tervueren ausgestellt war.
                           Die Lokomotive ist nach englischem Muster konstruiert und hat einen Naßdampfkessel
                              									gewöhnlicher Bauart mit langer, zwischen den Rahmen tiefliegender Feuerbuchse, an
                              									deren Außenwänden und Ecken besonders viele Waschbolzen zum Reinigen des Kessels
                              									infolge des schlechten Speisewassers auffallen. Trotz der großen Länge von 2,4 m hat der Rost nur
                              									eine Stablänge, darüber befindet sich ein langes Feuergewölbe, das bis hinter die
                              									Mitte der Feuerbuchse reicht.
                           Zylinder. Die beiden stark geneigten Zylinder liegen
                              									außen auf Mitte Drehgestell, haben aber innen liegende, senkrechte Flachschieber,
                              									welche durch innere Stephenson-Steurung mit offenen
                              									Stangen bewegt werden. Die Dampfkolben wirken mit doppelschienig geführtem Kreuzkopf
                              									auf die zweite Kuppelachse. Die Steuerwellenhebel sind mit der Welle in einem Stück
                              									geschweißt, in deren Mitte ist ein kurzer Hebel mit Rückziehvorrichtung für die
                              									Ausbalancierung der am Aufwerfhebel hängenden Steuerungsteile. Während die belgische
                              									Umsteuerung fast stets mit Schraube und Händel kombiniert ist, hat diese Lokomotive
                              									nur eine Steuerschraube rechts, deren Bewegung durch Handrad erfolgt und durch
                              									Mutter und Doppelhebel auf die Steuerzugstange übertragen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 344
                              Fig. 143.2D-Güterzuglokomotive mit 1087 mm Spurweite für die Katangabahn
                                 										im Congo.
                              
                           Alle vier Kuppelachsen sind im Rahmen fest gelagert, nur ist bei der Vorderachse der
                              									Bandagenspurkranz weggelassen. Das Drehgestell mit Scheibenrädern und einem Radstand
                              									von 1600 mm hat Seitenausschlag und ruht in einem Plattrahmen, der durch eine lange
                              									Stahlgußquerverbindung kräftig versteift ist.
                           Sämtliche Tragfedern liegen unten und sind stark gebogen, für die Kuppelachsen sind
                              									keine Balanciers vorhanden. Die kräftig ausgeführte Bufferbohle ist mit
                              									Zentralkupplung und Kuhfänger aus Eisenstäben ausgerüstet. Der hintere Zugkasten ist
                              									aus Stahlguß.
                           Bremse. Die vier Kuppelräder werden einseitig gebremst
                              									durch vorn anliegende Bremsklötze. Tender und Wagenzug sind ausgerüstet mit
                              									Vakuumbremse, die Maschine aber hat Dampfbremse, wozu der Dampf durch ein mit
                              									dem an der Kesselrückwand sitzenden Ejektor kombiniertes Dampfventil dem
                              									Bremszylinder zugeführt wird.
                           Das Führerhaus ist entsprechend der Verwendung im tropischen Klima leicht und luftig
                              									gebaut, sein aus Teakholz bestehendes Doppeldach ragt zum Schutze gegen die
                              									Sonnenstrahlen vorn und hinten weit über die Seitenwände hinaus. Zur besseren
                              									Zugänglichkeit für die innenliegende Steuerung ist die Plattform auffallend tief
                              									gelegt, so daß besondere Radkästen aus Blech notwendig wurden. Sofern nicht
                              									anderweitige zwingende Gründe des Fahrdienstes vorliegen, würde es sich jedoch
                              									empfehlen, die Plattform höher zu legen und die erheblich bessere Heusinger-Steuerung außen
                              									anzuwenden.
                           Zu jeder Seite des Kessels sitzt vorn auf der Plattform ein hoher Sandkasten, dessen
                              									Sand mittels Dampf vor die erste Kuppelachse gestreut wird.
                           Tender. Der niedrige, aber ziemlich lange Tender läuft
                              									auf zwei Drehgestellen mit äußeren Plattenrahmen und Außenfedern. Der Wasserkasten
                              									mit 11,8 cbm Fassungsraum trägt oben ringsherum einen Geländeraufbau für die
                              									Holzladung. Leergewicht 11,2 t, Dienstgewicht 27 t.
                           Maschine und Tender zeigten glatte, ziemlich gute Formgebung, Schornstein und Dom
                              									sind aber zu hoch. Die Instandhaltung der ganzen Maschine und namentlich der blanken
                              									Triebwerks- und Steuerungsteile war, da sich scheinbar niemand darum bekümmerte und
                              									die Innensteuerung recht unbequem lag, sehr mangelhaft.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)