| Titel: | DER HEUTIGE STAND IM DAMPFTURBINENBAU. | 
| Autor: | Meuth | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 459 | 
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                        DER HEUTIGE STAND IM
                           								DAMPFTURBINENBAU.
                        Von Bauinspektor Dr.-Ing. Meuth, Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 444 d. Bd.)
                        MEUTH: Der heutige Stand im Dampfturbinenbau.
                        
                     
                        
                           Die Aktiengesellschaft Fr. Krupp in Essen und
                              									Germaniawerft in Kiel-Gaarden bauen vielstufige Gleichdruckturbinen nach der Bauart
                              										Zoelly mit einigen kleineren Abweichungen von der
                              									Ausführung von Escher, Wyß. Größere Turbinen mit 1500
                              									Umdr. i. d. Min. erhalten 12 Gleichdruckräder mit gleichem Durchmesser im mittleren
                              									Schaufelkreis. Das Gehäuse und die Welle sind sehr kräftig ausgeführt; letztere ist
                              									von der Mitte ab nach beiden Seiten abgesetzt; auf einen Absatz sind immer zwei
                              									Räder geschoben. Die Turbinen- und Dynamowelle sind nur in drei Lagern gestützt und
                              									beide starr gekuppelt. Zur Abdichtung beim Austritt aus dem Gehäuse dienen auch hier
                              									in Segmente geteilte Kohlenringe, die durch herumgelegte Schlauchfedern
                              									zusammengehalten und leicht gegen die Welle gepreßt werden. Das Gehäuse ist in der
                              									wagerechten Mittelebene und außerdem in einer Vertikalebene in der Höhe des
                              									drittletzten Schaufelrades geteilt. Der Frischdampfkanal ist vorn an der Stirnwand
                              									der Turbine eingegossen; ein zweiter Frischdampfkanal läuft um den zylindrischen
                              									Teil des Gehäuses herum, aus welchem Frischdampf zum Zwecke der Ueberlastung einer
                              									späteren Druckstufe zugeführt werden kann. Die Stützung des Gehäuses findet etwa in
                              									der Mitte des zylindrischen Teiles auf eine längere Strecke statt. Die Ausführung
                              									der raschlaufenden Turbinen (für 3000 Umdr.) weist nur acht Schaufelräder auf. Die
                              									in diesem Falle äußerst zusammengedrängte Baulänge sichert einen guten Lauf auch bei
                              									den hier vorkommenden hohen Geschwindigkeiten.
                           Die Sächsische Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann in
                              									Chemnitz führt eine Zoelly-Turbine ähnlicher Bauart aus,
                              									und zwar mit zwei Rädergruppen, in jeder Gruppe mit gleichem
                              									Schaufelkreisdurchmesser und zunehmender Beaufschlagung und Schaufellänge. Die
                              									Schaufelkanäle sind außen mit einem Stahlband abgedeckt, das aus einzelnen Segmenten
                              									besteht und mit den einzelnen Schaufeln durch Schweißen verbunden ist. Zur
                              									weiteren Sicherung ist noch eine Drahtbandage herumgelegt. Die Leitradschaufeln sind
                              									in die gußeisernen Zwischenwände eingegossen. Die Welle läuft normal über der
                              									kritischen Tourenzahl; sie ist mit der Dynamowelle elastisch gekuppelt. Die
                              									Abdichtung der einzelnen Druckstufen geschieht durch Buchsen, welche lose über die
                              									Laufradnaben geschoben sind und mit ihrer Stirnfläche gegen eine entsprechende
                              									Stirnfläche an den Naben der Leitradwände anlaufen. Die Dichtung erlaubt so eine
                              									freie Querbeweglichkeit. Beim Uebergang der ersten zur zweiten Stufengruppe ist eine
                              									längere Labyrinthdichtung vorgesehen, welche gleichzeitig beim Durchgang der Welle
                              									durch die kritische Tourenzahl als Anschlag dient. Beim Austritt der Welle aus dem
                              									Gehäuse ist dieselbe mit geteilten Kohlenringen gedichtet, die durch Federn gegen
                              									die Welle gepreßt werden und außerdem werden die Kohlenringe durch achsial wirkende
                              									Federn gegeneinander gepreßt. Schließlich ist noch eine Dichtung mittels Sperrdampf
                              									vorgesehen, wobei in der Regel der auf der Hochdruckseite austretende Dampf in die
                              									Niederdruckdichtung übergeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 458
                              Fig. 45.Zoelly-Dampfturbinq der Görlitzer Maschinenbauanstalt.
                              
                           Das Gehäuse ist in einer Horizontalebene der Turbinenachse und außerdem in einer
                              									Vertikalebene in Höhe der letzten Hochdruckstufe geteilt und in der Mitte durch Füße gestützt, so
                              									daß es sich nach beiden Seiten ausdehnen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 459
                              Fig. 46.Regulierungseinrichtung der Turbine in Fig. 45.
                              
                           Die Sächsische Maschinenfabrik hat durch Prof. Josse Versuche mit verschiedener Schaufelteilung und mit
                              									Laufrädern mit und ohne Bandagen anstellen lassen. Dabei ergab sich eine Erhöhung
                              									des Wirkungsgrades mit Bandagen und kleiner Schaufelteilung um etwa 2 v. H.
                              									gegenüber bandagenlosen Rädern mit großer Teilung. Die Verbesserung trat
                              									hauptsächlich im Hochdruckteil hervor, während sie im Niederdruckteil unbedeutend
                              									war; auch der Leerlauf der Turbine war durch die Verringerung der
                              									Ventilationsverluste der bandagierten Räder geringer; der Einfluß der veränderten
                              									Schaufelteilung konnte für sich nicht festgestellt werden.
                           Die von der Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in
                                 										Görlitz gebaute Dampfturbine ist eine Zoelly-Turbine von gedrängter Bauart. Fig. 45
                              									stellt einen Längsschnitt durch die Turbine dar, aus welcher die Einzelheiten
                              									ersichtlich sind. Turbinen- und Dynamowelle sind starr gekuppelt und besitzen nur
                              									drei Lager, von denen das vordere als Kammlager ausgebildet, das mittlere in
                              									Kugelflächen gestützt ist. Das Gehäuse ist in der wagerechten Mittelebene geteilt
                              									und in der Mitte und am Abdampfstutzen gestützt; der Abdampf teil ist mit dem
                              									zylindrischen Teil des Gehäuses verschraubt. Durch einen Ringkanal kann zum Zwecke
                              									der Ueberlastung Frischdampf zur dritten Druckstufe zugeführt werden. Die
                              									Reguliereinrichtung ist in Fig. 46 besonders
                              									dargestellt. V ist das Regulierventil mit dem
                              									Steuerkolben M, S der Zylinder mit der Steuerung für
                              									das Drucköl. Von der Görlitzer Maschinenbauanstalt sind
                              									von 1906 bis zum Anfang 1910 81 Dampfturbinen mit 144000 PS, darunter Aggregate bis
                              									zu 8000 PS Einzelleistung, geliefert worden, vom Zoelly-Syndikat im ganzen etwa 500 Turbinen mit 700000 PS Gesamtleistung. Die
                              									Firma betreibt besonders auch den Bau von Gegendruck- und Anzapfturbinen und von
                              									Abdampfturbinen. Die Gegendruckturbine wird mit nur wenigen Druckstufen ausgeführt
                              									entsprechend dem geringen zu verarbeitenden Wärmegefälle. Die Anzapfturbine besteht
                              									aus einer kurzen Hochdruck- und einer gewöhnlichen Gleichdruck-Niederdruckturbine.
                              									Zwischen beiden wird der Dampf zu Heizzwecken usw. entnommen. Ein hier
                              									eingeschalteter Druckregler, der auf ein Umschaltventil wirkt, sorgt dafür, daß z.B.
                              									bei geringerem Heizdampfbedarf der überschüssige Dampf in den Niederdruckteil strömt
                              									und dort die Turbinenleistung vergrößert. Soll dabei die Leistung konstant bleiben,
                              									so drosselt der Tourenregulator den Frischdampf; umgekehrt wird bei größerem
                              									Heizdampfbedarf dem Niederdruckteil weniger Dampf zugeführt, wodurch die
                              									Turbinenleistung abnimmt, die dann nur durch vermehrte Zuführung von Frischdampf zur
                              									Hochdruckstufe wieder auf die frühere Höhe gebrachtwerden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 459
                              Fig. 47.Dampfturbine der Maschinenfabrik Oerlikon.
                              
                           Die reinen Abdampfturbinen besitzen nur Niederdruckräder. Für stark wechselnde
                              									Abdampfmengen wird eine Hochdruckturbine vorgeschaltet, welcher bei geringer
                              									Abdampfmenge selbsttätig oder von Hand Frischdampf zugeführt wird, der nach seiner
                              									Arbeitsleistung in der Hochdruckstufe auch den Niederdruckteil durchströmt und die
                              									Leistung der Turbine annähernd konstant hält. Durch den Tourenregulator wird in
                              									normaler Weise der Zutritt des Niederdruckdampfes reguliert, während getrennt davon
                              									eine zweite Regulierung Frischdampf zur Hochdruckstufe zuläßt, sobald die vorhandene
                              									Menge Abdampf für die Leistung der Turbine nicht mehr ausreicht.
                           Der Dampfverbrauch einer reinen Abdampfturbine beträgt je nach dem Anfangsdruck des
                              									Abdampfes und dem Vakuum 8 bis 15 kg für die PS/Std. Die Frischdampf-Abdampfturbine
                              									arbeitet beim Ausbleiben von Niederdruckdampf mit Frischdampf ebenso günstig wie
                              									eine gewöhnliche Hochdruckkondensationsturbine, während sie mit Abdampf allein
                              									betrieben für den Leerlauf der Hochdruckräder nur einen geringen Mehrverbrauch
                              									gegenüber der reinen Abdampfturbine aufweist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 460
                              Fig. 48.1000 KW-Serie-Parallelstrom-Dampfturbine der Maschinenfabrik
                                 										Oerlikon.
                              
                           Die Maschinenfabrik Oerlikon, welche früher Rateau-Turbinen baute, führt jetzt Turbinen aus, die sich
                              									in den Einzelheiten mehr der Zoelly-Bauart nähern. Das
                              									Kennzeichnende der Bauart ist die Anordnung einzelner Rädergruppen mit gleicher
                              									Beaufschlagung und zunehmender Schaufellänge in jeder Gruppe (Fig. 47); es beginnt eine größere Beaufschlagung
                              									dann, wenn die Schaufellängen in einer Gruppe zu groß werden. Eine Turbine von 1000
                              									KW z.B. wurde mit zwei Rädergruppen ausgeführt, beide mit gleichem mittleren
                              									Schaufelkreisdurchmesser, aber verschiedener Beaufschlagung. Die letztere beträgt in
                              									der ersten Gruppe 16 v. H. des Umfangs, in der zweiten 90 v. H. Die Schaufellänge
                              									nimmt in der ersten Gruppe von 8 auf 51 mm zu; die zweite Gruppe beginnt mit einer
                              									Schaufellänge von 15 mm und endigt mit 48 mm. Bei dieser Ausführung wird die
                              									Austrittsgeschwindigkeit des Dampfes aus jedem Laufrad einer Gruppe, mit Ausnahme
                              									des letzten, noch im folgenden Rad, abgesehen von einem unvermeidlichen
                              									Uebergangsverlust, ausgenutzt. Die Firma sieht den Nachweis über die Ausnutzung der
                              									Austrittsgeschwindigkeit darin, daß bei Versuchen an einer 1000 KW-Turbine die durch
                              									die Turbine strömende Dampfmenge bei gleichen Dampfverhältnissen mit
                              									abnehmender Tourenzahl zunahm. Dasselbe ist bei Ueberdruckturbinen, welche die
                              									Austrittsgeschwindigkeit ausnutzen, festgestellt worden, während bei den
                              									gewöhnlichen Gleichdruckturbinen die durchströmende Dampfmenge mit der Tourenzahl
                              									abnimmt oder doch sich nicht ändert.
                           Unter der Annahme, daß bei dieser Dampfströmung von einem Rad unmittelbar in das
                              									nächste der Dampf auf keinem anderen Wege als durch die Schaufelkanäle durch die
                              									Turbine gelangen wird, führt die Maschinenfabrik Oerlikon
                              									die radialen Spielräume zwischen den Laufradnaben und den umschließenden Leiträdern
                              									verhältnismäßig groß aus (1 bis 2½ mm), was natürlich für die Betriebssicherheit von
                              									großem Vorteil ist. Auch die radialen Spielräume am Laufradumfang und die achsialen
                              									Spielräume zwischen Leit- und Laufrädern werden reichlich groß genommen (3 bis 5
                              									mm). Trotz dieser großen Spielräume bleibt der Dampfverbrauch niedrig.
                           Mit einem Wirkungsgrad der Dynamo von 90 v. H. (geschätzt) berechnet sich der
                              									thermische Wirkungsgrad der Turbine bezogen auf den Dampfzustand vor der Turbine und
                              									auf die effektive Turbinenleistung zu annähernd 60 v. H.
                           Die neue Oerlikon-Turbine hat außer den zwei Traglagern,
                              									die den höheren Gehäusetemperaturen möglichst entrückt sind, vorn noch ein
                              									besonderes Kammlager. Die Lager haben Preßölschmierung und bei größeren Ausführungen
                              									auch noch Wasserkühlung der Lagerschalen. Das Gehäuse ist nur in der wagerechten
                              									Mittelebene geteilt. Die Laufradscheiben sind aus Siemens-Martin-Stahl geschmiedet. Die sorgfältig bearbeiteten
                              									Nickelstahlschaufeln werden mit den Abstandsstücken in die Nute des Kranzes an einer
                              									seitlichen Oeffnung desselben eingesetzt, deren Verschlußstück dann vernietet wird;
                              									eine Reihe von Abstandsstücken wird ebenfalls mit dem Kranz durch Nietung verbunden.
                              									Außen sind die Laufradkanäle durch ein Stahlband abgeschlossen, das mit jeder
                              									einzelnen Schaufel vernietet ist. Bei großen Turbinen kommen drei Rädergruppen zur
                              									Ausführung, von denen die letzte Trommelbauart erhält; Einheiten bis zu 10000 PS sind
                              									bereits in dieser Bauart ausgeführt. Die Leitradscheiben sind meist aus Gußeisen
                              									allseitig bearbeitet (zur Verminderung der Dampfreibung) und reichen bis nahe an die
                              									Laufradscheiben heran; die Leitschaufeln aus Nickelstahl sind eingegossen. Die Welle
                              									ist sehr stark gehalten, um die kritische Tourenzahl über der normalen zu haben; sie
                              									ist von der Mitte aus nach beiden Seiten abgesetzt, um die Laufräder leicht
                              									überbringen zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 461
                              Fig. 49.Oerlikon-Kleinturbine.
                              
                           Die Regulierung erfolgt in gewöhnlicher Weise durch einen Druckölservomotor. Der
                              									Dampf wird bei kleineren Leistungen durch einen Regulierschieber gedrosselt; für
                              									Ueberlastung gibt der Schieber bei einer gewissen Höchststellung einen zweiten
                              									Dampfweg frei und läßt Dampf einer späteren Druckstufe zuströmen. Das
                              									Hauptabsperrventil trägt auf seiner Ventilstange einen federbelasteten Kolben,
                              									dessen Unterfläche unter dem Drucke des Preßöls steht. Beim Anlassen der Turbine
                              									wird durch eine Handpumpe ein Oeldruck unter dem Kolben erzeugt, so daß sich das
                              									Absperrventil öffnet, das dann später, wenn die Maschine eine höhere Tourenzahl
                              									angenommen hat, durch die Wirkung der von der Regulatorwelle aus angetriebenen
                              									Oelpumpe offengehalten wird. Zum Abstellen genügt es, ein kleines Ventil in der
                              									Oelleitung zu schließen, worauf sich unter dem Druck der Feder das Absperrventil
                              									schließt. Ebenso erfolgt das Schließen des Ventils bei Ueberschreitung einer
                              									höchsten Tourenzahl. Der Sicherheitsregulator wirkt dabei auf einen
                              									Steuerkolben ein, der den Oeldruck unter dem Kolben des Absperrventils zum
                              									Verschwinden bringt, das Ventil aber wieder öffnet, sobald die normale Tourenzahl
                              									wieder erreicht ist, so daß eine Betriebsunterbrechung nach einer Ueberschreitung
                              									einer höchsten Tourenzahl nicht eintritt. Die Einrichtung bewirkt ohne weiteres, daß
                              									beim Versagen der Oelpumpe, in welchem Falle die Lager durch Oelmangel in Gefahr
                              									wären, heißzulaufen, das Absperrventil geschlossen und die Turbine stillgesetzt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 461
                              Fig. 50.Oerlikon-Kleinturbine mit Zentrifugalpumpe gekuppelt.
                              
                           Die Maschinenfabrik Oerlikon baut für gemischten Betrieb
                              									mit Hoch- und Niederdruckdampf sog. Serie-Paralleldampfturbinen, bei welchen der
                              									Niederdrucksatz mit zwei getrennten Dampfwegen durch die Leiträder ausgeführt ist.
                              									Die Anordnung ist zu dem Zwecke getroffen, um auch den Betrieb einer Abdampfturbine
                              									dann ökonomisch zu gestalten, wenn einmal Abdampf nicht in genügender Menge zur
                              									Verfügung steht und die Turbine hauptsächlich oder ausschließlich mit Frischdampf
                              									arbeiten muß. Bei einer gewöhnlichen Abdampfturbine mit vorgeschalteter
                              									Hochdruckstufe ist in diesem Falle der Niederdruckteil viel zu groß, weil er für die
                              									viel größere Abdampfmenge berechnet ist. Bei Betrieb mit Frischdampf durchströmt nun
                              									der aus dem Hochdruckteil austretende Dampf nur die Hälfte der Leitradkanäle,
                              									während bei Betrieb mit Abdampf auch die zweite Hälfte noch dazu parallel geschaltet
                              									wird. Die Turbine eignet sich auch gut für die Fälle, wo die für die gewünschte
                              									Turbinenleistung erforderliche Abdampfmenge nicht genügt und ständig Frischdampf
                              									zugesetzt werden muß. Die Regulierung ist so eingerichtet, daß durch drei Schieber,
                              									die übereinander auf ein und derselben Spindel sitzen, zuerst der einen, dann der
                              									andern Niederdruckgruppe Abdampf zugeführt wird, und wenn dessen Menge für die
                              									Turbinenleistung nicht mehr ausreicht, öffnet der dritte Schieber den Einlaß für den
                              									Frischdampf. Fig. 48 zeigt in Ansicht eine 1000
                              									KW-Serie-Parallelstrom-Turbine.
                           
                           Mit einer solchen Serie-Parallel-Abdampfturbine von 1000 KW-Leistung und 1500
                              									Umdr. wurden die Ergebnisse (Tab. 5) erzielt. (Zeitschrift f. d. ges. Turbinenwesen
                              									1910, S. 114.)
                           Tabelle 5.
                           
                              
                                 
                                 Versuchemit Frisch-dampf
                                 Versuche mit Abdampf
                                 
                              
                                 Belastung KW
                                 1045
                                 425
                                 1039
                                 976
                                 698
                                 498
                                 
                              
                                 Dampf verbrauch kg/Std.
                                 8862
                                 4509
                                 16992
                                 16471
                                 13116
                                 11060
                                 
                              
                                 Dampfdruck kg/qcm abs.
                                 13,2
                                 6,75
                                 1,07
                                 1,0
                                 0,77
                                 0,65
                                 
                              
                                 Dampftemperatur°C
                                 232
                                 216,5
                                 100
                                 99
                                 92,1
                                 87,8
                                 
                              
                                 Vakuum kg/qcm abs.
                                 0,0931
                                 0,107
                                 0,096
                                 0,093
                                 0,090
                                 0,101
                                 
                              
                                 Temperat. d. Abdampfes°C
                                 44,3
                                 47
                                 44,7
                                 44,4
                                 43,3
                                 45,7
                                 
                              
                                 Umdrehungen i. d. Min
                                 1400
                                 1400
                                 1393
                                 1399
                                 1397
                                 1399
                                 
                              
                                 Dampfverbr. f. d. KW/Std. kg
                                 8,48
                                 10,61
                                 16,35
                                 16,87
                                 18,8
                                 22,2
                                 
                              
                           Der thermische Wirkungsgrad berechnete sich, nachdem der Wassergehalt des Abdampfes
                              									zu 9,5 v. H. bestimmt war, zu 65 v. H. bei 498 KW und zu 68 v. H. bei 1039 KW,
                              									trotzdem die Turbine bei den Versuchen nicht mit der normalen Tourenzahl laufen
                              									konnte. Die Abdampfturbine nutzte den Dampf von zwei Auspuffkolbenmaschinen von je
                              									2000 PS aus, deren Oekonomie durch Zuschalten der Turbine bei voller und halber Last
                              									um etwa 60 v. H. verbessert worden ist.
                           Für kleinere Leistungen führt die Maschinenfabrik Oerlikon
                              									Turbinen mit nur einer oder zwei Druckstufen mit zwei bis drei
                              									Geschwindigkeitsstufen aus, und zwar sowohl für Auspuff- wie für
                              									Kondensationsbetrieb (s. Fig. 49). Die Bauart der
                              									Laufräder ist diejenige der Curtis-Turbine der A. E. G.
                              									Die Maschinen erhalten Ringschmierlager mit Weißmetallausfutterung. Der Regulator
                              									wirkt direkt auf das Regulierventil ein und erhält seinen Antrieb durch ein
                              									Schneckengetriebe von der Hauptwelle aus. Nur das Halslager der Regulatorspindel
                              									wird mit Drucköl versorgt, das von einer rotierenden Oelpumpe geliefert wird. In
                              									dieser Ausführung werden die Turbinen in acht Größen von 5 bis 500 PS gebaut für
                              									eine Tourenzahl von 1000 bis 10000 i. d. Min. Bei Versuchen, die an einer derartigen
                              									Turbine von 40 PS von 4500 Umdr. angestellt worden sind, wurde ein thermischer
                              									Wirkungsgrad bei 1,4 at abs. Gegendruck von 40 v. H. festgestellt; bei dem Versuch
                              									konnte die Turbine nur mit 4000 Umdr. betrieben werden. Eine andere, ähnliche
                              									Turbine von 100 PS mit 3500 Umdr. wies bei einem Gegendruck von 1,4 at abs. einen
                              									thermischen Wirkungsgrad von 56 v. H. auf, ein für diese Größe sehr günstiges
                              									Resultat. Fig. 49 zeigt eine 40 PS-Turbine, Fig. 50 eine 55 PS-Turbine mit einer Zentrifugalpumpe
                              									für Kesselspeisung gekuppelt. Hier wirkt das Druckwasser der Pumpe direkt auf den
                              									Dampfeinlaßschieber der Turbine ein; ein besonderer Regulator fällt hier weg, da es
                              									ja hier nicht auf das Konstanthalten der Tourenzahl, sondern darauf ankommt, daß bei
                              									jedem Druck in den Kessel gespeist werden kann.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)