| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 478 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Zur Vorbereitung des Flugwesens in den Kolonien wurde
                              									in der Kolonial-technischen Kommission der Deutschen Kolonialgesellschaft nach einem
                              									Vortrag des Majors a. D. von Tschudi beschlossen:
                           1. Material über Erfahrungen bei Flugversuchen in fremdländischen tropischen Kolonien
                              									dauernd zu sammeln und durch Flug- und koloniale Sachverständige auf ihre
                              									Nutzanwendung in den deutschen Kolonien prüfen zu lassen.
                           2. Beim Reichs-Kolonialamt zu beantragen, als Flugzeugführer ausgebildete Offiziere
                              									in die ostafrikanische Schutztruppe zu übernehmen.
                           3. Ein Stipendium von zunächst 4000 M auszusetzen zum Zweck, zwei besonders geeignete
                              									Ostafrikaner als Flugzeugführer in Deutschland auszubilden. [Verhandlungen der
                              									kolonialtechnischen Kommission.]
                           –––––
                           Ein interessantes Bauwerk, das Völkerschlachtdenkmal bei
                              									Leipzig ist soweit gediehen, daß jetzt der letzte Gerüstaufbau beendet werden
                              									konnte, womit die Rüstung eine Höhe von 92 m erreicht hat und die Höhe des fertigen
                              									Denkmals um 1 m übertrifft. Man hofft, die Bauarbeiten bis zum Herbste
                              									fertigzustellen. Auch die Arbeiten an den Anlagen vor dem Denkmal schreiten rüstig
                              									voran. Es sind dort zur Herstellung einer 120000 qm großen Wasserfläche bereits
                              									30000 cbm Erdreich ausgeschachtet, und die zu 13 m Höhe amphitheatralisch
                              									ansteigenden Wälle zur Umsäumung des Wasserspiegels angeschüttet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 478
                              Fig. 1.
                              
                           Vom Baubeginn am 18. Oktober 1898 an wurden bis heute 120000 cbm Erde bewegt und
                              									nahezu 12000 cbm Beuchaer Granit vermauert, von dem die größten Steine ein Gewicht
                              									von 18 t besaßen und 700 M das Stück kosteten. Zu den Fundamenten, Gründungen und
                              									Eckpfeilern sind im ganzen rund 100000 cbm Stampfbeton verbraucht worden, wofür
                              									12000 t Zement entsprechend 10000 cbm nötig waren, so daß 90000 cbm Sand und Kies
                              									herangeschafft werden mußten. Von günstigem Einfluß auf die Kosten des Baues war es,
                              									daß man gleich zu Beginn bei den Ausschachtungsarbeiten auf ein Kieslager
                              									stieß, das für die Stampfbetongründungen vorteilhaft verwandt werden konnte.
                              									Außerdem wurde ein großes, etwa 1½ km entferntes Kieslager mit dem Bauplatz durch
                              									eine von Adolf Bleichert & Co. in Leipzig gelieferte
                              									Drahtseilbahn verbunden. Diese Hilfsanlage ist von besonderem Interesse, weil sie
                              									zeigt, daß bei derartigen Bauunternehmungen das Pferdefuhrwerk und Feldbahnen selbst
                              									durch umfangreichere Schwebebahnanlagen mit Vorteil ersetzt werden können, trotzdem
                              									diese Drahtseilbahnen nur für eine begrenzte Zeit Benutzung finden. Der Betrieb der
                              									Bahn wickelt sich sehr einfach ab, indem die Wagen in der Sandgrube mit Schurren
                              									beladen werden, worauf sie die Bedienungsmannschaft aus der Beladestation
                              									herausschiebt. Dabei kuppeln sie sich von selbst an das von einem Elektromotor in
                              									Urnlauf gesetzte Zugseil an und gelangen so zur Entladestation am Denkmal, wo sie in
                              									die Trichter über den Betonmischmaschinen ausgekippt werden, um darauf leer zur
                              									Beladestation zurückzukehren. Auf der Strecke selbst ist eine Bedienung nicht nötig.
                              									Die Drahtseilbahn für das Völkerschlachtdenkmal ist weiterhin deshalb bemerkenswert,
                              									weil ihre Linie mit einem Knick geführt und an dieser Knickstelle eine Winkelstation
                              									eingebaut ist, von den Wagen am Seil automatisch und ohne jede Beaufsichtigung
                              									durchfahren wird. Die Bahn fördert in der Stunde 14½ t, was einer Menge von 8 cbm
                              									Kies entspricht.
                           Infolge der Benutzung dieser und anderer mechanischer Förderanlagen beim Bau des
                              									Denkmals, die in der Rüstung als Aufzüge und Rollbahnen fortgesetzt sind, und unter
                              									denen namentlich zwei von Eck und Schröder, Chemnitz,
                              									gelieferte Materialaufzüge von 18 und 45 m Förderhöhe auffallen, und infolge der
                              									Verwendung zahlreicher Baumaschinen, wie Mörtelmischmaschinen usw., konnte man die
                              									Zahl der auf dem Bau beschäftigten Handwerker sehr beschränken. Obgleich täglich im
                              									Durchschnitt 30 cbm Mauerwerk und Stampfbeton hergestellt, und 110 laufende Meter
                              									Holz für Rüstung verzimmert werden, sind auf dem Riesenbau, der das
                              									Kyffhäuserdenkmal an Rauminhalt mehr als 16 mal übertrifft, in der Regel nur 40
                              									Handwerker tätig. Freilich muß auch berücksichtigt werden, daß die einlaufenden
                              									Blöcke fertig behauen ankommen.
                           Wie die Bauarbeiten jetzt stehen, kann mit großer Wahrscheinlichkeit darauf gerechnet
                              									werden, daß das Denkmal am 100jährigen Gedenktag der Schlacht bei Leipzig seine
                              									Weihe empfangen wird.
                           Die Kosten des Bauwerkes belaufen sich auf 5½ bis 6 Millionen Mark, eine
                              									verhältnismäßig geringe Summe, wenn man bedenkt, daß das soviel kleinere
                              									Kyffhäuserdenkmal 2½ Millionen Mark verlangte. Das Gelände für den Riesenbau im
                              									Werte von 1 Million Mark wurde von der Stadt Leipzig gestiftet. Zur Vollendung des
                              										Denkmals fehlt
                              									aber heute noch ein Betrag von 1¼ Million Mark, der durch Fortführung der Sammlungen
                              									von dem Deutschen Patriotenbund aufgebracht werden soll.
                           Dieser Bund einer großen Zahl vaterländisch gesinnter Vereine wurde 1894 von seinem
                              									heute noch auf das regste ehrenamtlich tätigen Leiter, dem Leipziger Architekten
                              									Kammerrat Clemens Thieme, mit dem ausgesprochenen Zwecke
                              									gegründet, ein der großen Taten der Befreiungskriege und der Völkerschlacht würdiges
                              									Denkmal als Mahnung für kommende Geschlechter zu errichten. Der Entwurf des
                              									Bauwerkes rührt von Prof. Bruno Schmitz, der bildnerische
                              									Schmuck von Prof. Metzner her.
                           –––––
                           Schiffsdieselmotoren-Anlage. In das
                              									Doppelschrauben-Personen- und Frachtboot „Romagna“ der Linie
                              									Ravenna–Triest–Fiume, ein Fahrzeug von 1000 t Deplacement und 500 t Tragfähigkeit,
                              									wurden zwei Sulzer-Diesel-Motoren (Zweitakt) von zusammen
                              									800 effektiven Pferdestärken eingebaut.
                           Länge des Schiffes zwischen den Perpendikeln 53,46 m, Breite über die Spanten 7,99 m,
                              									Höhe an der Seite 3,84 m, Tiefgang beladen 3,5 m.
                           3000 KW-Westinghouse-Dampfturbine in Bristol.
                              									Versuche an dieser Turbine, einer Gleichdruckturbine mit Geschwindigkeitsstufen in
                              									den ersten Druckstufen, und mit weiteren zwölf Druckstufen, die für 14 at
                              									Anfangsdruck und für eine Ueberhitzung von 100° gebaut und mit einem
                              									Drehstromgenerator von 6000 Volt gekuppelt ist, hatten nachstehendes Ergebnis:
                           
                              
                                 Belastung
                                 ½
                                 ¾
                                 4/4
                                 5/4
                                 
                              
                                 Leistung KW
                                 1563
                                 2345
                                 2930
                                 3645
                                 
                              
                                 Umdrehungen i. d. Min
                                 1505
                                 1490
                                 1500
                                 1501
                                 
                              
                                 Dampfdruck vor d. Turbine  kg/qcm
                                 13,6
                                 13,4
                                 13,8
                                 13,7
                                 
                              
                                 Dampftemperatur     „                ° C
                                 289
                                 291
                                 296
                                 295
                                 
                              
                                 Vakuum mm Hg
                                 718
                                 719
                                 712
                                 701
                                 
                              
                                 Kühlwassertemperatur b. Eintritt °C
                                 5
                                 5
                                 6
                                 5
                                 
                              
                                                „                    „  Austritt °C
                                 15
                                 16
                                 17
                                 19
                                 
                              
                                 Kraftverbrauch der Kondensat.  KW
                                 45
                                 46
                                 48
                                 46
                                 
                              
                                 Gesamtdampf verbrauch             kg
                                 10800
                                 15000
                                 18200
                                 23200
                                 
                              
                                 Dampfverbr. f. d. KW/Std.           kg
                                 6,95
                                 6,40
                                 6,23
                                 6,38
                                 
                              
                                 Dampfverbr. f. d. KW/Std. auf 14 at    u 100°
                                    											Ueberhitzung bezog,    kg
                                 6,71
                                 6,23
                                 6,14
                                 6,23
                                 
                              
                           [Engineering 1911. S. 551.]
                           M.