| Titel: | DIE GEWICHTSBESTIMMUNG HYDRAULISCHER PRESSEN. | 
| Autor: | Hugo Friedmann | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 585 | 
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                        DIE GEWICHTSBESTIMMUNG HYDRAULISCHER
                           								PRESSEN.
                        Von Ingenieur Hugo
                                 									Friedmann, Frankfurt a. M., Bschersheim.
                        (Schluß von S. 567 d. Bd.)
                        FRIEDMANN: Die Gewichtsbestimmung hydraulischer
                           								Pressen.
                        
                     
                        
                           III. Kopfstück.
                           Von einer strengeren geometrischen Untersuchung dieses Theiles kann bei den großen,
                              									theils bedingten, theils willkürlichen Verschiedenheiten der Formgebung nicht
                              									die Rede sein. Man möchte sogar vermuten, daß sich für die Gewichtsbestimmung
                              									überhaupt keine allgemein gültigen Mittel angeben lassen. Die Durchrechnung einer großen
                              									Zahl von, Ausführungen hat jedoch das günstige Ergebnis gezeitigt, daß sich die
                              									tatsächlichen Gewichte sehr nahe um jene Werte gruppieren, welche bei Auffassung des
                              									Kopfstückes als einfachen Balken unter Verwendung einer empirischen, von
                              									Detailformen unabhängigen Konstanten errechnet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 9.
                              
                           Fig. 6 und 7 stellt
                              									das Schema eines solchen Balkens dar. Sein Gewicht muß jedenfalls mit den folgenden
                              									Größen wachsen:
                           
                              a) Dem Biegungsmoment; dieses ist bei zentraler Einzellast
                                 											\frac{P\,l}{4}; für eine auf die Breite b vertheilte Druckkraft lautet die allgemeine
                                 										Formel für das Biegungsmoment;
                                 										M_b=\frac{P}{4}\,\left(1-\frac{b}{2}\right)
                              b) Dem Volumen eines ideellen Vollbalkens 1 • h • B.
                              
                           Andererseits wird das Gewicht herabgedrückt durch
                           die Vergrößerung:
                           a) Der auftretenden Spannungen σz und σp.
                           b) Des Widerstandsmoments ⅙ B h2.
                           Wir schreiben also versuchsweise die Formel:
                           G_k=c\,\frac{P}{\sigma_z+\sigma_d}\,\frac{1\,\left(1-\frac{b}{2}\right)}{h}
                              									. . 33)
                           Die Breite B verschwindet durch
                              									die Wechselwirkung von Volumen und Widerstandsmoment; ebenso bleibt der Einfluß von
                              										h auf die erste Potenz beschränkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 586
                              Fig. 11.
                              
                           Tatsächlich stimmen, wie gesagt, die Rechnungswerte aus Gleichung 33 vorzüglich mit
                              									den Ausführungen überein. Die Konstanten der Tab. 3 genügen bei sorgfältiger
                              									konstruktiver Durchbildung den verschiedensten
                           Tabelle 3
                           
                              
                                 
                                 4 Säulen
                                 2 Säulen
                                 
                              
                                 Gußeisen
                                 c = 0,0185
                                 c = 0,0160
                                 
                              
                                 Stahlguß
                                 c = 0,0200
                                 c = 0,0175
                                 
                              
                           Querschnittsformen, weil der Nenner σz  +  σd die spezielle Art der Materialausnutzung im
                              									gefährlichen Querschnitt berücksichtigt. Die Konstanten sind als Mittelwerte
                              									aus einer großen Reihe von Beispielen mit I , ⃞-, ⊥ und ⊔-Form gewonnen worden. In
                              									jeder Gruppe finden sich Abweichungen vom Rechnungswerte bis etwa ± 10 v. H., die im
                              									wesentlichen durch unvortheilhafte Formgebung, besonders nach den Seiten zu, bedingt
                              									sind.
                           Wo es irgend angeht, soll man die Querschnittsform so wählen, daß die hohe
                              									Druckfestigkeit des Materials ausgenutzt und damit die Summe σz
                              									+ σd möglichst groß
                              									gehalten wird. Deshalb empfehlen sich die Querschnitte nach Fig. 8 und 9. Die
                              									Stege können leider nie so leicht gehalten werden, wie für Gußeisen wünschenswert
                              									wäre, so daß man äußerstenfalls σd = 2 σz erzielt. Mit:
                           kz = 200, kd = 400 für Gußeisen,
                           kz = 450, kd = 600 für Stahlguß
                           erhalten wir für Voranschläge die vereinfachten Formeln.
                           Für Gußeisen:
                           G_k=29\,.\,10^{-6}\,P\,.\,\frac{1}{h}\,\left(1-\frac{b}{2}\right)
                              									. . 34)
                           Für Stahlguß:
                           G_k=17\,.\,10^{-6}\,P\,.\,\frac{1}{h}\,\left(1-\frac{b}{2}\right)
                              									. . 35)
                           Formel 33–35 können selbstverständlich auch für die Kopfstücke
                              									von Kniehebel- und anderen mechanischen Pressen verwendet werden.
                           
                        
                           IV. Tragstück.
                           Für die Ausführung mit Walzträgern, welche bei leichtem Pressen und großen
                              									Spannweiten recht vortheilhaft sein kann, ist die Gewichtsbestimmung ohne weiteres
                              									gegeben. – Stücke aus Gußeisen oder Stahlguß nach Fig.
                                 										10 und 11 sind ganz ähnliche Organe wie
                              									die Kopfstücke und nach denselben Formeln zu berechnen. Die Konstante darf um ein
                              									Geringes niedriger eingesetzt werden.
                           
                        
                           V. Tragarme am Zylinder.
                           Ein besonderes Tragstück aus Guß wird nur dann verwendet, wenn infolge großer Breite
                              									der Preßfläche die Säulen weit vom Zylinder abrücken, oder wenn man bei großen
                              									Kräften den Zylinder von Biegungsbeanspruchungen und insbesondere von den
                              									gefährlichen Zugbeanspruchungen an der Wurzel der Arme freihalten will.
                           
                           Andernfalls bildet man die Angriffspunkte der Säulen mit dem Zylinder zusammen
                              									zu einem Gußkörper aus. Wir können hier drei Formtypen unterscheiden.
                           a) Augen für leichte, enge Ausführungen. Die Berechnung an Hand der Zeichnung ist
                              									einfach, auch wenn dieselben etwas vom Zylinder abstehen und durch Rippen getragen
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 587
                              Fig. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 587
                              Fig. 13.
                              
                           b) Schwere Butzen nach Fig. 12 und 13. Diese sind bei großen Kräften zu verwenden, wenn
                              									die Säulen eng an den Zylinder geschlossen sind oder nur eine verhältnismäßig
                              									geringe Ausladung haben. Aus konstruktiven und gußtechnischen Gründen ist es
                              									unmöglich, diese Theile als Träger von geringstem Materialverbrauch auszubilden. Die
                              									Wandstärken und damit das Gewicht sind abhängig von der Zylinderwandstärke S1 und vom
                              									Säulendurchmesser, Größen, die ihrerseits außer von der Druckkraft noch von anderen
                              									Faktoren bestimmt sind. Hierdurch wird vielfach eine sonst unerwünscht große Stärke
                              										δ1 der senkrechten
                              									Stege festgelegt. Das hat zur Folge, daß durch Vergrößerung von H nichts gewonnen wird, ja daß das Gewicht hierbei,
                              									weil δ2 rechnungsmäßig
                              									bald kleiner als ausführbar wird, sogar noch wächst. Bei geringer Ausladung darf man
                              									deshalb H nur ganz wenig größer wählen, als bei vollem
                              									Rechtecksquerschnitt erforderlich wäre.Die
                                    											Anordnung nach der rechten Hälfte des Grundrisses der Fig. 13, bei welcher zwei möglichst nahe
                                    											zusammengerückte Säulen an einem gemeinsamen Butzen angreifen, gibt aus
                                    											demselben Grunde wesentliche Gewichtsersparnis.
                           Die große Stegstärke hat weiter zur Folge, daß der Schwerpunkt nur wenig unter die
                              									Mitte gerückt werden könnte, so daß σz = σd wird. Eine schwächere Ausbildung des Druckgurts
                              									ist auch gar nicht empfehlenswert; denn durch die elastische Deformation des
                              									Viereckverbands, bestehend aus Kopfstück, Säulen und Zylinder (oder Tragstück) tritt
                              									bei A in Fig. 14 eine
                              									nach außen gerichtete Zugspannung auch in diesem Theil auf, mitunter von erheblicher
                              									Größe. – Schließlich ergibt auch die detaillierte Nachrechnung, daß bei einem
                              									bestimmten Material Variationen der Spannungen wie der Bauhöhe H innerhalb der fraglichen Grenzen ohne fühlbaren
                              									Einfluß auf das Gewicht bleiben. Wir berechnen daher das Gewicht eines Butzens, bezugnehmend auf Fig. 12 und 13, nach der Formel
                           Gb = cb • Pb a . (a + d). . . . . 36)
                           Hierbei ist Pb die auf den
                              									einzelnen Butzen entfallende Säulenkraft, also die Hälfte oder ein Viertel der
                              									Druckkraft P. Es berechnet sich ferner:
                           c_b=\frac{K}{10^3}\,\left(\frac{1}{10^4}+\frac{S_1}{P_b}\right)
                              									. . . . . 37)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 587
                              Fig. 14.
                              
                           Hierin bezeichnet S1 die Zylinderwandstärke.
                           Für Gußeisen ist K = 12. . . . . . . . . . . . 38)
                           Für Stahlguß ist K =   6. . . . . . . . . . . . 39)
                           Schließlich ist zur Benutzung am bequemsten die Form:
                           G_B=\frac{K}{10^8}\,.\,a\,.\,(a+d)\,\left[\frac{P}{10^4}+\beta\,S_1\right]
                              									. . . 40)
                           wobei P die gesamte Druckkraft
                              									und β die Anzahl der Säulen bezeichnet, so daß wir
                              									unmittelbar das Gewicht sämtlicher Butzen erhalten.
                           c) Tragarme am Zylinder. Die Grenze zwischen diesen und den vorbesprochenen Formen
                              									läßt sich naturgemäß nicht scharf bezeichnen. Im allgemeinen wird man die Theile als
                              									Tragarme auffassen können, wenn die Ausladung groß genug ist, um sie als Träger mit
                              									gegen die Wurzel zu wachsender Höhe ausbilden zu können. Für die Gewichtsbestimmung
                              									betrachten wir den Zylinder mit seinen Armen zusammen als einen Balken von der
                              									gleichen Art wie das Kopf- oder Tragstück und können deshalb auf Gleichung 33
                              									zurückgreifen. Das Verhältnis von σz und σd ergibt sich aus dem Querschnitt an der Armwurzel.
                              									Man bestimmt dann entweder ein ideelles h durch
                              									Fortsetzung des Linienzuges bis zur Mitte (siehe Fig.
                                 										15) oder, wenn es untunlich erscheint, einen anderen Weit als die größte
                              									Armhöhe zu verwenden, setzt man die Spannungen in 33 etwas höher als sonst zulässig
                              									ein, da für den gefährlichen Querschnitt der Arme das Biegungsmoment bereits unter
                              									das für den Balken als Ganzes maßgebende Maximum gesunken ist. Das Gewicht sämtlicher Arme beträgt schließlich:
                           G_A=c_A\,.\,G_k\,.\,\frac{a}{l} . . . . . . . .
                              									41)
                           cA 1,2 bis 1,5 . . . . . . . .
                              									42)
                           
                        
                           VI. Minimalgewicht der ganzen
                                 										Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 588
                              Fig. 15.
                              
                           In den vorhergehenden Abschnitten sind die Mittel zur überschlägigen
                              									Gewichtsbestimmung der einzelnen Haupttheile einer einfachen hydraulischen Presse
                              									getrennt angegeben. Die Minimalbedingungen sind, soweit sie sich nicht ganz von
                              									selbst ergeben, bei Zylinder und Kolben nämlich, eingehend untersucht worden. Es
                              									erübrigt noch, den Einfluß der Preßplattenbreite, welche durch den jeweiligen
                              									Verwendungszweck der Presse vorgeschrieben ist, auf das Gewicht der Anlage zu
                              									studieren. Dasselbe ist meistens bedeutend, denn einerseits bestimmt eine große Preßplatte unmittelbar die Spannweite l von Kopf- und Tragstück (Gleichung 33). Zum anderen
                              									muß eine Arbeitsfläche, deren Maße nach oben oder nach unten wesentlich von dem für
                              									den Zylinder günstigsten Außendurchmesser abweichen, auf die Zylinderabmessungen
                              									zurückwirken und besondere Minimalgewichtsbedingungen für das ganze Aggregat von
                              									zusammengehörigen Körpern ergeben. Wir haben hierbei zwei Fälle zu
                              									unterscheiden.
                           a) Die Preßfläche ist schmäler als der Zylinderaußendurchmesser. Die Säulen werden
                              									jedenfalls ganz eng an den Zylinder gelegt und greifen an Augen oder Butzen an, wie
                              									sie in Abschnitt V, a oder b besprochen sind. Verringert man nun den
                              									Zylinderdurchmesser, bis die Säulen schließlich ganz an die Preßplatte rücken, so
                              									bleiben die Augen oder Butzen fast unverändert, nur cb ändert sich in geringem Maße
                              									entsprechend Gleichung 37.
                           Das Gewicht von Zylinder und Kolben wächst, das Kopfstück wird dagegen leichter,
                              									da die Faktoren l und
                              										\left(l-\frac{b}{2}\right) in Gleichung 33 vermindert werden.
                              									Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß gleichzeitig auch das im Nenner stehende h meist verkleinert werden muß, so daß das
                              									Kopfstückgewicht nicht so intensiv reduziert wird, wie man auf den ersten Blick
                              									anzunehmen versucht ist.
                           Zur übersichtlichen Darstellung stellt man eine kleine Tabelle für verschiedene
                              									Durchmesser zusammen, welche einerseits die Reihe der Gewichte von Zylinder plus
                              									Kolben, anderseits die zugehörigen Kopfstückgewichte enthält. Das Minimum der Summe
                              									dieser beiden Werte ist für den Minimalpunkt der ganzen Anlage maßgebend. Bei
                              									Verwendung von verschiedenen Materialien sind natürlich wieder statt der Summen der
                              									Gewichte oder neben diesen die Summen der Preise zu ermitteln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 588
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 588
                              Fig. 17.
                              
                           Unter Umständen schließt sich hier eine weitere Minimalbestimmung zwischen Kopfstück,
                              									Butzen und den sonst indifferenten Säulen an. Wie der Vergleich zwischen Fig. 16 und 17 zeigt,
                              									ist es nämlich möglich, mit den Säulen näher an den Zylinder heranzukommen und damit
                              									an Spannweite des Kopfstückes und Ausladung der Butzen zu sparen, wenn man dieselben
                              									so tief legt, daß für die Auflage des untern Säulenkopfs durch den zurücktretenden
                              									Kugelboden Platz gewonnen wird. Die Säulen werden aber entsprechend länger und die
                              									Entscheidung ist wieder in jedem Fall durch Aufstellung der Gewichts- resp.
                              									Preissummen zu finden. Prinzipiell ist allerdings die Anordnung nach Fig. 17 durchaus vorzuziehen, weil die Zugspannungen
                              									aus den Butzen am Kugelboden viel günstiger abgefangen werden als am zylindrischen
                              									Theil. Bei Anordnung nach Fig. 16 ist deshalb zum
                              									mindesten eine lokale Verstärkung des Zylinders am untern Angriffsrand der Butzen
                              									vorzuseheu. – Das Gleiche gilt übrigens für weit ausladende Tragarme nach Fig. 15.
                           b) Ist die Preßfläche breiter als der günstigste Zylinderaußendurchmesser, dann ist
                              									die Spannweite des Kopfstücks durch den Säulenabstand unveränderlich festgelegt und
                              									sein Gewicht kommt für die Minimalbestimmung nicht in Frage. Dafür ist hier in
                              									ähnlicher Weise wie unter a die Minimalsumme zwischen den beiden Reihen der Gewichte von
                              									Zylinder plus Kolben einerseits und den Tragarmen anderseits zu suchen. Man wird mit
                              									dem Zylinderdurchmesser über den für Zylinder allein günstigsten Wert hinausgehen
                              									dürfen, solange die Gewichtsvermehrung durch Ersparnisse an den Tragarmen vermöge
                              									ihrer geringen Ausladung wettgemacht wird. Natürlich sind, wie überall, Rücksichten
                              									auf Formgebung, Herstellung, Bedienung usw. über die Gewichtsersparnisse hinaus
                              									maßgebend.
                           Wird ein eigenes Tragstück oder eine Walzträgerkonstruktion verwendet, so vermindert
                              									sich deren Gewicht durch Vergrößerung des Zylinders nur um ein geringes,
                              									entsprechend der Vergrößerung der Auflagefläche (b in
                              									Gleichung 33).