| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 589 | 
| Download: | XML | 
                     
                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Gasfeuerung der Dampfkessel auf Hüttenwerken
                              									wurde bisher vielfach recht unrationell betrieben, weil das zur Feuerung verwendete
                              									Gas meist im Ueberfluß vorhanden war. Die Verhältnisse liegen hier an sich schon
                              									viel ungünstiger wie bei der Kohlenfeuerung. Der pyrometrische Effekt der
                              									Gichtgasfeuerung ist in der Regel weit geringer als der der Kohlenfeuerung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 589
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 589
                              Fig. 2.
                              
                           Der Druck in den Gasleitungen ist dauernden Schwankungen unterworfen, weshalb es
                              									nicht möglich ist, die Verbrennungsluft dauernd günstig einzustellen. Man müßte
                              									schon, wie es bei den Gasmotoren der Fall ist, zu dem Ausweg einer selbsttätigen
                              									Luftregulierung greifen, um stets gleichartiges Gemisch unter den Kessel zu bekommen
                              									und die Wärme richtig ausnutzen zu können. Durch Undichtheiten im Mauerwerk
                              									kann außerdem viel Luft nachgesaugt werden, welche ebenfalls größere Wärmemengen
                              									durch den Schornstein entführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 589
                              Fig. 3.
                              
                           Da das Gichtgas in der Regel nur schlecht gereinigt zur Verwendungsstelle gelangt,
                              									bilden sich Staubablagerungen an den Heizflächen der Kessel, welche die Güte der
                              									Wärmeübertragung beeinträchtigen. In Fig. 1 sind die
                              									prozentualen Verluste dargestellt, die sich aus einer unrichtigen
                              									Gemengezusammensetzung ergeben. Aus der Darstellung ist zu entnehmen, daß die
                              									Verluste am meisten fühlbar werden bei Gasüberschuß, was ja eigentlich klar ist,
                              									weil das Gas der Energieträger ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 589
                              Fig. 4.
                              
                           Bei 20 v. H. Gasüberschuß und 400° C Abgastemperatur würde der Wärmeverlust bereits
                              									40 v. H. betragen. Es ist also stets ein kleiner Luftüberschuß anzustreben, um die
                              									verhältnismäßig großen Verluste durch zu reiches Gemisch mit Sicherheit zu
                              									vermeiden.
                           Der in Fig. 2 dargestellte Gasbrenner von Dolinski ist aus dieser Erwägung heraus entstanden. Er
                              									besteht aus einem in das Kesselmauerwerk eingefügten Düsenapparat mit einer inneren, einer
                              									äußeren und einer mittleren Düse und einem abklappbaren Gehäuse. Durch die äußere
                              									Düse wird die vorgewärmte Luft zugeführt; durch die innere Düse, welche mittels des
                              									kleinen Handrades reguliert werden kann, wird nach Bedarf kalte Nebenluft zugelassen
                              									und durch den ringförmigen Querschnitt der mittleren Düse tritt das Gas ein. Außen
                              									vor der mittleren Düse befindet sich eine als Gemischregulator ausgebildete
                              									Drosselklappe, welche die Zusammensetzung des Gemisches selbsttätig konstant
                              									erhalten soll. Sie besteht aus einer dünnen Blechplatte, die auf den Schneiden von
                              									Winkelhebeln gelagert ist. Diese Drosselscheibe ist derart ausbalanciert, daß sie
                              									bei zunehmendem Gasdruck den Zuströmquerschnitt um ein bestimmtes Maß schließt und
                              									bei abnehmendem Gasdruck öffnet.
                           Voraussetzung für das gute Funktionieren dieser Reguliereinrichtung ist natürlich,
                              									daß das den Regler passierende Gas ziemlich staubfrei ist, da sonst infolge
                              									Verschmutzung bald ein Versagen eintreten würde.
                           Eine andere Konstruktion von Gasbrennern für Koksofengas zeigen Fig. 3 und 4. Bei
                              									diesen Brennern, Bauart Terbeck, wird von einer
                              									Verbrennungskammer ganz abgesehen und der Brenner unmittelbar in das Flammrohr
                              									verlegt.
                           Die Luft wird hier theils zentrisch durch die innere Düse als Primärluft, theils am
                              									Umfang der Gemischdüse als Sekundärluft zugeführt. Der Eintritt des Gases erfolgt
                              									durch eine zur Primärluftdüse konzentrische Düse. Durch diese Anordnung wird eine
                              									innige Mischung von Gas und Luft bezweckt. Sowohl die Eintrittsquerschnitte zur
                              									Primärluftdüse als auch die zur Sekundärluftdüse können von Hand reguliert werden;
                              									erstere durch eine kegelförmige Scheibe, letztere durch einen Ringschieber. [Stahl
                              									und Eisen, Jahrgang 1911, Nr. 27.]
                           –––––
                           Eine bemerkenswerte dampf hydraulische Schmiedepresse,
                              									dargestellt in der nebenstehenden Figur, zeigt folgende Einrichtung:
                           Auf einem Untergestell U mit Chabotte T stehen vier zylindrische Säulen X X, welche die hydraulischen Zylinder und die
                              									Dampfzylinder tragen. Der hydraulische Druckkolben B
                              									trägt an seinem unteren Ende einen Kreuzkopf H H, der
                              									an den Säulen X X geführt ist. Auf der unteren Seite
                              									des Kreuzkopfes H ist der Bär S befestigt. Der Kreuzkopf wird mit Hilfe der Dampfzylinder R R angehoben. Durch Beaufschlagen der oberen
                              									Dampfzylinderseite A mit Dampf wird die Kolbenstange
                              										C in das Preßwasser des hydraulischen Zylinders P gedrückt, wobei die Kraftwirkung auf den
                              									Plungerkolben D übersetzt wird. Der Druckwasserzylinder
                              										P, die Balancezylinder F und ungefähr ein Drittel der Druckhaube W
                              									sind mit Wasser gefüllt. In der Druckhaube W befindet
                              									sich Preßluft von etwa 45–50 at Spannung. Die Querschnitte der Wasserzylinder F und des Druckreservoirs W sind gleich gehalten, um ein Ausbalancieren zu bewirken. Infolge des
                              									Luftdrucks in W wird, wenn sich im Raum A kein Dampf befindet, durch das geöffnete Kegelventil
                              										V hindurch Druckwasser in den Pumpenzylinder P gepreßt und auf diese Weise der Dampfkolben in
                              									eine beliebige Höhenlage gehoben. Die Wirkungsweise der Maschine ist ausgezeichnet,
                              									da sie vor anderen Systemen verschiedene große Vortheile voraus hat. Es ist vor
                              									allen Dingen kein schade licher Raum vorhanden; der Dampfkolben arbeitet von Anfang
                              									an gegen den vollen Widerstand. Zwischen Dampfpumpenkolben und Druckwasserkolben
                              									herrscht also stets Kraftschluß. Von sehr günstiger Wirkung ist ferner, daß die
                              									Erzeugung und Nutzbarmachung des Druckes in demselben Zylinder vor sich geht, so daß
                              									Uebertragungsverluste vermieden werden. [Journal of the American Society of
                              									Mechanical Engineers, Juli 1911.]
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 590
                              
                           –––––
                           Ein neues optisches Pyroskop wird von der Shore Instrument and Manufacturing Company in New-York
                              									auf den Markt gebracht. Die meisten optischen Pyrometer, die die Temperatur durch
                              									die Intensität der von dem glühenden Körper ausgehenden Strahlen zu bestimmen
                              									gestatten, hatten den großen Nachtheil, daß ihre Konstruktion übertrieben subtil und
                              									kostspielig war. Der oben genannte Apparat, welcher in Fig. 1 und 2 abgebildet ist, scheint in
                              									dieser Hinsicht einen wesentlichen Fortschritt darzustellen. Anstatt einer
                              									elektrischen Lampe besitzt das Instrument nur eine gewöhnliche Petroleumlampe zum
                              									Vergleichen der von dem glühenden Gegenstand ausgehenden Lichtstrahlen. Aus Fig. 2 wird das Prinzip des Apparates ersichtlich. Der Lichtpunkt
                              										A ist die kleine Flamme der Petroleumlampe. Die
                              									Strahlen dieser Flamme treffen zunächst auf eine Sammellinse B und nach Passieren derselben auf ein farbiges Diaphragma C, um die Farbe
                              									des Strahlenbündels der Farbe des rotglühenden Körpers (520 bis 920° C) anzupassen.
                              									Das auf diese Weise filtrierte Lichtstrahlenbündel beleuchtet den Schirm D und den in dem Teleskop darunterliegenden
                              									Metallspiegel F.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 591
                              Fig. 1.
                              
                           Blickt man durch das Okular des Teleskops E, so erblickt man zunächst das Bild des von der
                              									Petroleumlampe belichteten Metallspiegels F zugleich
                              									aber auch das Bild des erhitzten Körpers, das durch ein Weitwinkelobjektiv G projiziert wird. Der Metallspiegel F befindet sich in der Fokusebene des Okulars, wodurch
                              									eine optische Täuschung erzielt wird in der Weise, daß die beleuchtete Scheibe flach
                              									auf dem zu untersuchenden Arbeitsstück erscheint, ganz gleichgültig, wie weit
                              									dasselbe entfernt ist. Beide Lichtflächen zeigen dabei einen Helligkeitsunterschied.
                              									Wenn man nun durch Drehen an der Scheibe H in Fig. 1 das Diaphragma verstellt, so läßt sich
                              									schließlich erreichen, daß die Helligkeit der Flächen vollkommen übereinstimmt daß
                              									also das Bild der Beleuchtungsscheibe auf dem Arbeitstisch verschwindet. Auf der
                              									empirisch graduierten Trommel K kann dann ohne weiteres
                              									die Temperatur des Arbeitsstückes abgelesen werden. Desgleichen kann man auch die
                              									Trommel von vornherein auf jede beliebige Temperatur einstellen und durch dauernde
                              									Kontrolle feststellen, wann das Arbeitsstück die gewünschte Temperatur erreicht hat,
                              									worauf es aus dem Ofen herausgenommen wird. [Zeitschr. für praktischen Maschinenbau,
                              									12. Juli 1911.]
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 591
                              Fig. 2.