| Titel: | NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE. | 
| Autor: | G. Benfey | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 601 | 
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                        NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE.
                        Von G. Benfey,
                           								Lauban.
                        (Schluß von S. 583 d. Bd.)
                        BENFEY: Neuerungen in der Ziegelindustrie.
                        
                     
                        
                           In einer Besprechung über Neuerungen in der feuerfesten Industrie fand ich
                              									letztere sehr hübsch mit der Bezeichnung „schweigsam und konservativ“
                              									gekennzeichnet. Schweigsam, weil trotz der gewaltigen Fortschritte, die jene
                              									Industrie ständig in ihren Erzeugnissen offenbart, wenig über die Mittel und Wege,
                              									die dahin geführt haben, in die Oeffentlichkeit dringt. Konservativ, weil sie bei
                              									der Aufbereitung, beim Formgeben, Trocknen und Brennen ihrer Erzeugnisse gern alte
                              									bewährte Verfahren aufrecht erhält und für Neuerungen schwer zugänglich ist. So
                              									finden wir z.B. bei der Formgebung fast überall das alte Verfahren im Gebrauch,
                              									wonach das Tongemenge durch die Hand des Arbeiters in eine Form geworfen wird,
                              									welche in ihren inneren Abmessungen der Gestalt des künftigen Formlings
                              									einschließlich Schwindung entspricht. Will man dann diesem Gebilde eine größere
                              									Genauigkeit der Maße, glattere Flächen, größere Massendichtheit geben, so wird es in
                              									etwas angetrocknetem Zustande der Nachpresse übergeben. Natürlich ist man bei diesem
                              									Verfahren sehr von dem Arbeiter abhängig, und die doppelte Hantierung wird recht
                              									kostspielig. Hier Abhilfe zu schaffen, hat man sich schon lange bemüht. Indem man die
                              									gewöhnlichen Formgebungsmaschinen der Ziegelindustrie, die Strangpressen, heranzog,
                              									erzielte man geringen Erfolg, und zwar, weil diese Pressen dem feuerfesten
                              									Erzeugnisse nicht die unbedingt erforderliche Dichtheit und Strukturfreiheit des
                              									Scherbens geben konnten. Mehr Erfolg scheint die sogen. Hütwohl-Presse zur
                              									Herstellung von Chamottesteinen unter hohem Druck zu haben, wenigstens hat sie sich
                              									in den letzten Jahren gut in die feuerfeste Industrie eingeführt. Sie wird von der
                              									Firma Louis Soest & Cie. in Reisholz bei Düsseldorf
                              									gebaut. Die Anordnung der Maschine (Fig. 8, 9 und 10) ist folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 602
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 602
                              
                           Auf einer Grundplatte erheben sich zwei rahmenartige Ständer, zwischen deren unteren
                              									Enden die Antriebswelle gelagert ist, welche in der Mitte zwei, den Auf- und
                              									Niedergang des Preßkörpers bewirkende, nachstellbare Druckstücke trägt; an dem einen
                              									Ende der Welle befindet sich ein Exzenter für die Bedienung der Zuhaltungsklinke des
                              									Preßkastendeckels, am anderen Ende das Vorgelege und die selbsttätig wirkende
                              									Vorrichtung zum Oeffnen des Preßkastenstempels. An ihrem oberen Ende tragen die
                              									Ständer den Preßkasten. In dem Rahmen der Ständer ist das Auf- und Abwärtsgleiten
                              									des Druckstückes ermöglicht, dessen unterer Theil (wegen der gleichmäßigeren
                              									Abnutzung) als Rolle ausgebildet ist. Das obere Ende des Druckstückes trägt zwei
                              									Preßstempel; der Boden des Preßkastens ist in der Höhe verstellbar angeordnet; seine
                              									Lage wird durch zwei nach unten heraustretende Schraubenbolzen je nach der Höhe der
                              									herzustellenden Steine bestimmt.Um die Abnutzung des Preßkastens zu verhindern,
                              									werden seine Innenwände mit auswechselbaren Blechen belegt, die Druckflächen der
                              									Bodenplatte und des Deckels können leicht nachgehobelt werden.
                           Der Kraftbedarf der Presse beträgt für die Herstellung von Normal-Formatsteinen nach
                              									genauer Prüfung nur max. 1,6 PS und steigt für größere Steine nur bis auf 3 PS. Der
                              									Einwurf ist so niedrig, daß die Bedienung bequem erfolgen kann. Die überschüssige
                              									Formmasse tritt durch kleine Oeffnungen aus dem Boden des Preßkastens und wird hier
                              									so nach außen abgeführt, daß jede Verunreinigung der arbeitenden Theile vermieden
                              									wird.
                           Der Arbeitsvorgang ist folgender: Die Zusammensetzung und die Aufbereitung der
                              									Formmasse geschieht in üblicher Weise; nur, was besonders bei Herstellung von
                              									feuerfester Ware wichtig, mit erheblich weniger Zusatz von Wasser, 14–15 v. H.
                              									Zusatz gegen 20 v. H. beim Handstrich. Die auf einem Tonschneider mit Hilfe des
                              									Mundstücks hergestellten Tonkuchen von der ungefähren Form und dem gleichen Inhalt
                              									des künftigen Formlings werden zunächst auf einen Tisch abgelegt. Ein Arbeiter nimmt
                              									dann einen solchen Tonkuchen und wirft ihn in den offenstehenden, leicht eingeölten
                              									Formkasten, worauf er den Deckel mit der Hand schließt und durch die
                              									Zuhaltungsklinke feststellt. Die Presse übt hierauf den Druck zur Fertigstellung des
                              										Steines aus.
                              									Nach Erreichung des größten Preßdruckes öffnet sich die entsprechende Vorrichtung
                              									des Deckels des Preßkastens, und der fertige Stein wird durch einen weiteren Hub des
                              									Preßstempels so weit gehoben, daß er von den Stempeln abgenommen werden kann. Das
                              									geschieht auf der anderen Seite der Presse durch einen Jungen, der bis zu sechs
                              									Steine auf ein Brett ablegt und nach dem Trockenraum trägt. – Die nachgewiesene
                              									Leistung der Presse beträgt in zehn Stunden 3000 Steine in Normalformat von 3,7 kg
                              									Gewicht, was einer Jahresleistung von rd. 3350 t entspricht.
                           Den hier geschilderten Arbeitsvorgang soll die Chamottepresse, von Leo W. Nieland, Köln (Fig.
                                 										11) wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Sie soll jede Art
                              									Chamotteziegel formen und nachpressen bei einer Leistung von etwa 8000 Steinen in 10
                              									Stunden mit nur einem Arbeiter, welcher die fertig nachgepreßten Steine auf die
                              									Transportgefäße setzt.
                           Die Presse wird durch ein besonders konstruiertes Mundstück direkt mit dem
                              									Tonschneider verbunden und schneidet selbsttätig durch Drehung der Formtrommel die
                              									Menge Material vom Strange ab, welche zur Bildung des Steins erforderlich ist. Ein
                              									Schaltrad auf der Welle der Preßtrommel dreht diese um ein Viertel periodisch in der
                              									Weise, daß sich die Form immer in der Wagerechten und Senkrechten befindet. Die
                              									Formtrommel enthält vier um 90° versetzte Formen, deren Böden bewegliche Platten
                              									bilden, wovon je zwei, und zwar die in der Trommel gegenüberliegenden mit so langen
                              									Bolzen verbunden sind, daß eine Form geschlossen ist, während die andere ganze
                              									Oeffnung hat. Sämtliche vier Formen sind in dieser Weise, und zwar immer zwei
                              									gegenüberliegende korrespondierend miteinander verbunden. Beim Stillstand der
                              									Trommel spielt sich nun folgender Arbeitsvorgang in der Presse ab:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 603
                              Fig. 11.
                              
                           Eine durch die Bodenplatte verschlossene Form liegt vor dem Mundstück der
                              									Strangpresse; der Strang drängt die Bodenplatte zurück und füllt somit die Form bis
                              									zum Anschlag. Da der in der gegenüberliegenden Form befindliche Bodenverschluß mit
                              									diesem in starrer Verbindung steht, drängt der in die Form eintretende Strang
                              									zugleich den fertig nachgepreßten Stein an der anderen Seite der Trommel unter
                              									starker Druckanwendung hinaus, wo er von dem Arbeiter in Empfang genommen wird.
                              									Während dieses Vorganges ist der Stein in der oberen Form durch den
                              									Nachpreßmechanismus scharf von oben und unten zugleich gepreßt. Die an der unteren
                              									Seite der Trommel befindliche Form ist inzwischen selbsttätig geölt. Hierauf wird
                              									die Trommel durch das Schaltrad um 90°, entsprechend einer Form, weiter gedreht,
                              									worauf sich der vorher beschriebene Arbeitsvorgang wiederholt. Die Bewegung der
                              									Exzenter wird übertragen auf die über und unter der Preßtrommel angeordneten
                              									Traversen, an welchen die Organe der Nachpreßeinrichtung montiert sind und die in
                              									nachstellbarem Schwalbenschwanz sicher geführt werden. Jede Traverse hat zur
                              									gleichmäßigen Führung zwei Exzenter. Das Oelen der Formen erfolgt durch Preßöl,
                              									welches durch eine kleine Zahnradpreßölpumpe unter Druck durch diesen angespritzt
                              									und zerstäubt wird. Die Steuerung des den Oelzufluß regulierenden Ventils geschieht
                              									selbsttätig und zwangläufig durch die Presse. Der Druck des Preßöls ist an einem
                              									Manometer abzulesen und daher durch den Arbeiter jederzeit kontrollierbar. Da der
                              									Antriebsmechanismus und die Preßexzenter oberhalb der Formtrommel angeordnet sind,
                              									ist jede Verunreinigung der arbeitenden Theile vermieden.
                           Einen wesentlichen Fortschritt in der Herstellung der Glashäfen scheint das Verfahren
                              									von Dr. Emil Weber in Schwepnitz (Sachsen), sie mittels Gießmasse anzufertigen, zu
                              									bedeuten. Die Herstellung der Glashäfen, d.h. hochfeuerfester großer Tiegel, in
                              									denen die zum Glase erforderlichen Gemengetheile geschmolzen und in Fluß gehalten
                              									werden, geschah bis jetzt mit großen Kosten, äußerster Vorsicht und vollkommenster
                              									Abhängigkeit von den Hafenbauern durch Aufbauen aus einzelnen wenig plastischen
                              									Tontheilen innerhalb einer Holzform. Hierbei die absolut erforderliche Dichte und
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und den starken Druck der schmelzenden Massen zu
                              									erzielen, verlangt ganz besondere Kunstfertigkeit. Durch das Verfahren von Dr. Weber
                              									ist diese Herstellung wesentlich einfacher geworden, ohne daß die Qualität der erstellten Ware
                              									dadurch berührt wird. Das Verfahren beruht auf der Tatsache, daß Kaoline und Tone
                              									durch Einwirkung von Alkalien mit einer äußerst geringen Menge Wasser in flüssige,
                              									gußfähige Massen übergeführt werden können, eine Tatsache, die in der Porzellan- und
                              									Steingutindustrie schon lange in ausgiebigster Weise benutzt wird, sehr vereinzelt
                              									aber nur in der Chamotteindustrie, trotzdem eine richtig zubereitete
                              									Chamottegießmasse mit einem sehr geringen Wassergehalt, sobald sie bewegt wird, eine
                              									zwar zähe aber gleichwohl leicht fließende Masse bildet, die bequem in entsprechende
                              									Formen gefüllt werden kann. Sie besitzt die eigenthümliche Eigenschaft, die für die
                              									praktische Anwendung sehr wesentlich ist, im Ruhezustande gallertartig zu erstarren,
                              									wobei sie die Konsistenz eines erkaltenden Tischlerleims annimmt. Gerade durch diese
                              									kolloidale Beschaffenheit ist eine Entmischung des Ton-Schamottegemenges, selbst bei
                              									Verwendung eines sehr groben Schamottekornes (10 mm und darüber) ausgeschlossen und
                              									zugleich die Möglichkeit gegeben, Formlinge von beliebiger Größe und Wandstärke
                              									durch Gießen anzufertigen. Die Erstarrung und Erhärtung findet naturgemäß noch
                              									rascher statt, wenn die Gußform aus wasseranziehenden Stoffen besteht und somit ein
                              									Theil des in der Gußmasse enthaltenen Wassers dieser durch die Form entzogen wird.
                              									Die Schwindung der gegossenen Stücke ist nicht größer als die bei den sonst üblichem
                              									Formverfahren, da ja der Wassergehalt der Masse im großen und ganzen der gleiche
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 604
                              Fig. 12.
                              
                           Wie dieses Gießverfahren zur Herstellung von Glashäfen angewendet wird, soll die
                              									nachfolgende Beschreibung jenes Betriebes auf den Glaswerken von Aug. Leonhardi in
                              									Schwepnitz (Sachsen) nachweisen. Der Arbeitsgang ist dort derart, daß auf der einen
                              									Seite die zu einem Hafen benötigte Menge trockenen Hafenmaterials ungemengt
                              									eingeschüttet wird, während auf der anderen Seite die Hafenform mit der inzwischen
                              									gußfähig vorgerichteten Hafenmasse gefüllt wird. Jede sonstige Zwischenarbeit kommt
                              									in Wegfall.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 604
                              Fig. 13.
                              
                           Zur Erreichung dieses Zweckes ist die aus Fig. 12
                              									ersichtliche Einrichtung getroffen. Der hölzerne Einschüttkasten dient zur Aufnahme
                              									des Hafengemenges. Auf seinem Boden ist eine Schnecke gelagert, welche das
                              									Gemenge nach dem Becherwerk treibt, von dem es in gleichmäßigem Strom zunächst dem
                              									Mischkessel zugeführt wird. Hier wird ihm aus dem Wasserbehälter das der benutzten
                              									Menge Hafengemisch entsprechende Wasser, welches die zur Verflüssigung dienenden
                              									Stoffe aufgelöst enthält, in dünnem Strahle zugeleitet, dann zunächst im Mischkessel
                              									innig gemischt, weiter in den Rührapparat geschafft, in dem das angefeuchtete
                              									Hafengemenge eine kräftige Durcharbeitung erfährt und so in verhältnismäßig kurzer
                              									Zeit in den zum Gießen erforderlichen Zustand gebracht wird, so daß das Gemenge sich
                              									sofort aus dem Rührapparat in die darunter aufgestellte Hafenform ergießen kann.
                              									Hiermit ist der ganze Arbeitsvorgang, der bei elektrischem Betriebe im ganzen 16–17
                              									Amp. bei 110 Volt erfordert, beendet.
                           Die so hergestellten Glashäfen haben sich gegenüber den in alter Weise hergestellten
                              									Glashäfen vollkommen gleichwertig, eher noch höherwertig erwiesen. Während jedoch
                              									auf letzterem Wege jeden Tag nur ein Hafen mittlerer Größe verfertigt werden kann,
                              									ist man jetzt in der Lage, mittels Gusses zehn Häfen an einem Tage herzustellen.
                           Das Trocknen der auf nassem Wege hergestellten Formlinge hat erst in den letzten
                              									Jahrzehnten für die Ziegeleiindustrie eine größere Bedeutung gewonnen, erst dann,
                              									als an sie höhere und erweiterte Ansprüche, besonders für den Zweig der
                              									Dachziegelerzeugung, gestellt wurden. Bis dahin hatte man sich im allgemeinen damit
                              									begnügt, die Außenluft zum Trocknen zu benutzen, hatte genügend Trockenanlagen
                              									geschaffen, in denen jene Luft frei oder zwangläufig wirken konnte, hatte theilweise
                              									den Betriebganz eingestellt, wenn die Außenluft im Spätherbst, im Winter und im
                              									Vorfrühling den Dienst versagte oder statt dessen zerstörende Fröste eintraten. Für
                              									bessere Erzeugnisse hatte man den kühlenden Oefen, dem Abdampf von Kesseln,
                              									Maschinen und stellenweise auch direkten Feuerungen das Trocknen in vor Außenluft
                              									geschützten Raumen übertragen. Erst in den letzten Jahrzehnten hat man, wie bereits
                              									erwähnt, diese sogen. künstlichen Trocknungen weiter ausgestaltet, und zwar nach
                              									zwei Richtungen hin, die wir nach ihren Haupt-Vertretern mit Möller & Pfeifer bezw. Keller und Büdner näher kennzeichnen. Sie sind von mir in meinen
                              									früheren Arbeiten für diese Zeitschrift gewürdigt worden. Das größte Interesse
                              									erregte hier das System Keller, das sowohl von ihm, wie
                              									auch von anderen Ingenieuren weiter ausgebaut wurde. Von ihnen sind die Duderstädter Baugesellschaft für künstliche Trocknereien
                              									und F. Herrmann Habelschwerdt besonders zu erwähnen.
                              									Beide bauen ihre Trocknerei auf den Trockengängen und der selbsttätigen Beschickung
                              									von Keller auf. Erstere benutzt nur den Abdampf,
                              									reguliert aber den Abgang der mit Wasser möglichst gesättigten Wärme so genau, daß
                              									sie ziemlich voll ausgenutzt wird, allerdings bei geradem Aufstieg von unten nach
                              									oben. Herrmann führt ebenfalls von unten durch ein genau
                              									regulierbares Rohrsystem Abdampf und Frischdampf in die Trockengänge, hat aber über
                              									diesen einen Sammelkanal eingerichtet, in den alle noch irgend verfügbare Wärme, die
                              									aus den Trokkengängen nach gründlicher Austrocknung der Formlinge noch zur Verfügung
                              									steht, wie auch die Abwärme des Ofens zusammenströmen, um sie durch ein in den
                              									Zwischenwänden eingerichtetes Kanalnetz entweder von oben oder von unten, je nach
                              									Bedarf in die Trockengänge eintreten zu lassen. Die Bewegung, wie das Abziehen der
                              									ausgenutzten Luft, das ebenfalls von unten und oben geschehen kann, wird von
                              									aufgesetzten Schloten bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 605
                              Fig. 14.
                              
                           Einen wesentlich anderen Weg schlug Rudolf Witte,
                              									Osnabrück, mit seiner „Batterietrocknung“ mit Erfolg ein. Der eigenthümliche
                              									Name dieser Trocknerei entstammt ihrer Aehnlichkeit mit einer Akkumulatorenbatterie.
                              									Prinzipiell ist deren Aufbau nicht neu, da die Wittesche
                              									Batterietrocknung sich auf die Trocknerei von A. Schaaf, Halle, gründet, welcher Ende der siebenziger Jahre des vorigen
                              									Jahrhunderts zuerst auftauchte, aber nur vereinzelt nachgeahmt wurde. Wie aus Fig. 13 ersichtlich, befindet sich diese Trocknerei
                              									oberhalb des Ofens, benutzt also auch dessen Kühlwärme. Die Trockengänge sind derart
                              									schräg angeordnet, daß das oben auf Leisten gebrachte Trockenrähmchen mit dem
                              									frischen Formung allmählich hinabgleitet, bis der Formung unten vollkommen trocken
                              									abgenommen und nach dem Ofen geschafft werden kann, wie Fig. 14 zeigt. Neben der erwähnten Ofenwärme wird die zum Trocknen weiter
                              									erforderliche Wärme durch eine entsprechende Kalorifere erzeugt und durch Ventilator
                              									und Rohrleitung dem unteren Theil der Batterietrocknung entlanggeführt. Leicht
                              									regulierbare Stutzen, die in Entfernung von 1½ bis 2½ m in die Rohrleitung
                              									eingeschaltet sind ermöglichen die Entnahme warmer Luft, wo und insoweit
                              									erforderlich. Diese warme Luft durchzieht die zu trocknenden Formlinge in ihrer
                              									Gleitung entgegengesetzter Richtung, trocknet also zunächst die ersten Formlinge
                              									gründlich aus, so daß sie entfernt werden können, trifft dann auf weniger
                              									vorgetrocknete bis ganz frische Formlinge, deren Feuchtigkeit sie allmählich sich
                              									selbst abkühlend aufnimmt, um am oberen Theil vollkommen gesättigt durch den
                              									Dachreiter zu entweichen.
                           Die Vorzüge dieser Trocknerei sind leicht ersichtlich. Sie paßt sich jedem Gemenge,
                              									ob empfindlich oder unempfindlich, leicht an. Sie bietet einen übersichtlichen,
                              									reinlichen und in der Beschickung vollständig getrennten Betrieb; und vor allen
                              									Dingen wird die Wärme nicht gezwungen, unnatürliche Wege einzuschlagen, sondern sie
                              									folgt ihrem natürlichen Auftriebe, wobei noch hervorzuheben ist, daß die naturgemäße
                              									Trocknung noch durch die schräge Lage des Formlings begünstigt wird.