| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 637 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Eine große Pumpmaschine wurde kürzlich von der Allis Chalmers Co. in Milwaukee für die Stadt Wheeling in
                              									West Virginia erbaut. Die Antriebsdampfmaschine (Fig.
                                 										1) ist eine Dreifachexpansionsmaschine mit den Zylinderdurchmessern 1067:
                              									1880: 2794 mm. Der Hub der Maschine beträgt 1829 mm. Besonders auffallend ist der
                              									riesige Durchmesser der Niederdruckseite, wie er noch nie bei einer Pumpmaschine
                              									ausgeführt wurde. Die Umdrehungszahl der Maschine beträgt 18⅓ i. d. Min., was eine
                              									Kolbengeschwindigkeit von etwa 1,1 m/Sek. ergibt. Die Wasserplunger haben einen
                              									Durchmesser von 838 mm. Die Dampfzylinder sind sämtlich mit Dampfmänteln versehen,
                              									Der Hochdruckzylinder erhält den Dampf direkt von einer Abzweigung des
                              									Hauptabsperrventils, Mittel- und Niederdruckzylinder werden aus den Receivern
                              									gespeist. Der Heizdampf des Hochdruck- und Mitteldruckzylinders wird nach dem
                              									Niederdruckreceiver geleitet, um im Niederdruckzylinder noch Arbeit zu leisten.
                           Als Ein- und Auslaßorgan wurden für den Hochdruckzylinder Corliß-Schieber verwendet;
                              									beim Mitteldruckzylinder sind für den Einlaß Corliß-Schieber, für den Auslaß
                              									Kolbenschieber angeordnet. Der Niederdruckzylinder wird nur durch Kolbenschieber
                              									gesteuert.
                           Der Antrieb der Steuerorgane erfolgt durch Exzenter von einer Hilfswelle aus, welche
                              									in halber Höhe des Hauptrahmens der Maschine, etwas über der mittleren Galerie,
                              									angeordnet ist. Diese Hilfswelle erhält selbst wieder ihren Antrieb von beiden Enden
                              									der Kurbelwelle aus mittels Stirnkurbel und Gestängen.
                           Die Maschine ist für einen Betriebsdruck von 8,8 at und für ein Vakuum von 686 mm
                              									entworfen. Um einen möglichst gleichförmigen Gang zu gewährleisten, sind zwei
                              									Schwungräder von je 40800 kg vorgesehen. Der Oberflächenkondensator ist in
                              									einfachster Weise in einem Umlauf der Pumpenausgußleitung untergebracht und besitzt
                              									auf beiden Seiten Absperrventile. Für den Fall, daß Störungen in dem Kondensator
                              									eintreten sollten, ist die Maschine auch noch mit direktem Auspuff versehen. Der
                              									Antrieb der Kondensatorluftpumpe erfolgt von einem Arm am Niederdruckplunger
                              									aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 637
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 637
                              Fig. 2.
                              
                           Die Ventilkammern aus Gußstahl besitzen einen Durchmesser von 1982 mm; auch die
                              									Druckkammern sind in Gußstahl ausgeführt. Bemerkenswert ist hier, daß die 186
                              									Ventile in jeder Kammer keine eigenen Einsätze besitzen, sondern direkt in die
                              									stählerne Ventilplatte eingelassen sind. Die Ventile arbeiten ohne
                              									Federbelastung, nur unter dem Einfluß ihres Gewichts, was bei der geringen
                              									Tourenzahl der Maschine angängig erscheint. Sowohl der Dampfteil wie der Pumpenteil
                              										(Fig. 2) bilden eine abgeschlossene Konstruktion
                              									für sich. Die Dampfzylinder ruhen auf Doppel-A-Stützen, welche auf der einen Seite
                              									auf dem Pumpenteil gelagert sind. Die Gesamhöhe der Maschine beträgt 25,8 m.
                              									[Prometheus 1911, Nr. 1140.]
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                           Eine neue Drehschiebermotorkonstruktion wurde jüngst von
                              									dem amerikanischen Ingenieur Cyrus E. Mead in Dayton,
                              									Ohio, entworfen und ausgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 637
                              Fig. 1.
                              
                           Die Bauart, die sich auf Grund zahlreicher Versuche schließlich als die beste
                              									erwiesen hat, ist in den Fig. 1 bis 3 abgebildet. Der Motor besitzt, wie aus Fig. 1 hervorgeht, je einen Drehschieber zu beiden
                              									Seiten der Zylinder. Beide Drehschieber werden durch Schraubenräder von einer
                              									senkrechten Steuerwelle aus angetrieben. Man sieht ohne weiteres, daß die Maschine
                              									in ihrem Aufbau von größter Einfachheit ist, jedenfalls viel einfacher als die
                              									bekannten Knight-Motoren. Die Schieber (Fig. 2) sind
                              									aus Zylindergußeisen hergestellt, und zwar, damit die Wärmeausdehnungskoeffizienten
                              									genau die gleichen sind, aus demselben Material wie die Motorenzylinder. Die
                              									Schieber werden vorher ausgeglüht, um sämtliche Gußspannungen zu beseitigen, und
                              									arbeiten dann sehr zufriedenstellend. Die Drehschieberwelle ist genau zylindrisch
                              									und paßt in die Lager mit einer Toleranz von 0,04 mm, während auf die Länge der
                              									Durchgänge eine Toleranz von 0,05 mm vorgesehen ist. Aus Fig. 2 wird außerdem noch die Anordnung von Schmiernuten ersichtlich,
                              									doch hat sich im praktischen Betriebe gezeigt, daß diese vollkommen entbehrlich
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 637
                              Fig. 2.
                              
                           Die Tourenzahl der Drehschieberwelle ist, da die Aus- und Einlaßschlitze durch die
                              									Welle durchgefräst sind, und da es sich außerdem um einen Viertaktmotor handelt, nur
                              									gleich ¼ derjenigen der Motorwelle zu wählen, was außerordentlich günstige
                              									Verhältnisse für die Lagerreibung ergibt. Jede Schieberwelle ist fünfmal gelagert,
                              									und zwar arbeitet Gußeisen auf Gußeisen. Jedes Lager besitzt einen Schmierölanstich,
                              									der von einem Preßschmierapparat bedient wird. Der erzielte Schmierölverbrauch war
                              									sehr gering. Es
                              									sind bis jetzt sieben Motoren dieses Systems gebaut worden. Der älteste ist 15
                              									Monate alt, einer ist 10 und zwei sind 8 oder 9 Monate alt. Die übrigen haben etwas
                              									über 2000 Meilen zurückgelegt. Es hat sich bei keinem dieser Motoren ein
                              									nennenswerter Verschleiß an den Schieberwellen oder Lagern feststellen lassen. Die
                              									Wellenlager zeigen, ebenso wie die Zylinderwände, eine glatte, matte Politur.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 638
                              Fig. 3.
                              
                           Für die Schmierung wird schweres, dickflüssiges Oel verwendet, das die Kompression im
                              									Zylinder längere Zeit zu hallen vermag; doch hat sich auch bei leichtflüssigem Oel
                              									gezeigt, daß bei normalen Tourenzahlen die Leistung des Motors nicht durch einen
                              									Verlust an Kompressionsspannung beeinträchtigt wird.
                           Bezüglich der Steuerungsabmessungen sei folgendes erwähnt: Bei einem Motor von 100 mm
                              									 und 125 mm Hub betrug der Durchmesser des Drehschiebers 35 mm, die
                              									Durchgangsöffnung hatte eine Breite von 9,5 mm und eine Länge von 100 mm beim
                              									Auslaßschlitz. Die Oeffnungen der Einlaßschieber waren etwas schmäler; sie hatten
                              									nur eine Breite von 8 mm.
                           Der betreffende Motor leistete bei 1300 minutl. Umdrehungen 31 PSe, bei 1328 Umdrehungen 33 PSe. Der Brennstoffverbrauch wurde gemessen zu 287 g
                              									f. d. PSe und Stunde. Aus Fig. 3 ist namentlich auch zu ersehen, wie nach Abnahme der
                              									Auspuffkrümmer die Steuerung leicht nachgesehen werden kann. [Motorwagen, 20.
                              									August 1911.]
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                              Textabbildung Bd. 326, S. 638
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 638
                              Fig. 2.
                              
                           Das neue Zeppelinluftschiff Z 9 zeigt die untenstehende Figur. Dasselbe wurde bekanntlich für die
                              										„Delag“ gebaut und erhielt den Namen „Schwaben“. Das Fahrzeug, das
                              									kürzlich mit gutem Erfolg seine Probefahrten und die große Fernfahrt
                              									Baden-Baden-Berlin absolvierte, ist für Passagierfahrten der „Delag“ bestimmt
                              									und daher in gleicher Weise wie die verunglückte Deutschland mittschiffs mit einer
                              									geräumigen Passagierkabine ausgestattet. Der Antrieb der vier Propeller erfolgt von
                              									zwei Maschinengondeln aus, die Motoren sind von Maybach
                              									konstruiert worden. Wie aus einem Vergleich der Fig.
                                 										1 und 2 deutlich zu ersehen, ist die Höhen
                              									und Seitensteuerung gegenüber den früheren Luftschiffen der Zeppelin-Luftschiffbaugesellschaft in vollkommen veränderter Weise
                              									durchgebildet. Sowohl die Höhen- als auch die Seitensteuerung bestehen aus je zwei
                              									Paar wagerechten bezw. senkrecht angeordneten Flächen, welche mit den festen
                              									Stabilisationsflächen verbunden sind. Die vorderen Höhensteuer sind also vollständig
                              									fallen gelassen, wodurch das Luftschiff infolge des verminderten
                              									Stirnwiderstandes eine größere Geschwindigkeit erhält. Diese Anordnungen bedeuten
                              									auch in baulicher Beziehung entschieden einen großen Vorteil gegenüber der früheren
                              									Bauart, da die Steuerflächen sich nunmehr an einer Stelle befinden, wo sie weniger
                              									Beschädigungen ausgesetzt sind als an den Seiten des Ballons. Auch das
                              									Reichsluftschiff Z I soll nun diese neue Steuerungsanordnung, die sich bei den
                              									bisherigen Fahrten der „Schwaben“ aufs beste bewährt hat, erhalten.
                              									[Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt Jahrgang 1911, Heft 13.]
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                           Das Auffinden von untergetauchten Unterseebooten mittels
                                 										Flugapparat wurde von dem französischen Aviatiker Aubrun mit Erfolg versucht. Zuerst wurde dem Aviatiker vor seinem Aufstieg
                              									bekanntgegeben, daß sich ein Unterseeboot in der Achse der Mole des Hafens von
                              									Cherbourg befinde, ein zweites etwas links davon. Er fand sie beide sehr leicht. Das
                              									erste hatte er allerdings vor dem Untertauchen noch gesehen, allein das zweite Boot,
                              									das in einer Entfernung von 3 km vom ersten ruhig unter Wasser stand, wurde
                              									ebenfalls sofort gefunden, Beim zweiten Versuch war schon eine schwierigere Aufgabe
                              									gestellt worden. Es wurde dem Aviatiker lediglich mitgeteilt, daß ein Tauchboot
                              									unter Wasser kreuze. Aubrun flog vom Schießplatz aus zu
                              									einer Höhe von 350 bis 400 m auf und suchte das unter ihm liegende Meer ab, indem er
                              									weite Kreise von 500 bis 600 m  beschrieb. Trotzdem es schon anfing zu
                              									dämmern, hatte er das in 6 m Tiefe schwimmende Unterseeboot im Verlaufe von 20
                              									Minuten gefunden.
                           Die bisherigen Versuche führten zu der Erkenntnis, daß man aus einer Höhe von etwa
                              									1000 m ein Unterseeboot leicht entdecken kann. [Schiffbau 1911, Nr. 22.]
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                           Drahtlose Warnungsstationen für die Seeschiffahrt sollen
                              									an der französischen Küste auf der Insel Sein, auf dem Leuchtturm Creach d'Quessant
                              									und auf dem Feuerschiff Le Havre errichtet werden. Dieselben werden voraussichtlich
                              									für die gesamte Schiffahrt in der Umgegend von Brest und für die großen den Kanal
                              									passierenden transatlantischen Dampfer von großem Nutzen sein.
                           Die Stationen werden mit gerichteten Antennen ausgerüstet, die wegen der geringen
                              									Breite der Schiffe nur eine verhältnismäßig kleine Ausdehnung erhalten können. Die
                              									Stationen können deshalb auch nur kurze Wellen von höchstens 80 m Länge
                              									aussenden, was insofern ganz vorteilhaft ist, als die gewöhnlichen
                              									Funkspruchstationen Wellenlängen von 300 m und darüber verwenden. Eine gegenseitige
                              									Störung der beiden Arten von Stationen ist also so gut wie ausgeschlossen.
                           Die auf See befindlichen Schiffe erhalten einen von Bellini und Tosi erfundenen neuen Kompaß,
                              									welcher eine genaue Einstellung der Schiffsachse auf die Warnungsstation ermöglicht.
                              									Der Apparat funktioniert auch bei Nebel und gestattet sogar eine genaue
                              									geographische Ortsbestimmung für die Schiffe.
                           Die Stationen übermitteln alle 30 Sekunden ein Zeichen, das im Fernhörer den Ton C (522 Doppelschwingungen i. d. Sek.) hervorruft.
                              									Außerdem wird mindestens 10 Sekunden lang in langsamer Folge der Buchstabe O des Morse-Alphabetes
                              									wiedergegeben. [Navigazette 1911, Nr. 1161.]
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                           Ein Transportfahrzeug für Tauchboote haben die Chantiers de la Gironde gebaut. Dieses Fahrzeug, die
                              									Kanguroo, ist dazu bestimmt, Tauchboote vom Laubeuf-Typ,
                              									die für fremde Marinen geliefert werden, nach den oft weit entfernten
                              									Bestimmungshäfen zu bringen. Es besitzt einen großen Tunnel, der direkt von
                              									außenbords durch das Schiff hindurchgeführt und zur Aufnahme des Unterseeboots
                              									bestimmt ist, sowie große Wasserballast-Tanks, welche, wenn sie gefüllt werden, dem
                              									Unterseeboot die Einfahrt in den Tunnel ermöglichen. [Engineering, 18. August
                              									1911.]
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                           Das Kondensieren von im Vakuumlichtbogen erzeugten Metall- und
                                 										Metalloiddämpfen behandelt ein Aufsatz von Arndt
                              									in der Chemikerzeitung vom 24. Juni 1911. Der Dampf wird dabei aus dem an der Anode
                              									befindlichen Metall oder Metalloid durch einen mit geringem Kathodenfall innerhalb
                              									eines Vakuums arbeitenden elektrischen Strom erzeugt. Die Kondensation erfolgt auf
                              									Körpern von beliebiger Form, die in den Metalldampf eingeführt sind, und zwar als
                              									Niederschlag von beliebiger oder beabsichtigter Stärke. Diese Stärke kann wechseln
                              									zwischen einer ganz dünnen halbdurchsichtigen Schicht bis zu einem masiven, mehrere
                              									mm starkem Blech. Auf diese Weise kann man von Metallen, die sich nicht walzen
                              									lassen, z.B. von Wolfram, beliebig geformte Gegenstände herstellen, oder nicht
                              									leitende Körper, wie Glas, Porzellan usw., mit spiegelnden Ueberzügen beliebiger
                              									Metalle versehen.