| Titel: | ÜBER DIE KONSTRUKTION VON FEINMESSMASCHINEN. | 
| Autor: | Ernst Preger | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 662 | 
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                        ÜBER DIE KONSTRUKTION VON
                           								FEINMESSMASCHINEN.
                        Von Dipl.-Ing. Ernst
                                 									Preger, Kiel.
                        (Fortsetzung von S. 635 d. Bd.)
                        PREGER: Ueber die Konstruktion von Feinmeßmaschinen.
                        
                     
                        
                           2. Meßmaschine von H. Hommel, G. m.
                                 										b. H. Mainz. (Fig. 6–10.)Deutsche
                                       												Mechanikerzeitung 1910, S. 1–5.
                           Die Meßmaschine von H. Hommel schließt sich in ihrer
                              									Bauart an die Reineckersche Maschine an. Auch hier wird
                              									der Meßdruck durch eine mit Wasser gefüllte und mit einem Haarröhrchen versehene
                              									Meßdose gemessen bezw. auf gleicher Höhe gehalten (Fig.
                                 										6). Das Haarröhrchen ist hier ziemlich kurz gehalten, was für den Betrieb
                              									manche kleine Vorteile haben dürfte dafür aber keine große Veränderungen des
                              									Meßdrucks gestattet. Außer der beweglichen Höhenmarke, auf welche der Wasserspiegel
                              									beim Messen selbst einspielen muß, ist darunter noch eine zweite feste Höhenmarke
                              									angeordnet. Zu Beginn jeder Messung wird die Wassersäule durch die in die Meßdose
                              									hineinragende Verdrängungsschraube A bis zur
                              									festen Höhenmarke emporgetrieben und erst dann die Messung vorgenommen, wobei
                              									dann der Wasserspiegel bis zur beweglichen Höhenmarke steigt.
                           Die Meßdose wirkt insofern gleichzeitig als Thermometer, als die Wassersäule nicht
                              									mehr auf die untere Höhenmarke einspielt, wenn sich während einer Reihe von
                              									Messungen die Temperatur der Maschine ändert. Dann ist zu prüfen, ob das Meßstück
                              									und die Meßmaschine noch die gleiche Temperatur haben. Durch die
                              									Verdrängungsschraube A kann natürlich zwecks Vornahme
                              									neuer Messungen die Wassersäule leicht wieder auf die alte Höhe gebracht werden.
                           Fig. 7 und 8 zeigen
                              									den Längsschnitt und die Stirnansicht des Spindelstockes, der einige bemerkenswerte
                              									Einzelheiten enthält. Die Mutter B für die hohle
                              									Mikrometerschraube A ist hier unbeweglich im Gestell
                              									festgeklemmt. Die Meßspindel A bewegt sich also bei
                              									ihrer Drehung auch
                              									in der Längsrichtung. An die Schraube ist der Meßklotz C angeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 663
                              Fig. 6.Feinmeßmaschine von Hommel.
                              
                           Beide werden durch die Schraubenfeder D zur sicheren, gleichmäßig starken gegenseitigen Anlage gebracht.
                              									Mindestens eine der sich berührenden Spurflächen muß genau eben und genau senkrecht
                              									zur Schraubenachse sein, damit der Meßklotz C sich
                              									genau soviel vorwärts bewegt wie die Meßschraube. Die Gegenmutter E soll den eventuell zwischen Schraube A und Mutter B vorhandenen
                              									toten Gang unschädlich dachen. Die Steigung der Meßschraube ist 1 mm; jeder
                              									Teilstrich der Trommel F entspricht 1/1000 mm; mittels
                              									des Nonius G können noch 1/10000 mm eventl. 5/10000 mm abgelesen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 663
                              Fig. 7.Fig. 7 und 8. Spindelstock zur Feinmeßmaschine von Hommel.
                              
                           Der Nonius G und die Teiltrommel
                              										F bewegen sich bei der Drehung der Meßschraube
                              									unter dem Meßstab H hinweg, auf dem ganze Millimeter
                              									abgelesen werden können. Der Nonius sitzt lose drehbar auf der Meßschraube und
                              									wird durch zwei Führungsstücke J, die sich von vorn und
                              									hinten gegen einen Klotz K stützen, gegen Drehung
                              									geschützt.
                           Die eben geschilderte Anordnung des Nonius hat den Zweck, Steigungsfehler der
                              									Meßschraube korrigieren zu können. Dadurch, daß die Seitenflächen des Klotzes K entsprechend von der Parallelität zur Schraubenachse
                              									abweichen, macht der Nonius bei der Bewegung der Meßschraube ebenfalls eine kleine
                              									Drehung im Sinne der Drehung der Schraube bei zu kleiner Schraubensteigung. Auf
                              									diese Weise sind an jeder Maschine die Steigungsfehler der Schraube auf 25 mm Länge
                              									korrigiert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 663
                              Fig. 8.
                              
                           Die Trommel L dient zur groben, die Schneckenwelle M zur feinen Einstellung der Meßschraube.
                           
                           Das in den Figuren sichtbare Mikroskop ist starr mit
                              									dem Spindelstock verbunden und soll dazu dienen, die Verschiebung des Spindelstockes
                              									auf dem Bett der Maschine zu bestimmen. Längs des Maschinenbettes ist ein
                              									Präzisionsmaßstab R mit sehr feiner Teilung angebracht,
                              									auf die das Mikroskop eingestellt wird. Dem Maßstab ist eine Korrekturtabelle von
                              									der Physikalisch-Technischen Reichsanstaltbeigegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 664
                              Fig. 9.Ablesemikroskop.
                              
                           Das Mikroskop (Fig. 9) ist eines der bekannten
                              									Ablesemikroskope. Das Objektiv N entwirft bei O das vergrößerte Bild der Maßstabteilung. Genau an
                              									dieser Stelle kann ein Schieber P mit einem Doppelfaden
                              									mittels einer Mikrometerschraube seitlich verstellt werden. Man verstellt den
                              									Doppelfaden so weit seitwärts, daß ein beliebiger Teilstrich der Maßstabteilung in
                              									der Mitte zwischen den Doppelfäden erscheint. Die Verschiebung a des Doppelfadens von der Mikroskopachse in dem
                              									vergrößerten Bild der Meßstabteilung entspricht der wirklichen Abweichung des
                              									beobachteten Teilstriches von der Achse des Mikroskopes, und diese Abweichung kann
                              									auf der Teiltrommel Q auf 1/1000 mm abgelesen werden. Die Trommel
                              										Q zeigt auf Null, wenn der Doppelfaden genau in der
                              									Mikroskopachse liegt.
                           Mittels des Mikroskopes sollen Endmaße mit einem Strichmaßstab verglichen werden. Man
                              									benutzt diese Art bei besonders großem Meßbereich, wo ein vielteiliger Satz von
                              									Normalendmaßen zu umfangreich und teuer würde. Ein Zahlenbeispiel für eine solche
                              									Messung ist in der nachfolgenden Tabelle gegeben. Bei der Messung „ohne
                                 										Meßstück“ wird der Spindelstock ganz nach links geschoben und die Meßflächen
                              									vom Spindelstock und Meßdruckanzeiger zur Berührung gebracht, wobei der
                              									Wasserspiegel im Haarröhrchen richtig einspielen muß. Bei der Messung „mit
                                 										Meßstück“ wird der Spindelstock um den ungefähren Betrag der zu
                              									messenden Länge nach rechts verschoben, das Meßstück eingebracht und die Ablesungen
                              									am Mikroskop und am Teilrad der Mikrometerschraube wiederholt.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Ablesungen in mm.
                                 ohneMeßstrück
                                 mitMeßstrück
                                 Differenz
                                 
                              
                                 Doppelfaden des Mikro-    skopes
                                             5,7
                                           206,4
                                 + 200,7
                                 
                              
                                 Korrektur des Strich-    maßstabes
                                 – 0,003
                                 – 0,006
                                 –     0,003
                                 
                              
                                 Teiltrommel des Mikro-    skopes
                                 (links) – 0,026
                                 (rechts) + 0,039
                                 +     0,065
                                 
                              
                                 Teiltrommel der Mikro-    meterschraube
                                 3,918
                                 2,875
                                 –     1,043
                                 
                              
                                 
                                 gemessene Länge
                                    199,719
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 664
                              Fig. 10.Tisch zur Meßmaschine von Hommel.
                              
                           Die Maschinen werden mit 250 und 500 mm Meßlänge ohne Mikroskop, mit 1000, 1200 und
                              									1500 mm mit Mikroskop gebaut.
                           Besonders schwere Meßstücke würden einerseits das Bett der Maschine zu stark
                              									durchbiegen, andererseits würde es wegen der Reibung auf der Unterlage unmöglich
                              									sein, die Meßspindel mit dem richtigen Meßdruck gegen das Meßstück zu pressen. Der
                              									Berührungsdruck zwischen Spindel und Meßstück würde um den nicht unbeträchtlichen
                              									Betrag der Reibung größer sein als auf der Seite des Meßdruckanzeigers, was
                              									Ungenauigkeiten in der Messung zur Folge haben kann. Deshalb gibt die Firma Hommel ihren größeren Maschinen einen Tisch nach Fig. 10 zu, der zum Auflegen großer Meßstücke
                              									besonders geeignet ist. Der Tisch ruht auf einer besonderen gußeisernen Unterlage
                              										F, welche nicht mit dem Bett der Maschine
                              									zusammenhängt. Schädliche Durchbiegungen des Bettes können also nicht auftreten. Die
                              									Stücke lassen sich mit der Tischplatte A auf dem
                              									Kugellager B sehr leicht drehen und auf den Kugeln C in der Längsrichtung verschieben; außerdem läßt sich
                              									der Tisch durch die beiden Schraubenspindeln D vom
                              									Vierkant E aus heben und senken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 665
                              Fig. 11.Meßdruckanzeiger von Whitworth.
                              
                           
                        
                           3. Meßmaschine von Whitworth. (Fig. 11 und 12.)
                           Die erste Meßmaschine überhaupt ist von dem bekannten englischen Ingenieur Whitworth zur Kontrolle von Lehren gebaut worden. Das von
                              									ihm angewendete System zur Erzielung eines stets gleichen Meßdruckes besteht
                              									darin, daß der Druck einer Schraubenfeder ein Gewicht von bestimmter Größe und mit
                              									peinlich genau geschliffenen, parallelen Endflächen durch Reibung festhält.Das
                              									Meßstück wird dann durch die Meßschraubenspindel so gegen die Feder gedrückt, daß
                              									diese immer weniger gegen die Endflächen des erwähnten Gewichts preßt. Bei einem
                              									bestimmten Druck des Meßstückes gegen die Feder ist diese nicht mehr imstande, das
                              									Gewicht durch Reibung festzuhalten; es sinkt langsam tiefer. In diesem Augenblick
                              									ist der vorgeschriebene Meßdruck erreicht. Fig. 11
                              									zeigt den Meßdruckanzeiger einer solchen Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 665
                              Fig. 12.Whitworthsche Meßmaschine von Weber & Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 665
                              Fig. 13.Meßmaschine der Newall Engineering Company.
                              
                           Das geschilderte System hat sehr viele Anwendungen gefunden. Namentlich englische und
                              									amerikanische Firmen (Brown & Sharpe, Pratt & Whitney
                                 										Company) bauen Whitworthsche Meßmaschinen.
                              									Deutsche Firmen wie Ludw. Loewe & Co. und Richard Weber & Co. verkaufen solche Maschinen auf
                              									dem inländischen Markt. In Deutschland selbst werden meines Wissens Whitworthsche Meßmaschinen zurzeit nicht gebaut. Fig. 12 zeigt eine Maschine der genannten Bauart, wie
                              									sie von Richard Weber & Co., Berlin, verkauft
                              									wird.
                           
                        
                           4. Meßmaschine der Newall Engineering
                                 										Company, London-Warrington.Engineering 1906, I, S. 79. The Engineer 1903, II, S.
                                       											37. (Fig. 13.)
                           Diese Maschine hat als Meßdruckanzeiger ebenfalls eine im Reitstock
                              									eingekapselte Stahldrahtfeder, deren richtige Spannung durch das Einspielen einer
                              									empfindlichen Wasserwage angezeigt wird.
                           Auffallend ist ferner die außergewöhnlich kräftige Bauart des Bettes, das mit drei
                              									Füßen auf einer Fundamentplatte ruht.
                           Die Maschine verträgt wegen ihrer in allen Teilen sehr kräftigen Konstruktion auch
                              									eine gelegentliche unsanfte Behandlung und ist vor allem für Werkstattsmessungen
                              									bestimmt. Die Maschine mißt bis auf 1/1000 mm.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)