| Titel: | NEUERE ROHÖLMOTOREN. | 
| Autor: | Ch. Pöhlmann | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 673 | 
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                        NEUERE ROHÖLMOTOREN.
                        Von Dipl.-Ing. Ch. Pöhlmann, Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 659 d. Bd.)
                        POEHLMANN: Neuere Rohölmotoren.
                        
                     
                        
                           Seit kurzer Zeit hat auch die Görlitzer
                                 										Maschinenbau-Anstalt den Bau von Diesel-Motoren
                              									aufgenommen. Die von ihr konstruierte Type (Fig. 36
                              									bis 40) lehnt sich in ihrer äußeren Form etwas an
                              									die später zu besprechenden Augsburger Schnelläufer an, zeigt jedoch höchst
                              									beachtenswerte Vereinfachungen gegenüber den letzteren und eine sehr geschlossene,
                              									gefällig aussehende Form.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 673
                              Fig. 36.
                              
                           Die erste bedeutende Vereinfachung besteht darin, daß Zylindermäntel und
                              									Kastengestelle zu einem einzigen Gußstück vereinigtsind (Fig. 38). Dadurch fällt das Bearbeiten der unteren Zylinderflansche und
                              									der oberen Seite des Kastengestells vollkommen fort, auch wird durch den Fortfall
                              									der Zylinderflansche, Arbeitsflächen, Befestigungsschrauben und Schraubenwarzen
                              									bedeutend an Gewicht gespart.
                           Der Kompressor, der stets nur als einfacher Verbundkompressor ausgeführt wird,
                              									ist auf einem schmalen Ausbau des Kastengestells in der Längsachse der Maschine
                              									montiert. Die Decke dieses Ausbaues ist beträchtlich unterhalb der eigentlichen
                              									Kastengestelldecke angeordnet. Damit wird eine unverhältnismäßig große Länge der
                              									Kompressortreibstange vermieden, wie solche beim Augsburger Schnelläufertyp sich
                              									ergibt. Auch erreicht der Kompressor selbst bei Vierzylindermaschinen keine zu
                              									bedeutende Höhe, so daß sein Charakter als Hilfsmaschine auch äußerlich gewahrt
                              									bleibt.
                           Der Motor wie auch der Kompressor saugt seine Arbeitsluft nicht direkt aus der
                              									Atmosphäre, sondern durch das Kastengestell an, um die in letzterem sich bildenden
                              									Schmieröldämpfe zu entfernen.
                           
                           Die Auspuffleitungen sind, wie aus Fig. 37 zu
                              									ersehen, sehr gedrängt angeordnet, entbehren aber anscheinend der Wasserkühlung und
                              									gewährleisten wegen der vielen scharfen Knickstellen keine gute Abführung der
                              									Auspuffgase.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 674
                              Fig. 37.
                              
                           Die Schmierung sämtlicher wichtigen bewegten Teile erfolgt von einem
                              									Zentralschmiergefäß aus (Fig. 37), doch werden die
                              									Kolben, Kurbel- und Kolbenzapfen durch besondere Schmierölpümpchen S (Fig. 40) mit Preßöl
                              									versorgt, um die Schmierung dieser wichtigen Teile unter allen Umständen
                              									sicherzustellen. Die Hauptlager der Kurbelwelle sind, wie aus Fig. 38 zu ersehen mit gewöhnlicher Ringschmierung
                              									ausgestattet, ebenso die Steuerwellenlager. Diese letzteren konnten als einfache
                              									Stehlager ausgebildet werden, da die Supporte gleich mit dem Zylindermantel
                              									vereinigt wurden, während z.B. beim Augsburger Typ der Zylindermantel nur die
                              									Sitzflächen für die Supporte trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 675
                              Fig. 38.
                              
                           Die Steuerung ist vor allem dadurch interessant, daß eine besondere Umstellwelle
                              									auch bei Mehrzylindermotoren fehlt. Dieselbe ist vielmehr mit der die Steuerhebel
                              									tragenden Hebelwelle vereinigt worden. Durch Verdrehung dieser durchlaufenden
                              									Hebelwelle mittels einer kleinen Kurbel am Ende der Maschine werden die sämtlichen
                              									Umstellexzenter verdreht. Eine weitere sehr glückliche Anordnung besteht darin, daß sämtliche
                              									Brennstoffpumpen zu einer einzigen vereinigt an das eine Ende der Maschine direkt
                              									neben den Regulator gelegt wurden. Dadurch machte sich auch eine Regulierwelle
                              									entbehrlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 676
                              Fig. 39.
                              
                           Die vielen Wellen durch und hinter den Steuersupporten mit ihren vielen,
                              									verhältnismäßig schlecht zugänglichen Lagerungen, die das Aussehen der Augsburger
                              									Mehrzylindermaschinen ein wenig beeinträchtigen, fallen also hier vollständig
                              									fort.
                           Interessant ist ferner die Kühlung der vom Kompressor erzeugten Preßluft. Die in
                              									der Niederdruckstufe verdichtete Luft wird nach einem in das Kastengestell
                              									eingebauten Zwischenkühler geleitet (Fig. 36 u. 40), von wo sie nach erfolgter Kühlung und
                              									Abscheidung des mitgerissenen Oeles dem Hochdruckteil der Luftpumpe zuströmt. Nach
                              									ihrer abermaligen Verdichtung passiert sie kein Kühlgefäß mehr, wie dies sonst
                              									üblich ist, sondern wird mittels einer wassergekühlten Hochdruckleitung den
                              									Luftflaschen zugeführt. Ueber Betriebsergebnisse dieser Maschinenart ist bisher
                              									wenig bekannt geworden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 676
                              Fig. 40.
                              
                           Die Firma gibt an, daß der Brennstoffverbrauch ihrer Maschine etwa 180–190 g beträgt
                              									(U. H. W. 10000 K). Wenn die Maschine den Anforderungen des Dauerbetriebes ebensogut
                              									standhält wie dem Urteil des Fachmanns bezüglich ihrer Bauart und ihres Aussehens,
                              									so darf man der G. M. A. hohe Anerkennung für diese Leistung zollen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)