| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 734 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Zur Lagerung von Transmissionswellen. Häufig genug
                              									kann man noch die Erfahrung machen, daß im Werkstättenbetriebe gute, ökonomisch
                              									arbeitende Kraftanlagen durch ungenügende Transmissionen eine wesentliche Einbuße in
                              									ihrer Wirthschaftlichkeit erfahren. Es wird eben das Hauptgewicht auf den guten
                              									Wirkungsgrad der Antriebsmaschine gelegt, die Kraftübertragung aber vernachlässigt,
                              									trotzdem gerade sie von großem Einfluß auf den Gesamtwirkungsgrad der ganzen Anlage
                              									ist. Dabei spielt die Reibung in den Lagern der Transmissionswelle die größte Rolle,
                              									da sie bei den gewöhnlichen Lagern und auch bei denen, die mit Ringschmierung
                              									versehen sind, ziemlich hohe Werte erreicht. Die Reibungsverluste können nur durch
                              									zweckmäßig durchgebildete Kugellager auf ein Minimum herabgesetzt werden. Man sollte
                              									nun annehmen, daß bei dieser Erkenntnis die Umänderung der alten Transmissionen
                              									in moderne schnell vor sich gehen würde; merkwürdigerweise ist dies aber nicht der
                              									Fall, trotzdem erstklassige Firmen, wie Gebr. Wetzel,
                              									Spezialfabrik moderner Transmissionen, Leipzig-Plagwitz, in jeder Hinsicht
                              									einwandfreie Konstruktionen von Kugellagern auf den Markt bringen.
                           Bekannt sind ihrer Bauart nach die gewöhnlichen Kugellager. Auf der Welle und im
                              									Lagergehäuse sitzt fest je ein Laufring. Zwischen diesen befinden sich die Kugeln
                              									entweder frei oder in sogen. Käfigen. Diese einfachen Lager setzen, wenn sie sich
                              									bewähren sollen, eine peinlich saubere Montage voraus, da die Kugeln nur radial
                              									beansprucht werden dürfen. Doch auch durch die größte Sorgfalt läßt sich nicht immer
                              									eine Aenderung der Lage zwischen Wellen- und Lagerachse vermeiden. Die geringste
                              									Durchbiegung der Welle, wie sie durch ihr Eigengewicht und durch das Gewicht der Riemen- oder
                              									Seilscheiben hervorgerufen wird, genügt, um den inneren Laufring eine schräge Lage
                              									dem äußeren gegenüber einnehmen zu lassen. Dadurch werden die Kugeln an die Seiten
                              									ihrer Laufbahn gedrückt und es entsteht eine erhöhte Reibung, die Lebensdauer und
                              									Wirkungsgrad des Lagers sehr beeinträchtigt. In ungünstigeren Fällen tritt
                              									Kugelbruch ein, und die Haltbarkeit des ganzen Lagers wird in Frage gestellt.
                              									Erleichtert werden derartige Störungen durch Nachlässigkeit beim Montieren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 734
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 734
                              Fig. 2.
                              
                           Diesen Mängeln wird durch die patentierte Konstruktion der eingangs erwähnten Firma
                              									abgeholfen. Sämtliche Kugellager werden nach ihrer Spezialkonstruktion
                              										„Lipsia“ mit Selbsteinstellung des Kugellagers im Gehäuse (s. Fig. 1) angefertigt. Hierbei ist der äußere Laufring
                              									an seiner Außenseite nach Kugelform gedreht und kann sich in einem entsprechend
                              									ausgebildeten Ringe, der in dem Gehäuse seitlich verschiebbar gelagert ist, bewegen.
                              									Dadurch ist erreicht, daß sich die Laufringe mit den Kugeln nach jeder Richtung hin
                              									einstellen und den Durchbiegungen der Welle folgen können. Auch ungenaue Montage
                              									kann keinen Einfluß mehr auf die Beanspruchung der Kugeln ausüben, da seitliches
                              									Drängen der inneren Laufringe gegen die Kugeln und Fig.
                                 										3. die äußeren Laufringe durch die Selbsteinstellung vollkommen vermieden
                              									ist. Daher ist die Abnutzung der Lager fast unwahrnehmbar und ein Kugelbruch so gut
                              									wie ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 734
                              Fig. 3.
                              
                           Sollen außer radialen Kräften noch achsiale Drücke aufgenommen werden, so werden bei
                              									geringen Beanspruchungen die Lager als Bundlager ausgebildet. Bei großen seitlichen
                              									Drücken, wie sie z.B. bei Schneckengetrieben auftreten, werden kombinierte Lager
                              									verwendet, die ein besonderes Kugeldrucklager besitzen.
                           Die Kugellagerschalen (Fig. 2 und 3) dienen dazu, alte Lager zu ersetzen; sie sind
                              									daher so gebaut, daß sie in jedes vorhandene Lagergestell, sei es Hänge- oder
                              									Stehlager, eingefügt werden können, ohne daß irgendwie eine Veränderung des
                              									Vorhandenen nötig wäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 734
                              Fig. 4.
                              
                           Des weiteren liefert die Firma Universalvorgelege mit Kugellagern (s. Fig. 4). Sie gestatten wegen der Universaleinstellung
                              									des Lagerbügels ein leichtes Ausrichten der Welle und ermöglichen auch an schrägen
                              									Decken eine schnelle Montage. Für schwerere Antriebe verwendet man zweckmäßiger das
                              									Reformvorgelege (Fig. 5). Es beansprucht wenig Raum,
                              									da ein Lagerbock zu seiner Befestigung genügt. Erwähnt seien noch die
                              									Doppelleitrollen „Lipsia“, die ebenfalls Universaleinstellung der Lagerbügel
                              									besitzen, und die. Riemenleiter. Die Letzteren werden entweder mit Deckensäule oder
                              									mit Wandplatte geliefert. Da die Achsen der Riemenleiter sowohl in der Höhe
                              									verstellt, als auch in jeder beliebigen Richtung gegen die Senkrechte geneigt werden
                              									können, so ist ihre Verwendbarkeit sowohl für offene als auch für gekreuzte Riemen
                              									gegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 734
                              Fig. 5.
                              
                           Die zulässige Belastung der leichteren Lager beträgt bei 200 Touren und einem
                              									Wellendurchmesser von 100 mm ungefähr 2100 kg, bei 2000 Touren 1000 kg. Die
                              									schwereren Lager haben bei denselben Wellenabmessungen und Tourenzahlen eine
                              									Belastungsfähigkeit von 4000 resp. 2200 kg. Dabei erfolgt die Schmierung – möglichst
                              									säurefreies Fett – in Pausen von ungefähr 1 Monat.
                           
                           Die Firma Gebr. Wetzel hat mit Erfolg bereits
                              									komplette Transmissionsanlagen mit Kugellagern bis 120 mm Bohrung ausgeführt.
                           Bei dem Betrieb mit Kugellagern stellte sich eine Kraftersparnis von etwa 50 v. H. gegenüber Ringschmierlagern heraus.
                           Schon diese Zahlen sollten genügen, um den großen Vorzug der Kugellager gegenüber
                              									anderen Konstruktionen klar zu zeigen.
                           –––––
                           Eine Fernschreibe-Vermittlungsanstalt für 750 Anschlusse
                              									ist kürzlich in den Geschäftsraumen der National Telewriter
                                 										Company, Bucklersbury, eröffnet worden.
                           Sämtliche Teilnehmerstationen sind mit einem Fernsprecher und einem Telautographen
                              									ausgerüstet.
                           Das Anrufen der Vermittlungsanstalt und das Bestellen des Anschlusses erfolgt in der
                              									gewöhnlichen Weise mittels Fernhörer. Der auf der Empfangsstation befindliche
                              									Schreibapparat wird von der Sendestation aus in Gang gesetzt und ist stets
                              									empfangsbereit, ohne daß es einer besonderen Bedienung bedarf. Es können auf diese
                              									Weise der angerufenen Station auch Nachrichten in Abwesenheit des betreffenden
                              									Teilnehmers schriftlich übermittelt werden. Der letztere findet bei seiner Rückkehr
                              									die schriftliche Mitteilung auf seinem Apparat vor. Weiter sollen die
                              									Telautographenanschlusse auch zur schnelleren Uebermittlung abgehender und
                              									ankommender Telegramme der Abonnenten benutzt werden.
                           Die Einrichtungen der Vermittlungsanstalt entsprechen im allgemeinen denjenigen eines
                              									modernen Fernsprechamtes. Sämtliche Anschlußleitungen sind doppeldrähtig
                              									ausgeführt.
                           Das Prinzip des Telautographen besteht darin, die Bewegung des Schreibstiftes der
                              									Sendestation auf mechanischem Wege in zwei voneinander unabhängige Bewegungen zu
                              									zerlegen und hierdurch in den Leitungsdrähten Stromstöße von wechselnder Stärke zu
                              									erzeugen, deren Wirkung auf der Empfangsstation wieder in eine Bewegung des
                              									Schreibstiftes umgesetzt wird. Der Schreibstift der Sendestation wird im
                              									Scheitelpunkt zweier beweglicher Schienen festgehalten, die jede in einem besonderen
                              									Sinn an der Bewegung des Schreibstiftes teilnehmen. Die Bewegung jeder Schiene wird
                              									wieder auf einen zweiarmigen Hebel übertragen, dessen Drehpunkt mit je einem Draht
                              									der Anschlußdoppelleitung verbunden ist. Der zweite Arm dieser Hebel gleitet bei der
                              									Bewegung des Schreibstiftes über einen kreisförmig angeordneten Widerstand hinweg,
                              									schaltet also je nach seiner Stellung mehr oder weniger Widerstand in die Leitung
                              									ein. Die Enden der Widerstände stehen mit den Polen einer Sammelbatterie in
                              									Verbindung. Die Batterie ist so geschaltet, daß sie während des Ruhezustandes des
                              									Schreibstiftes aus der elektrischen Lichtleitung aufgeladen und von dieser
                              									abgeschaltet wird, sobald sich der Schreibstift bewegt. Auf der Empfangsstation
                              									durchfließen die aus den beiden Leitungen ankommenden Ströme rotierende Drahtrollen,
                              									deren Bewegung durch Hebelübertragungen in eine Bewegung des
                              									Empfängerschreibstiftes umgesetzt wird, die derjenigen des Sendeschreibstiftes
                              									genau entspricht. Die Vorwärtsbewegung des Schreibpapiers erfolgt bei der
                              									Sendestation mechanisch, bei der Empfangseinrichtung dagegen elektrisch. Um den
                              									Schreibstift des Empfängers dem Papier zu nähern oder ihn davon zu entfernen, je
                              									nachdem bei der Sendestation geschrieben wird oder nicht, ist folgende Einrichtung
                              									getroffen: Auf der Sendestation wird durch den Druck der Hand des Schreibenden auf
                              									die Papierunterlage ein Kontakt für ein Induktorium geschlossen, dessen sekundäre
                              									Spule aus zwei differential gewickelten Windungen besteht. Die hierin erzeugten
                              									Wechselströme lagern sich in den Leitungsdrähten über die Schreibströme und Wegen
                              									auf der Empfangsstation einen Vibrator, dessen Ankerzunge im Ruhezustand den Kontakt
                              									in einem besonderen Lokalstromkreis schließt. Wird der Vibrator nun von
                              									Wechselströmen durchflössen, so gerät die Ankerzunge in vibrierende Bewegung und
                              									öffnet jenen Kontakt. Infolgedessen wird jetzt der Lokalstrom über ein der
                              									Ankerzunge parallel geschaltetes Relais geleitet, und dieses zieht seinen Anker an,
                              									solange der Vibrator vom Wechselstrom durchflössen wird. Der Anker nimmt bei seiner
                              									Bewegung den Schreibstift mit und drückt ihn gegen die Papierfläche.
                              									[Elektrotechnische Zeitschrift 1911, Nr. 36.]
                           –––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 735
                              Fig. 1.
                              
                           Ein neuer Trinkspringbrunnen. Die Firma Bopp & Reuther
                              									hat auf der Hygiene-Ausstellung in Dresden einen neuen, überall bequem aufstellbaren
                              									Trinkspringbrunnen ausgestellt, der äußerst sparsamen Verbrauch von Wasser mit den
                              									weitgehendsten Anforderungen der Hygiene und mit hübscher Form verbindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 735
                              Fig. 2.
                              
                           
                           Die becherlosen Trinkspringbrunnen sind schon seit einiger Zeit verschiedentlich
                              									zur Anwendung gekommen, doch hafteten ihnen, vom medizinisch-praktischen Standpunkt
                              									aus betrachtet, immer noch verschiedene Mängel an, obwohl der Wegfall des praktisch
                              									wie hygienisch zu verwerfenden Trinkbechers zweifellos schon einen bedeutenden
                              									Fortschritt brachte. Die Strahlöffnung war bisher sowohl gegen unmittelbares
                              									Abtrinken wie direktes Berühren zu wenig gesichert, auch war sie vielfach Unfug und
                              									Beschädigungen zu sehr ausgesetzt.
                           Wie aus dem Schnitt (Fig. 1) des Brunnens ersichtlich
                              									ist, sind keine beweglichen Teile vorhanden. Die Strahldüse ist durch zwei die
                              									Brunnenschale fast ganz abdeckende Platten in hygienischer wie praktischer Hinsicht
                              									geschützt und schnell und leicht regulierbar. Die Einstellung des Springstrahles
                              									erfolgt von Hand unmittelbar an der Strahldüsenmündung. Die Düse wird nach
                              									Einstellung durch ein Schräubchen festgestellt und gewährleistet bei dem geringen
                              									Wasserverbrauch von nur etwa 50 l i. d. Std. einen ruhigen und gleichmäßigen Strahl
                              									mit bequem abtrinkbarer Strahlkuppe.
                           In die Zuleitung wird ein Hauptabsperrventil mit Entwässerung durch die Spindel
                              									eingebaut.
                           Die Wasser-Zu- und -Ableitungen können sehr leicht erfolgen, da der Brunnen kein
                              									Steinfundament erforderlich macht und einfach mit dem gußeisernen Sockelfuß in den
                              									Boden gesetzt wird.
                           Der Sockelfuß ist so eingerichtet, daß der Wasserablauf seitlich in die Straßenrinne
                              									oder unten in den Kanal erfolgt; auch kann der Sockelfuß mit einer Tränkeschale für
                              									Tiere ausgeführt werden.
                           Für größeren Bedarf kann die Ausführung des Brunnens mit mehreren Strahldüsen in
                              									erweiterter Schale erfolgen.
                           Besonderen Hinweis verdient die Möglichkeit, den Brunnen auch bei sehr beschränkten
                              									Platzverhältnissen aufstellen zu können, da er außerordentlich wenig
                              									Aufstellungsraum beansprucht und bei sehr gefälliger äußerer Form (Fig. 2) keinerlei unnütz vorspringende Zierformen
                              									zeigt.
                           Der neue Brunnen eignet sich damit zur Verwendung in weitgehendstem Maße für
                              									Schulhöfe, Kasernen- und Fabrikhöfe, zur Aufstellung an Bahnhöfen, öffentlichen
                              									Plätzen, Promenaden, Gärten u.a.m.