| Titel: | DER LOKOMOTIVBAU AUF DER INTERNATIONALEN INDUSTRIE- UND GEWERBE-AUSSTELLUNG IN TURIN. | 
| Autor: | Schwickart | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 761 | 
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                        DER LOKOMOTIVBAU AUF DER INTERNATIONALEN
                           								INDUSTRIE- UND GEWERBE-AUSSTELLUNG IN TURIN.
                        Von Schwickart,
                           								Ingenieur in Cöln- Kalk.
                        (Fortsetzung von S. 744 d. Bd.)
                        SCHWICKART: Der Lokomotivbau auf d. Internat. Industrie- u.
                           								Gewerbe-Ausstellung Turin.
                        
                     
                        
                           6. 0–C–0 Tenderlokomotive der italienischen Staatsbahn
                                 										(Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Egestorff,
                              									Hannover-Linden).
                           Diese im Charakter mehr einer Nebenbahn entsprechende Lokomotive wird zur
                              									Beförderung von Personenzügen bei 70 km/Std. benutzt. Der Raddurchmesser ist deshalb
                              									mit 1520 mm angenommen. Die Ausführung entspricht den Normalien der italienischen
                              									Staatsbahnen der Gruppe 870.
                           Einige Angaben über Kessel und Achsen sind in Tab. 12 wiedergegeben.
                           Tabelle 12.
                           
                              
                                 Kessel über S, O
                                 2375
                                 mm
                                 
                              
                                 Blechstärke der Feuerbüchse
                                 14
                                   „
                                 
                              
                                 in der Rohrwand
                                 25
                                   „
                                 
                              
                                 Anzahl der Serve-Rohre
                                 79
                                 
                                 
                              
                                 Durchm. „         „
                                 60/65
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge     „         „
                                 2800
                                   „
                                 
                              
                                 Mittlerer Kesseldurchmesser
                                 1120
                                   „
                                 
                              
                                 Von Vorderkante Buffer bis I. Achse
                                 2350
                                   „
                                 
                              
                                 Von Achsel bis Achse II
                                 1800
                                   „
                                 
                              
                                 Von Achse II bis Achse III
                                 1800
                                   „
                                 
                              
                                 Von Achse III bis Hinterk. Buffer
                                 2750
                                   „
                                 
                              
                                 Belastung der Achsen rd.
                                 1277
                                 kg f. d. Achse
                                 
                              
                           Ein Teil der Stehbolzen ist aus Manganbronze und hat 24 mm  bei 100 mm
                              									Teilung. Das Blasrohr ist verstellbar. Im Dampfeinströmrohr ist ein
                              									Sicherheitsventil für Leerfahrt eingebaut. An Sonderausrüstungen sind ferner ein
                              									Nathan-Oeler und Preßluftsandstreuer Bauart Leach zu
                              									nennen.
                           Es schließen sich hieran an die Güterzuglokomotiven.
                              									Die Hauptabmessungen derselben sind in Tab. 13 wiedergegeben.
                           7. 0–E–0 Vierzylinder-Verbund-Güterzuglokomotive der
                                 										Bayerischen Staatsbahnen. (J. A. Maffei, München.) (Fig. 13.)
                           Lokomotiven mit fünf gekuppelten Achsen besitzen bereits die württembergischen,
                              									österreichischen, sächsischen und preußischen (Brüssel 1910) Staatsbahnen auf dem
                              									Festlande, deren Abmessungen Tabelle 14 kurz wiedergibt.
                           Die 0–E–0 Lokomotive zeigt gegenüber diesen Abmessungen eine große Heizfläche von 253
                              									qm bei 3,7 qm Rostfläche, die eine dauernde Ueberlastung gewährleistet.
                           Bei einer geforderten Schleppleistung von 800 t hinter dem Zughaken auf 11 v. T. mit
                              									25 km ergab sich eine Zugkraft von 13000 kg, die der Formel
                              										2,4+\frac{v^2}{1300} entspricht. Die Leistung am Radumfang
                              									ergibt 1200 PS oder 5,83 PS/qm Verdampfungsheizfläche. Dieser Wert entspricht der
                              									Gleichung
                           N = 1,17 √v = 1,17 · 5=5,85 PS.
                           Es würde sich mit Hilfe dieser Angaben die Leistungstabelle 15
                              									(S. 763) aufstellen lassen.
                           Tabelle 13. Hauptabmessungen.
                           Lokomotiven.
                           
                              
                                 Lokomotive Nr
                                 7
                                 8
                                 9
                                 10
                                 11
                                 
                              
                                 Gattung
                                 0–E–0
                                 1–D–0
                                 0–D–0
                                 1–C–0
                                 1–C–0 T
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser 
                                 mm
                                 2 × 4252 × 650
                                 600
                                 600
                                 440,650
                                 450
                                 
                              
                                 Kolbenhub 
                                 „
                                 610/640
                                 660
                                 660
                                 630
                                 630
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 „
                                 1270
                                 1350
                                 1350
                                 1300
                                 1350
                                 
                              
                                 Laufraddurchmesser
                                 „
                                 –
                                 830
                                 –
                                 850
                                 1000
                                 
                              
                                 Fester Radstand
                                 „
                                 3200
                                 1650
                                 2940
                                 3500
                                 3300
                                 
                              
                                 Ganzer Radstand
                                 
                                 6000
                                 7940
                                 4500
                                 5900
                                 6000
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck
                                 kg
                                 16
                                 13
                                 12
                                 12
                                 12
                                 
                              
                                 Feuerbüchsheizfläche
                                 qm
                                 132
                                 17,99
                                 12,35
                                 7,82
                                 7,6
                                 
                              
                                 Rohrheizfläche
                                 „
                                 192,8
                                 177,57
                                 124,86
                                 97,79
                                 103,4
                                 
                              
                                 Ueberhitzerheizfläche
                                 „
                                 47
                                 47,73
                                 40,41
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Gesamtheizfläche
                                 „
                                 253
                                 243,29
                                 177,62
                                 105,61
                                 111
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 „
                                 3,7
                                 2,89
                                 2,35
                                 1,55
                                 1,53
                                 
                              
                                 Leergewicht 
                                 t
                                 69,5
                                 68,72
                                 53,3
                                 37
                                 47,2
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 „
                                 77,5
                                 76,1
                                 59,2
                                 40,3
                                 60,58
                                 
                              
                                 Adhäsionsgewicht
                                 „
                                 77,5
                                 65,45
                                 59,2
                                 33
                                 45,79
                                 
                              
                                 Wasservorrat
                                 cbm
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 7
                                 
                              
                                 Kohlenvorrat
                                 kg
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 2000
                                 
                              
                                 Tender.
                                 
                              
                                 Raddurchmesser
                                 mm
                                 1006
                                 1040
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 Fester Radstand
                                 „
                                 1750
                                 –
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 Ganzer Radstand
                                 „
                                 5100
                                 3525
                                 Tender
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 Leergewicht
                                 t
                                 21
                                 19,7
                                 ist nicht
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 „
                                 50,8
                                 39,2
                                 ausgestellt
                                 21,5
                                 –
                                 
                              
                                 Wasservorrat
                                 cbm
                                 22
                                 15
                                 
                                 8
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlenvorrat
                                 kg
                                 7500
                                 4000
                                 
                                 3500
                                 –
                                 
                              
                                 Petroleumvorrat
                                 cbm
                                 –
                                 4,5
                                 
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                           Tabelle 14.
                           
                              
                                 
                                 Zylinder
                                 H
                                 R
                                 D
                                 p
                                 Radstand
                                 Gewicht
                                 
                              
                                 Oesterreichische Staatsbahnen
                                 \frac{560}{580}   632
                                 197
                                 3 – 3,65
                                 1300
                                 13
                                 
                                    \frac{2,8}{5,6}
                                    
                                 – 65,7
                                 
                              
                                 Württembergische Staatsbahnen
                                 \frac{1\,\times\,480}{2\,\times\,480}    612
                                 198
                                    2,2
                                 1238
                                 12
                                 
                                    \frac{-}{6}
                                    
                                 – 68,5
                                 
                              
                                 Württembergische Staatsbahnen
                                 \frac{565}{860}   612
                                 233
                                 2,82
                                 1045
                                 15
                                 
                                    \frac{-}{5,6}
                                    
                                    – 75
                                 
                              
                                 *Sächsische Staatsbahnen
                                 620   630
                                 210
                                 3,29
                                 1240
                                 12
                                 
                                    \frac{-}{5,6}
                                    
                                    – 70
                                 
                              
                                 *Sächsische Staatsbahnen
                                 \frac{590}{860}   630
                                 210
                                 3,29
                                 1240
                                 13
                                 
                                    \frac{-}{5,6}
                                    
                                    – 70
                                 
                              
                                 *Sächsische Staatsbahnen
                                 \frac{590}{860}   630
                                 222,5
                                 3,29
                                 1240
                                 13
                                 
                                    \frac{-}{5,6}
                                    
                                    – 70
                                 
                              
                                 *Preußische Staatsbahnen
                                 630   660
                                 202,85
                                 2,63
                                 1400
                                 12
                                 
                                    \frac{3}{6}
                                    
                                 62,6 69,53
                                 
                              
                           * Heißdampflokomotiven.
                           Tabelle 15.
                           
                              
                                 Geschwin-digkeitkm/Std.
                                 wicht in t hinter dem Tender auf
                                    											Steigungvon
                                 
                              
                                 20 v.T.
                                 10 v.T.
                                 5 v. T.
                                 2,5 v. T.
                                 v. T.
                                 
                              
                                 10
                                 560
                                 1100
                                 1932
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 20
                                 517
                                 1022
                                 1770
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 30
                                 365
                                 744
                                 1276
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 40
                                 308
                                 632
                                 1072
                                 1552
                                 –
                                 
                              
                                 50
                                 240
                                 514
                                   860
                                 1224
                                 –
                                 
                              
                                 60
                                 210
                                 430
                                   705
                                   0
                                 1500
                                 
                              
                           Aus den Zylindern errechnet sich die Zugkraft zu
                           
                              Z=\frac{0,47\,.\,16\,.\,65^2\,.\,62,5}{127}=15700\mbox{ kg.}
                              
                           der ein Reibungskoeffizient von
                              										\frac{77500}{15700}=4,94 entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 763
                              Fig. 13.0–E–0 Vierzylinder-Verbund-Heißdampf-Güterzuglokomotive der
                                 										Bayerischen Staatsbahnen. (Lokomotive Nr. 7.)
                              
                           Der Kessel liegt 2750 mm über Schienenoberkante, um die hintere Kuppelachse unter die
                              									über die Räder verbreiterte Feuerbüchse bringen zu können. Sein mittlerer
                              									Durchmesser beträgt 1760 mm. Im Langkessel liegen 219 Siederohre von 47,5/52 mm
                              									 und 24 = 3 • 8 Rauchrohre von 126/135 mm  und einer Länge von 4600
                              									mm.
                           Die vier Zylinder treiben die dritte Achse an. Hierdurch war die Gölsdorf-Achsenanordnung nicht mehr durchführbar; es
                              									verschieben sich nur die Endachsen, die Triebachse weist verschwächten Spurkranz
                              									auf. Die preußischen Staatsbahnen haben ebenfalls die T 16- und G
                              									10-Lokomotiven in dieser Weise gebaut, um die Verlegung der Kreuzkopfbahn neben die
                              									zweite Achse und die hierdurch bedingte Führung der langen Kolbenstangen in einer
                              									besonderen Brille zu vermeiden. Die inneren Hochdruckzylinder sind stark geneigt,
                              									die äußeren Niederdruckzylinder nur so viel, als das Profil bedingt. Die zwei
                              									Zylinder einer Maschinenseite werden durch einen gemeinsamen Kolbenschieber
                              									gesteuert und bilden mit dessen Gehäuse je ein Gußstück. Die beiden in der Mitte der
                              									Maschine verschraubten Gußstücke dienen als Rahmenversteifung und tragen den
                              									Kessel.
                           Der Barrenrahmen hat auch bei dieser Lokomotive wie bei allen Vierzylindermaschinen
                              									der bayerischen Staatsbahnen Anwendung gefunden.
                           Sämtliche Tragfedern liegen unter den Achsbuchsen, die der Achsen I und II und IV und
                              									V sind durch Balanciers verbunden, so daß die Maschine theoretisch in sechs Punkten
                              									getragen wird.
                           Die Maschine ist ausgerüstet mit: zwei nichtsaugenden Friedmann-Injekteuren, Klasse A. S. Z., zwei 3½
                              									Pope-Sicherheitsventilen, Pyrometer, Vakuummeter,
                              									Haushälter-Geschwindigkeitsmesser, zwei Friedmann-Schmierpumpen mit sechs Ausläufen und Westinghouse-Bremse.
                           8. 1–D–0 Heißdampf-Güterzug-Lokomotive der Rumänischen Staatsbahnen. (Henschel &
                              									Sohn, Cassel.)
                           
                           Diese als Zwilling-Heißdampflokomotive gebaute Maschine gleicht in bezug auf die
                              									Heizfläsche von 195,4 + 47,7 = 243,1 qm ziemlich der vorher betrachteten. Ihre
                              									Zugkraft, aus den Zylindern berechnet, ergibt
                           
                              Z=\frac{0,6\,.\,13\,.\,60^2\,.\,66}{135}=13800\mbox{ kg}.
                              
                           Es entfallen demnach 71 kg Zugkraft auf einen qm Heizfläche,
                              									bei Lokomotive Nr. 7 76 kg. Der Reibungskoeffizient beträgt 1 : 4,75. Wird hier die
                              									in Tab. 12 angeführte 0–E–0 Heißdampf-Güterzuglokomotive der preußischen
                              									Staatsbahnen zum Vergleich herangezogen, so ergibt sich bei einer Zugkraft von 13500
                              									kg 84 kg für 1 qm Heizfläche. Da diese Maschine 1400 mm Raddurchmesser gegen 1270
                              									bezw, 1350 mm hat und damit bei gleicher Geschwindigkeit die Umdrehungszahl und
                              									proportional die Leistung in PS f. d. qm geringer ist, kann hieraus ein Rückschluß
                              									auf die geringe Beanspruchung der Kessel gemacht werden. Ein zweiter Vergleich der
                              									Kesselbauart von Lokomotive 7 und 8 läßt den Nachteil der fast kubischen Feuerbüchse
                              									gegenüber der langen und schmalen erkennen. Die Verhältnisse der direkten zu der
                              									indirekten Heizfläche sind bei Lokomotive Nr. 7 0,068 bei Nr. 8 0,1 l. Letzterer
                              									Wert ist
                           
                              \frac{0,11-0,068}{0,068}\,.\,100=61,5\mbox{ v. H.}
                              
                           größer. Es wird bei Lokomotive Nr. 7 ein großer Teil der
                              									Verdampfung auf die Siederohre übertragen, aus welchem Grunde diese länger werden
                              									und zweckmäßig einen größeren Durchmesser erhalten, um eine zu hohe Blasrohrwirkung
                              									zu verhindern. Auf der anderen Seite wird der Dampfraum kleiner.
                           Die 1–D–0 Güterzuglokomotive findet sowohl im schweren Güterzugdienst wie auch im
                              									Personenzugdienst Verwendung.
                           Der Kessel ist den preußischen Ausführungen gleich. Sein mittlerer Durchmesser
                              									beträgt 1780 mm, die Blechstärke 19 mm. Die 188 Siederohre von 47/51 mm  und
                              									24 Rauchrohre von 125/133 mm  haben eine freie Länge von 4750 mm.
                           Als Heizmaterial kommen Steinkohle und Petroleum zur Verwendung. Erstere verbrennt
                              									auf dem aus zwei Reihen Roststäben und einem Kipprost im vorderen Teil bestehenden
                              									Rost. Bei der Fahrt tritt zur Unterstützung der flüssige Brennstoff hinzu, indem
                              									durch zwei unter dem Feuerloch angebrachte Injekteure, Bauart Dragu, fein verteilte Petroleumrückstände mittels eines
                              									Dampfstrahles über die brennende Kohle geblasen werden, die sich mit der
                              									Verbrennungsluft mischen und sich entzünden. Gegen direkte Feuerstrahlen sind
                              									Rohrwände und Rohröffnungen durch einen Feuerschirm geschützt.
                           An den Injektor schließt sich unmittelkar die Saugleitung zum Tender an. Eine
                              									Dampfleitung im Petroleumbehälter als Heizschlange verhindert ein Verdicken des
                              									Brennstoffs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 764
                              Fig. 14.1–D–0 Heißdampf-Güterzug-Lokomotive der Rumänischen Staatsbahnen.
                                 										(Lokomotive Nr. 8.)
                              
                           Wie Fig. 14 zeigt, liegen die Zylinder wagerecht und
                              									treiben die dritte Achse an. Die Dampfverteilung erfolgt durch Kolbenschieber mit
                              									breiten federnden Ringen, die in eingepreßten Büchsen laufen. Die Schmierung der
                              									Zylinder und Schieber bewirkt eine Friedmannsche
                              									Schmierpumpe mit sechs Ausläufen. An den Zylinderdeckeln sind Luftsauge- und
                              									Sicherheitsventile angebracht. Eine Druckausgleichvorrichtung ist ebenfalls
                              									vorgesehen, Das Dienstgewicht von 76,1 t verteilt sich auf die Achsen mit 11,61 –
                              									16,4 – 15,91 – 16,24 – 16,26 t. Die Achsstände sind von vorn nach hinten 2,49 + 1,85
                              									+ 1,65 + 1,95 m. Um bei größeren Geschwindigkeiten ein sicheres, ruhiges Einlaufen
                              									in die Kurven zu erzielen bildet die Laufachse mit der vorderen Kuppelachse ein Krauß-Drehgestell. Die Spurkränze, der zweiten
                              									Kuppelachse und Treibachse sind schwächer gedreht, während die Hinterachse
                              									seitliches Spiel hat. Die Achslager der Treibachse sind dreiteilig nach Obergethmann, die übrigen Lager zeigen gewöhnliche
                              									Ausführung. Die Tragfedern der drei hinteren Achsen sowie der beiden vorderen Achsen
                              									sind durch Balanciers verbunden, so daß die Maschine theoretisch in vier Punkten
                              									gestützt ist. Die Treibstangen haben offene, die Kuppelstangen geschlossene Köpfe
                              									mit nachstellbaren Lagern. Die drei hinteren Achsen werden beiderseitig mit etwa 70
                              									v. H. des Adhäsionsgewichts abgebremst. Die Bremse ist eine solche nach Westinghouse.
                           In Tab. 16 sind die Leistungen der Maschine hinter dem Zughaken angegeben. Hierzu sei
                              									erwähnt, daß bei 30 km eine Leistung/qm Heizfläche von 7,2 PS, entsprechend den
                              									Angaben von Garbe angenommen ist, während bei der Vierzylindermaschine in Tab. 13
                              									nur 6,4 PS angenommen werden konnten, wie die der Tabelle vorhergehende Berechnung
                              									zeigt. Bei höheren Geschwindigkeiten steigen dann die Werte für letztere Lokomotive
                              									schnell, während die für erstere Lokomotive um nur 0,1 PS für jede 10 km
                              									zunehmen.
                           Tabelle 16.
                           
                              
                                 Geschwin-digkeitkm/Std.
                                 Zuggewicht in t hinter dem Tender auf
                                    											Steigung von
                                 
                              
                                 20 v. H.
                                 10 v. H.
                                 5 v. H.
                                 2,5 v. H.
                                 v. T.
                                 
                              
                                 10
                                 468
                                 931
                                 1630
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 20
                                 465
                                 915
                                 1585
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 30
                                 390
                                 775
                                 1335
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 40
                                 245
                                 545
                                   930
                                 1358
                                 –
                                 
                              
                                 50
                                 185
                                 395
                                   670
                                   955
                                 1585
                                 
                              
                                 60
                                 132
                                 293
                                   490
                                   690
                                 1080
                                 
                              
                           9. 0–D–0 Zwilling-Heißdampf-Güterzuglokomotive mit
                                 										Lentz-Ventilsteuerung. (Hannover sehe Maschinenbau-A.-G. vorm. Georg
                                 										Egestorff, Hannover-Linden.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 765
                              Fig. 15.0–D–0 Zwillings-Heißdampf-Güterzuglokomotive mit
                                 										Lentz-Ventilsteuerung. (Lokomotive Nr. 9).
                              
                           Die unter die Gruppe G8 geordneten 0–D–0 Güterzuglokomotiven sind Güterzuglokomotiven
                              									teils mit Kolbenschieber, teils mit Lentz-Ventilsteuerung, sowie mit
                              									Gleichstromventilsteuerung, Bauart Stumpf. Sämtliche Lokomotiven sind gleich,
                              									unterscheiden sich also nur durch die Art der Steuerung. Die ausgestellte Maschine
                              									mit Lentz-Ventilsteuerung stellt Fig. 15 dar. Die mit diesen drei Maschinen gemachten
                              									Versuchsfahrten sind absolut nicht stichhaltig, da hierbei die schon länger im
                              									Dienst stehende Lentz-Lokomotive einer neueren mit
                              									Kolbenschieber nnd einer von der Fabrik erst abgelieferten Stumpf-Lokomotive gegenübergestellt wurde. Die ungleiche Betriebsdauer
                              									brachte ungleichen Zustand der Kessel mit sich, der am ungünstigsten für die Lentz-Maschine war. Die Versuchsfahrten ergaben den
                              									in Tab. 17 aufgezeichneten Kohlen- und Wasserverbrauch für 1000 t/km auf der Strecke
                              									Hanau-Elm.
                           Tabelle 17.
                           
                              
                                 D
                                    											Zwilling-Heißdampf-Güterzuglokomotive mit
                                 Kohlenverbrauch
                                 Wasserverbrauch
                                 
                              
                                 kgim Mittel
                                 v. H.
                                 kgim Mittel
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Lentz-Ventilsteuerung
                                   22,215
                                 1,285
                                 181,085
                                 1,078
                                 
                              
                                 Kolbenschieber
                                 20,57
                                 1,19
                                 185,585
                                 1,106
                                 
                              
                                 Gleichstrom-Ventilsteuerung
                                   17,285
                                 1
                                 167,895
                                 1
                                 
                              
                           Die Tabelle läßt den geringen Wasserverbrauch der Lentz-Maschine gegenüber der Kolbenschiebermaschine erkennen, der
                              									Kohlenverbrauch ist allerdings höher, was nur durch Kesselsteinansatz hervorgerufen
                              									wurde. Bei neuen Maschinen würde letzterer mit höchstens 20 kg zu erwarten sein. Es
                              									kann also ein tatsächlicher Vorteil der Lentz-Maschine
                              									als erwiesen gelten. Zwecks schnelleren Auslasses sind die Auslaßventile vergrößert
                              									worden. Gelegentlich einer Versuchsfahrt wurden von einer gleichen Lokomotive 1011 t
                              									Nutzlast (ohne Lokomotive und Tender) auf einer Steigung von 8,5 v. T. mit 17
                              									km/Std. befördert. Die zu entwickelnde Zugkraft beträgt 12250 kg, die Leistung 772
                              									PS und für das qm Heizfläche 5,6 PS, ein Wert, der genau den Angaben nach Garbe
                              									entspricht. Auf weitere Einzelheiten der Konstruktion einzugehen, lohnt sich nicht,
                              									da die Maschine längst bekannt sein dürfte.
                           Obige Angaben zeigen, daß diese Maschine mit ihrer kleinen Heizfläche viel
                              									wirthschaftlicher ist, indem der Kessel bei kleinen Geschwindigkeiten voll
                              									ausgenutzt werden kann, bei der vorhergehenden Maschine dagegen wegen
                              									Schleudergefahr um 20 v. H. geringer beansprucht wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)