| Titel: | Die Verteilung der Lichtintensität in den Scheinwerferstrahlen. | 
| Autor: | W. Hort | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 1 | 
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                        Die Verteilung der Lichtintensität in den
                           								Scheinwerferstrahlen.
                        Von Dipl.-Ing. Dr. phil. W. Hort, Berlin-Siemensstadt.
                        HORT: Die Verteilung der Lichtintensität in den
                           								Scheinwerferstrahlen.
                        
                     
                        
                           Bei der Beurteilung von Scheinwerfern steht naturgemäß die Frage nach der
                              									Reichweite im Vordergrunde. Die Größe der Reichweite setzt sich aus mehreren
                              									Faktoren zusammen, von denen nur einer von den Absichten des
                              									Scheinwerferkonstrukteurs abhängig ist. Diese Faktoren sind: Intensität des
                              									Scheinwerferstrahls, Zustand der Luft zwischen Scheinwerfer und Objekt, Größe und
                              									Farbe des letzteren, Standort und Geschicklichkeit des Beobachters.
                           Nur der erste Faktor kann vom Konstrukteur beeinflußt werden.
                           Die Größe der Intensität ist sowohl der photometrischen Beobachtung wie der
                              									Berechnung zugänglich.
                           Für die letztere soll im folgenden ein Verfahren angegeben werden, welches auch die
                              									Verteilung der Intensität im Strahl zu ermitteln gestattet. Die Kenntnis der
                              									Lichtverteilung ist aber wichtig in allen den Fällen, in welchen mit teilweise
                              									abgeblendetem Strahle geleuchtet wird.
                           Die Lichtintensität im Scheinwerferstrahl kann ermittelt werden, wenn das
                              									Polardiagramm der Lampe graphisch nach Abb. 1 oder
                              									tabellarisch nach Tab. 1 und die Gestalt des Parabolspiegels des Scheinwerfers
                              									gegeben sind. Außerdem muß der Durchmesser δ des
                              									positiven Kraters der Lampe bekannt sein.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 a°
                                 J in HK
                                 a°
                                 J in HK
                                 
                              
                                   0
                                 0
                                 40
                                 52300
                                 
                              
                                   5
                                 14700
                                 45
                                 46500
                                 
                              
                                 10
                                 22800
                                 50
                                 40800
                                 
                              
                                 15
                                 32700
                                 55
                                 35500
                                 
                              
                                 20
                                 40000
                                 60
                                 29800
                                 
                              
                                 25
                                 49200
                                 65
                                 27100
                                 
                              
                                 30
                                 57300
                                 70
                                 10400
                                 
                              
                                 35
                                 56200
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Gestalt des Spiegels wird bestimmt durch die Brennweite f der Meridianparabel und den Durchmesser D der Spiegelöffnung (Abb.
                                 										4). Es kann vorausgesetzt werden, daß die Parabel mathematisch genau
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 1
                              Abb. 1.
                              
                           Die flächenförmige Ausdehnung der Lichtquelle (des Kraters) ist die Ursache, daß eine
                              									achsenparallele Lichtreflexion nicht zustande kommt; vielmehr werden nach Abb. 2 die innerhalb des Kegels BAC enthaltenen Strahlen nach der Reflexion wiederum
                              									einen Kegel erfüllen, dessen Spitzenwinkel v man den
                              									Streuwinkel nennt. Der reflektierte Lichtkegel trifft eine achsensenkrechte Ebene in
                              									einer endlichen Fläche. Die Beleuchtung dieser Fläche wird im allgemeinen um so
                              									größer sein, je kleiner v ist.
                           Jeder Punkt A eines Parallelkreises vom Radius r (Abb. 2) sendet einen
                              									solchen Streukegel aus; die Gesamtheit aller von den Punkten eines Parallelkreises
                              									herrührenden Streukegel überdeckt sich in einer in großer Entfernung L achsensenkrecht zum Scheinwerfer aufgestellten Ebene zu einem Kreise von
                              									Durchmesser Lv.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 2
                              Abb. 2.
                              
                           Für das Weitere handelt es sich zunächst um die Berechnung von v aus den Daten der Aufgabe. Als solche sind (neben dem
                              									Polardiagramm der Lampe (Tab. 1) gegeben:
                           
                              
                                 Brennweite des Spiegels
                                 
                                    f
                                    
                                 = 0,65 m
                                 
                              
                                 Durchmesser des Spiegels
                                 
                                    D
                                    
                                 = 1,50 m
                                 
                              
                                 Kraterdurchmesser der Kohle
                                 
                                    δ
                                    
                                 = 0,021 m
                                 
                              
                           Wir betrachten in Abb. 2 das Dreieck ABC, dessen Basis BC
                              									gleich dem Kraterdurchmesser δ ist.
                           Der Streuwinkel v setzt sich aus zwei Teilen v1 und v2 zusammen, die wir
                              									einzeln berechnen.
                           Im Dreieck AMC gilt der Sinussatz:
                           
                              \frac{\delta}{2}:\rho=\mbox{sin}\,\nu_1:\mbox{sin}\,\left(\frac{\pi}{2}+\alpha-\nu_1\right)
                              
                           oder wenn wir v1 = sin v1 wegen der Kleinheit von v1 setzen:
                           
                              \frac{\delta}{2}:\rho=\nu_1:\mbox{cos}\,\alpha+\nu_1\,\mbox{sin}\,\alpha.
                              
                           Hieraus berechnet sich:
                           
                              \nu_1=\frac{\delta}{2}\,\mbox{cos}\,\alpha\,.\,\frac{1}{\rho-\frac{\delta}{2}\,\mbox{sin}\,\alpha}.
                              
                           In entsprechender Weise findet man aus dem Dreieck AMB:
                           
                              \nu_2=\frac{\delta}{2}\,\mbox{cos}\,\alpha\,.\,\frac{1}{\rho+\frac{\delta}{2}\,\mbox{sin}\,\alpha}.
                              
                           Bildet man die Summe v1 + v2, so ergibt sich:
                           
                              \nu=\nu_1+\nu_2=\frac{\delta}{2}\,\mbox{cos}\,\alpha\,.\,\frac{2\,\rho}{\rho^2-\frac{\delta^2}{4}\,\mbox{sin}^2\,\alpha}.
                              
                           Setzen wir jetzt für das weitere einen Parabolspiegel der
                              									Brennweite f = 0,65 m und einen Kraterdurchmesser
                              										δ = 0,021 m voraus, so wird das Glied ρ2 gegen
                              										\frac{\delta^2}{4} so groß, daß letzteres zu vernachlässigen
                              									ist; es bleibt nur übrig
                           \nu=\frac{\delta\,\mbox{cos}\,\alpha}{\rho} . .
                              									. . . . (1)
                           Wir gehen nun dazu über, die Flächenbeleuchtung auf einer achsensenkrechten Ebene im
                              									Abstande L vom Scheinwerfer zu berechnen.
                           Zu dieser Beleuchtung trägt jede Parallelkreiszone vom Radius r und der Breite ds (Abb. 3) bei. Die Größe dieses Beitrages fassen wir als Differential auf;
                              									die Gesamtbeleuchtung entsteht durch Uebereinanderlagerung aller
                              									Beleuchtungsdifferentiale und findet sich in Gestalt eines Integrals.
                           Zunächst ermitteln wir das Beleuchtungsdifferential unter Zugrundelegung der Abb. 3. Die Parallelkreiszone 2 πrds wird getroffen von den Strahlen der
                              									Lampe, die in der Richtung a die Intensität J besitzen. Die Zone ist von der Lichtquelle um das Maß
                              										ρ entfernt; demnach findet sich auf einer Fläche,
                              									welche senkrecht zu ρ = MA im Punkt A steht, die Flächenbeleuchtung
                              										\frac{J}{\rho^2}. Die ringförmige, auf den Strahlen der
                              									Richtung ρ senkrecht stehende Zone der Breite ρ dα (siehe Abb. 3)
                              									erhält also die Lichtmenge:
                           
                              \frac{J}{\rho^2}\,.\,2\,\pi\,r\,\rho\,d\alpha.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 2
                              Abb. 3.
                              
                           In Wirklichkeit verteilt sich diese Lichtmenge auf die Spiegelzone 2 π r ds, die demnach die Beleuchtung
                           
                              \frac{J}{\rho^2}\ \frac{2\,\pi\,r\,\rho\,d\alpha}{2\,\pi\,r\,ds}
                              
                           erhält. Diese Beleuchtung der Spiegelzone 2 π r ds wird nun durch Reflexion auf die kreisförmige Fläche
                              										\frac{\pi}{4}\,L^2\nu^2 ausgebreitet, vermindert sich demnach
                              									im Verhältnis der beleuchteten Flächen, so daß sich das gesuchte
                              									Beleuchtungsdifferential findet:
                           
                              d\,\Theta=\frac{J}{\rho^2}\,.\,\frac{2\,\pi\,r\,\rho\,d\alpha}{2\,\pi\,r\,ds}\,.\,\frac{2\,\pi\,r\,ds}{\frac{\pi}{4}\,L^2\nu^2}
                              
                           d\,\Theta=\frac{8\,J\,r\,d\alpha}{\rho\,\nu^2\,L^2} . . . .
                              									. (2)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 3
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 3
                              Abb. 5.
                              
                           Durch Integration über alle Parallelkreise von der Spiegelmitte bis zum Rande (von
                              										r = 0 bis r = R = 0,75
                              									m) erhält man die Gesamtbeleuchtung in der Entfernung L:
                           \Theta=\int^R_0\,\frac{8\,J\,r\,d\alpha}{\rho\,\nu^2\,L^2} .
                              									. . . . (3)
                           Integriert man nicht bis zum Rande, sondern bis r < R, so ergibt
                              									sich die Flächenbeleuchtung bei teilweise geöffneter Irisblende (Oeffnungsradius r):
                           \Theta_1=\int^r_0\,\frac{8\,J\,r\,d\alpha}{\rho\,\nu^2\,L^2}
                              									. . . . . (4)
                           Multipliziert man in (3) oder (4) mit dem
                              									Entfernungsquadrat L2, so findet man die entsprechenden Intensitäten des Scheinwerferstrahles
                              									selbst.
                           Zur Auswertung der Integrale haben wir nun noch ds durch
                              										r und dr auszudrücken.
                              									Nach Abb. 3 hat man als Parabelgleichung:
                           
                              r^2=4\,f\,x
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 3
                              Abb. 6.
                              
                           und außerdem im Dreieck AMC
                           \rho^2=r^2+(f-x)^2,
                           womit sich findet:
                           
                              \rho=f+\frac{r^2}{4\,f}.
                              
                           Ferner gilt in demselben Dreieck:
                           
                              \mbox{sin}\,\alpha=\frac{r}{\rho}=\frac{4\,f\,r}{4\,f^2+r^2}.
                              
                           
                           Durch Differentiation findet sich hieraus:
                           
                              d\,\alpha=\frac{4\,f^2-r^2}{4\,f\,\rho^2\,\mbox{cos}\,\alpha}\,d\,r.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 4
                              Abb. 7.
                              
                           Diesen Ansatz hat man in die Integrale (3) oder (4)
                              									einzuführen. Beispielsweise ergibt sich für Θ1
                           
                              \Theta_1=\frac{8}{L^2}\,\int^r_0\,\frac{J\,r\,(4\,f^2-r^2)}{4\,f\,\rho^3\,\nu^2\,\mbox{cos}\alpha}\,dr,
                              
                           oder nach Ersetzung von \frac{r}{\rho}
                              									durch sin α:
                           
                              \Theta_1=\frac{2}{f\,L^2}\,\int^r_0\,J\,.\,\frac{1}{\rho^2}\,.\,(4\,f^2-r^2)\,\frac{1}{\nu^2}\,\mbox{tg}\,\alpha\,dr.
                              
                           Die unter dem Integralzeichen stehenden Faktoren werden nun in
                              									Abhängigkeit von α tafelmäßig und graphisch
                              									dargestellt. Da auch r in Abhängigkeit von α ermittelt werden kann, erhält man schließlich alle
                              									Faktoren des Integranden in der für die Auswertung des Integrals erforderlichen
                              									Abhängigkeit von r.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 4
                              Abb. 8.
                              
                           J als Funktion von α wird
                              									aus Tab. 1 entnommen; r und ρ mißt man am besten aus der maßstäblich gezeichneten Abb. 4 ab. So ergeben sich sofort und mit einfacher
                              									Rechnung die Reihen 1 bis 12 der Tab. 2 und schließlich in Reihe 13 der Wert des
                              									Integranden selbst. Um günstige Maßstab Verhältnisse zu bekommen, ändern wir die
                              									Werte des Integranden so ab, daß vor dem Integral statt
                              										\frac{2}{0,65\,L^2} der Wert \frac{8}{L^2}
                              									zu stehen kommt. Die so errechneten Zahlen stehen in Reihe 14. Die Berechnung
                              									der Tabelle wurde mit dem Rechenschieber ausgeführt; nur Reihe 13 und 14 wurden auf
                              									einer Brunsviga-Maschine berechnet.
                           Zur Nachprüfung sind alle Faktoren des Integranden graphisch aufgetragen, und zwar
                              										J in Abb. 5, die
                              									übrigen Faktoren in Abb. 6 (Kurven a, b, c, d). Aus dem stetigen Verlauf ersieht man, daß
                              									keine groben Rechenfehler unterlaufen sind.
                           In Abb. 6 wird auch der Integrand aus Reihe 14 selbst
                              									aufgetragen (ohne den Faktor 106). Bezeichnen wir
                              									ihn mit i, so wird das zu bestimmende Integral, welches
                              									die Intensität des Scheinwerfers liefert (aus (4) durch Fortlassung von L2 hervorgehend):
                           
                              \Theta_{1\,\mbox{schwf}}=8\times 10^6\,\int^r_0\,i\,dr.
                              
                           Wählen wir jetzt die Größe des einzelnen Integrationsschrittes
                              										dr = 0,1 m, so müssen die Integrandenwerte i auf den zehnten Teil verkleinert werden. Dies ist in
                              										Abb. 7 geschehen.
                           Die schrittweise Integration, bestehend in fortgesetzter Summierung der Ordinaten der
                              									Kurve 0,1 i, liefert die Kurve ϑ, deren Endordinate = 53,0, mit 8 × 106
                              									multipliziert, die Intensität des Scheinwerferstrahles in seiner Mitte bei völlig
                              									geöffneter Irisblende = 424 Mill. HK ergibt.
                           Will man die Verteilung der Intensität im Strahle außerhalb der Achse kennen lernen,
                              									so hat man nach Abb. 8 die Ordinaten der Kurve ϑ (mit 8 × 106
                              									multipliziert) in Abhängigkeit von v/2 beiderseits
                              									einer Symmetrielinie aufzutragen. Die kleinsten Streuungen finden sich, wie Ansatz
                              									(1) lehrt, bei den Randstrahlen und bilden in großer Entfernung das Mittelfeld des
                              									Scheinwerferstrahles. Innerhalb dieses Feldes herrscht überall konstante Intensität;
                              									vom Rande des Mittel- (oder Kern-) feldes nach dem Rande des Strahles, der durch das
                              									Licht größter Streuung (aus der Spiegelmitte herrührend) bestimmt wird, nimmt die
                              									Intensität rasch ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 4
                              Abb. 9.
                              
                           Um die mittlere Intensität des Scheinwerferstrahles zu finden, hat man die mit 8 ×
                              										106 multiplizierten Ordinaten der Kurve ϑ in Abhängigkeit von v2 nach Abb. 9
                              									aufzutragen. Von dem so erhaltenen Kurvenzug ist die mittlere Höhe zu nehmen,
                              									welche 170 Mill. HK als mittlere Intensität des Scheinwerferstrahles liefert.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 5
                              
                           Die obigen Ueberlegungen setzen voraus, daß die Streukegel als Kreiskegel betrachtet
                              									werden können. Läßt man diese Voraussetzung fallen, so werden die geometrischen
                              									Betrachtungen etwas verwickelter und würden das Ergebnis liefern, daß die Ecken bei
                              									der Schaulinie 8 sich abrunden, so daß die Linie ein parabelartiges Ansehen
                              									erhält.
                           Unerörtert soll hier bleiben, welchen Einfluß ungleichmäßige Verteilung der
                              									Intensität in den Streukegeln und ungleichmäßige Verteilung der spezifischen
                              									Intensität auf der Kraterfläche haben würden.