| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 25 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Das Wärmetheorem von Nernst. Es wurde vor etwa zehn
                              									Jahren, am 23. Dezember 1905, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
                              									Göttingen vorgelegt. Da der damals ausgesprochene Grundsatz, trotz seiner hohen
                              									Bedeutung für die technische Wärmelehre, den in der Praxis stehenden Ingenieuren
                              									verhältnismäßig wenig bekannt ist, soll der Gedankengang hier dargelegt werden, dem
                              										Nernst bei der Aufstellung seiner Hypothese
                              									folgte.
                           Die erste Anregung gaben ihm die Bestrebungen, ein Maß zu finden für die chemische
                              									Affinität, d.h. die treibende Ursache bei chemischen Vorgängen. Nach früherer
                              									Auffassung war dieses Maß in der Wärmetönung, der Wärmeentwicklung vermehrt um die
                              									äußere Arbeit, gefunden. Dieser Gedanke lag nahe, da für chemische Reaktionen die
                              									Wärmetönungen kennzeichnend sind, und andererseits die Affinität die Reaktionen
                              									veranlaßt. Es dürften sich also letztere entsprechend den ersteren ändern. Berthelot verlieh 1867 der herrschenden Anschauung
                              									Ausdruck durch den Satz: „Von allen möglichen Reaktionen tritt die ein, welche
                                 										zur größten Wärmeentwicklung führt“. Im Widerspruch zu dieser Auffassung
                              									steht nun die Möglichkeit endothermer Reaktionen, d.h. chemischer Vorgänge, die
                              									Wärme verzehren. Bei ihnen ist die Wärmeentwicklung negativ, während sie beim chemischen Stillstande
                              									gleich Null wäre. Obiger Anschauung gemäß müßte demnach alles in Ruhe bleiben. Ein
                              									derartiger Widerspruch zwischen Theorie und Praxis wird vermieden, wenn man die
                              									Affinität durch die größte Arbeit mißt, die bei einem Vorgange geleistet wird. Da
                              									die chemische Verwandtschaft die treibende Kraft der Reaktion ist und somit auch die
                              									Arbeitleistung hervorruft, so muß die im Maximum entstehende Arbeit ein Maß für die
                              									Affinität sein. Diese größte Arbeitleistung entspricht nicht der der gesamten
                              									Energieänderung, der Wärmetönung, sondern der Aenderung des Teiles der Energie, der
                              									frei verwandelbar ist. Die so gewonnene Erkenntnis zeigt den Weg zur Klärung einer
                              									praktisch außerordentlich wichtigen Frage. Man war bisher nicht imstande, die
                              									maximale Arbeit zu berechnen, die ein Gramm-Atom (= 12 g) Kohlenstoff bei der
                              									Verbrennung zu Kohlensäure liefert, d.h. man kannte nicht die Leistungsfähigkeit
                              									einer durch Verbrennung von Kohle gespeisten idealen Maschine. Eine Bestimmung der
                              									Affinität würde nach Obigem Klarheit schaffen. Nernst ist
                              									es gelungen, den Weg zur Erreichung dieses Zieles zu weisen. Er stützte sich dabei
                              									in erster Linie auf die Vorarbeiten van't Hoffs. Dieser
                              									wies nach, daß bei Reaktionen zwischen festen und gelösten oder gasförmigen Stoffen
                              									die Aenderung der freien Energie lediglich durch die Konzentrationen der letzteren
                              									bestimmt wird. Man mißt nun die Konzentrationen durch die Anzahl der Mole auf einen
                              									Liter, wobei man unter einem Mole die Gasmenge versteht, die gleich dem
                              									Molekulargewicht in Grammen ist. Wenn bei einer Reaktion je ein Mol für ein Liter
                              									eines jeden Stoffes genommen wird, so gilt nach van't
                                 										Hoff für die maximale Arbeit A die Beziehung
                              										A = RTlnk. Für
                              									die Wärmetönung fand er den Ausdruck
                              										U=-RT^2\,\frac{d\,l\,n\,k}{d\,T}. Hierin bedeuten R die Gaskonstante, T die
                              									absolute Temperatur und k die Gleichgewichtskonstante.
                              									Man erkennt bei der Betrachtung dieser Fundamentalgleichungen, daß sich die
                              									Affinitätsberechnung auf die Bestimmung des Festwertes k zurückführen läßt. Dessen Bedeutung sei daher nachstehend gegeben. Es
                              									finde ein chemischer Prozeß zwischen den Stoffen A1 und A2 nach dem Schema A1 + A2 = A1' + A2' statt, d.h. es entstehen aus den ursprünglich
                              									vorhandenen die Stoffe A1' und A2'.
                              									Eine Vorbedingung der Reaktion ist nun, daß sich die Moleküle von A1 und A2 berühren. Die
                              									Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes wächst mit den Konzentrationen c1 und c2, und man wird für
                              									die Geschwindigkeit v, mit der sich der Vorgang
                              									vollzieht, schreiben können v = k • c1 • c2. Es bedeutet hierin
                              										k eine die betreffende Reaktion kennzeichnende
                              									Konstante. Sofern der Vorgang umkehrbar ist, gilt für die Geschwindigkeit der
                              									rückwärts schreitenden Reaktion entsprechend v' =
                                 										k'c1' – c2'. Wenn v = v' ist, so
                              									herrscht Gleichgewicht. In diesem Falle wäre somit k
                                 										c1
                              									c2
                              									= k' c1' c2' oder
                              									\frac{{c_1}'{c_2}'}{c_1c_2}=k. Die Gleichgewichtskonstante ist
                              									also der Quotient aus den mathematischen Produkten der Konzentrationen. Findet
                              									ein Vorgang zwischen den Stoffen A1
                              									A2 ... statt, und
                              									treten diese mit den Molekülzahlen n1
                              									n2 ... auf, so gilt die
                              									Gleichung n1
                              									A1 + n2
                              									A2 ... = n1' A1' + n2' A2' ... Jetzt müssen n1 Moleküle A1 gleichzeitig mit n2 Molekülen A2 zusammenstoßen, wenn
                              									die Reaktion eintreten soll. Wie Nernst in seiner
                              										„Theoretischen Chemie“ zeigt, läßt sich nun leicht durch eine kinetische
                              									Ableitung in anschaulicher Form der Nachweis erbringen, daß in den Ausdruck für die
                              									Geschwindigkeiten die Umsatzzahlen n1n2 ... als Exponenten von Potenzen der
                              									Konzentrationen eingehen, so daß \nu=k\,{c_1}^{n_1}\ .\
                                 										{c_2}^{n_2} ... und weiterhin
                              										k=\frac{{c_1}'^{{n_1}'}{c_2}'^{{n_2}'}}{{c_1}^{{n_1}}{c_2}^{{n_2}}}
                              									ist. Zur Berechnung von k bietet sich jetzt folgender
                              									Weg. Erfahrungsgemäß ändert sich die Wärmetönung chemischer Prozesse nur unbedeutend
                              									mit der Temperatur. Man kann daher schreiben U = U0 + αT + βT2 + ..., wo U0 die Wärmetönung im absoluten Nullpunkt, αβ ... von den reagierenden Stoffen abhängige
                              									Koeffizienten sind. Führt man diesen Wert in die oben gegebene Fundamentalgleichung
                              									für U ein und integriert, so erhält man
                              										l\,n\,k=\frac{U_0}{RT}-\frac{\alpha}{R}\,l\,n\,T-\frac{\beta}{R}\,T-\frac{\gamma}{2\,R}\,T^2\
                                 										...\ +J. In diesem Ausdruck ist J eine
                              									zunächst völlig unbestimmte Integrationskonstante, mit deren Feststellung die
                              									gestellte Aufgabe gelöst wäre. Nernst betrachtet nun das
                              									Gleichgewicht in einem homogenen gasförmigen System bei so niedriger Temperatur, daß
                              									alle reagierenden Molekülgattungen als Bodenkörper auftreten, d.h. sich am Boden
                              									absetzen können. Man kann in diesem Falle die gleiche Reaktion zwischen nur festen
                              									oder flüssigen, reinen Substanzen nach dem Schema v1a1 + v2a2 ... = v1'a1' + ... betrachten. Es
                              									werde z.B. festes oder flüssiges (unterkühltes) Wasser aus festem oder flüssigem,
                              									reinem Sauerstoff und Wasserstoff hergestellt, indem man die letztgenannten
                              									Substanzen in einen Raum hineindestilliert, in dem chemisches Gleichgewicht
                              									herrscht, und gleichzeitig das gebildete Wasser isotherm und reversibel zum festen
                              									oder flüssigen Wasser hinüberdestilliert. Bezeichnet ζ
                              									die Sättigungskonzentrationen der reagierenden Stoffe, so kann man zunächst
                              									schreiben k=\frac{1}{\zeta}. Hieraus folgen die für Verdampfung
                              									oder Sublimation (unmittelbare Verwandlung eines festen Stoffes in Dampf) geltenden
                              									den obigen Gleichungen für U und lnk analogen Beziehungen:
                              										-l\,n\,\zeta=\frac{\lambda_0}{RT}-\frac{\alpha_0}{R}\,l\,n\,T-\frac{\beta_0}{R}\,T-\frac{\gamma_0}{2R}\,T^2\
                                 										...\ -i und
                              										\lambda=\lambda_0+\alpha_0T+\beta_0T^2+\gamma_0T^3\ .... Es
                              									bedeuten hierin λ die Wärmetönung des
                              									Kondensationsprozesses, λ0 die Kondensationswärme beim absoluten Nullpunkt und i eine jedem Stoffe eigentümliche
                              									Integrationskonstante. Zur Weiterführung der Rechnung kommt nun das Nernst-Theorem zur Hilfe. Auf Grund der Erfahrung, daß
                              									bei Reaktionen zwischen reinen, festen oder flüssigen Substanzen der Unterschied
                              									zwischen A und U, sofern
                              									die Temperaturen nicht zu hoch sind, nur gering ist, ließ sich die Hypothese
                              									aufstellen \mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=\mbox{lim}\,\frac{dU}{dT}
                              									(für T= 0). Ferner läßt sich aus der obengenannten
                              									Grundgleichung für A in unserem Sonderfalle die
                              									Beziehung A = RT (lnk – Σvlnζ) entwickeln.
                              									Führt man in diesen Ausdruck die Werte der gegebenen Gleichungen für lnk und lnζ ein und
                              									vergleicht die so gewonnene Beziehung mit dem Ausdruck für U, so erkennt man, daß das in der Formel für A vorkommende Glied RT. (J – Σvi) gleich 0 werden muß, wenn das Theorem erfüllt
                              									werden soll. Es wäre demnach J = Σvi. Die unbestimmte Integrationskonstante ist
                              									hierdurch auf die Summe durch Messungen zu ermittelnder Größen zurückgeführt. Zur
                              									Berechnung von i führt Nernst in den Ausdruck für lnζ den Dampfdruck
                              										p gemäß der Formel p =
                              										ζRT ein und erhält dadurch eine Gleichung für lnp, auf deren rechter Seite naturgemäß wiederum i auftritt. Einen zweiten Ausdruck für lnp findet er durch Integration der zum größeren Teil
                              									auf empirischer Grundlage beruhenden Formel
                              										\lambda_0+3,5\,T-ET=\frac{RT^2d\,l\,n\,p}{d\,T}. Es ergibt
                              									sich
                              										l\,n\,p=-\frac{\lambda_0}{RT}+\frac{3,5}{R}\,l\,n\,T-\frac{E}{R}\,T+i+l\,n\,R.
                              									Hieraus kann i auf Grund thermischer Messungen bestimmt
                              									werden, wenn der Koeffizient E bekannt ist. Wie dessen
                              									Feststellung erfolgt, gibt Nernst ausführlich in den
                              									Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1906 an. Zur
                              									Erreichung dieses Zieles sind vor allem Dampfdruckkurven erforderlich. Die Aufgabe,
                              									chemische Gleichgewichte aus thermischen Messungen zu bestimmen, ist hierdurch
                              									gelöst, mit anderen Worten, das Endziel der Thermochemie ist erreichbar
                              									geworden.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Erzeugung und Verwendung flüssiger Luft zu Sprengzwecken.
                              									Die hochwertigen Nitroglyzerin- und Ammonsalpetersprengstoffe werden immer mehr für
                              									die Bedürfnisse der Heeresverwaltung herangezogen, so daß sich der Bergbau große
                              									Beschränkungen auferlegen muß. Man hat daher seine Zuflucht zu den sogenannten
                              									Chloratsprengstoffen genommen, wie Cheddit, Miedziankit, Koronit u.a., zu deren
                              									Herstellung chlorsaure Salze verwendet werden, die aber den ersterwähnten
                              									Sprengstoffen bedeutend unterlegen sind und auch bei der Verwendung verschiedene
                              									Nachteile aufweisen. Hervorragende Bedeutung verdient daher das Sprengverfahren mit
                              									flüssiger Luft, richtiger mit flüssigem Sauerstoff, über das H. Dietrichs in Stahl und Eisen 1915 S. 1145 ff. eingehend
                              									berichtet.
                           Die Wirkung der Sprengstoffe beruht auf ihrer schnellen Verbrennung und Vergasung,
                              									die sich in Bruchteilen von tausendstel Sekunden vollzieht. Die Salpetersäure
                              									verdankt dabei ihre große Bedeutung ihrem hohen Gehalt an Sauerstoff, dem
                              									hauptsächlichsten Agens aller Explosionsvorgänge. Bei dem Gedanken, als
                              									Sauerstoffträger die flüssige Luft zu verwenden, kam es nun darauf an, ihren
                              									Sauerstoff mit einem Kohlenstoffträger zusammenzubringen und durch Entzündung dieses
                              									Gemischs die Sprengwirkung zu erreichen. Zuerst hat Linde
                              									beim Bau des Simplontunnels diesen Gedanken zu verwirklichen gesucht, indem er die
                              									flüssige Luft mit gepulverter Holzkohle mischte. Doch hat sich dieses Oxyliquit
                              									genannte Mittel nicht bewährt. Zum ersten Male mit Erfolg hat Kowatsch einen gangbaren Weg betreten, der eine zunächst mit dem
                              									Kohlenstoffträger allein geladene Patrone erst im Bohrloch zu laden vorschlug.
                              									Gleichzeitig wußte Schulenburg einen Erfindungsgedanken
                              									von Dewar nutzbringend zu verwerten, wonach die Patronen
                              									durch Unterkühlung bis auf die Temperatur der flüssigen Luft (– 185° C) für diese
                              									aufnahmefähig und damit die damit gefüllte Patrone haltbar gemacht wird. Beide
                              									Verfahren haben sich in der Praxis als brauchbar erwiesen.
                           Die für Sprengzwecke benutzte flüssige Luft ist nicht das gleiche Produkt, das man
                              									gewöhnlich unter dieser Bezeichnung versteht, und das nur etwa 40 v. H. Sauerstoff
                              									enthält, sondern muß wenigstens 85 v. H. hiervon aufweisen. Es ist also eine
                              									Flüssigkeit, die besser als flüssiger Sauerstoff bezeichnet werden sollte, bei der
                              									also ein großer Teil des in der Luft neben Sauerstoff vorhandenen Stickstoffs
                              									ausgeschieden werden muß. Dieser flüssige Sauerstoff wird durch fraktionierte
                              									Destillation der flüssigen Luft und nachfolgende Rektifikation erhalten. Die
                              									Sauerstoffanreicherung kann auf diesem Wege bis 95, auch 99 v. H. getrieben werden,
                              									doch genügt in der Praxis ein Gehalt von 85 v. H. vollauf. Die flüssige Luft hat
                              									eine bläuliche Farbe, die mit zunehmendem Sauerstoff ein immer tieferes Blau
                              									annimmt. Bei 85 v. H. Sauerstoffgehalt beträgt das spezifische Gewicht 1,1, die
                              									Temperatur etwa – 185° C.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 27
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 1 zeigt eine Luftverflüssigungsanlage der Maschinenfabrik Fürth bei Cöln. Bei a wird vom Kompressor e
                              									Luft angesaugt, die im Reiniger b durch Berieseln mit
                              									Alkalilauge von Kohlensäure und Staub befreit wird, während die Pumpe d den Kreislauf dieser Reinigungsflüssigkeit vermittelt
                              									und etwa mitgerissene Lauge in dem Abscheider c
                              									entfernt wird. Die verdichtete Luft verläßt den Kompressor mit 15 bis 20° C und gelangt
                              									nun durch die Hochdruckleitung f in den Vorkühler g, wo sie mit dem aus dem Verflüssigungsapparat m durch die Leitung o
                              									entweichenden kalten Stickstoff vorgekühlt wird. Nach Passieren des Oelabscheiders
                              										h, der die Luft von mitgerissenem Oel befreit,
                              									gelangt sie in den Nachwärmer t, der sie wieder auf die
                              									äußere Temperatur erwärmt, und danach in die sogenannte Trockenbatterie i, wo die Feuchtigkeit und die letzten Reste von
                              									Kohlensäure und Alkali entfernt werden. Durch den Dreiweghahn k wird die Luft nun in den sogenannten Tiefkühler l geleitet, der ihre Temperatur mit Hilfe eines
                              									Ammoniak- oder Kohlensäurekompressors p auf – 20° C
                              									herunterdrückt. Das von letzterem kommende Kühlmittel wird im Kondensator q kondensiert und dem Tiefkühler zugeführt. r ist eine Regelvorrichtung mit Saug- und
                              									Druckmanometer. Nach beendetem Wärmeaustausch zwischen komprimierter Luft und
                              									Kältemittel wird das hierbei wieder gasförmig gewordene Kühlmittel wieder von der
                              									Kältemaschine angesaugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 28
                              Abb. 2.
                              
                           Die vorgekühlte Luft gelangt nun in den Verflüssigungsapparat m, wo zugleich die Abscheidung von Stickstoff vor sich geht. Dieser
                              									Apparat ist in Abb. 2 schematisch wiedergegeben. Er
                              									besteht aus einer doppelten Rohrschlange a, dem
                              									Austauscher, durch dessen inneres Rohr die vorgekühlte Luft eintritt, während im
                              									äußeren der kalte Stickstoff in entgegengesetzter Richtung abzieht und so die
                              									Preßluft nach dem Gegenstromprinzip auf – 170° abkühlt. Letztere durchströmt nun die
                              									durch flüssigen Sauerstoff gekühlte Schlange d, wo sie
                              									weiter verdichtet wird, und wird durch plötzliche Entspannung beim Austritt aus dem
                              									Ventil b auf nahezu Atmosphärendruck gebracht. Dieser
                              									Drucksturz erzeugt die zur Verflüssigung erforderliche Kälte, und nun rieselt die
                              									flüssige Luft durch die sogenannte Rektifikationssäule, wo ihr allmählich der
                              									Stickstoff entzogen wird, in den Aufsaugbehälter ab, wo sie als stickstoffarme Luft,
                              									sogenannter flüssiger Sauerstoff anlangt. Die Anreicherung mit Sauerstoff in
                              									der Rektifikationssäule beruht auf der Verdampfung des letzteren. Die flüssige Luft
                              									gelangt nämlich dorthin mit einer etwas höheren Temperatur als dem Sauerstoffbad um
                              										d entspricht. Infolgedessen treten Dämpfe auf, die
                              									in der Säule nach oben steigen, die aber wieder wärmer als die flüssige Luft sind
                              									und daher aus ihr den Stickstoff verdampfen, selbst aber wieder kondensieren und mit
                              									der Flüssigkeit nach unten fließen. Der Stickstoff entweicht ins Freie, die Preßluft
                              									in den Vorkühler g, und der flüssige Sauerstoff wird in
                              									Flaschen abgezapft.
                           Das dritte Rohr der Schlange in Abb. 2 wird nur bei
                              									Gewinnung gasförmigen Sauerstoffs verwendet.
                           Abb. 3 zeigt den ausgeführten Verflüssigungsapparat im
                              									Schnitt. Zur Aufbewahrung des flüssigen Sauerstoffs dienen doppelwandige,
                              									hochevakuierte Gefäße aus Kupfer und Messing von Ei- oder Kugelform (Abb. 4 und 5).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 28
                              Abb. 3.
                              
                           Die Füllung der Patronen mit flüssigem Sauerstoff erfolgt erst an der
                              									Verwendungsstelle. Nach dem Verfahren von Kowatsch-Balduk wird die aus einer Papphülse bestehende und mit
                              									dem Kohlenstoffträger gefüllte Patrone mit der Zündvorrichtung in das Bohrloch
                              									eingeführt. Durch ein bis auf den Boden der Patrone reichendes Papierrohr wird die
                              									Patrone mit dem flüssigen Sauerstoff gefüllt, während die verdunstete Luft durch ein
                              									zweites solches Röhrchen einen Ausweg findet. Beide Rohre ragen aus dem Bohrloch
                              									heraus, und der Raum vor der Patrone wird mit Lehm oder dergleichen ausgefüllt. Nach
                              									Einführung des flüssigen Sauerstoffs mit Hilfe des in der Flasche herrschenden
                              									Ueberdrucks ist die Patrone sprengfertig. Da infolge der leichten Vergasbarkeit die
                              									Sprengkraft bald nachläßt, muß der Schuß so schnell als möglich abgetan werden. Nach
                              									dem Schulenburgschen Verfahren wird die Patrone vor dem
                              									Einsetzen gefüllt. Auch hier wird die verdunstete Luft durch ein Entlüftungsröhrchen
                              									abgeleitet. Damit die Sprengkraft bis zum Einsetzen ins Bohrloch nicht verloren
                              									geht, wird die Patrone schon vor der Füllung mit flüssigem Sauerstoff durch dessen
                              									kalte Dämpfe vorgekühlt. Die Füllung selbst erfolgt durch Eintauchen. Die beiden
                              									beschriebenen Verfahren werden von der Sprengluftgesellschaft in Essen
                              									vertreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 29
                              Abb. 4.Transportflasche
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 29
                              Abb. 5.Füllflasche
                              
                           Die Wirtschaftlichkeit des Luftschießverfahrens hat sich als günstig erwiesen. Nach
                              									Versuchen auf großen Gruben erzielt 1 kg Marsitsprengstoff dieselbe Wirkung wie 2,2
                              									kg Gelatinedynamit, wie 6 kg Pulver, wie 3 kg Cheddit. Die Kosten sollen gering
                              									sein. Weitere Vorteile bestehen in der Explosionssicherheit auf dem Transport und
                              									während der Lagerung und in verschiedenen anderen Vorzügen im Betriebe. Natürlich
                              									ist die Verwendung des flüssigen Sauerstoffs auch nicht frei von mancherlei
                              									Nachteilen, die namentlich in der schnellen Verdunstung begründet sind, sowie darin,
                              									daß das Verfahren noch nicht schlagwettersicher ist.
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Zusammensetzung und Heizwert der Kohle. Nach dem
                              									Wassergehalte der Kohle unterscheidet man Rohkohle bzw. grubenfeuchte Kohle,
                              									lufttrockene, noch hygroskopisches Wasser enthaltende, und wasserfreie, eine Stunde
                              									bei 105° C getrocknete und in diesem Zustande hygroskopische Kohle. Bei der
                              									trockenen Destillation wasserfreier Kohle entweichen die flüchtigen Bestandteile,
                              									wie Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd, Kohlendioxyd, während die sogenannte
                              									Koksausbeute zurückbleibt. Kurzflammig sind Kohlen mit weniger als 25 v. H. an
                              									flüchtigen Bestandteilen, langflammig solche mit mehr als 25 v. H. Je nach dem
                              									Gehalt an vergasbarem Kohlenstoff unterscheidet man Fett- und Magerkohlen. Zieht man
                              									von dem Werte für die Koksausbeute den Aschegehalt ab, so ergibt sich der Gehalt an
                              									fixem Kohlenstoff. Dieser und die flüchtigen Bestandteile liefern den Wert für die
                              									sogenannte Reinkohle. Der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen und fixem Kohlenstoff
                              									ergibt die Grundlage für die Bezeichnung der Kohlen, wie Tab. 1 zeigt.
                           Der Wert für die Verbrennungswärme einer Kohle schließt diejenige Anzahl von
                              									Wärmeeinheiten mit ein, die der Verdampfungswärme des gesamten Wassergehaltes
                              									entspricht. Dieser setzt sich zusammen einmal aus dem Feuchtigkeitsgehalt und dem
                              									Gehalt an hygroskopischem Wasser (F), andererseits aus
                              									dem sich bei der Verbrennung des in der Kohle enthaltenen Wasserstoffes bildenden
                              									Wassers (H), der gleich 9 H Gewichtsteilen entspricht. Das Gesamtwasser berechnet sich also zu (F + 9 H). Da die
                              									Verdampfungswärme des Wassers für 1 kg 600 WE, also für ein Gewichtsprozent Wasser 6
                              									WE beträgt, so ist
                           V = W + 6
                              										(F + 9 H) und
                           W = V – 6
                              										(F + 9 H),
                           worin W den Heizwert und V die Verbrennungswärme bedeutet. Ist F der Wasser- und A der
                              									Aschegehalt der Rohkohle, so ist der Heizwert W für 1
                              									kg Rohkohle
                           W_r=100\ .\ \frac{W+6\,F}{100-(A+F)}.
                           Ist der Heizwert einer Rohkohle und deren Feuchtigkeitsgehalt
                              									bekannt, so läßt sich daraus nach
                           
                              W_t=\frac{100}{100-f}\ .\ (W+6\,f)
                              
                           der Heizwert der wasserfreien bzw. lufttrockenen Kohle
                              									berechnen.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Bezeichnung der Kohle
                                 FlüchtigeBestand-teilev. H.
                                 FixerKohlen-stoffv. H.
                                 
                              
                                 Anthrazite
                                 4–8
                                 96–92
                                 
                              
                                 Magerkohlen
                                   8–15
                                 92–85
                                 
                              
                                 Eßkohlen
                                 15–20
                                 85–80
                                 
                              
                                 Fettkohlen (kurzflammig, Kokskohlen)
                                 20–25
                                 80–75
                                 
                              
                                 Fettkohlen (langflammig, Gaskohlen)
                                 25–30
                                 75–70
                                 
                              
                                 Gasflammkohlen
                                 30–45
                                 70–55
                                 
                              
                                 Trockne Kohlen m. langer Flamme (Braunk.)
                                 45–55
                                 55–40
                                 
                              
                           Ist der Gesamtwassergehalt in Prozenten der lufttrockenen Kohle bekannt, so ergibt
                              									sich mit Hilfe der Gleichung
                           
                              W_t=\frac{100}{100+f}\ .\ (W-6\,f)
                              
                           der Heizwert der Rohkohle aus demjenigen der lufttrocknen bzw.
                              									wasserfreien Kohle.
                           Die Bestimmung des Heizwertes erfolgt durch kalorimetrische Messung mittels der Mahlerschen Bombe, in der die Kohle zur Verbrennung
                              									gelangt. Hierbei wird die bei der Kondensation des entstandenen Wassers freiwerdende
                              									Wärme mitgemessen. Der praktische Heizwert ergibt sich dann aus W = V – 6 (F + 9 H).
                           Zur Ermittlung des Heizwertes aus der elementaren Zusammensetzung der Kohle benutzt
                              									man die Gleichung
                              										W=81\,C+290\left(H-\frac{0}{8}\right)+25\,S-6\,F
                              									(Verbandsformel), worin C = Kohlenstoff, S = Schwefel, F = Wasser,
                              										\frac{0}{8} = gebundenen Wasserstoff,
                              										\left(4-\frac{0}{8}\right) = disponiblen Wasserstoff
                              									bedeutet. Im allgemeinen liefert diese Berechnung aber keine zuverlässigen
                              									Werte.
                           
                           Auch mit Hilfe der Goutalschen Formel erhält man auf
                              									rechnerischem Wege die Verbrennungswärme (den oberen Heizwert). Diese Formel
                              									lautet
                           Vt= 82 Cft + a • Gt,
                           worin Cft den fixen Kohlenstoff, Gt die flüchtigen Bestandteile für 1 kg wasserfreie
                              									Kohle und a einen veränderlichen Faktor bedeutet. Gt und Gft werden aus G und C der Rohkohle durch
                              									Multiplikation mit \frac{100}{100-F} ermittelt. Aus Vt ergibt sich dann der
                              									Heizwert der Rohkohle zu
                           
                              W=V_t\,.\,\frac{100-F}{100}-6\,(F+9\,H).
                              
                           Der Wasserstoffgehalt H schwankt
                              									für lufttrockne Kohle zwischen 3 und 6 v. H.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Art der Kohle
                                 Heizwert derReinkohleW
                                 
                              
                                 Steinkohlen.
                                 
                                 
                              
                                 Deutsche: Westfälische
                                    											Magerkohle
                                 8400–8500
                                 
                              
                                     Westfälische Fettkohle
                                 8200–8400
                                 
                              
                                     Westfälische Gasflammkohle
                                 8000–8200
                                 
                              
                                     Saar- und Lothringer Steinkohle
                                 7800–8100
                                 
                              
                                     Schlesische Steinkohle
                                 7800–8000
                                 
                              
                                     Hannoversche und sächsische Steinkohle
                                 7700–8000
                                 
                              
                                     Steinkohlenbriketts
                                 8200–8500
                                 
                              
                                     Steinkohlenkoks
                                 7900–8100
                                 
                              
                                 Englische: Durham
                                 8200–8400
                                 
                              
                                     Yorkshire
                                 7900–8000
                                 
                              
                                     Schottische
                                 7600–8000
                                 
                              
                                     Englischer Gaskoks
                                 7800–8000
                                 
                              
                                     Englische Briketts
                                 8300–8500
                                 
                              
                                 Braunkohlen.
                                 
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus der Provinz Brandenburg
                                 5600–6400
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus der Lausitz
                                 5900–6300
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus dem Königreich Sachsen
                                 6600–7000
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus der Provinz Sachsen, Thüringen    und
                                    											Anhalt
                                 6300–6800
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus Westdeutschland, Rheinland
                                    											und    Hessen
                                 6300–6600
                                 
                              
                                 Braunkohlen aus Böhmen
                                 6900–7500
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts.
                                 
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts aus der Provinz Brandenburg
                                 6000–6400
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts aus der Lausitz
                                 5900–6300
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts aus dem Königreich Sachsen
                                 6300–6700
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts aus der Provinz
                                    											Sachsen,    Thüringen und Anhalt
                                 6300–6700
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts aus Westdeutschland, Rhein-    land
                                    											und Hessen
                                 5800–6100
                                 
                              
                                 Torf.
                                 
                                 
                              
                                 Norddeutscher Torf
                                 5100–5400
                                 
                              
                                 
                                    Holz
                                    
                                 4300–4500
                                 
                              
                           Endlich läßt sich W auch aus dem Aschen- (A), Wasser- (F) und
                              									Reinkohlegehalt (100 – A – F) nach der Formel
                           
                              
                              W=W_r\,\frac{100-A-F}{100}-6\,F
                              
                           bestimmen, worin Wr den Heizwert der Reinkohle bedeutet, den man nach
                              									Analysen ähnlicher Kohlen wählt. In Tab. 2 sind einige Werte für W der häufigsten Kohlen zusammengestellt. (Zeitschr. f.
                              									Dampfkessel u. Maschinen, 1915 S. 313.)
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Ziele und Grenzen der Leuchttechnik. O. Lummer (Breslau). Jahresversammlung der Deutschen
                              									beleuchtungstechnischen Gesellschaft.
                           Vom schwarzen Körper und den Gesetzen der schwarzen Strahlung von Stefan-Boltzmann und Wien
                              									ausgehend, sprach Lummer zunächst über die Mittel zur
                              									Bestimmung der schwarzen und der wahren Temperatur und ging näher auf die von ihm
                              									bei seinen Messungen an Platin und Kohlefäden angewendete Methode ein, unter
                              									Benutzung eines Vergleichskörpers aus demselben Material den Zusammenhang zwischen
                              									der wahren Temperatur der Fäden und ihrer durch gleichzeitige Messung von Strom und
                              									Spannung festgestellten Gesamtstrahlung zu ermitteln. Er wies darauf hin, daß er auf
                              									diesem Wege bisher neben der Hohlraumstrahlung nur die Strahlung von Platin und
                              									Kohle habe untersuchen können, da ein Vergleichskörper aus Wolfram, wie er ihn zu
                              									Messungen an Wolframlampen hätte benutzen wollen, der technischen Schwierigkeiten
                              									wegen bis jetzt nicht ausführbar gewesen sei.
                           Im Anschluß daran ging Lummer auf das Wesen der
                              									logarithmischen Isochromaten ein. Es sind dies bekanntlich die Geraden, die man
                              									erhält, wenn man die bei einer bestimmten Wellenlänge und verschiedenen Temperaturen
                              									spektralphotometrisch gemessenen Energiewerte eines Strahlers in logarithmischem
                              									Maßstabe in Abhängigkeit von der reziproken absoluten Temperatur darstellt. Für jede
                              									Wellenlänge erhält man eine solche logarithmische Isochromate, und die verschiedenen
                              									Isochromaten nähern sich einander, um sich in einem oder vielen Punkten zu
                              									schneiden. Trifft der erste der beiden Fälle zu, so besagt dies, daß für die dem
                              									Schnittpunkte der Isochromaten entsprechende Temperatur des geprüften Strahlers
                              									seine relative Energieverteilung dieselbe ist, wie die des im Spektral-Photometer
                              									als Normallampe benutzten konstanten Vergleichslichtes.
                           Diese Tatsache kann in einfacher Weise zur Untersuchung verschiedenartiger Strahler
                              									benutzt werden, indem man diese je nachdem als Normallampe des Spektralphotometers
                              									benutzt, wenn man ihre Temperatur nicht beliebig ändern kann, oder indem man sie mit
                              									dem Spektralphotometer prüft und dabei eine Normallampe von bekannten
                              									Strahlungseigenschaften als Vergleichslichtquelle wählt.
                           Lummer konnte auf diesem Wege zeigen, daß der Kohlefaden
                              									der Kohlefaden-Glühlampe die gleiche relative Energieverteilung im sichtbaren Gebiet
                              									aufweist, wie der schwarze Körper, und daß er daher, da er kein schwarzer Körper
                              									ist, als „grauer“ Körper angesprochen werden muß. Er konnte ferner
                              									nachweisen, daß die Bogenlampenkohle dieselbe Eigenschaft besitzt, konnte daraus die
                              									Temperatur des Bogenlampen-Kraters bestimmen, und bewies weiter die Berechtigung der
                              									Methode, indem er den grauen Kohlefaden mit dem blanken Platinfaden verglich und
                              									dabei keinen gemeinsamen Schnittpunkt der logarithmischen Isochromaten fand. Er
                              									wandte endlich dieselbe Methode auf die Sonne an, indem er zum Vergleich den
                              									positiven Krater des elektrischen Lichtbogens verwendete.
                           Aus seinen Messungen und den Zahlen anderer Beobachter leitete er die Temperatur der
                              									Sonne unter verschiedenen Voraussetzungen ab und zeigte, daß sie zu rund 6000° abs.
                              									angenommen werden kann.
                           Lummer sprach dann über die Empfindlichkeitskurve des
                              									menschlichen Auges, die sich unter dem Einflusse der Sonne nach seiner Ansicht so
                              									ausgebildet hat, daß wir die zu uns gelangende Strahlung mit möglichst gutem
                              									Nutzeffekte bewerten, da das Strahlungsmaximum mit in den Wellenlängenbereich fällt,
                              									den wir als das sichtbare Gebiet bezeichnen.
                           Durch weitere auf den schwarzen Körper bzw. den blanken Platinstrahler angewandte
                              									Ueberlegungen zeigte Lummer endlich, daß mit einer
                              									Temperatur, wie sie etwa derjenigen der Sonne entspricht, das Optimum der
                              									Wirtschaftlichkeit gegeben sei, das eine auf dem Prinzip der Temperaturstrahlung
                              									beruhende Lichtquelle erreichen kann.
                           Lummer schloß seine Ausführungen, indem er die
                              									verschiedenen Nutzeffekte berechnete, die sich unter drei willkürlich von ihm
                              									gemachten Voraussetzungen ergeben. Die erste seiner Annahmen geht von einer
                              									gleichmäßigen Verteilung der Energie im sichtbaren Gebiet aus, und Lummer
                              									bezeichnete den erzielten Effekt als schlecht, weil ein großer Teil der Energie
                              									dabei zu wenig zur Geltung gelangt. Im zweiten Falle legte er eine
                              									Energie-Verteilung im sichtbaren Gebiet zu Grunde, wie sie der Empfindlichkeitskurve
                              									des menschlichen Auges entspricht, und erzielte ein dementsprechend wesentlich
                              									besseres Ergebnis. Bei der dritten Annahme schließlich setzte er den günstigsten
                              									Fall voraus, daß die ganze Strahlung beim Empfindlichkeitsmaximum des Auges, im
                              									Gelbgrünen also, mit einem Nutzeffekt von 100 v. H. in Licht umgesetzt wird. Für
                              									diesen günstigen, wegen der monochromatisch grünen Färbung praktisch allerdings kaum
                              									in Betracht kommenden Fall, gab Lummer 55 Kerzen für 1
                              									Watt als Grenzwert an.
                           In der sich anschließenden Diskussion wies A. R. Meyer
                              									darauf hin, daß sich ein Teil der von Lummer
                              									vorgetragenen Untersuchungen mit den Ergebnissen einer von ihm ausgeführten,
                              									abgeschlossen vorliegenden Arbeit decke, die er auch bereits zum Vortrage in der
                              									nächsten Sitzung der beleuchtungstechnischen Gesellschaft angemeldet habe. Er
                              									verglich noch einige seiner Resultate mit denen von Lummer und gab als Grenzwert für den an dritter Stelle erwähnten Fall
                              									einer monochromatischen Grünlichtquelle von der dem Maximum der Augenempfindlichkeit
                              									entsprechenden Wellenlänge 72,5 sphärische Kerzen für 1 Watt an. In der weiteren
                              									Diskussion, an der die Herren Warburg und Lummer teilnahmen, wurde die Frage erörtert, wie die Aschkinass'sche Theorie der Strahlung von Metallen durch
                              									ergänzende, das Reflexionsvermögen betreffende Annahmen soweit umgestaltet werden
                              									könne, daß man auch aus den vielen Schnittpunkten der logarithmischen Isochromaten
                              									eines blanken Körpers die wahre Temperatur dieses Strahlers herleiten könne.
                           Dr. A. R. Meyer.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Kupfererzeugung Norwegens. Die norwegische Erzeugung
                              									von metallischem Kupfer betrug im Jahre 1914 insgesamt 2867 t, nämlich in:
                           
                              
                                 Sulitjelma
                                 etwa
                                 1475
                                 t
                                 Bessemerkupfer,
                                 
                              
                                 Birtavarre
                                 „
                                 480
                                 „
                                 Bessemerkupfer,
                                 
                              
                                 Röros
                                 „
                                 493
                                 „
                                 Raffinadekupfer,
                                 
                              
                                 Kristiansands Nikkelraf-fineringsverk
                                 „
                                 419
                                 
                                    
                                    
                                 Elektrolytkupfer.
                                 
                              
                           Im Jahre 1913 erzeugten dieselben Werke 1385, 420, 550 und 388 t, zusammen ungefähr
                              									2750 t.
                           Im Jahre 1914 machte die Kieserzeugung bei Lökken, Sulitjelma, Foldal, Stordö,
                              									Röstvangen, Bossmo und Röros insgesamt etwa 397000 t aus; wird die Ausbeute der
                              									anderen Gruben auf etwa 35000 t veranschlagt, so ergibt sich für 1914 eine
                              									Gesamterzeugung von etwa 430000 t gegenüber einem Durchschnitt für 1912 und 1913 von
                              									460000 t. Die Ursache zu dem Rückgang wird zum Teil darin gesucht, daß die Arbeit in
                              									den Gruben Bossmo und Kjöli, die mit belgischem Kapital arbeiten, nach Ausbruch des
                              									Krieges ganz oder teilweise eingestellt gewesen ist.
                           Die gesamte Kiesausfuhr im Jahre 1914 machte 358144 t aus gegen 426000 und 391000 t
                              									in den Jahren 1913 und 1912, also 1914 nahezu 70000 t weniger als im Vorjahr.
                           Der einheimische Verbrauch an Kies hat in den letzten Jahren etwas mehr als 50000 t
                              									betragen, für 1914 dürfte er 60000 t erreichen. In diesem Jahre wurden 42852 t
                              									Kiesabbrand d.h. etwas mehr als im Vorjahr ausgeführt.
                           Die Kupferwerke Norwegens beschäftigten 1914: 4250 Arbeiter, ungefähr dieselbe Anzahl
                              									wie 1913.
                           Im Jahre 1913 standen die Kupferpreise für 1 englische Tonne auf 72 Lire und sanken
                              									in der ersten Hälfte 1914, bis zum Kriegsausbruch, auf 65 Lire.
                           Der Gesamtwert der norwegischen Kupfer- und Kieserzeugung wird auf 15 Millionen
                              									Kronen veranschlagt. Da der Weltverbrauch an Kupfer jährlich auf 1040000 t geschätzt
                              									wird, so würde Norwegen, das 2800 t erzeugt, mit 1/4 bis ⅓ v. H. beteiligt sein.
                              									Unter Hinzurechnung des aus norwegischem Kies gewonnenen Kupfers, das etwa 9000 t
                              									beträgt, entfällt auf Norwegen etwa 1 v. H. der Welterzeugung.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Außenhandel 1914 in Venezuela. Nach der von dem
                              									venezolanischen Finanzministerium in zwei Halbjahrheften veröffentlichten Handels-
                              									und Schiffahrtsstatistik für das Kalenderjahr 1914 betrug die Einfuhr Venezuelas im
                              									Jahre 1914: 114 Millionen Kilogramm im Werte von 72,4 Millionen Bolivar
                              									gegen 136,3 Millionen Kilogramm im Werte von 93,4 Millionen Bolivar im Jahre 1913,
                              									eine Verringerung um rund 22 Millionen Kilogramm und 21 Millionen Bolivar.
                              									Ausgeführt wurden im Jahre 1914 188,3 Millionen Kilogramm im Werte von 111,5
                              									Millionen Bolivar gegen 285 Millionen Kilogramm im Werte von 152,7 Millionen Bolivar
                              									im Vorjahr, eine Abnahme um nahezu 100 Millionen Kilogramm und rund 41 Millionen
                              									Bolivar. Der Anteil der wichtigsten Verkehrsländer an der Ein- und Ausfuhr in den
                              									Jahren 1914 (und 1913) stellte sich in Millionen Bolivar wie folgt:
                           Ausfuhr. Vereinigte Staaten von Amerika 48,5 (43,8), Frankreich 31,1 (51,7),
                              									Deutschland 9,9 (28,8), Großbritannien 7,3 (11,3) Spanien 5,6 (70,), Niederlande 4,7
                              									(3,6).
                           Einfuhr. Vereinigte Staaten von Amerika 31,1 (35,9), Großbritannien 14,9 (22,2),
                              									Deutschland 8,2 (13,4), Niederlande 7,5 (8,2), Frankreich 4,0 (5,6), Spanien 2,4
                              									(3,7).
                           ––––––––––
                           
                        
                           Der heutige Stand der Herstellung künstlicher
                                 										GliedmaßenVgl. D. p. J. Bd. 330
                                    											Heft 23. wird gekennzeichnet durch das Streben nach Vereinfachung
                              									des künstlichen Mechanismus. Die schwierigste Aufgabe ist die Beschaffung eines
                              									Armersatzes. Bei den Ausführungen, die nicht nur zum Ersatz des fehlenden Gliedes,
                              									sondern auch zur Verdeckung des von der Verletzung hervorgerufenen Schönheitsfehlers
                              									dienen sollen, besteht die Hand meist aus leichtem Holz und ist in allen
                              									Fingergliedern beweglich. Die Greiffähigkeit beruht nur auf der durch die Reibung in
                              									den Gelenken hervorgerufenen Klemmwirkung. Da diese bald nachläßt, ist es
                              									empfehlenswerter, nur den Daumen beweglich zu gestalten und dessen Anpressung an den
                              									ergriffenen Gegenstand durch eine Feder zu bewirken. Bei teilweisem Verzicht auf die
                              									schönheitliche Wirkung kann man auch an der Innenseite der künstlichen Hand eine
                              									Oeffnung anbringen, in die Gegenstände, die der Verletzte benutzen will,
                              									hineingesteckt werden. Noch weiter in dieser Richtung geht man, wenn nur die
                              									Beschaffung eines sogenannten Arbeitsarmes vorgesehen wird. Wie Abb. 1 zeigt, besteht ein solcher aus einer
                              									gutsitzenden Stulpe, deren Form sich nach der Art der Amputation richtet und die am
                              									vorderen Ende eine Klemmvorrichtung aus Metall trägt. Im Bilde ist ferner ein
                              									kugelförmiger Ansatz zur Führung eines Hebels dargestellt. An dessen Stelle können
                              									beliebige andere Ansätze, z.B. Arbeitshaken, Feilkloben, Stechbeitel usw.
                              									treten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 32
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 2 veranschaulicht die mechanische Betätigung
                              									eines einfachen Armersatzes vermittels des als unversehrt angenommenen
                              									Oberarmstumpfes und Schulterblattes. Zu diesem Zwecke ist die Stumpfhülse s mit der angeschnallten Schulterkappe k gelenkig verbunden. An dieser ist der zweiarmige
                              									Hebel h angebracht, dessen unteres Ende durch die
                              									Darmsaite d1 mit der
                              									Stumpfhülse in der sichtbaren Weise in Verbindung steht, während das obere Ende
                              									durch die Saite d2 an
                              									dem unteren Teil der Unterarmhülse angeschlossen wird, wie die rechte Hälfte der
                              									Abbildung erkennen läßt. Bewegt der Verletzte den Oberarm nach vorn, so zieht d1 das untere Hebelende
                              									gleichfalls nach vorn, der Befestigungspunkt der Saite d2 am Hebel bewegt sich somit nach hinten,
                              									und es tritt eine Beugung des Unterarmes ein. In weit vollkommenerer Weise werden
                              									die Kräfte des Schulterblattes durch den Armersatz der Carnes
                                 										Company in Kansas City nutzbar gemacht. Mit diesem künstlichen Gliede kann
                              									die Hand geöffnet, geschlossen, gebeugt und gedreht werden. Auch ist eine
                              									Feststellung und Entriegelungen in verschiedenen Lagen vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 32
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 32
                              Abb. 3.
                              
                           Weniger schwierig als ein Armersatz gestaltet sich die Herstellung eines künstlichen
                              									Fußes, wie ihn Abb. 3 zeigt. Er besteht aus einem
                              									innen gepolsterten Ledertrichter für den Oberschenkelstumpf, einem hohlen Körper als
                              									Ersatz des Unterschenkels und einem Holzfuße mit elastischer Sohle aus Filz.
                              									Unbedingt notwendig ist das Vorderfußgelenk z. Eine mit
                              									ihm verbundene Spiralfeder bewirkt das Strecken der Spitze des aufgehobenen Fußes.
                              									An Stelle des Knöchels befindet sich das Drehgelenk f,
                              									das allerdings ein der natürlichen Beweglichkeit des Fußes entsprechendes seitliches
                              									Nachgeben vermissen läßt, was sich beim Gehen auf unebenem Boden unliebsam bemerkbar
                              									macht. Bei einem Gummifuß können beide Gelenke vermieden werden. Zwischen die
                              									Trennungsflächen von Fuß und Unterschenkel legt man zur Erzielung eines elastischen
                              									Auftretens eine Spiralfeder oder einen Gummipuffer ein. Der Gefahr, daß das
                              									Kniegelenk k unter der Schwere des Körpers einknickt,
                              									kann man durch Anordnung des in Rasten einschnappenden Hebels a begegnen. Doch ist es ratsam, von Anfang an
                              									Gehversuche mit losem Gelenk unter Benutzung eines Stockes vorzunehmen. Ein an der
                              									Vorderseite befindlicher, Ober- und Unterschenkel verbindender elastischer Gurt
                              									sorgt für das Strecken des gehobenen Beines. Bei völligem Verluste des Gliedes ist
                              									schließlich noch ein Hüftgelenk erforderlich, das beim Gehen festgestellt wird. Auch
                              									von einem losen Kniegelenk muß bei derartig schwerer Verletzung abgesehen werden. Es
                              									ist unvermeidlich, daß hierdurch der Gang etwas Steifes bekommt.
                           Von großem Vorteil würde sein, wenn es gelänge, die Massenerzeugung auch in das
                              									orthopädische Gewerbe einzuführen. Bei der starken Nachfrage nach künstlichen
                              									Gliedmaßen, die gegenwärtig besteht, scheint der Zeitpunkt dafür gekommen. (Tießen, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr.
                              									47.)
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Ein Forschungsinstitut für die amerikanische Kriegsmarine.
                              									Der Marinesekretär der Vereinigten Staaten, Daniels, hat
                              									einen technischen Beirat für die Marine gebildet zu dem Zwecke, „die schlummernde
                                 										Erfindungsgabe des Landes im Interesse der Förderung der Marine zu wecken“.
                              									Zum Vorsitzenden dieses Beirates wurde Edison ernannt,
                              									während von elf großen Ingenieurvereinen und anderen wissenschaftlichen
                              									Nationalverbänden je zwei Beisitzer vorgeschlagen wurden. Unter diesen finden sich,
                              									wie die Zeitschrift für angewandte Chemie 1915, III, S. 651, mitteilt,
                              									zahlreiche bekannte Chemiker und Metallurgen, so ist z.B. die American Chemical
                              									Society vertreten durch Dr. Whitney, den Leiter des
                              									Forschungslaboratoriums der General Electric Co., sowie durch Dr. Bakeland, den Erfinder des Kunstharzes Bakelit. Weiter
                              									sind in dem Beirat vertreten die elektrochemische Gesellschaft, das Institut der
                              									Hütten-Ingenieure, die aeronautische Gesellschaft und andere Vereinigungen. In der
                              									konstituierenden Versammlung, die im Oktober in Washington stattfand, wurde die
                              									Bildung von Sondergruppen für Torpedos, Unterseeboote, Sprengstoffe, drahtlose
                              									Telegraphie, Rettungswesen usw. beschlossen, die sich mit der Bearbeitung
                              									bestimmter, ihnen zugewiesener Gebiete befassen sollen. Ferner wurde die Errichtung
                              									eines großzügigen Forschungs- und Versuchslaboratoriums dem Marinesekretär in
                              									Vorschlag gebracht, das mit Laboratorien, Gießereien, Werkstätten der
                              									verschiedensten Art, sowie Räumen zur Anfertigung von Zeichnungen und Films
                              									ausgestattet werden soll. Dieses Forschungsinstitut soll in der Nähe einer Großstadt
                              									am atlantlischen Ozean errichtet werden und ein für die größten Kriegsschiffe
                              									zugängliches Dock erhalten. Die Anlagekosten sind auf 5 Mill. Doll., die jährlichen
                              									Betriebskosten auf 2,5 bis 3,5 Mill. Doll. veranschlagt. Der Marinesekretär wird dem
                              									Kongreß in seiner nächsten Session wahrscheinlich eine entsprechende Bewilligung
                              									empfehlen; bis zur Errichtung dieses Laboratoriums wird sich der Beirat, der alle
                              									zwei Monate zu einer Sitzung zusammentritt, mit den zurzeit verfügbaren Mitteln
                              									behelfen.
                           Sander.