| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 48 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ein schneller Linienschiffskreuzer. Die Meldung des
                              									Army and Navy Journal vom 9. Oktober 1915, daß die amerikanische Marine den Bau
                              									schneller Schlachtkreuzer ins Auge gefaßt habe und bereits Pläne eines 35
                              									Knoten-Kreuzers ausbarbeiten lasse, verdient in mehrfacher Hinsicht Interesse. Vor
                              									allem würde die Bestätigung dieser Meldung einen ausgesprochenen Wendepunkt bedeuten
                              									in der Baupolitik der Vereinigten Staaten, die längere Zeit hindurch dem Bau von
                              									Kreuzern keine Beachtung geschenkt haben. Seitdem vor etwa 10 Jahren die letzten
                              									amerikanischen Panzerkreuzer in Bau gegeben wurden, hat das Marine-Departement,
                              									unter Verzicht auf die konstruktive Weiterbildung dieses Schifftstyps es
                              									grundsätzlich abgelehnt, den Schritt vom Panzerkreuzer zum schnellen
                              									Schlachtkreuzer, mit dem größere Kriegsmarinen wie die Deutschlands, Englands und
                              									neuerdings auch Japans erfolgreich vorgegangen waren, mitzumachen, Selbst der
                              									Bau kleiner Kreuzer trat gegenüber dem Hauptziel, der Schaffung einer Flotte
                              									leistungsfähiger Linienschiffe, völlig zurück. Teilweise mag für diese Stellungnahme
                              									die lange ungelöst gebliebene Frage nach dem geeignetsten Maschinentyp, die bei der
                              									maschinenbaulichen Entwicklung amerikanischer Kiegsschiffanlagen in einer
                              									ausgesprochenen Unstetigkeit zutage trat, mitbestimmend gewesen sein. Unvergessen
                              									ist, daß in keiner Marine sich die Turbine so schwer und unter so starken
                              									Rückschlägen, die die Gegensätzlichkeit der maßgebenden Meinungen deutlich
                              									kennzeichneten, gegenüber der Kolbenmaschine durchzusetzen vermochte, als gerade in
                              									der amerikanischen.
                           Wurde so schon der Einbau einer Turbinenanlage in ein Linienschiff zu einem
                              									technischen Wagnis gestempelt, um wieviel mehr mußte dies bei einer Anlage der drei-
                              									bis vierfachen Maschinenleistung, wie sie moderne Schlachtkreuzer von 28-30
                              									Knoten aufweisen, der Fall sein. Gerade im Hinblick hierauf muß die Entscheidung der
                              									amerikanischen Marine die größte Ueberraschung wecken, bedingt doch eine Erhöhung
                              									der Geschwindigkeit von 30 bis auf 35 Knoten eine Steigerung der bisherigen
                              									Höchstleistung auf annähernd das Doppelte. So große Maschinenleistungen sind mit
                              									Turbinenanlagen der bisher verwendeten Art unter Beibehaltung der Zahl der
                              									Propellerwellen, deren Vermehrung mit Rücksicht auf die Abmessungen des
                              									Schiffskörpers nicht recht denkbar erscheint, sicher nicht mehr zu erzielen. Rückt
                              									doch schon bei den größten direkt wirkenden Schiffs-Turbinenanlagen, deren
                              									Leistungen heute schon bis auf etwa 100000 PS gestiegen sind, infolge der
                              									Riesenabmessungen der Niederdruckturbinen die Gefahr unerwartet auftretender
                              									Beanspruchungen statischer wie dynamischer Art, die mit Sicherheit konstruktiv nicht
                              									mehr zu beherrschen sind, so nahe, daß die Ueberschreitung der hiermit gezogenen
                              									oberen Grenze tatsächlich fast ein Wagnis bedeutet. Daß unter diesen Umständen die
                              									Verwirklichung einer Geschwindigkeit von 35 Knoten eine völlige Umwälzung der ganzen
                              									Maschinenanlage bedeutet, dürfte darnach einleuchten. Sie läßt nur den Uebergang zum
                              									indirekten Turbinenantriebe offen, wobei entweder der turboelektrische Antrieb oder
                              									der Turbotransformator-Antrieb in Frage käme. Beide Antriebsarten scheinen, soweit
                              									die bisher vorliegenden Ergebnisse ausgeführter Anlagen dieser Art Schlüsse
                              									bezüglich weitaus größerer Ausführungen zulassen, am ehesten die Gewähr für die
                              									Aufbringung der erforderlichen Leistung ohne Gefährdung der nötigen
                              									Betriebssicherheit zu bieten. Auf alle Fälle würde die Verwirklichung einer so hohen
                              									Geschwindigkeit, wie sie das amerikanische Marine-Departement für seine
                              									Schlachtkreuzer wünscht, einen erheblichen Fortschritt auf der Bahn der Entwicklung
                              									der Kriegsschiffmaschinenanlagen bedeuten.
                           Die als wahrscheinlich angenommene Beibehaltung der Zahl der Propellerwellen, die,
                              									wie angedeutet, für die Art der einzubauenden Maschinenanlage von maßgebender
                              									Bedeutung werden kann, läßt sich aus der für die neuen Kreuzer angegebenen Länge
                              									schließen. Sie beträgt etwa 700 Fuß englisch (213,4 m), gleicht also annähernd der
                              									der englischen Schlachtkreuzer vom Lion-Typ. Da sich das Verhältnis zwischen Länge
                              									und Breite nur innerhalb enger Grenzen ändert, die Breite außerdem mit Rücksicht auf
                              									die Abmessungen des Panama-Kanales naturgemäß begrenzt ist, so scheint eine
                              									Vergrößerung der Wellenzahl praktisch ausgeschlossen. Ueber die Art der Bewaffnung
                              									ist Genaueres nicht bekannt geworden. In Frage kommt entweder das 50 Cal. 35,6
                              									cm-Geschütz der neueren Linienschiffe oder ein vom Board of Ordnanc neu entworfenes
                              									40,6 cm Geschütz. Es soll beabsichtigt sein, von den neuen Schlachtkreuzern vier in
                              									Bau zu geben. Ob ihre Bewilligung bereits mit dem nächstjährigen Etat vorgeschlagen
                              									wird, steht noch nicht fest.
                           Allgemein läßt sich die von der amerikanischen Marine zu Gunsten des schnellen
                              									Schlachtkreuzers gefällte Entscheidung als eine der technisch
                              									bedeutungsvollsten Folgen der bisherigen Kriegslehren betrachten. Sie weist
                              									einerseits deutlich auf die Folgerichtigkeit der Entwicklung dieses Schifftypes hin,
                              									sie läßt andererseits vielleicht erwarten, daß auch die Entwicklung des
                              									Linienschiffes ähnliche Wege wie die des Panzerkreuzers einschlägt. In den
                              									englischen 25 Knoten-Linienschiffen der Queen Elizabeth-Klasse, mit deren Inbaugabe
                              									der Bau weiterer Schlachtkreuzer eingestellt wurde, sehen wir diesen Weg bereits
                              									beschritten. Wird er zum Einheitstyp des schnellen Linienschiffes führen?
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Kupfer und Bronze. W. Müller
                              									untersuchte den Einfluß des Reckens und des Glühens auf für den Leitungsbau der
                              									Elektrotechnik wichtige Bronzen, besonders Mangan- und Zinnbronzen und auf Kupfer.
                              									(Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1915 Heft 46 S. 933.) Zur Verwendung
                              									gelangten Drähte von 14 bis 16 mm ∅, die bis auf 5 mm Querschnitt herab gezogen
                              									wurden. In diesem Endzustande zeigten sie 47 bis 71 kg/mm2 Festigkeit und eine elektrische Leitfähigkeit
                              									von 93 bis 30 v. H. des chemisch reinen Kupfers.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 48
                              Abb. 1.
                              
                           Die wahre Elastizitätsgrenze steigt fast linear mit dem Reckgrade. Die Festigkeit
                              									nimmt zuerst etwas schnell, dann aber bei weiterer Querschnittsverminderung nur
                              									allmählich zu. Die Verfestigung hat daher durch das Ziehen von 16 auf 5 mm nahezu
                              									ihren Höchstwert erreicht. Die Streckgrenze nimmt anfangs stärker zu, als später, wo
                              									das Wachsen proportional der Festigkeitsänderung ist. Die Brucheinschnürung nimmt
                              									linear ab, die Dehnung stürzt bis 20 v. H. Streckung auf wenige Prozente ab, um dann
                              									nur langsam weiter zu sinken. Der Elastizitätsmodul wächst mit fortschreitendem
                              									Recken. In der Praxis des Drahtziehens werden je nach dem erforderlichen Grade der
                              									Verfestigung und dem Durchmesser des Endfabrikates eine oder mehrere
                              									Zwischenglühungen eingeschaltet, wobei für Kupfer eine Temperatur von 700 bis 750° C
                              									gewählt wird. Zur Untersuchung des Einflusses des Glühens wurden die Proben eine
                              									halbe Stunde teils im Oelbade, im Salpeterbade oder im Heräusofen geglüht und danach
                              									abgeschreckt. Die Versuchsergebnisse sind in Abb. 1,
                              										2 und 3
                              									zusammengestellt. Das Haupterweichungsgebiet für Kupfer liegt zwischen 180 und 380°
                              									C. und zwar um so niedriger, je stärker die Verfestigung war. Die geringste
                              									Festigkeit lag bei 400°, ohne daß die Erweichung schon ganz durchgeführt war. Die
                              									Versuche haben das wichtige Ergebnis geliefert, daß ursprünglich härtere Drähte nach
                              									gewisser Erwärmung geringere Festigkeit besitzen als anfänglich weichere Drähte nach
                              									derselben Wärmebehandlung. Auch zeigte sich, daß von verschieden stark vorgereckten
                              									Drähten nach dem Ausglühen die vorher stärker verfestigten im allgemeinen höhere
                              									Festigkeit zeigen als die schwach gereckten Drähte. Hierdurch wird die
                              									Verschiedenheit in der Festigkeit von ausgeglühtem Kupferrohr und Kupferdraht
                              									erklärlich. Erstere erreichen eine Festigkeit bis 22 kg/mm2, während die Drähte von 5 mm Durchmesser kaum
                              									unter 25 kg/mm2 kommen. Der Unterschied beruht in
                              									dem verhältnismäßig geringen Recken des Kupferrohres beim Ziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 49
                              Abb. 2.
                              
                           Bei der Darstellung der Versuchsergebnisse zeigt sich, daß das verhältnismäßig reine
                              									Kupfer gegenüber den Bronzen die größte Widerstandsfähigkeit besitzt. Der Beginn der
                              									sichtbaren Erweichung schwankt bei einer Streckung von 0 bis 90 v. H. für Kupfer
                              									zwischen 300 und 60° C.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 49
                              Abb. 3.
                              
                           Die metallographische Untersuchung ergab, daß deutlich sichtbare Gefügeänderung
                              									(Lamellenbildung) erst nach Ueberschreiten des halbharten Zustandes eintritt. Beim
                              									Glühen verschieden vorgereckter Drähte zerfallen zunächst die Körner und gehen dann
                              									nach Unterteilung zur Rekristallisation über, woran sich schließlich eine
                              									Zunahme der Korngröße anschließt. Die Unterteilung der Körner fällt nun mit dem
                              									Beginn des starken Festigkeitsabfalls, und der Beginn der Rekristallisation mit dem
                              									Aufhören der großen Festigkeitsänderung zusammen.
                           Unter den verschiedenen Stufen, die ein ausgeglühtes Metall beim Ziehen durchläuft,
                              									befindet sich eine, der das beste Formänderungsvermögen zukommt. Es hat sich
                              									gezeigt, daß die Dauerbelastung gegenüber derjenigen mit normaler
                              									Maschinen-Vorschubgeschwindigkeit einen verhältnismäßig geringen Festigkeitsabfall
                              									von 2 bis 3 kg ergibt. Beim Herunterziehen eines Walzdrahtes nimmt die tatsächliche
                              									Höchstspannung zunächst nicht zu, jedoch vermindern sich Dehnung und Kontraktion,
                              									während die eigentliche Einschnürung auf Kosten der letzteren anwächst. Erst bei
                              									weiterem Ziehen und dem Annähern an den harten Zustand nimmt auch diese wieder ab.
                              									Aehnliche Erscheinungen zeigen sich beim Glühen.
                           Die durch Ziehen bewirkte „halbharte“ Verfestigung erklärt sich
                              									metallographisch wie folgt. Durch den geringen Zug werden die
                              									Einzelkristallindividuen kaum gestreckt, sondern höchstens schwach orientiert. Die
                              									geringe Reckung bewirkt aber die Bildung von Gleitebenen in der Streckrichtung,
                              									daher eine starke Abnahme der zylindrischen Dehnung in dieser Richtung beim
                              									Zugversuch. Dem entspricht ein großer Verlust an zylindrischer Kontraktion, während
                              									sich durch die sehr geringe Verfestigung im Zieheisen die
                              									Gesamt-Querschnittsverminderung verhältnismäßig nur wenig ändert. Erst wenn das
                              									Metall durch Ziehen so stark verfestigt ist, daß die Dehnung durch die zu starke
                              									Längsstreckung der Körner sich nicht mehr sehr ändern kann, leidet auch die
                              									Einschnürungsmöglichkeit, und aus dem zähen wird ein verhältnismäßig sprödes
                              									Metall.
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Wirtschaftliche Behandlung der Eisen- und Stahlspäne. (R.
                              										Philipp, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									1915 Heft 47 S. 963.) Die verschiedene Verwendungsfähigkeit des Schrotts hat eine
                              									Einteilung in 20 verschiedene Sorten notwendig gemacht, zwischen denen
                              									Preisunterschiede von mehreren hundert Prozenten bestehen. Um günstige Preise zu
                              									erzielen, muß die Sortierung des Schrotts in der Fabrik selbst vorgenommen werden.
                              									Hierdurch erst kommen die ungeheuren Werte, die im Schrott liegen, teilweise den
                              									liefernden Fabriken zugute.
                           Schmiedeeiserne und stählerne Späne müssen ölfrei und frei von Gußeisenspänen, von
                              									Beimengungen wie Sand und dergleichen sein, Bedingungen, die nicht immer leicht zu
                              									erfüllen sind. Vor allem ist die Sperrigkeit des Schrotts ein großer Uebelstand beim
                              									Transport. Nach neueren Verfahren hat man die Späne mit besonderen Vorrichtungen an
                              									den Sammelstellen zu handlichen, dichten Massen zerkleinert, wodurch das Raummaß bis
                              									auf 6 v. H. der ursprünglichen Späne schrumpft. Versuche, die Entstehung langer
                              									Locken auf der Drehbank zu verhindern, die Elastizität der Späne z.B. durch
                              									Ausglühen zu vernichten, und die Späne zu zerschneiden, sind wegen der zahlreichen
                              									Schwierigkeiten aufgegeben worden. Dagegen ist es gelungen, nach der
                              									Vorzerkleinerung auf sogenannten Zerreißwalzwerken mit zwei verzahnten Walzen die
                              									Späne auf Schlagkreuzmühlen zu zerkleinern. Mit einem Walzenpaare von 750 und 250 mm
                              									Durchmesser hat man auf einer Schlagkreuzmühle von 1000 mm Gehäusedurchmesser bei 40
                              									PS eine Leistung von 4000 bis 6000 kg in der Stunde erzielt. Bei zähem Stahl versagt
                              									jedoch das Walzwerk sehr leicht, weil sich die Späne um die Walzen herumwickeln.
                              									Auch bewegliche Walzen haben sich nicht bewährt. Die Firma Henschel & Sohn in Kassel hat ein Walzwerk
                              									mit zwei gleichgroßen, verzahnten Walzen und scharfen Abstreichern an den beiden
                              									äußeren Seiten gebaut, bei dem große Ballen von Spänen aufgegeben werden können,
                              									weil die Walzen so gerichtet sind, daß sie die Ballen zerreißen. Doch auch hierbei
                              									wickeln sich die Späne nur allzuleicht um die Walzen herum.
                           Die Späne lassen sich nun nur beim Vermischen mit Blechabfällen und Drähten
                              									paketieren und dadurch dicht machen. Auf Grund dieser Erkenntnis ist es der
                              									Gesellschaft Lauchhammer in Riesa mit Unterstützung der
                              									Firma Henschel & Sohn
                              									gelungen, eine zweckmäßige Zerkleinerungsanlage zu schaffen. Eine aus einem großen
                              									Kasten mit beweglichen Wänden bestehende Schrottpresse wird mit Hilfe eines
                              									Lasthebemagneten mit Spänen gefüllt, und danach der Deckel aufgedrückt. Hierauf wird
                              									eine Seitenwand hineingeschoben, dann die beiden anstoßenden Seitenwände. Die Späne
                              									kommen hierbei in die Mitte, während Blech- und Drahtabfälle unten und oben liegen.
                              									Für Maschinenfabriken ist das Verfahren nicht anwendbar, weil dort Blech- und
                              									Drahtschrott fehlt. Für ihre Zwecke hat die Firma Georg
                                 										Schmidt & Co. in Ilmenau einen besonderen
                              									Spänezerkleinerer hergestellt. Eine Fräserwalze von eigenartiger Gestalt dreht sich
                              									in einem Trichter, der innen mit spiralig verlaufenden Zügen versehen ist, die nach
                              									unten verengte Kanäle bilden. Gewundene Rippen auf dem Fräser pressen die Späne in
                              									dem Kanal zusammen und schieben sie nach dem Auslauf, wo sich die Späne im ganzen
                              									Querschnitt in alle Kanäle verteilen. Durch die Pressung in den Kanälen werden die
                              									Späne zerdrückt, gewürgt, auch abgefräst und zerbrochen. Eine schwach kegelig
                              									geformte Messerwalze hat das Bestreben, sich infolge des Spänedrucks festzudrücken.
                              									Daher bleiben die Messer auch nach Abnutzung in Fühlung miteinander. Die nach oben
                              									hin liegenden Rippenenden bilden einen Rost, der große Fremdkörper zurückhält,
                              									während kleinere Verunreinigungen allmählich abgefräst werden und die Maschine
                              									verlassen. Die Fräserwalze macht nur 20 bis 30 Umdrehungen in der Minute bei etwa
                              									200 mm ∅. Die Rippen im Trichter bestehen aus gutem Werkzeugstahl und sind gehärtet.
                              									Die Greifwalze bildet nach unten einen Fräser, dessen Messer leicht ausgewechselt
                              									und nachgeschliffen werden können.
                           Der Kraftbedarf schwankt sehr. Durchschnittlich verbraucht die Vorrichtung beim
                              									großen Modell 13 KW/Std. bei einer Leistung von 2500 bis 3000 kg in der Stunde.
                              									Die größte bisher erreichte Leistung betrug 3500 kg Mangan-Kupfer-Späne in 20
                              									Minuten. Die Kosten der Zerkleinerung betragen rund 1 M für die Tonne. Für Späne aus
                              									edlerem Metall ist der Nutzen der Zerkleinerung jedenfalls ganz bedeutend, besonders
                              									weil die Verhüttung im Tiegel und im Flammofen bei zerkleinertem viel ergiebiger ist
                              									als bei unzerkleinertem Material.
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Neuere Entwicklung der Erdöltechnik. Die Gesamterzeugung
                              									an Rohöl betrug im Jahre 1914 etwa 54 Mill. Tonnen, hiervon treffen 70 v. H. auf
                              									Nordamerika. Das meiste Erdöl wurde früher in Pennsylvanien erhalten, die Ausbeute
                              									in Kalifornien hat aber in neuerer Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die
                              									Oelausbeute in den mexikanischen Gebieten ist im stetigen Zunehmen begriffen und
                              									wird in Zukunft Kalifornien noch überflügeln. Das kalifornische und das mexikanische
                              									Erdöl sind grundverschieden von dem pennsylvanischen. Die pennsylvanischen Erdöle
                              									sind dünnflüssig und ergeben eine große Ausbeute an Benzin und Leuchtpetroleum. Die
                              									kalifornischen und besonders die mexikanischen Oele dagegen sind weniger gut flüssig
                              									und stellen zuweilen bei gewöhnlicher Temperatur eine schwarze, zähflüssige Masse
                              									dar. Die Rohölgewinnung Amerikas im Jahre 1914 kann aus folgender Zusammenstellung
                              									entnommen werden:
                           
                              
                                 Kalifornien
                                 13303000 t =
                                 34,3 v. H.
                                 
                              
                                 Kansas
                                 10231000 t =
                                 27,3 v. H.
                                 
                              
                                 Andere nordamerik. Felder
                                 11900000 t =
                                 31,3 v. H.
                                 
                              
                                 Mexiko
                                 2825000 t =
                                 7,1 v. H.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Insgesamt
                                 38259000 t =
                                 100 v. H.
                                 
                              
                           Bei den mexikanischen Oelen ist bis zu 8 v. H. Schwefel festgestellt worden. Die
                              									englische und amerikanische Marine hat die Vorschrift erlassen, daß Heizöl nicht
                              									mehr als ¾ v. H. Schwefel enthalten darf. Man ging von der Annahme aus, daß die
                              									Verbrennung des Schwefels zu SO2- und SO3-Gas bei Gegenwart
                              									von Wasserdampf Metallteile angreift. Um dieses zu vermeiden, ist deshalb Sorge zu
                              									tragen, daß die Heizgase über dem Verdampfungspunkt des Wassers entweichen. Die
                              									amerikanische Marine hat deshalb mit Rücksicht darauf, daß die weitaus größten an
                              									der West- und Ostküste ihr zur Verfügung stehenden Erdölmengen teilweise sehr viel
                              									Schwefel enthalten, diese Bestimmung fallenlassen, Die englische Regierung hat noch
                              									kurz vor dem Kriege Heizöle mit einem Schwefelgehalt bis zu 3 v. H. als zulässig
                              									erklärt. Größere Schwierigkeiten entstehen bei Verwendung schwefelhaltiger und
                              									dickflüssiger Oele für Dieselmaschinen. Hier wurde befürchtet, daß der Schwefel die
                              									Zylinderwände und die Auspuffleitung zerstören würde. Dickflüssige Oele müssen bei
                              									ihrer Verwendung als Treibmittel für die Dieselmaschine auf jeden Fall frei von
                              									allen mechanischen Verunreinigungen sein und durch geeignete Vorrichtungen, mit
                              									Hilfe von Vorwärmung, hohen Einspritzdruckes usw. muß eine feine Verteilung der
                              									Oelteilchen im Zylinder erhalten werden können.
                           
                           Gegenwärtig beträgt die gesamte tägliche Erzeugung an Rohöl etwa 200000 t.
                              									Hiervon wird etwa 1/4 der Raffination unterworfen, mit einer Benzinausbeute von 10
                              									v. H. Dies ergibt eine Gesamterzeugung von zwei Millionen Tonnen jährlich. Es hat
                              									sich aber gezeigt, daß diese Menge unzureichend ist für den Betrieb von
                              									Explosionsmotoren. Es sind darum viele Vorschläge gemacht worden, die Ausbeute an
                              									Benzin zu vergrößern. Die Versuche, schwere Erdöle in leichte überzuführen, lassen
                              									sich in drei verschiedene Klassen einteilen:
                           
                              1. Versuche, den schweren Erdölsorten unmittelbar
                                 										Wasserstoffgas anzulagern, im dampfförmigen Zustande unter Einwirkung von
                                 										Kontaktsubstanzen (Metalle usw.).
                              2. Versuche, auf chemischem Wege eine Umlagerung
                                 										hervorzubringen (mit Aluminiumchlorid usw.).
                              3. Versuche, aus schweren Kohlenwasserstoffen leichte Oele
                                 										dadurch zu erhalten, daß man die schweren Kohlenwasserstoffe spaltet, in einen
                                 										leichten Teil unter gleichzeitiger Bildung eines noch schwereren als der
                                 										ursprüngliche Kohlenwasserstoff.
                              
                           Mit dem dritten Verfahren hat man bereits technische Erfolge erzielt. Wenn man Erdöl
                              									oder dessen Rückstände längere Zeit höheren Temperaturen aussetzt, so zerfallen die
                              									langen Ketten der schweren Rückstände in kürzere Ketten, von denen der eine Teil
                              									wasserstoffreicher, der andere hingegen wasserstoffärmer ist. Hierzu können nur Oele
                              									verwendet werden, die aus Kettenkohlenwasserstoffen bestehen, und nicht solche mit
                              									ringförmigem Aufbau. Die Ursache und die Vorgänge der Spaltung unter Druck sind noch
                              									nicht aufgeklärt. Jedenfalls scheint die unter dem Druck eintretende wesentliche
                              									Erhöhung des Siedepunktes die Zersetzung zu erleichtern. In Amerika wird bereits in
                              									großem Maßstabe nach dem Druckdestillationsverfahren gearbeitet. Nach amerikanischen
                              									Zeitschriften soll es nach dem sogenannten Rillmann-Verfahren möglich sein, aus schweren Erdölen und dessen Rückständen
                              									nicht nur Benzin, sondern auch Benzol, Toluol und andere sonst nur aus Teer
                              									hergestellte Kohlenwasserstoffe zu gewinnen, welche jetzt in Amerika infolge
                              									gesteigerter Munitionserzeugung eine sehr starke Preissteigerung erreicht haben.
                           Die gegenwärtige Erzeugung an Rohpetroleum beträgt in Deutschland etwa 150000 t
                              									jährlich. Aus diesem Rohöl können aber nur verhältnismäßig geringe Mengen Benzin und
                              									Leuchtöl destilliert werden. Der jährliche Verbrauch an Leuchtpetroleum betrug in
                              									Deutschland vor dem Kriege dagegen 900000 t, an Benzin etwa 300000 t und an
                              									Schmieröl etwa 200000 t. Etwa 80 v. H. hiervon wurden aus Amerika eingeführt. Das
                              									Leuchtpetroleum kann im allgemeinen durch Leuchtgas und elektrisches Licht ersetzt
                              									werden. Beides wird aus der einheimischen Kohle erzeugt. Außerdem wird man mehr und
                              									mehr zur Verkokung der Kohle übergehen, wobei man Gas, Teer und dessen Produkte
                              									erhält. Das aus Teer erhältliche Benzol kann den größten Teil des Benzins
                              									ersetzen. Als flüssige Heizstoffe und Treiböle für Dieselmaschinen können Teeröle in
                              									größtem Maßstabe verwendet werden. Man wird schließlich noch mehr dazu gelangen, aus
                              									Teer andere Stoffe zu gewinnen, die gegenwärtig noch allein aus Erdöl erzeugt
                              									werden. (Der Oelmotor 1915 S. 231 bis 236.)
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Mitteilung an die Patentnehmer. Im vaterländischen
                              									Interesse muß unbedingt verhütet werden, daß Erfindungen, die auf militärisch
                              									wichtigen Gebieten liegen, oder die Sicherstellung notwendiger
                              									Wirtschaftsbedürfnisse unseres Volkes betreffen, zur Kenntnis unserer Feinde
                              									gelangen. Es wird den Beteiligten deshalb in ihrem eigenen Interesse dringend
                              									angeraten, solche Erfindungen weder durch Veräußerung noch durch Anmeldung oder
                              									sonstige Mitteilung zur Kenntnis des feindlichen oder neutralen Auslandes zu
                              									bringen. Sind den Beteiligten auf solche Erfindungen im Auslande bereits
                              									Schutzrechte erteilt, so wird von der Ausführung Abstand genommen werden müssen und
                              									auch die Ausführung durch andere tunlichst zu verhindern sein. Soweit im einzelnen
                              									Falle Zweifel bestehen, ob eine Erfindung zu den oben genannten Gebieten gehört, ist
                              									das Kriegsministerium bereit, Auskunft zu erteilen.
                           Im übrigen wird auf die Straf Vorschriften in § 1 des Gesetzes vom 3. 6. 1914
                              									(Reichs-Gesetz-Blatt S. 195) und des § 89 des R. Str. G. B. hingewiesen. Nach § 1
                              									des Gesetzes vom 3. 6. 1914 wird, wer vorsätzlich Schriften, Zeichnungen oder andere
                              									Gegenstände, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich
                              									ist, in den Besitz oder zur Kenntnis eines anderen gelangen läßt und dadurch die
                              									Sicherheit des Reiches gefährdet, mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren, bei
                              									mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter einem Jahr bestraft. Nach § 89 R.
                              									Str. G. B. wird jeder Deutsche, der vorsätzlich während eines gegen das Deutsche
                              									Reich ausgebrochenen Krieges einer feindlichen Macht Vorschub leistet oder der
                              									Kriegsmacht des Deutschen Reichs oder seiner Bundesgenossen Nachteil zufügt, wegen
                              									Landesverrats mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder mit Festungshaft von gleicher
                              									Dauer bestraft.
                           Königlich Preußisches Kriegsministerium.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Erzeugung und Verwendung flüssiger Luft zu Sprengzwecken
                              									(vgl. Heft 2 S. 27 dieser Zeitschrift). Aus Westfalen erfahre ich noch, daß auch von
                              									anderer Seite eingehende Versuche mit flüssigem Sauerstoff für Sprengzwecke
                              									angestellt wurden, die sehr erfolgreich verlaufen sind und schon jetzt zu einer
                              									umfangreichen praktischen Anwendung dieser Methode im Bergbau geführt haben.
                           Uebrigens ist auf S. 28 in der zweiten Spalte ein Druckfehler untergelaufen: statt
                              									Kowatsch-Balduk muß es Kowatsch-Baldus heißen.
                           Loebe.