| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 75 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Konservierung von Grubenholz und
                                 										Telegraphenstangen macht Br. Simmersbach
                              									ausführliche Mitteilungen. Er erörtert zunächst die Einteilung der verschiedenen
                              									Holzarten, ihre chemische Zusammensetzung und ihre Festigkeitseigenschaften. Alle
                              									Hölzer vertragen sehr schlecht den Wechsel zwischen Trockenheit und Feuchtigkeit, es
                              									ist daher eine überaus wichtige Aufgabe der holzverwertenden Industrien, die
                              									Widerstandsfähigkeit der Holzarten zu erhöhen. Bei der Zerstörung des Holzes spielen
                              									Bakterien eine wesentliche Rolle, sie rufen Verwesung, Vermoderung oder Fäulnis
                              									hervor, wobei der Holzsaft die Nahrungsstoffe für die Kleinlebewesen liefert.
                              									Als weitere Schädlinge des Holzes sind gewisse Pilze zu nennen, die die bekannten
                              									Erscheinungen der Trockenfäule, der Rotstreifigkeit, der staubigen Verwesung und
                              									andere hervorrufen.
                           Eines der wirksamsten Schutzmittel gegen alle diese Schädigungen ist die
                              									Imprägnierung des Holzes, die unter Anwendung der verschiedenartigsten chemischen
                              									Stoffe sowie mannigfacher Methoden heute sehr verbreitet ist. Von einem guten,
                              									praktisch brauchbaren Imprägnierungsmittel verlangt man, daß es tief in das Holz
                              									eindringt und eine
                              									gut konservierende Wirkung hat, daß es der Auslaugung widersteht und endlich billig
                              									ist. Folgende Methoden haben sich hierfür am besten bewährt: Die Imprägnierung mit
                              									Quecksilberchlorid nach dem Verfahren von Kyan,
                              									Imprägnierung mit Kupfersulfat nach dem Verfahren von Boucherie, Imprägnierung mit Zinkchlorid nach dem Verfahren von Burnett, Imprägnierung mit kreosothaltigen schweren
                              									Teerölen nach dem ursprünglichen Verfahren von Bethell
                              									und schließlich die Imprägnierung mit Salzen der Fluorwasserstoffsäure nach Malenkovic und Netzsch.
                              									Daneben sind noch andere Schutzstoffe, wie z.B. Wolframverbindungen in Gebrauch. Der
                              									Imprägnierung unterworfen werden Eisenbahnschwellen, Telegraphenstangen, Grubenholz
                              									sowie Holz für Pflasterungen und Wasserbauten.
                           Die Holzimprägnierung mit Quecksilberchlorid, welches Salz unter allen genannten
                              									chemischen Verbindungen die größte antiseptische Wirkung hat, wurde im Jahre 1832
                              									von Kyan erstmalig in größerem Maßstabe angewandt. Die
                              									Anwendung dieses Verfahrens ist sehr einfach, denn man braucht nur das lufttrockene,
                              									fertig bearbeitete Holz durch Eintauchen in eine schwache Sublimatlösung zu tränken.
                              									Wegen der Giftigkeit des Sublimats ist das Verfahren nicht verwendbar, wenn es sich
                              									um die Imprägnierung von Bauholz für Wohnhäuser handelt, ebensowenig läßt sich für
                              									Wasserbauten bestimmtes Holz auf diesem Wege imprägnieren, weil das Sublimat von dem
                              									Wasser leicht ausgelaugt wird; das Verfahren kommt somit in erster Linie für
                              									Eisenbahnschwellen in Betracht. Zum Tränken benutzt man verschließbare Bottiche aus
                              									Holz oder Zementbeton, die mit Sublimatlösung gefüllt sind, und in die die Hölzer
                              									schichtweise derart eingelegt werden, daß sie weder sich selbst noch die Wandungen
                              									berühren. Die Tränkung erfordert bei weichem Holz acht bis zehn Tage, bei hartem
                              									Holz zwölf bis vierzehn Tage. Nach beendeter Tränkung wird der Bottich ausgepumpt
                              									und das Holz mit Wasser abgespült. Hierauf muß das Holz noch einige Monate an der
                              									Luft lagern, damit die Sublimatlösung recht tief eindringt.
                           Die Holzimprägnierung mit Kupfervitriol, die 1846 von dem französischen Arzt Boucherie vorgeschlagen wurde, ist zwar billiger, dafür
                              									aber auch viel weniger wirksam, sie findet hauptsächlich zur Imprägnierung von
                              									Telegraphenstangen Anwendung. Ursprünglich wurde das Verfahren in der Weise
                              									ausgeführt, daß man den zu imprägnierenden, schräg liegenden Baumstamm auf der einen
                              									Stirnseite mit einer Verschlußplatte versah, wodurch eine kleine Kammer gebildet
                              									wurde, in die die Kupfervitriollösung aus einem in etwa 10 m Höhe aufgestellten
                              									Druckbehälter eingeleitet wurde. Durch den Flüssigkeitsdruck von 1 at wird der
                              									Holzsaft aus dem Baumstamm herausgedrängt und durch die Imprägnierungsflüssigkeit
                              									ersetzt. Die Imprägnierung dauert bei Buchenholzschwellen etwa 48 Stunden, bei
                              									Eichenholzschwellen dagegen etwa 100 Stunden. Man hat festgestellt, daß 1 m3 Eichenholz ungefähr 25 kg, Kiefernholz dagegen
                              									57 kg und Buchenholz gar 95 kg Kupfervitriollösung aufsaugt. Ende 1909 waren
                              									von unseren hölzernen Telegraphenstangen etwa 90 v. H. nach dem Boucherie-Verfahren imprägniert, alle anderen
                              									Tränkverfahren stehen hier also weit zurück. Die Tränkung einer Telegraphenstange
                              									nach dieser Methode erfordert neun bis dreizehn Tage; die Stangen werden ferner, so
                              									weit sie in die Erde getrieben werden, außen noch mit einem Teeranstrich versehen.
                              									Von Pfister wurde vorgeschlagen, die Tränkung des Holzes
                              									mit Kupfervitriollösung mit Hilfe einer Druckpumpe auszuführen, wodurch die
                              									Imprägnierungszeit für den einzelnen Holzstamm erheblich verkürzt wird.
                           Das zuerst von Burnett benutzte Zinkchlorid zeichnet sich
                              									zwar durch seine Billigkeit aus, steht aber hinsichtlich seiner antiseptischen
                              									Wirkung dem Quecksilberchlorid sowie dem Kupfervitriol nach. Infolge seiner leichten
                              									Löslichkeit in Wasser wird das Zinkchlorid ferner aus dem Holze leicht ausgelaugt.
                              									Die Imprägnierungsflüssigkeit wird allgemein durch Auflösen von Zinkspänen oder
                              									Zinkasche in Salzsäure hergestellt; die Lösung soll in 60 Teilen ein Teil
                              									Zinkchlorid enthalten und darf nicht sauer reagieren. Durch einfaches Tränken des
                              									Holzes in dieser Lösung läßt sich keine ausreichende Konservierung erzielen,
                              									vielmehr muß man zunächst den Holzsaft durch Dämpfen und durch Anwendung der
                              									Luftpumpe entfernen, worauf die Zinkchloridlösung unter hohem Druck eingepreßt wird.
                              									Hierzu benutzt man eiserne Kessel von etwa 12 m Länge und 2 bis 2,5 m ∅, in die das
                              									zugeschnittene Holz auf kleinen Wagen eingebracht wird. Die Kessel besitzen eine
                              									abnehmbare, mit einem Kran bewegliche Kopfwand, die luftdicht aufgeschraubt werden
                              									kann, ferner sind sie mit Sicherheitsventil, Lufthahn, Wasserablaßhahn sowie mit
                              									Verbindungsrohren für den Dampfkessel, die Luftpumpe und die Druckpumpe ausgerüstet.
                              									Das Holz wird in diesen Kesseln bei einem Druck von 3 bis 4 at mindestens zwei
                              									Stunden lang gedämpft, dann wird eine Luftverdünnung von etwa 523 mm
                              									Quecksilbersäule hergestellt, wodurch das Wasser und der Saft aus dem Holze
                              									heraustreten; hierauf läßt man die auf 50 bis 65° vorgewärmte Zinkchloridlösung
                              									eintreten, stellt die Luftpumpe ab und erzeugt mit Hilfe der Druckpumpe einen
                              									Ueberdruck von 7 at, der bis zu drei Stunden aufrecht zu erhalten ist. Während
                              									dieser Zeit werden die Hölzer ihrer ganzen Länge nach von der Zinkchloridlösung
                              									durchsetzt; sie müssen dann noch sechs bis zwölf Wochen lagern, ehe sie
                              									verwendungsreif sind. Die Lebensdauer der in dieser Weise imprägnierten
                              									Eisenbahnschwellen beträgt bei Eichenholz im Mittel 19½ Jahre, bei Buchenholz 15 bis
                              									18 Jahre und bei Kiefernholz 14 bis 16 Jahre. Die Gewichtzunahme infolge der
                              									Imprägnierung beträgt bei Eichenschwellen 5 bis 10 v. H., bei Buchen- und
                              									Kiefernschwellen 30 bis 45 v. H. Mit Zinkchlorid imprägnierte Hölzer ertragen einen
                              									Oelanstrich, die nach den beiden vorhergehenden Verfahren imprägnierten Hölzer
                              									dagegen nicht ohne weiteres. Anstelle von Zinkchlorid verwendet man auch
                              									naphthalinsulfosaures Zink, welche Verbindung infolge ihrer geringeren Löslichkeit
                              									weniger leicht ausgelaugt wird.
                           
                           Auf derselben Grundlage beruht auch die von Bethell angegebene Methode zur
                              									Holzimprägnierung mittels kreosothaltiger Teeröle, nur tritt hier an die Stelle des
                              									Dämpfens das Dörren des Holzes mittels heißer Luft in großen Trockenöfen. Schon im
                              									Jahre 1840 erhielt Bethell in England ein Patent auf sein Verfahren, das jedoch erst
                              									in Deutschland größere Verbreitung erlangte. Anfangs wurden nur die
                              									Hartholzschwellen mit Teeröl imprägniert, und erst als die Teerölerzeugung durch die
                              									Ausbreitung der Kokereiindustrie stark zunahm, konnte das Teeröl auch für die
                              									kiefernen Schwellen in Frage kommen. Das Imprägnieröl ist ein Gemisch von
                              									verschiedenen zwischen 200 und 240° siedenden Verbindungen, unter denen namentlich
                              									die neutralen Bestandteile und nicht, wie man früher annahm, die Phenole die Träger
                              									der konservierenden Eigenschaften sind. Obwohl das Teeröl zur Holzkonservierung bei
                              									weitern am besten geeignet ist, hat es doch erst in neuerer Zeit große Verbreitung
                              									erlangt, seitdem wir in dem von Rüping erfundenen
                              									Verfahren eine wirtschaftliche Imprägnierungsmethode besitzen. Bei allen älteren
                              									Ausführungsarten des Verfahrens wurde nämlich zu viel Teeröl verbraucht, so daß die
                              									Imprägnierung recht kostspielig war. Bei dem Rüping-Verfahren werden die Zellen vor dem Eindrücken des Teeröls nicht wie
                              									bisher leergepumpt, sondern im Gegenteil mit Druckluft angefüllt. Hierauf wird unter
                              									noch höherem Druck Teeröl in das Holz gedrückt, bis es nichts mehr aufnehmen kann.
                              									Sodann wird das überschüssige Teeröl abgelassen und das Holz noch einige Zeit einem
                              									Vakuum ausgesetzt. Hierdurch wird das nicht von den Zellwandungen aufgenommene
                              									Teeröl wieder aus dem Holz entfernt, was eine große Ersparnis an Teeröl bedeutet.
                              									Ferner nimmt die Festigkeit des Holzes durch diese Art der Imprägnierung bis zu 30
                              									v. H. zu. Nach dem Rüping-Verfahren wurden im Jahre 1910
                              									in 52 Imprägnierungsanstalten schon mehr als 20 Millionen Eisenbahnschwellen
                              									durchtränkt. Die wissenschaftlichen Grundlagen dieses Verfahrens wurden durch die
                              									eingehenden Untersuchungen von Dipl.-Ing. Seidenschnur
                              									erforscht und vertieft. Er beobachtete unter anderem, daß die Kohlenwasserstoffe des
                              									Erdöls an sich keine holzkonservierenden Eigenschaften haben, wohl aber, wenn sie
                              									mit Schwefel destilliert werden. Diese Erkenntnis ist wichtig für solche Länder, die
                              									über Erdöl verfügen, wo jedoch Steinkohlenteer schwer zu beschaffen ist.
                           Die bei den deutschen Eisenbahnverwaltungen üblichen Tränkungsverfahren sind im
                              									Original in einer Tabelle übersichtlich zusammengestellt. Man erkennt daraus, daß
                              									die Teeröltränkung heute bei weitem vorherrscht. Das Chlorzinkverfahren, aber auch
                              									nur in Verbindung mit der Teeröltränkung, ist noch in Sachsen und bei einigen
                              									Privatbahnen in Anwendung. Bei dem Rüping-Verfahren nimmt
                              									1 m3 Kiefernholz 63 kg Teeröl auf, die Tränkkosten
                              									betragen 6 bis 9 M für 1 m3.
                           Das jüngste Imprägnierungsverfahren ist die Tränkung des Holzes mit Lösungen von
                              									Fluoriden; hierauf hat zuerst Malenkovic im Jahre 1907
                              									hingewiesen, weitere Versuche veröffentlichte Netzsch im Jahre 1909.
                           Zur Beurteilung des Wertes der verschiedenen Imprägnierungsmittel sind nur solche
                              									Erfahrungen aus der Praxis verwendbar, die sich über eine längere Reihe von Jahren
                              									erstrecken. Sehr wertvolle Beiträge hierzu liefern die statistischen Aufzeichnungen
                              									unserer Reichstelegraphenverwaltung über die Standdauer der Telegraphenstangen.
                              									Diese Statistik, die einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren umfaßt, enthält getrennte
                              									Angaben über die Standdauer von nicht konservierten Stangen sowie von solchen
                              									Stangen, die nach den einzelnen Verfahren behandelt sind; aus diesem Grunde ist sie
                              									für die Beurteilung der einzelnen Verfahren besonders wertvoll. Wie die folgende
                              									Zusammenstellung zeigt, ist bei der Telegraphen Verwaltung ganz überwiegend die
                              									Imprägnierung mit Kupfervitriol in Anwendung. Im Jahre 1909 kamen auf 100
                              									Telegraphenstangen
                           
                              
                                 mit Kupfervitriol getränkt
                                 89,9
                                 
                              
                                 mit Zinkchlorid getränkt
                                 0,4
                                 
                              
                                 mit Teeröl getränkt
                                 3,0
                                 
                              
                                 mit Quecksilberchlorid getränkt
                                 5,5
                                 
                              
                                 nach anderen Verfahren behandelt
                                 0,1
                                 
                              
                                 überhaupt nicht konserviert
                                 1,1
                                 
                              
                           Diese Angaben beziehen sich auf eine Gesamtzahl von mehr als 6,5 Millionen
                              									Telegraphenstangen. Die mittlere Gebrauchsdauer der Stangen beträgt nach Christiani bei Imprägnierung
                           
                              
                                 mit Kupfervitriol
                                 13,4
                                 Jahre
                                 
                              
                                 mit Zinkchlorid
                                 12,2
                                 „
                                 
                              
                                 mit Teeröl
                                 22,3
                                 „
                                 
                              
                                 mit Quecksilberchlorid
                                 14,5
                                 „
                                 
                              
                                 nach anderen Verfahren
                                 6,0
                                 „
                                 
                              
                                 ohne Imprägnierung
                                 7,9
                                 „
                                 
                              
                           Diese Zahlen, die die bis zum Jahre 1909 gemachten Beobachtungen darstellen, zeigen
                              									deutlich die große Ueberlegenheit des Teerölverfahrens, weshalb dieser
                              									Imprägnierungsmethode denn auch in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit
                              									geschenkt wird.
                           Von hoher Bedeutung sind die verschiedenen Imprägnierungsverfahren auch für die
                              									Konservierung des Grubenholzes, das in einer Menge von mehr als 5 Mill. Kubikmeter
                              									jährlich in Deutschland verbraucht wird. Für die Tränkung des Grubenholzes werden
                              									außer den genannten Methoden noch einige andere benutzt, so die Imprägnierung mit
                              									schwefelsaurer Tonerde, Eisenvitriol, Chlormagnesium und andere. In den letzten
                              									Jahren sind zahlreiche weitere Konservierungsmittel und -Verfahren vorgeschlagen
                              									worden, die Verfasser kurz aufführt. Wegen der Einzelheiten sei auf das Original
                              									verwiesen. (Telegraphen- und Fernsprechtechnik 4. Jahrgang Nr. 1 bis 3.)
                           Sander.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Stand der Kohlenstaubfeuerungen in Deutschland. (A. B. Helbig. Stahl und Eisen 1915 S. 1174.) Die Einführung des
                              									Drehofens in die deutsche Zementindustrie bot die Anregung für die Durchbildung und
                              									Vervollkommnung der Kohlenstaubfeuerung in Dampfkesselbetrieben, die anfänglich an den zu
                              									hohen Mahlkosten, dem zu groben und daher zu wenig zweckentsprechend verbrennlichen
                              									Kohlenstaub und den mangelhaften Kohlenstaub-Zuteilapparaten scheiterte. Gefördert
                              									wurde sie auch wesentlich durch die Anwendung der Rohrmühle, die allerdings eine
                              									sorgfältige Trocknung der Kohle, die wieder erst durch Einführung der
                              									Trockentrommeln möglich war, zur Bedingung machte. Mit der Vervollkommnung der
                              									Mahlvorrichtungen steigerten sich bald auch die Anforderungen an die Feinheit des
                              									Staubes dergestalt, daß man sich im Anfange mit 8 bis 10 v. H. Rückstand auf dem
                              									Siebe von 900 Maschen für 1 cm2 begnügte, während
                              									heute vielfach mit demselben Rückstande auf dem Siebe von 4900 Maschen gearbeitet
                              									wird.
                           Dieser Vervollkommnung der Mahlvorrichtungen folgte auch notwendigerweise eine
                              									Verbesserung der Zuteilvorrichtungen. Während früher hierzu Bürsten und Bänder
                              									genügten, haben sich zur Zuteilung des feinen Staubes nur Schnecken mit
                              									Reibradantrieb bewährt.
                           Für den Betrieb des Drehofens hat sich Kohle mit 14 bis 24 v. H. flüchtigen
                              									Bestandteilen am besten bewährt. Andere Kohle muß feiner gemahlen werden.
                           Die allgemeine deutsche Arbeitsweise ist die, einen Teil der Verbrennungsluft als
                              									Kohlenstaubträger in die Feuerstellen zu blasen und den Rest der Luft durch
                              									künstlich geschaffenen Unterdruck an die Verbrennungsstelle zum Feuer zu leiten.
                              									Dabei kann man durch Abstimmen der Ventilatorluft auf den Ofenzug, richtige Feinung
                              									der Kohle und richtiges Arbeiten der Zuteilvorrichtungen, mit Sauerstoffgehalten von
                              									höchstens 0,5 v. H. in den Abgasen der Drehofen arbeiten. Da die richtige Zündung
                              									des Kohlenstaub-Luftgemisches vor allem von der hohen gleichmäßigen Temperatur der
                              									Feuerstelle abhängt, kann dieser geringe Luftüberschuß auch bei metallurgischen
                              									Oefen sicher eingehalten werden, zumal dort meist noch ein großer Wärmespeicher
                              									vorhanden ist. Hier scheint sich auch der Abfallkoks der Hütten verwenden zu lassen,
                              									sobald er wirtschaftlich so fein gemahlen werden kann, daß er in Staubform zur
                              									Verbrennung gelangt.
                           Bei den bis vor kurzem hauptsächlich verwendeten Rohrmühlen, Kugelmühlen mit
                              									Windsichtung, Verbundmühlen und Horizontalkugelmühlen mit Sieben liegt bei einem
                              									Staube von nicht mehr als 10 v. H. Rückstand auf dem Siebe von 4900 Maschen die
                              									Leistung für die Nutzpferdestunde bei 30 kg und darunter. Neuerdings haben sich
                              									Ringmühlen mit Windsichtung für die Vermahlung besonders bewährt. Die sogenannte
                              									Offensiv-Ringmühle vermahlt Kohlen bis zu einem Wassergehalt von etwa 4 v. H.
                              									ungetrocknet ohne Betriebsschwierigkeiten, wobei Leistungen von 50 bis 70 kg für die
                              									PS-Stunde erreicht werden.
                           Bei der Einführung der Kohlenstaubfeuerung auf Hütten wird man zweckmäßig den ganzen
                              									Kohlen- und Koksabfall zusammen vermählen.
                           Die Betriebskosten für die Vermahlung betragen bei einem Preise von 2,5 Pf. für die
                              									KW/Std. je nach der Mahlbarkeit der Kohle 28 bis 40 Pf. für die Tonne, sind
                              									also sehr gering. Auch die Unterhaltungskosten sind gering.
                           Die Firma Gebr. Pfeiffer, Barbarossawerk in Kaiserslautern
                              									hat mit ihrer Versuchsanlage den Bau einer billigen Mühle bis 500 kg Stundenleistung
                              									ermöglicht und gezeigt, daß ruhendes Mauerwerk ohne Nachteil wochenlang mit der
                              									Kohlenstaubflamme befeuert werden kann, sobald es richtig ausgeführt ist. Die
                              									Temperatur des Feuerraums überschritt 1500° C. Bei einem theoretisch höchsten
                              									Kohlensäuregehalt von 18,7 v. H. wurden 18 v. H. erzielt. Der Verfasser behauptet,
                              									daß bei Oefen der Eisenindustrie Kammerschäden vermieden werden, auch durch Vorbau
                              									geeigneter Staubkammern Verunreinigungen des Gutes ebenso wie bei Beheizung mit
                              									Generatorgas verhütet werden können.
                           Eine Explosionsgefahr ist bei richtig gebauten Mühlen, Trockenanlagen und Silos nicht
                              									vorhanden. Gase entwickeln sich aus der fein gemahlenen Kohle nicht. Die deutsche
                              									Mahl- und Brenntechnik ist soweit entwickelt, daß die Hüttenindustrie mit
                              									wirtschaftlich großem Erfolge die Generatorgasfeuerung durch Kohlenstaubfeuerung
                              									ersetzen könnte.
                           Loebe.
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                           Graphisches Verfahren zur Vorausbestimmung der Erwärmung von
                                 										Bahnmotoren. Die Ermittlung der richtigen Motorgröße macht besonders bei
                              									Motoren für Fahrzeugantrieb erhebliche Schwierigkeiten. Die Höchstwerte der Zugkraft
                              									und der Geschwindigkeit, also die entsprechenden Leistungen, lassen sich zumeist
                              									zwar aus den als bekannt anzusehenden Betriebsbedingungen ableiten und geben für die
                              									Festlegung der Charakteristik des gesuchten Motors genügende Anhaltspunkte. Die
                              									Veränderlichkeit dieser Werte nach der Zeit bzw. ihr Einfluß auf Erwärmung des
                              									Motors ist jedoch so unbestimmt, daß die Wahl der Motorgröße mit Rücksicht auf
                              									Erwärmung mehr Gefühlssache wird. Dieser Unsicherheit soll ein Ermittlungsverfahren
                              									von H. Engel (Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen 14.
                              									November 1915) ein Ende machen. Es ist allerdings der benötigten umfangreichen
                              									Unterlagen wegen wohl nur größeren Firmen zugänglich, immerhin ist der Nutzen groß
                              									genug. Das Verfahren setzt voraus, daß von einer größeren Reihe ausgeführter Motoren
                              									Prüffeldaufnahmen der Art vorliegen, daß für verschiedene Belastungen und bei
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten Kurvenscharen über die entsprechenden Erwärmungen
                              									aufgezeichnet werden können, wie die Abb. zeigt. Beispielsweise würde die Schaulinie
                              										a die Erwärmung eines Motors bei Belastung
                              									entsprechend ½ der Normallastverluste darstellen, g die
                              									Abkühlungslinie dazu, ausgehend von irgend einer höheren Temperatur, zweckmäßig 15°
                              									über der Grenztemperatur. Der Endpunkt sowohl des steigenden Astes a, als auch des fallenden g liegen nach Erreichung des Gleichgewichtzustandes naturgemäß auf
                              									gleicher Temperaturhöhe.
                           Weiter wird vorausgesetzt, daß ein den Verhältnissen der Strecke und dem vorgesehenen
                              									Fahrplan entsprechend ausgearbeitetes Fahrdiagramm vorliegt, das die
                              									Fahrgeschwindigkeit und die Leistungsaufnahme über die ganze Länge einer
                              									Betriebsperiode, die in der Regel wohl 24 Stunden umfassen wird, erkennen läßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 78
                              Grenztemperatur; Erwärmung des
                                 										Motors bei einer Leistung entsprechend Verlusten; Abkühlung; Leerlauf
                              
                           Das Verfahren beginnt damit, daß das Fahrdiagramm in Abschnitte zerlegt wird, in
                              									denen die Arbeitsverhältnisse annähernd konstant sind. Es wird dann ein den
                              									Verhältnissen annähernd entsprechender Motor ausgewählt. Unter der Annahme, daß der
                              									Motor sich schon auf der Grenztemperatur befindet, entnimmt man den Erwärmungskurven
                              									für den ersten Streckenabschnitt den der Belastung und der Zeit entsprechenden
                              									Temperaturwert und trägt ihn über dem Fahrdiagramm ein. So wird für alle
                              									Streckenabschnitte verfahren, die zwischen den Kurven liegenden Werte werden
                              									interpoliert.
                           Der durch die aufgetragenen Punkte begrenzte Linienzug stellt also die Erwärmung des
                              									ausgesuchten Motors über das Fahrplanintervall dar. Das wesentlichste an ihm ist, ob
                              									die Erwärmung des Motors im Laufe des Linienzuges zu- oder abnimmt, und ob der Motor
                              									am Ende des Intervalls mit gleicher oder abweichender Temperatur als zu Anfang der
                              									Rechnung ankommt. Kommt er mit gleicher Temperatur an, und ist diese im Laufe des
                              									Zuges nirgends erheblich über die Grenze hinausgegangen, so war der Motor richtig
                              									bemessen. Fällt die Temperatur beständig, so war der Motor zu groß, im
                              									entgegengesetzten Falle war er zu klein. Ist weiterhin wohl die Endtemperatur
                              									annehmbar, doch übersteigt der Linienzug unterwegs die Grenzen, so würde auch dies
                              									besagen, daß der Motor nicht ausreicht. Jedoch bliebe in diesem Falle zu
                              									untersuchen, ob nicht die Zuglast oder die Zuggeschwindigkeit so abgeändert werden
                              									könnten, daß eine gleichmäßigere Beanspruchung eintritt, die gestatten würde, den
                              									gewählten Motor beizubehalten. Bei großer Unregelmäßigkeit im Verlaufe der
                              									Erwärmungslinie empfiehlt es sich, das Fahrdiagramm mehrfach zu durchlaufen und
                              									dabei die Anfangtemperaturen der zweiten Periode der Endtemperatur der ersten
                              									Periode gleichsetzen. Als Sicherheit gegen im Fahrplan nicht vorgesehene
                              									Unregelmäßigkeiten empfiehlt H. Engel, bei Bahnen für
                              									Personenbeförderung die zulässige Höchsttemperatur um 5°, für Lastbeförderung um 10°
                              									geringer einzusetzen.
                           Rich. Müller.
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                           Gemeinsame Probleme des Maschinenbaues. (Von K. Kutzbach, Z. d. V. d. I. 1915 Nr. 42, 44, 45.) Die
                              									Abhandlung stellt sich die Aufgabe, einige bisher wenig beachtete, aber doch
                              									wichtige Spezialbetrachtungen allgemein bekannt zu geben. Es handelt sich
                              									hauptsächlich um folgende Darlegungen:
                           Die Festigkeitsberechnung der Konstruktionsteile von Maschinen und Bauwerken ist in
                              									den vergangenen Jahrzehnten bis zu einer gewissen Vollendung gebracht worden;
                              									allerdings ist die Voraussetzung, auf der sich fast alle diese Rechnungen aufbauen,
                              									die, daß die Spannungen sich über einen gegebenen Querschnitt nach einem einfachen
                              									Gesetz verteilen, für das bei Zug, Druck, Schub die gleichmäßige Beanspruchung aller
                              									Querschnittsteile und bei Biegung und Verdrehung die dem Abstande von der
                              									Nullschicht oder -Achse proportionale Beanspruchung gilt. Die schon vor etwa 60
                              									Jahren von St. Venant gefolgerte Tatsache, daß
                              									Aussparungen oder Einkerbungen in homogenen Materialien die Spannungen in der Nähe
                              									dieser Stellen auf mindestens das Doppelte erhöhen, wurde fast durchweg
                              									unberücksichtigt gelassen, bis Preuß im Jahre 1912
                              									experimentelle Untersuchungen darüber veröffentlichte. Kutzbach gibt einige Beispiele solcher Spannungserhöhungen für Zug- und
                              									Verdrehungsbeanspruchung in den Abb. 1 und 2 wieder. Der Spannungsverlauf kann etwa nach dem
                              									Gefühl gezeichnet werden, wenn man sich merkt, daß die größte Spannung das 7/3-fache
                              									der mittleren ist und daß bei gleichen Kräften die Spannungsflächen – die der
                              									gleichmäßig verteilten und der ungleichmäßig wirkenden Spannungen – einander gleich
                              									sein müssen. In ähnlicher Weise wie Nuten wirken scharfe Uebergänge aus einem
                              									schwächeren in einen stärkeren Teil desselben Stückes. Als zweckmäßige Ausbildung
                              									von Wellenansätzen oder Teilen zusammengesetzter Wellen ist demnach die der Abb. 3 zu nennen, deren Ansatzstellen die Abb. 4 in vergrößertem Maßstab zeigt und wo der
                              									Spannungsübergang durch das aufsitzende Material wenig gehindert allmählich
                              									stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 78
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 78
                              Abb. 2.
                              
                           Die Verhältnisse bei der Lagerreibung sind nach einer Untersuchung von Gümbel ungefähr durch die Abb.
                                 										5 zu beschreiben. Der Zapfen liegt bei Bewegung nicht zentrisch im Lager,
                              									sondern nähert sich bei Rechtsdrehung der Schale auf der linken Seite, und zwar am meisten
                              									in der wagerechten Mittelebene. Der Oeldruck ist am geringsten an der
                              									Oelzuführungsstelle und verläuft nach der Kurve p der
                              										Abb. 5, er hat in der wagerechten Mittelebene des
                              									Lagers beiderseits den mittleren Betrag p0.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 79
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 79
                              Abb. 4.
                              
                           Als Unterschied der in entgegengesetzter Richtung auf den
                              									Zapfen einwirkenden Drücke wird die Kurve pr erhalten und hieraus durch die eingetragene
                              									Zerlegung die Kurve des senkrecht auf die untere Schale kommenden Druckes ps. In der
                              									Nebenabbildung sind die ps noch einmal senkrecht zu dem wagerechten Zapfendurchmesser d aufgetragen, und man bemerkt, daß die übliche
                              									Rechnung mit einem mittleren ps dem sehr gut entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 79
                              Abb. 5.
                              
                           Jedes Lager hat einen bestimmten Mindestwert der Reibungsziffer μ, der von der Zähigkeit η
                              									des verwendeten Oeles, der Winkelgeschwindigkeit w des
                              									Zapfens und dem mittleren Druck pm abhängt nach der Formel \mu\sim
                                 										c\,\sqrt{\frac{\eta\cdot \omega}{p_m}}. Bei guten Lagern kann dieser
                              									Betrag nach Stribecks Messungen 0,002 bis 0,005
                              									erreichen, was ungefähr dieselbe Reibungsziffer wie die guter Kugellager ist.
                              									Freilich gehört dazu eine nicht durch Nuten oder Risse im Lagermetall gestörte
                              									Oeldruckverteilung.
                           Bei rythmisch bewegten oder schwingenden Körpern macht sich leicht eine Verstärkung
                              									dieser Schwingungen an benachbarten, damit gekoppelten Teilen bemerkbar, und es
                              									handelt sich darum, die Verstärkung dieser Schwingungen zu vermeiden. Die
                              									Eigenschwingungszahl ne
                              									in der Minute für ein bestimmtes System ist näherungsweise aus der Gleichung
                              										n_e=\frac{300}{\sqrt{f}} zu bestimmen, wenn f die Federung infolge des Eigengewichts aus der
                              									mathematischen Mittellage in cm darstellt. Hat man mehrere Systeme miteinander
                              									verbunden, so ist bei reiner Parallelverschiebung die gemeinsame Schwerachse die
                              									Ruhestelle für jedes einzelne System, und damit kann ne leicht ermittelt werden. Bei drehenden
                              									Systemen gilt entsprechend l1 • (G1 • D1)2 = l2 • (G2 • D2)2, worin l die Abstände vom Ruhepunkt, G die Gewichte und D die Durchmesser sind, in
                              									welchen die Gewichte G konzentriert angenommen werden
                              									können. Aus der Grundgleichung für die Schwingungsschläge a2 und a1 zweier gekoppelter Systeme:
                              										a_2:a_1=\left(\frac{n}{n_e}\right)^2-1, worin ne die
                              									Eigenschwingungszahl des gesamten Systems und n die der
                              									einen Masse ist, folgt sofort, daß n=n_e\cdot\sqrt{2} den
                              									gefährlichsten Fall der „Resonanz“ darstellt, der unbedingt vermieden werden
                              									muß. Vorteilhaft ist n > 2ne, weil dann der Ausschlag der
                              									mitschwingenden Masse höchstens noch ein Drittel des Gesamtausschlages betragen
                              									kann. Bei schnellaufenden Wellen jeder Art sind diese ziemlich einfachen
                              									Untersuchungen von großer Bedeutung.
                           Stephan.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Dieselelektrische Triebwagen. Durch die elektrische
                              									Kraftübertragung von der Verbrennungskraftmaschine auf die Wagenachse, ist es
                              									gelungen, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich einem unmittelbaren Antriebe
                              									der Wagenachsen durch die Verbrennungskraftmaschine entgegenstellen. Können an
                              									Stelle des teueren Benzols billige Treiböle durch Verwendung der Dieselmaschine
                              									treten, so werden die Betriebskosten für Triebwagen wesentlich verkleinert. Wird der
                              									Preis des Benzols für 100 kg noch zu 18 M angenommen, so kostet die Nutzpferdestunde
                              									4,5 Pf., bei einem Brennstoffverbrauch von 250 g. Bei der Dieselmaschine entstehen
                              									für dieselbe Leistung 1,5 Pf. Kosten, da hier für die Nutzpferdestunde etwa 216 g
                              									Teeröl zum Preise von 5,50 M für 100 kg und 24 g Gasöl als Zündöl zum Preise von 14
                              									M für 100 kg verbraucht werden.
                           Die Firma Brown, Boveri & Co. hat für die sächsischen Staatseisenbahnen mehrere Triebwagen mit
                              									dieselelektrischem Antriebe geliefert. Die Dieselmaschine stammt von der Firma Gebr. Sulzer, Winterthur, der Wagen von der Waggonfabrik A.-G., Rastatt und die elektrische
                              									Einrichtung von der Firma Brown, Boveri & Co., Mannheim, Die dieselelektrischen Triebwagen sind ähnlich den
                              									benzolelektrischen Triebwagen gebaut. Von einer mit der Dieselmaschine gekuppelten,
                              									fremderregten Dynamomaschine mit unmittelbar angebauter Erregermaschine wird
                              									elektrischer Strom erzeugt, der den Wagenmotoren mittels der einfachen Ward-Leonard-Schaltung zugeführt wird. Die Dieselmaschine
                              									läuft dabei mit annähernd gleichbleibender Drehzahl. Der Wagenkasten ruht auf zwei
                              									Drehgestellen, von denen das dreiachsige die Dieselmaschine, die Dynamo und die
                              									Erregermaschine, das zweiachsige Drehgestell dagegen die Elektromotoren trägt. Der
                              									Wagen hat an beiden Enden Führerstände, es sind zwei Abteile mit 49 bzw. 29
                              									Sitzplätzen vorhanden. In jedem Führerstande sind außerdem noch 10 Stehplätze. Das
                              									Gesamtgewicht des Wagens ist 64 t, somit bestimmt sich das Platzgewicht zu 711 kg.
                              									Die Auspuffleitung mündet in ein über das ganze Wagendach hinführendes Rohr. Dieses
                              									ist beiderseits offen, so daß die Auspuffgase stets an dem in der Fahrtrichtung
                              									hinteren Rohrende austreten können. Ebenfalls auf dem Wagendache liegt der
                              									Luftkühler für das Kühlwasser. Zur Heizung des Wagens wird das Kühlwasser der
                              									Dieselmaschine teilweise herangezogen, das von der Kühlwasserpumpe durch die
                              									Heizrohrschlangen unter den Sitzen zum Kühler gedrückt wird. Beide Achsen des
                              									zweiachsigen und die Endachsen des dreiachsigen Drehgestells können gebremst werden.
                              									Die Bremsen können von jedem Führerstande aus mittels Handrad betätigt werden, wobei
                              									35 v. H. des Raddruckes der gebremsten Achsen vom unbelasteten Wagen abgebremst
                              									werden. Die Betriebsbremse ist eine selbsttätige Luftdruckeinkammerbremse Bauart Westinghouse mit einer Bremskraft von 80 v. H. des
                              									Raddruckes. Die Bremsluft wird vom Luftverdichter der Dieselmaschine geliefert und
                              									auf 4 at Pressungsdruck verkleinert. Zum Sandstreuen vor den Rädern des zweiachsigen
                              									Drehgestells sind vier durch Druckluft von 10 at betriebene Vorrichtungen
                              									vorhanden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 80
                              Abb. 1.
                              
                           Um die Gewichte der Dieselmaschine und des Generators zu tragen, erhält das
                              									Maschinendrehgestell drei Achsen. Die Stöße der Dieselmaschine werden vom
                              									Wagenkasten dadurch abgehalten, daß zwei getrennt auf den Achsen federnd gelagerte
                              									Rahmen angeordnet sind (Abb. 1). Der innere Rahmen
                              										b ist dabei mit der Dieselmaschine und dem
                              									Generator unmittelbar verschraubt und ruht nur auf den Innenachsbüchsen der beiden
                              									Endachsen, gegen die er mit starken Blattfedern abgestützt ist. Die Mittelachse
                              									wird also durch das Maschinengewicht nicht belastet. Der Außenrahmen c stützt sich mit Blatt- und Schraubenfedern auf die
                              									Außenachsbüchsen aller drei Achsen und nimmt das Gewicht des Wagenkastens auf. Durch
                              									geeignete Abmessungen der Blattfedern wird erreicht, daß der Raddruck der drei
                              									Achsen des Maschinendrehgestells gleich groß wird. Die elektrischen Motoren im
                              									zweiachsigen Drehgestell sind vollständig abgefedert. Zu diesem Zwecke war es
                              									notwendig, eine Blindwelle einzuschalten mit Antrieb der Achsen durch Kuppelstangen.
                              									Die Blindwelle wird durch Zahnräder mit einer Uebersetzung 1 : 3 angetrieben. Die
                              									Kurbeln sind um 90° gegeneinander versetzt, Blindwelle und Radsätze besitzen
                              									Gegengewichte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 80
                              Abb. 2.
                              
                           Die Dieselmaschine ist als Viertaktmaschine gebaut. Die Verdichtung der Luft erfolgt
                              									in ihr bis auf etwa 35 at, wobei sich die Verbrennungsluft bis zu 600° C erwärmt.
                              									Der Brennstoff wird durch Preßluft von etwa 40 bis 65 at Druck, je nach der
                              									Maschinenbelastung, in die Zylinder fein zerstäubt eingeführt. Die Antriebsmaschine
                              									wird mit Preßluft angelassen, dann wird sie mit Gasöl betrieben. Ist die Maschine
                              									genügend erwärmt, was der Fall ist, wenn das Kühlwasser mit einer Temperatur von
                              									etwa 45° C abfließt, so wird auf den Betrieb mit Teeröl umgeschaltet. Das Treiböl
                              									besteht aus etwa 85 bis 90 v. H. Teeröl und 10 bis 15 v. H. Gasöl. Um beim Anlassen
                              									der Maschine sofort genügend viel Gasöl zur Verfügung zu haben, muß die
                              									Dieselmaschine vor ihrem Stillstande noch einige Zeit mit Gasöl laufen, damit sich
                              									die Brennstoffleitungen unterdessen mit Gasöl füllen. Die Dieselmaschine leistet bei
                              									etwa 440 Umdr./Min. und einem Brennstoffverbrauch von 240 g für die Nutzpferdestunde
                              									200 PS und kann beim Anfahren auf kurze Zeit bis auf 250 PS überlastet werden. Mit
                              										Berücksichtigung
                              									des Oelverbrauchs für den Leerlauf sowie für den Verschiebedienst kann bei 50 km
                              									mittlerer Fahrgeschwindigkeit mit einem Brennstoffverbrauch von 0,65 kg für 1 km
                              									gerechnet werden. Die Brennstoffbehälter fassen 350 l Teeröl und 100 l Gasöl. Daraus
                              									ergibt sich für den Wagen ein Fahrbereich von etwa 600 km. Mit einer
                              									Maschinenleistung von 200 PS kann eine Wagengeschwindigkeit von etwa 70 km auf
                              									wagerechter Strecke erreicht werden. Zur Brennstoffersparnis und
                              									Geräuschverminderung kann die minutliche Drehzahl der Dieselmaschine auf der Fahrt
                              									im Gefälle, beim Auslaufen und während des Haltens auf Zwischenstellen von 440 auf
                              									etwa 180 verkleinert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 81
                              Abb. 3.Luftkompressor
                              
                           Die Dieselmaschine besteht aus sechs in zwei Gruppen angeordneten Zylindern von 260
                              									mm ∅ und 300 mm Hub. Um den verfügbaren Raum möglichst gut auszunutzen, sind die
                              									Zylinder in V-Form unter einem Winkel von 60° gegeneinander geneigt (Abb. 2). An die Dieselmaschine schließt sich ein
                              									dreistufiger Kompressor an, mit den Zylindern (Abb.
                                 									3). Die Kurbelarme der Welle sind mit Gegengewichten zum Massenausgleich
                              									versehen. An dem einen Wellenende befindet sich ein Schwungrad sowie die Kupplung
                              									für die Dynamomaschine. Das Anlaßventil 20 und der
                              									Indikatorhahn sind in den Zylinderkopf eingebaut. Außerdem ist hier noch das
                              									Ansaugeventil 18, das Auspuffventil 19 und das Brennstoffventil 17 angeordnet (Abb. 2). Sämtliche Ventile
                              									werden durch die Nockenwelle 21 gesteuert. Die
                              									Oeffnungsdauer und der Hub der Brennstoffventile werden von einem Regulator
                              									beeinflußt. Für je drei Zylinder ist noch eine gemeinsame Anlaßvorrichtung mit je
                              									einem Handgriff 15 und je einer Welle 15a vorhanden. Auf der Welle sitzt das Exzenter 15b, das als Lager für die Hebel zum Antrieb der
                              									Brennstoff- und Anlaßventile dient. In Stellung 1 sind
                              									die Exzenter so gedreht, daß beim Gange der Maschine die Steuerhebel die
                              									Anlaßventile nicht berühren und anheben. Es werden in dieser Stellung nur die
                              									Brennstoffventile betätigt. Stellung 2 ist die
                              									Ruhestellung der Maschine, in der weder Anlaß- noch Brennstoffventile bewegt werden.
                              									Stellung 3 ist Anlaßstellung. Die Brennstoffventile
                              									werden in dieser Stellung nicht mehr betätigt, die Anlaßventile werden aber zum
                              									Eintritt der Preßluft angehoben. Um die Maschine vor dem Anlassen in die richtige
                              									Stellung zu bringen, muß die Verdichtung in den Zylindern aufgehoben werden können.
                              									In Stellung 4 wird dies dadurch erreicht, daß die
                              									Anlaßventile an allen Zylindern offen gehalten werden, und durch die
                              									Anlaßluftleitung ein Druckausgleich zwischen den Zylindern stattfinden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 81
                              Abb. 4.Brennstoff- und Zylinderschmierpumpe.
                              
                           Unmittelbar über der Maschine ist der zylinderförmige Brennstoffbehälter für Teer-
                              									und Gasöl angebracht. Von dem Behälter fließt das Oel der Brennstoffpumpe (Abb. 4) zu. Das Oel wird hier durch die gesteuerten
                              									Saugventile 23 von zwei dreifachen Tauchkolben
                              									angesaugt und in Einzelleitungen nach den Brennstoffventilen der Zylinder geführt.
                              									Außerdem ist eine besondere Zündölpumpe vorgesehen. Der dreistufige Kompressor (Abb. 3) liefert die Druckluft zum Anlassen, Einblasen
                              									des Brennstoffs, für die Bremse, die Pfeife und den Sandstreuer. Die
                              									Niederdruckstufe 30 gibt etwa 5 at Pressung und wird
                              									von einem Kolbenschieber 34 gesteuert. Die Mittelstufe
                              									für 15 bis 20 at Endspannung wird wie die Hochdruckstufe 32 durch Ventile gesteuert. Hinter jeder Druckstufe wird die Luft je einem
                              									der drei Kühlräume des Kühlers 28 zugeführt. Alle
                              									Zylinder der Dieselmaschine und des Kompressors, sowie die Luftkühler werden durch
                              									Wasser gekühlt. Die Temperatur des Kühlwassers soll beim Eintritt in die
                              									Zylinderkühlmäntel 40°, beim Austritt 70° betragen.
                           Die mit der Dieselmaschine gekuppelte achtpolige Dynamomaschine hat eine Leistung für
                              									1 Stunde von 190 KW und eine Dauerleistung von 140 KW bei 300 V Klemmenspannung. Mit
                              									dieser Maschine ist eine sechspolige Erregermaschine von 7,5 KW Dauerleistung bei
                              									etwa 70 V Klemmenspannung gekuppelt. Sie gibt außerdem noch Strom zum Betriebe des
                              									Ventilators von 6 PS, zur Ladung der Batterien von 35 Zellen mit einer Kapazität von
                              									95 Amperestunden, sowie zur Speisung von Hilfs- und Lichtstromkreisen ab. Die beiden
                              									Triebmotoren sind als Hauptstrommotoren gebaut. Sie haben zusammen eine Leistung für 1 Std.
                              									von 360 PS und eine Dauerleistung von 160 PS. Bei Störungen eines Motors lassen sich
                              									die Feld- und Ankerwicklungen sowie die Ausgleichsleitung durch je einen gemeinsamen
                              									Motorschalter abschalten. Der andere Motor ist dann noch imstande, den Wagen allein
                              									weiter zu fördern.
                           Der Betriebsbrennstoff wird in zwei im Erdboden eingebauten Behältern von je 15 m3 Inhalt gelagert, die mit Dampfheizschlangen zur
                              									Erhaltung des flüssigen Zustandes auch bei Kälte ausgerüstet sind.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Strecke
                                    
                                 Gasöl
                                 Teeröl
                                 Trieb-stoffkg/km
                                 
                              
                                 kg
                                 kg/km
                                 kg
                                 kg/km
                                 
                              
                                 Dresden – Döbeln (64 km)
                                   9,8
                                 0,15
                                 49,2
                                 0,77
                                 0,92
                                 
                              
                                 Döbeln – Leipzig (70 km)
                                 15,9
                                 0,23
                                 43,8
                                 0,50
                                 0,73
                                 
                              
                           Bei der sächsischen Eisenbahn sind bereits auf verschiedenen Linien Probefahrten
                              									ausgeführt worden. Auf einer Steigung von 5 v. T. vermochte der Triebwagen mit einer
                              									Geschwindigkeit von 40 km die Stunde einen Anhängewagen von 47 t zu ziehen. Die
                              									größte Geschwindigkeit ohne Anhänger wurde auf wagerechter Strecke zu 75 km und mit
                              									einer Anhängelast von 47 t mit 50 km in der Stunde erreicht. Der Brennstoffverbrauch
                              									kann aus der vorstehenden Tabelle entnommen werden. (Elektrische Kraftbetriebe und
                              									Bahnen 1915 S. 301 bis 303, 309 bis 313 und 321 bis 326.)
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Wirtschaftliche Behandlung der Eisen- und Stahlspäne. Im
                              									Anschluß an unseren Schaubericht über den gleichlautenden Aufsatz von R. Philipp (D. p. J. Bd. 331 Heft 3) legt Herr Philipp Wert darauf, festzustellen, daß die Gesellschaft
                              										Lauchhammer nur die Schrottpresse geschaffen und die
                              									Firma Henschel & Sohn die
                              									Firma Schmidt & Co. bei
                              									der Schaffung zweckmäßiger Zerkleinerungsanlagen unterstützt hat.
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Beschlagnahmefreie Lötlampen für Spiritus. In zahlreichen
                              									Handwerkzweigen ist die Lötlampe ein unentbehrliches Werkzeug. Da bisher in den
                              									weitaus meisten Fällen Benzinlötlampen im Gebrauch sind, so wurde infolge der
                              									Beschlagnahme dieses Brennstoffes die Benutzung der üblichen Lötlampen mehr und mehr
                              									unmöglich. Der einzige, ohne besondere Umstände zu beschaffende Brennstoff ist
                              									Spiritus, der jedoch in gewöhnlichen Benzinlötlampen nicht brennt.
                           Es wurde daher von der Spezialfabrik für Lötapparate, Gustav
                                 										Barthel in Dresden 131 A. 19 ein für Spiritus besonders durchgebildetes
                              									Modell auf den Markt gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 82
                              
                           Diese unter dem Namen Topas bekannten Spirituslötlampen
                              									sind mit Luftpumpe und unmittelbarer Flammeneinstellung versehen, werden in
                              									verschiedenen Größen geliefert und entsprechen in bezug auf Wirkung und
                              									Leistungsfähigkeit den Benzinlötlampen ähnlicher Größe. Die Topaslampen sind auch
                              									für Arbeiten im Freien, Hartlötungen usw. geeignet und haben sich in mehrmonatlichem
                              									Gebrauche bewährt. Leider konnten die Apparate bisher nur gegen Heeresbelegschein
                              									bzw. Freigabeschein geliefert werden, da für die Anfertigung der Brennerteile
                              									beschlagnahmte Metalle verwendet werden mußten.
                           Nunmehr ist es gelungen, diese Spirituslötlampen völlig aus freien Ersatzmetallen
                              									herzustellen, so daß sie jetzt auch für Friedensbedarf ohne weiteres geliefert
                              									werden dürfen. Der Erfolg ist um so mehr zu begrüßen, als er ein weiterer Schritt
                              									ist, uns von der Einfuhr ausländischer Werkzeuge unabhängig zu machen.
                           ––––––––––
                           Am Freilag, den 11. Februar d. J., verstarb nach kurzer Krankheit in Obertürkheim der
                              									bevollmächtigte Ingenieur der Inspektion der Fliegertruppen bei der
                              									Daimler-Motorenfabrik Herr Oberleutnant Dipl.-Ing. Paul
                                 										Béjeuhr, der den Lesern unserer Zeitschrift durch seine zahlreichen
                              									trefflichen Aufsätze aus dem Gebiet der Flugtechnik bekannt geworden ist. Die
                              									Schriftleitung wird dem ausgezeichneten Mitarbeiter ein dankbares Andenken
                              									bewahren.