| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Kraft | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 156 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Glühlampen. Eine Reihe kürzlich von den Siemens-Schuckertwerken ausgegebener Preisblätter von
                              									gefälliger Form mit kurzen Erläuterungen berichtet über Erzeugnisse des
                              									Glühlampenwerkes von Siemens & Halske. Die Blätter beziehen sich gesondert auf die
                              									Wotan-Metalldrahtlampen, Wotan-Halbwattlampen, Wotan-Effektlampen,
                              									Wotan-Centralampen und Wotan-Halbwatt-Projektionslampen. Die Lampen benutzen
                              									entweder den schon länger bekannten zickzackförmigen, trommelartig angeordneten
                              									einfachen Glühfaden oder die neuere feine Glühspirale (vgl. den Bericht Jahrg. 1915
                              									S. 310) in verschiedener Anordnung, je nach der Bestimmung der Lampenart und der
                              									dadurch bedingten Lichtverteilung. Die große Mannigfaltigkeit, die in dieser
                              									Hinsicht der Metallfaden gegenüber dem alten Kohlefaden ermöglichte, hatte
                              									bekanntlich zu Zweifeln bei der Benennung der neuen Lampen nach Kerzenstärken
                              									geführt, da die früher allein geltende Angabe der mittleren wagerechten Lichtstärke
                              									für die verschiedenen neuen Formen der Fadensysteme nicht mehr allgemein paßte. Die
                              									neue Benennung nach dem Wattverbrauch erläutert eines der erwähnten Preisblätter wie
                              									folgt:
                           
                              
                              „Bisher war es allgemein üblich, die verschiedenen Glühlampentypen nach
                                 										Lichtstärken abzustufen und zu bezeichnen, wobei diese Bezeichnungen (10, 16, 25
                                 										HK. usw.) die Mittelwerte der Messung in wagerechter Richtung (senkrecht zur
                                 										Lampenachse) bedeuteten.
                              
                           
                              Bei Kohlefadenlampen und normalen Metalldrahtlampen war diese mittlere wagerechte
                                 										Lichtstärke gleichzeitig das Maximum der in irgend einer Richtung ausgestrahlten
                                 										Lichtmenge, während die Lichtausstrahlung nach allen anderen Richtungen geringer
                                 										war.
                              
                           
                              Die Entwicklung der Glühlampentechnik hat in den letzten Jahren zu einer Reihe
                                 										von Konstruktionen geführt, bei welchen die maximale Lichtabgabe in einer
                                 										anderen Richtung, beispielsweise schräg oder senkrecht nach unten, liegt. Lampen
                                 										mit verschiedenartiger räumlicher Lichtverteilung lassen sich deshalb nicht auf
                                 										Grund ihrer Lichtabgabe in irgend einer bestimmten Richtung vergleichen,
                                 										vielmehr ist der einzig richtige Maßstab zum Vergleich von Lampen
                                 										verschiedenartiger Lichtausstrahlung die mittlere räumliche Lichtstärke.
                              
                           
                              Bei den hochkerzigen Wotan-Halbwattlampen, welche berufen waren, andere
                                 										Starklichtquellen zu ersetzen, entsprachen die Angaben der Lichtstärke und des
                                 										Wattverbrauchs pro Kerze bisher den bei der Messung der mittleren Lichtstärke in
                                 										der unteren Halbkugel in betriebsfertiger Armatur gefundenen Werten. Diese
                                 										Angaben führten indessen vielfach zu Mißverständnissen, so daß es sich als
                                 										notwendig erwies, einheitlich für alle Lampentypen anwendbare eindeutige
                                 										Benennungen zu finden.
                              
                           
                              Die beste Lösung zur Behebung dieser Schwierigkeit wurde darin gefunden, daß man
                                 										dazu überging, als Nennwert und Bezeichnung der Lampen ihren gesamten
                                 										Wattverbrauch an Stelle der Lichtstärke treten zu lassen. Daneben sollen in den
                                 										Preislisten noch die mittleren räumlichen Lichtstärken angegeben werden. Die
                                 										Verbraucher sind dadurch in der Lage, auf Grund des jeweiligen Strompreises pro
                                 										Kilowattstunde die tatsächlichen Stromkosten einer Lampe pro Brennstunde, sowie
                                 										pro mittlerer räumlicher Kerzenstärke auszurechnen.“
                              
                           Die Benennung nach dem Wattverbrauch wurde von der Firma zuerst bei den in der oben
                              									angeführten Stelle beschriebenen Wotan-Lampen Type „G“ benutzt.
                           R.
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                           Eine künstliche Hand von Mechaniker Will, München. Im
                              									allgemeinen Interesse hat das Deutsche Museum seinem Mechaniker Herrn Will, der eine
                              									neue Konstruktion für eine künstliche Hand erdacht hat, Zeit und Mittel zur
                              									Verfügung gestellt, um seine Idee so weit zu verwirklichen, daß sie jetzt der
                              									Oeffentlichkeit bekannt gegeben und allen Werkstätten und Fabriken ohne jede
                              									Entschädigung zur Verbesserung und zur beliebigen Herstellung zur Verfügung gestellt
                              									werden kann.
                           Bei der Konstruktion der neuen künstlichen Hand wurde als Haupterfordernis für einen
                              									Handersatz betrachtet, daß sich der Griff selbsttätig, wie bei der natürlichen Hand,
                              									jedem Gegenstand genau anpaßt, daß die Hand den ergriffenen Gegenstand beliebig
                              									lange festhalten kann und daß die Griffe nicht von einer Zwangslage des Armes
                              									abhängig sind, sondern daß das Greifen und Festhalten der Gegenstände in jeder
                              									Armlage erfolgen kann.
                           Ein Zug von nur 20 bis 25 mm genügt, um die gestreckte Hand in die Faustlage zu
                              									bringen, dabei kann der Zug durch ein geringes Strecken des Ellbogens, oder bei
                              									Fehlen des Unterarmes durch eine kleine Bewegung des Achselgelenks, oder wenn auch
                              									dieses fehlt, durch eine kleine Bewegung des Schultergelenks erfolgen. In der
                              									Ruhelage kann die geschlossene Hand in einer beliebig gewählten zwanglosen Stellung
                              									verbleiben.
                           Das Lösen des Griffes geschieht in einfacher Weise durch Auflegen der Hand auf die
                              									Tischplatte oder durch Andrücken des Oberarmes an den Körper.
                           Die vorstehend angedeutete Betätigung der Hand wird durch eine äußerst einfache
                              									Konstruktion (Abb. 1 und 2) ermöglicht:
                           Jeder Finger besteht aus drei Gliedstücken, die unter sich und mit dem Handteller
                              									durch Scharniere verbunden sind.
                           Im vorderen Gliedstück (Nagelglied) ist ein Hebel A um
                              									den Drehpunkt a beweglich gelagert. Dieser Hebel endigt
                              									im zweiten Glied (Mittelglied) an einem um den Drehpunkt b beweglichen Winkelzug B, der durch den
                              									Hebel C betätigt wird. Der Hebel C endigt im dritten Glied an dem Winkelzug A welcher um
                              										d drehbar ist und unter Vermittlung der Hebel E, F und G und der
                              									Geradführung H bewegt werden kann. Die Geradführung H ist in Lagern h1 und h2 geführt, welche auf dem Handrücken befestigt
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 156
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 156
                              Abb. 2.
                              
                           Die bisher beschriebene Hebelübertragung dient der Bewegung des Nagelgliedes.
                              									Parallel zu dieser Uebertragung läuft eine zweite, welche die Bewegung des
                              									Mittelgliedes betätigt. Am unteren Ende des Mittelgliedes greift der um den
                              									Drehpunkt i bewegliche Hebel J an, der wie der Hebel C in dem Winkelzug
                              										D endigt.
                           Die Bewegung des dritten Gliedes wird durch den Hebel K
                              									bewirkt, welcher ebenfalls durch Vermittlung der Hebel F und G mit der Geradführung H verbunden ist. Durch die Anordnung verschieden langer
                              									Hebelarme beim
                              									Winkelzug B und D wird
                              									erreicht, daß der Griff wie bei der natürlichen Hand allmählich erfolgt.
                           Die Fortsetzung der Geradführung H bildet eine Feder L, an diese schließt sich ein Drahtzug M an, welcher kurz oberhalb des Ellbogens mit einer
                              									Manschette am Oberarm befestigt ist.
                           An der Geradführung H ist ein Sperrkegel N befestigt, welcher in das drehbar gelagerte Sperrad O
                              									eingreift. Eine Gegengesperre P hält das Sperrad in
                              									einer bestimmten Lage fest.
                           Das Sperrad greift in ein Ankerrad Q und dieses in einen
                              									Anker R ein.
                           Zieht man jetzt an dem Drahtzug M, so überträgt sich
                              									dieser Zug auf die Feder L und damit auf die
                              									Hebelkonstruktion, der Finger bewegt sich und schließt sich um den zu erfassenden
                              									Gegenstand, während der Sperrkegel N über das Sperrad
                              										O gleitet und sich beim Nachlassen des Zuges in
                              									einem Sperrzahn festsetzt. Das Gegengesperre P bedingt
                              									die Fixierung des Griffes, gleichzeitig wird dadurch erreicht, daß die Feder L von Zug und Belastung befreit wird.
                           Drückt man nun auf den Knopf S, so hebt man das
                              									Gegengesperre P aus dem Sperrad, welches dadurch frei
                              									wird und dem Zuge der am Hebel F angreifenden
                              									Rückzugsfeder T folgen kann. Der Hebelmechanismus kehrt
                              									dadurch in seine Ausgangsstellung zurück, d.h. es streckt sich der Finger. Infolge
                              									der Ankerhemmung QR erfolgt dieses Strecken des Fingers
                              									nicht plötzlich, sondern langsam und allmählich, wie es bei der natürlichen Hand der
                              									Fall ist.
                           Für jeden der fünf Finger ist ein besonderer Hebelmechanismus mit Geradführung, Zug
                              									und Sperrkegel erforderlich, während Sperrad, Gegengesperre und Ankerhemmung für
                              									alle fünf Finger gemeinsam sind.
                           Der anpassende Griff der einzelnen Finger an den zu erfassenden Gegenstand wird durch
                              									die federnde Verbindung L zwischen der Geradführung H und dem Drahtzug M
                              									erreicht, da die Bewegung jedes einzelnen Fingers dann aufhört, wenn er auf einen
                              									Widerstand stößt, also den zu erfassenden Gegenstand berührt.
                           Je nach Ausgestaltung der Sperrzähne läßt sich die Zahl der fixierten Griffe in
                              									weiten Grenzen bestimmen.
                           Um einen weichen naturähnlichen Griff zu erzielen, wird die Innenfläche der Finger
                              									und der Hand mit einer elastischen Polsterung versehen.
                           Ein Modell der vorstehenden Hand, sowie genauere Konstruktionszeichnungen können im
                              									Büro des Deutschen Museum besichtigt und jede gewünschte weitere Auskunft dort
                              									eingeholt werden.
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                           Motorpflüge. Während beim Dampfpfluge meist das Gerät
                              									durch Drahtseile zwischen zwei Lokomobilen bewegt, und der elektrische Pflug
                              									vorwiegend als Einmaschinenpflug mit einem Winden- und einem Ankerwagen gebaut wird,
                              									findet man bei der Verwendung des Gasmotors als Antriebmaschine vielfach Schlepp-
                              									und Tragpflüge. Diese unterscheiden sich dadurch, daß bei ersteren der Pflug als
                              									besonderes Fahrzeug ausgebildet und der Schleppmaschine angehängt wird, bei
                              									letzteren aber Motor und Pflug auf einem Fahrgestell vereinigt sind. Die Möglichkeit
                              									hierzu ist durch die geringen Abmessungen der Gasmaschine gegeben, während beim
                              									Dampfbetriebe die Raum beanspruchende Kesselanlage und das Gewicht der
                              									mitzuführenden Betriebstoffe gegen die Verwendung über den Acker fahrender Maschinen
                              									spricht. Bei Tragpflügen wird das Verhältnis zwischen Triebradbelastung und
                              									Gesamtgewicht naturgemäß günstig. Auch hat der Führer den Pflug gut in der Hand. Es
                              									ist ihm beispielsweise möglich, rückwärts zu fahren. Die Schlepppflüge sind in bezug
                              									auf die genannten Punkte im Nachteil. Indessen haben sie den Vorzug, daß Stöße auf
                              									die Pflugschare beim Anfahren an Steine nicht in voller Stärke auf die Zugmaschine
                              									übertragen werden. Beiden Gattungen gemeinsam ist die Notwendigkeit, einen großen
                              									Teil der Maschinenleistung zur Fortbewegung verwenden zu müssen. Bei den Seilpflügen
                              									ist dies nicht der Fall. Auch würde die nahezu völlige Sicherheit der Maschine gegen
                              									Stöße und die Möglichkeit, den Pflug selbst bei wenig tragfähigem Boden benutzen zu
                              									können, für die Verwendung feststehender Maschinen sprechen, wenn nicht bei diesen
                              									der Betrieb weit umständlicher als bei den über den Acker fahrenden Schlepp- und
                              									Tragpflügen wäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 157
                              Abb. 1.
                              
                           Versuche ergaben, daß bei den letztgenannten Arten die zum
                              									Pflügen verfügbare Arbeit 50 v. H. der Maschinenleistung kaum übersteigt. Um eine
                              									hohe Zugkraft ausüben zu können, dürfen die Triebräder auf dem Boden nicht gleiten.
                              									Da Motorpflüge andererseits imstande sein müssen, auf Straßen zu fahren, ohne das
                              									Pflaster zu zerstören, so verwendet man Triebräder von großem Durchmesser, weil
                              									diese in beiden Fällen vorteilhaft sind. Ein wirksames Mittel zur Erzielung der
                              									Radhaftung sind Greifer (Abb. 1). Sie sind bei der
                              									Fahrt auf der Straße hinderlich, so daß ihre rasche Abnahme möglich sein muß. Die
                              									Greiferteilung bestimmt den auf Abscherung beanspruchten Erdquerschnitt. Sie darf
                              									indessen nicht zu groß gewählt werden, da sonst der Nutzen der günstigen
                              									Abscherverhältnisse durch den Nachteil aufgewogen wird, daß ein Greifer eine sehr
                              									geneigte Stellung erreicht bevor der ihm folgende in den Boden dringt. Eine zu große
                              									Breite ist beim Wenden unbequem, zu große Länge verursacht bei schwerem Boden
                              									unnötig hohen Widerstand. Da bei losem Boden wiederum kurze Greifer nachteilig sind,
                              									so empfiehlt es sich, nach dem Beispiel der Stock-Motorpflug G. m. b. H. die Vorrichtungen in verschiedener Länge und
                              									Breite zum Auswechseln zu liefern. Schleppflüge weisen oft auf ihren Radkränzen nur Leisten auf.
                              									Die in Abb. 2 gezeigte Ausführung würde infolge ihrer
                              									breiten Auflageflächen das Pflaster beim Fahren auf befestigten Wegen schonen.
                              									Sofern man auch bei Schleppflügen Greifer verwendet, muß deren Auswechseln besonders
                              									erleichtert werden, da die Zugmaschinen sehr häufig auf Wegen fahren müssen.
                              									Vielfach findet man verstellbare Greifer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 158
                              Abb. 2.
                              
                           Zu Bedenken geben aber Räder Veranlassung, deren Greifer
                              									während der Fahrt durch eine Steuerung bewegt werden, da diese bald durch die
                              									anhaftende Erde leidet. Bei weichem Boden können die Räder mit Vorteil durch die in
                              										Abb. 3 gezeigte „Raupe“ ersetzt werden.
                              									Sofern man nämlich die Breite des Rades in Rücksicht auf die Tragfähigkeit des
                              									Bodens zu sehr erhöht, erhält man eine unbehülfliche Maschine. An die Festigkeit des
                              									Fahrgestelles werden hohe Anforderungen gestellt. Es muß dem Motor eine sichere
                              									Lagerung bieten. Die Triebräder sind in Rücksicht auf die Zugkraft stark, die
                              									Steuerräder indessen auch nicht zu wenig zu belasten, da sonst die Möglichkeit
                              									vorliegt, daß sich der Pflug aufbäumt. Bei Schlepppflügen kann man diese Gefahr
                              									durch Tieflegen des Zughakens beseitigen, wobei allerdings die Zugrichtung ungünstig
                              									wird. Die Beanspruchung des Rahmens durch Stöße verringert man durch Federung.
                              									Vielfach genügt es, wenn man die Steuerräder mit einer solchen versieht. Die
                              									Steuerung selbst gestaltet sich besonders bei dreirädrigen Maschinen einfach.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 158
                              Abb. 3.
                              
                           Für zweirädrige Lenkgestelle bewährt sich Automobil- oder
                              									Schneckensteuerung. Bei unebenem Boden kann die schiefe Lage des Rahmens durch
                              									Verstellung der Pflugkörper oder Anordnung eines besonderen Pflugrahmens
                              									ausgeglichen werden. Die Drehzahl der Motoren ist meist nicht größer als 700. Wenn
                              									der Kühler vor der Maschine steht, ist er beim Anfahren an Hindernisse gefährdet,
                              									befindet er sich auf der anderen Seite, so saugt er wegen der Nähe der Triebräder
                              									leicht Staub an. Im Frieden verwandte man als Brennstoff für Pflugmotoren meist
                              									Benzol. Im Sommer und Herbst 1915 hat sich indessen auch der Betrieb mit einem
                              									Zweitakt-Rohölmotor bewährt. Man muß bei diesem die Mühe des Anheizens in Kauf
                              									nehmen und vermeidet dafür Störungen infolge der Zündung. Allerdings bleibt
                              									abzuwarten, ob der Glühkopf bei niedrigen Temperaturen betriebssicher ist. Größere
                              									Motoren erhalten meist drei Geschwindigkeitsstufen. Viel Schwierigkeiten macht
                              									die Schmierung. Am besten hat sich solche mit Oelumlauf bewährt. Ständige
                              									Beaufsichtigung der Arbeit der Pumpe, die das Oel aus dem Unterteile des
                              									Motorgehäuses saugt und an die Verwendungsstellen preßt, ist geboten.
                           In der Zeitschrift des V. d. I. 1916 Heft 1, 3, 4 gibt Prof. Fischer nach Besprechung der Hauptgesichtspunkte für den Entwurf von
                              									Motorpflügen eine ausführliche Beschreibung der Tragpflüge der Stock-Motorpflug-G. m. b. H., der Firmen F. Komnick-Elbing und Scheffeldt-Coburg. Ferner
                              									werden die Schlepppflüge des fürstl. Stolberg sehen Hüttenamtes in Ilsenburg sowie
                              									die Ausführungen von P. E. Schultz, Pöhl-Görmitz und der
                              									schwedische Avance-Pflug eingehend besprochen. Eine kürzere Beschreibung des
                              									Ergomobilpfluges von Kaulen-Berlin als Beispiel eines
                              									Motorseilpfluges schließt sich an. Die Kosten für das Pflügen eines Hektars
                              									berechnet Fischer für mittlere Verhältnisse zu 20 bis 23 M. Bei der Verwendung von
                              									Gespannen würde man etwa auf denselben Preis gelangen. Ob man sich zum
                              									Maschinenbetriebe entschließt, wird unter anderen von der Frage abhängen, in wieweit
                              									die Gespanne für Arbeiten zu anderen Jahreszeiten beibehalten werden müssen.
                              									Jedenfalls leisten die Motorgflüge bei der Verminderung der Arbeiter und Zugtiere
                              									infolge des Krieges die besten Dienste.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung und Verwendung von Blaugas berichtet
                              									Dr. Hugo Lieber, ein bekannter amerikanischer
                              									Gasfachmann, in der Zeitschrift Metallurgical and Chemical Engineering Bd. XII S.
                              									153. Da Steinkohlengasanstalten nur in dicht bevölkerten Gegenden mit
                              									wirtschaftlichem Erfolge betrieben werden können, wurden schon frühzeitig Versuche
                              									zur Herstellung von verdichtetem oder kondensiertem, leicht versendbarem Leuchtgas
                              									angestellt, um so allen Kreisen die Annehmlichkeiten des Gases verfügbar zu machen.
                              									Die Versuche mit Steinkohlengas führten nicht zum Ziele, dagegen wurde die
                              									Herstellung von verdichtetem Oelgas und seine Verwendung zur Beleuchtung von
                              									Eisenbahnwagen und Seezeichen namentlich von der Firma Pintsch sehr vervollkommnet. Bei der Herstellung des Oelgases wendet man
                              									hohe Destillationstemperaturen an (900 bis 1000° C), um das Oel möglichst vollkommen
                              									in Gas zu überführen. Dieses wird dann auf 5 bis 16 at (in Amerika meist auf 6 at)
                              									verdichtet, wobei ein Teil der Kohlenwasserstoffe verflüssigt und entfernt wird, da
                              									nur die gasförmigen Kohlenwasserstoffe zur Beleuchtung Verwendung finden.
                           Im Gegensatz zu dieser Arbeitsweise beträgt bei dem von Blau angegebenen Verfahren die Destillationstemperatur nur 550 bis 600° C,
                              									damit ein an kondensierbaren Bestandteilen möglichst reiches Gas entsteht und nur
                              									wenig permanente Gase erhalten werden. Im übrigen ist die Arbeitsweise nahezu
                              									dieselbe wie bei der Oelgasbereitung nach Pintsch, denn das Gas
                              									wird in der üblichen Weise gekühlt, von Teer, Schwefelwasserstoff und anderen
                              									Verunreinigungen befreit und schließlich in Gasbehältern aufgespeichert. In den
                              									letzten Jahren sind mancherlei Verbesserungen bei der Herstellung des Blaugases zur
                              									Einführung gelangt. So hat man z.B. früher das Gas vor der Verdichtung weit unter 0°
                              									abgekühlt, um auf diese Weise die bei gewöhnlicher Temperatur und bei gewöhnlichem
                              									Druck flüssigen Kohlenwasserstoffe aus dem Gase zu entfernen. Heute wird das Gas
                              									unmittelbar aus dem Behälter in einem drei- oder vierstufigen Verdichter auf 100 at
                              									Enddruck verdichtet, wobei die leicht kondensierbaren Kohlenwasserstoffe, die früher
                              									durch Kühlung entfernt wurden, in der ersten und zweiten Verdichtungstufe in
                              									flüssigem Zustande ausgeschieden werden. Während der Verdichtung wird zur Schmierung
                              									sowie zur Kühlung Wasser eingespritzt, das nach der letzten Stufe von den
                              									verflüssigten Kohlenwasserstoffen wieder getrennt werden muß. Der beim Kühlen und
                              									Waschen des Gases erhaltene Teer wird in Behälter gepumpt, aus denen er durch sein
                              									eigenes Gewicht den Retorten zuströmt, unter denen er mit Hilfe von Druckluft oder
                              									Dampf verbrannt wird; er liefert die gesamte zur Heizung der Retorten nötige Wärme.
                              									Ferner bildet sich bei der Destillation des Oeles eine bestimmte Menge von
                              									permanenten Gasen, die von den verflüssigten Kohlenwasserstoffen nicht absorbiert
                              									werden. Diese Gase werden in Druckkesseln aufgefangen und in einer Gasmaschine
                              									verbrannt; sie liefern die gesamte, zum Betriebe der Anlage erforderliche Energie.
                              									In dieser Weise ist der ganze Herstellungsvorgang heute so vorzüglich ausgearbeitet,
                              									daß kaum mehr Teer und permanente Gase entstehen, als für die Heizung der Retorten
                              									und zur Krafterzeugung nötig sind. Als Haupterzeugnis erhält man ein Gemisch von
                              									verflüssigten Kohlenwasserstoffen, das noch eine gewisse Menge nicht kondensierbarer
                              									Kohlenwasserstoffe gelöst oder absorbiert enthält. Dieses flüssige Gemisch geht,
                              									sobald es unter Atmosphärendruck gebracht wird, in den gasförmigen Zustand über. Für
                              									den Transport wird das Gas in flüssigem Zustande in Stahlflaschen oder größere
                              									Zylinder gefüllt.
                           Unter einem Druck von 100 at wird das Volumen des Blaugases auf 1/400 seines
                              									Volumens bei gewöhnlichem Druck vermindert; das spezifische Gewicht des Gases ist
                              									fast dasselbe wie das der atmosphärischen Luft (1 l Blaugas = 1,246 g). Der
                              									Explosionsbereich des Blaugases ist, wie folgende Tabelle zeigt, kleiner als bei
                              									irgend einem anderen Leuchtgase:
                           
                              
                                 Gasart
                                 Explosionsgrenze
                                 Explosions-bereich
                                 
                              
                                 untere
                                 obere
                                 
                              
                                 Steinkohlengas
                                 6,33 v. H.
                                 19,33 v. H.
                                    13 v. H.
                                 
                              
                                 Azetylen
                                 2        „
                                 49        „
                                 47    „
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 9,5     „
                                 66,3     „
                                 56,8 „
                                 
                              
                                 Blaugas
                                 4        „
                                   8        „
                                   4    „
                                 
                              
                           Der Heizwert des Blaugases ist fast dreimal so groß wie der des Steinkohlengases,
                              									nämlich etwa 15600 Wärmeeinheiten für 1 m3;
                              									demgegenüber hat das Azetylen einen Heizwert von etwa 13300 WE und der
                              									Wasserstoff von 2600 WE. Da das Volumen des Blaugases, wie schon erwähnt, bei der
                              									Verdichtung auf 1/400 verringert wird, so sind beim Blaugas viel kleinere Behälter
                              									erforderlich, um die gleiche Menge Wärmeeinheiten zu versenden, als bei einem
                              									anderen Gase.
                           Die Transportflaschen für Blaugas haben einen Wasserinhalt bis zu 100 l, am
                              									gebräuchlichsten sind Stahlzylinder von 27 l Wasserinhalt. Ein solcher Zylinder
                              									liefert etwa 7 m3 entspanntes Gas, wenn der Druck
                              									aufgehoben wird. Blaugas ist frei von Kohlenoxyd und daher nicht giftig. Außer zur
                              									Beleuchtung von solchen Bezirken, die keine zentrale Gasversorgung besitzen, wird
                              									das Blaugas in Amerika in großem Umfange auch zum Schweißen und Schneiden von Stahl
                              									und Eisen, ferner zum Löten sowie als Wärmequelle für Laboratorien benutzt.
                           Die Stahlflaschen werden mittels ihres Reduzierventils an einen kleinen Druckkessel
                              									angeschlossen, aus dem das Gas durch einen Druckregler hindurch in die Leitung
                              									strömt. Auch in Form von „Preßgas“ kann das Blaugas leicht Anwendung
                              									finden.
                           Blaugasfabriken bestehen außer in Augsburg, wo die erste Anlage errichtet wurde, in
                              									Budapest, Kopenhagen, Bukarest, St. Petersburg und Hoek van Holland; in den
                              									Vereinigten Staaten in Long Island City, St. Paul, Kansas City, Omaha und Portland,
                              									eine Reihe weiterer Anlagen ist im Bau.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Versuche über Turbinenschaufel-Material. Gelegentlich der
                              									letzten Jahresversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft wurde von Obering.
                              									C. Roth, Elbing, ein Vortrag über
                              										„Materialuntersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der
                                 										Turbinenschaufel- Materialien“ gehalten, der zur Bekanntgabe einiger
                              									bemerkenswerter Versuchsergebnisse führte. Die Firma Schichau hat zur Erledigung der Abnahmeprüfungen wie zur dauernden
                              									Kontrolle aller bei ihren Konstruktionen zur Verwendung gelangenden Materialien,
                              									soweit diese bei der Verarbeitung oder im Betriebe zu Schwierigkeiten geführt haben
                              									oder solche vielleicht erwarten lassen, ein mit den modernsten Mitteln
                              									ausgestattetes Laboratorium geschaffen, dessen Mitarbeit sich bei der Entwicklung
                              									einer hochwertigen Turbinenbeschaufelung als sehr nutzbringend erwiesen hat. Da sich
                              									bei dem in Frage kommenden Schaufelmaterial, einem durch Ziehen verbesserten
                              									Spezialmessing, die bei der Verarbeitung wie im Betriebe auftretenden Wärmeeinflüsse
                              									in einschneidender Weise in der Aenderung der Festigkeitsverhältnisse geltend
                              									machen, wurden diese Einflüsse zunächst durch umfangreiche Festigkeitsversuche mit
                              									geglühtem und ungeglühtem Rundstangenmaterial geklärt. Ein an Hand dieser Versuche
                              									zusammengestelltes Schaubild zeigt Abb. 1. Es läßt
                              									deutlich erkennen, wie mit dem Erreichen einer gewissen Temperatur die
                              									Festigkeitswerte allgemein schnell fallen.
                           Parallel mit diesen auch als Warmzerreißversuche durchgeführten Untersuchungen ging
                              									die Herstellung metallographischer Schliffbilder. Diese Schliffbilder, die klare Einblicke in
                              									die Festigkeitsverhältnisse vermitteln, haben da gute Dienste geleistet, wo andere
                              									Methoden der Festigkeitsprüfung infolge der Kleinheit der in Frage kommenden
                              									Abmessungen versagen, wie z.B. bei der Untersuchung von Schaufelköpfen mit
                              									aufgenieteten Deckbändern. Die Versuche, bei denen es sich im wesentlichen um die
                              									Klärung der Frage handelte, ob die Niete nachträglich zu verlöten sind oder nicht,
                              									zeigten durch die beim Ausglühen eintretende Gefügeänderung, daß die hieraus zu
                              									schließende Herabsetzung der Festigkeit ein Ueberlöten des Nietkopfes nicht
                              									empfehlenswert macht. Zerreißversuche, bei denen das Deckband in Schaufelrichtung
                              									abgerissen wurde, bestätigten die Ergebnisse der metallographischen Prüfung. Die
                              									Festigkeit des überlöteten Nietkopfes erwies sich hierbei um etwa 40 v. H. kleiner
                              									als die des ungelöteten Kopfes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 160
                              Abb. 1.Festigkeitseigenschaften von Turbinenschaufel-Messing mit
                                 										zunehmender Ausglühung
                              
                           Weitere Untersuchungen betrafen die Festigkeit verschiedenartiger Drahtbindungen von
                              									Schaufeln. Da der Einfluß des Lötvorganges auf die Festigkeitsverhältnisse der durch
                              									eingelötete Drähte versteiften Schaufeln von maßgebendem Einfluß ist, wurde zunächst
                              									durch Zerreißversuche stumpf miteinander verlöteter Drähte verschiedenen Materials
                              									festgestellt, wie weit die Festigkeit der Bindedrähte selbst sich durch die
                              									Erwärmung der Lötflamme ändert. Die Versuche, die eine wesentliche Ueberlegenheit
                              									der Messingdrähte gegenüber Bindedrähten aus sogenanntem Bi-Metall erkennen ließen,
                              									wurden durch Zerreißversuche, die mit drahtgebundenen Schaufeln vorgenommen wurden,
                              									ergänzt. Auch hier ergab sich eine um 10 bis 15 v. H. höhere Festigkeit der
                              									Messingdrahtbindung. Während die Messingdrähte ohne zu reißen, aus der Lötstelle
                              									herausgezogen wurden, rissen die Bi-Metalldrähte fast stets, und zwar außerhalb der
                              									Lötstelle.
                           Eine besonders wichtige Rolle bei den Betriebsbeanspruchungen der Beschaufelung
                              									spielen Schwingungserscheinungen. Sie führen leicht zu den bekannten
                              									Ermüdungsbrüchen des Materials, die durch das Fehlen jeder Dehnung und Kontraktion
                              									gekennzeichnet sind. Auch die durch derartige Beanspruchungen geförderte Aenderung
                              									der Festigkeitsverhältnisse wurde durch Dauerbiegeversuche, die mit Messing- und
                              									Bi-Metalldrähten in geglühtem und ungeglühtem Zustande vorgenommen wurden, geprüft.
                              									Wie das Bild der entsprechenden Festigkeitsverhältnisse (Abb. 2) zeigt, lassen auch die Biegungsversuche eine Ueberlegenheit der
                              									Messingdrahtbindung erkennen. Die in der Abbildung sich zeigende Ueberschneidung der
                              									Messingdrahtkurve mit der Bi-Metallkurve, die scheinbar innerhalb gewisser Grenzen
                              									auf eine Ueberlegenheit des Bi-Metalldrahtes schließen läßt, hat deshalb keine
                              									Bedeutung, weil sie eine so geringe Ursprungsfestigkeit des Materials zur
                              									Voraussetzung hat, daß mit seiner Verwendung der Lötung wegen praktisch nicht zu
                              									rechnen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 160
                              Abb. 2.Dauerbelastung und Zerreißfestigkeit von Bindedrähten
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 160
                              Abb. 3.Durchbiegung von Turbinenschaufeln
                              
                           Wie der Bindedraht, erfährt natürlich auch das Schaufelmaterial selbst durch das
                              									teilweise Ausglühen beim Einlöten der Drähte eine Einbuße an Festigkeit. Diese
                              									Festigkeitsverminderung wurde durch Biegeversuche mit lokal, d.h. wie beim Einlöten
                              									der Drähte, ausgeglühten Schaufeln untersucht. Die Ergebnisse (Abb. 3) zeigen deutlich die stark vergrößerte Federung
                              										des geglühten
                              									Materials gegenüber der proportional mit der Belastung zunehmenden Federung der
                              									ungeglühten Schaufel.
                           Die Frage, wie weit die durch Versuche mit den einzelnen Elementen der
                              									Turbinenbeschaufelung gewonnenen Erkenntnisse auf ganze Schaufelverbände zu
                              									übertragen sind, wurde ebenfalls durch Biegeversuche geklärt. Zunächst wurden
                              									Versuche mit ruhender Belastung vorgenommen, und zwar wurden hierbei neben
                              									Einzelschaufeln sowohl Schaufelsegmente mit Deckband als auch mit Kopfdrahtbindung
                              									Belastungsproben unterworfen. Wie das Schaubild (Abb.
                                 										4) erkennen läßt, stehen die Versuchsergebnisse voll im Einklänge mit den
                              									Biegeversuchsergebnissen der Einzelschaufeln mit und ohne lokale Ausglühung. Während
                              									das Segment mit aufgenietetem Deckbande eine annähernd proportionale Zunahme der
                              									Durchbiegung entsprechend der Belastung zeigt und seine durch den Verband gewonnene
                              									Verstärkung gegenüber der Einzelschaufel dauernd bewahrt, geht diese beim Segment
                              									mit Drahtbindung, wenn die Belastung über eine bestimmte Grenze gestiegen ist, mehr
                              									und mehr verloren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 161
                              Abb. 4.Durchbiegung von Einzelschaufeln und Turbinen-Schaufelverbänden
                                 										mit Kopfdrahtbindung bzw. Deckband
                              
                           Auch diese Versuche wurden durch Dauerversuche ergänzt. Als Versuchsapparat diente
                              									eine mit Düsen besetzte rotierende Scheibe, um deren Gehäuse mehrere
                              									Versuchssegmente angeordnet waren. Durch Zuführung von Druckluft durch Welle und
                              									Scheibe hindurch wurden die Schaufelsegmente vermittelst der auf sie blasenden Düsen
                              									entsprechend der Wirkung des Dampfstrahles in Schwingungen versetzt. Zu den
                              									Versuchen wurden Segmente von je 20 Schaufeln mit 160 mm Schaufelhöhe und gleicher
                              									Fußbefestigung verwendet, die mit reiner Drahtbindung bzw. mit Drahtbindung und
                              									äußerem Kopfbande in normalen Abmessungen versehen waren. Als Bindedrahtmaterial
                              									diente einmal Messingdraht, das andere Mal Bi-Metalldraht. Die Versuche wurden in
                              									zwei Reihen durchgeführt, erstens bei Drehzahlen, die innerhalb der Resonanzzahlen
                              									lagen, zweitens bei solchen, die zu Resonanzschwingungen führten. Auch diese
                              									Versuche erwiesen allgemein durch die aufgenommene Gesamtzahl von
                              									Schwingungsimpulsen, die zu erkennbaren Beschädigungen der Segmente führten, eine
                              									erhebliche Ueberlegenheit der Segmente mit aufgenietetem Deckbande. Sie zeigten
                              									ferner in Uebereinstimmung mit den früheren Versuchsergebnissen, daß bei reiner
                              									Drahtbindung Messingdrähte den Segmenten eine höhere Haltbarkeit geben als
                              									Bi-Metalldrähte.
                           Eine weitere Ausdehnung der Versuche führte zur Prüfung der Schaufelbefestigung im
                              									Fuße. Untersucht wurden Schaufelverbände mit durch Zwischenstücke befestigten
                              									Einzelschaufeln und Schaufelsegmente mit Haltering. Bei den ersteren sind die
                              									scharfen Schaufelkanten fest eingespannt, so daß bei eintretenden
                              									Schaufelschwingungen ein Einreißen im Schaufelfuß zu befürchten ist. Bei der
                              									Halteringbefestigung, die der Schaufel einen festen Profilfuß ohne scharfe Kanten
                              									gibt, ist diese Gefahr nicht vorhanden, weshalb hier auf einen größeren Widerstand
                              									gegen Dauerbeanspruchungen zu schließen ist. Tatsächlich haben die mit
                              									Schaufelverbänden der gekennzeichneten Art durchgeführten Blasversuche bei gleicher
                              									Beanspruchung im Schaufelfuße für die Schaufelsegmente mit Haltering eine
                              									Ueberlegenheit gegenüber der Einzelbeschaufelung erkennen lassen.
                           Die Ergebnisse der vorliegenden Versuche über Schaufelmaterial und
                              									Beschaufelungsausführung wurden vom Vortragenden in die folgenden Leitsätze
                              									zusammengefaßt:
                           Lötungen an Turbinenbeschaufelungen sind so viel wie möglich zu
                              									vermeiden und besonders da nicht auszuführen, wo die Schaufelung ihrer Beanspruchung
                              									nach den größten Widerstand entgegensetzen muß, an der oberen Bindung. Diese Bindung
                              									ist durch eine kräftige, gut auf die Schaufelköpfe aufgenietete Bandage am
                              									dauerhaftesten auszuführen.
                           Es empfiehlt sich, Segmentbeschaufelung anzuwenden und keine
                              									Zwischenstückbeschaufelung auszuführen.
                           Der Vortrag führte zu einer lebhaften Diskussion, die sich hauptsächlich gegen die in
                              									den Leitsätzen zum Ausdruck gebrachten Folgerungen richtete. Betont wurde vor allem,
                              									daß den Festigkeitsverhältnissen nicht durchweg die ausschlaggebende Bedeutung
                              									zukomme, die ihnen vom Vortragenden beigemessen werde. Das gilt in erster Linie für
                              									die Bewertung der Drahtbindung, die im Rahmen der in Frage kommenden Beanspruchungen
                              									nach den bisherigen Erfahrungen allen Anforderungen Genüge geleistet habe. Was die
                              									Materialfrage der Bindedrähte anbelangt, so haben Vergleichsversuche anderer Firmen
                              									zwischen Bi-Metall- und Messingdrahtbindung keine ausgesprochenen Unterschiede
                              									feststellen können. Vergegenwärtigen müsse man sich ferner, daß an vielen Stellen,
                              									wie z.B. bei der Trommelbeschaufelung die Drahtbindung, die übrigens bei den hier in
                              									Frage kommenden geringen Belastungen auch aus Festigkeitsgründen ganz unbedenklich
                              									erscheine, geradezu unersetzlich sei. Eine Ueberlegenheit der Schaufelverstärkung
                              									durch aufgenietete Deckbänder gegenüber der Verstärkung durch eingelötete Kopfdrähte sei auf
                              									Grund der vorliegenden Versuchsergebnisse um so weniger anzuerkennen, weil Versuche
                              									anderer Firmen erwiesen haben, daß bei geeigneter Wahl und Ausführung der
                              									Kopfdrahtbindung diese der Verstärkung durch den Deckring nicht nachsteht.
                              									Bestritten wurde überdies, daß der Zahl der von einem Schaufelverbande aufgenommenen
                              									Schwingungsimpulse die ihr beigemessene Bedeutung für die Kennzeichnung der
                              									Festigkeitsverhältnisse zukomme, maßgebend sei vielmehr die Schwingungsweite.
                              									Zur Beurteilung der Frage der Fußbefestigung wurde hervorgehoben, daß die
                              									Einzelbeschaufelung eine feste Einspannung der Schaufel sichert, ein Vorteil, den
                              									die Befestigung im Haltering, die überdies den Schaufelfuß unnötig schwächt, nicht
                              									gibt. Die behauptete Ueberlegenheit der Halteringbefestigung sei jedenfalls durch
                              									andere Vergleichsversuche zwischen beiden Befestigungsarten nicht bestätigt.
                           Kraft.