| Titel: | Die Art des Abschlusses von Füllrumpfausläufen. | 
| Autor: | Hermann Dietrich | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 185 | 
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                        Die Art des Abschlusses von
                           								Füllrumpfausläufen.
                        Von Ingenieur Hermann
                                 									Dietrich.
                        DIETRICH: Die Art des Abschlusses von
                           								Füllrumpfausläufen.
                        
                     
                        
                           In einem Aufsatz: Die Bewegung des Fördergutes im Füllrumpf in Nr. 20 der
                                 									Zeitschrift Stahl und Eisen vom Jahre 1915 berichtet Wellich über die Schichtenbewegung bei Modellversuchen an Füllrümpfen, die
                              									er mit Schichten gefärbten Sandes vorgenommen hat. Abb.
                                 										1, die dieser Quelle entnommen ist, läßt den Vorgang sehr deutlich
                              									erkennen und zeigt, daß sich bei der Schieberöffnung zunächst eine senkrechte
                              									Materialsäule in Bewegung setzt und daß in den entstehenden Trichter das Material
                              									von der Oberfläche des Füllrumpfinhaltes aus nachstürzt, während der an den Wänden
                              									liegende Inhalt bis zu allerletzt liegen bleibt. Beobachtungen aus der Praxis, die
                              									in dem genannten Aufsatze angeführt werden, bestätigen die Richtigkeit dieser
                              									Wahrnehmung auch bei großen Füllrümpfen für Erze, Kohle, Getreide usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 185
                              Abb. 1.
                              
                           Der Regel nach befinden sich nun die Abzapfstellen für den Füllrumpf nicht
                              									unmittelbar unter ihm, sondern der leichteren Bedienbarkeit und der bequemeren
                              									baulichen Ausführung wegen vor ihm, wobei man von der Zapfstelle aus zum Füllrumpf
                              									eine schräge Rinne leitet. Senkrechte Ausläufe unmittelbar unterhalb des
                              									Bunkers werden nur selten angewendet. Sie finden sich bei ganz feinkörnigem
                              									Material, wie bei Getreide, Salzen, Rübenschnitzeln usw., das hier nicht zur
                              									Untersuchung steht. Der Abschluß erfolgt durch gerade Schieber, die von Hand zurück-
                              									und vorgeschoben werden (vgl. Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 185
                              Abb. 2.Querschieber senkrecht unter einem Füllrumpf
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 185
                              Abb. 3.Drehschieber oder Hahnklappe senkrecht unter einem
                                 										Füllrumpf
                              
                           Befürchtet man aber Verstopfungen der Schieberführungen oder
                              									Schwierigkeiten durch Einklemmen größerer Stücke beim Abzug des Materials, so
                              									verlegt man die Schieberführung nach außen und führt sie als Drehgelenk aus. Man
                              									gelangt so zu der von Hand bedienten Hahnklappe (Abb.
                                 										3), einem Kreissektor, der zurückgedreht und beim Abschließen von Hand
                              									durch den ausfließenden Materialstrom hindurch wieder vorgeschoben wird. Der
                              									Drehpunkt ist hierbei vor Verschmutzung sicher gelagert. Die Einrichtung des
                              									Abschlusses ist billig und zuverlässig. Abb. 4, 5 und 6 geben diese
                              									Schieberart, Ausführungsformen der Firma Adolf Bleichert
                              									& Co., Leipzig-Wien, wieder, und zwar zeigt Abb. 4 einen schmiedeeisernen Abschlußschieber für
                              									Asche. Die Asche wird aus dem Aschenschacht durch einen Elektrohängebahnwagen gehoben und durch
                              									die Gebäude hindurch bis zur Verladestelle verfahren, also bis über den
                              									Aschenfüllrumpf. Hier öffnet der Elektrohängebahnwagen selbsttätig seine
                              									Bodenklappen und speichert die Asche auf, bis sie in Fuhrwerke oder Eisenbahnwagen
                              									abgezogen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 186
                              Abb. 4.
                              
                           Der Schieber ist verhältnismäßig breit, das heißt, der Sektor
                              									ist größer als die Auslauföffnung, um einen genügend breiten Spalt zu lassen, so daß
                              									durch Schlackenteile und andere Unreinigkeiten keine Störungen eintreten können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 186
                              Abb. 5.
                              
                           Die Asche tritt vielmehr rechts und links aus dem Auslauf aus und staut sich im
                              									natürlichen Böschungswinkel auf der Abschlußklappe auf, wodurch ein völlig dichter
                              									Abschluß des Bunkers hervorgerufen wird. Es ist ein einfaches Hebelgestänge
                              									angebracht, so daß die Oeffnung des Verschlusses von der Werksohle aus, wie auf
                              									dem Bilde zu erkennen ist, eingeleitet werden kann. Abb.
                                 										5 gibt eine ähnliche Form wieder, die zur Verladung von kalziniertem
                              									Chlorkalium dient. Jedoch ist der Füllrumpfauslauf etwas geneigt angeordnet und die
                              									von Hand durch den rückwärtigen Verlängerungshebel bediente Klappe an der Stirnseite
                              									angebracht. Die schräge Lage des Auslaufes ist bedingt durch die Verwendung einer
                              									Hängebahn zur Weiterförderung des Chlorkaliums in den Speicher. Abb. 6 gibt eine Anlage der Zuckerfabrik Hohenau in
                              									Böhmen zur Verladung von Rübenschnitzeln in Feldbahnwagen wieder. Die Schnitzel
                              									werden aus dem oberen Stockwerk durch einen senkrechten Abflußkanal abgezogen, der
                              									vorn etwas zur Seite gekröpft ist. Während bei der Form nach Abb. 5 die Oeffnung der Klappe nach oben erfolgt und
                              									so durch das Eigengewicht der Klappe der Abschluß auch unabhängig von der
                              									Achtsamkeit des Bedienungsmannes erzielt wird, erfolgt hier die Oeffnung nach unten
                              									und hinten, um den Materialstrom mit Zuverlässigkeit in die Mitte des Fördergefäßes
                              									zu führen. Der Notwendigkeit, einen von der Bedienungsmannschaft unabhängigen
                              									selbsttätigen Abschluß der Abzugseinrichtung zu erzielen, wird dadurch genügt, daß
                              									auf der Rückseite der Klappe ein entsprechendes Gegengewicht angebracht ist, das die
                              									freigelassene Klappe durch das. Material hindurch nach vorn drängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 186
                              Abb. 6.
                              
                           Schließlich müssen als Abschlußorgane für senkrechte Ausläufe noch die Tariertrommeln
                              									erwähnt werden (vgl. Abb. 7), die zur Verladung
                              									feinkörnigen Gutes in Säcke dienen. Der Auslauf erhält hier eine zylindrische
                              									Erweiterung, in der sich die in vier oder sechs Zellen geteilte Trommel befindet,
                              									die bei jeder Drehung um einen Sektor eine genau bemessene Materialmenge in Säcke
                              									auslaufen läßt. Solche Trommeln sind in der Ausführung nach Abb. 7 nur für ganz feinkörniges, zerreibliches Gut vorteilhaft; in etwas
                              									anderer Form haben sie sich auch zur gleichmäßigen Füllung der Becher von Becherwerken
                              									mit Kohle seit Jahren eingeführt und gut bewährt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 187
                              Abb. 7.Tariertrommel in einem senkrechten Materialauslauf
                              
                           Handelt es sich um große Füllrumpfanlagen für schwerer zu behandelnde Güter,
                              									insbesondere aber um große Mengen zu verladenden Materials, so geht man meistens von
                              									der Forderung ab, den Auslauf nach Möglichkeit unmittelbar unter dem Füllrumpfe
                              									anzubringen, und verwendet schräge Zuführungskanäle oder Zuführungsflächen. Es ist
                              									dies dadurch bedingt, daß sich Füllrumpfanlagen mit senkrechten Ausläufen
                              									beträchtlich höher bauen als solche mit schrägen Zuführungen, weil unterhalb der
                              									Ausläufe immer noch Platz genug für den Verkehr der Fördermittel vorhanden sein muß
                              									(vgl. Abb. 8). Dieser Forderung genügt am besten der
                              									schräge Auslauf, dessen Schurre ohne Schwierigkeit hochgeklappt werden kann, so daß
                              									das freie Durchgangsprofil an den Stellen, wo nicht verladen wird, nicht gestört
                              									wird. Es kann also der Füllrumpf nahe an die Bahn des Fördermittels herangerückt
                              									werden, ohne daß zur Erlangung des erforderlichen Gleitwinkels eine zu große Höhe
                              									nötig wäre. Oft genug ist es außerdem ausgeschlossen, daß Fördermittel, z.B.
                              									Schiffe, unter einen Füllrumpf fahren können. Man ist dann ohnehin gezwungen, den
                              									Füllrumpf seitlich zu öffnen und seitlich geneigte Ausläufe einzubauen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 187
                              Abb. 8.Vergleichende Darstellung der Höhenlage eines Füllrumpfes, bei dem
                                 										ein senkrechter Auslauf in der Mitte und eines solchen, bei dem ein seitlicher
                                 										Auslauf vor dem Rumpfe angeordnet ist, bei gleichem Inhalt und gleicher Breite
                                 										der Rümpfe
                              
                           Mit der Anordnung eines geneigten Auslaufes kann eine Störung in der Materialbewegung
                              									verbunden sein, weil sich die bewegte Materialsäule nicht unmittelbar über dem
                              									Auslauf in senkrechter Richtung bildet, sondern einen gebrochenen Weg
                              									zurücklegen muß. Es braucht dies aber nicht immer der Fall zu sein. Wenn man sich
                              									vorstellt, daß ein senkrecht geöffneter Füllrumpf (Abb.
                                 										8 links) in der Mitte senkrecht durchschnitten ist und an seinem tiefsten
                              									Punkte die Abzapfvorrichtung erhält, so gelangt man zu einer sehr einfachen Lösung
                              									der Aufgabe, wenn die Abzapfvorrichtung nicht vor den Füllrumpf, sondern unter den
                              									Füllrumpf gebaut wird. Abb. 9 gibt die grundsätzliche
                              									Darstellung einer solchen Anordnung und zeigt, daß die in Bewegung geratene
                              									Materialsäule sich in diesem Falle, der theoretischen Forderung entsprechend,
                              									unmittelbar senkrecht über dem Auslauf, wenn auch an der vorderen senkrechten
                              									Füllrumpfwand befindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 187
                              Abb. 9.Verbindung eines senkrecht unter dem Rumpf angeordneten Schiebers
                                 										mit einer vor dem Rumpfe befindlichen schrägen Zuführungschurre
                              
                           Der Vorgang der Füllrumpfentleerung ist demnach derselbe, wie
                              									bei unmittelbar unter dem Rumpfe angebrachter senkrechter Abzugsvorrichtung, und die
                              									Stellen, an denen Hindernisse für die senkrechte Materialbewegung auftreten, wo sich
                              									also Widerlager für Gewölbe und Brücken bilden könnten, sind unmittelbarem Eingriffe
                              									von vorn zugänglich gemacht, indem vorn ein beweglicher Stocherrost angebracht ist.
                              									Bei dieser Anordnung tritt allerdings eine Bewegung des Materiales an der vorderen
                              									Füllrumpfwand entlang auf, die dementsprechend zu schützen oder zu verstärken
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 187
                              Abb. 10.Anordnung von Füllrumpfausläufen bei der Verwendung von
                                 										Hängebahnen zur Weiterförderung des Gutes
                              
                           Große Vorteile bietet die schräge Anordnung der Ausläufe in baulicher Beziehung
                              									namentlich auch bei Beladung von Hängebahnwagen (vgl. Abb.
                                 										10), die für sich spricht und zeigt, daß Hängebahngleise ohne
                              									Schwierigkeiten unter Füllrumpfanlagen geführt werden können, wobei noch der Vorteil
                              									erzielt wird, daß eine Ueberhöhung des Füllrumpfes nicht nötig ist, weil die
                              									Hängebahngleise in dem freien Raum unter den schrägen Füllrumpfwänden verlegt werden
                              									können. Man ist bei derartigen Anordnungen weiter in der Lage, an den tiefsten
                              									Punkten des Füllrumpfes nach mehreren Seiten, in der Regel nach zwei Seiten hin,
                              									Ausläufe anzuordnen und so die Zahl der Hängebahnstränge zu vervielfältigen, so daß
                              									man schnell große Mengen aus den Füllrümpfen abzapfen kann.
                           Während bei den senkrechten Ausläufen die Frage des Füllrumpfabschlusses bei den in
                              									Frage kommenden leicht zu behandelnden Gütern verhältnismäßig einfach war, ist dies
                              									bei schrägen Ausläufen viel weniger der Fall. Verschiedene amerikanische
                              									Konstrukteure haben Lösungen versucht. Auch ein Schweizer Unternehmen und einzelne
                              									Werke in Deutschland haben sich an der Aufgabe versucht. An großen und kostspieligen
                              									Versuchs-Füllrumpfanlagen hat dann in den letzten sechs Jahren die Firma Adolf Bleichert & Co. in
                              									Leipzig und Wien die Vorgänge der Materialbewegung in der Füllrumpfschurre und im
                              									Füllrumpfverschluß studiert und auf Grund der gewonnenen Ergebnisse Sonderformen für
                              									Verschlüsse entworfen, die sich in der Praxis jetzt genügend bewährt haben, so
                              									daß eine vorzugsweise Beschreibung dieser Einrichtungen in den nachfolgenden Zeilen
                              									gegenüber den vielfach nur auf dem Papier von Patentschriften stehenden oder in den
                              									Erstausführungen stehengebliebenen Vorschlägen von anderer Seite gerechtfertigt
                              									erscheint. Einrichtungen von anderer Seite sind dabei nur in so weit berücksichtigt,
                              									als sie in größerer Zahl zu wirklicher Ausführung gelangt sind und einige Bedeutung
                              									in der Praxis erhalten haben. Man muß in diesen Fällen stets eine untere
                              									Schurrfläche anordnen (s. Abb. 8 und 9), auf der das Material entlang gleitet. Um den
                              									geöffneten Verschluß wieder zu schließen, hat man folgende Möglichkeiten: Man kann
                              									den bewegten Materialstrom durchschneiden, man kann ihn dadurch, daß man ihm
                              									Hindernisse in den Weg legt, anstauen und man kann ihn schließlich dadurch, daß man
                              									seiner Bewegungsrichtung entgegen, Klappen vorschiebt, zurückdrängen und den Inhalt
                              									wieder in den Füllrumpf von unten hineindrücken. Von allen drei Möglichkeiten ist
                              									Gebrauch gemacht worden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)