| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 188 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Versuchsergebnisse mit inländischen Brennstoffen bei dem
                                 										Kraftwagenbetrieb. Seit Ausbruch des Krieges habe ich Versuche gemacht zu
                              									dem Zwecke, unsere jetzigen Kraftwagen möglichst ohne Veränderung mit verschiedenen
                              									inländischen Brennstoffen und Brennstoffmischungen vorteilhaft betreiben zu
                              									können.
                           Mit Benzol konnten die meisten Wagen ohne weiteres betrieben werden. Weniger gute
                              									Motoren (solche mit ungünstigem Verdichtungsraum) waren etwas schwerer anzudrehen
                              									mit Benzol als mit Benzin. Auch zeigte sich bei ihnen Neigung zu Rußbildung. Gute
                              									Motoren aber arbeiteten mit dem inländischen Benzol unbestreitbar besser als mit
                              									Benzin. Die Motoren waren weit mehr überlastungsfähig und zogen mit den einzelnen
                              									Schaltgängen viel länger durch bei Benzol als bei Benzin ohne zu klopfen. Bei Benzol
                              									war der Brennstoffverbrauch wesentlich geringer und die Wirtschaftlichkeit des
                              									Betriebes eine höhere.
                           Gut verhielten sich auch Mischungen von Benzol mit Petroleum, Putzöl, Terpentinersatz
                              									und anderen Erdöldestillaten, aber bei Motoren mit hohem Verdichtungsdruck war es
                              									nicht empfehlenswert, das Verhältnis 1 : 1 zu überschreiten. Dagegen konnten Motoren
                              									mit niederem Verdichtungsdruck (luftgekühlte Kraftradmotoren) auch gut mit diesen
                              									ungemischten Erdöldestillaten betrieben werden.
                           Bei allen diesen Versuchen war keinerlei Veränderung an Wagen, Motoren und Vergasern
                              									vorgenommen. Das größere spezifische Gewicht des Benzols hat zwar einen früheren
                              									Schwimmerabschluß und niederen Brennstoffstand in der Düse zur Folge, aber dies ist
                              									gerade erwünscht, weil Benzol infolge seines Kohlenstoffreichtums mehr Luft zu
                              									seiner Verbrennung braucht als das wasserstoffreichere Benzin. Dagegen war bei den
                              									nun folgenden Versuchen mit Benzolspiritusmischungen ein kleinerer Behälter für
                              									einen leichtflüchtigeren Anlaßstoff an den meisten Wagen angebracht. Dieser
                              									Anlaßstoff – meist Benzol ungemischt oder mit einem Schwefelätherzusatz –
                              									erleichterte das Ankurbeln der Motore, die man dann etwa 1 bis 2 Minuten mit dem
                              									Anlaßstoffe warm werden ließ, ehe man zum Hauptbrennstoff – Spiritus oder
                              									Spiritusmischungen – umschaltete. Bei manchen Motoren war ein solcher Hilfsbehälter
                              									(der auch bei Zerstörung des Hauptbehälters wertvolle Dienste leistete) für Spiritus
                              									und spiritusreiche Mischungen unentbehrlich. Eine Droschke aber, die unter meiner
                              									Beobachtung steht, ist den ganzen Winter mit ungemischtem Spiritus gefahren und ohne
                              									Anlaßbehälter ausgekommen, trotzdem der Motor auch keine Einspritzhähne an den
                              									Zylindern hat.
                           Mit meinem Hauptversuchswagen konnte an heißen Tagen mit einer Mischung von einem
                              									Sechstel Benzol und fünf Sechsteln Spiritus noch gut gefahren werden, ohne jede
                              									Veränderung an dem für Benzin eingestellten Vergaser. Wenn die Mischung noch mehr
                              									Spiritus enthielt, traten häufig Aussetzer auf, die sich an kälteren Tagen schon bei
                              									der Mischung ein Viertel Benzol und drei Viertel Spiritus einstellten. Diese
                              									Aussetzer verschwanden vollkommen, wenn man den Motor mit einem brennstoffreicheren
                              									Gemisch arbeiten ließ, dadurch, daß man den Luftquerschnitt um die Brennstoffdüse
                              									verengte. (Näheres hierüber in meiner anfangs dieses Jahres in Kreideis Verlag zu
                              									Wiesbaden erschienenen Broschüre über Kraftwagenbetrieb mit
                              									Inlandsbrennstoffen.)
                           
                           Die folgende Tabelle enthält zahlenmäßige Versuchsergebnisse, die mit meinem
                              									Hauptversuchswagen festgestellt wurden. Auf einer Straße, die ungefähr 1 : 10
                              									steigt, wurde ermittelt, wie weit ½ l des betreffenden Brennstoffes reichte und
                              									welche Höchstgeschwindigkeit erzielt wurde. Die Tabelle zeigt, daß man mit den
                              									spiritusreichen Mischungen natürlich nicht so weit kommt wie mit den Brennstoffen
                              									von höherem Heizwert, daß aber durch Verengung des Vergasers die Geschwindigkeit
                              									fast auf dieselbe Höhe gebracht werden kann. Ferner zeigt diese Tabelle, daß es sich
                              									bei den halbfetten Zahlen durchaus nicht empfiehlt, den verengten Vergaser für die
                              									kohlenstoffreichen Mischungen zu benutzen, da der Motor dabei sehr träge arbeitet
                              									(s. Spalte Geschwindigkeit) und der Brennstoff trotz seines höheren Heizwertes nicht
                              									weit reicht.
                           
                              
                                 
                                 Ausreicheneines halbenLiters
                                 Höchstge-schwindigkeit
                                 Ausreicheneines halbenLiters
                                 Höchstge-schwindigkeit
                                 
                              
                                 bei normalemVergaser
                                 bei verengtemVergaser
                                 
                              
                                 
                                 m
                                 km/St.
                                 m
                                 km/St.
                                 
                              
                                 Benzin ungemischt
                                 1350
                                 40
                                 
                                    820
                                    
                                 
                                    29
                                    
                                 
                              
                                 Benzol          „
                                 1460
                                 40
                                 
                                    900
                                    
                                 
                                    32
                                    
                                 
                              
                                 Benzolpetrolspiritus 1 : 1 : 1
                                 1400
                                 40
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1 Benzol + 1 Spiritus
                                 1470
                                 39
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1      „      + 2      „
                                 1350
                                 38
                                 
                                    1020
                                    
                                 
                                    38
                                    
                                 
                              
                                 1      „      + 3      „
                                 1190
                                 35
                                 
                                    1030
                                    
                                 
                                    38
                                    
                                 
                              
                                 1      „      + 4      „
                                 1060
                                 30
                                 1050
                                 39
                                 
                              
                                 1      „      + 5      „
                                 1030
                                 28
                                 1020
                                 39
                                 
                              
                                 95 v. H. Spiritus + 5 v. H. Wasser
                                 
                                 
                                   960
                                 38
                                 
                              
                                 90    „          „      + 10  „         „
                                 
                                 
                                   900
                                 37
                                 
                              
                           Die Versuche wurden auf Veranlassung des Kriegsministeriums an verschiedenen Wagen
                              									eines immobilen Kraftwagendepots wiederholt und bestätigt. Auch hatten
                              									Bremsstandversuche eines für Benzinbetrieb gebauten Motors das interessante
                              									Ergebnis, daß der thermische Wirkungsgrad des Motors um so besser ward, je mehr
                              									Spiritus die Benzolspiritusmischung enthielt. Der Wirkungsgrad betrug bei
                           
                              
                                 Benzol ungemischt
                                 19,56 v. H.
                                 
                              
                                 1 Benzol + 3 Spiritus
                                 22,85 v. H.
                                 
                              
                                 Spiritus ungemischt
                                 25,60 v. H.
                                 
                              
                           Diese Versuchsergebnisse berechtigen zu den schönsten
                              									Aussichten, wenn wir erst unsere Kraftwagenmotoren mit einem höheren
                              									Verdichtungsdrucke bauen, so wie ihn die inländischen Brennstoffe zulassen, und wenn
                              									wir auf das zu Selbstzündungen neigende Benzin überhaupt keine Rücksicht mehr
                              									nehmen.
                           v. Löw.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Englands Motorschiffbau. Im Weltschiffbau nahm bis jetzt
                              									England die erste Stelle ein, viele Länder bezogen bis in die neueste Zeit ihre
                              									Schiffsneubauten der Handels- und Kriegsflotte aus England. Mit der Einführung der
                              									Dampfturbine und besonders der Verbrennungskraftmaschine als Schiffsmaschine
                              									war Englands Schiffbau nicht immer erfolgreich. Bekannt ist, daß die von der
                              									argentinischen Kriegsmarine in England bestellten Torpedoboote mit großer
                              									Wasserverdrängung und großer Geschwindigkeit, die mit Dampfturbinen ausgerüstet
                              									wurden, nicht den vertraglichen Bedingungen entsprachen. Die in Deutschland gebauten
                              									argentinischen Torpedoboote dagegen wurden nach erfolgreicher Probefahrt der
                              									argentinischen Kriegsflotte eingereiht.
                           Wenig Erfolge sind auch bis jetzt dem englischen Motorschiffbau beschieden gewesen.
                              									England versuchte naturgemäß auch auf dem Gebiete des Motorschiffbaues die Führung
                              									zu erhalten. Alle Versuche aber, Verbrennungskraftmaschinen großer Leistung zu
                              									bauen, lieferten noch keine günstigen Ergebnisse. Es gibt gewiß viele englische
                              									Firmen, die brauchbare Leichtölmotoren und auch betriebsichere Schwerölmotoren
                              									kleiner Leistung für Fischereizwecke bauen, aber bis jetzt ist kein größeres
                              									englisches Motorschiff in Fahrt gesetzt worden, deren Hauptmaschinen rein englischen
                              									Ursprungs waren. In England hat man auch später als in anderen Ländern begonnen, für
                              									Unterseeboote Schwerölmotoren zu verwenden, da man schon beim Bau von Maschinen
                              									dieser Größe auf Schwierigkeiten stieß. Die Leistungsfähigkeit der englischen
                              									Unterseeboote läßt im Vergleich mit Unterseebooten anderer Staaten noch manches zu
                              									wünschen übrig. Um nun brauchbare und betriebsichere Schwerölmotoren für
                              									Unterseeboote zu erhalten, hat bekanntlich die englische Werft Vickers, in Barow-in-Furness angefangen eine neue Bauart zu entwickeln,
                              									die kompressorlose Unterseebootsmaschine.
                           Für Handelsschiffe sind in England zuerst die niederländischen Werkspoormotoren und
                              									die Motoren der dänischen Schiffswerft Burmeister &
                              										Wain, Kopenhagen, eingeführt worden. Bereits im Jahre
                              									1912 wurde in Glasgow eine Zweigniederlassung der dänischen Werft Burmeister & Wain
                              									gegründet, die Burmeister & Wain Oil Engine Co. Die holländische Maschinenfabrik Nederlandsche Fabriek van Werktuigen gründete in England die Zweigfabrik
                              										North Marine Engineering Co., ebenso hat die
                              									belgische Firma Gebrüder Carels, Gent, in England eine
                              									Zweigniederlassung errichtet. Die bekannte Werft Swan,
                                 										Hunter & Wigham Richardson erwarb sich die
                              									Rechte, Schiffsdieselmaschinen nach dem System der deutschen Werft Krupp, Germaniawerft, Kiel, zu bauen. Ebenso schloß die
                              									englische Werft Armstrong, Withworth & Co. mit der Maschinenbaugesellschaft Augsburg-Nürnberg Lizenzverträge für den Bau von
                              									Schiffsdieselmaschinen ab. Bis jetzt ist es dieser englischen Werft nicht gelungen,
                              									brauchbare Schiffsdieselmaschinen größerer Leistung nach der Bauart dieser deutschen
                              									Firma herzustellen. Die schwedische Aktiengesellschaft
                                 										Diesels-Motorer in Stockholm hat mit der englischen Werft Swan, Hunter & Richardson
                              									Verträge für den Bau von Schiffsdieselmaschinen ihrer Bauart in England
                              									abgeschlossen. Die von der Firma Swan, Hunter & Richardson nach den Zeichnungen der Diesels-Motorer Aktiengesellschaft in Stockholm hergestellten
                              									Schiffsmaschinen ergaben im Betriebe große Schwierigkeiten, so daß die Werft diese
                              									Maschinen wieder zurücknehmen mußte. Es traten im Betriebe mit ihnen Beschädigungen
                              									der Arbeitzylinder, der Zylinderdeckel und der Einspritzluftverdichter ein.
                           Englische Motorschiffe, deren Hauptmaschinen im Auslande hergestellt wurden, sind
                              									bereits seit längerer Zeit mit bestem Erfolge in Fahrt. Die älteren Motortankschiffe
                              										„Vulcanus“ und „Juno“, die der Anglo-Saxon
                                 										Petroleumgesellschaft in London gehören, haben Motoren niederländischen
                              									Ursprungs. Die neueren Motortankschiffe dieser Reederei: „Ares“,
                              										„Hermes“, „Selene“ und „Artemis“ sind mit Maschinen der Maschinenfabrik van Werktuigen ausgerüstet. Das
                              									Motorschiff „Artemis“ hat seit März 1914 bis Oktober 1915 etwa 90000
                              									Seemeilen ohne größere Beschädigung der Hauptmaschinen zurückgelegt. Die
                              									Ladefähigkeit beträgt 4500 t. Auf einer 35-tägigen Reise hat das Schiff 7900
                              									Seemeilen zurückgelegt und dabei 230 t Brennstoff verbraucht. Die beiden
                              									Hauptmaschinen haben sechs Zylinder mit 520 mm Bohrung und 900 mm Hub und leisten je
                              									1150 PS. Der Brennstoffverbrauch ist dabei etwa 130 g für 1 PS/Std.
                           Das kürzlich von der australischen Regierung bei der englischen Werft von Harland & Wolff bestellte
                              									Motorschiff „Kangaroo“ erhält ebenfalls keine englischen Hauptmaschinen. Sie
                              									sind von der Burmeister & Wain
                                 										Oil Engine Co. in Glasgow, einer Zweigfabrik der dänischen Maschinenfabrik
                              									und Schiffswerft in Kopenhagen, hergestellt. Die Gesamtlänge dieses Schiffes ist 116
                              									m, die Wasserverdrängung beträgt 6640 t.
                           Trotzdem Englands Handelsflotte durch die im jetzigen Kriege entstehenden Verluste
                              									verkleinert wird und ein großer Mangel an Frachtschiffen sich sehr bemerkbar macht,
                              									werden in England zurzeit keine größeren Motorschiffe gebaut, da das neutrale
                              									Ausland mit Aufträgen für Schiffsneubauten überhäuft und deshalb nicht imstande ist,
                              									für England die entsprechend großen Schiffsdieselmaschinen zu liefern.
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Naphthalin-Motoren.Vgl.
                                    											auch Bd. 330, 1915, S. 41 und 65. Der zurzeit herrschende Mangel
                              									an Treibmitteln für Verbrennungskraftmaschinen erklärt die Tatsache, daß den bisher
                              									wenig bekannten Naphthalinmotoren nun mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Naphthalin
                              									bedarf wegen seiner festen Form als Motortreibmittel eine besondere Behandlung,
                              									würde sich aber wegen seiner Billigkeit und sonstigen technischen Vorzüge besonders
                              									gut zum Betriebe von Kleinmotoren eignen. Es entsteht bei der trockenen Destillation
                              									der Steinkohle, und zwar hauptsächlich bei hohen Temperaturen in der
                              									Ueberhitzungszone der Retorten und Ofenkammern. Von der Menge der entgasten Kohle
                              									werden nur 0,3 v. H. an Naphthalin gewonnen. Dies entspricht aber in
                              									Deutschland allein 60 Mill. kg im Jahre. Man kann gewöhnlich mit einer Ausbeute aus
                              									dem Teer von etwa 5 v. H. Reinnaphthalin rechnen. Das Naphthalin (C10H8) ist eine
                              									aromatische Kohlenwasserstoffverbindung und ist mit dem Benzol (C6H6) nahe verwandt. Es
                              									ist auch in der Hitze ein noch beständiger Körper, ist deshalb weniger leicht zur
                              									Verbrennung zu bringen, ein Umstand, der beim Motorenbetriebe höhere Verdichtung
                              									verlangt.
                           Trotz der chemischen Verwandtschaft zwischen Benzol und Naphthalin besitzen die
                              									beiden Körper doch stark voneinander abweichende Eigenschaften. Naphthalin ist bei
                              									gewöhnlicher Temperatur ein fester und spröder Körper. Das reine Naphthalin ist
                              									weiß, schmilzt bei 79,6° C und siedet bei 218° C. Der große Temperaturunterschied
                              									zwischen dem Schmelzpunkte und dem Siedepunkte erleichtert seine Verwendung im
                              									flüssigen Zustande wie z.B. im Motor, weil Dampfbildung erst bei höherer Temperatur
                              									eintritt. Im geschmolzenen Zustande ist Naphthalin eine wasserklare Flüssigkeit.
                              									Beim Uebergange vom festen in den flüssigen Zustand tritt eine bedeutende
                              									Volumenzunahme ein. Mit festem Naphthalin angefüllte Rohrleitungen können deshalb
                              									beim schnellen Erwärmen einem zu großen Innendruck ausgesetzt und deshalb undicht
                              									werden. Die Schmelzwärme beträgt nur 36 WE. Das spezifische Gewicht des flüssigen
                              									Naphthalins ist 0,977 bei 80° C, während das des festen 1,15 bei 15° C beträgt. Die
                              									Viskosität des flüssigen Naphthalins wurde bei 80° zu 1,11 Englergraden
                              									festgestellt. Der Flammpunkt liegt bei 80°, der Brennpunkt bei etwa 98° C. Zur
                              									theoretischen vollkommenen Verbrennung von 1 kg sind 10,11 m3 Luft notwendig. Der obere Heizwert beträgt im
                              									Mittel 9600 WE, für Motoren kommt der untere Heizwert von 9300 WE in Betracht.
                           Da das Naphthalin bei gewöhnlicher Temperatur fest ist, hat man bereits versucht, es
                              									auch bei normaler Temperatur flüssig zu halten, oder davon eine Lösung herzustellen,
                              									die sich auch bei höherer Temperatur und bei der Verdampfung wie eine einheitliche
                              									Flüssigkeit verhält. Dadurch wurde das Naphthalin wesentlich geeigneter für den
                              									Motorenbetrieb. Im kalten Wasser ist es unlöslich, es löst sich dagegen in flüssigen
                              									Kohlenwasserstoffen, in Alkohol, Aether usw. Bei 10°C lösen
                           
                              
                                 100 g Alkohol
                                   5
                                 g Naphthalin,
                                 
                              
                                 100 g Petroläther
                                 11,05
                                 g Naphthalin,
                                 
                              
                                 100 g Benzol
                                 40,70
                                 g Naphthalin,
                                 
                              
                                 100 g Toluol
                                 35,30
                                 g Naphthalin,
                                 
                              
                                 100 g Xylol
                                 29,00
                                 g Naphthalin.
                                 
                              
                           Als Zusatz zum Benzol ruft das Naphthalin eine Erniedrigung
                              									des Gefrierpunktes hervor.
                           In den letzten Jahren ist eine rasche Zunahme der Naphthalinmotoren eingetreten. Im
                              									Jahre 1908 wurden solche Motoren mit einer Gesamtleistung von 50 PS gebaut, im Jahre
                              									1910 betrug die Gesamtleistung 165 PS, im Jahre 1912 schon 2960 und im Jahre 1913
                              									stieg die Anzahl der PS auf 3934. Die Gasmotorenfabrik
                              									Deutz hat sich bereits im Jahre 1907 mit dem Bau von Naphthalinmotoren beschäftigt,
                              									einige Jahre später
                           
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                 Elektromotor
                                 Benzolmotor
                                 Naphthalinmotor
                                 
                              
                                 Belastung
                                 voll
                                 ¾
                                 ½
                                 voll
                                 ¾
                                 ½
                                 voll
                                 ¾
                                 ½
                                 
                              
                                 Verzinsung 5 v. H.Abschreibung 8 v.
                                    											H.BedienungSchmierungStromkosten bzw. Brennstoffkosten
                                     33    60    21    
                                    											23132
                                     38    60    21    
                                    											22350
                                     38    60    21    
                                    											21720
                                   113  180  110    851440
                                   113  180  110    851250
                                   113  180  110    851080
                                 130208130  85693
                                 130208130  85580
                                 130208130  85495
                                 
                              
                                 Gesamtbetriebskosten MKosten f. d. PS/Std. Pf.
                                 325318,1
                                 247118,6
                                 184120,5
                                 192810,7
                                 170312,6
                                 156817,4
                                 12466,92
                                 11308,40
                                 104811,60
                                 
                              
                           griff auch die Firma Benz & Co. den Bau solcher Motoren auf. Im Jahre 1914 waren insgesamt 1000
                              									Motoren in Betrieb. Der Naphthalinmotor wird als einzylindrige Viertaktmaschine
                              									liegender Bauart ausgeführt. In der Nähe des Kühlmantels ist der zur Beheizung
                              									doppelwandige Naphthalinschmelzbehälter angebracht, von dem das flüssige Naphthalin
                              									zum Vergaser geführt wird. Die Erwärmung des Naphthalinbehälters geschieht stets
                              									durch die Abwärme des Motors, und zwar kann man entweder die Abgase mit Temperaturen
                              									von 300 bis 400° C oder das erwärmte Kühlwasser mit etwa 80° C verwenden. Die
                              									letztere Art wurde zuerst von der Gasmotorenfabrik Deutz
                              									ausgeführt und bietet Sicherheit gegen Ueberhitzung des Naphthalins. Das flüssige
                              									Naphthalin würde aber im Vergaser wieder erstarren, wenn nicht auch die in den
                              									Zylinder eingesaugte Luft vorher angewärmt würde. Hierfür wird die Abgaswärme
                              									verwendet, die die Zerstäubungs- bzw. Verbrennungsluft auf 120 bis 150°C anheizt.
                              									Bei den neueren Motoren der Firma Deutz ist der Nachteil
                              									vermieden, daß die Schmelzung des Naphthalins erst dann einsetzt, wenn das
                              									Kühlwasser durch die Zylinderwandung bis zum Siedepunkt erhitzt ist. Es wird hier
                              									ein besonderer Verdampfer angebracht, der einem kleinen, von den heißen Abgasen
                              									beheizten Wasserrohrkessel entspricht. Im kalten Zustande muß aber der Motor mit
                              									Leuchtgas oder einem flüssigen Brennstoff in Betrieb genommen werden, und es kann
                              									erst nach gewisser Zeit auf Naphthalin umgeschaltet werden. Es steht natürlich
                              									nichts im Wege, das Naphthalin beim Anlassen der Maschine (ähnlich wie bei den
                              									Glühkopfmotoren) durch eine Heizlampe zu erwärmen. Bis jetzt hat man
                              									Naphthalinmotoren nur für Leistungen von 4 bis 20 PS gebaut. Da infolge des Krieges
                              									die Preise für flüssige Brennstoffe dauernd steigen, beim Motorennaphthalin aber
                              									eine Preissteigerung noch nicht eingetreten ist, so wird auch bereits versucht,
                              									Naphthalin für größere Maschineneinheiten und sogar für Dieselmaschinen zu
                              									verwenden.
                           An einem Deutzer Naphthalinmotor älterer Bauart mit 6
                              										PSe Leistung wurde folgender Brennstoffverbrauch
                              									festgestellt (s. Tab. 1).
                           Der Motor hatte 170 mm Zylinderdurchmesser und 240 mm Hub. Die minutliche Drehzahl zu
                              									260 angenommen, ergibt sich ein sekundliches Hubvolumen von 2,27 dm3, das sekundliche Hubvolumen für 1 PSe ist dann 7,9 dm3. Der Inhalt des Verdichtungsraumes wurde zu 1,1 dm3 festgestellt. Mit dem Motor war durch
                              									Riemenübertragung eine Dynamomaschine verbunden, deren Wirkungsgrad für die
                              									verschiedenen Belastungen durch Messungen festgestellt war. Während der Versuche
                              									wurden mit dem Orsatapparat Verbrennungsgase aus dem Abgasrohr entnommen und in
                              									bekannter Weise durch Absorption auf Kohlensäure, Sauerstoff und Kohlenoxyd
                              									untersucht. Der untere Heizwert des Naphthalins wurde zu 9300 WE angenommen. Das
                              									Anlassen des Motors mit Benzol dauerte bei entsprechender Belastung etwa 45
                              									Minuten.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 BelastungPSe
                                 Um-drehung
                                 Brenn-stoffver-brauch f.1
                                    											PSe/Stdg
                                 Temperat.der
                                    											ange-saugtenLuft° C
                                 Analyse der
                                    											Ver-brennungsgase
                                 
                              
                                 CO2
                                 O2
                                 CO
                                 
                              
                                 Leerlauf
                                 274
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 4,1
                                 258
                                 322
                                 141
                                 15,5
                                 2,7
                                 –
                                 
                              
                                 5,6
                                 254
                                 302
                                 149
                                 15,4
                                 2,4
                                 –
                                 
                              
                                 6,7
                                 252
                                 282
                                 147
                                 15,1
                                 3,7
                                 –
                                 
                              
                           Vor dem Kriege betrugen die Brennstoffkosten für 1 PS/Std. (bei einem Preise des
                              									Benzins von 38 M, des Benzols von 30 M und des Naphthalins von 12 M) für die normale
                              									Belastung beim Benzinmotor 12 Pf., beim Benzolmotor 8 Pf. und beim Naphthalinmotor
                              									3,5 Pf. Die obenstehende Tabelle 2 enthält die Betriebskostenrechnung für einen
                              									sechspferdigen Elektromotor, Benzol- und Naphthalinmotor, bei 3000 Arbeitstunden im
                              									Jahre. Die Anlagekosten für den Drehstromelektromotor (mit 1400 bis 1500 Umdrehungen
                              									in der Minute) mit Fundament und Montage sind zu 750 M angenommen, die des
                              									Benzolmotors zu 2250 M und die des Naphthalinmotors zu 2600 M.
                           Das Motorennaphthalin kommt in gut gepreßten Briketts in den Handel, die keinen Staub
                              									und keine Feuchtigkeit aufnehmen. Eine Zerkleinerung der Stücke vor dem Schmelzen
                              									ist nicht nötig. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1915 S. 579 bis
                              									583 und S. 592 bis 595.)
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Verwertung der Abwärme von Verbrennungsmaschinen in
                                 										Turbinen. Die Unmöglichkeit, die den Verbrennungsmaschinen zugeführte
                              									Energie voll auszunutzen, hat Veranlassung gegeben, die Abwärme in einer zweiten Maschine zu verwerten.
                              									Dieses kann entweder in der Weise geschehen, daß die Abgase unmittelbar zum Betriebe
                              									einer Gasturbine verwandt werden, oder daß sie Dampf für den Betrieb einer
                              									Dampfturbine erzeugen. Ueber die Konstruktionen, die sich mit dieser
                              									Abwärmeverwertung beschäftigen, berichtet Gentsch in Heft
                              									33 und 34 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen. Die Auspuffgase der
                              									Verbrennungsmaschinen besitzen noch eine Spannung von 2 bis 4 at, die nach Umsetzung
                              									in Geschwindigkeit in Leitkanälen als Triebkraft für eine Turbine ausgenutzt werden
                              									können. Die Beaufschlagung ist in diesem Falle stoßweise. Burdin und Mutel haben eine derartige
                              									Verbundmaschine ausgeführt, bei welcher die Explosionsmaschine mit umlaufenden
                              									Zylindern zusammen mit der Turbine um eine festliegende Welle kreist. Aus den zwei
                              									Arbeitzylindern der Verbrennungsmaschine treten die Abgase durch ein gesteuertes
                              									Ventil in einen Leitkanal und von dort in die zur. Hälfte mit Schaufeln versehene
                              									Turbine. Die Leistung wird vom umlaufenden Gehäuse abgenommen. Eine andere
                              									Ausführung mit ruhenden Zylindern bietet die in der Abb.
                                 										1 wiedergegebene Konstruktion von Grünwald. Die
                              									durch die Kolbenstangen angetriebene Welle dreht durch ein Vorgelege bc einen mit Führungskurven versehenen Ring a. Dieser verstellt die Hähne v zum Ansaugen des frischen Gemisches (Stellung unten) sowie zum
                              									Ueberleiten der Abgase nach dem Turbinenrad m (Stellung
                              									oben). Manche Konstrukteure haben eine Erhöhung des Spannungsgefälles der
                              									Auspuffgase angestrebt, indem sie diese bis unter Atmosphärendruck sich ausdehnen
                              									lassen. Hierzu kann z.B. ein Kreiselverdichter dienen, der die Gase aus der Turbine
                              									absaugt (Ausführung von de Ferranti). Ein wesentlicher
                              									Gewinn ist damit jedoch nicht verbunden. Dem Mangel der stoßweisen Abgabe der
                              									Treibgase ist durch Ausgleichbehälter zu begegnen (Ausführung von Prescott).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 192
                              Abb. 1.
                              
                           Neben den Abgasen enthält auch das Zylinderkühlwasser der Verbrennungsmaschine große
                              									Wärmemengen, die noch ausgenutzt werden können. Eine Möglichkeit ist die, daß man
                              									die Abgaswärme und die Kühlwasserwärme getrennt verwertet, erstere in der oben
                              									angegebenen Weise, letztere dadurch, daß man das Kühlwasser verdampft und den Dampf
                              									eine Dampfturbine treiben läßt, doch ergibt sich daraus eine recht verwickelte
                              									Gesamtanordnung (Ausführung von Stuart). Eine günstigere
                              									Lösung ergibt sich, sobald man die Abgase mittelbar ausnutzt, indem man sie Wasser
                              									verdampfen läßt und durch den Dampf eine Turbine treibt. Dieses Verfahren wird
                              									sowohl für sich angewandt nur zur Ausnutzung der Abgase (Ausführung der Thornycroft-Werke), als auch gemeinsam mit einer
                              									Ausnutzung des Wärmeinhaltes des Kühlwassers. In letzterem Falle ist einfach die
                              									Wärme der Abgase – zur Vermeidung von Verunreinigungen des Dampfes besser durch
                              									Leitung, nicht durch Vermischung – an den aus dem Kühlwasser erzeugten Dampf
                              									abzugeben (Ausführungen von Semmler und Corthésy & Dickson).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 192
                              Abb. 2.
                              
                           In besonderer Weise wird die Abwärme auch dadurch verwertet, daß man sie zunächst auf
                              									ein anderes Arbeitsmittel, z.B. Druckluft, überträgt und dieses dann nach Bedarf
                              									Arbeit leisten läßt. Derartige Verfahren kommen insbesondere in Frage, wenn die
                              									Kraftmaschine wie bei Schiffen, Kraftwagen, Flugzeugen, Walzwerken eine wechselnde
                              									Drehzahl haben muß. Ein Beispiel einer solchen Anlage stellt die in Abb. 2 skizzierte Anordnung nach Lucas-Girardville und Mekarski dar. Die
                              									Maschine a pufft ihre Abgase in den Topf b aus und treibt den Verdichter c, der Druckluft über die Ausgleichbehälter d
                              									nach dem Anfeuchter e fördert, in dem die Luft über das
                              									von der Maschine kommende warme Kühlwasser geleitet wird. Die so angefeuchtete und
                              									angewärmte Druckluft wird im Topf b überhitzt und dann
                              									zur Arbeitleistung in die Turbine k geleitet. Das von
                              									dem Mantel der Maschine kommende warme Kühlwasser wird, soweit es nicht von der
                              									Druckluft aufgenommen ist, von der Pumpe g wieder in
                              									den Mantel gepumpt. Den Ausfall deckt eine Frischwasserpumpe h. Aehnliche Anordnungen sind auch von anderen Konstrukteuren gewählt. An
                              									die Stelle der Luft kann auch Kaltdampf wie z.B. schweflige Säure treten.
                           Die in der, freilich nur in besonderen Fällen zur Mantelkühlung der
                              									Verbrennungsmaschinen benutzten Kühlluft enthaltene Wärmeenergie kann dadurch
                              									verwertet werden, daß man die Luft durch Anfeuchten zur Aufnahme großer Wärmemengen
                              									befähigt und dann das Dampfluftgemisch eine Turbine treiben läßt (Ausführung von Hutchings). Auch ist in diesem Falle eine Mischung der
                              									Abgase und der Kühlluft möglich, um mit diesem Gemisch alsdann eine Turbine zu
                              									treiben (Ausführung von Morgan & Kemp).
                           Ritter.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Cellon und Cellonlacke. Cellon ist ein nach den Patenten
                              									von Dr. A. Eichengrün durch die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-A.-G. in Köln aus Azetylhydrozellulose
                              									und indifferenten Erweichungsmitteln hergestelltes hartes, bei etwa 80° Wärme plastisch
                              									werdendes Isolationsmaterial. Es läßt sich durch Schneiden, Sägen, Fräsen und Drehen
                              									ebenso wie Hartgummi bearbeiten, ist aber nicht so spröde wie dieser. Auch kann es
                              									nach vorherigem Anwärmen leicht gebogen werden. Mit der Härte wächst das
                              									Isolationsvermögen. Für eine 0,2 mm starke Platte aus Hartcellon beträgt die
                              									Durchschlagspannung 13200 V., sie steigt bei einer Plattenstärke von 2 mm auf 35000
                              									V. Gegenüber dem Zelluloid hat der neue Stoff den Vorzug der Schwerbrennbarkeit,
                              									auch ist er für Feuchtigkeit unempfindlich und sehr widerstandsfähig gegen Fette,
                              									Oele und Gase. Aehnliche wertvolle Eigenschaften besitzen die Cellonlacke, die vom
                              										Cellon-Laboratorium, Charlottenburg, in drei
                              									Weichheitsgraden hergestellt werden. Sie lassen sich in einfachster Weise durch
                              									Aufstreichen, Eintauchen, Uebergießen, Aufspritzen und Aufwalzen zur Verwendung
                              									bringen, trocknen ohne Wärmezufuhr und bilden sodann zusammenhängende, in ihrem
                              									Verhalten dem festen Cellon entsprechende Schichten. Ferner kann man verschiedene
                              									Lacksorten übereinander auftragen, da sie sich beim Trocknen miteinander verbinden.
                              									Es gelingt hierdurch, den hohen Isolationswert der harten Lacksorten mit der
                              									Dehnbarkeit und Zähigkeit der weicheren zu vereinigen. Auch ist es möglich, die
                              									Eigenschaften der Cellonlösungen durch Mischen mit anderen Farbstoffen und
                              									Isolationsmaterialien oder durch geeignete Wahl des Lösungsmittels in weitgehender
                              									Weise zu beeinflussen, z.B. verschiedene Viskosität und Trocknungsgeschwindigkeit zu
                              									erzielen. Infolgedessen werden Cellonlacke zu den mannigfachsten Zwecken verwendet.
                              									Unter anderen benutzt man sie zum Imprägnieren, Lackieren von Maschinenteilen,
                              									Anstreichen und Grundieren hölzerner oder eiserner Gegenstände und zum Ueberziehen
                              									von Glas, z.B. von Glühlampen, deren Festigkeit durch das Auftragen einer farbigen,
                              									sehr lichtechten Lackschicht erhöht wird. Auch kann man die Fenster von Automobilen
                              									und geschlossenen Flugzeugen durch Cellonscheiben ersetzen. Diese sind völlig
                              									durchsichtig, lassen sich rollen, falten, biegen und daher leicht in die Stoffbahn
                              									einnähen. Infolge ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse und Benzin,
                              									ihrer versteifenden Wirkung und Glätte hat die „Emaillierung“ der Tragflächen
                              									von Flugzeugen durch Cellonlacke weiteste Verbreitung gefunden. Durch die
                              									Lackschicht wird das Gewicht nur unbedeutend, die Zerreißfestigkeit beträchtlich
                              									erhöht. Cellonlacke werden neuerdings in Verbindung mit dem zähen Cellonkitt auch
                              									zum Ausfüllen von Hohlräumen der Nietverbinder, Schellenklemmen usw. zum Schutze
                              									gegen das Eindringen von Feuchtigkeit benutzt. Auf Kautschuk, Hartgummi,
                              									Guttapercha, Oelfarbe und geleimten oder gelatinierten Stoffen haften Cellonlacke
                              									nicht.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Eine Neuerung im Martinofenbetriebe. Mit dem Zurückbrennen
                              									der sogenannten Köpfe im Martinofen, das nach einer größeren oder geringeren
                              									Chargenzahl eintritt, wird die Gasführung immer mangelhafter, und schließlich
                              									gerät das Ofengewölbe in Gefahr. Um dieser Gefahr zu begegnen und gleichzeitig auf
                              									billige Weise die Ofenreife um mehr als die Hälfte der gewöhnlichen Chargenzahl zu
                              									verlängern, hat A. Zdanowicz nach einer Mitteilung von
                              										Kniepert (Stahl und Eisen 36. Jahrgang S. 25) eine
                              									bemerkenswerte Verbesserung am Martinofen angebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 193
                              Abb. 1.
                              
                           Danach werden die senkrechten Gaszüge, wie aus Abb. 1 hervorgeht, aufgebrochen, der aufsteigende
                              									Gaskanal C bis an die Stirnwand heraus vermauert und
                              									bei A und B in der
                              									Stirnwand Aussparungen angebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 193
                              Abb. 2.
                              
                           Vor diesen Oeffnungen wird ein sogenannter Korb D angebracht, dessen Gasschlitze in diese Aussparung
                              									hineinpassen. Diese Arbeit erfordert eine Betriebsunterbrechung von 24 Stunden. Abb. 2 zeigt einen zum Ansetzen fertigen Korb, der so
                              									hergestellt wurde,
                              									daß der Führungswinkel des oberen Gaszuges mit jenen des Gaszuges im Ofen
                              									übereinstimmt. In Abb. 3 ist ein zum Ansetzen des
                              									Korbes vorbereiteter Ofenkopf dargestellt, während Abb.
                                 										4 fertig aufgestellte Körbe im Betrieb wiedergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 194
                              Abb. 3.
                              
                           Diese Neuerung hat den Vorteil, daß die zurückgebrannten Köpfe weit aus dem Feuer
                              									gerückt und daher vor weiterer Abnutzung geschützt sind. Die Gasführung hat sich als
                              									einwandfrei herausgestellt, so daß ein tadelloser Gang des Ofens durch sie
                              									gewährleistet ist. Das Anlegen der Körbe erfordert kein Kaltlegen des Ofens. Kniepert faßt die Vorteile der Zdanowiczschen Köpfe wie folgt zusammen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 194
                              Abb. 4.
                              
                           1. Erreichung einer tadellosen Gasführung ohne Betriebsunterbrechung in einem
                              									Zeitpunkte, zu dem der Ofen bisher Kaltlegen erforderte.
                           2. Erhöhung der Gewölbehaltbarkeit.
                           3. Herabsetzen der Zustellungskosten.
                           4. Die Möglichkeit, die Kopfverlängerungen an jedem bestehenden Ofen anbringen zu
                              									können.
                           5. Kohlenersparnis.
                           6. Erhöhung der Jahresleistung des Ofens.
                           7. Leichtes Arbeiten mit den Kopfverlängerungen infolge der weitgehenden Unterteilung
                              									des zur Verwendung kommenden Gesamtgewichts.
                           Loebe.
                           
                        
                           Eine neue Lösung des Marschturbinenproblems. Im
                              									International Marine Engineering vom Januar 1916 wird eine von der Westinghouse Company entworfene, neuartige
                              									Kriegsschiffsturbinenanlage beschrieben, die auch bei kleiner Belastung
                              									hochwirtschaftlich arbeitet, so daß die Anordnung besonderer Marschturbinen
                              									entbehrlich wird. Die Anlage, die in der vorliegenden Form bei einem
                              									Zweiwellenschiff von 22000 WPS zum Einbau gelangen soll, besteht aus zwei
                              									Turbinensätzen von je 11000 WPS bei 3600 Umdr./Min., die unter Zwischenschaltung je
                              									eines Rädergetriebes auf die beiden Propellerwellen arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 194
                              Abb. 1.Schema der Westinghouse-Turbine mit geteiltem Dampfstrom
                              
                           Zu jedem Maschinensatz gehört, wie bei der bekannten
                              									Parsons-Anordnung, eine Hochdruck- und eine Niederdruckturbine, die beide mit je
                              									einer Ritzelwelle gekuppelt sind. Bemerkenswerte Abweichungen zeigt dagegen die
                              									Turbinenbauart, wie die schematische Skizze der Anlage (Abb. 1) erkennen läßt. Die Hochdruckturbine setzt sich hiernach aus einem
                              									zweikränzigen Aktionsrade und aus einer kurzen Trommel zusammen. Während das Rad
                              									jedoch die gesamte, bei Vollast hindurchströmende Dampfmenge verarbeitet, ist die
                              									Hochdrucktrommel nur für ein Drittel dieser Dampfmenge bemessen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 194
                              Abb. 2.Dampfverbrauchskurven einer Westinghouse-Schiffsturbinenanlage mit
                                 										Rädergetriebe von 11000 WPS bei 3600 Umdr./Min.
                              
                           Der Rest, also zwei Drittel des vom Hochdruckrade
                              									aufgenommenen Dampfgewichtes, strömt durch ein in der Ueberströmleitung angeordnetes
                              									Absperrventil zur Niederdruckturbine. Diese ist als Doppelturbine mit geteiltem
                              									Dampfstrom gebaut. Der Dampfeinlaß liegt also in der Mitte, so daß die beiden Hälften
                              									der Niederdruckturbine parallel arbeiten. Der nach beiden Seiten der
                              									Niederdruckturbine expandierende Dampf wird durch eine gemeinsame Abdampfleitung dem
                              									Kondensator zugeführt. Da auch der Abdampf der Hochdruckturbine unmittelbar in den
                              									Kondensator geführt werden kann, so ergeben sich zwei verschiedene
                              									Schaltungsmöglichkeiten. Bei kleiner Leistung – Marschfahrt – wird das Absperrventil
                              									geschlossen. Der Dampf durchströmt unter diesen Umständen nur das Hochdruckrad
                              									einschließlich der angebauten Trommel und wird dann im Kondensator niedergeschlagen.
                              									Die Niederdruckturbine läuft bei dieser Schaltung, die bis zu ein Drittel der
                              									Volldampfleistung Verwendung findet, also leer mit. Bei höheren Geschwindigkeiten
                              									wird das Absperrventil geöffnet, so daß beide Turbinen in Hintereinanderschaltung
                              									arbeiten.
                           Nach Angabe der Westinghouse Co. soll die Marschschaltung
                              									ähnlich günstige Dampfverbrauchswerte (s. Abb. 2)
                              									ergeben wie die Hauptschaltung, wie die folgenden Garantiewerte, die unter Annahme
                              									eines Dampfüberdruckes von 18,3 kg/cm2 und eines
                              									Vakuums von 94 v. H. errechnet sind, zeigen:
                           
                              
                                 Volldampfleistung
                                 4,83
                                 kg/WPS-Std.
                                 
                              
                                 80–85 v. H. der Volldampflstg.
                                 4,69
                                 kg/WPS-Std.
                                 
                              
                                 25 v. H. der Volldampfleistung
                                 5,14
                                 „
                                 
                              
                           Die Rohrleitung der Turbinenanlage ist so ausgebildet, daß die Doppelturbine im
                              									Notfalle auch mit Frischdampf beaufschlagt werden kann. Die im Gegensatz zur
                              									üblichen Ausführung in das Gehäuse der Hochdruckturbine eingebaute Rückwärtsturbine,
                              									die für sechs Zehntel der Vorwärtsleistung bemessen ist, besteht nur aus einem
                              									mehrkränzigen Aktionsrade.
                           Kraft.
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                           Hauptversammlung des Vereins deutscher Gießereifachleute.
                              									Der Verein deutscher Gießereifachleute hält am 18. Juni vorm. 11 Uhr in der Techn.
                              									Hochsch. Charlottenburg seine Hauptversammlung ab mit der Tagesordnung: 1. Die
                              									Metallprüfung mittels Röntgenstrahlen. Von Professor Dr. W. Scheffer in Berlin. 2. Metallurgische Herdformen für die Gießereipraxis.
                              									Von Ing. G. Mettler in Berlin. 3. Die Grundsätze der
                              									richtigen Flammenentfaltung und Feuerführung in unseren Oefen. Von Ing. A. Irinyi aus Hamburg.
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                           Der ordentl. Professor für Mathematik und techn. Mechanik an der Kgl. Bergakademie
                              									Berlin, Prof. Dr. E. Jahnke, hat den Charakter als Geh.
                              									Bergrat erhalten.