| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 206 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die preußische Bergverwaltung im Jahre 1914. Nach dem
                              									im Abgeordnetenhause vorgelegten Bericht des Handelsministers wurde die günstige
                              									Entwicklung, in der sich der preußische staatliche
                              									Bergbau in den Rechnungsjahren 1913 und 1914 befand, durch den Kriegsausbruch jäh
                              									unterbrochen. Das Betriebsjahr 1914 (1. April 1914 bis 31. März 1915) fiel zu zwei
                              									Dritteln in die Kriegzeit.
                           Was zunächst den Steinkohlenbergbau angeht, so ist die
                              									Förderung von 25174407 t im Betriebsjahr 1913 auf 18433478 t im Betriebsjahr 1914
                              									gefallen, d.h. um 6740929 t, oder 27,78 v. H. Der starke Rückgang ist einmal auf die
                              									zahlreichen Einberufungen zurückzuführen, die die staatlichen Werke ihrer besten und
                              									jüngsten Arbeiter beraubten, zum großen Teile aber auch darauf, daß die Gebiete, in
                              									denen hauptsächlich die staatlichen Steinkohlenbergwerke liegen, nämlich
                              									Oberschlesien und Saarbrücken, im Anfange des Krieges von der Invasionsgefahr sehr
                              									bedroht waren, also unmittelbar die Kriegswirren zu spüren bekamen. So war in
                              									Saarbrücken der Rückgang am größten, er betrug 33,60 v. H. In Oberschlesien konnte
                              									er zum Teil in den letzten Monaten des Berichtsjahres etwas eingeholt werden, so daß
                              									er sich nur auf 20,74 v. H. beläuft. In Westfalen ging ebenfalls die Förderung um
                              									20,28 v. H. zurück. Der Wert der auf den preußischen fiskalischen Werken
                              									geförderten Kohle stellte sich im Berichtjahre 1914 auf 206,98 Mill. M, gegen 283,54
                              									Mill. M im Jahre 1913. Der Ausfall betrug also 76,56 Mill. M oder 27 v. H. Der
                              									Reingewinn sank von 39,95 Mill. M im Betriebsjahre 1913 auf 7,22 Mill. M in 1914,
                              									d.h. um 32,73 Mill. M. Hierbei ist noch hervorzuheben, daß Westfalen mit einer
                              									Unterbilanz von rund 9 Mill. M abschloß, und andererseits in den Inspektionen
                              									Hindenburg (Zabrze) und Saarbrücken eine Preiserhöhung vorgenommen wurde.
                           Braunkohlenbergbau. Die Braunkohlenförderung ging von
                              									358019 t im Betriebsjahre 1913 auf 279131 t im Betriebsjahre 1914 zurück, das sind
                              									etwa 22,03 v. H. Die Wertverminderung betrug 21,55 v. H., nämlich von 1198604 M auf
                              									940301 M.
                           Erzbergbau. Die für die Kriegswirtschaft so überaus
                              									wichtige Gewinnung von Metallen und Erzen konnte im Jahre 1914 fast in vollem
                              									Umfange aufrecht erhalten werden. Die Förderung von Erzen (mit Ausnahme von
                              									Eisenerzen) auf den staatlichen Erzgruben betrug 101102 t im Jahre 1914 gegen 113027
                              									t im Jahre 1913. Der Rückgang ist also nicht sehr erheblich. Die Eisenerzgewinnung
                              									hingegen ist um 30,5 v. H. gesunken.
                           
                           Kalibergbau. Der Kalibergbau hatte unter den
                              									Einwirkungen des Krieges begreiflicherweise besonders hart zu leiden. Dies ist
                              									wiederum einmal auf den großen Arbeitermangel, dann aber auch auf den Verlust des
                              									Absatzes ins Ausland, der verboten wurde, zurückzuführen. Die Förderung der
                              									Kalisalze auf den staatlichen Gruben ging im Betriebsjahre 1914 um 41,54 v. H. gegen
                              									das Betriebsjahr 1913 zurück.
                           Die Zahl der vom Staate betriebenen Bergwerke blieb mit 60 auf der Höhe des
                              									vorangehenden Jahres. Die Zahl der beim staatlichen Bergbau beschäftigten Personen
                              									sank um 19,70 v. H., von 109791 auf 88157.
                           Der Reingewinn der gesamten preußischen Bergverwaltung betrug im Berichtsjahre 1914
                              									14,8 Mill. M gegen 54,6 Mill. M im Vorjahre. Das bedeutet für 1914 3 v. H. des
                              									buchmäßigen Anlage- und Betriebskapitals (im Anfange des Berichtsjahres) von 491,1
                              									Mill. M.
                           Wüster.
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                           Ueber die Explosion eines Ammoniakkompressors in der
                                 										Kälteanlage einer oberfränkischen Wurstwarenfabrik entnehmen wir der
                              									Zeitschrift f. d. ges. Kälte-Industrie 1915 S. 100 die folgenden Angaben. Die
                              									Ursache der Explosion bestand höchstwahrscheinlich darin, daß zum Nachfüllen des
                              									Kompressors an letzteren nicht eine Ammoniak-, sondern irrtümlicherweise eine
                              									Sauerstofflasche angeschraubt worden ist. Unter einem heftigen, in der ganzen Stadt
                              									hörbaren Knall wurde der Kompressor in ganz kleine Bruchstücke zerrissen; die
                              									schmiedeeisernen Rohre des auf dem Dach des Maschinenhauses befindlichen
                              									Berieselungsapparates sowie die Krümmer der in den Kellern verlegten Kühlleitungen
                              									platzten auf. Der Maschinist wurde in Stücke zerrissen und ein in der Fabrik als
                              									Packerin angestelltes Mädchen so schwer verletzt, daß es anderen Tages starb. Es
                              									soll mit Scherben des zersprungenen Glasdaches förmlich gespickt gewesen sein.
                           Die Ursache dieser furchtbaren Zerstörung liegt also wahrscheinlich in der
                              									Verbrennung des Ammoniaks in reinem, gepreßtem Sauerstoff, verbunden mit einer
                              									explosionsartigen Verbrennung des im Kompressor enthaltenen Schmieröles.
                           Die irrtümliche Verwendung von Sauerstoff hat auch beim Ingangsetzen von
                              									Dieselmaschinen schon wiederholt zu schweren Unfällen geführt. Nun sind, wie von
                              									eingeweihter Seite mitgeteilt wird, gerade in letzter Zeit auch mehrere solche
                              									Verwechselungen bei Ammoniakmaschinen vorgekommen, die wohl zum Teil darauf
                              									zurückgeführt werden dürften, daß die an Stelle der im Felde stehenden Maschinisten
                              									eingestellten Aushelfer die erforderliche Sachkenntnis und Aufmerksamkeit vermissen
                              									lassen. Die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen hat
                              									deshalb zur Verhütung von Unfällen eine eigene Druckschrift zur Verteilung an die
                              									Monteure herstellen lassen, in der auf die Gefahr, die aus der Verwechselung von
                              									Ammoniakflaschen mit Sauerstofflaschen entstehen kann, hingewiesen ist. Die Monteure
                              									werden angewiesen, sich vor jedem Einfüllen von Ammoniak stets genau zu
                              									überzeugen, ob die von ihnen verwendete Flasche auch wirklich Ammoniak enthält. Es
                              									ist das leicht schon an den äußeren Merkmalen der Flasche zu erkennen.
                           Nach der am 1. Oktober 1914 in Kraft getretenen preußischen Polizeiverordnung,
                              									betreffend den Verkehr mit flüssigen und verdichteten Gasen, muß auf jeder Flasche
                              									in dauerhafter und leicht sichtbarer Weise die Bezeichnung des einzufüllenden Gases
                              									vermerkt sein, aber nicht nur durch die chemische Formel. Ferner sind
                              									Ammoniakflaschen daran erkennbar, daß sie nur Ventile aus Schmiedeeisen oder Stahl
                              									erhalten dürfen. Auch am Gewinde des Verschlusses der Flasche ist der Inhalt
                              									erkennbar, denn das Anschlußgewinde für brennbare Gase, wie Wasserstoff, Leuchtgas,
                              									Grubengas, Azetylen, ist als Linksgewinde entsprechend dem für Kohlensäure
                              									eingeführten Rechtsgewinde auszuführen. Das Anschlußgewinde für alle übrigen Gase
                              									muß Rechtsgewinde sein, und zwar darf es – Chlor und Stickstoff ausgenommen – das
                              									für Kohlensäureflaschen übliche Normalgewinde sein. Chlor- und Stickstofflaschen
                              									müssen einen anderen, voneinander abweichenden Gewindedurchmesser erhalten, und zwar
                              									Stickstoff mit einem Kerndurchmesser von 22 mm.
                           Diese Vorschriften müssen auch von den außerpreußischen Flaschenbesitzern eingehalten
                              									werden, wenn sie ihre Flaschen nach Preußen verschicken und keine Beanstandung
                              									erfahren wollen. (Zeitschrift des Bayer. Revisionsvereins.)
                           Sander.
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                           Ein neuer Schnellbohrer. Richtiger gesagt, ein neuer –
                              									durch G. M. 632111 geschützter – Vorschlag, Bohrer aus teueren Qualitätstählen
                              									dadurch zu verbilligen, daß der für das Schneidvermögen doch belanglose Einspannteil
                              									(Konus) aus billigem Stahl hergestellt wird.
                           Der Schwerpunkt der schon verschiedentlich angestrebten Maßnahme liegt in der soliden
                              									und zugleich so billigen Verbindung des Schneiden- und des Einspannteiles, daß ein
                              									wirtschaftlicher Vorteil verbleibt. Ob letztere Bedingung, vielleicht von besonders
                              									günstigen Einzelfällen – bei sehr großen Bohrern – abgesehen, bei vorliegender Form
                              									erfüllt wird, erscheint sehr fraglich, die übrig bleibenden Bohrerstümpfe brauchten
                              									bisher durchaus nicht als wertlos angesehen zu werden; immerhin ist der Vorschlag
                              									interessant und hat nach den angegebenen Versuchen seine Aufgabe rein technisch ganz
                              									gut erfüllt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 207
                              
                           Das Neue an der Verbindung, die durch Schweißen (wahrscheinlich wohl auf elektrischem
                              									Wege) erfolgt, ist die Gestaltung der Schweißstelle. Wie die Abbildung zeigt,
                              									handelt es sich nicht um eine reine Stumpfschweißung, sondern Konus und
                              									Schneidenteil greifen zugleich keilförmig ineinander. Ersterer ist als Flachkeil ausgebildet (Teil
                              										c) letzterer trägt die entsprechende Aussparung d. Beide Teile werden noch besonders durch Zapfen a und Bohrung b
                              									zentriert.
                           Ein solchermaßen hergestellter Bohrer von 54 mm Durchmesser konnte anstandlos mit
                              									einem Vorschub von 0,57 mm für die Umdrehung bei einer Drehzahl von 220 betrieben
                              									werden. Erst bei 0,81 mm Vorschub soll Bruch eingetreten sein.
                           Würde hiernach auch die Festigkeit der Verbindung – für die zahlenmäßige Unterlagen
                              									gegeben werden – gerade noch genügen, so erscheint es nicht recht einleuchtend,
                              									welchen praktischen Wert diese Vorbereitung der Schweißstelle haben soll, wenn die
                              									Schweißung an sich vollkommen ausfällt. Aber wahrscheinlich ist die homogene
                              									Verbindung ungleichartiger Metalle schwer zu erzielen. (H. Rohde, Werkstattstechnik 1916 Heft 3.)
                           Rich. Müller.
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                           Versuche mit hochwertigem Eisen für Tragwerke. Das
                              									österreichische Ministerium der öffentlichen Arbeiten hatte im Jahre 1913 aus Anlaß
                              									des Umbaues der Kaiser-Franz-Joseph-Brücke in Wien die Durchführung umfangreicher
                              									Versuche mit hochwertigem Eisen beschlossen, über die in der österreichischen
                              									Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 1914 (Heft 51, 52, 53) berichtet wird
                              									(Auszug in Stahl u. Eisen 1916 Heft 6 S. 137). Die Versuche wurden mit
                              									hochgekohltem, besonders reinem Siemens-Martin-Stahl, sogenanntem Spezialstahl, und
                              									mit Nickelstahl durchgeführt. Die Ergebnisse der Festigkeitsprüfung entsprachen den
                              									angestrebten Qualitätsziffern, nach denen die Zerreißfestigkeit 55 bis 65 kg/mm2 betragen und die Dehnung δ bei l=\sqrt{80}\,f so liegen sollte, daß das Produkt
                              									aus Festigkeit (in t/cm2) mal d bei Längsproben etwa 120, bei Querproben etwa 110
                              									ergab. Das Material erwies sich als bearbeitbar, doch sind dazu nur erstklassige
                              									Werkzeuge und eine umfassende Benutzung maschineller Hilfsmittel erforderlich.
                              									Besondere Vorsicht ist bei der Wärmebehandlung geboten. Für die Herstellung von
                              									Niet- und Schraubenlöchern darf das Material nur gebohrt werden. Hinsichtlich der
                              									Festigkeit der Nietverbindungen ergab sich eine große Ueberlegenheit des
                              									Versuchsmaterials gegenüber Flußeisenverbindungen, deren Scherfestigkeiten um 100 v.
                              									H. und mehr überschritten wurden. Auch die Sicherheitsgrade gegen Bruch stellten
                              									sich durchweg höher als bei den Nietverbindungen aus Flußeisen. Das Verhältnis der
                              									Scherfestigkeit zur Zugfestigkeit des Nietmaterials stellte sich im Mittel bei
                              									Nickelstahl auf 1,14, bei hochgekohltem Spezialstahl auf 0,90, während es bei
                              									Flußeisen nur 0,83 betrug. Das Verhältnis der Maschinennietung zur Lufthammernietung
                              									und Handnietung wurde wie 1,14 : 1,05 : 1 errechnet. Dagegen wiesen vielfach
                              									abgesprengte Nietköpfe darauf hin, daß wohl für Nieteisen besser etwas weicheres
                              									Material zur Verwendung kommt. Belastungsversuche mit durch Querstege verbundenen
                              									Doppelträgern ergaben, daß bei Belastungen von 5,23 t/cm2 bei Nickelstahl, 5,24 t/cm2 bei
                              									Spezialstahl und 3,11 t/cm2 bei Flußeisen kein
                              									Bruch auftrat, sondern nur seitliches Ausweichen des Druckgutes oder
                              									wellenförmiges Ausbiegen der Obergurtlamellen eintrat. Die Träger aus hochwertigem
                              									Eisen können somit um 70 v. H. höher belastet werden, als solche aus Flußeisen. Die
                              									Versuche haben die Frage unentschieden gelassen, ob für Tragwerke Nickelstahl oder
                              									hochgekohlte (Spezial-) Stähle vorzuziehen sind. Beide Stahlsorten eignen sich für
                              									diesen Zweck offenbar gleich gut. Doch soll die Festigkeit 6,5 t/cm2 nicht überschreiten und das Nieteisen aus
                              									hochwertigem Material soll keine höhere Festigkeit als 6 t/cm2 besitzen.
                           Loebe.
                           Zur Frage des Radsturzes. Der Radsturz der Fahrzeuge, d.h.
                              									die Abweichung der Radstellung von der senkrechten Ebene in der in Abb. 1 angedeuteten Weise, ist zuerst an den Gefährten
                              									des 17. Jahrhunderts erkennbar. Der Zweck war vermutlich, ein Festsetzen in den
                              									ausgefahrenen Straßen zu vermeiden, da die schräggestellten Räder sich in den
                              									Wagenspuren nicht festklemmen konnten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 208
                              Abb. 1.
                              
                           Aus dieser Anwendung bei tierisch betriebenen Fahrzeugen ist nun der Radsturz
                              									gewohnheitsgemäß auch in den Automobilbau übernommen. Mit der Frage, ob er dort
                              									berechtigt und zweckmäßig ist, beschäftigt sich v. Loewe
                              									in Heft 35 und 36 des „Motorwagen“.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 208
                              Abb. 2.
                              
                           Um die Beanspruchung der Speichen auf Biegung zu vermeiden und auf Knickung zu
                              									beschränken ist im Wagenbau in Verbindung mit dem Radsturz der Gegensturz üblich,
                              									der ebenfalls mit in den Automobilbau übernommen ist. Die Speichen werden dann nach
                              										Abb. 2 auf einem Kegelmantel angeordnet. Für
                              									ruhende senkrechte Belastung nur durch das Wagengewicht hat der Gegensturz seine
                              									Berechtigung. Berücksichtigt man jedoch, daß bei Kraftfahrzeugen noch eine auf das
                              									Rad im Berührungspunkte mit der Fahrbahn wirkende wagerechte Kraft P (etwa als Rückwirkung der Zentrifugalkraft beim
                              									Fahren einer Kurve) vorhanden ist, so treten neue Gesichtspunkte auf. v. Loewe betrachtet nun in einem Falle I ein Rad mit
                              									Radsturz ohne Gegensturz, in einem Falle II ein Rad mit Radsturz und Gegensturz. Die
                              									am Ende einer Speiche am Radkranze angreifende Kraft P
                              									läßt sich nach Abb. 3 I in zwei Kräfte zerlegen, P1 parallel zur
                              									Radachse und P2
                              									senkrecht zu dieser.
                           Betrachtet man nun in Abb. 3 II ein Rad mit vier
                              									Speichen ohne Gegensturz und sieht den Radkranz als starr, die Speichen als
                              									nachgiebig an, so ergibt sich folgendes: P2 wird durch den Radkranz gleichmäßig auf die vier
                              									Anschlußpunkte der Speichen A, B, C und D verteilt und ruft in den Speichen AO und BO Knickung, in CO und DO Biegung hervor.
                              										P1 läßt sich durch
                              									eine achsial auf den Radkranz wirkende Kraft P1' = P1 und ein Kräftepaar –
                              										P1 • R ersetzen. Eine Verteilung von P1' auf die
                              									vier Stützpunkte der Speichen ABCD ergibt für alle vier
                              									Speichen eine Biegungsbeanspruchung. Zerlegt man ferner das Kräftepaar – P1 • R in vier parallele, gleichgerichtete Kräftepaare
                              										-\frac{P_1\cdot R}{4} mit Wirkung in den Punkten ABCD, so tritt dadurch in den Speichen AO und BO
                              									Biegungsbeanspruchung, in den Speichen CO und DO dagegen Drehungsbeanspruchung auf, wie Abb. 3 II zeigt. In ähnlicher Weise betrachtet v. Loewe die Beanspruchungen der beim Rad mit Gegensturz auf
                              									einer Kegelmantelfläche liegenden Speichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 209
                              Abb. 3 I.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 209
                              Abb. 3 II.
                              
                           Vergleicht man beides, so zeigt sich, daß die durch die Kräfte
                              										P1 und P2 hervorgerufenen
                              									Beanspruchungen der Speichen auf Zug und Verdrehung und die durch P2 hervorgerufenen
                              									Biegungsbeanspruchungen in den beiden Fällen wenig voneinander abweichen. Ein
                              									wesentlicher Unterschied zeigt sich aber in den durch P1 hervorgerufenen
                              									Biegungsbeanspruchungen, deren Moment mit Mbx bezeichnet sei, und in der Knickung K. Die sich hierfür durch die Rechnung ergebenden Werte
                              									sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. R
                              									bedeutet darin den Halbmesser des Rades. P1 = O bedeutet, daß die
                              									Fahrbahn geradlinig ist und somit die Zentrifugalkomponente gleich Null, P1
                              									= P2 gilt für die Fahrt
                              									in der Kurve und stellt den Höchstwert von P1 dar. Die Zusammenstellung zeigt:
                           
                              
                                 
                                    
                                    Fall
                                    
                                 P1 = O
                                 P1 = P3
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Mbx
                                 vonbis
                                 00
                                 + 0,0125 RP2–
                                    											0,0125 RP2
                                 0– 0,5 RP2
                                 + 0,24 RP2– 0,24
                                    												RP2
                                 
                              
                                 K
                                 vonbis
                                 + 0,25 P2– 0,25
                                    												P2
                                 + 0,25 P2– 0,25
                                    												P2
                                 + 0,25 P2– 0,25
                                    												P2
                                 + 5 P2+ 4,53 P2
                                 
                              
                           Für parallele Räder ohne Gegensturz sind bei geradliniger Fahrt die Beanspruchungen
                              									der Speichen geringer als für solche mit Gegensturz.
                           In den Kurven wechselt bei ersteren (Fall I) die Biegungsbeanspruchung ihre
                              									Richtung nicht, erreicht jedoch einen höheren absoluten Wert als bei den letzteren.
                              									Die relative Differenz zwischen den Grenzwerten der Biegungsbeanspruchung ist im
                              									Falle I annähernd ebenso groß wie im Falle II, und in diesem letzteren findet bei
                              									jeder halben Umdrehung (das heißt bei den in Frage kommenden Geschwindigkeiten etwa
                              									12 bis 15 mal in der Sekunde) ein Richtungswechsel statt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 209
                              Abb. 4.
                              
                           Die Knickung wechselt im Falle I mit Zug ab und erreicht nach beiden Seiten die
                              									gleichen absoluten Werte. Im Falle II tritt nur Knickung auf, welche ziemlich
                              									konstant im Bereiche einer Umdrehung bleibt, und deren Wert im Grenzfalle etwa das
                              									20-fache des Knickungsmaximums im Falle I erreicht.
                           Hieraus geht hervor, daß zur Vermeidung großer Knickungsbeanspruchung der Gegensturz
                              									nicht zu empfehlen ist. Aber auch der Radsturz an sich mit oder ohne Gegensturz ist
                              									nicht zweckmäßig, weil dabei die für das Rad gefährliche Achsialkomponente P1 bei gleicher
                              									Richtung und Größe der Kraft P einen größeren Wert
                              									annimmt, wie Abb. 4 zeigt.
                           Ritter.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Normalisierung von Schiffen. Die wirtschaftliche Not
                              									Englands, die in dem Mangel an hinreichendem Schiffsraum zutage tritt, ist mit
                              									normalen Mitteln nicht zu beheben. Einerseits ist infolge der weitgehenden
                              									Inanspruchnahme der Werften durch Marineaufträge der Markt derartig angespannt, daß
                              									es schwer hält, Aufträge zu auskömmlichen Preisen unterzubringen, andererseits hat
                              									der Besteller nach Fertigstellung des Schiffes nicht die Gewähr, daß ihm das
                              									Verfügungsrecht über das Schiff gesichert bleibt. Beides wirkt in hohem Maße lähmend
                              									auf die Bautätigkeit. Infolgedessen ist neuerdings angeregt worden, der Staat möge
                              									selbst als Auftraggeber für Handelsschiffsbauten auftreten. Die Schiffe sollen
                              									zunächst auf Regierungskosten gebaut werden, um dann zu kommissarischem Betriebe den
                              									durch Beschlagnahme oder durch Schiffsverluste am meisten durch den Krieg in
                              									Mitleidenschaft gezogenen Reedereien überwiesen zu werden. Nach Beendigung des
                              									Krieges sollen die Schiffe dann meistbietend verkauft werden.
                           Um einerseits die Baukosten möglichst niedrig zu halten, die Fertigstellung
                              									andererseits möglichst zu beschleunigen, wird vorgeschlagen, die Schiffe sämtlich
                              									nach einem Normaltyp von ~ 8000 t Wasserverdrängung zu bauen. Was den Bau des
                              									Schiffskörpers anbelangt, so dürfte die Durchführung dieses Vorschlages kaum
                              									nennenswerten Hindernissen begegnen. Mehr Schwierigkeiten macht die Normalisierung
                              									der Maschinenanlage, bei deren Wahl neben der Höhe der Anlagekosten auch das Maß der
                              									zu erwartenden Betriebswirtschaftlichkeit ein entscheidendes Wort spricht. Die
                              									englische Fachpresse macht mit Rücksicht hierauf neuerdings den bemerkenswerten
                              									Vorschlag, als Normalmaschinen für die in Bau zu gebenden Schiffe grundsätzlich
                              									Turbinenanlagen mit Rädergetriebe zu wählen. Wenn diese auch in den Anlagekosten
                              									nicht billiger als die üblichen Kolbendampfmaschinen sind, so sichern sie doch eine
                              									ganz wesentlich höhere Wirtschaftlichkeit. Mit dieser ist selbst dann noch zu
                              									rechnen, wenn man, um das Uebersetzungsverhältnis und damit das Gewicht und die
                              									Kosten des Getriebes niedrig zu halten, einen mit Erhöhung der Propellerdrehzahl
                              									gegenüber der Kolbenmaschinenanlage etwas verschlechterten Propellerwirkungsgrad mit
                              									in Kauf nimmt. Hinzu kommt, daß, abgesehen von dem Mindergewicht der ganzen Anlage,
                              									die Einzelgewichte der Turbinenanlage mit Rädergetriebe wesentlich kleiner werden
                              									als die der Kolbenmaschine. Damit wird eine reihenweise Herstellung derartiger
                              									Maschinen überaus erleichtert, da die vielen für die Herstellung in Frage kommenden
                              									Werke technisch günstiger auszunutzen sind, als wenn der Bau auf wenige mit
                              									Spezialeinrichtungen versehene Firmen beschränkt bleibt. Infolgedessen wäre
                              									naturgemäß auch mit einer namhaften Verkürzung der Bauzeit zu rechnen. Sollte der
                              									recht bemerkenswerte Vorschlag Gestalt gewinnen, so würde damit die Einführung der
                              									Turbine als Handelsschiffsmaschine eine kräftige Förderung erfahren.
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Lokomotiv-Blasrohr. Die Versuche auf dem
                              									Lokomotivprüfstande zu Altoona in Nordamerika führten dazu, den kreisrunden
                              									Querschnitt des Blasrohrkopfes zur Erhöhung der Saugleistung entsprechend
                              									abzuändern. An Stelle des üblichen Quersteges traten vier kurze Formstücke von
                              									rechteckigem Querschnitt, die am Rande des Blasrohrkopfes gleichmäßig verteilt, in
                              									die Blasrohrmündung hineinragten. Von dem Mündungsquerschnitt des Blasrohres
                              									z.B. von 185 mm ∅ werden dadurch vier kleine Flächen von 17 × 29 mm abgedeckt. Beim
                              									Einbau in bereits vorhandene Blasrohre wird die Mündung so weit vergrößert, daß
                              									keine Querschnittsverengung entsteht. Versuche an 2 B 1-, 2 C 1- und 1 D
                              									1-Lokomotiven hatten folgendes Ergebnis (siehe untenstehende Tabelle). (Railway Age
                              									Gazette 1915 S. 798.)
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Koks und seine Verwendung für Dampfkesselfeuerungen. Ueber
                              									die Eigenschaften des Kokses sowie über die Erfahrungen mit Koksfeuerung bei
                              									Dampfkesseln berichtet Oberingenieur Wirthwein in der
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1915 S. 241 bis 243. Man hat
                              									zunächst zwischen Gaskoks und Hüttenkoks zu unterscheiden; jener ist weicher und
                              									poröser und eignet sich aus diesem Grunde besser zur Verfeuerung unter Dampfkesseln
                              									als Hüttenkoks. Gaskoks ist jedoch seit Kriegsausbruch nur schwer zu haben, da er
                              									sich in festen Händen befindet und da die kleinen Korngrößen, Koksgrus (0 bis 10 mm)
                              									und Perlkoks (10 bis 20 mm), in den Gaswerken selbst oder in anderen kommunalen
                              									Betrieben verwertet werden. Guter Hüttenkoks ist fest und hat einen silberweißen,
                              									glänzenden Bruch sowie einen hellen, metallischen Klang. Für seine Verwendung in
                              									Hochöfen und Kupolöfen ist die hohe Festigkeit unbedingte Voraussetzung, dagegen
                              									macht diese Eigenschaft den Hüttenkoks als Brennmaterial für Dampfkessel weniger
                              									brauchbar. Die durchschnittliche Zusammensetzung des Hüttenkokses ist folgende:
                           
                              
                                 Wassergehalt
                                 8,88
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Asche
                                 9,81
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 78,02
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,03
                                 „
                                 
                              
                                 Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff
                                 2,26
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 v. H.
                                 
                              
                           Der Heizwert dieses Kokses betrug 6277 WE, er ist in hohem Maße vom Wasser- und
                              									Aschengehalt des Kokses abhängig. Ein Wassergehalt von 8 bis 10 v. H. ist als normal
                              									zu bezeichnen, es kommen jedoch auch Wassergehalte bis zu 15 v. H. vor, was unter
                              									Umständen auf Witterungseinflüsse während des Bahntransportes zurückzuführen
                           
                              
                                 Lokomotivgattung
                                 2 B 1
                                 2 C 1
                                 1 D 1
                                 
                              
                                 Bauart des Blasrohrkopfes
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 
                              
                                 Formstücke
                                 Formstucke
                                 Formstücke
                                 
                              
                                 Mündungsquerschnitt
                                 cm2
                                 199,0
                                 196,4
                                 244,4
                                 246,0
                                 243,6
                                 246,0
                                 
                              
                                 Fahrgeschwindigkeit
                                 km/Std.
                                 75,5
                                 75,6
                                 76,0
                                 60,7
                                 45,5
                                 47,0
                                 
                              
                                 Füllung
                                 v. H.
                                 52
                                 46
                                 60
                                 46
                                 61
                                 51
                                 
                              
                                 Kesselüberdruck
                                 at
                                 14,4
                                 13
                                 14
                                 14
                                 14
                                 14
                                 
                              
                                 Unterdruck in der Rauchkammer
                                 mm WS
                                 385,5
                                 210,8
                                 477,5
                                 144,8
                                 378,5
                                 218,5
                                 
                              
                                 Unterdruck im Aschkasten
                                 „
                                 10,2
                                 10,4
                                 18,0
                                 13,0
                                 15,2
                                 16,3
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch
                                 kg/Std.kg/m2 Rostfl.
                                 3748727
                                 3145610
                                 5350836
                                 2330365
                                 4220650
                                 3000465
                                 
                              
                                 Dampferzeugung
                                 kg/Std.
                                 26565
                                 21190
                                 39600
                                 23485
                                 36095
                                 26520
                                 
                              
                                 Ueberhitzung
                                 °C
                                 96
                                 80
                                 101
                                 70
                                 85
                                 50
                                 
                              
                                 Leistung der Lokomotive
                                 PSe
                                 2300
                                 1900
                                 3180
                                 2240
                                 2835
                                 2360
                                 
                              
                           
                           ist. Ueber die Wasseraufnahme von Koks hat Dr. Thaler
                              									nähere Versuche angestellt (Feuerungstechnik 1915 Heft 9), aus denen hervorgeht, daß
                              									selbst bei starkem Regen während des Transportes die Wasseraufnahme von porösem Koks
                              									nicht mehr als 4 v. H., bei festem Koks dagegen nur 1 bis 2 v. H. beträgt.
                           Der Hüttenkoks brennt, da er nur sehr wenig flüchtige Bestandteile enthält, nur
                              									schwer an und nur an der Oberfläche. Um ein gutes Feuer aufrecht zu erhalten, muß
                              									man daher eine hohe Brennschicht anwenden und dementsprechend für guten Zug sorgen.
                              									Durch das Fehlen der Flamme entsteht im Verbrennungsraum eine höhere Temperatur als
                              									bei Kohlenfeuerung, wodurch die Roststäbe stärker abgenutzt werden. Um dies zu
                              									verhüten, empfiehlt es sich, die Roststäbe durch Einblasen von Dampf unter den Rost
                              									zu kühlen oder besondere, mit Wasser gekühlte Roststäbe anzuwenden. Ein großer
                              									Vorteil der Koksfeuerung ist die vollständig rauchfreie Verbrennung. Frühere
                              									Bestrebungen, die Kohlenfeuerung aus diesem Grunde allgemein durch Koksfeuerung zu
                              									ersetzen, scheiterten an dem hohen Preise des Kokses, heute liegen jedoch die
                              									Verhältnisse bezüglich der Wirtschaftlichkeit wesentlich günstiger, da die
                              									Kohlenpreise höher sind, die Kesselkokspreise dagegen herabgesetzt worden sind.
                           Ueber die Verwendbarkeit des Kokses bei mechanischen Feuerungen sind von
                              									interessierter Seite eingehende Versuche angestellt worden, die ergaben, daß reiner
                              									Koks infolge des Fehlens von flüchtigen Bestandteilen auf diesen Rostsystemen
                              									überhaupt nicht verwendbar ist, sondern nur eine Mischung von Kohle und Koks im
                              									Verhältnis 3 : 1. Hierbei müssen jedoch folgende Bedingungen erfüllt werden:
                              									Kleine Korngröße des Kokses, poröser Koks, langflammige Kohle, gleichmäßige
                              									Mischung, vergrößerte Schichthöhe gegenüber Kohle, gute Zugverhältnisse und gute
                              									Rostkühlung.
                           Auf den gewöhnlichen Planrosten läßt sich dagegen reiner Koks verfeuern, wenn für
                              									guten Zug (Ventilator oder Dampfstrahlgebläse) gesorgt ist. Aus diesem Grunde ist
                              									auch bei Lokomotiven die Verfeuerung von reinem Koks am leichtesten durchführbar.
                              									Die weitverbreiteten mechanischen Wurffeuerungen erfordern einen grusfreien Koks von
                              									kleiner Korngröße; der vom Syndikat gelieferte gebrochene Koks in der Korngröße 0/70
                              									mm ist für diese Feuerungen daher nicht verwendbar. Für Planroste mit
                              									Handbeschickung hat sich eine Mischung von zwei Teilen Fettkohle mit einem Teil Koks
                              									gut bewährt. Es sind hierbei nur einige Kunstgriffe anzuwenden, so muß z.B. das
                              									Anheizen mit reiner Kohle erfolgen, und ebenso empfiehlt es sich, einige Zeit vor
                              									dem Abschlacken nur reine Kohle zu verfeuern.
                           Somit sind genügend Verwendungsmöglichkeiten für Koks vorhanden, ohne daß
                              									kostspielige Veränderungen an den Dampfkesselfeuerungen erforderlich sind. Es kommt
                              									lediglich darauf an, daß durch Herabsetzung des Preises und der Fracht für den Koks
                              									dafür gesorgt wird, daß eine Schädigung der Industrie bei Verfeuerung von Koks nicht
                              									eintritt; dabei ist auch zu beachten, daß der Heizwert des Kokses durchschnittlich
                              									um 10 v. H. geringer ist als der einer mittleren Steinkohle.
                           Sander.
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                           Der Verein Industrie-Museum in Berlin, e. V., hat seine
                              									Hauptversammlung am 28. Juni 1916 abends 6 Uhr in Berlin.