| Titel: | Das Photometrieren der gebräuchlichen elektrischen Glühlampen. | 
| Autor: | Alfred R. Meyer | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 214 | 
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                        Das Photometrieren der gebräuchlichen
                           								elektrischen Glühlampen.
                        Von Dr. Alfred R. Meyer, Berlin-Siemensstadt.
                        MEYER: Das Photometrieren der gebräuchlichen elektrischen
                           								Glühlampen.
                        
                     
                        
                           Die photometrischen Methoden, nach denen verschiedene Lichtquellen bewertet
                              									werden, wechseln naturgemäß entsprechend den Anforderungen, die sich aus dem
                              									jeweiligen Stande der Technik der betreffenden Lampenart von selbst ergeben.
                           Für die elektrischen Glühlampen ist es möglich gewesen, die anfängliche Methode der
                              									Messung Jahrzehnte lang beizubehalten, obwohl 1905 neben die Kohlefadenlampe die
                              									Tantallampe trat, und obwohl beide einige Jahre später durch die Wolfram- oder
                              									Einwattlampe immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurden.
                           Der Grund dafür war der, daß sich das von den genannten Lampenarten ausgestrahlte
                              									Licht bei allen in fast völlig gleicher Weise auf die verschiedenen
                              									Ausstrahlungsrichtungen verteilte, wie dies die Abb.
                                 										1 veranschaulicht. Wir ersehen aus ihr, daß sich die
                              									Lichtverteilungskurven (Polardiagramme) der bezeichneten Lampenarten nur wenig
                              									unterscheiden, daß sie alle ein Maximum der Lichtstärke in der Horizontalebene,
                              									senkrecht zur Lampenachse also, aufweisen, daß die Lichtstärke unter der Lampe in
                              									Richtung ihrer Achse wesentlich geringer ist, und daß sie je nach der Lampenart rund
                              									20 bis 50 v. H. des erwähnten Höchstwertes beträgt. Dabei ist noch zu erwähnen, daß
                              									jede der Kurven nur im Prinzip die betreffende Lampenart darstellt, und daß sich
                              									daher die Polardiagramme verschiedener Lampensorten gleicher Lampenart voneinander
                              									mitunter ebenso viel unterscheiden können, wie es bei den für die
                              									Kohlefadenlampen, die Tantallampen und die Wolframlampen gezeichneten Kurven der
                              									Fall ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 213
                              Abb. 1.Lichtverteilungskurven normaler Wolfram-, Tantal- und
                                 										Kohlefadenlampen
                              
                           Zwar gab es unter den gebräuchlichen Lampentypen einige, für die nicht die
                              									gezeichneten Lichtverteilungskurven galten; indessen handelte es sich dabei in
                              									erster Linie um Lampen für besondere Zwecke, und außerdem war ihre Zahl prozentisch
                              									so gering, daß die für die Bewertung der Lampen benutzte Methode der Messung
                              									ihnen keine Rechnung zu tragen brauchte.
                           Lag somit die Verteilung des Lichtes auf die einzelnen Richtungen fest, so fiel jeder
                              									Grund fort, jedesmal diese Lichtverteilung aufs neue festzustellen, und man konnte
                              									sich damit begnügen, die Messungen in einer einzigen ausgezeichneten Richtung
                              									vorzunehmen. Als solche ergab sich von selbst die Richtung senkrecht zur
                              									Lampenachse, da sie gleichzeitig mit dem Maximalwert zusammenfiel, und da bei ihr,
                              									wie die Lichtverteilungskurve zeigt, durch geringe Abweichungen in der Richtung
                              									prozentisch die kleinsten Meßfehler bedingt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 214
                              Abb. 2.Lichtverteilungskurve von normalen Wolframlampen bzw. von
                                 										Wotan-Zentralampen
                              
                           Man war daher gewöhnt, unter der Lichtstärke einer elektrischen Glühlampe schlechthin
                              									die wagerechte oder, richtiger gesagt, die mittlere wagerechte Lichtstärke zu
                              									verstehen. Die letztgenannte wählte man, um auch noch die möglichen, im allgemeinen
                              									geringen Ungleichmäßigkeiten zu berücksichtigen, welche die Lichtverteilung in der
                              									Horizontalebene aufweist.
                           Aus dieser Festlegung ergab sich zwanglos die bei den praktischen Messungen benutzte
                              									Meßmethode. Entweder ließ man nämlich die zu photometrierenden Lampen um ihre Achse
                              									mit passend gewählter Geschwindigkeit rotieren (Rotationsmethode), oder man setzte
                              									hinter die ruhende Lampe einen 120°-Spiegel (Methode der Winkelspiegel). Die erste
                              									Methode braucht nicht näher erläutert zu werden; die zweite beruht darauf, daß
                              									auf den Schirm des Photometerkopfes das Licht der Lampe direkt, sowie dasjenige
                              									zweier Spiegelbilder gelangt, die ihr Licht aus Richtungen erhalten, welche um je
                              									120° gegen die erstgenannte Richtung versetzt sind. Beim Photometrieren nimmt man
                              									infolgedessen das Mittel aus diesen drei Richtungen und erhält dadurch, da bei den
                              									in Frage kommenden Lampenarten die Abweichungen der Lichtstärke in der
                              									Horizontalebene an sich gering sind, tatsächlich einen Wert, der mit dem mittleren
                              									Horizontalwert genügend übereinstimmt. Es leuchtet ein, daß man bei der Messung nach
                              									dieser zweiten Methode das Licht der Normallampe entsprechend verstärken muß; man
                              									setzt daher hinter sie ebenfalls einen gleichartigen Spiegel und umgeht damit
                              									gleichzeitig eine Bestimmung der Spiegelabsorption, die bei einseitiger Anwendung
                              									des Winkelspiegels nötig sein würde.
                           Die auf den dargelegten Ueberlegungen aufgebaute Methode der Messung und Bewertung
                              									der gebräuchlichen elektrischen Glühlampen behielt so lange ihre Berechtigung, als
                              									die in Betracht kommenden Lampen die genannten Vorbedingungen erfüllten, und verlor
                              									sie naturgemäß, als Lichtquellen in den Handel kamen, die dem Bedürfnis nach einer
                              									völlig andersartigen Lichtverteilung Rechnung trugen.
                           Solche Lampen waren die Fokuslampen und die unter den verschiedensten Bezeichnungen
                              									bekannt gewordenen Spiraldrahtlampen, bei denen man die Leuchtsysteme so gewählt
                              									hatte, daß der Hauptanteil des Lichtes in der Richtung der Lampenachse ausgestrahlt
                              									wurde, daß also bei senkrecht hängenden Lampen die größte Beleuchtung nicht mehr in
                              									wagerechter, sondern in senkrechter Richtung nach unten vorhanden war. Die
                              									Lichtverteilung einer Lampe dieser Art ist in der Abb.
                                 										2 wiedergegeben, und es ist zum Vergleiche nochmals die vorher übliche
                              									Lichtverteilung mit eingetragen. Man erkennt auf den ersten Blick, daß die frühere
                              									Methode der Messung und Bewertung hier ohne Berechtigung ist.
                           Noch unhaltbarer aber wurde dieser Zustand, als neben diesen immerhin ihrer
                              									Gesamtzahl nach anfangs nicht sehr ins Gewicht fallenden Lampentypen die
                              									gasgefüllten Glühlampen in den Handel kamen. Nicht allein, daß nun noch andere, von
                              									den gezeichneten abweichende Lichtverteilungskurven vergleichbar bewertet werden
                              									mußten, die Kurven wechselten auch von Lampenart zu Lampenart bei Erzeugnissen
                              									desselben Herstellers, und Lampen gleicher Sorte waren oft durchaus unvergleichbar,
                              									da die Leuchtsysteme und entsprechend die Lichtverteilungskurven bei verschiedenen
                              									Fabrikanten voneinander abwichen.
                           Der einzige Ausweg aus diesen Schwierigkeiten war der, eine Meßmethode zu wählen, bei
                              									der man das Licht nicht nur in einer einzigen Richtung mißt, sondern auch den in
                              									anderen Richtungen ausgesandten Lichtstrom bewertet. Dies geschieht, wenn man die
                              									mittlere sphärische Lichtstärke als Vergleichsgröße zugrunde legt. Sie ist
                              									bekanntlich durch diejenige Lichtstärke definiert, die sich ergeben würde, wenn der
                              									gesamte Lichtstrom von der betreffenden Lampe nach allen Richtungen hin gleichmäßig
                              									ausgesandt würde. Die übliche im Polardiagramm dargestellte Lichtverteilungskurve
                              									ist also in der gleichen Darstellung durch einen Kreis ersetzbar, dessen Radius der
                              									angegebenen mittleren sphärischen Lichtstärke entspricht.
                           Die Frage der vergleichbaren Bewertung verschiedener Glühlampen ist durch diese
                              									Ueberlegungen auf die Messung ihrer sphärischen Lichtstärke zurückgeführt, und es
                              									braucht daher nur noch darauf eingegangen zu werden, wie man diese Messung in
                              									technisch befriedigender Weise schnell ausführt.
                           Zum Verständnis der angewendeten Methode ist es notwendig, kurz auf die Grundlagen
                              									einzugehen, auf denen sich die Bestimmung des sphärischen Lichtwertes einer
                              									Lichtquelle aufbaut. Wie nach den vorhergehenden Erörterungen einleuchtend, ist die
                              									Lichtverteilungskurve einer Lampe diejenige Angabe, durch die der gesamte von ihr
                              									ausgehende Lichtstrom bestimmt ist, und aus der er berechnet werden kann.
                           Zur Vereinfachung unserer Ueberlegungen setzen wir voraus, daß es sich um eine in
                              									bezug auf die Lichtverteilung achsialsymmetrische Lichtquelle handele, bei der wir
                              									daher in jeder durch ihre Achse gelegten Ebene dieselbe Lichtverteilungskurve
                              									erhalten. Dieser Annahme genügen die gebräuchlichen Glühlampen fast durchgängig, wie
                              									sich dies aus den vorhergehenden Erörterungen ergibt, und wie es auch aus der
                              									Tatsache hervorgeht, daß man überhaupt von der Lichtverteilungskurve einer
                              									bestimmten Glühlampen- oder Lampenart spricht.
                           Liegt die Aufgabe vor, aus einer solchen Lichtverteilungskurve die mittlere
                              									sphärische Lichtstärke der betreffenden Lampe zu berechnen, so haben wir zu
                              									beachten, daß es nicht zulässig ist, die Intensitäten in bestimmten Gradabständen
                              									abzulesen und daraus das Mittel zu bilden, daß vielmehr der gleiche Lichtwert in
                              									verschiedenen Ausstrahlungsrichtungen verschieden zu bewerten ist. Diese Tatsache
                              									wird verständlich, wenn wir uns um den Mittelpunkt der Lampe eine Kugel von
                              									beliebigem Durchmesser gelegt denken. Dann ergibt sich nämlich die Beleuchtung, die
                              									jedes Flächenelement dieser Kugel erhält, aus der in der betreffenden Richtung
                              									ausgestrahlten Intensität dividiert durch das Quadrat des Kugelhalbmessers.
                           Aus dieser Ueberlegung sehen wir sofort, daß eine in der Aequatorialebene der Lampe
                              									vorhandene Lichtstärke 100, die in dem Winkel 90 bis 85° der Gradeinteilung der
                              									beiden Abbildungen konstant ist, auf der entsprechenden Zone unserer gedachten Kugel
                              									dieselbe Beleuchtung erzeugt wie die gleiche nahe der Richtung der Achse,
                              									beispielsweise zwischen 5 und 0°, vorhandene Lichtintensität auf der zugehörigen
                              									Kugelkalotte, die aber an Fläche wesentlich kleiner ist. Es leuchtet ein, daß dieser
                              									Unterschied bei der Bewertung in der Weise in Rechnung gestellt werden kann, daß man
                              									die einzelnen Intensitäten nicht mit den abgelesenen Werten einsetzt, sondern daß
                              									man sie mit einem entsprechenden Faktor multipliziert. Mathematisch ist dieser
                              									Faktor nichts anderes als der Kosinus des Winkels zwischen der betreffenden Richtung
                              									und der durch die Lampe gelegten Horizontalebene.
                           Es würde zu weit führen, die verschiedenen dabei angewendeten Methoden an dieser
                              									Stelle in ihren Einzelheiten zu erläutern. Es genüge die Angabe,Näheres darüber siehe Liebenthal, Prakt. Photometrie, Braunschweig 1907; Uppenborn-Monasch, Lehrbuch der Photometrie,
                                    											München-Berlin 1912. daß man praktisch neben anderen Verfahren
                              									besonders die rechnerische Methode von Liebenthal, die
                              									graphische Methode von Rousseau (das sogen. Rousseausche Diagramm) und ein von Bloch angegebenes Näherungsverfahren benutzt, bei dem man nur den
                              									arithmetischen Mittelwert aus den Intensitäten zu bilden braucht, die man auf einer
                              									Reihe in das Polardiagramm eingezeichneter Hilfslinien abliest. Die Möglichkeit, auf
                              									diesem Wege die mittlere sphärische Lichtstärke zu ermitteln, beruht darauf, daß die
                              									genannten Hilfslinien das Polardiagramm nicht in gleichen Gradabständen durchsetzen,
                              									sondern daß sie so verteilt sind, daß sie zu den Mitten flächengleicher Zonen
                              									unserer um die Lichtquelle umschrieben gedachten Kugel führen. Infolgedessen liest
                              									man bei hinreichender Unterteilung auf einer jeden die Intensität ab, die die
                              									mittlere Beleuchtung der zugehörigen Zone hervorruft, und erhält daher in dem
                              									Mittelwert der Einzelablesungen mit genügender Genauigkeit die mittlere sphärische
                              									Lichtstärke.
                           Wegen der Wichtigkeit der Aufgabe, aus einer gegebenen Lichtverteilungskurve die
                              									mittlere sphärische Lichtstärke zu ermitteln, sei eine solche Rechnung unter
                              									Benutzung des an letzter Stelle genannten Blochschen
                              									Verfahrens durchgeführt. Als Beispiel wählen wir die in Abb. 2 mit dargestellte Lichtverteilungskurve der normalen
                              									Wolframdrahtlampe, die in Abb. 3 für eine 50-kerzige
                              									Lampe nochmals wiedergegeben ist, und benutzen zur besseren Verdeutlichung des
                              									Verfahrens nicht eins der im Handel erhältlichen Hilfslinienblätter, sondern
                              									konstruieren uns die Hilfslinien selber.
                           Zu dem Zwecke denken wir uns um unsere Lichtquelle eine Kugel von beliebigem
                              									Durchmesser umschrieben, die in der Abb. 3 durch den
                              									Kreis vom Radius OA verdeutlicht sei, und teilen sowohl
                              									die obere wie die untere Halbkugel in eine Anzahl flächengleicher Zonen. Dies
                              									geschieht, wenn wir die verschiedenen Zonen höhengleich machen, d.h. also, wenn wir
                              									die Strecken OAund OB in die gewählte
                              									Anzahl gleicher Teile teilen. Die Zahl dieser Teile hängt einerseits von der
                              									verlangten Genauigkeit, andererseits von der Art der Lichtverteilungskurve ab, da
                              									naturgemäß bei großen Ungleichmäßigkeiten in der Lichtverteilung die Unterteilung
                              									größer sein muß. Bei den meisten Glühlampen erreicht man eine für die praktischen
                              									Zwecke ausreichende Genauigkeit, wenn man die beiden Halbkugeln in je zehn Zonen
                              									teilt; sind dagegen sehr ungleichmäßige Polardiagramme auszuwerten, so wird man bis
                              									zu 40 Teilen in jeder Halbkugel gehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 216
                              Abb. 3.Hilfslinienverfahren nach Bloch zur Bestimmung der mittleren
                                 										sphärischen Lichtstärke einer Lichtquelle aus der gegebenen
                                 										Lichtverteilungskurve
                              
                           In der Abb. 3 ist die Zehntelteilung gewählt; OA und OB sind daher in je
                              									zehn Teile unterteilt. Durch die Mitten dieser Teile sind Senkrechte zur Richtung
                              										OA gelegt, die bis zum Schnitt mit dem Kreise vom
                              									Radius OA geführt sind, und es sind diese Schnittpunkte
                              									mit dem Mittelpunkte O verbunden. Die so erhaltenen
                              									Geraden sind dann nichts anderes als die vorher erwähnten Hilfslinien, auf denen wir
                              									die Intensitätswerte im Schnittpunkte mit der auszuwertenden Lichtverteilungskurve
                              									ablesen, um in der angegebenen Weise die mittlere sphärische Lichtstärke der
                              									betreffenden Lichtquelle zu erhalten. Führen wir die Rechnung für unser Beispiel
                              									durch, so erhalten wir als mittlere Lichtstärke in der oberen Halbkugel 39,3 HK, in
                              									der unteren Halbkugel 39,9 HK und als mittlere sphärische Lichtstärke 39,6 HK.
                           So wertvoll die genannten Methoden für die genaue Ermittlung des sphärischen
                              									Lichtwertes einer genau zu eichenden Lampe sind, so umständlich wäre es, wenn man
                              									die eine große Anzahl einzelner Messungen erfordernden Verfahren bei der
                              									fabrikationsmäßigen Ermittlung der sphärischen Lichtstärke von Glühlampen
                              									anwenden wollte. Wollte man es doch tun, so müßte man sich damit begnügen, für jede
                              									einzelne Lampenart den Umrechnungsfaktor festzustellen, der sich bei einer größeren
                              									Anzahl von Lampen für das Verhältnis einer bestimmten, z.B. der wagerechten
                              									beziehungsweise der achsialen, Lichtstärke zum mittleren sphärischen Lichtwerte
                              									ergibt. Man würde dann die jeweilige sphärische Lichtstärke ermitteln, indem man die
                              									Lampe in der gewählten Richtung mißt und den gemessenen Wert mit dem ermittelten
                              									mittleren Umrechnungsfaktor multipliziert. Durch Stichproben würde man sich dann von
                              									Zeit zu Zeit davon zu überzeugen haben, daß in dem fortlaufenden Bau der
                              									betreffenden Lampenart keine ungewollte Aenderung eingetreten ist, die den genannten
                              									Umrechnungsfaktor geändert hat.
                           Noch angenehmer ist naturgemäß eine Vorrichtung, die den sphärischen Lichtwert mit
                              									einer einzigen Messung zu ermitteln erlaubt, und die allen Anforderungen an
                              									schnelles Messen, wie es z.B. in der Glühlampentechnik verlangt wird, genügt. Es ist
                              									dies die Ulbrichtsche Kugel, in Verbindung mit einer
                              									Photometereinrichtung oft kurz Kugelphotometer genannt, die als ein integrierendes
                              									Meßgerät anzusprechen ist, da sie die oben geschilderten Rechenoperationen
                              									selbsttätig vornimmt. Zu ihrer Eichung ist stets eine Lampe notwendig, deren
                              									sphärischer Lichtwert nach einem der oben geschilderten absoluten Verfahren gewonnen
                              									worden ist.
                           Die Ulbrichtsche Kugel (Abb.
                                 										4) besteht, wie ihr Name besagt, aus einer Hohlkugel, in deren Inneres die
                              									zu messende Lampe eingeführt wird. Die Innenwand der Kugel ist zum Zwecke der
                              									Messung der Lampe mit einem stark diffus reflektierenden weißen Anstrich versehen,
                              									für den man nach neueren Untersuchungen von UtzingerUtzinger, Elektrot.
                                    											Zeitschr. 36 (1915) S. 137. am besten Zinkweiß wählt. Dieser
                              									Anstrich bewirkt, daß durch die wiederholte diffuse Reflexion des von der Lampe nach
                              									allen Richtungen ausgesandten Lichtes auf der Innenfläche der Kugel überall eine
                              									gleichmäßige Beleuchtung erzielt wird. Diese Beleuchtung ist der mittleren
                              									sphärischen Lichtstärke der eingehängten Lampe proportional, da das Licht aller
                              									Richtungen zu ihrer Erzeugung in einer unseren vorhergehenden Ueberlegungen
                              									entsprechenden Weise beiträgt.
                           Hängen wir daher verschiedene Lampen in eine solche Kugel ein, so verhalten sich die
                              									erzielten Beleuchtungen wie die mittleren sphärischen Lichtstärken der betreffenden
                              									Lampen. Wir brauchen daher die Kugel nur mit einer anderweitig auf ihre mittlere
                              									sphärische Lichtstärke geprüften Lampe zu eichen, wie man sagt, die Kugelkonstante
                              									zu bestimmen, und können dann die sphärische Lichtstärke einer beliebigen Lampe
                              									durch Messung der von ihr auf der Innenfläche der Kugel erzeugten Beleuchtung
                              									ermitteln.
                           Zur Ausführung dieser Messung verfährt man so, daß man in der Kugel eine Meßöffnung
                              									läßt, in die man entweder direkt den Tubus irgend eines Photometers, beispielsweise
                              										Weberscher Art, einführt, oder die man durch eine Milchglasscheibe
                              									verschließt, deren Beleuchtung man ermittelt. In jedem Falle muß man durch eine
                              									passend gewählte, weiße Blende dafür sorgen, daß auf diese Oeffnung bzw. Mattscheibe
                              									kein direktes Licht von der Lampe fällt.
                           Es leuchtet ohne weiteres ein, daß diese Vorrichtung eine außerordentliche
                              									Vereinfachung darstellt, da sie zahlreiche Photometrierungen und zeitraubende
                              									Rechnungen durch eine einzige Messung ersetzt. Bei der Eichung ist zweckmäßig noch
                              									darauf zu achten, daß die Bestimmung der Kugelkonstanten mit einer Lampe gleicher
                              									Lichtfarbe vorgenommen wird, wie sie die zu messenden Lampen aufweisen, damit nicht
                              									geringe Ungleichmäßigkeiten im Reflexionsvermögen des Anstriches für Licht
                              									verschiedener Wellenlängen das Ergebnis beeinflussen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 217
                              Abb. 4.Schematische Darstellung einer Ulbrichtschen Kugel mit angesetztem
                                 										Photometer Weberscher Art
                              
                           Aus den vorstehenden Betrachtungen haben wir gesehen, daß die andersartigen
                              									Lichtverteilungskurven der neueren Glühlampen eine Aenderung der Art ihrer
                              									photometrischen Bewertung bedingt haben, und daß man an die Stelle einer lange Zeit
                              									gültigen Meßmethode eine neue setzte, die der alten infolge ihrer wissenschaftlich
                              									umfassenderen Grundlage überlegen ist. Man müßte danach annehmen, daß dem Uebergang
                              									zu der neuen Art der Bewertung der Lampen nichts mehr im Wege stände.
                           Dies ist nun nicht der Fall, wie ein Blick auf die Preislisten der führenden
                              									Glühlampenfirmen lehrt, und wie dies in den Darlegungen von SalomonSalomon, Elektrot. Zeitschr. 36 (1915) S. 216. in einer
                              									Sitzung des Elektrotechnischen Vereins näher zum Ausdruck kommt. An dieser
                              									Stelle sei auf die betreffenden Fragen nicht erschöpfend eingegangen, und es seien
                              									nur einige der wesentlichsten Gesichtspunkte herausgegriffen, die die vorhandenen,
                              									hauptsächlich durch verkaufstechnische Ueberlegungen bedingten Schwierigkeiten
                              									erklären. Zunächst läßt es nämlich die jahrzehntelange Gewöhnung der Verbraucher an
                              									bestimmte, nach ihrer wagerechten Lichtstärke abgestufte Glühlampen unangebracht
                              									erscheinen, diese Art der Bewertung da, wo sie nach wie vor ihre Berechtigung hat,
                              									völlig fallen zu lassen. Anderseits ist die neue Art der Messung da am Platze, wo
                              									die gasgefüllten niederkerzigen Glühlampen mit den früheren Lampenarten in
                              									Wettbewerb treten. Endlich gilt auch diese Behauptung nicht allgemein, da die
                              									höherkerzigen gasgefüllten Lampen, die sogenannten Halbwattlampen, den Bogenlampen
                              									den Platz streitig machen und man bei diesen daran gewöhnt ist, die mittlere untere
                              									hemisphärische Lichtstärke zum Vergleich zugrunde zu legen. Neben diesen allgemeinen
                              									Punkten ist bei einer recht erheblichen Zahl von Lampen die weitere Tatsache zu
                              									berücksichtigen, daß sie absichtlich für eine besonders gute Lichtausbeute in einer
                              									bestimmten Richtung bzw. eine bestimmte Lichtverteilung gebaut sind. In allen Fällen
                              									ist also neben der sphärischen Lichtstärke noch die Angabe einer anderen Maßzahl
                              									erwünscht.
                           Zu diesen in der Sache selbst begründeten -Schwierigkeiten kommen noch als weitere
                              									Punkte hinzu, daß unser geltendes Leuchtmittelsteuergesetz die Lampen nach ihrer
                              									Leistung in bestimmte Klassen teilt, die man infolgedessen beim Bau der Lampen
                              									berücksichtigen muß, und daß endlich das Ausland zu einem großen Teil eine andere,
                              									um 11 v. H. höhere Lichteinheit angenommen hat.
                           Alle diese Gesichtspunkte, zu denen sich noch wirtschaftliche Ueberlegungen gesellen,
                              									ließen es angebracht erscheinen, einen anderen, von diesen Fragen unabhängigen
                              									Einteilungsgrund zu wählen, als den man die Lampenleistung annahm. Infolgedessen
                              									werden die von den Glühlampenfabriken hergestellten neueren Lampentypen fast
                              									durchgängig nach dem Verbrauch in Watt angeboten und verkauft.
                           Diese Art der Unterteilung bedeutet scheinbar den Verzicht, die vorher an dieser
                              									Stelle gegebenen Ueberlegungen in die Praxis zu übersetzen. In Wirklichkeit aber
                              									trifft dies nicht zu; vielmehr geben die Fabriken fast ausnahmslos in ihren Listen
                              									für jede der nach dem Verbrauch in Watt gestaffelten Lampenarten die mittleren
                              									sphärischen Lichtstärken an, so daß damit tatsächlich den neueren Anschauungen die
                              									berechtigte Würdigung zuteil wird.