| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 265 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber Untersuchungen und Erfahrungen auf dem Gebiete des
                                 										Sprengens mit flüssigem Sauerstoff und Ruß berichtet G. Nicolai in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
                              									Salinenwesen im Preußischen Staate, 1916, Heft 1. Diejenigen Verfahren, bei denen
                              									aus dem Kohlenstoffträger als Aufsaugestoff und der flüssigen sauerstoffreichen Luft
                              									ein Brei gebildet wurde, der als solcher entweder unmittelbar oder in Hülsen gefüllt
                              									in das Bohrloch gebracht wurde, sowie diejenigen Verfahren, bei denen die flüssige
                              									Luft erst nachträglich durch Röhrchen in den im Bohrloch befindlichen Aufsaugestoff
                              									gefüllt wurde, sind heute überholt durch das Patronentauchverfahren, das sich schon verschiedentlich gut bewährt hat.
                              									Dieser große Fortschritt der deutschen Arbeit ist um so mehr zu begrüßen, als vor
                              									kurzem eine der größten englischen Zeitungen die deutschen Meldungen über die
                              									Erfolge mit dem Flüssige-Luft-Sprengverfahren als Bluff zu bezeichnen geruhte.
                           Der Aufsaugestoff wird in zylindrische, mehr oder weniger
                              									durchlässige Hülsen (Leinewand, Papier, Pappe) gefüllt, in die flüssige Luft
                              									eingetaucht und getränkt; sodann kann die so vorbereitete Patrone ebenso weiter
                              									behandelt werden, wie es schon bisher bei Dynamit- und anderen Patronen üblich war.
                              									Bedingungen zu Erfolgen mit den Verfahren des Sprengens mit flüssiger Luft sind
                              									unter andern: Gefahrlosigkeit, Sicherheit, Einfachheit in der Handhabung,
                              									Billigkeit. Die Sprengladung muß möglichst klein sein, gleichwohl aber die Fähigkeit
                              									besitzen, möglichst viel Sauerstoff aufzusaugen. Die Durchtränkung muß durchaus
                              									gleichmäßig sein. Die Patrone darf die zum Tränken eingeführte sauerstoffreiche Luft
                              									nur sehr langsam verdunsten lassen. Die Zündverfahren müssen möglichst einfach und
                              									sicher sein.
                           Als Patronenfüllmasse eignen sich nur Stoffe, die für sich
                              									oder in Verbindung mit Sauerstoff unter Gasentwicklung rasch verbrennen. Unter allen
                              									Stoffen, mit denen Versuche in dieser Richtung angestellt wurden, hat sich Ruß als
                              									der bestgeeignetste erwiesen. Am besten unter den Rußsorten wieder eignet sich ein
                              									feinkörniger Ruß von 99 v. H. Kohlenstoffgehalt, der sich durch Billigkeit und
                              									außerordentliche Betriebsicherheit unter andern auszeichnet. Er ist imstande, etwa
                              									das Vierfache seines Gewichts an flüssigem Sauerstoff aufzusaugen.
                           Von den heute im Bergbau angewandten Patronen beschreibt
                              										Nicolai sodann die Messer sehe genauer. Die
                              									Ausführungen sind durch Abbildungen unterstützt.
                           
                           Tauchflüssigkeit. Die Verwendung reinen oder
                              									annähernd reinen flüssigen Sauerstoffs ist der einer sauerstoffreichen flüssigen
                              									Luft vorzuziehen. Nach Angaben der Lieferfirmen für Luftverflüssigungsanlagen
                              									scheinen die Gestehungskosten zur Erzeugung annähernd reinen Sauerstoffs die zur
                              									Erzeugung sauerstoffreicher flüssiger Luft nicht erheblich zu übersteigen.
                           Was den fertigen Sprengstoff anlangt, so bringt Nicolai
                              									eine Zahlentafel, die über Größe, Durchmesser, Länge, Füllung, Gewicht, über die zur
                              									Tränkung einer Patrone notwendige Sauerstoffmenge, die zur Verbrennung notwendige
                              									Kohlenstoffmenge und einige andere Punkte Auskunft gibt. Die Lebensdauer des
                              									Sprengstoffes wächst demnach mit dem Patronendurchmesser. Als Ergebnis praktischer
                              									Untersuchungen auf den Mechernicher Bleiwerken wird
                              									mitgeteilt, daß zum vollwertigen Ersatz von 1 kg Dynamit etwas über zwei
                              									Rußpatronen, Größe IV (Durchmesser 38 mm, Länge 320 mm, Rußfüllung 80 g,
                              									erforderlicher Sauerstoff 450 g), erforderlich sind. Der Verbrauch an flüssigem
                              									Sauerstoff, einschließlich aller Verluste durch Aufbewahrung, Beförderung,
                              									Schadhaftwerden der Gefäße usw. beträgt etwa 1 l.
                           Die Zündung der unter Verwendung flüssiger Luft oder flüssigem Sauerstoff
                              									hergestellten Sprengstoffe muß sich den Betriebsverhältnissen, besonders den
                              									Eigenschaften des Gesteins anpassen, darf jedoch zwecks leichter Einführung und
                              									Gewöhnung der Arbeiter von den bisher üblichen Zündverfahren nicht zu sehr
                              									abweichen. Es kann sowohl Schnurzündung als auch elektrische Zündung angewandt
                              									werden. Beide Verfahren werden alsdann genau beschrieben. Besonders hingewiesen ist
                              									hierbei auf die bisher zur Anwendung gekommenen Mittel, um die durch den im Bohrloch
                              									an der Zündschnur entlangstreichenden, aus den Patronen entweichenden Sauerstoff
                              									hervorgerufenen Früh- oder Vorzündungen zu verhindern.
                           Nicolai bespricht dann noch die Bedingungen
                              									wirtschaftlicher und betriebssicherer Schießarbeit mit flüssiger Luft oder flüssigem
                              									Sauerstoff und führt als solche unter andern an: Die gut getrockneten Patronen
                              									müssen vollständig getränkt sein. Die theoretisch ermittelte verfügbare Zeit vom
                              									Herausnehmen der Patronen bis zum Abtun der Schüsse darf nicht überschritten werden.
                              									Anderenfalls läßt die Leistung nach, es bilden sich schädliche Nachschwaden oder die
                              									Schüsse versagen ganz.
                           Im allgemeinen kann man auf Grund der heutigen Erfahrungen bereits sagen, daß das
                              									Sprengen mit flüssigem Sauerstoff und Ruß einen technisch vollwertigen Ersatz der
                              									zurzeit schwer oder überhaupt nicht zu erlangenden Sprengstoffe darstellt. Und nicht
                              									nur dies, sondern es geht auch Hand in Hand hiermit eine Ersparnis sowohl an
                              									Gestehungskosten des neuen Sprengstoffes als auch der Bohrarbeit.
                           Wüster.
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                           Ueber die Festigkeit von Asbest bei höheren Temperaturen
                              									berichtet Dr.-Ing. Fritz Beyer, Dresden, in der
                              									Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Bd. 60 Nr. 26 S. 533 bis 535. Im
                              									Anschluß an Isolierversuche an Asbestpappen und -Matratzen, die im
                              									mechanisch-technischen Institut der Technischen Hochschule in Dresden vorgenommen
                              									wurden, sind Versuche über den Einfluß höherer Temperaturen auf dieselben
                              									Materialien angestellt worden. Die untersuchten Asbeststoffe wurden hierbei je 1½
                              									Stunden lang Temperaturen ausgesetzt, die stufenweis mit 60° C beginnend in
                              									Zwischenstufen um je 40° C bis 300° C stiegen.
                           Zunächst wurden zwei Asbestpappen von 3,120 bzw. 3,214 kg/m2 Gewicht der Untersuchung unterworfen,
                              									insbesondere wurde die Aenderung der Berst- und Zerreißfestigkeit geprüft. Es ergab
                              									sich, daß mit zunehmender Erhitzung die Abnahme der Zerreißfestigkeit bedeutend
                              									größer war als die der Berstfestigkeit. So wiesen von den beiden Pappsorten, die zur
                              									Untersuchung kamen,
                           die Sorte I eine Abnahme der Berstfestigkeit um 28,2 v. H.
                           die Sorte II eine Abnahme der Berstfestigkeit um 13,0 v.
                              									H.
                           die Sorte I eine Abnahme der Zerreißfestigkeit um 59,5 v.
                              									H.
                           die Sorte II eine Abnahme der Zerreißfestigkeit um 18,8 v.
                              									H.
                           auf. Als Grund für die starke Abnahme der Festigkeit ist wohl
                              									die Zersetzung des den Pappen zugefügten Leimes bei hoher Temperatur anzusehen, die
                              									auch rein äußerlich durch Braunfärbung der ursprünglich weißen Pappen zu Tage tritt.
                              									Es hat sich aus den Versuchen ergeben, daß die Verwendung von Asbestpappen durch die
                              									Temperaturhöhe begrenzt ist. Bei Erhöhung der Temperatur bis 300° C werden die
                              									Pappen mürbe und brüchig, ihre Dehnungsfähigkeit nimmt mit der Zeit und Temperatur
                              									ab, und der Stoff geht in verhältnismäßig kurzer Zeit seinem Zerfall entgegen.
                           Es wurden dann weiter Asbestgewebe aus reiner Asbestfaser und aus mit Baumwolle
                              									gemischter Faser untersucht. Für die Untersuchung standen reine Asbestgewebe von
                              									kanadischem (weißem) und afrikanischem (blauem) Asbest zur Verfügung.
                           Die Untersuchung der Gewebe ergab die bekannte Tatsache, daß der blaue afrikanische
                              									Asbest infolge seiner Sprödigkeit und Sperrigkeit bedeutend lockerer gewebt und
                              									gröber versponnen wurde als der weiße. Rein äußerlich tritt die Verschiedenheit der
                              									Gewebe schon dadurch hervor, daß die Gewebe aus Blauasbest sich rauher anfühlen als
                              									die aus weißem.
                           Die Gewebe wurden dann ebenfalls auf Berst- und Zerreißfestigkeit geprüft. Hierbei
                              									ergab sich, daß die Gewebe aus weißem kanadischem Asbest auch durch die mehrfach
                              									wiederholte Erhitzung bis 300° nur in geringem Maße an Berstfestigkeit einbüßten,
                              									wohl aber nahm die Zerreißfestigkeit mit der Zeit und Wiederholung hoher
                              									Temperaturen infolge der Ausscheidung des chemisch gebundenen Wassers in stärkerem
                              									Maße ab. Gewebe aus blauem afrikanischem Asbest zeigten dagegen eine erhebliche
                              									Abnahme der Berstfestigkeit, die schon bei zweimaliger Erhitzung 20,5 v. H. betrug,
                              									während die Dehnungsfestigkeit sich gleichblieb. Hierin liegt der wesentliche
                              									Unterschied des afrikanischen Asbests gegenüber dem kanadischen, welcher selbst bei
                              									hundertmaliger Erhitzung keine Abnahme in der Berstfestigkeit zeigt. Aus diesem Grunde wird, da
                              									die Isolierfähigkeit der beiden Asbestsorten sich als gleich erwiesen hat, in der
                              									Praxis stets der Weißasbest dem blauen afrikanischen vorgezogen.
                           Weiterhin wurden Asbestschnüre aus Weißasbest mit einem Baumwollgehalt von 14,2 v. H.
                              									und 5 mm ∅ bzw. von 15,9 v. H. und 20 mm im Geviert untersucht. Bei diesen Schnüren
                              									war die Abnahme der Festigkeit wegen des Baumwollengehaltes bedeutend größer als bei
                              									den Fasern der Gewebe aus reinem Asbest; sie betrug bei der dünneren Schnur 50,2 v.
                              									H. und bei der dickeren 31,8 v. H. der ursprünglichen Festigkeit. Zurückzuführen ist
                              									diese Erscheinung auf die Zersetzung der beigemischten Baumwolle bei Temperaturen
                              									von 300° C. Es ist somit in allen Fällen, wo hohe Temperaturen zu erwarten sind, dem
                              									reinversponnenen langfaserigen Asbest der Vorzug zu geben.
                           Sonntag.
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                           Die Durchführung der Gaswerksbetriebe im Kriege. Hierüber
                              									berichtet Direktor Lempelius im Journal für
                              									Gasbeleuchtung, 58. Jahrg. S. 306 bis 309. Zu den für die Mobilmachung vorgesehenen
                              									Maßnahmen gehörte auch die Kohlenzufuhr zu den Gaswerken. Die Gaswerke erhielten
                              									denn auch hinreichende Kohlenmengen, jedoch waren diese in einzelnen Fällen für die
                              									Gaserzeugung nicht verwendbar. Immerhin war es möglich, die Kohlenzufuhr so zu
                              									regeln, daß ernste Schwierigkeiten für die Gaserzeugung fast nirgends auftraten.
                              									Dabei ist zu berücksichtigen, daß durch den Ausfall der englischen Kohleneinfuhr
                              									weite Gegenden mit deutschen Gaskohlen versorgt werden mußten, in die bis dahin zum
                              									Teil noch niemals deutsche Gaskohlen gelangt waren. Von sehr großer Bedeutung war
                              									hierfür auch, daß es gelang, das oberschlesische Kohlenrevier vor einem Einfall der
                              									Russen zu bewahren. Ein Ausfall der oberschlesischen Kohlenförderung hätte nicht nur
                              									für unsere Gasindustrie, sondern für unser ganzes Wirtschaftsleben sehr schwere
                              									Folgen gehabt. Wie die Kohlenzufuhr zu den Gaswerken durch die Fürsorge der Behörden
                              									für jede Dauer des Krieges sicher gestellt wurde, so ist auch die Lage des
                              									Koksmarktes als befriedigend zu bezeichnen. Ferner wurde den Anträgen der Gaswerke
                              									auf Zurückstellung des unbedingt nötigen Betriebspersonals fast überall Rechnung
                              									getragen, so daß die Gasversorgung, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, genau wie
                              									im Frieden bewirkt werden konnte.
                           Dem Außendienste der Gaswerke wurden durch den Petroleummangel sehr große,
                              									unvorhergesehene Aufgaben gestellt. Die Nachfrage nach neuen Gasanschlüssen stieg
                              									bei den größeren Werken in die Tausende, und der Absatz in Gaskochern und
                              									-Beleuchtungsartikeln erreichte eine Höhe wie nie zuvor. Die Gaswerke haben es
                              									verstanden, diesen Verhältnissen Rechnung zu tragen, und haben zum Teil durch
                              									Erleichterungen für den Gasbezug die Anschlußbewegung noch gefördert.
                           Von amtlicher Stelle wurde befürwortet, die Gaserzeugung im Interesse der
                              									Landesverteidigung soviel als möglich zu steigern, was auf den Umstand
                              									zurückzuführen ist, daß die Teerausbeute aus einer bestimmten Menge Kohlen in
                              									den Gasanstalten fast doppelt so groß ist als in den Kokereien. Die Bedeutung des
                              									Teers, die schon im Frieden recht groß war, hat sich im Kriege noch außerordentlich
                              									gesteigert; namentlich durch die Verwendung der Teeröle für Marinezwecke. Das
                              									Gleiche gilt für das Ammoniak, das nicht nur den Chilesalpeter ersetzen muß, sondern
                              									auch für die chemische Industrie im Kriege ein besonders wertvoller Rohstoff ist.
                              									Der Krieg hat schließlich noch die Gewinnung eines weiteren Nebenproduktes aus dem
                              									Gase, des Benzols, lohnend gemacht. Alles in allem hat durch den Krieg die
                              									Erkenntnis, daß die Kohle, der wertvollste Schatz unseres deutschen Bodens, in
                              									unseren Gasanstalten besser als auf jede andere Weise nutzbar gemacht wird, eine
                              									starke Förderung erfahren.
                           Sander.
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                           Zur Thermodynamik des Wasserdampfes. Die thermischen
                              									Eigenschaften des Wasserdampfes im technisch wichtigen Gebiete dürften durch
                              									Versuche mit ausreichender Genauigkeit festgestellt sein. Auf Grund der
                              									Versuchsergebnisse wurden verschiedene Zustandsgleichungen von der Form
                              										v=\frac{RT}{P}-\Delta v aufgestellt. Darin bedeuten v das spezifische Volumen in m3/kg, R die
                              									Gaskonstante, T die absolute Temperatur, P den Druck in kg/m2
                              									und Δv ein Berichtigungsglied. Diese Gleichungen
                              									ermöglichen die Berechnung des spezifischen Volumens mit befriedigender Genauigkeit,
                              									versagen aber bei der Bestimmung der spezifischen Wärme cp. Dies ist auf die einfache Form des
                              									Berichtigungsgliedes Δv = φ1 (P) φ2 (T) zurückzuführen. Der Zusammenhang zwischen
                              									Zustandsgleichung und der spezifischen Wärme ist nämlich nach Clausius durch die Formel
                           
                              \left(\frac{\partial\,c_p}{\partial\,P}\right)_T=-AT\left(\frac{\partial^2v}{\partial\,T^2}\right)_P
                              
                           gegeben, wo A das mechanische
                              									Wärmeäquivalent ist. Zur Berechnung von cp aus v wäre demnach
                              									eine zweimalige Differentation von v nach T erforderlich, deren Ausführung von dem kleinen und
                              									unsicheren Berichtigungsgliede Δv abhängt; und die oben
                              									erwähnte Form von Δv scheint die Entstehung von Fehlern
                              									zu fördern. Plank stellt daher in der Zeitschrift des
                              									Vereins deutscher Ingenieure Nr. 10 und 11 eine Zustandsgleichung auf, deren
                              									Berichtigungsglied die allgemeinere Form Δv = φ (PT) hat. Er geht dabei
                              									von dem cpt-Diagramm Jacobs aus, für
                              									dessen hyperbelähnliche Isobaren der spezifischen Wärme er den Ausdruck
                              										c_p={c_p}^0+\frac{f_1}{T-f_2} gibt. Es bedeutet hierin cp° den Grenzwert der
                              									spezifischen Wärme für P = 0. Durch die Formel wird das
                              										cp-System im
                              									technisch wichtigen Gebiet mit hinreichender Genauigkeit wiedergegeben, wenn man
                              										f_1=\frac{16,24\,p}{p+20} und f_2=192\
                                 										\mbox{log}.\,\frac{10\,p\cdot(p+5,6)}{p+0,1} setzt. Aus der Gleichung
                              									für cp folgt der
                              									partielle Differentialquotient
                              										\left(\frac{\partial\,c_p}{\partial\,p}\right)_T=\frac{{f_1}'}{T-f_2}+\frac{f_1{f_2}'}{(T-f_2)},
                              									wobei {f_1}'=\frac{df_1}{dp} und
                              										{f_2}'=\frac{df_2}{dp} gesetzt ist. Führt man diesen Wert
                              									in die Clausiussche Gleichung ein, so ergibt sich
                              										A\
                                 										10^4\,\left(\frac{\partial^2v}{\partial\,T^2}\right)_P=-\frac{{f_1}'}{T\,(T-f_2)}-\frac{f_1{f_2}'}{T\,(T-f_2)^2}.
                              									Zur Zustandsgleichung gelangt man nun durch zweimalige Integration zwischen den
                              									Grenzen Θ und T, wenn Θ die Temperatur bei endlichem Druck bedeutet, für die
                              									eine Abweichung vom idealen Gaszustände nicht besteht. Man nimmt an, daß Θ eine Druckfunktion ist und gleich 920 + 15 p gesetzt werden kann. Die sich aus dem
                              									gekennzeichneten Rechnungsgang ergebende Zustandsgleichung nimmt eine ziemlich
                              									verwickelte Form an, die aber zu richtigen Werten für das spezifische Volumen führt.
                              									Auch läßt sich die Abkühlung beim Drosseln daraus berechnen.
                           Schmolke.
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                           Einschraubenmotorschiffe. Die Ostasiatische Kompagnie in
                              									Kopenhagen hat die Einschraubenmotorschiffe Bandon, Chumpon und Pangan für den
                              									Gesamtpreis von 7657000 Kronen oder rund 520 Kronen für die Tonne an die norwegische
                              									Regierung verkauft, die die Schiffe für die staatliche Lebensmittelversorgung
                              									verwenden will. Die drei Schiffe von je 3500 Br.-Reg.-Tonnen wurden im Jahre 1909
                              									bei Barclay & Co. in
                              									Glasgow als Dampfer gebaut und erhielten im Jahre 1914 an Stelle der Dampfmaschinen
                              									Dieselmaschinen mit je sechs Zylindern und 1600 PSi
                              									Leistung. Die Tragfähigkeit der Schiffe wurde dadurch nach Angabe der Zeitschrift.
                              									Der Oelmotor 1916 Heft 37 um 400 t vergrößert. Die täglichen Betriebskosten aber um
                              									25 v. H. verkleinert. Die Tragfähigkeit beträgt rund 5000 t bei 6,4 m Tiefgang mit
                              									etwa 7780 m3 Getreide. Bei einer
                              									Schiffsgeschwindigkeit von 10,5 Knoten ist der tägliche Brennstoffverbrauch 7,5 t.
                              									Die Hauptmaschinen wurden von der Burmeister & Wain Oil Engine Co. in Glasgow gebaut. Wie bereits D. p.
                              									J. Bd. 331 S. 189 ausgeführt wurde, hat man mit größeren in England erbauten
                              									Dieselmaschinen schlechte Erfahrungen gemacht. Auch hier ist der Versuch ungünstig
                              									ausgefallen.
                           W.
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                           Motorlokomotiven. Wie bereits früher darauf hingewiesen
                              									(D. p. J. Bd. 330 S. 190), werden Verbrennungskraftmaschinen nun auch zum Antrieb
                              									von Lokomotiven mit geringer Leistung verwendet. Im Förderbetriebe untertage wird
                              									die Druckluftlokomotive vorgezogen, besonders an solchen Stellen, wo schlagende
                              									Wetter zu befürchten sind. Unglücksfälle mit Motorlokomotiven sind seltener als beim
                              									Betriebe elektrischer Lokomotiven mit Oberleitung, die in wirtschaftlicher Hinsicht
                              									bei niedrigem Strompreise den Motorlokomotiven überlegen sind. Da ferner die
                              									Druckluftförderung von Leitungen und Kraftwerken abhängig ist, so ist man im
                              									Zechenbetriebe dazu übergegangen, Motorlokomotiven häufiger zu verwenden.
                           Die Ruhrthaler Maschinenfabrik in Mühlheim-Ruhr hat nach
                              									der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1916 S. 409 bis 414 in neuerer
                              									Zeit verschiedene Uebertaglokomotiven mit bemerkenswerten Neuerungen gebaut.
                              									Bei einer Schmalspurlokomotive dieser Firma von 40 PS Leistung ist ein
                              									einzylindriger Benzolmotor mit 280 Uml./Min. eingebaut. Die Maschine hat
                              									Druckluftanlaßvorrichtung und zwei Geschwindigkeitsübersetzungen für 6 und 12
                              									km/Std. Das Brennstoffgemisch wird ohne besonderen Vergaser unmittelbar im
                              									Einlaßventil nach Abb. 1 erzeugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 268
                              Abb. 1.
                              
                           Es ist hier ein kleines schirmartiges Ventil a angeordnet. An der Verengung b vermischt sich Brennstoff mit der einströmenden Verbrennungsluft. Auf
                              									diese Weise erhält man beim Anlassen sofort ein zündfähiges Gemisch. Zur
                              									Uebertragung der Bewegung können bei kleineren Lokomotiven mit Vorteil Gelenkketten
                              									verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 268
                              Abb. 2.
                              
                           Da solche Ketten große Elastizität besitzen, so treten beim
                              									Einrücken anderer Geschwindigkeiten keine Stöße auf. Auch bei Verwendung von
                              									Zahnrädern muß für eine gewisse Elastizität Sorge getragen werden. Dies wird dadurch
                              									erreicht, daß das Hauptübertragungsrad als Federrad ausgebildet wird (Abb. 2). Bei der in Abb.
                                 										3 dargestellten Lokomotive wird der Kühlwasserverbrauch sehr verringert.
                              									Der Kühlwasserbehälter ist hier mit rund 40 Kühlröhren aus Messing versehen. Die
                              									Verbrennungsluft wird durch die Röhren hindurch gesaugt, womit die Abkühlung des
                              									Wassers und zugleich die Vorwärmung der Verbrennungsluft erreicht wird.
                           Eine Normalspurlokomotive mit einem 35 PS-Einzylinder-Benzolmotor kann bei 6 km/Std.
                              									Geschwindigkeit 180 bis 200 t Last fördern. Der Motor macht dabei 290 Uml./Min. Das
                              									Anlassen geschieht mittels Druckluft. Hierzu genügen bereits 3 at Druck. Der
                              									Druckluftbehälter wird aber, um öfters hintereinander anlassen zu können, auf 12 at
                              									aufgepumpt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 269
                              Abb. 3.
                              
                           Auch Rohölmotoren mit Glühkopfzündung finden bereits als Lokomotivmotoren Verwendung.
                              									Damit die Lokomotive stets betriebsbereit ist, wird der Motor mit Benzin angelassen.
                              									Nach einigen Minuten, wenn der Glühkopf glühend geworden ist, wird auf Rohöl
                              									umgeschaltet. Sämtliche Hebel zur Umschaltung, zur Steuerung und zur Regelung des
                              									Kühlwassers befinden sich am Führerstande, so daß die Lokomotive nach dem Anlassen
                              									des Motors sofort anfahren kann. Umschaltung und Regelung können dann während der
                              									Fahrt ausgeführt werden. Zum Dämpfen des Auspuffgeräusches sind doppelte
                              									Auspufftöpfe vorhanden. Zum Anlassen des Motors dient die von einem ausrückbaren
                              									kleinen Kompressor erzeugte Druckluft, die in der im Führerstande angebrachten
                              									Stahlflasche bis auf 30 at verdichtet wird. Eine solche Lokomotive mit einem
                              									Zweizylinder-Glühkopfmotor von 30 PS Leistung verkehrt auf einer 28 km langen
                              									Kleinbahnstrecke mit 6 und 12 km Geschwindigkeit. Die neueren Lokomotiv-Rohölmotoren
                              									der Ruhrthaler Maschinenfabrik werden nunmehr liegend
                              									angeordnet. Die Kurbelkasten-Spülluftpumpe ist durch eine Stufenkolbenluftpumpe
                              									ersetzt, damit ein Ueberschuß von Spülluft erhalten werden kann.
                           W.
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                           Eine neue Form der Kohlenuntersuchung nach Strache.
                              									Hierüber berichtet H. Hiller in der Zeitschrift des
                              									Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn 1915 S. 261 bis 266.
                              									Um eine Steinkohle auf ihre Brauchbarkeit zur Gaserzeugung zuverlässig zu
                              									untersuchen, benutzt man auf allen größeren Gaswerken die Probevergasung, die in
                              									besonderen Versuchsgasanstalten ausgeführt wird. Hierbei werden die Gasausbeute, der
                              									Heizwert des Gases sowie die Menge und Beschaffenheit sämtlicher Nebenprodukte in
                              									einer der Praxis genau entsprechenden Weise ermittelt. Allerdings erfordert
                              									eine derartige Probevergasung eine recht kostspielige Anlage, sowie einen großen
                              									Aufwand an Material und Zeit. Aus diesem Grunde wäre es sehr wertvoll, wenn es
                              									gelänge, durch einen Versuch in kleinem Maßstabe die Menge und den Heizwert der aus
                              									der Kohle bei der Entgasung zu gewinnenden Stoffe zu ermitteln. Einen Weg hierzu hat
                              									vor mehreren Jahren Strache durch die Konstruktion seines
                              									Explosionskalorimeters gewiesen; diesen Apparat hat Verfasser nun in verschiedener
                              									Hinsicht vervollkommnet. Bei dieser Methode wird etwa 0,1 g Kohle in einem Röhrchen
                              									aus schwer schmelzbarem Glas in sauerstoffreier Atmosphäre vergast. Das entwickelte
                              									Gas wird durch ein gekühltes Rohr geleitet, wo es von Teer befreit wird, und gelangt
                              									dann in die Explosionspipette des Kalorimeters, wo es nach Zumischung von Luft
                              									mittels eines elektrischen Funkens zur Explosion gebracht wird. Die hierbei
                              									gelieferte Wärme wird auf den die Explosionspipette umgebenden Luftmantel übertragen
                              									und die sich ausdehnende Luft drückt auf ein Flüssigkeitsmanometer. Dieses Manometer
                              									ist so geeicht, daß man auf der Skala direkt den Heizwert von 1 m3 des Gases in Wärmeeinheiten (bezogen auf
                              									trockenes Gas bei 0° und 760 mm Druck) ablesen kann. Eine zweite Skala gestattet die
                              									Ablesung der Wärmeeinheiten, die das verpuffte Gas tatsächlich geliefert hat. Dieser
                              									Wert ist, da man die absolute Gasmenge nicht kennt, auf das Gewicht der
                              									ursprünglichen Kohle zu beziehen. Die Ausführung der Heizwertbestimmung wird von
                              									Verfasser an Hand einer Skizze näher geschildert, ebenso die Bestimmung des in dem
                              									gekühlten Rohre kondensierten Teers sowie die eventuelle Aschenbestimmung in dem
                              									Koksrückstand. Wegen dieser Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. Als
                              									Anhang sind mehrere nach dieser Methode ausgeführte Kohlenanalysen angeführt.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Entwicklung der Gasverflüssigungstechnik seit 20
                                 										Jahren. Im Jahre 1896 wurde auf der Ausstellung zu Nürnberg der
                              									Oeffentlichkeit die erste Luftverflüssigungsmaschine von C. Linde gezeigt, durch deren Erfindung ein neuer, im Laufe von zwei
                              									Jahrzehnten hochentwickelter Industriezweig ins Leben gerufen wurde. Linde benutzte zur Erreichung der kritischen Temperatur
                              									der Luft die Abkühlung, die eintritt, wenn man Luft drosselt, d.h. ohne
                              									Energieaustausch nach außen von einem höheren zu einem niedrigeren Druck überströmen
                              									läßt. Es wird nämlich bei der Volumenvergrößerung Arbeit zur Ueberwindung innerer
                              									Anziehungskräfte verbraucht. Die Größe der dadurch verursachten Kühlwirkung ist
                              									schon von Thomson und Joule
                              									untersucht worden. Sie faßten ihre Versuchsergebnisse in der Formel
                              										dT=a\,\frac{dp}{T^2} zusammen, wo a ein Festwert ist. Aus dieser Gleichung fand Linde für den Fall, daß Luft bei der Temperatur T vom Druck p auf den Druck p0 herabgedrosselt
                              									wird, durch Integration die Abkühlung
                              										\delta=T-\sqrt[3]{T^3-3\,a\,(p-p_0)}. Man sieht, daß bei
                              									großen Druckunterschieden und Vorkühlung der zur Entspannung kommenden Luft eine
                              									wesentliche Temperaturabnahme eintritt. In den ersten Luftverflüssigungsmaschinen
                              										(Abb. 1) erreichte man eine Vereinigung mehrerer
                              									Kühlwirkungen folgendermaßen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 270
                              Abb. 1.
                              
                           In den Zylindern A und B eines zweistufigen Kompressors wurde Luft auf 200 at
                              									verdichtet und durch die in einer Kältemischung liegende Rohrschlange C sowie das innere Rohr einer dreiwandigen Spirale D zum Regulierventil E
                              									geleitet. Die infolge der Entspannung abgekühlte Luft kehrte im Gegenstrom durch das
                              									mittlere Rohr der Spirale zum Kompressor zurück. Hierdurch wurde die nachströmende
                              									Luft vorgekühlt, so daß deren Temperatur nach der Drosselung bereits recht niedrig
                              									war. Bei Fortführung des Prozesses wurde die Luftverflüssigungstemperatur erreicht,
                              									und es stellte sich infolge des Freiwerdens von latenter Wärme bei der Kondensation
                              									ein Beharrungszustand ein. Die gebildete Flüssigkeit floß durch das Ventil F zum Sammelbehälter G.
                              									Ein Teil verdampfte beim Durchströmen des Ventils und verließ durch das äußere
                              									Rohr der Spirale den Apparat. In der Patentschrift vom 29. September 1896 zeigte Linde nicht nur den Weg zur Verflüssigung der Luft,
                              									sondern auch die Möglichkeit, ein sauerstoffreiches Gasgemisch zu erzielen. Führt
                              									man nämlich vorgekühlte, komprimierte Luft durch ein in flüssiger Luft liegendes
                              									Spiralrohr, so wird sie kondensiert, während die Flüssigkeit die Kondensationswärme
                              									aufnimmt und verdampft. Da der flüchtigere Stickstoff in reichlicherem Maße abdampft
                              									als Sauerstoff, so werden die Dämpfe immer sauerstoffreicher. Eine vollständige
                              									Trennung der beiden Bestandteile der Luft gelingt indessen nicht. Eine solche zu
                              									erreichen, war man im Laboratorium Lindes zu München
                              									unausgesetzt bemüht. Wichtige, zum Teil nicht unmittelbar diesem Zweck dienende
                              									Ergebnisse wurden dort erzielt. So fanden Kohlrausch und
                              									v. Bayer im Petroläther ein selbst bei
                              									Luftverflüssigungstemperatur brauchbares Schmiermittel und gaben Claude dadurch die Möglichkeit, das Kondensieren von Luft
                              									mit Hülfe eines Expansionszylinders zu erreichen. Sein Verfahren hat indessen den
                              									Nachteil, daß die Kühlung unter Leistung äußerer Arbeit nur vom Druckverhältnis
                              									abhängt, während die Entspannungskühlung mit dem Druckunterschiede wächst. Daß
                              									hierin ein Vorzug der Lindeschen Methode begründet ist,
                              									wird ersichtlich, wenn man bedenkt, daß die gleiche Kompressionsarbeit bei der
                              									Verdichtung von 1 auf 10 at und von 10 auf 100 at erforderlich ist. Ferner hat eine
                              									Drosselvorrichtung einen besseren thermischen Wirkungsgrad als ein Arbeitszylinder.
                              									Im Jahre 1902 gelang Linde die Herstellung des von der
                              									Medizin, der Chemie, der Glasindustrie sowie bei der autogenen Metallbearbeitung
                              									gebrauchten reinen Sauerstoffes dadurch, daß er flüssige Luft zum Verdampfen brachte
                              									und die Dämpfe einem Strom in einer Säule herabrieselnder kondensierter Luft
                              									entgegenführte. Hierbei verdichtet sich der Sauerstoff der Dämpfe, während der
                              									Stickstoff der Flüssigkeit abdampft. Unten sammelt sich reiner Sauerstoff, und oben
                              									entweicht ein Gas, das mit der dort eintretenden Flüssigkeit von atmosphärischer
                              									Zusammensetzung im Gleichgewicht steht und noch 7 v. H. Sauerstoff enthält. Trennt
                              									man nach Claude die Rieselflüssigkeit in einen
                              									sauerstoffärmeren und einen sauerstoffreicheren Teil, von denen ersterer der Säule
                              									oben, letzterer in der Mitte zugeführt wird, so ist die entweichende Sauerstoff
                              									menge kleiner, da der sauerstoffarmen Flüssigkeit im Gleichgewichtzustande ein nur
                              									wenig sauerstoffhaltiges Gasgemisch entspricht. Wie dies erreicht wird, zeigt Abb. 2. Die Luft tritt in die Spirale A im Verdampfungsgefäß B
                              									der unter 4 at Druck stehenden Säule C, kondensiert und
                              									wird nach Durchströmen des Rohres D und des Ventils E in der Mitte der Säule als Rieselflüssigkeit
                              									ausgegossen. Beim Herabfließen erfolgt in oben geschilderter Weise eine
                              									Sauerstoffanreicherung. Die sich unten sammelnde Flüssigkeit enthält 60 v. H.
                              									Sauerstoff. Sie steigt durch Rohr F und Ventil G zur Mitte der unter Atmosphärendruck stehenden Säule
                              										H, berieselt deren untere Hälfte, fließt zum Gefäß
                              										J und verläßt bei K
                              									als reiner Sauerstoff den Apparat. Die Rieselflüssigkeit für die oberen Hälften der Säulen wird im
                              									Kondensator L gewonnen. Ein Teil der sich dort
                              									bildenden Flüssigkeit fließt die untere Säule hinab. Der Rest gelangt durch Rohr M und nach Entspannung durch Ventil N zum Kopfe der Niederdrucksäule. Oben entweicht der
                              									Stickstoff.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 271
                              Abb. 2.
                              
                           In demselben Jahre, in dem Linde das beschriebene
                              									Rektifikationsverfahren fand, stellte er das Versuchslaboratorium der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen der Technischen
                              									Hochschule zu München für die Zwecke der technischen Physik zur Verfügung. Hier
                              									gelang es, in den nächsten Jahren, wichtige Fortschritte in bezug auf die Theorie
                              									der Gasverflüssigung zu erzielen. Während die oben angegebene Formel von Thomson und Joule die
                              									Folgerung zuläßt, daß eine weitgehende Steigerung der Druckunterschiede einen
                              									wesentlichen Leistungsgewinn mit sich bringt, wies Vogel nach, daß die Abkühlung für
                              									1 at eine lineare Abnahme mit wachsendem Druck zeigt. Er faßte seine für die Praxis
                              									sehr wertvollen Versuchsergebnisse in der für Drosselung bei Zimmertemperatur
                              									gültigen Annäherungsformel dT=\frac{a-bp}{T^2}\,dp zusammen,
                              									durch deren Integration sich die Abkühlung
                           
                              \delta=T_1-\sqrt[3]{{T_1}^3-3\,a\,(p_1-p)+\frac{3}{2}\,b\,({p_1}^2-p^2)}
                              
                           ergab, wo T1, p1 Temperatur und Druck auf der Hochdruckseite, T und p dieselben Größen
                              									auf der Niederdruckseite, a und b Festwerte sind. Noell dehnte die Versuche auf
                              									das Temperaturgebiet zwischen + 250 und – 55° C aus und fand eine allerdings
                              									verwickelte Gleichung, die alle Versuchswerte im genannten Gebiete umfaßt. Auf Grund
                              									der Formel gelang eine dem Praktiker erwünschte zeichnerische Darstellung der Werte
                              									der Abkühlung bei Entspannung von verschiedenen Anfangsdrücken auf
                              									Atmosphärendruck. Auch stellte Noell fest, daß die
                              									spezifische Wärme der Luft mit wachsendem Druck und sinkender Temperatur steigt.
                              									Kurz vor Beginn des Krieges wurde ein neues, erweitertes Laboratorium für die
                              									angedeuteten Versuche der Münchener Hochschule übergeben. Zwar ruhen infolge der
                              									Zeitverhältnisse gegenwärtig dort die Arbeiten, indessen wirkte andererseits der
                              									Krieg befruchtend auf die Technik der tiefen Temperaturen ein. Infolge Mangels an
                              									Sprengstoffen findet nämlich die anfänglich meist für Laboratorien gelieferte
                              									flüssige Luft mehr und mehr in Bergwerken zu Sprengzwecken Verwendung.Vgl. D. p. J. S. 27 und 51 d. Bd.
                              									Auch wird sie mit Vorteil zur Speisung bergmännischer Rettungsvorrichtungen
                              									benutzt.
                           Bald, nachdem die Herstellung hochprozentigen Sauerstoffes geglückt war, bemühte man
                              									sich um die Gewinnung von reinem Stickstoff. Sie gelingt im Zweisäulenapparat, wenn
                              									man einen Teil des oben entweichenden Stickstoffes komprimiert, im
                              									Sauerstoffverdampfungsgefäß verflüssigt und zur Berieselung des oberen Säulenteiles
                              									benutzt. Das Ergebnis dieses Verfahrens findet Verwendung zur Herstellung des
                              									Kalkstickstoffes, eines Düngemittels, sowie bei der Gewinnung von Ammoniak aus
                              									seinen Elementen nach dem Verfahren Habers und als Schutzgas bei Lagerung brennbarer
                              									Flüssigkeiten nach dem Beispiele von Martini und Hüneke. Ein weiterer Fortschritt war die Gewinnung von
                              									Wasserstoff. Die dahin gerichteten Bestrebungen stießen auf Schwierigkeiten, weil
                              									bei dem genannten Gase anstatt der Entspannungskühlung eine Erwärmung beim Drosseln
                              									eintritt. Diese auffallende Erscheinung wird zwanglos durch die kinetische
                              									Gastheorie erklärt. Nach dieser wird der Gasdruck in einem begrenzten Raum durch die
                              									Stöße der in Bewegung befindlichen Moleküle gegen die Wandungen hervorgerufen. Diese
                              									Stöße treten um so häufiger auf, je größer die räumliche Ausdehnung der Moleküle
                              									ist, weil der diesen zur Verfügung stehende Spielraum vermindert wird. Mit dem
                              									Rauminhalt der Moleküle wächst somit der Druck p, und
                              									zwar nach van der Waals im Verhältnis
                              										\frac{v}{v-b}, wo v das
                              									spezifische Volumen des Gases, b das vierfache
                              									Molekularvolumen ist. Andererseits wird infolge der gegenseitigen Anziehung der
                              									kleinsten Teile der nach außen wirkende Druck abnehmen. Die Molekularattraktion ist
                              									gleich \frac{a}{v^2}, wo a ein
                              									Festwert ist, so daß an die Stelle der Formel pv=RT durch
                              									Einführung des Gasdruckes bei fehlender Molekularanziehung sowie des korrigierten
                              									Volumens der Ausdruck \left(p+\frac{a}{v^2}\right)\cdot (v-b)=RT
                              									tritt. Bei Wasserstoff ist der Einfluß der Volumenkorrektion größer als der Einfluß
                              									der molekularen Anziehung, sofern die Temperatur nicht vor der Drosselung stark
                              									erniedrigt wurde, d.h. bei Volumenvergrößerung erfährt der zweite Klammerwert eine
                              									Zunahme, die durch die Abnahme des ersten Klammerwertes nicht aufgehoben wird. Somit
                              										steigt die
                              									Temperatur. Eine Entspannungskühlung tritt erst bei Vorkühlung des Wasserstoffes auf
                              									mehr als – 80° ein. Indessen kann man dies Gas durch partielle Kondensation von
                              									komprimiertem Wassergas gewinnen, dessen Kohlenoxydgehalt unter Benutzung von
                              									flüssigem Stickstoff niedergeschlagen wird, während der Wasserstoff gasförmig
                              									bleibt. Er wird zum Füllen von Luftschiffen und in der Fettindustrie gebraucht.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Kälteindustrie und der Krieg.Vgl. D. p. J. Heft 15 d. Bd.
                              									Hierüber macht Oberingenieur L. Hirsch in der
                              									Chemiker-Zeitg. 1916 S. 273 bis 276, 294 bis 296 interessante Mitteilungen, denen
                              									wir folgendes entnehmen. Verfasser gibt zunächst einen kurzen Ueberblick über den
                              									heutigen Stand der Kälteerzeugung in wirtschaftlicher Hinsicht. Die heute
                              									vornehmlich verwendeten sogenannten Kaltdampfkompressionsmaschinen, die mit
                              									Kohlensäure, Ammoniak oder Schwefeldioxyd arbeiten, sind so vervollkommnet, daß sie
                              									für je 1 PS, die zum Antrieb der Maschine dient, bis zu 3500 WE stündlich leisten.
                              									Da die Herstellungskosten von 1 eff. PS/Std. zuzüglich Verzinsung, Tilgung und
                              									Bedienung in mittleren Betrieben rund 20 Pf. betragen, so kann man für 1 M einen
                              									stündlichen Kältebetrag von rund 17500 WE gewerbsmäßig erzeugen. Für den gleichen
                              									Betrag von 1 M könnte man in einer guten Heizanlage etwa die zehnfache Menge WE in
                              									der Stunde erzielen, woraus sich ergibt, daß die Herstellung „negativer“
                              									Wärme erheblich teurer ist als die Erzeugung „positiver“ Wärme. Wenn trotzdem
                              									die Kälteverwendung im letzten Jahrzehnt einen so ungeahnten Aufschwung genommen
                              									hat, so erkennt man hieraus ihre große Bedeutung für die Erhaltung aller
                              									zerstörbaren Gebrauchsgüter und Werte. Im Kriege hat sich die Kälteindustrie
                              									zunächst zur Bergung unserer Fleischvorräte von großer Wichtigkeit erwiesen. Dies
                              									wird an einem Beispiel aus der Praxis, nämlich der im Frühjahr 1915 erforderlich
                              									gewordenen Abschlachlung von 10 Millionen Schweinen, näher erläutert. Die Hälfte
                              									dieser Schweine sollte eingefroren und als Gefrierfleisch aufgestapelt werden. Die
                              									hieraus sich ergebenden technischen Aufgaben wurden unter Mitwirkung des Deutschen
                              									Kältevereins gelöst, namentlich galt es zu untersuchen, ob die bereits vorhandenen
                              									Kälteanlagen in Schlachthöfen, Kühlhäusern und Brauereien zum Einfrieren und Stapeln
                              									von Schweinen geeignet sind, ob zur Ergänzung dieser Anlagen in zwei bis drei
                              									Monaten Neubauten sachgemäß hergestellt werden können, wie diese Anlagen baulich,
                              									hygienisch und betriebstechnisch beschaffen sein müssen, und schließlich, wie das
                              									Gefrierfleisch beim Uebergang aus den Gefrieranlagen in den Konsum behandelt werden
                              									muß. In den Kühlanlagen, wie sie fast alle deutschen Städte auf ihren Schlachthöfen
                              									und außerdem viele Fleischer und Wurstfabrikanten in ihren Privatbetrieben besitzen,
                              									wird das Fleisch bei einer Temperatur von + 2 bis 4° C und bei etwa 75 v. H.
                              									relativer Luftfeuchtigkeit freihängend aufbewahrt; auf diese Weise kann das Fleisch
                              									bis zu sechs Wochen aufbewahrt werden. Will man das Fleisch dagegen länger als
                              									sechs Wochen aufbewahren, so muß es durch Einfrieren konserviert werden. Dieser
                              									Gefriervorgang muß sachgemäß vorgenommen werden, da das Fleisch hierbei in seiner
                              									Struktur merklich verändert wird. Das Einfrieren des Fleisches erfolgt am besten bei
                              									– 6 bis – 8° unter starker Luftbewegung, während für die Lagerung des vollständig
                              									durchgefrorenen Fleisches eine Lufttemperatur von – 4 bis – 6° erforderlich ist. Auf
                              									1 m2 Grundfläche können bei einer Stapelhöhe von
                              									etwa 3 m bis zu 1000 kg Fleisch gelagert werden, wogegen bei der in unseren
                              									Schlachthäusern üblichen Kühllagerung nur etwa 150 kg Fleisch auf 1 m2 untergebracht werden können, weil hierbei die
                              									einzelnen Fleischstücke sich nicht berühren dürfen. Die Gefrierlager sind demgemäß
                              									bei einer sechsfach größeren Fassungskraft erheblich wirtschaftlicher als die
                              									Kühllager, und zwar auch hinsichtlich der Betriebskosten. Aus diesem Grunde eignen
                              									sich auch Gefrieranlagen im Gegensatz zu Kühleinrichtungen bestens zu gewerbsmäßiger
                              									Ausnutzung, wie an einem Beispiel näher erläutert wird. Von großer Wichtigkeit ist
                              									ferner das Auftauen des Gefrierfleisches, das allmählich bei einer Temperatur von +
                              									3° C in gut bewegter, etwas trockner Luft vorgenommen werden muß. Nur sachgemäß
                              									aufgetautes Gefrierfleisch ist frischem Fleisch hinsichtlich Geschmack, Hatbarkeit
                              									und Verarbeitbarkeit ebenbürtig. Die Erkenntnis der Gleichwertigkeit des
                              									Gefrierfleisches mit Frischfleisch bei sachgemäßer Behandlung veranlaßte zahlreiche
                              									Städte, im Kriege ausgedehnte Gefrieranlagen zu schaffen bzw. vorhandene Kühlanlagen
                              									in Gefrieranlagen umzubauen. Ebenso wie Schweinefleisch können natürlich auch alle
                              									anderen Fleischarten eingefroren werden, ferner wird auch bei Geflügel, Wild und
                              									Fischen von dem Einfrieren in großem Umfang Gebrauch gemacht. Nicht minder wichtig
                              									ist die Kaltlagerung von Butter, Eiern, Obst und Gemüse. So wäre zum Beispiel die
                              									große Ausfuhr von frischem und getrocknetem Obst (Bananen) aus Amerika und
                              									Australien ohne die Kältetechnik ganz ausgeschlossen. Die heute schon recht
                              									beträchtliche Bedeutung der Kältetechnik für die Nahrungsmittelversorgung wird nach
                              									dem Kriege sicher noch eine Steigerung erfahren.
                           Von anderen Anwendungsgebieten der Kältetechnik ist die Sprengstoffabrikation zu
                              									nennen, wo namentlich bei der Herstellung des Nitroglyzerins durch Abkühlung des
                              									Nitriergemisches auf mehrere Grad unter Null die Explosionsgefahr stark
                              									herabgemindert wird. Der Kältebedarf dieser Fabriken ist ziemlich groß, und es sind
                              									in dem gegenwärtigen Kriege zu den bereits vorhandenen Anlagen dieser Art noch eine
                              									ganze Reihe neuer hinzugekommen. Die Kältemaschinen werden bei Sprengstofffabriken
                              									mehrere hundert Meter vom Nitrierhaus entfernt aufgestellt, so daß das zur Kühlung
                              									dienende Salzwasser mittels Pumpen durch die Kühlschlangen der Nitriergefäße
                              									gedrückt werden muß. Auch die Munitionskammern der Kriegsschiffe sind mit
                              									Kältemaschinen ausgerüstet, um das Pulver vor Zersetzung und Selbstentzündung, die
                              									bei stärkerer Temperaturerhöhung eintreten können, zu bewahren. Diese Maschinen dienen
                              									gleichzeitig zur Kühlung der Provianträume und des Trinkwassers sowie zur
                              									Herstellung von Kunsteis. Für Schiffskühlanlagen verspricht die Vakuumkältemaschine
                              									nach Westinghouse-Leblanc, die von der A.-G. L. A. Riediger gebaut wird, Bedeutung zu erlangen. Diese
                              									Maschine arbeitet nicht mit den bei den Kompressionsmaschinen üblichen Kälteträgern
                              									Ammoniak, Kohlensäure und Schwefeldioxyd, sondern mit hochgespanntem Wasserdampf
                              									oder Abdampf, der zur Erzeugung eines hohen Vakuums mittels Ejektoren dient. Sehr
                              									wichtig für die Landesverteidigung sind ferner die Festungskühlanlagen, die in
                              									großer Zahl in den deutschen Grenzfestungen in den letzten Jahren erbaut worden
                              									sind. Diese Anlagen ermöglichen dem Verteidiger den Widerstand bei einer Belagerung
                              									viel länger auszudehnen, weil mit ihrer Hilfe alle verderblichen Nahrungsmittel
                              									lange Zeit frisch erhalten werden können. Auch Rußland hat in den letzten Jahren die
                              									Festungen Grodek, Nowo-Georgiewsk und Brest-Litowsk mit leistungsfähigen
                              									Kälteanlagen ausgerüstet, die in Deutschland hergestellt worden sind, während eine
                              									entsprechende Anlage für die Festung Kowno bei Kriegsausbruch in Deutschland
                              									versandbereit lag. Auch in den von uns besetzten Etappengebieten sind provisorische
                              									Kühl- und Eiserzeugungsanlagen errichtet worden. Nicht minder zahlreich sind
                              									schließlich die Anwendungsgebiete, bei denen die Kältetechnik nur mittelbar den
                              									Zwecken der Kriegführung dient.
                           Sander.
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                           Geplante Einrichtung einer staatlichen Automobilfabrik in
                                 										Sibirien. Der russische Militärfiskus ist beim Ministerrat darum
                              									eingekommen, 50650000 Rubel für die Einrichtung einer staatlichen Automobilfabrik in
                              									Sibirien anzuweisen. Von dieser Summe sind etwa 8½ Millionen Rubel für die
                              									Einrichtung der Fabrik selbst bestimmt und 42 Millionen Rubel für die Herstellung
                              									von 3000 Automobilen. (Russkoje Slowo vom 5. April 1916.)
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                           Prüfstelle für Ersatzglieder. Um eine sachgemäße Prüfung
                              									der Ersatzglieder für Kriegsbeschädigte durchführen zu können, ist eine Prüfstelle
                              									dafür in Charlottenburg, Fraunhoferstr. 11/12, errichtet worden, die auch als
                              									Gutachterstelle für das Kgl. preuß. Kriegsministerium dient. Der Vorstand der
                              									Prüfstelle setzt sich aus Ingenieuren, Aerzten und Orthopädie-Mechanikern zusammen,
                              									die gemeinsam die zur Prüfung eingereichten Ersatzglieder hinsichtlich ihrer
                              									baulichen Durchbildung und ihrer Verwendbarkeit einer Untersuchung unterziehen. Ein
                              									Stab von fünf Diplom-Ingenieuren, einem Meister, einem Vorarbeiter und einem
                              									Bandagisten steht dem Vorstand zur Seite; er überwacht die Erprobung der Glieder im
                              									Dauerbetriebe und macht gleichzeitig Vorschläge für etwaige bauliche Abänderungen
                              									und Verbesserungen. Das Arbeiten mit den Gliedern geschieht durch Kriegsbeschädigte,
                              									die mit der Handhabung vertraut gemacht werden und später andere anzulernen haben.
                              									Die Glieder werden an der Bedienung von Maschinen und Arbeitsgeräten aller Art
                              									erprobt, und zwar etwa zwei bis drei Monate lang bei sechs- bis siebenstündiger
                              									Arbeitszeit, um dem Arbeiter genügend Zeit zu lassen, sich mit dem Gliede vertraut
                              									zu machen, andererseits aber um die Betriebssicherheit auch bei Dauerbeanspruchung
                              									einwandfrei feststellen zu können.
                           Eine weitere wichtige Tätigkeit der Prüfstelle ist die Normalisierung der
                              									Verbindungstelle der Glieder, der Schraubengewinde und der Ansatzzapfen, um
                              									gegebenenfalls diese Teile in Massen und daher billig und schnell herstellen zu
                              									können und um auch eine bequeme Auswechselung zu ermöglichen.
                           Die Prüfstelle wird fortlaufend Merkblätter herausgeben, in welchen über ihre
                              									Erfahrungen berichtet wird. Zwei dieser Merkblätter sind bereits erschienen. Das
                              									erste gibt eine allgemeine Uebersicht über die Zusammensetzung und das Arbeitsgebiet
                              									der Prüfstelle und bringt dann einen Bericht über die von dem Landwirt Keller erfundene und seit zwölf Jahren benutzte
                              									sogenannte Keller-Hand.
                           Das soeben erschienene zweite Merkblatt befaßt sich mit der Normalisierung der
                              									Schrauben und der Befestigungszapfen für die Ansatzstücke. Sowohl für die
                              									Befestigungsschrauben, die zum Verbinden zweier Teile dienen, als für die Schrauben
                              									zum Einstellen zweier Teile gegeneinander werden Normalien festgesetzt, und zwar die
                              									bereits im Maschinenbau und in der Feinmechanik allgemein eingeführten. Von
                              									außerordentlicher Wichtigkeit ist auch die Normalisierung der Befestigungszapfen für
                              									die Ansatzstücke. Für jedes Armgerät wird der gleiche Befestigungszapfen für irgend
                              									welche Ansatzstücke festgesetzt. Der Benutzer kann dann je nach seinem Beruf und der
                              									auszuführenden Hantierung beliebige Ansatzstücke in sein Kunstglied einsetzen,
                              									gleichgültig, welche Bauart dieses hat und woher es bezogen ist. Zu diesem Zweck ist
                              									jedes Ansatzstück mit einem zylindrischen Zapfen von 13 mm ∅ versehen, der in ein
                              									entsprechendes Loch im Kunstglied eingesteckt wird. Durch einen Stift oder einen
                              									Bajonettverschluß erfolgt alsdann die sichere Befestigung. Die Abmessungen für alle
                              									diese Teile sind im Merkblatt genau angegeben, auch ist eine Anweisung für die
                              									Prüfung der normalisierten Teile mittels Lehren vorgesehen.
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                           Meldestelle der Stückschlackenkommission. Auf Ersuchen des
                              									Vereins deutscher Eisenhüttenleute hat der Minister der öffentlichen Arbeiten vor
                              									einigen Jahren eine Kommission eingesetzt, die die Verwendbarkeit der
                              									Hochofenschlacke als Zuschlag zu Beton und Eisenbetonbauten eingehend prüfen soll.
                              									Diese Kommission, in der unter andern auch die Baubehörden des Reiches und Preußens
                              									sowie die Beton- und Zementindustrie vertreten sind, hat durch das Kgl.
                              									Materialprüfungsamt Berlin-Lichterfelde größere Versuchsreihen durchführen lassen,
                              									die dem Abschluß nahe sind. Daneben hat die Kommission auch eine Rundfrage über die
                              									bisherige Bewährung der Hochofenstückschlacke im Betonbau veranstaltet, Nur in ganz
                              									vereinzelten Fällen wurden schlechte Erfahrungen mitgeteilt. Da diese Fälle aber zum
                              									Teil viele Jahre zurück liegen, so konnte bei ihnen meist eine einwandfreie Aufklärung nicht mehr
                              									erfolgen. Um nun in Zukunft etwaigen Schäden, die bei Betonbauten durch Verwendung
                              									von Hochofenschlacke auftreten sollten, sofort aufklärend nachgehen zu können, soll
                              									eine Meldestelle eingerichtet werden. Ebenso wie es seit
                              									Jahren beim Eisenbetonbau geschieht, sollen gemäß Kommissionsbeschluß von jetzt ab
                              										alle ungünstigen Erfahrungen mit Hochofenstückschlacke und
                                 										Hochofenschlackensand im Beton- oder Eisenbetonbau an den Verein deutscher
                                 										Eisenhüttenleute, Düsseldorf 74, Breitestr. 27,
                              									berichtet werden. Der Verein wird die eingehenden Meldungen sammeln, untersuchen und
                              									der Kommission den Befund mitteilen.
                           Es ergeht daher an alle Kreise, insbesondere Baukreise, die
                                 										dringende Bitte, ihnen bekannt werdende Fälle, in denen die Verwendung von
                              									Hochofenschlacke, sei es in Form von Stückenschlacke oder Schlackensand, zu Schäden
                              									an Beton- oder Eisenbetonbauten geführt hat, der vorgenannten Meldestelle umgehend
                              									anzuzeigen. Ausdrücklich sei bemerkt, daß unter Schlackensand nur Hochofenschlacke
                              									verstanden wird, die durch Luft- oder Dampfstrahl zerstäubt oder durch
                              									Einlaufenlassen in Wasser gekörnt (granuliert) worden ist, nicht aber
                              									Hochofenschlacke, die beim Lagern an der Luft von selbst in Pulverform übergegangen
                              									ist und die man als Schlackenmehl bezeichnet.
                           Die Meldungen sollen möglichst ausführlich sein. Am besten bedient man sich hierzu
                              									eines Fragebogens, der von der oben bezeichneten
                              									Meldestelle auf Verlangen sofort abgegeben wird.
                           Die Meldungen sollen unter andern enthalten: Angaben über das Alter des Bauwerks; welche Mängel beobachtet wurden; bei welchen Bauteilen
                              									diese aufgetreten sind; worauf sie nach Ansicht des Bauleiters zurückzuführen sind;
                              									welche Zuschläge zum Beton verwendet wurden; wie das Mischungsverhältnis war, usw.
                              									Von besonderer Wichtigkeit ist es, bei auftretenden Schäden sofort von dem benutzten
                              									Zuschlagsmaterial und Zement Proben von mindestens 5 kg zurückzulegen.
                           Die Kosten für die Einsendung der Proben werden von der oben genannten Meldestelle
                              									gern erstattet.
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                           Deutscher Ausschuß für technisches Schulwesen. Für junge
                              									Leute, die während des Krieges die Schule verlassen und die Ingenieurlaufbahn
                              									einschlagen wollen, bestehen zurzeit verhältnismäßig große Schwierigkeiten, eine
                              									Praktikantenstelle in der Industrie zu erlangen, um die für ihre Ausbildung
                              									vorgeschriebene praktische Arbeitszeit durchzumachen. Wir empfehlen allen angehenden
                              									Ingenieuren und ihren Angehörigen, sich wegen Beschaffung einer Praktikantenstelle
                              									an die bereits vor mehreren Jahren eingerichtete Praktikanten-Vermittlungsstelle des
                              									Deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen, Charlottenburg, Hardenbergstr. 3,
                              									zu wenden; irgend welche Gebühren werden von dieser gemeinnützigen Organisation für
                              									ihre Bemühungen nicht berechnet. Die Vermittlungsstelle befaßt sich sowohl mit
                              									der Beschaffung von einjährigen Praktikantenstellen für künftige
                              									Hochschulstudierende als auch mit der Beschaffung von zweijährigen
                              									Praktikantenstellen für junge Leute, die später eine technische Mittelschule
                              									beziehen wollen. Nach Meldung bei dieser Vermittlungsstelle geht dem Bewerber
                              									zunächst ein Fragebogen zur genauen Angabe seiner Wünsche zu. Da die Beschaffung
                              									einer Praktikantenstelle ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, so empfielt es sich,
                              									die Bewerbung um eine Praktikantenstelle geraume Zeit, und zwar mindestens zwei
                              									Monate vor dem Verlassen der Schule, bei der erwähnten Vermittlungsstelle
                              									einzureichen.
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                           Von der Adolf von Ernst-Stiftung an der Kgl. Technischen
                                 										Hochschule Stuttgart ist auf 1. Juli 1916 das im Jahre 1914 erlassene
                              									Preisausschreiben, für das infolge des Kriegszustandes Bearbeitungen nicht
                              									eingegangen sind, erneuert worden. Es lautet:
                           „Es wird eine Zusammenstellung der Erfahrungen verlangt, die in bezug auf Einrichtung und Betrieb von Aufzügen vorliegen. Es
                                 										genügt bereits eine gute, ausreichend kritische Abhandlung über einen der
                                 										Hauptbestandteile von Aufzugsanlagen, wobei die jeweils Einfluß nehmenden
                                 										Konstruktions- und Betriebsverhältnisse eingehend zu erörtern sind.“ Der
                              									Preis für die beste Lösung beträgt 1800 M.
                           Gleichzeitig ist folgendes, zweite Preisausschreiben, unabhängig von dem erneuerten,
                              									erlassen worden:
                           
                              „Kettenglieder mit und ohne Steg, Schekel, Oesen, Ringe aller Art, Stangenköpfe
                                 										usw., ferner Gehänge und dergleichen werden zurzeit meist auf Grund von mehr
                                 										oder weniger rohen Annahmen oder überhaupt nicht berechnet. Es wird eine
                                 										kritische und nach Möglichkeit erschöpfende Darlegung des derzeitigen Standes
                                 										unserer Erkenntnisse auf diesem Gebiete verlegt, die sich auch auf hakenförmige
                                 										Körper erstrecken kann. Dabei darf die Herstellungsweise der in Betracht
                                 										kommenden Teile nicht außer Acht gelassen werden.
                              
                           Ausfüllung von als vorhanden erkannten Lücken durch eigene Forschung ist
                                 										erwünscht, wird jedoch nicht verlangt.“ Der Preis für die beste Lösung
                              									beträgt 1800 M.
                           Gemäß der Verfassung der Stiftung gelten für beide Preisausschreiben folgende
                              									Bestimmungen: Die Arbeiten, die in deutscher Sprache abgefaßt sein müssen, sind
                              									spätestens am 1. Juli 1918 an das Rektorat der Technischen Hochschule in Stuttgart
                              									abzuliefern. Jede Arbeit ist mit einem Kennwort zu versehen und ihr ein Zettel mit
                              									dem Namen und dem Wohnort des Verfassers in versiegeltem Umschlag beizugeben, der
                              									als Aufschrift das gleiche Kennwort trägt. Die Bewerbung ist nur an die Bedingung
                              									geknüpft, daß der Bewerber mindestens zwei Semester der Abteilung für
                              									Maschineningenieurwesen einschließlich der Elektrotechnik an der Technischen
                              									Hochschule Stuttgart als ordentlicher Studierender angehört hat. Das Preisgericht
                              									besteht aus sämtlichen Mitgliedern des Abteilungskollegiums. Den Preis erteilt das
                              									Preisgericht. Dieses ist, wenn die Arbeit den Anforderungen nicht voll entspricht,
                              									berechtigt, einen Teil des Preises als Anerkennung zu verleihen. Die mit dem Preise
                              									bedachte Arbeit ist vom Verfasser spätestens binnen Jahresfrist zu
                              									veröffentlichen.
                           Stuttgart, den 1. Juli 1916.
                           Das Preisgericht der Adolf von Ernst-Stiftung.
                           Prof. Dr. Ferd. Fischer, außerordentlicher Professor
                              									für Technologie an der Universität Göttingen, der zusammen mit Professor Johann Zemann (Stuttgart) Dinglers polytechnisches
                              									Journal von 1875 bis 1886 herausgegeben hat, ist am 28. Juni d. J. gestorben.