| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | W. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 283 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Gasversorgung und das neue Gaswerk von
                                 										Budapest macht Direktor J. Bernauer ausführliche
                              									Mitteilungen im Journal für Gasbeleuchtung Bd. 58 S. 241 bis 248, 264 bis 268,
                              									278 bis 283, 294 bis 300. Im Jahre 1856 wurde von einer privaten Gesellschaft ein
                              									Gaswerk erbaut, das mit 838 öffentlichen und 9148 Privatflammen im Dezember des gleichen
                              									Jahres den Betrieb aufnahm. Im ersten Jahre betrug die Gasabgabe 1688807 m3. Bis zum Jahre 1900 kamen vier weitere Werke
                              									hinzu, die alle im Jahre 1910 in den Besitz der Stadt übergingen. Zu diesem
                              									Zeitpunkte war die jährliche Gasabgabe auf 66 Mill. m3 angewachsen, und die Werke waren an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
                              									angelangt. Aus verschiedenen Gründen sah sich die Stadt gezwungen, ein neues großes
                              									Gaswerk zu erbauen. Dieses sollte für eine Jahresleistung von 100 Millionen m3 angelegt werden, wofür der Betrag von 40 Mill.
                              									Kr. bewilligt wurde. Um den unerwartet rasch steigenden Gasverbrauch, der von 1910
                              									bis 1913 um 32 v. H. zunahm, bis zur Fertigstellung des neuen Werkes befriedigen zu
                              									können, waren auf den alten Werken wie auch an dem Rohrnetze verschiedene
                              									Erweiterungsbauten erforderlich. So wurde in den Jahren 1910 bis 1913 mit einem
                              									Kostenaufwand von rund 5 Mill. Kr. das Rohrnetz von 601000 lf. m Straßenlänge auf
                              									748000 lf. m ausgebaut.
                           Das neue Gaswerk liegt in Obuda (Altofen) am rechten Ufer der Donau, das Grundstück
                              									ist über 400000 m2 groß, es hat die Form eines
                              									länglichen Dreiecks, das durch zwei Eisenbahnlinien und den Donauarm begrenzt und
                              									somit völlig abgeschlossen ist. Gegen Hochwasser mußten Uferschutzwerke errichtet
                              									und im übrigen das Gelände um durchschnittlich 2 m aufgeschüttet werden. Um die
                              									Zufuhr der Kohlen sowohl mit der Eisenbahn wie auf dem Wasserwege zu ermöglichen,
                              									wurden die Kohlenlagerplätze dem Donauarm entlang und die Oefen parallel hierzu
                              									angelegt, während die Apparatehäuser und die sonstigen Betriebsgebäude senkrecht zu
                              									der Ofenanlage errichtet wurden. Das Gaswerk besitzt eine Gleisanlage von etwa 10 km
                              									Gesamtlänge; diese besieht aus einem von der rechtsufrigen Ringbahn abzweigenden
                              									Zufahrtsgleise, einer sechsgleisigen Rangierstation von 500 m nutzbarer Länge sowie
                              									9 Werkgleisen. Das Werk verfügt über zwei eigene Rangierlokomotiven.
                           Alle Einrichtungen des Werkes sind für eine größte Tagesleistung von 270000 m3 bemessen, doch wurde bei allen Anlagen die
                              									Möglichkeit einer späteren Vergrößerung auf 1 Mill. m3 Tagesleistung vorgesehen. Der Kohlenlagerplatz, auf dem die Kohlen frei
                              									gelagert werden, ist 320 m lang und 70 m breit; bei 8 m Lagerhöhe bietet er Raum für
                              									120000 t Kohlen. Der Lagerplatz wird durch die große Brücke der Transportanlage der
                              									Länge nach in zwei Hälften geteilt, der Boden ist mit einem Betonbelag versehen. Zur
                              									Gaserzeugung wurden nach eingehenden Studien aller neuzeitlichen Ofensysteme die
                              									Horizontal-Kammeröfen System Koppers gewählt. Die
                              									Ofenanlage besteht aus vier Gruppen von zusammen 78 Kammern, die je 10 m lang, 3 m
                              									hoch und 0,45 m breit sind. Jede Kammer hat drei Füllöffnungen an der Decke und faßt
                              									genau 10 t Kohle. Die Beheizung der Kammern erfolgt nach dem Regenerativsystem, und
                              									zwar werden, während die eine Hälfte der Kammern beheizt wird, jeweils die
                              									Regenerierräume der anderen Hälfte durch die abziehenden heißen Gase erhitzt. Jede
                              									halbe Stunde wird die Richtung der Gase geändert. Am Ende des Ofenblocks
                              									befindet sich ein 1200 t fassender Kohlenturm, aus dem ein auf dem oberen Flur der
                              									Oefen auf Gleisen bewegter Füllwagen mit Kohlen gespeist wird. Dieser durch einen
                              									Elektromotor angetriebene Füllwagen hat drei Bunker mit Fülltrichter, durch die die
                              									Kohle in die Kammern gefüllt wird. Nach dem Füllen wird die Kohle planiert, worauf
                              									die Kammertüren geschlossen werden. Die Entgasung der Kohle dauert 24 Stunden,
                              									hiernach werden die beiden mit Schamotte ausgefütterten und mit Wasser gekühlten
                              									Verschlußtüren durch einen fahrbaren Kran ausgehoben, gleichzeitig wird der Lösch
                              									wagen vor die zu entleerende Kammer gefahren und hierauf der glühende Kokskuchen
                              									mittels eines Ausstoßstempels in den Löschwagen gedrückt. Die Konstruktion des
                              									Löschwagens gestattet ein rasches und vollständiges Ablöschen des Kokses und die
                              									stete Wiederverwendung des Löschwassers. Alle diese Vorrichtungen werden elektrisch
                              									angetrieben und verfahren. Der Löschwagen fährt den abgelöschten Koks zur Koksgrube,
                              									unter welcher die Brechmaschinen angeordnet sind. Der gebrochene Koks wird dann
                              									durch zwei Becherelevatoren in den Bunkerturm gehoben, dort in vier Größen sortiert
                              									und hierauf in die entsprechenden Abteilungen gefüllt. Von hier kann der Koks
                              									entweder in Eisenbahnwagen abgelassen oder aber in Hängebahn wagen gefüllt werden,
                              									die ihn zum Kokslagerplatz, in die Verkaufshalle oder zur Schiffsladestation
                              									fördern.
                           Das zur Beheizung der Kammern erforderliche Generatorgas wird in einer
                              									Zentralgeneratorenanlage erzeugt, die aus 12 Drehrostgeneratoren, System Kerpely, besteht. Zehn dieser Generatoren dienen zur
                              									Vergasung von ungarischer Braunkohle, die übrigen zwei sind Hochdruckgeneratoren für
                              									Koksgrus. Die Generatoren werden durch eine Hängebahnanlage aus einem vierzelligen
                              									Bunker beschickt; sie sind alle mit selbsttätiger Schlackenaustragung versehen. Das
                              									Generatorgas hat einen Heizwert von 1300 bis 1500 WE. Bevor es in die Kammeröfen
                              									gelangt, wird es gekühlt und in drei Maschinensystemen durch eingespritztes Wasser
                              									von Staub und Teer befreit.
                           Die Reinigung des Gases von Ammoniak erfolgt nach dem sogenannten direkten Verfahren
                              									von Koppers, das im Kokereibetriebe schon recht
                              									verbreitet ist, in Gaswerken dagegen bisher noch nicht zur Einführung gelangt war.
                              									Im übrigen sind zur Reinigung des Gases je zwei Vorkühler, Nachkühler, Gassauger,
                              									Teerscheider, Naphthalinwäscher und Ammoniaksättiger mit den zugehörigen
                              									Hilfsapparaten vorhanden. Die vier Kühler haben zusammen 1470 m3 wasserberührte Kühlfläche. Die Turbosauger
                              									werden von je einer Dampfturbine angetrieben, ein dritter Sauger dient als Reserve.
                              									Die Teerscheider haben je vier Glocken, und beruhen auf dem Prinzip der Stoßwirkung.
                              									Die Naphthalinwäscher werden von angebauten Dampfmaschinen angetrieben. Bevor das
                              									Gas nun in die verbleiten, mit Schwefelsäure gefüllten Ammoniakwäscher eintritt,
                              									wird seine Temperatur in besonderen Erhitzern um 20 bis 25° erhöht, um die
                              									Kondensation von Wasserdampf in dem Säurebad zu verhüten. Das Gas tritt durch
                              									zahlreiche feine Schlitze in den Sättiger ein, wodurch es mit der Säure in innige
                              									Berührung kommt. Das hierbei entstehende Ammoniumsulfat scheidet sich als festes
                              									Salz aus und wird mittels eines Dampfluftejektors aus dem Sättiger in eine
                              									Salzpfanne gefördert, aus der es in eine Zentrifuge entleert wird. Es sind im ganzen
                              									drei Ammoniak-Gewinnungsapparate vorhanden, von denen einer als Reserve dient. Das
                              									in den Kühlern abgeschiedene Ammoniakwasser wird mit Kalkmilch destilliert und die
                              									hierbei entweichenden Dämpfe werden ebenfalls in den Sättiger geleitet, so daß also
                              									das gesamte Ammoniak in Form von Sulfat gewonnen wird.
                           Das den Sättiger verlassende Gas wird in dem Nachkühler auf gewöhnliche Temperatur
                              									abgekühlt und dann zur Entfernung des Schwefelwasserstoffes in die
                              									Trockenreinigeranlage geleitet. Diese besteht wiederum aus zwei gleichen Systemen
                              									von je drei Reinigerkästen, jeder Kasten hat 12 × 12 m Grundfläche und 3 m Tiefe. Um
                              									die Reihenfolge der Kästen täglich umschalten zu können, waren noch zwei
                              									Nachreiniger von 6 × 6 m Grundfläche und ebenfalls 3 m Tiefe erforderlich. Jeder der
                              									großen Kästen enthält auf je vier Holzhorden etwa 275 m3 Gasreinigungsmasse in 50 cm hoher Schicht, die beiden kleinen Kästen
                              									enthalten je 70 m3 Masse. Zum Abheben der
                              									Kastendeckel sind vier Krane vorhanden, deren größter eine Tragkraft von 23 t bei 19
                              									m Spannweite hat. Zum Transport der Reinigungsmasse dient eine Hängebahn. Vom
                              									Reiniger aus geht das Gas in drei Leitungen von 900 mm l. W. zur Gasmesser- und
                              									Druckregleranlage. Es sind drei parallel geschaltete Stationsgasmesser für je 6000
                              										m3 Stundenleistung vorhanden, die mit 6 m
                              									Gehäusedurchmesser die größten des Kontinents sind. Mit Rücksicht auf den hohen
                              									Wasserdruck und die große Umfangsgeschwindigkeit der Trommel war bei ihrer
                              									Konstruktion besondere Vorsicht erforderlich. Außer mit einem Springzählwerk sind
                              									die Gasmesser auch noch mit einem Registrierwerk ausgestattet. Die Druckregleranlage
                              									besteht aus dem Sicherheits-, dem Vordruck- und dem Stadtdruckregler. Schließlich
                              									befindet sich in dem Gasmesserhause noch die Luftzuführungsanlage für die
                              									Reinigerkästen. Sie besteht aus drei schnellaufenden, mit Motoren unmittelbar
                              									gekuppelten Gebläsen, ferner aus den Luftmessern und sonstigem Zubehör.
                           Die beiden Gasbehälter haben einen Fassungsraum von je 100000 m3, sie sind vierhubig und mit Wölbbassin der
                              									Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg versehen. Dieses sowie
                              									die Behältertassen sind mit Dampfheizung ausgerüstet. Aus dem Behälter gelangt ein
                              									Teil des Gases durch den Druckregler unmittelbar in das Verteilungsnetz des
                              									Stadtteiles Ofen. Der größere Teil wird jedoch in einer Turbokompressorenanlage
                              									verdichtet und durch eine 600 mm weite Druckrohrleitung, die über die
                              									Eisenbahnbrücke geführt ist, in die Gasbehälter am linken Donauufer gepumpt. Es sind
                              									zwei Turbokompressoren von je 15000 m3
                              									Stundenleistung vorhanden, jeder Kompressor ist mit einem Drehstrommotor unmittelbar
                              									gekuppelt, der bis zu 2930 Umläufe in der Minute macht. Das Gas kann bis zu
                              									2600 mm WS. verdichtet werden. Um eine Gasausströmung in den Maschinenraum zu
                              									verhindern, sind die Gebläse mit Wasserstopfbüchsen versehen. Jeder Kompressor
                              									arbeitet in eine eigene Druckleitung von 800 mm l. W., doch sind die beiden
                              									Leitungen miteinander verbunden, so daß jede als Reserve der anderen dienen kann.
                              									Vorerst ist nur die eine Druckleitung ausgebaut, sie besteht aus gewöhnlichen
                              									normalen Muffenrohren, nur auf der Eisenbahnbrücke wurde die Leitung aus
                              									wassergasgeschweißten, schmiedeeisernen Rohren von 8 mm Wandstärke hergestellt, die
                              									mit Korksteinschalen gegen Kälte isoliert und auf Konsolen befestigt sind. An jedem
                              									Brückenpfeiler sind der Dehnung der Brücke entsprechende Stopfbüchsen angebracht,
                              									die eine freie Ausdehnung der Rohrleitung gestatten.
                           Zur Aufbewahrung von Teer, Ammoniakwasser und Gasöl sind drei Türme vorhanden, die je
                              									einen Behälter von 1500 m3 und darunter noch einen
                              									kleineren Behälter von je 500 m3 Inhalt besitzen.
                              									Drei weitere kleine Hochbehälter für Teer und starkes Ammoniakwasser sind in dem
                              									benachbarten Wasserturm, der 750 m3 faßt,
                              									untergebracht. Die Kesselanlage des Gaswerkes besteht aus vier
                              									Babcock-Wilcox-Röhrenkesseln, von denen zwei je 292 m2 und zwei je 117 m2 Heizfläche haben.
                              									Der Dampf hat 12 at Ueberdruck und wird auf 250° überhitzt. Der zur Kraftversorgung
                              									erforderliche Strom wird aus dem städtischen Elektrizitätswerk bezogen, er wird in
                              									dem Gaswerk von 10000 Volt auf 210 Volt transformiert. Als Aushilfe ist ein 800
                              									PS-Dieselmotor mit aufgekeilter Dynamomaschine vorhanden. Zur Beschaffung des
                              									Brauchwassers dient ein eigenes Wasserwerk, das über vier Kreiselpumpen von je 65 l
                              									Sekundenleistung verfügt. Das Donauwasser wird zunächst geklärt und dann in das
                              									Verteilungsnetz bzw. den Wasserturm gepumpt. Das Gaswerk besitzt ferner eine
                              									Versuchsgasanstalt für 3500 m3 Tagesleistung, ein
                              									chemisches Laboratorium, eine Maschinen- und Schlosserwerkstatt mit Metallgießerei,
                              									sowie eine eigene Arbeiterkolonie und die zugehörigen Wohlfahrtseinrichtungen.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Neue Rohrverbindungen. In Heft 13 der Zeitschrift des
                              									Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn macht Wunderlich neue Vorschläge über Rohrverbindungen, in dem
                              									Bestreben, die bisher gebräuchliche Form des Verbindens mit Strick und Blei zu
                              									beseitigen. Ohne Zweifel ist ein Schritt in dieser Richtung dankbar zu begrüßen, da
                              									einerseits das Verstemmen von Rohren im häufig nassen Graben eine überaus
                              									anstrengende Arbeit ist, andererseits sich infolge des Krieges Mangel an Blei
                              									bemerkbar macht. Eine Rohrverbindung nach Abb. 1
                              									erscheint zweckmäßig, wenn Biegsamkeit der Leitung nicht gefordert wird. Das mit dem
                              									angegossenen Preßring 3 versehene Rohr wird durch zwei
                              									geteilte Flanschen und Spannschrauben mit großer Kraft in das andere Rohr geschoben.
                              									Die Stricklage 4 bewirkt sodann die Dichtung. Nach dem
                              									Einschube werden zwei Keile 9 in die Muffen getrieben.
                              									Herrscht innerhalb
                              									der Leitung hoher Druck, so können nach Entfernung der Preßflanschen noch einige
                              									weitere Keile zur Verwendung kommen. Die Teilung der Preßflanschen erleichtert deren
                              									Anbringen und Entfernen. Auch ist das bei dem zurzeit üblichen Verstricken mit
                              									Strickeisen und Fäustl vorkommende Zerschlagen der Dichtstricke ausgeschlossen. Zur
                              									Herstellung der Verbindung ist daher ein besonders geschultes Personal nicht
                              									erforderlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 286
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 286
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 286
                              Abb. 3.
                              
                           Wird die Leitung in bewegtem Boden verlegt, so schlägt Wunderlich die durch Abb.
                                 										2 gezeigte Verbindung vor. Der Preßring 3 ist
                              									hier nur aufgeschoben. Er wird durch den Keil 5 in die
                              									Muffe getrieben und dadurch die Dichtstricklage unbedingt sicher festgelegt, während
                              									das Rohr etwas beweglich bleibt und herausgezogen werden kann. Eine unlösbare
                              									Verbindung zeigt Abb. 3. Es können hier die Keile,
                              									wenn einmal eingetrieben, infolge der Verjüngung des Muffenansatzes nicht aus der
                              									Muffe gedrückt werden. Der Preßring wird, wenn Beweglichkeit der Leitung
                              									erforderlich ist, nur aufgeschoben, andernfalls angegossen. Auch für gewalzte und
                              									geschweißte Rohre können die Vorschläge Wunderlichs
                              									benutzt werden. Ebenso ließ sich der Verfasser die Ausbildung neuer Rohrverbindungen
                              									für oberirdisch verlegte Leitungen angelegen sein. Bei allen Ausführungen dient zur
                              									Herstellung der Keile und Preßringe Guß oder schmiedbarer Guß, während
                              									Spannschrauben und Preßflanschen aus Stahl sind. Die fertigen Muffen werden mit
                              									Zementmörtel, Asphalt oder dergleichen verschmiert und dadurch Keil und Ringe vor
                              									Zerstörung geschützt.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Umsetzung der Energie in der Lavaldüse. Findet während
                              									des Stromes durch eine Düse weder ein Wärmeaustausch mit den Wänden noch eine
                              									Entropieveränderung statt, so wird die vorhandene Energie innerhalb der durch den
                              									zweiten Wärmesatz gegebenen Grenzen völlig in Strömungsenergie umgesetzt. Im
                              									J-S-Diagramm kann man diese Zustandsänderung durch eine Parallele zur Ordinatenachse
                              									darstellen. Indessen glaubte man bisher nicht, daß eine verlustlose Energieumsetzung
                              									innerhalb der Lavaldüse stattfinde. Zeuner nahm vielmehr
                              									an, daß dort eine Entropiezunahme erfolge und die Expansion durch eine
                              									Polytrope gekennzeichnet würde. Christlein schloß aus
                              									Versuchsergebnissen, daß der größere Teil der Entropiezunahme auf die Strecke bis
                              									zum engsten Querschnitt der Düse entfalle, während Stodola glaubt, daß die Strömung bis zum engsten Querschnitt verlustlos
                              									verläuft und erst in der Erweiterung eine Aenderung der Entropie eintritt. Im
                              									Gegensatze zu den Genannten versucht Nusselt in Heft 13
                              									bis 16 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen nachzuweisen, daß die
                              									Energieumsetzung in der Lavaldüse verlustlos stattfindet. Bei seinen Untersuchungen
                              									benutzte er ein Pitotrohr, d.h. er hielt ein zylindrisches, stumpf abgeschnittenes
                              									Röhrchen gegen den Gasstrom. An der Rohrmündung wird die Energie verlustlos in Druck
                              									umgesetzt. Man kann diesen Staudruck durch ein am anderen Ende des Rohres
                              									angeschlossenes Manometer messen. Wenn man außer dem Staudruck noch den statischen
                              									Druck der Strömung feststellt, so läßt sich, wie Nusselt
                              									zeigt, leicht mit Hilfe des J-S-Diagramms die Strömungsgeschwindigkeit ermitteln.
                              									Auch erkennt man aus dem Diagramm, daß die Strömung verlustlos vor sich gehen muß,
                              									wenn der Staudruck längs eines Stromfadens gleich bleibt. Allerdings gilt dies nur
                              									innerhalb eines gewissen Geschwindigkeitsbereiches. Bei größeren Geschwindigkeiten
                              									tritt nämlich an der Rohrmündung ein Verdichtungsstoß auf. Indessen läßt sich mit
                              									Hilfe von Gleichungen, die durch Prandtl und Stodola aufgestellt wurden, aus Staudruck, statischem
                              									Druck und Wärmeinhalt vor der. Düse die Geschwindigkeit auch in diesem Falle
                              									berechnen. Für seine Versuche benutzte Nusselt einen
                              									Kolbenkompressor, der auf drei parallel geschaltete Druckwindkessel arbeitete. In
                              									der Wand des einen Kessels befand sich die Düse. Die Druckluft strömte durch sie in
                              									den freien Raum. Vor der Düse befand sich ein das Meßrohr tragender Schlitten, der
                              									parallel und senkrecht zur Düsenachse bewegt werden konnte. Es zeigte sich, daß vom
                              									Kesselinnern bis in die Erweiterung hinein der Staudruck gleich bleibt, woraus
                              									geschlossen werden kann, daß die Strömung bis zum engsten Querschnitt verlustlos
                              									ist. Zur Untersuchung der Energieumsetzung in der Erweiterung wurde der Staudruck
                              									und der statische Druck im Mittelpunkte des Mündungsquerschnittes gemessen. Aus den
                              									Drücken und dem Wärmeinhalt vor der Düse ließ sich dann, wie oben angedeutet wurde,
                              									die Ausflußgeschwindigkeit berechnen. Auch in diesem Falle war ein Strömungsverlust
                              									nicht nachweisbar. Im Anschluß an diese Versuche will Nusselt die Frage klären, ob ein Verdichtungsstoß innerhalb der Düse
                              									eintritt. Ein solcher findet nämlich nach Prandlt und Stodola bei gewissen Annahmen über den Außendruck statt,
                              									konnte aber von diesen Forschern bisher nicht durch Versuche nachgewiesen werden.
                              										Nusselt stellte fest, daß bei den von ihm benutzten
                              									Düsen ein Verdichtungsstoß nicht eintritt. Er will nunmehr seine Versuche auf Düsen
                              									mit stärkerem Erweiterungsverhältnis ausdehnen. Von großer Wichtigkeit scheint ihm
                              									die richtige Abrundung der Düse zu sein. Auch glaubt er, daß die mit Luft vorgenommenen
                              									Versuche auch für Wasserdampf Gültigkeit haben, da Dichte und Zähigkeit von Luft und
                              									Heißdampf nicht wesentlich verschieden sind. Eine Abschrägung der Düse erscheint für
                              									die Energieumsetzung belanglos. Thermoelemente hält Nusselt nicht für geeignet zur Temperaturmessung strömender Gase, da das
                              									Gas an der Oberfläche der Drähte haftet und sich dort eine Schicht bildet, innerhalb
                              									der die Gasgeschwindigkeit von 0 bis zur Stromgeschwindigkeit steigt. Diese Schicht
                              									ist infolge Reibung des Gases wärmer als der Gasstrom.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Aufpressen von Lokomotivkurbeln. Kurbeln, Zahnräder und
                              									Blindwellen elektrischer Lokomotiven sind in gewissen Fällen sehr großen
                              									Beanspruchungen bei der Uebertragung des Drehmomentes ausgesetzt. Höchstwerte des
                              									Drehmomentes treten beim Anfahren, Bremsen, Schleudern der Räder und beim
                              									Zusammenstellen des Zuges ein. Nach den Vorschriften der deutschen
                              									Eisenbahnverwaltungen werden für die Triebwerkteile nur hochwertige Baustoffe
                              									zugelassen, und für das Aufpressen der einzelnen Teile sind gewisse Vorschriften
                              									bestimmend. Der Mindestenddruck beim Aufpressen beträgt gewöhnlich 400 kg für 1 mm
                              									des Durchmessers.
                           Bei einer elektrischen 1 C 1-Schnellzuglokomotive wurde nun der vorschriftsmäßige
                              									Enddruck beim Aufpressen einer Läuferwelle nicht erreicht. Der Baustoff der in Abb. 1 dargestellten Welle und Kurbel war
                              									Siemens-Martin-Stahl von 55 kg/mm2 Festigkeit und
                              									20 v. H. Dehnung. Den Verlauf des Preßdruckes zeigt Abb.
                                 										2. An Stelle des vorgeschriebenen Mindestenddruckes von 116 t wurden nur
                              									72,5 t erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 287
                              Abb. 1.
                              
                           Es wurde nun versucht, das in Lokomotivwerkstätten beim Aufpressen von Radachsen
                              									übliche Verfahren, den Mindestenddruck durch wiederholtes Aufpressen zu erreichen,
                              									auch hier zu verwenden. Bei diesem Verfahren ist zu berücksichtigen;
                           1. Die Höhe des Preßdruckes ist viel mehr von der Schmierfähigkeit der beim Pressen
                              									verwendeten Baustoffen als von der Größe des Preßmaßes abhängig.
                           2. Mit Hilfe von Leinöl lassen sich am sichersten die von den Eisenbahnverwaltungen
                              									verlangten Preßdrücke erreichen.
                           3. Wenn auch bei der Schmierung mit Leinöl der vorgeschriebene Einpreßdruck bei der
                              									ersten Pressung nicht erreicht wird, so läßt sich dieser Druck doch gewöhnlich
                              									schon bei der zweiten Pressung erreichen.
                           Der schwach konische Zapfen der Welle nach Abb. 1
                              									hatte 290,28 bzw. 289,98 mm ∅. Die Bohrung der Kurbel dagegen 289,82 bzw. 289,65 mm
                              									∅, so daß ein Preßmaß von 0,3 bzw. 0,4 mm vorhanden war. Beim ersten Aufpressen
                              									wurde nach Kurve I der Abb.
                                 										2 der zu geringe Druck von 72,5 t erreicht. Das Abpressen geschah 51 Tage
                              									später, der Abpreßdruck betrug nach Kurve III 110 t.
                              									Das Wiederaufpressen erfolgte 17 Std. nach dem Abpressen. Als Schmiermittel wurde
                              									nicht mehr Talg, sondern Leinöl verwendet. Die Kurve II
                              									zeigt, daß dabei ein Enddruck von 135 t erreicht wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 287
                              Abb. 2.
                              
                           Ob mit der Steigerung des Preßdruckes auch die
                              									Betriebsicherheit erhöht wird, ist nicht ohne weiteres zu bejahen. Für die
                              									Uebertragung des Drehmomentes ist nicht die Reibung in der Achsenrichtung, wie sie
                              									in Abb. 2 zum Ausdruck kommt, sondern die Reibung in
                              									tangentialer Richtung von Wichtigkeit. Es kann angenommen werden, daß durch die
                              									Steigerung des Preßdruckes mit Hilfe eines hier geeigneten Schmiermittels eine
                              									Aufrauhung der Preßflächen in der Achsrichtung erhalten wird. Hierdurch wird aber
                              									zur Uebertragung eines Drehmomentes keine Besserung erzielt.
                           Weiterhin ergibt sich, daß der Erwärmung der Achse infolge der Reibungsarbeit beim
                              									Aufpressen eine besondere Bedeutung nicht beigemessen werden kann. Aus der Abb. 2 kann durch Planimetrieren die gesamte beim
                              									Aufpressen verbrauchte Arbeit festgestellt werden. Sie beträgt hier beim erstmaligen
                              									Aufpressen 8400 mkg. Dies entspricht einer Wärmemenge von 20 WE. Nimmt man an, daß
                              									die entstandene Reibungswärme zu gleichen Teilen auf Welle und Kurbel sich verteilt,
                              									so wird sich der Wellenstumpf, dessen Gewicht 70 kg beträgt, um 1,24° erwärmen. Eine
                              									derartig geringe Temperaturerhöhung kann keinen Einfluß auf den Preßdruck haben.
                              									(Glasers Annalen für Gewerbe u. Bauwesen 1016 S. 174 bis 177.)
                           W.
                           
                        
                           
                           Das Verhalten des Schwefels im Hochofen. Die
                              									Beschickungsbestandteile des Hochofens, nämlich die Eisensauerstoffverbindungen,
                              									Gangart, Zuschläge, Koksasche, lösen sich, wie frühere Versuche von Osann gezeigt haben, gegenseitig ineinander zu einem
                              									teigartigen Magma, in dem die Reduktion des Eisens immer weiter fortschreitet.
                              									Schließlich werden Mischkristalle von Eisen mit den Restbestandteilen dieses Magmas
                              									gebildet. Zur Reduktion von Silizium, Mangan, Phosphor und zur Kohlung und
                              									Schmelzung des Eisens kommt es erst, wenn das letzte Eisenoxydulteilchen innerhalb
                              									der Mischkristalle reduziert ist.
                           Osann erklärt die gesamten Reduktionsvorgänge mit der
                              									Tatsache, daß Kohlenoxyd in Kohlenstoff und Kohlendioxyd zerlegt wird. Der dabei
                              									abgeschiedene und auf den Erzstücken abgelagerte Kohlenstoff führt zur Bildung von
                              									Rissen, lagert sich innerhalb der Erzstücke ab und wird so der Lösung und Reduktion
                              									zugänglich gemacht. Der aus dem Kohlenoxyd abgeschiedene Kohlenstaub ist damit das
                              									einzige Reduktionsmittel, das zu Kohlensäure bzw. Kohlenoxyd verbrennt. Da die
                              									entstehende Kohlensäure in statu nascendi vom weißglühenden Koks zerlegt wird, so
                              									wird das Kohlenoxyd zu einem auch in den höchsten Ofentemperaturen wirksamen
                              									Reduktionsmittel. Diese Anschauung verwendet Osann für
                              									die Lösung der Entschwefelungsfrage.
                           Der durch die Erze in den Hochofen gelangende Schwefel geht als Schwefeleisen,
                              									Schwefelcalcium oder schwefelsaurer Kalk in die Beschickung selbst über, er wird
                              									verschlackt, und nur sehr geringe Mengen lassen sich in den Gichtgasen feststellen.
                              									Im Roheisen findet sich der Schwefel als Schwefeleisen und Schwefelmangan, in der
                              									Schlacke als Schwefelcalcium und Schwefelmangan. Damit er aus dem Roheisen in die
                              									Schlacke übergeht, muß zuvor eine Umsetzung von Schwefeleisen in Schwefelmangan oder
                              									Schwefelcalcium vor sich gehen. Die Entschwefelung kann deshalb nicht, wie Jüptner vorschlägt, auf die Lösungsgesetze allein
                              									zurückgeführt werden, Vielmehr scheint dieser Vorgang nach Versuchen Osanns und Beobachtungen im praktischen Hochofenbetriebe
                              									in folgender Weise zu verlaufen: Im letzten Stadium des Reduktionsprozesses, wo
                              									Eisen dicht mit Schlacke zu Mischkristallen verwachsen ist, wird der Schwefel
                              									vorwiegend an Eisen gebunden sein. Erst wenn alles Eisenoxydul reduziert ist, setzt
                              									die Entschwefelung ein, indem innerhalb der reduzierenden Hochofenatmosphäre infolge
                              									der Wirkung des abgeschiedenen Kohlenstoffes Schwefelcalcium und Schwefelmangan
                              									gebildet wird. Ein Kalküberschuß aber ist hauptsächlich wegen der Erhöhung der
                              									Schlackenschmelztemperatur notwendig.
                           Beim Hochofenbetrieb ist der jähe Wechsel im Schwefelgehalt, der oft ohne sichtbare
                              									Veranlassung einsetzt, auffallend. Vermutlich handelt es sich dabei um eine
                              									Veränderung der Schlacke, die Eisenoxydul aufnimmt, indem Ansätze oder
                              									Staubansammlungen in das Magma hineingerathen.
                           Der Eisenoxydulgehalt der Schlacke stört die Kohlung des Eisens, wie auch die
                              									Silicium- und Phosphorreduktion, vor allem aber auch die Umsetzung des
                              									Schwefeleisens in Schwefelcalcium. Osann spricht dem
                              									Eisenoxydulgehalt der Schlacke eine entschwefelnde Wirkung ab. Vielmehr bestehen bei
                              									den verschiedenen Arbeitsverfahren im Kupolofen, im Mischer, im Konverter,
                              									Puddelofen, Martinofen und im elektrischen Ofen überall verschiedene
                              									Verhältnisse.
                           Gegen ein Entschwefelungsvermögen von eisenhaltigen Schlacken spricht übrigens auch
                              									der geringe Schwefelgehalt der Rennfeuerschlacken. Ebenso der Vorgang im
                              									elektrischen Ofen, wo die Entschwefelung erst gelingt, wenn am Schluß der Schmelze
                              									durch besondere reduzierende Maßnahmen eine praktisch eisenoxydulfreie Schlacke
                              									erzeugt ist.
                           Noch eine andere Erklärung der Entschwefelung im Hochofen gibt Osann für die Fälle, wo der beschriebene Weg nicht alle Erscheinungen
                              									deutet. Eisen- und Manganlegierungen neigen zum Aussaigern. Sie steigen infolge
                              									ihres geringen spezifischen Gewichts nach oben. Hier kommen sie mit der Schlacke in
                              									Berührung. Schwefelmangan wird gelöst, sobald das Schwefeleisen durch die Wirkung
                              									des Kohlenstoffes der Schlacke nach
                           Ca O + Fe
                                 										S + C = Ca S +
                              										Fe + CO
                           an Kalk gebunden ist.
                           Schwefelmangan und Schwefeleisen bilden nach Osann im
                              									flüssigen Eisen eine Emulsion. Im Mischer und in der Gießpfanne geht eine
                              									mechanische Abscheidung dieser Körper vor sich. Wahrscheinlich lösen sich die
                              									Mangansulfide und Eisensulfide ineinander. Dies kennzeichnet den Mischervorgang, der
                              									ohne einen bestimmten Mangangehalt des Roheisens nicht durchführbar ist, und erklärt
                              									den günstigen Einfluß des Mangans. Allerdings entspricht diese Osannsche Auffassung nicht der metallographisch festgestellten Tatsache,
                              									daß Schwefelmangan und Schwefeleisen in flüssigem Eisen gelöst ist.
                           Die in der Hochofenpraxis beobachte Tatsache, daß bei einer Störung der Schwefel aus
                              									der Schlacke in das Eisen zurückwandert, erklärt Osann
                              									damit, daß das aus Schwefelcalcium gebildete Schwefeleisen nicht von der Schlacke
                              									gelöst werden kann und so ins Roheisen zurückgelangt. Flüssiges Roheisen scheint bei
                              									gestörtem Hochofengange trotz des Kohlenstoffgehaltes Eisen-Sauerstoff-Verbindungen
                              									zu lösen, es entwickelt daher reichlich Gase, wodurch das Bad unruhig bleibt, die
                              									Eisensulfide daher möglicherweise mit Mangansulfiden zusammen dem Roheisenbad
                              									einverleibt werden. (Stahl und Eisen 1916 S. 210.)
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Langhubige oder kurzhubige Gleichdruckmaschinen. Um hier
                              									zu einer klaren Erkenntnis zu kommen, welche Bauart die zweckmäßigste ist, sind die
                              									Gleichdruckmaschinen in ortfeste und in ortbewegliche Maschinen einzuteilen. Für
                              									erstere spielt das Gewicht und die Raumbeanspruchung eine weit geringere Rolle als
                              									für die letzteren. Die nachfolgenden Betrachtungen gelten in erster Linie für
                              									Viertaktmaschinen, bei Zweitaktmaschinen ist noch der Einfluß des Hubverhältnisses auf die
                              									Spülung usw. zu berücksichtigen. In der Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure 1916 S. 562 werden nun Maschinen miteinander verglichen, bei denen die
                              									Leistung N, die Kolbenfläche F, die Kolbengeschwindigkeit C und der
                              									mittlere Druck des Arbeitshubes pm unverändert bleiben. Die Leistung der Maschine
                              									bestimmt sich in solchem Falle zu N=\frac{F\,p_mc}{4\times 75}.
                              									Entsprechend der Gleichung für die Kolbengeschwindigkeit
                              										C_m=\frac{sn}{30} kann durch Wahl des Kolbenhubes s eine kurzhubige oder langhubige Maschine erhalten
                              									werden. Die Umdrehungszahl w wird dadurch auch
                              									festgelegt.
                           Maschinen mit einem Hubverhältnis von Hub: Durchmesser = 1,5 : 1 und mehr werden als
                              									langhubig, solche mit einem Verhältnis von etwa 1 : 1 werden gewöhnlich als
                              									kurzhubig bezeichnet. Um zu entscheiden, ob für eine bestimmte Verwendung eine
                              									langhubige oder kurzhubige Gleichdruckmaschine in Frage kommt, sind folgende
                              									Gesichtspunkte zu berücksichtigen:
                           
                              1. Anlagekosten (Abschreibung und Verzinsung),
                              2. Betriebskosten (Brennstoff-, Schmieröl-, Wartungs- und
                                 										Ausbesserungskosten),
                              3. Betriebsicherheit der Anlage,
                              4. Maschinengewichte,
                              5. Raumbedarf der Maschinenanlage,
                              
                           Für kleine Maschinenanlagen und solche, die nur zeitweise in Betrieb genommen werden,
                              									kommt das Anlagekapital und dessen Abschreibung und Verzinsung vor allem in
                              									Betracht. Die Betriebskosten sind dort ausschlaggebend, wo der Brennstoff oder die
                              									Bedienungsmannschaft kostspielig ist. Die Betriebsunsicherheit entsteht durch die
                              									Neigung zum Heißlaufen der Lager, Steckenbleiben der Ventile, Fressen der Kolben,
                              									Zylinderkopf-, Kolben- oder Wellenbrüche und Zylinderrisse. Das Warmlaufen der Lager
                              									wird verursacht durch die Verwendung von ungeeignetem Schmieröl oder durch zu hohe
                              									Lagerbeanspruchung. Der größte Lagerdruck entsteht durch den Höchstdruck der
                              									Verbrennung, und dieser ist bei kurzhubigen Maschinen größer als bei langhubigen.
                              									Die kurzhubigen Maschinen haben einen ungünstigeren Verbrennungsraum als die
                              									langhubigen, deshalb muß bei ersteren mit größeren Einspritzluftmengen oder mit
                              									Einspritzluft von höherem Druck als bei langhubigen Maschinen gearbeitet werden.
                              									Dies bedingt aber eine höhere Verdichtung der Verbrennungsluft im Arbeitzylinder, um
                              									die schädliche Abkühlung der Einspritzluft während des Beginnes der Verbrennung
                              									aufzuheben. Je kurzhubiger die Maschine ausgeführt wird, um so mehr macht sich die
                              									notwendige Steigerung des Verbrennungsdruckes bemerkbar. Außerdem ist bei
                              									kurzhubigen Maschinen die abkühlende Oberfläche im Verhältnis zum Inhalt des
                              									Verbrennungsraumes größer. Auch aus diesem Grunde ist hier die Verdichtung höher zu
                              									nehmen, um die notwendige Zündungstemperatur zu erreichen. Von zwei Maschinen mit
                              									gleichem Kolbendurchmesser, gleicher Kolbengeschwindigkeit, aber verschiedenen
                              									Hüben, kann somit diejenige mit kleineren Lagerdrücken bei gleichen
                              									Wellenabmessungen arbeiten, die den größeren Hub hat.
                           Da die Temperatur der Wandungen bei kurzhubigen Maschinen infolge der größeren
                              									Umlaufzahl in der Min. höher ist als bei einer langhubigen, so wird die angesaugte
                              									Verbrennungsluft eine geringere Dichte haben, d.h. der Füllungsgrad wird etwa um 5
                              									v. H. schlechter sein. Die Verminderung des Füllungsgrades hat eine entsprechende
                              									Leistungsverminderung zur Folge.
                           Auch der Wirkungsgrad des Kurbeltriebes ist bei einer kurzhubigen Maschine geringer
                              									als bei einer langhubigen. Die Lagerzapfenreibung wird durch die sekundliche
                              									Reibungsarbeit A=\frac{\mu\,P\,r\,\pi\,n}{30} bestimmt, wobei μ = Reibungziffer, r =
                              									Zapfenhalbmesser, n = Drehzahl der Maschine ist. Die
                              									kurzhubige Maschine hat, wie bereits ausgeführt, einen größeren Verbrennungsdruck
                              										P und deshalb größere
                              									Kurbelwellenzapfen-Durchmesser 2 r und auch eine
                              									größere Drehzahl n als die langhubige Maschine.
                           Hierdurch wird der Wert der vorhergenannten Gleichung bei kurzhubigen Maschinen durch
                              									drei Faktoren vergrößert, d.h. die Reibungsarbeit der Kurbelwelle wächst bei solchen
                              									Maschinen rasch an. Auch die Kolbenreibung, hervorgerufen durch den Normaldruck
                              										N=P\,\frac{r}{l}, wird bei kurzhubigen Maschinen größer, da
                              									der Höchstdruck der Verbrennung P bei kurzhubigen
                              									Maschinen größer ist als bei langhubigen. Die Verminderung des mechanischen
                              									Wirkungsgrades kann etwa zu 5 v. H. angenommen werden.
                           Bei Gleichdruckmaschinen spielen die Erschütterungen, welche durch die bewegten
                              									Triebwerkteile hervorgerufen werden, eine große Rolle. Bei gleichem
                              									Kolbendurchmesser hat die kurzhubige Maschine wegen der kürzeren Schubstange etwas
                              									kleinere Massen. Mithin würde eine kurzhubige Maschine in bezug auf die
                              									Massenwirkung günstiger arbeiten als die entsprechende langhubige Maschine. Da aber
                              									die kurzhubige Maschine bei gleicher Nutzleistung größere Kolbengeschwindigkeit oder
                              									größere Zylinderabmessungen haben muß, so erhöht sich dadurch die Massenwirkung, so
                              									daß bei beiden Bauarten in dieser Hinsicht die gleiche Wirkung zu erwarten ist.
                           Die Bauhöhe und das Gewicht wird bei kurzhubigen Maschinen geringer ausfallen als bei
                              									langhubigen Maschinen, und dies ist für manche Verwendungszwecke ausschlaggebend. Da
                              									das Maschinengestell im allgemeinen aus Gußeisen besteht, so ist eine ziemlich
                              									erhebliche Gewichtersparnis der kurzhubigen Maschine gesichert.
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Russische l E-Güterzuglokomotive. Im Juni 1915 wurden von
                              									den russischen Staatsbahnen 400 solche Lokomotiven bei amerikanischen
                              									Lokomotivbauanstalten bestellt. Hiervon haben die Baldwin-Werke 250, die Amerikanische
                                 										Lokomotiv-Gesellschaft 100 und die Kanadische
                                 										Lokomotiv-Gesellschaft 50 geliefert. Die Lokomotiven sollen 1000 t auf
                              									Steigungen von 8 v. T. mit 13 bis 16 km/Std. ohne besonders große Füllung
                              									fördern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 290
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 290
                              
                           Die Ablieferung dieser Lokomotiven mit großer russischer
                              									Spurweite von 1524 mm begann bereits Ende August 1915. Die Feuerbüchsen und
                              									Stehbolzen bestehen aus Kupfer, bei den Baldwin-Lokomotiven ist das Vorderende der
                              									Feuerbüchsdecke durch drei Reihen dehnbarer Anker nach nebenstehender Abbildung
                              									abgesteift. Die über die Triebachsen reichende Feuerbüchse ist mit einem
                              									Schüttelrost und einer durch Siederohre gestützten Feuerbrücke ausgerüstet. Der
                              									Langkessel besitzt einen Hilfsdom, der die Sicherheitsventile und die
                              									Dampfpfeife trägt. Die Lokomotiven sind mit Rauchröhrenüberhitzern Bauart Schmidt, Kassel, ausgerüstet. Die außenliegenden Zylinder
                              									haben 635 mm ∅ und 710 mm Hub. Die Umsteuerung Bauart Rushton wird vom Führerstande aus mittels Preßluft betätigt. Die Kolben
                              									sind aus gewalzten Stahlkörpern hergestellt und tragen gußeiserne Dichtungsringe.
                              									Das Führerhaus ist vollständig geschlossen gebaut. Zu diesem Zwecke hat das vordere
                              									Ende des Tenders einen entsprechenden Abschluß. Die Lokomotiven können noch
                              									Gleisbögen mit 110 m Halbmesser durchfahren. Der Tender hat zwei zweiachsige
                              									Drehgestelle mit gewalzten Stahlrädern. Die Feuerbüchse ist 2,75 m lang und 2,20 m
                              									breit. Es sind 223 Heizrohre mit 137 mm äußerem Durchmesser vorhanden. Die gesamte
                              									Heizfläche beträgt 294 m2, hiervon entfallen auf
                              									den Ueherhitzer 52 m2, Das Betriebsgewicht der
                              									Lokomotive ist 89 t. Der Wasservorrat beträgt 28 m3, der Kohlenvorrat 8 t. Die Zugkraft berechnet sich zu 20700 kg. (Railway
                              									Age Gazette 1915 S. 475.)
                           
                              W.