| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 297 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ist es möglich, den absoluten Nullpunkt zu erreichen?
                              									Diese Frage liegt nahe in Anbetracht der großen Fortschritte, die man hinsichtlich
                              									der Erzielung tiefer Temperaturen in neuerer Zeit machte. Sie wurde früher im
                              									verneinenden Sinne beantwortet. Man ging nämlich von der Voraussetzung aus, daß die
                              									spezifische Wärme auch im absoluten Nullpunkte einen endlichen Wert behielte,
                              									während die zur Ueberwindung der molekularen Anziehungskräfte dienende latente
                              									Wärme, das heißt die Differenz zwischen Höchstarbeit A
                              									und Wärmetönung U, gemäß der bekannten Gleichung
                              										A-U=T\,\frac{dA}{dT} verschwindet, wenn die absolute
                              									Temperatur T gleich Null wird. Es schien somit nicht
                              									möglich, den auch in unmittelbarer Nähe des absoluten Nullpunktes noch endlichen
                              									Wärmeinhalt mit Hilfe einer Volumenveränderung, z.B. adiabatischer
                              									Expansion eines festen Körpers, zu beseitigen. Diese Anschauung wird aber hinfällig,
                              									wenn man entsprechend den neueren Versuchsergebnissen annimmt, daß die spezifische
                              									Wärme fester Körper schon vor Erreichen des absoluten Nullpunktes unendlich klein
                              									wird. Es scheint vielmehr die Möglichkeit sehr nahe gerückt, die Temperatur von –
                              									273° zu erreichen. Indessen führt die Annahme, daß dies ausführbar sei, auf
                              									Kreisprozesse, die dem zweiten Wärmesatze widersprechen. Es expandiere z.B. ein
                              									fester Körper bei der sehr tiefen Temperatur ΔT,
                              									während er mit einem Wärmebehälter in dauernder Berührung bleibt, gemäß der Kurve
                              										A – B (s. Abb.) und hierauf nach Entfernung vom
                              									Wärmebehälter adiabatisch entsprechend BC bis der
                              									absolute Nullpunkt erreicht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 298
                              
                           Darauf erfolge Kompression beim absoluten Nullpunkt (CD) und adiabatische Volumenverringerung (DA), so daß der Kreisprozeß vollendet ist. Dann ist
                              									zweifellos eine dem von den vier Kurven begrenzten Flächenstücke entsprechende
                              									Arbeit geleistet worden. Dies mußte auf Kosten der dem Wärmebehälter entnommenen
                              									Wärme geschehen sein, da weder bei den adiabatischen Zustandsänderungen noch während
                              									der Kompression beim absoluten Nullpunkte eine Wärmeaufnahme stattfand, weil bei T = 0 die latente Wärme verschwindet. Der Kreisprozeß
                              									widerspräche somit dem zweiten Wärmesatze. Einen Ausweg aus den Widersprüchen findet
                              									man sofort durch die Annahme, daß die latente Wärme im absoluten Nullpunkte
                              									unendlich klein von mindestens zweiter Ordnung wird, d.h.
                              										A-U=AT^2. Aus der obengenannten Gleichung
                              										A-U=T\,\frac{dA}{dT} folgt dann
                              										\frac{dA}{dT}=aT oder
                              										\mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=0. Dies ist aber der dritte
                              									Wärmesatz von Nernst, der in Worten lautet: Es ist
                              									unmöglich, eine ideale Kältemaschine zu entwerfen, die einem Körper völlig die Wärme
                              									entzieht.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Panzerzüge. Dem Weltkriege verleiht die weitgehende
                              									Verwendung technischer Hilfsmittel ein besonderes Gepräge. Unterseeboote, lenkbare
                              									Luftschiffe, Flugzeuge usw. haben eine vorher nicht geahnte Bedeutung erhalten. Zu
                              									diesen Errungenschaften der Technik gehören, wenn auch weniger wichtig und
                              									ausschlaggebend, die Panzerautomobile und Panzerzüge.
                           Die gepanzerten Eisenbahnzüge finden im jetzigen Kriege in größerem Umfange
                              									Verwendung. Zum ersten Male wurde ein Panzerzug von den Franzosen bei der Belagerung
                              									von Paris im Jahre 1871 verwendet. Dieser Panzerzug stand aber technisch noch nicht
                              									auf der Höhe, um die Franzosen bei ihren großen Ausfällen aus Paris wirksam zu
                              									unterstützen. Ebenso versuchten die Engländer im ägyptischen Feldzuge 1882 den
                              									Feind mit einem Panzerzuge zu bekämpfen, aber auch ohne wesentliche Erfolge. Nach
                              									der Zeitschrift Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1916 S. 159 bestand
                              									dieser Zug aus mehreren Eisenbahnwagen, deren Panzerung Platten, Schienen und
                              									Sandsäcke waren. Der erste Wagen enthielt ein Maschinengewehr, der zweite ein
                              									Schiffsgeschütz. Dieses konnte mittels eines kleinen Kranes schnell abgeladen und
                              									aufgestellt werden. Das Geschütz war also noch nicht mit dem Panzerzuge fest
                              									verbunden und feuerte nicht von diesem aus.
                           Wie bekannt, sind dann Panzerzüge in größerem Umfange im Kriege der Engländer gegen
                              									die Buren 1900 verwendet worden. Jeder Zug bestand hier aus einer kleinen Lokomotive
                              									mit zwei Wagen, die Lokomotive befand sich in der Mitte. Die Lokomotive und die
                              									Wagen waren von dünnem Panzerblech mit Schießscharten umgeben. In den Wagen war je
                              									ein Maschinengewehr aufgestellt. Die Engländer sollen in diesem Kriege auch einen
                              									Panzerzug benutzt haben, dessen Lokomotive statt mit Panzerblechen mit einem
                              									Schutzmantel von Schiffstauen versehen war.
                           Im jetzigen Kriege hat an der Isonzo-Front unser österreichischer Bundesgenosse in
                              									seinem schweren Kampfe gegen die italienische Uebermacht mehrfach dem Feinde mit
                              									Panzerzügen Verluste beigebracht. Das dortige Gelände mit seinen Tunnels eignet sich
                              									sehr zum schnellen, unbemerkten Hervorbrechen eines solchen Zuges und gewährt ihm
                              									bei der Rückfahrt sicheren Schutz. Auch bei der Belagerung von Antwerpen haben die
                              									Belgier zur Verteidigung Panzerzüge zur Verfügung gehabt. Obwohl die Schienenwege
                              									hier durch hohe Erdwälle geschützt waren, so daß nur die Geschütze noch darüber
                              									hinwegragten, konnten die Panzerzüge doch nicht die starke Festung vor dem raschen
                              									Falle bewahren. In ähnlicher Weise sind auch die Schienenwege der französischen
                              									Panzerzüge vor der Festung Verdun angelegt.
                           In Rußland wurden bereits im Jahre 1904 Versuche mit Panzerzügen ausgeführt. Im
                              									gegenwärtigen Kriege werden von den Russen häufig Panzerzüge verwendet und solche
                              									sind bereits von der österreichisch-ungarischen Armee erbeutet oder durch Granaten
                              									zerstört worden.
                           Die neueren Panzerzüge bestehen im allgemeinen aus einer Lokomotive mit Tender und
                              									aus einigen meist offenen Eisenbahnwagen, deren Wände mit einer dünnen Panzerung
                              									versehen sind, in der Schießscharten für eine Anzahl von Soldaten angebracht sind.
                              									In den Wagen sind außerdem noch gewöhnlich mehrere Schnellfeuergeschütze
                              									aufgestellt. Die Panzerung kann, um das Eigengewicht des Zuges nicht zu groß zu
                              									machen, nur verhältnismäßig dünn ausgeführt werden und gewährt keinen Schutz gegen
                              									Volltreffer von Granaten. Da die ebenfalls gepanzerte Lokomotive sich meistens in
                              									der Mitte des Zuges befindet, so kann der Panzerzug nach beiden Richtungen hin gut
                              									angreifen. Die Geschwindigkeit eines solchen Zuges wird in der Regel nicht über 30
                              									bis 40 km in der Stunde gesteigert.
                           Die Verwendungsmöglichkeit der Panzerzüge ist noch beschränkter als die der Panzerautomobile, da
                              									jene an den Schienenweg gebunden sind. Durch ihre große Geschwindigkeit sind sie
                              									aber in der Lage, durch die feindlichen Linien hindurchzustoßen und wichtige
                              									Bahnanlagen und sonstige Bauwerke zu zerstören. Ebenso können mit Panzerzügen
                              									wertvolle Aufklärungsfahrten ausgeführt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 299
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 299
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 299
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 299
                              Abb. 4.
                              
                           Die Abb. 1 und 2 zeigt
                              									einen Panzerzug nach dem französischen Patent Nr. 350168. Der mittlere Wagen a' ist hier zur Lokomotive ausgebildet. In den beiden
                              									äußeren Wagen a sind die Geschütze und die
                              									Maschinengewehre untergebracht. Die Wagen besitzen auch gepanzerte Decken. In der
                              									Mitte der Decke befindet sich ein runder Aufbau d mit
                              									den Schlitzen e. Der Wagenkasten ruht auf dem
                              									Untergestell b, c ist der Panzerschutz für die Räder.
                              									Das Schnellfeuergeschütz g ist drehbar gelagert und
                              									kann in den Schießscharten i geschwenkt werden. Die
                              									kleineren Geschütze und die Maschinengewehre sind mit h
                              									bezeichnet. An der vorderen und hinteren Wand des ersten und letzten Wagens sind
                              									Scheinwerfer f angebracht. Die Wagen sind ähnlich den
                              									Geschütztürmen auf Schiffen ausgebildet. An den gekrümmten Panzerwänden werden
                              									auftreffende Geschosse besser abgelenkt als an ebenen.
                           Abb. 3 und 4 zeigen
                              									einen nur aus einer Lokomotive bestehenden Panzerzug nach dem britischen Patent Nr.
                              									19338 aus dem Jahre 1911. Die Lokomotive besitzt zwei unabhängige vierachsige
                              									Triebgestelle. Der Dampfkessel liegt in der Mitte. Die Behälter j und k enthalten Wasser
                              									und Heizstoff. In den Räumen d und d' sind die Maschinengeschütze a', b' und c' angeordnet. Der Schutzpanzer an
                              									den Geschützen ist gelenkig angeordnet und wird liegend von den Trägern e und e' abgestützt. Unter
                              									dem Kessel ist ein dritter Wasserbehälter h angeordnet,
                              									für den Fall, daß einer der Behälter j und k zerstört wird. i und l bezeichnen die seitliche Panzerung. Diese
                              									Panzerlokomotive hat infolge ihres großen Gewichtes einen ruhigen Lauf und gestattet
                              									somit ein sicheres Schießen. Durch Anordnung der Triebgestelle wird die
                              									Panzerlokomotive weniger leicht entgleisen, besser durch scharfe Krümmungen
                              									hindurchfahren können, und sie gestattet eine größere Geschwindigkeit als bei
                              									Panzerzügen.
                           W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           
                           Neues vom Schiffsantrieb. Ein einwandfreier Vergleich
                              									der verschiedenen miteinander im Wettbewerb stehenden Antriebsysteme ist dadurch
                              									sehr erschwert, daß jedes einzelne in seiner Verwendbarkeit je nach der Art des in
                              									Frage kommenden Schiffes mehr oder weniger beschränkt ist. Deshalb ist ein solcher
                              									Vergleich praktisch nur für einen gegebenen Fall, d.h. für einen bestimmten
                              									Schiffstyp mit bestimmter Geschwindigkeit von Wert. Die Ergebnisse eines auf dieser
                              									Grundlage durchgeführten Vergleichs, der einem vor der Institution of Engineers and
                              									Shipbuilders in Scotland gehaltenen Vortrage von J. Dornan entnommen ist, zeigt die angefügte Tabelle. Wie ersichtlich, sind
                              									hierin außer Kolbenmaschinen und direkt wirkenden Turbinenanlagen mit und ohne
                              									Ueberhitzung auch die Haupttypen der miteinander konkurrierenden indirekten
                              									Antriebsysteme vertreten. Für die Bemessung der verschiedenen Anlagen war ein
                              									Fracht- und Passagierdampfer von rund 19 Kn. Geschwindigkeit und rund 21000 t
                              									Wasserverdrängung zugrunde gelegt.
                           Bemerkenswert beim Vergleich der errechneten Wärmeverbrauchswerte ist das günstige
                              									Abschneiden der mit Ueberhitzung arbeitenden Anlagen. Namentlich gilt dies für die
                              									Heißdampf-Kolbenmaschine, die sich in ihrem Wärmeverbrauch der direkt wirkenden
                              									Turbinenanlage mit und ohne Ueberhitzung überlegen zeigt und auch der Turbinenanlage
                              									mit Rädergetriebe nicht nennenswert nachsteht. Allerdings ist bei dieser die
                              									angenommene Ueberhitzung mit Rücksicht auf die Havariegefahr, die sich mehr als bei
                              									Turbinenanlagen mit gleichbleibendem Drehsinn geltend macht, verhältnismäßig gering.
                              									Die letzteren, die Turbo-Transformatoranlage und die turbo-elektrische
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 300
                              Vierfachexp.-Masch.-Anlg. für
                                 										Sattdampfbetrieb; Direktwirk. Turbinenanläge f. Sattdampfbetrieb;
                                 										Vierfachexp.-Masch.-Anlg. f. Heißdampfbetrieb; Direktwirk. Turbinenanlage f.
                                 										Heißdampfbetrieb; Turbo-Transformatoranlg. f. Heißdampfbetrieb; Turbinenanlg. m.
                                 										Rädergetr. f. Heißdampfbetrieb; Turbo-elektr. Anlg. m. Räd.-Getrb. f.
                                 										Heißdampfbetrieb; Anzahl der Propellerwellen; Umdrehungsz. d. Propellerwellen;
                                 										Indiz. Leistung (Kolbenmaschinen); Eff. Leistung an d. Propellerwelle;
                                 										Umdrehungszahl d. Turbinen; Dampfdruck; Ueberhitzung; Vakuum; Dampfverbr. d.
                                 										Hauptmasch./Std.; Dampfverbr. d. Hilfsmasch./Std.; Spez. Kohlenverbr. bezg. auf
                                 										Leistung der Hauptmaschine; Spez. Wärmeverbr. bezg. auf Leistung der
                                 										Hauptmaschine; Verbesserung d. Wirtschaftlichkeit verglichen mit Anlage A;
                                 										Anzahl d. Kessel, Doppelender; Anzahl d. Kessel, Einender; Größe d. gesamten
                                 										Heizfläche; Größe d. gesamten Rostfläche; Gewicht d. gesamten Maschinenanlage;
                                 										Gew. d. ges. Masch.-Anl. einschl. Kohlen; Verringerung der Maschinenraumlänge
                                 										gegenüber Anlage A; Gewinn an Raumgehalt; Jährlicher Kohlenverbrauch; Jährlicher
                                 										Gewinn an Ladefähigkeit gegenüber Anlage A; Jährl. Kohlenersp. gegenüb. Anlage
                                 										A; Jahresgewinn a. Ladefähigk.; Gesamtgewinn gegenüber Anlage A; Kosten des
                                 										Schiffes; Bemerkung: Die Werte für den spezifischen Kohlen- und Wärmeverbrauch
                                 										sind unter Annahme eines Heizwertes von 7780 WE/kg (14000 BTU/lb)
                                 										berechnet.
                              
                           
                           Anlage, weisen dementsprechend mit höherer Ueberhitzung
                              									auch die günstigsten Dampfverbrauchswerte auf. Am ausgeprägtesten kommt dies bei der
                              									turbo-elektrischen Anlage nach System Ljungström zum
                              									Ausdruck, bei der außer der hohen Ueberhitzung – die Ljungström-Turbine ist
                              									besonders im Hinblick auf die Ausnutzung hoher Ueberhitzung entworfen – sich der
                              									Einfluß der durch Einfügung eines Rädergetriebes zwischen Elektromotor und Propeller
                              									gewonnenen Doppelübersetzung merkbar geltend macht.
                           An sich wird man gegen den Vergleich einwenden können, wie es auch in der Diskussion
                              									des Vortrages geschah, daß die gewählten Annahmen für die Anlagen mit Rädergetriebe
                              									dem gegenwärtigen Stande der Technik nicht völlig entsprechen. Man wird vielleicht
                              									der Ausnutzungsfähigkeit dieser Anlagen durch Vergrößerung der zulässigen
                              									Zahnbelastung der Getriebe und Steigerung der Umfangsgeschwindigkeit noch besser
                              									gerecht werden können. Aehnliches läßt sich allerdings auch zugunsten anderer,
                              									gegenüber dem Ljungström-System zurückstehender Anlagen sagen. Wollte man
                              									beispielsweise bei der Transformatoranlage durch Einschaltung eines Rädergetriebes
                              									zwischen Turbine und Transformator eine Doppelübersetzung schaffen, eine Anordnung,
                              									die übrigens bereits mehrfach projektiert ist, so ließen sich auch hier
                              									wirtschaftliche Verhältnisse schaffen, die denen der Ljungström-Anlage sehr nahe
                              									kommen.
                           Eigenartig ist es, daß man bei der Aufstellung des Vergleichs die
                              									Kolbenmaschinenanlagen mit Abdampfturbine, trotzdem diese gerade für Anlagen der
                              									vorliegenden Art mit größtem wirtschaftlichen Erfolg mehrfach ausgeführt sind, ganz
                              									außer Betracht gelassen hat. Derartige Anlagen würden bei Heißdampfbetrieb, da ihr
                              									Wärmeverbrauch kaum auf mehr als 4200 WE/WPS-Std. zu veranschlagen ist, abgesehen
                              									von der Ljungström-Anlage und der ihr nahekommenden Transformatoranlage, allen
                              									übrigen wärmewirtschaftlich überlegen sein. Im Gewicht würden sie den indirekt
                              									wirkenden Anlagen allerdings beträchtlich nachstehen. (Engineering 3. März
                              									1916.)
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Zur Bestimmung des treibenden Drehmoments von
                                 										Gleichstrommotorzählern. Bei der Beurteilung der Gleichstrommotorzähler ist
                              									es wichtig, das Drehmoment für verschiedene Ankerstellungen zu kennen, denn es ist
                              									je nach der Ankerkonstruktion mehr oder weniger ungleichförmig. Bisher bestimmte man
                              									durch Einzelmessungen mehrere Werte und zog daraus seine Schlüsse. E. Alberti (Phys. Techn. Reichsanstalt) hat E. T. Z. 1916 S.
                              									285 eine Vorrichtung beschrieben, mit Hilfe deren man das Drehmoment für eine ganze
                              									Umdrehung fortlaufend aufzeichnen kann, ohne auf die lästige punktweise Bestimmung
                              									angewiesen zu sein. Die Vorrichtung, die in der Abbildung schematisch dargestellt
                              									ist, besteht aus einem registrierenden Federdynamometer D und einer Schlittenführung S, auf der der
                              									Zähler Z selbst vom Dynamometer weg oder zu ihm hin
                              									bewegt werden kann. Dabei wickelt sich ein Kokonfaden C, an dem das Dynamometer angreift, langsam von dem Rande der
                              									Bremsscheibe B des Zählers ab oder auf ihr auf. Der
                              									Ausschlag des Federdynamometers ist durch zwei Quecksilberkontakte K1 und K2 (mit parallel
                              									geschalteten Kondensatoren) begrenzt. Wird der eine oder der andere von dem Zeiger
                              										H des für Nullstellung eingerichteten Dynamometers
                              									berührt, so wird dadurch der Stromkreis eines Motors M
                              									und damit seine Drehrichtung beeinflußt. Der Motor ist mit der Federbefestigung des
                              									Dynamometers gekuppelt und vergrößert oder verkleinert je nach seiner Drehrichtung
                              									die Federspannung solange, bis der Zeiger H von dem
                              									einen auf den anderen Kontakt übergeht. Der Abstand der beiden Kontakte K1 und K2 ist so gering, daß
                              									die Pendelungen nicht wesentlich stören; eine Rückführung ist deshalb nicht
                              									erforderlich. Die Größe der Federspannung, die dem zu messenden Drehmoment direkt
                              									proportional ist, wird durch eine einfache Schreibvorrichtung R auf dem Papierstreifen P
                              									aufgezeichnet. Dessen Bewegung wird zwangläufig mit der des Zählers auf der
                              									Schlittenführung S verbunden; also wird das Drehmoment
                              									in Abhängigkeit vom Ankerumfange des Zählers aufgezeichnet, wenn der Zähler auf der
                              									Schlittenführung S hin und hergeschoben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 301
                              
                           Eine Anzahl aufgenommener Drehmomentkurven verschiedener Wattstunden- und
                              									Amperestundenzähler liefert den Beweis dafür, daß die Vorrichtung sehr gut
                              									arbeitet.
                           An Hand der aufgenommenen Kurven wird die Abweichung der Ankerwicklungen und der
                              									feststehenden Felder von der Symmetrie, der Einfluß der Bürstenstellung und der
                              									Kommutierung besprochen.
                           Zum Schluß wird eine Methode zur Berechnung des Drehmoments von Amperestundenzählern
                              									angegeben und es werden rechnerisch ermittelte Werte mit den gemessenen verglichen;
                              									die Uebereinstimmung ist sehr gut.
                           Schm.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Leitsätze des elektrotechnischen Vereins für die
                                 										Wiederertüchtigung der im Kriege schwer beschädigten Industriearbeiter.
                              									Seit Anfang November 1915 wird in den Werkstätten der Akkumulatorenfabrik-Aktiengesellschaftin ihrer Fabrik in
                              									Oberschöneweide von Oberingenieur Dr. Beckmann der
                              									Versuch gemacht, Kriegsbeschädigte wieder der praktischen Fabrikarbeit zuzuführen.
                              									Die Kriegsbeschädigten haben dort noch während ihrer Lazarettzeit Gelegenheit, in
                              									den verschiedensten Zweigen der Metall- und Holzbearbeitung sich einzuüben, und zwar
                              									unter gleichen Arbeitsbedingungen, wie die gesunden Arbeiter, zwischen und neben
                              									denen sie tätig sind, nur mit der besonderen Rücksichtnahme, daß sie unter
                              									ärztlicher Aufsicht stehend, als Patienten angesehen werden, daß Maß und Art der
                              									Arbeit nach ihrem Zustand und Befinden bemessen wird, und daß sie ohne Rücksicht auf
                              									Arbeitsleistung zunächst einen festen Mindestlohn für die Arbeitsstunde zugesichert
                              									erhalten. Sobald die Arbeitsfähigkeit soweit gesteigert ist, daß die
                              									Kriegsbeschädigten Akkordarbeit zu leisten vermögen, stehen sie in bezug auf
                              									Entlohnung und Anforderung an die Güte der Arbeit vollkommen den gesunden Arbeitern
                              									gleich.
                           Mit diesem Verfahren sind ausgezeichnete Erfahrungen gemacht, über die Dr. Beckmann dem Elektrotechnischen Verein berichtet hat. Der
                              									Elektrotechnische Verein hat daraufhin die gemachten Erfahrungen in Form von
                              									Leitsätzen zusammengestellt.
                           Inzwischen haben auch andere Fabriken mit Erfolg begonnen, schwer kriegsbeschädigte
                              									Industriearbeiter während der Lazarettzeit in ihren Werkstätten zu beschäftigen. Es
                              									ist zu hoffen, daß sich noch weitere Fabriken diesem Vorgehen anschließen
                              									werden.
                           1. Schwerbeschädigte Industriearbeiter bedürfen in vielen Fällen zu ihrer
                              									Wiederertüchtigung noch der Arbeit in der Werkstatt, die ärztliche Heilung und etwa
                              									notwendige Ausrüstung mit Ersatzgliedern genügt bei ihnen nicht.
                           2. Der Zweck dieser Arbeit (Arbeitstherapie) besteht darin, die kriegsbeschädigten
                              									Glieder durch Uebung wieder arbeitsfähig zu machen, die Geschicklichkeit der
                              									gesunden Glieder zu erhöhen und den Arbeiter mit seinen veränderten körperlichen
                              									Verhältnissen den Berufsaufgaben wieder anzupassen. Daneben dient die Arbeit in der
                              									Werkstatt der Auswahl geeigneter Ersatzglieder und anderer Hilfsmittel, wie der
                              									Anpassung des Arbeitsgeräts an die Bedürfnisse des Arbeiters.
                           3. Die Arbeitstherapie soll möglichst frühzeitig, jedenfalls noch während der
                              									Lazarettzeit einsetzen. Sie bedarf der Aufsicht durch den Arzt und den Ingenieur.
                              									Der Arzt hat die Art und das Maß der körperlichen Beanspruchung, der Ingenieur
                              									Auswahl und Beurteilung der Arbeit zu überwachen.
                           4. Die Arbeitstherapie erfordert Einzelbehandlung der Kriegsbeschädigten und Eingehen
                              									auf deren persönliche Bedürfnisse. Die Kriegsbeschädigten sind mit der gebotenen
                              									Rücksicht auf ihre Sicherheit möglichst zwischen gesunden Arbeitern zu beschäftigen;
                              									ihre Leistung ist nach Dauer und Güte zu überwachen und ein dem Wert der Arbeit
                              									entsprechender Lohn (für Anfänger ein Mindestlohn) zu gewähren. Für diese
                              									Arbeitstherapie sind Industriebetriebe am besten geeignet; in Lazarettwerkstätten
                              									lassen sich die gestellten Bedingungen im allgemeinen nicht erfüllen.
                           5. Die ärztliche und fachmännische Aufsicht bei der Arbeitstherapie soll sich auch
                              									auf Berufsberatung erstrecken.
                           6. Eine fachmännische Schulung und theoretischer Unterricht ist nur in vereinzelten
                              									Fällen und bei befähigten Personen neben der praktischen Arbeit zu empfehlen.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Gegenüberstellung des deutschen und des österreich.-ungarischen
                                 										Zolltarifs. In kürzester Zeit wird der Deutsch-Oesterreich.-Ungarische
                              									Wirtschaftsverband (Berlin W. 35, Am Karlsbad 16) eine Gegenüberstellung des
                              									deutschen und des österreichisch-ungarischen Zolltarifs erscheinen lassen. Der
                              									Verband hat unter Mitwirkung von Fachleuten und Zollbeamten die Ansätze des
                              									österreichisch-ungarischen Zolltarifs den gleichen Ansätze des deutschen Zolltarifs
                              									derart gegenübergestellt, daß sich ein übersichtliches Bild der in Deutschland und
                              									Oesterreich-Ungarn für die gleichen Waren erhobenen Zollsätze ergibt. Es ist ferner
                              									bei jedem einzelnen Ansatz eine Uebersicht des Austauschverkehrs der betreffenden
                              									Ware, der wechselseitigen Ein- und Ausfuhr zwischen den beiden Reichen
                              									beigefügt.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Maschinenindustrie in Rußland. Die gesamte
                              									Maschinenindustrie arbeitet mit Hochdruck für den Krieg. Statistische Angaben über
                              									Beschäftigung, Arbeiterzahl usw. werden nicht veröffentlicht. Aus den bis jetzt
                              									bekannt gewordenen Bilanzen der Maschinenbau-Gesellschaften sowie aus der Bewertung
                              									der Aktien der betreffenden Gesellschaften an der Börse ist zu entnehmen, daß sie
                              									sehr gute Geschäfte machen müssen. Offenbar gebricht es dieser Industrie auch weder
                              									an Heizmaterial noch an Arbeitern; die Heeresleitung hat vermutlich alles getan, daß
                              									sie ihren Betrieb möglichst hoch hält und auch weiter vergrößert. Aus den von
                              									Deutschland besetzten Gebieten sowie aus Riga und anderen russischen Orten, die der
                              									Front nahe liegen, sind eine Reihe von Fabriken der Metallindustrie ausgesiedelt und
                              									durch vom Staate gewährte Zuschüsse an verschiedenen anderen Orten neu eingerichtet
                              									worden. Es wird berichtet, daß ein Teil dieser Fabriken ihre Erzeugung an diesen
                              									anderen Orten bereits wieder aufgenommen hätte. Dies ist aber offenbar nur mit einem
                              									gewissen Vorbehalt aufzunehmen.
                           Ein besonderes Kapitel bildet der Bau von landwirtschaftlichen Maschinen. Die
                              									Erzeugung hierin, welche die Hälfte des Bedarfs ausmachte – die andere Hälfte wurde
                              									eingeführt –, ist um 80 v. H. zurückgegangen, und es herrscht allerorts große Not in
                              									diesen Maschinen. Ein großer Teil dieser Erzeugung entfiel auf die im Besitze von
                              									deutschen Mennoniten und anderen deutschen Kolonisten befindlichen Fabriken
                              									Südrußlands, die von ihren Besitzern nach Veröffentlichung des von dem inzwischen
                              									entlassenen Minister des Innern Chwostoff erlassenen
                              									Enteignungsgesetzes stillgelegt worden waren. Es wird zwar neuerdings berichtet, daß der
                              									Handelsminister energische Schritte getan habe, um die Wiederaufnahme der Arbeit in
                              									diesen Fabriken durchzuführen, aber auch diese Nachricht ist nur mit einem gewissen
                              									Vorbehalt zu verstehen.
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                           Die Mühlenindustrie in Rußland. Vor dem Kriege waren 2400
                              									Großmühlen mit einer Jahreserzeugung von 500 Millionen Pud und eine große Anzahl
                              									kleiner Mühlen mit einer Jahresausbeute von 1350 Millionen Pud im Betriebe, während
                              									gegenwärtig von den Großmühlen nur 850 arbeiten. Diese Industrie hat vornehmlich
                              									unter den Transportschwierigkeiten zu leiden, da ihr weder Korn noch Kohle in
                              									genügenden Mengen zugestellt werden konnten. Aus verschiedenen Teilen des Reichs
                              									wird deshalb abwechselnd über Not an Mehl geklagt, und auch für die Zukunft erwartet
                              									man keine sonderliche Besserung dieser Verhältnisse.
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                           Die Angliederung der Berliner Bergakademie an die Technische
                                 										Hochschule Berlin. Mit dem 1. Oktober 1916 hört die hiesige Bergakademie
                              									auf, als selbständige Hochschule zu bestehen und wird der Technischen Hochschule
                              									Berlin als sechste Abteilung angegliedert. Die Abteilung für allgemeine Wissenschaft
                              									wird dadurch zur siebenten Abteilung. Die für die neue „Abteilung für
                                 										Bergbau“ hergestellten Neubauten: ein großer Mittelbau und rechter Flügel
                              									des sogenannten Erweiterungsbaues an der Berliner Straße in Charlottenburg (nach dem
                              										„Knie“ hin, sowie rückseits an der Kurfürsten-Allee), ferner zwei
                              									besondere kleinere Laboratoriumsgebäude gegenüber an der anderen Seite der
                              									Kurfürsten-Allee, sind soweit fertig, daß sie demnächst bezogen und bereits vom
                              									kommenden Winterhalbjahr an benutzt werden sollen. Die Bergbauabteilung übernimmt
                              									die Ausbildung von Bergbaubeflissenen und sonstigen Bergfachstudierenden nach dem
                              									Lehrplan der Bergakademie, während die Ausbildung von Hüttenleuten der fünften
                              									Abteilung für Chemie und Hüttenkunde überlassen bleibt. Vom Lehrkörper der
                              									Bergakademie geht der größte Teil, darunter sämtliche etatsmäßigen Professoren, mit
                              									Ausnahme des Professors für Eisenhüttenkunde, zur Bergbauabteilung über. Aus anderen
                              									Abteilungen werden für sie einstweilen noch Vorlesungen halten die Herren Geheimrat
                              										Kurlbaum über Experimentalphysik, Geheimrat Wedding über Elektrotechnik und Professor Schuberg über darstellende Geometrie und
                              									Maschinenelemente mit Uebungen im Maschinenzeichnen.
                           Der Neubau enthält unter anderm einen vom dritten Obergeschoß zum Sockelgeschoß
                              									durchgehenden Lotschacht, der oben an eine Plattform auf dem Dache und unten an die
                              									bergmännische Versuchsstrecke anschließt, im Sockelgeschoß die große bergmännische
                              									Schausammlung und in den drei Obergeschossen die Hörsäle für Mathematik und
                              									Mechanik (Jahnke), für die berg- und maschinentechnischen
                              										(Franke, Tübben, Vater), wirtschafts- und
                              									rechtskundlichen (Reuß, Völkel) Lehrgebiete, für
                              									Mineralogie (Scheibe), Petrographie, Geologie,
                              									Paläontologie, Lagerstättenlehre (Rauff) und
                              									Markscheidekunde (Fuhrmann) nebst den entsprechenden
                              									Lehrmittel-, Schau- und Uebungssammlungen. Von den schon erwähnten
                              									Laboratoriumsgebäuden umfaßt das eine das Laboratorium für Aufbereitung und
                              									Brikettierung (Franke), das Maschinenlaboratorium (Vater) und die Versuchsanlage für Bohr- und
                              									Schrämmaschinen (Tübben), das andere enthält das
                              									chemische Laboratorium (Stavenhagen). Zur
                              									Bergbauabteilung gehört schließlich noch ein Probierlaboratorium (Pufahl), das im obersten Geschoß des benachbarten
                              									Neubaues des metallhüttenmännischen Instituts der Abteilung für Chemie und
                              									Hüttenkunde eingerichtet wird.
                           Der Bergbauabteilung bleibt so der Vorteil gewahrt, daß ihren Studierenden auch in
                              									den vorbereitenden Fächern Vorlesungen geboten werden, die auf die Anforderungen
                              									ihrer bergbaulichen Ausbildung ganz besondere Rücksicht nehmen. Das gilt sowohl für
                              									die Vorlesungen über Mathematik und Mechanik und über Maschinenlehre wie für die
                              									Vorlesungen über die wirtschafts- und rechtskundlichen Fächer.
                           Das Aufhören der im Jahre 1860 gegründeten Berliner Bergakademie als selbständige
                              									Hochschule wird natürlich von vielen Seiten lebhaft bedauert. Doch war ihr Schicksal
                              									in dem Augenblick besiegelt, wo der Entschluß feststand, die Abteilung für
                              									Hüttenkunde an der Technischen Hochschule weiter auszubauen und ihr allein die
                              									Ausbildung der Hüttenleute zu übertragen.
                           In Preußen bleibt nunmehr an Bergakademien bloß noch die Clausthaler Bergakademie
                              									bestehen, deren Angliederung an die Technische Hochschule Hannover aber wohl nur
                              									eine Frage der Zeit ist.
                           E. Jahnke.
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                           K. K. Technologisches Gewerbemuseum Wien. Der soeben
                              									erschienene XXXVIL Jahresbericht der Anstalt über das Schuljahr 1915/16 gibt
                              									Aufschluß über die Organisation der Anstalt, den Zweck und die Frequenz der höheren
                              									Fachschule für Maschinentechnik und der für Elektrotechnik, ferner die
                              									Personalstatistik, die Tätigkeit an den Versuchsanstalten für Papierprüfung, für
                              									Bau- und Maschinenmaterial und der für Elektrotechnik – die für Radiotechnik ist
                              									seit Beginn des Krieges behördlich gesperrt – und endlich Daten über die
                              									Militärdienstleistung des Anstaltpersonals, der Schülerschaft, über die Anstalts-
                              									und Schülerbetätigung an der Kriegsfürsorge unter anderm auch über die errichteten
                              									Spezialkurse für Kriegsbeschädigte, und zwar den elektrotechnischen, den für
                              									Kinooperateure und jenen für Mechaniker.
                           Der Jahresbericht ist auf Wunsch von der Direktion erhältlich.