| Titel: | Elektromobile. | 
| Autor: | Th. Wolff | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 312 | 
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                        Elektromobile.
                        Von Th. Wolff,
                           								Friedenau.
                        WOLFF: Elektromobile.
                        
                     
                        
                           Auf dem Gebiete des Verkehrs- und Beförderungswesens hat die Elektrizität in den
                              									letzten Jahrzehnten die glänzendsten Triumphe gefeiert, und was hier erreicht worden
                              									ist, gehört mit zu den bedeutendsten Erfolgen, die die Elektrotechnik überhaupt zu
                              									verzeichnen hat. Die Elektrisierung der Straßenbahn steht hier an erster Stelle, die
                              									Einführung der Elektrizität in das Förderungswesen der Berg- und Hüttenwerke, die
                              									elektrisch betriebenen Krananlagen, deren sich die Großindustrie in immer wachsendem
                              									Maße bedient, dann vor allem die Elektrisierung der Vollbahnen, die zwar gegenwärtig
                              									noch in ihren Anfängen steckt, aber die besten Erfolge für die Zukunft verspricht,
                              									die so gut verlaufenen Versuche mit elektrischen Schnellbahnen usw., dürften die
                              									Hauptetappen der Elektrizität auf dem Gebiete des Verkehrs- und Beförderungswesens
                              									darstellen. Viel weniger erfolgreich dagegen war die Elektrizität auf einem
                              									Sondergebiet der Verkehrstechnik, das immer mehr an technischer wie
                              									volkswirtschaftlicher Bedeutung gewinnt, auf dem Gebiete des Automobils. Hier hat
                              									sie trotz angestrengten Wettbewerbes dem Benzinmotor bei weitem dem Vorrang lassen
                              									müssen. Von der Gesamtzahl der Automobile, die im Deutschen Reich vor Ausbruch des
                              									Krieges festgestellt wurde, entfallen nur etwa 5 v. H. auf Elektromobile. In allen
                              									anderen Ländern dürfte das Verhältnis ebenso und höchstens noch etwas ungünstiger
                              									für das Elektromobil sein.
                           Die Ursache dieses geringen Erfolges auf jenem Sondergebiete ist lediglich in dem
                              									verhältnismäßig kleinen Aktionsradius des elektromobilen schienenlosen
                              									Kraftfahrzeuges gegenüber dem Benzinmotor zu suchen. Während elektrische Straßen-
                              									und Vollbahnen ihre Energie von einer Zentrale vermittels eines Netzes von Leitungen
                              									zugeführt erhalten und dadurch in ihrer Betriebsfähigkeit praktisch unbeschränkt
                              									sind, muß das nicht an die Schiene gebundene Elektromobil die benötigte Energie
                              									in der Batterie selbst mit sich führen. Hierdurch erlangt es zwar eine größere
                              									Selbständigkeit als die von dem Kraftwerk abhängigen elektrischen Schienenbahnen,
                              									zugleich aber ist es auch in seinem Betriebe zeitlich wie räumlich sehr und oftmals
                              									viel mehr beschränkt, als sich mit den Anforderungen des Verkehrswesens der Neuzeit
                              									verträgt. Die Batterie eines Elektromobils gestattet selbst bei den
                              									leistungsfähigsten Wagen dieser Art immer nur einen Aktionsradius von etwa 80 km,
                              									eine Beschränkung, durch die das Elektromobil von einem Hauptgebiete des neueren
                              									Automobilfahrwesens, von den Fernfahrten, von vornherein vollständig ausgeschlossen
                              									ist und hier dem Benzinautomobil gegenüber, das zeitlich wie räumlich kaum eine
                              									Grenze seiner Betriebsfähigkeit kennt, fast völlig konkurrenzunfähig wird. Immerhin
                              									bleibt dem Elektromobil auch bei dieser Beschränkung noch ein bedeutendes Feld
                              									seiner Betätigung und Verwendung übrig, das. sogar gegenwärtig in ständiger
                              									Erweiterung und Entwicklung begriffen ist, und es dürfte angebracht sein, einen
                              									Blick auf das Gebiet der heutigen Verwendung des Elektromobils wie auch auf seine
                              									ferneren Verwendungsmöglichkeiten zu werfen.
                           Von vornherein wird das Elektromobil in jeder Gestalt und Verwendung infolge des
                              									beschränkten Aktionsradius auf das engere Verkehrsgebiet des städtischen Weichbildes
                              									verwiesen. Hier, wo der Aktionsradius von 80 km für die meisten praktischen Zwecke
                              									ausreicht, kommen die Vorzüge des elektrischen Wagens, die in der größeren
                              									Zuverlässigkeit und Betriebsicherheit, ferner in dem geräuschloseren und ruhigeren
                              									Laufe, vor allem aber in seiner völligen Geruchlosigkeit bestehen, dem
                              									Benzinautomobil gegenüber auf das Vorteilhafteste zur Geltung. Gerade diese Vorzüge
                              									machen das Elektromobil zu einem ausgezeichneten städtischen Kraftfahrzeug, und es dürfte dahin
                              									kommen, daß es hier das rauchende, riechende und geräuschvolle Benzinautomobil, das
                              									bereits jetzt die bedenklichsten Begleiterscheinungen für die Hygiene der Städte im
                              									Gefolge hat, mehr und mehr verdrängt. Solche bedenklichen hygienischen
                              									Begleiterscheinungen waren es, die seinerzeit die qualmende Dampfstraßenbahn wieder
                              									aus den Städten verbannten und die elektrische Straßenbahn zur Alleinherrscherin
                              									machten, und die gleichen Umstände dürften über kurz oder lang auch zu einer ganz
                              									entschiedenen Einschränkung des Verkehrs der Benzinautomobile in den Städten führen
                              									und damit dem Elektromobil die Wege ebenen. In Berlin ist das praktisch bereits
                              									durch die bekannte Verfügung des Polizeipräsidenten in Erscheinung getreten,
                              									derzufolge Automobildroschken mit Explosionsmotor vorderhand nicht weiter
                              									eingestellt werden dürfen. Eine Reihe anderer Großstädte hat ähnliche Verfügungen
                              									getroffen, und es ist anzunehmen, daß auch weiterhin Maßregeln zu einer solchen
                              									Regelung des öffentlichen städtischen Automobilverkehrs getroffen und aufrecht
                              									erhalten werden. So steht gegenwärtig die Elektromobildroschke nahezu ebenbürtig
                              									neben ihrer benzinbetriebenen Kollegin, und es ist zu erwarten, daß die weitere
                              									Entwicklung des städtischen Verkehrswesens der Elektromobildroschke in immer
                              									entschiedenerer Weise den Vorzug geben wird. Um diesen Entwicklungsgang zu
                              									beschleunigen, hat die Elektromobilindustrie alle Ursache, dem Bau elektrischer
                              									Droschken weiterhin größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Technische Verbesserungen auf
                              									diesem Gebiete dürften sich einmal glänzend bezahlt machen.
                           Außer der Droschke finden aber auch alle anderen Arten elektromobiler Fahrzeuge
                              									innerhalb der Grenzen des städtischen Weichbildes einen sehr erfolgreichen
                              									Wirkungskreis, wo sie mit dem Benzinautomobil durchaus in Wettbewerb treten können.
                              									Zunächst das Privat- und Luxusautomobil, der elektromobile Stadtwagen, dem seiner
                              									größeren Betriebs- und Verkehrssicherheit wegen in vielen Fällen der Vorzug vor dem
                              									Benzinauto gegeben wird, besonders seitens älterer Wagenbesitzer, dann aber auch der
                              									elektromobile Geschäfts- und Lieferungswagen für die gewerblichen Zwecke der großen
                              									Geschäfts- und Warenhäuser und anderer Betriebe, die ständig Warenbeförderungen
                              									innerhalb der Stadt auszuführen haben, endlich auch der leichtere Lastwagen für
                              									Belastungen bis zu 2000 kg. Der elektromobile Geschäfts- und Lastwagen hat sich
                              									durchaus bewährt, und eine Reihe von Firmen, die mit dem Benzinwagen für ihre
                              									Beförderungs- und Lieferungszwecke wenig zufriedenstellende Erfahrungen gemacht
                              									hatten, ist zum Elektromobil übergegangen und hierbei geblieben. Innerhalb der
                              									Stadt, wo also immer nur verhältnismäßig kurze Beförderungsstrecken in Betracht
                              									kommen, ist nämlich der Benzinmotor deswegen ein unzweckmäßiges gewerbliches
                              									Beförderungsmittel, weil bei solchen Verhältnissen die hohe Leistungsfähigkeit und
                              									die sonstigen Vorteile dieses Beförderungsmittels nicht genügend ausgenutzt werden
                              									können, so daß sich der Betrieb hier teuerer als andere Betriebsarten stellt. Der
                              									Benzinwagen bedarf immer möglichst weiter Strecken, die ihn weit über die
                              									Grenzen der Stadt hinausführen, sowie ununterbrochener und möglichst pausenloser
                              									Arbeitsweise, wenn er befriedigende wirtschaftliche Ergebnisse herbeiführen soll.
                              									Während er sich beispielsweise bei Beförderungen nach Vororten sehr gut bewährt und
                              									in solchen Fällen von vielen Firmen mit gutem wirtschaftlichen Erfolge für
                              									Lieferungs- und ähnliche Zwecke betrieben wird, hat er bei der Warenlieferung
                              									innerhalb der Stadt in der Mehrzahl der Fälle Fiasko gemacht. Gerade in solchen
                              									Fällen aber findet das Elektromobil ein seiner Natur sehr entsprechendes
                              									Arbeitsfeld, und es erweist sich hier nicht nur als ein schnelles, gewandtes und
                              									zuverlässiges Beförderungsmittel, das eine ganze Reihe betriebstechnischer Vorteile
                              									aufzuweisen hat, sondern es arbeitet hier auch wirtschaftlich mit bestem Erfolge,
                              									und zwar in vielen Fällen billiger als das Pferdegespann und ebenso auch als der
                              									Benzinmotor. Nach den genauen Aufzeichnungen einer Reihe gewerblicher Betriebe, die
                              									Elektromobile für Beförderungs- und Lieferungszwecke unterhalten, stellen sich die
                              									jährlichen Betriebskosten eines Wagens von 1500 kg Tragfähigkeit und bei einer
                              									Wegestrecke von rund 20000 km auf etwa 6800 M; hierbei betragen die Kosten für 1
                              									t/km 22,5 Pf. Auf ungefähr ebensoviel beliefen sich die Kosten bei einem Lastwagen
                              									mit Edisonbatterie, der eine Tragfähigkeit von 2000 kg hatte und rund 15000 km
                              									jährlich zurücklegte; die Jahreskosten dieses Wagens waren 7100 Mark, die Kosten für
                              									1 t/km mithin etwa 23,7 Pf., also nur wenig mehr als in dem vorerwähnten Falle.
                              									Ungefähr die gleichen Ergebnisse wurden in zahlreichen anderen Fällen erzielt. Beim
                              									Pferdegespann dagegen stellen sich erfahrungsgemäß die Kosten für 1 t/km auf 30 bis
                              									38 Pf., beim Benzinmotorwagen in gleichartigen Fällen sogar auf 40 bis 50 Pf.,
                              									während bei schweren Lasten über weite Strecken, die eine volle Ausnutzung der hohen
                              									Leistungsfähigkeit des benzinbetriebenen Motorlastwagens gestatten, aber auch nur in
                              									solchen Fällen, die Kosten für 1 t/km 22 Pf. betragen, also geringer als beim
                              									Pferdebetriebe sind. Aus diesem Vergleich ergibt sich, daß das Elektromobil bei
                              									Warenbeförderungen innerhalb der Stadt durchweg billiger arbeitet als das
                              									Benzinautomobil und in vielen Fällen sogar auch billiger als das Pferdegespann.
                              									Seinen betriebstechnischen Eigenschaften wie auch seinen wirtschaftlichen
                              									Ergebnissen nach hat also der elektromobile Geschäfts- und Lastwagen alle Aussicht,
                              									ebenfalls ein günstiges und erfolgreiches Arbeitsfeld innerhalb der Stadt zu
                              									finden.
                           Schwierigkeiten für den Betrieb von Elektromobilen machte bisher auch in der Stadt
                              									die Unterbringung solcher Wagen, besonders wo es sich um den Betrieb und die
                              									Unterbringung eines einzelnen Wagens, gleichviel ob Privatwagen, Droschke oder
                              									Geschäftswagen, handelte. Beim Benzinwagen macht die Unterbringung so gut wie keine
                              									Umstände, denn für einen solchen Wagen kann schließlich jeder Raum ohne viel
                              									Umstände eingerichtet werden, wenn nur genügend Platz für bequeme Unterkunft des
                              									Wagens vorhanden ist, die Ein- und Ausfahrt leicht von statten geht und der Wagen
                              									vor den Einflüssen der Witterung genügend geschützt ist. Anders beim Elektromobil. Dieses macht
                              									vor allem die Schwierigkeit, daß der Unterbringungsraum mit einer Ladestelle
                              									versehen sein muß, ohne die sich der Betrieb verhältnismäßig teuer und.
                              									beispielsweise auch viel teurer als in den vorerwähnten Fällen stellen würde. Eine
                              									Ladestelle ist aber immer eine umfangreiche und kostspielige Anlage, und besonders
                              									im kleinen, also etwa den Bedürfnissen eines einzelnen Wagens entsprechenden
                              									Maßstabe sind die Unterhaltungskosten einer solchen Anlage verhältnismäßig hoch. Ist
                              									jedoch eine größere Anzahl von Wagen unterzubringen, so sinken die Kosten der
                              									Unterbringung infolge wirtschaftlicherer Ausnutzung des elektrischen Stromes für den
                              									einzelnen Wagen ganz bedeutend. Infolge der Umstände und Kosten der Unterbringung
                              									einzelner Wagen konnte bisher die Einführung des Elektromobils für den Einzelbetrieb
                              									trotz seiner erheblichen Vorteile für den Stadtverkehr doch nur langsam von statten
                              									gehen. Besonders Elektromobildroschken konnten bisher nur von großen
                              									Betriebsgesellschaften, die eine große Anzahl von Wagen unterhalten und für diese
                              									eigene große Anlagen mit entsprechenden Ladestellen haben, betrieben werden, während
                              									es bei der Benzindroschke ziemlich umgekehrt ist und solche Wagen viel mehr von
                              									einzelnen Droschkenführern, die zugleich Besitzer des Wagens sind, den sogenannten
                              									Selbstfahrern, als von Betriebsgesellschaften betrieben werden.
                           Die Schwierigkeiten in der Unterbringung einzelner Wagen sind jetzt in glücklichster
                              									Weise behoben worden durch eine Einrichtung, die in der mietsweisen Unterbringung
                              									einzelner Wagen besteht. In Berlin hat die Norddeutsche
                                 										Automobil- und Motoren-A.-G., die bekannte Firma für den Bau von
                              									Elektromobilen, eine solche Anlage eingerichtet, deren praktischer Wert darin
                              									besteht, daß sie die Unterbringungskosten auch für den Besitzer eines einzelnen
                              									Wagens ganz bedeutend ermäßigt, so daß sich für ihn die Kosten nicht höher als im
                              									Großbetriebe stellen. Die Anlage ist für die Unterbringung von etwa 30 Wagen
                              									eingerichtet und mit allen Einrichtungen versehen, die die sorgfältige Aufbewahrung
                              									und Wartung der Wagen erfordert. Der Besitzer eines elektrischen Wagens, der sich
                              									dieser Einrichtung bedient, hat also überhaupt nicht mehr nötig, für eine eigene
                              									Unterbringung Sorge zu tragen; der Wagen steht, wenn er nicht im Gebrauch ist, in
                              									dem Mietsraume, und ein einfacher Anruf mittels Fernsprechers genügt, um zu
                              									veranlassen, daß der Wagen in wenigen Minuten nach der Wohnung seines Besitzers
                              									gebracht wird. Aufbewahrung, Reinigung, Ausbesserung und sonstige Instandhaltung
                              									sowie natürlich auch die Ladung wird von der Firma besorgt, die dem Wagenbesitzer
                              									auch den Wagenführer zur Verfügung stellt. Für die vollständige Unterbringung eines
                              									Wagens, also für Unterkunft, Oelung, Reinigung, Gummiersatz sowie Verbrauch aller
                              									sonstigen Materialien, Kraftverbrauch und Führerlohn, also überhaupt für alles, was
                              									zum Betriebe des Fahrzeuges notwendig ist, bezahlt der Wagenbesitzer monatlich eine
                              									Pauschalsumme von 300 M, sowie für jedes zurückgelegte Kilometer Fahrt den
                              									Betrag von 25 Pf. Dieser Tarif gilt jedoch nur für Privat- bzw. Personenwagen; für
                              									Lastwagen wird keine Pauschalsumme, sondern lediglich ein Betrag von 40 Pf. für 1 km
                              									Wagenfahrt erhoben. Die Einrichtung hat sich gut bewährt und wird sehr lebhaft in
                              									Anspruch genommen, besonders auch seitens der Geschäftswelt, die auf diese Weise auf
                              									denkbar bequemste und billigste Art für die Unterhaltung ihrer Wagen sorgt. Die
                              									Einrichtung dürfte dazu bestimmt sein, die Verwendung von Elektromobilen zu
                              									erleichtern und damit auch gleichzeitig zu fördern. Weitere Einrichtungen dieser Art
                              									sollte sich die Elektromobilindustrie angelegen sein lassen.
                           Die bedeutendsten Erfolge sowohl in betriebstechnischer wie in wirtschaftlicher
                              									Hinsicht, Erfolge, in denen das Elektromobil geradezu einzig allen anderen
                              									Betriebsarten gegenüber dasteht, hat dieses jedoch in einigen Sondertätigkeiten des
                              									städtischen Beförderungswesens errungen, nämlich auf den Gebieten des
                              									Feuerlöschwesens und der Krankenbeförderung. Hier hat der elektrische Wagen eine
                              									ausgesprochene Ueberlegenheit nicht nur über das Pferdegespann, sondern auch über
                              									jede andere Art motorischer Beförderung, Benzinautomobil wie Dampfwagen, erwiesen,
                              									und damit auf diesem Sondergebiete der Industrie elektrischer Wagen die
                              									verheißungsvollsten Aussichten erschlossen, so daß es angebracht sein dürfte, auf
                              									diese Verwendungsarten des Elektromobils und auf die Erfolge, die es hier bisher
                              									erzielt hat, des näheren einzugehen.
                           Sei zunächst das Elektromobil im Dienste des Feuerlöschwesens betrachtet. Der
                              									Feuerwehrwagen gehört zu den wichtigsten städtischen Beförderungsmitteln, von dem
                              									mehr als von anderen öffentlichen Fahrzeugen Betriebssicherheit, Zuverlässigkeit,
                              									stete Dienstbereitschaft und Schnelligkeit verlangt werden. Seit daher das Automobil
                              									überhaupt in stärkerem Maße in den Dienst des praktischen Beförderungswesens
                              									eintrat, wurde in den großstädtischen Verwaltungen der Gedanke erwogen, die großen
                              									und wertvollen fahrtechnischen Eigenschaften des Automobils, das ja dem
                              									Pferdegespann in so mannigfacher Hinsicht überlegen ist, in den Dienst des
                              									Feuerlöschwesens zu stellen. Allen voran ging in dieser Hinsicht die Stadt Hannover,
                              									die schon vor etwa 15 Jahren den ersten automobilen Löschzug einführte und damit zum
                              									Pionier für alle anderen Großstädte wurde. Es war zunächst aber nicht der
                              									elektrische Wagen, der zur Automobilisierung der Feuerwehrbeförderung verwandt
                              									wurde, vielmehr trat auch hier zunächst der Benzin wagen, dann aber auch der
                              									Dampfwagen in den Vordergrund des Interesses. Allmählich aber trat der Benzinwagen
                              									in dem Wettbewerbe für den Dienst der automobilen Löschbeförderung zurück,
                              									einerseits der Feuergefährlichkeit wegen, die gerade hier verhängnisvoll werden
                              									konnte, andererseits aber auch des Umstandes wegen, daß der Benzinwagen infolge
                              									seiner konstruktiven Eigentümlichkeit weder den Einbau von Dampfspritzen und
                              									Pumpwerken, noch die Anbringung von Stock- und Hakenleitern, wie sie zur Ausrüstung
                              									des Löschwagens gehören, gestattete, endlich wohl auch deswegen, weil der Benzinmotor doch
                              									noch nicht die ganz unbedingte Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit aufweist, wie
                              									sie für die Fahrzeuge der Feuerwehren natürlich mehr als für jedes andere
                              									Beförderungsmittel nötig ist. So schien für die Automobilisierung der
                              									Feuerwehrbeförderung nur der Dampfwagen in Betracht zu kommen, der betriebstechnisch
                              									zufriedenstellend arbeitete, konstruktiv sich allen Anforderungen des Löschwesens
                              									anpaßte und wirtschaftlich sehr günstige Ergebnisse erzielte. Eine Zeitlang
                              									beherrschte der Dampfwagen wohl bei allen Feuerwehren, die sich mit der Umwandlung
                              									des Pferdebetriebes in Kraftbetrieb befaßten, das Feld. Dann aber erhielt er einen
                              									Gegner in Gestalt des elektrischen Löschwagens. Die Elektromobilindustrie hatte im
                              									Bau automobiler Fahrzeuge bedeutende Erfahrungen und Fortschritte gemacht und
                              									brachte jetzt Typen auf den Markt, die sich den früheren Versuchswagen mit
                              									elektrischem Antrieb, die vielfach ein böses Fiasko zu verzeichnen hatten, ganz
                              									bedeutend überlegen erwiesen. Von vornherein mußte der neue Kraftwagen besonders für
                              									den Dienst des Löschwesens geeignet erscheinen, weil ihn dazu verschiedene
                              									Eigenschaften, wie die leichte Instandhaltung, die sofortige Betriebsbereitschaft,
                              									die außerordentliche Zuverlässigkeit und endlich auch die Billigkeit des Betriebes
                              									bestimmten. Infolge dieser Eigenschaften trat der elektromobile Löschwagen alsbald
                              									in Wettbewerb mit dem Dampfwagen bei fast allen Feuerwehren mit Kraftbetrieb, und in
                              									den jahrelangen Versuchen, die hier mit beiden Arten von Löschfahrzeugen angestellt
                              									wurden, erwies der elektrische Wagen eine bedeutende Ueberlegenheit auch über den
                              									Dampfwagen.
                           Einen interessanten und wertvollen Beitrag zu dem Wettbewerb zwischen Dampfwagen und
                              									Elektromobil im Dienste des Löschwesens bildet der Bericht der Berliner
                              									Branddirektion über die bei der Berliner Feuerwehr vorgenommenen Versuche mit
                              									Kraftfahrzeugen. Die Vorgeschichte dieses Berichtes ist folgende: Im Jahre 1906
                              									stellte die Stadt Berlin der Feuerwehrinspektion den Betrag von 50000 M zur
                              									Verfügung zwecks Vornahme von Versuchen über die Verwendbarkeit des Automobils für
                              									den Feuerlöschdienst und zur Prüfung der Frage, welche Betriebskraft die für diese
                              									Zwecke geeignetste sei. Von vornherein drehte sich die Frage nur um Dampfmotoren und
                              									Elektromotoren. Benzinwagen wurden aus den angeführten Gründen ausgeschieden. Es
                              									wurden 40000 M bewilligt für den Bau von schweren Löschfahrzeugen, und zwar eines
                              									Dampfwagens und eines Elektromobils, und weitere 10000 M für die Durchführung der
                              									Versuche bereitgestellt. Zwecks Erlangung einwandfreier Prüfungsergebnisse wurden
                              									nun mit beiden Wagen Probefahrten von Berlin aus nach Potsdam, Dresden, Stettin und
                              									noch anderen Orten unternommen, wobei jeder Wagen bei einer Fahrt durchschnittlich
                              									104 Kilometer zurücklegte. Mit dem Elektromobil wurden dieserart in einer einzigen
                              									Woche 986 km zurückgelegt, d.h. beinahe eben so viel, wie ein bespannter Berliner
                              									Löschzug durchschnittlich im ganzen Jahre leistet. Das Ergebnis der angestellten
                              									Prüfungsfahrten war, daß beide Fahrzeuge, Dampfwagen und Elektromobil, im
                              									Betriebe sich ganz erheblich billiger stellten als der bespannte Löschwagen, daß
                              									andererseits aber das Elektromobil sich sowohl wirtschaftlich wie betriebstechnisch
                              									dem Dampfwagen noch wesentlich überlegen erwies. Der elektrische Wagen zeigte sich
                              									im Betriebe als wesentlich leichter, zuverlässiger und billiger als der Dampfwagen
                              									und hatte auch viel weniger Betriebsstörungen als jener aufzuweisen. Mehrfach
                              									angestellte Messungen ergaben, daß der zu den Versuchen verwandte elektrische Wagen,
                              									ein Lohner-Porsche-Wagen, sehr
                              									wenig Strom verbrauchte; das mit 4,5 t vollbelastete Fahrzeug durchlief auf ebener,
                              									asphaltierter Straße eine Meßstrecke von 200 m in 19 Sekunden mit dem Winde und in
                              									21 Sekunden gegen den Wind, also durchschnittlich in 20 Sekunden. Hierbei wurden
                              									verbraucht 61 Amp. mit dem Winde und 65 Amp. gegen den Wind, im Mittel sonach 63
                              									Amp. bei einer Spannung von 145 Volt. Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges stellte
                              									sich auf 36 km in der Stunde, der Energieverbrauch auf 56,4 Wattstunden für das
                              									t/km.
                           Die jährlichen Betriebs- und Unterhaltungskosten eines Löschwagens betragen bei
                              									Verwendung von
                           
                              
                                 bespanntem Wagen
                                 4320 M,
                                 
                              
                                 Dampfwagen
                                 1731 M,
                                 
                              
                                 Elektromobilen
                                 1205 M.
                                 
                              
                           Diese Angaben sind, wie beim Pferdebetriebe, das
                              									Durchschnittsergebnis auf Grund langjähriger genauer Notierungen, beim Dampfwagen
                              									und Elektromobil dagegen das Ergebnis, das während des Versuchsjahres gewonnen und
                              									seitdem durch die erfolgte Einführung elektrischer Löschzüge bestätigt wurde. Nach
                              									dieser Gegenüberstellung der Kosten der beiden Betriebsarten muß der elektrische
                              									Betrieb also auch in wirtschaftlicher Hinsicht entschieden bevorzugt werden, denn er
                              									stellt sich für das einzelne Fahrzeug und Jahr um 525 M billiger als der Dampfwagen,
                              									was, auf den Gesamtbetrieb der Berliner Feuerwehren berechnet, etwa 40000 M für das
                              									Jahr ausmachen würde. Die Ersparnis dagegen, die durch Umwandlung des
                              									Pferdebetriebes der gesamten Berliner Feuerwehr in elektrischen Betrieb zu erzielen
                              									ist, beläuft sich, nach den Ersparnissen an dem einzelnen Wagen berechnet, auf über
                              									220000. M für das Jahr.
                           Aus den Ergebnissen des Versuchsjahres schloß die Branddirektion, daß es zweckmäßig
                              									ist, für den inneren Stadtbetrieb und für nachbarliche Hilfeleistung in den
                              									unmittelbar angrenzenden Vororten Löschzüge mit elektrischem Antriebe zu wählen; um
                              									jedoch im Notfalle auch auf weitere Entfernungen Hilfe senden zu können, wurde
                              									empfohlen, daneben einige Ersatzwagen mit Dampfbetrieb bereit zu halten.
                           Infolgedessen entschloß sich die Stadt Berlin alsbald zur Anschaffung eines aus vier
                              									elektrisch betriebenen Fahrzeugen bestehenden Löschzuges, der als Feuerwache IV in
                              									der Schönlankerstraße stationiert wurde. Nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden
                              									Mittel soll die weitere Elektromobilisierung der gesamten Berliner Feuerwehren
                              									vorgenommen werden. Die hier niedergelegten Ergebnisse decken sich übrigens
                              									vollständig mit den
                              									Betriebsergebnissen, die in anderen Großstädten schon seit Jahren gemacht worden
                              									sind. In Hannover beispielsweise betragen die an jedem Fahrzeuge eines seit etwa
                              									zehn Jahren im Dienste befindlichen elektro-mobilen Löschzuges jährlich erzielten
                              									Ersparnisse durchschnittlich über 3000 M gegenüber dem Pferdegespann. Aehnlich sind
                              									die Betriebsergebnisse auch in anderen Städten wie Chemnitz, Köln, Essen, Hamburg,
                              									Magdeburg, Wien usw., die alle schon seit Jahren zum automobilen Löschzuge
                              									übergegangen sind. Ueberall hat sich auch die Tatsache ergeben, daß der elektrische
                              									Betrieb nicht nur billiger als der Pferdebetrieb, sondern auch billiger als der
                              									Dampfbetrieb ist.
                           Diese Ergebnisse bedeuten eine Ueberlegenheit des Elektromobils über jede Art von
                              									Automobilen auf dem Gebiete des Feuerwehrfuhrwesens und erschließen damit der
                              									Elektrotechnik wie auch der Elektroindustrie ein aussichtsreiches Feld, das es zu
                              									bearbeiten gilt.
                           Aehnlich wie auf dem Gebiete der Feuerwehrbeförderung liegen die Verhältnisse auch
                              									auf dem Gebiete der Krankenbeförderung, bei der jetzt ebenfalls das Elektromobil
                              									erfolgreich an Stelle des Pferdebetriebes tritt, besonders in den Orten, in denen
                              									elektrische Löschzüge bereits vorhanden sind, und in denen zugleich das Löschwesen
                              									mit der kommunalen Krankenbeförderung verbunden ist.
                           Gerade als Krankenwagen weist das Automobil eine große Anzahl wertvoller Vorzüge
                              									gegen das Pferdegespann auf, ein Umstand, der dem Motorwagen auch auf diesem
                              									Sondergebiete mit Sicherheit eine große Zukunft und baldige Zunahme seiner
                              									Verwendung in Aussicht stellt. Für den Krankenwagen gilt das gleiche wie für alle
                              									anderen Arten von Beförderungsfahrzeugen. Während für Krankenbeförderung über große
                              									Entfernungen nur das Benzinautomobil in Betracht kommt und hierbei auch bereits
                              									tätig ist, hat sich für die öffentliche Krankenbeförderung innerhalb der
                              									Gemeindegrenzen der elektrisch betriebene Wagen als die zweckmäßigste und
                              									wirtschaftlich vorteilhafteste Form der Krankenbeförderung erwiesen. Besonders die
                              									Gemeinden, die bereits elektromobile Feuerwehren eingestellt haben, gehen jetzt
                              									allgemein auch zur Einführung des elektromobilen Krankenwagens über, da, wie bereits
                              									gesagt, die öffentliche Krankenbeförderung zumeist mit den Feuerwehren verknüpft ist
                              									und der automobile Krankenwagen sich daher leicht und praktisch an den Dienst des
                              									Automobillöschzuges angliedern läßt. In dieser Weise haben bereits die Gemeinden
                              									Hannover, Leipzig, Hamburg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Schöneberg- und auch
                              									Berlin, mit der Einstellung elektromobiler Krankenwagen begonnen.
                           Der zunächst in Betracht kommende Vorzug des automobilen Krankenwagens gegenüber dem
                              									Pferdegespann besteht nach den Erfahrungen der Gemeinden vor allem in der sofortigen
                              									Betriebsbereitschaft und der größeren Schnelligkeit. Wie die Verwaltungstelle für
                              									die Krankenbeförderung der Gemeinde Wilmersdorf dem Verfasser mitteilte, schafft das
                              									dortige Krankenautomobil nach den seit einigen Jahren gemachten Erfahrungen
                              									mehr als zwei Pferdegespanne. Noch wertvoller aber ist, vom rein sanitären
                              									Standpunkte aus betrachtet, der Umstand, daß der Kranke vermittels des Motorwagens
                              									erheblich schneller nach dem Krankenhause gelangt und dort die geeignete Behandlung
                              									erfährt. Können doch unter Umständen an einigen Minuten früherer oder späterer
                              									Ankunft Leben und Gesundheit des Kranken abhängen, wie etwa in Fällen eiliger
                              									Operationen. Ein weiterer Vorzug des Krankenelektromobils vor dem Pferdegespann
                              									besteht in dem ruhigen und sanften Lauf, der auch noch ruhiger und sanfter ist als
                              									beim Benzinautomobil. Charakteristisch für diese wertvolle Eigenschaft des
                              									Krankenelektromobils ist ein kleines Erlebnis, das seiner Zeit der Polizeipräsident
                              									von Schöneberg hatte. Die genannte Gemeinde hatte ein Krankenelektromobil eingeführt
                              									und der Polizeipräsident ließ sich den Wagen zur Besichtigung vorführen. Das
                              									schmucke Fahrzeug machte den Wunsch in ihm rege, einmal eine Fahrt mit dem Wagen zu
                              									machen, und er stieg mit seinem Begleiter ein. Da es ihm jedoch sehr lange zu dauern
                              									schien, ehe sich der Wagen in Bewegung setzte, fragte er seinen Begleiter; „Ja,
                                 										warum fahren wir denn noch nicht!“ Der Gefragte lachte und antwortete:
                              										„Wir fahren schon längst und sind gleich am Ziel.“ Der Wagen war also so
                              									ruhig und sanft gefahren, daß von dem Fahren überhaupt nichts gemerkt wurde, ein
                              									kleiner Irrtum, der allerdings durch das Asphaltpflaster der Straße sowie durch die
                              									undurchsichtigen Milchglasscheiben des Wagens begünstigt wurde.
                           Was die Kostenfrage anbetrifft, so ist ohne weiteres klar, daß sich der Betrieb des
                              									Krankenelektromobils gerade wie der des elektromobilen Löschzuges entschieden
                              									billiger stellen muß als der Pferdebetrieb. Wie der Löschwagen so arbeitet auch der
                              									Krankenwagen nicht dauernd und regelmäßig wie die eigentlichen Arbeitsfuhrwerke,
                              									sondern immer nur in größeren Zwischenräumen und auch dann nur in einer
                              									verhältnismäßig kurzen Zeit, meist nur anläßlich eines Unfalls. Während der Zeit, in
                              									der das Fahrzeug nicht in Betrieb ist, die die Zeit der Arbeit gewöhnlich bedeutend
                              									übertrifft, findet auch kein Kraftverbrauch statt, macht der Wagen auch keine
                              									unmittelbaren Betriebskosten. Das Pferdefuhrwerk dagegen erfordert, auch wenn es
                              									nicht arbeitet, stets die gleichen Kosten wie bei ständiger und fortlaufender
                              									Arbeit. Während daher bei den eigentlichen Arbeitsfuhrwerken die Kostenfrage ebenso
                              									oft zugunsten des Pferdegespannes wie des Motorwagens ausfällt, muß sie bei
                              									Feuerwehrund Krankenwagen notwendigerweise immer zugunsten des Automobils ausfallen.
                              									Nach dem Verwaltungsbericht der Berliner Feuerwehr stellen sich die Kosten des
                              									gefahrenen Kilometers bei dem elektromobilen Löschzuge auf 371/4 Pf., beim
                              									Pferdegespann aber auf 3,86 M; sie sind also bei diesem über zehnmal höher. Ungefähr
                              									ebenso dürfte sich auch beim Krankenwagenbetrieb das Kostenverhältnis zwischen
                              									Motorwagen und Pferdegespann stellen. Die reinen Betriebskosten für ein
                              									Krankenelektromobil stellen sich nach den Aufzeichnungen der Krankenbeförderung der
                              									Gemeinde Wilmersdorf auf etwa 500 M für das Jahr, darunter etwa 300 M für Stromverbrauch
                              									und 200 M andere Kosten. Hierzu treten allerdings noch die Kosten für zwei
                              									Versicherungen, eine gegen Haftpflicht, die andere gegen Beschädigung, von je 500 M,
                              									so daß die gesamten Unterhaltungskosten rund 1600 Mark für das Jahr betragen. Bei
                              									dieser Kostensumme leistet aber, wie bereits hervorgehoben, der elektrische Wagen
                              									das Doppelte eines Pferdegespannes.
                           Die elektromobilen Krankenwagen der Gemeinden haben einen Aktionsradius von 80 km,
                              									der für die in Frage kommenden Zwecke vollkommen ausreichend ist, es ist jedenfalls
                              									kein einziges Mal vorgekommen, daß der Wagen infolge Erschöpfung stehen geblieben
                              									wäre. Allerdings wird überall dafür gesorgt, daß ein solcher Fall garnicht erst
                              									eintreten kann. Die Wagen werden nach jeder Fahrt, mindestens jedoch einmal täglich,
                              									nachgesehen, genau wie die elektromobilen Löschwagen. Ist die Spannung bis auf 82
                              									Volt gesunken, so wird neu geladen, eine Maßregel, die gegen jedes Versagen der
                              									Wagen schützt. In dieser Weise findet jedenfalls in Wilmersdorf der
                              									Krankenautomobilbetrieb statt, in den anderen Gemeinden, die solche Wagen eingeführt
                              									haben, dürfte es ähnlich sein. Die Ladung erfolgt durch die eigene Ladestation der
                              									Feuerwehren.
                           Es sei noch auf eine andere Verwendung des Elektromobils im Dienste des kommunalen
                              									Beförderungswesens hingewiesen, nämlich auf die elektromobilen Spreng- und
                              									Kehrwagen, wie sie jetzt von verschiedenen Gemeinden eingeführt werden und die sich
                              									bisher ebenfalls bestens bewährt haben. So hat die Stadt Berlin seit einigen Jahren
                              									eine elektrische Straßenwaschmaschine im Gebrauch, die gegenüber den bisher üblichen
                              									von Pferden gezogenen Maschinen dieser Art wesentliche Vorteile an den Tag gelegt
                              									hat. Die Maschine ist auf der Vorderseite als Sprengmaschine eingerichtet, während
                              									eine hinten angebrachte Walzenbürste das Zusammenkehren des angefeuchteten
                              									Straßenkehrichts und zugleich das Waschen der Straßen besorgt, eine Verbindung
                              									verschiedener Arbeiten, die sich in so einfacher, praktischer und handlicher Weise
                              									weder beim Pferdegespann noch beim Benzinwagen erreichen ließ. Die Maschine wird
                              									durch zwei Motoren von je 4 PS angetrieben, die Batterie enthält 40 Zellen, die
                              									einen Strom von 140 Volt erzeugen. Die Batterie reicht für eine zehn- bis
                              									fünfzehnstündige ununterbrochene Arbeit aus, nach der die Neuladung bzw.
                              									Auswechselung der Batterie erfolgt. Die Maschine hat ungefähr die dreifache Leistung
                              									einer pferdebespannten Maschine; während mit letzterer in einer Schicht nur etwa
                              									35000 bis 40000 m2 Straßenfläche gereinigt werden
                              									können, ist es möglich, mit der elektrischen Maschine in der gleichen Zeit ungefähr
                              									75000 bis 100000 Quadratmeter verkehrssicher zu reinigen. Diese hohe Leistung
                              									gewährt zugleich wirtschaftlich günstigere Ergebnisse, was allerdings mit dadurch
                              									bedingt wird, daß die Ladung der Maschine in eigenen Ladestationen der Stadt
                              									erfolgen kann. Wo solche nicht vorhanden sind, stellt sich der Betrieb naturgemäß
                              									teurer, und das ist der Grund, warum derartige Maschinen und Fahrzeuge nicht so
                              									schnell weiteren Eingang finden, wie es bei ihren Vorzügen eigentlich der Fall sein
                              									müßte. Immerhin gehen jetzt die größeren Gemeinden vielfach zur Einführung solcher
                              									Betriebsfahrzeuge für kommunale Zwecke über, besonders überall dort, wo durch das
                              									Vorhandensein elektrischer Feuerwehren die Bedingungen für die Einführung auch
                              									solcher Maschinen bereits gegeben sind. Einige Vorortgemeinden Berlins, so
                              									Schöneberg und Charlottenburg, haben sich dem Berliner Vorbilde angeschlossen und
                              									bereits ebenfalls elektromobile Spreng- und Waschwagen eingeführt, andere größere
                              									Städte im Reiche ebenfalls.
                           Endlich wollen wir noch ein Fahrzeug erwähnen, das eine sehr bemerkenswerte
                              									Verbindung von Benzinautomobil und Elektromotor darstellt. Das Fahrzeug, um das es
                              									sich hier handelt, ist ein Transportautomobil, das sich die Wasserwerke der Stadt
                              									Nürnberg haben bauen lassen und das für die Transport- und sonstigen Zwecke des
                              									Wasserwerkbetriebes eingerichtet ist und dadurch von der Type des gewöhnlichen
                              									Lastautomobils wesentlich abweicht. Der Wagen, den wir in Abb. 1 u. 2 wiedergeben, ist sehr lang
                              									gebaut (Radstand 4,8 m) und mit einem starken Benzinmotor von 40 PS für den
                              									Fahrantrieb versehen. Das Wesentlichste am Wagen besteht jedoch darin, daß in den
                              									Wagen, und zwar unterhalb des Führersitzes eine Dynamomaschine eingebaut ist, die
                              									durch den Benzinmotor betrieben wird und durch eine Zahnkette mit der hinter der
                              									Kupplung sitzenden Welle verbunden ist. Der Wagen dient zum Transport von Röhren,
                              									Bauhölzern und sonstigem Bau- und Installationsmaterial und ist vor allem dazu
                              									bestimmt, in Fällen von Rohrbruch, Ueberschwemmungen, Hochwasser usw. ein möglichst
                              									schnelles Eingreifen seitens des Wasserwerkes zu ermöglichen. An diesen Wagen wird
                              									in solchen Fällen ein zweirädriger Karren (auf der Zeichnung nicht vorhanden)
                              									angehängt, auf dem eine Zentrifugalpumpe montiert ist. Diese Pumpe ist mit einem
                              									Elektromotor gekuppelt, der von der Dynamomaschine vermittels Kabels Strom erhält
                              									und so die Pumpe in Betrieb setzt. Der Wagen kommt also an den Ort des
                              									Wasserschadens, der Pumpkarren wird abgehängt und unmittelbar an die Stelle der
                              									Ueberschwemmung geführt, worauf durch den Motor des Automobils die Dynamomaschine
                              									angetrieben wird, während vermittels beliebig langen Kabels, das auf einer Haspel
                              									mitgeführt wird, dem Elektromotor Strom zugeführt und so die Pumpe in Arbeit gesetzt
                              									wird. So kann der Wasserschaden schnell und zuverlässig beseitigt werden, es können
                              									überschwemmte Gebäude, unter Wasser gesetzte Keller und sonstige Räumlichkeiten usw.
                              									schnell ausgepumpt werden.
                           Wenn der Wagen nur als Lastwagen arbeiten soll, wird die Zahnkette, die den
                              									Benzinmotor mit der Dynamomaschine verbindet, ausgekuppelt. Von dem elektrischen
                              									Aggregat ist äußerlich nichts zu sehen, da dieses so gut eingebaut ist, daß der
                              									Verwendung des Fahrzeuges als gewöhnliches Auto nichts im Wege steht. Die
                              									Dynamomaschine gibt maximal 220 Amp. ab bei einer Spannung von 110 Volt. Hierdurch
                              									kann der Wagen
                              									zugleich als fliegende Beleuchtungsstation bzw. als Notbeleuchtung verwandt werden.
                              									Die Schalttafel mit den nötigen elektrischen Aggregaten, bestehend ans
                              									Nebenschlußregulator, Hebelschalter, Sicherung, Volt- und Amperemeter, ist hinter
                              									dem Führersitz unter einer Verschlußklappe angebracht. Der Gang der Dynamomaschine
                              									ist sehr sicher und ruhig. Außer dem elektrischen Aggregat vermag der Wagen noch
                              									eine Nutzlast bis zu 3500 kg aufzunehmen, die wohl für alle Fälle und Zwecke, für
                              									die der Wagen bestimmt ist, ausreichen dürfte. Die Einzelheiten des Wagens sind
                              									folgende: Radstand 4,80 m, Spurbreite 1,55 m, Brückenlänge 4 m, Brückenhöhe 0,70 m,
                              									Getriebe: 3 Gänge vorwärts, 1 Gang rückwärts, Kühlung: durch Pumpe, Zündung:
                              									Bosch-Magnetzündung sowie auch Batteriezündung, Schaltung: Kulissenschaltung,
                              									Steuerung: Schraubensteuerung, Antrieb: Cardan-Ritzelantrieb (Ritzel in ölsicherem
                              									Gehäuse), Bereifung: hinten Doppelmassivreifen, vorn einfache Massivreifen, Motor:
                              									110 Bohrung, 150 Hub, 4 Zylinder = 40 PS, der Führersitz hat Platz für drei
                              									Personen.
                           Der Wagen, der eine Geschwindigkeit von 30 km zu entfalten vermag und von den Nürnberger Herkuleswerken A.-G. entworfen und gebaut
                              									worden ist, kostet rund 17500 M. Es ist nicht nötig, zur Führung des Wagens einen
                              									besonderen Chauffeur zu halten, vielmehr hat. ein ausgebildeter Feuerwehrchauffeur
                              									in Gemeinschaft mit einem für den Fahrdienst ausgebildeten Schlosser des
                              									Wasserwerkes den Dienst des Wagens zu übernehmen. Das Fahrzeug hat seine
                              									Probefahrten bereits hinter sich. Auf seine weitere Bewährung im praktischen Dienste
                              									darf man gespannt sein. Jedenfalls haben wir einen sehr beachtenswerten Versuch vor
                              									uns, das Automobil den besonderen Anforderungen und Verhältnissen des
                              									Wasserwerksbetriebes anzupassen. Vielseitigkeit wird man dem beschriebenen Fahrzeug,
                              									das als Lastwagen, Pumpenantrieb und Beleuchtungswagen zu dienen hat, nicht
                              									absprechen, gerade diese Vielseitigkeit aber dürfte das Fahrzeug für Wasserwerke
                              									wertvoll machen und ihm hier ein Feld erfolgreicher praktischer Verwendung
                              									erschließen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 317
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 317
                              Abb. 2.
                              
                           Nach alledem kann gesagt werden, daß die Aussichten für die Verwendung des
                              									Elektromobils im praktischen Verkehrs- und Beförderungswesen durchaus günstige sind,
                              									trotz des Wettbewerbes des Benzinautomobils. Die Elektromobilindustrie hatte sich
                              									durch die anfänglichen Mißerfolge und durch den übermäßigen Wettbewerb des
                              									Benzinwagens sehr entmutigen lassen. Zu dieser Entmutigung liegt nach in den letzten
                              									Jahren mit Elektromobilen erzielten Erfolgen keine Veranlassung mehr vor, und es ist
                              									heute nur noch Sache der persönlichen tatkräftigen Initiative, um der
                              									elektrotechnischen Industrie auch auf dem Gebiete des schienenlosen Verkehrswesens
                              									ein sehr aussichtsvolles Arbeitsfeld und Absatzgebiet zu erschließen.