| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 335 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung von Relais zum Schütze elektrischer
                                 										Anlagen. Bei Störungen in elektrischen Anlagen, insbesondere solchen mit
                              									Fernleitungen, wird es sich meist um einen mehr oder weniger vollkommenen Kurzschluß
                              									handeln. Die der Störungstelle anliegenden Leitungsteile führen dann außerordentlich
                              									starke Ströme, die ihren Bestand gefährden, auch die Richtung des Energieflusses
                              									kann sich stellenweise ändern (Rückstrom).
                           Bei ausgedehnteren Anlagen geht es natürlich nicht an, im Störungsfalle den gesamten
                              									Betrieb abzuschalten; im Gegenteil wird es die wichtigste Aufgabe sein, die
                              									Fehlerstelle ohne Störung des Betriebes so eng als möglich einzugrenzen und
                              									abzuschalten. Abschmelzsicherungen dienen zwar dem gleichen Zwecke, sie genügen aber
                              									oft nicht den gestellten schwierigeren Bedingungen.
                           Nun sind ja Schalter, die mit selbsttätig arbeitenden, auf Strom oder Spannung
                              									ansprechenden Auslösevorrichtungen versehen waren, (Ueberlast- bzw.
                              									Rückstromschalter), schon aus den Anfängen der Elektrotechnik bekannt. Aus diesen
                              									heraus entwickelte sich dann eine große Auswahl von Bauarten und Schaltungen solcher
                              									Relais mit verschiedenen Arbeitscharakteristiken. Auch die Schalter wurden so
                              									vervollkommnet, daß jetzt weder die Spannung, noch die Stromstärke ein Hindernis
                              									bildet. In „Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen“, Heft 17 und 18, Jahrg. 1916,
                              									erörtert Prof. Heußer die bei eintretenden Fehlern in
                              									Leitungsnetzen zu erwartenden Vorgänge und die sich daraus ergebenden Forderungen an
                              									die Wirkungsweise der Schutzrelais.
                           Abgesehen von der einfachen Ueberlastung eines Stromverbrauchers (Motor oder dergl.)
                              									handelt es sich gewöhnlich um einen Fehler an irgend einer Leitung, durch den
                              									eine Kurzschlußverbindung von meist sehr geringem Widerstände hergestellt wird. Zum
                              									Fehlerort verläuft von allen möglichen Linien aus ein starker Energiefluß, der
                              									abhängig ist sowohl von den Konstanten des Stromkreises, also von Widerstand und
                              									Reaktanz, als auch von der Leistungsfähigkeit des Stromerzeugers. Bekanntlich
                              									beträgt der anfängliche Kurzschlußstrom eines Wechselstromgenerators ein Vielfaches
                              									des Dauerkurzschlußstromes, der sich erst dann einstellt, wenn das Magnetfeld
                              									infolge der Ankerrückwirkung bis auf einen Bruchteil des normalen Wertes
                              									zurückgegangen ist. Dies wird in ungefähr einer Sekunde der Fall sein. Der Zeitraum
                              									ist zu kurz, als daß sich innerhalb dessen gefährliche Stromwärmewirkungen äußern
                              									könnten, man zieht es daher vor, die Relais mit Verzögerungseinrichtungen zu
                              									versehen, die den Schalter erst nach Ablauf dieser Zeit zur Auslösung gelangen
                              									lassen. Die Schalter können dann für viel kleinere Leistungen bemessen sein.
                           Ein wirksamer Schutz des Netzes im Sinne der Aufgabe setzt nun voraus, daß im Falle
                              									eines Defektes von den im Netze verteilten Schutzschaltern nur die der
                              									Störungsstelle nächstliegenden ausschalten. Bei einzelnen Radialleitungen, die ohne
                              									weitere Verbindung von der Zentrale zu einem Stromverbraucher laufen, genügt ein
                              									einfaches Relais, das mit der genannten Verzögerung arbeitet und auf einen
                              									bestimmten, reichlich bemessenen Höchststrom hin auslöst.
                           Schwieriger liegt die Aufgabe bei verzweigten Netzteilen. Dort durchfließt derselbe
                              									Kurzschlußstrom mehrere hintereinander liegende Schaltpunkte, bzw. Relais. Daher kann auch nicht die
                              									Auslösung in Abhängigkeit von der Stromstärke erfolgen, ganz abgesehen davon, daß
                              									diese ziemlich unbestimmt ist. Statt dessen kann aber eine Abhängigkeit nach der
                              									Zeit benutzt werden, indem die Auslösezeit nach der Zentrale hin immer größer wird.
                              									Dann werden der oder die der Störungsstelle nächstliegenden Schalter entsprechend
                              									ihrer Empfindlichkeit auslösen, bis die letzte Verbindung mit dem Netz gelöst ist.
                              									Der Rückgang des Stromes unterbricht den durch den Stromstoß natürlich schon
                              									eingeleiteten Ablauf der übrigen Relais, so daß die übrigen Schalter in Ruhe
                              									bleiben.
                           Die Schaltzeit der selbstäügen Schalter kann vom Augenblick der Auslösung bis zur
                              									vollendeten Stromunterbrechung etwa zu ⅙ bis 1/4 Sek. angenommen werden. Als
                              									Sicherheit für etwaiges ungleichmäßiges Arbeiten müssen noch ungefähr ⅖ Sek.
                              									zugeschlagen werden, so daß für aufeinanderfolgende Schalter mit einem
                              									Schaltunterschiede von ⅔ Sek. zu rechnen wäre. Die Zahl der in Reihenschaltung
                              									möglichen Relais ergibt sich aus der Zeit der zulässigen Dauer des
                              									Kurzschlußzustandes – beispielsweise 2½ Sek. – dividiert durch vorgenannte Zahl
                              										=\frac{2,5}{0,66}\,\infty\,4.
                           Ob 2½ Sek. oder mehr zulässig sind, hängt von der Größe des Kurzschlußstromes bzw.
                              									von dessen thermischer Wirkung ab. Die Stromstärke muß aus den Konstanten des Netzes
                              									näherungsweise berechnet werden. Die durch Jouleschen
                              									Effekt entwickelte Wärmemenge beträgt Q = i2 • r • t • 0,24 cal., wobei
                              										i = Stromstärke, r =
                              									Widerstand in Ω, t Zeit in Sek. Man kann annehmen, daß
                              									bei zeitlich derart kurzen Vorgängen nur wenig Wärme nach außen abgegeben wird,
                              									gleichgültig, ob es sich um eine Freileitung oder um ein Kabel handelt. Mit
                              									Rücksicht auf das Gewicht und die spezifische Wärme des Leitungsmaterials ergibt
                              									sich für Kupfer ein Temperaturanstieg von
                              										0,05\cdot\left(\frac{i}{q}\right)^2 (q = Leiterquerschnitt in mm) für die Sekunde, für Aluminium von
                              										0,012\,\left(\frac{i}{q}\right)^2, für dieses also ein mehr
                              									als doppelt so hoher Wert. Werden jedoch zwei Kabel auf der Grundlage gleicher
                              									Leitfähigkeit miteinander verglichen, wobei die Aluminiumleitung im Verhältnis 3 : 2
                              									stärkeren Querschnitt erhält, so finden sich für Kupfer 125°, für Aluminium 110°
                              									Wärmezunahme in der Sekunde für die Annahme einer Strombelastung für das mm2 von 150 Amp. bei Kupfer, entsprechend 95 Amp.
                              									bei Aluminium.
                           Sowohl die Rücksichten auf die Isolierhülle bei Kabeln, als auch auf die Verminderung
                              									der Materialfestigkeit bei Freileitungen lassen eine höhere Erwärmung als 200 bis
                              									300° nicht zu. Da nun auch noch der Kurzschlußstrom anfänglich einen viel höheren
                              									Wert besitzt, so darf die sich hieraus ergebende Zeit der zulässigen Kurzschlußdauer
                              									tatsächlich nicht einmal voll erreicht werden. Ersichtlich ist ein wirksamer Schutz
                              									nur zu erreichen, wenn die Relaisschalter schnell und zuverlässig arbeiten.
                              									Insbesondere ist es das Zeitwerk, von dem viel abhängt. Der außerordentlichen
                              									Mannigfaltigkeit der Formen wegen kann hier naturgemäß nur andeutungsweise auf den
                              									Aufbau der Relais eingegangen werden.
                           Das treibende Element besteht aus Magneten für geradlinige oder Drehbewegung, oder
                              									aus Induktionsmotoren nach dem Prinzip der Ferrarisscheibe. Angetrieben davon wird-
                              									ein einstellbares Zeitelement, besser eine Verzögerungseinrichtung, die erst nach
                              									Ablauf einer bestimmten Zeit die Auslösung des Schalters herbeiführt. Es gibt
                              									Einrichtungen, deren Laufdauer von der Größe des Kurzschlußstromes, dem das
                              									Motordrehmoment entspricht, abhängig ist, und solche, die unabhängig lediglich nach
                              									der Zeit arbeiten. Bei den ersteren dient das Heben eines Gewichtes, das Spannen
                              									einer Feder und das Hindurchpressen einer Luftmenge durch ein Nadelventil als
                              									Zeitmaß, bei den letzteren der Antrieb eines Windflügels, einer Wirbelstrombremse
                              									oder eines uhrenartigen Hemmwerkes.
                           Rich. Müller.
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                           Ueber Wechselbeziehungen zwischen neuzeitlicher Betriebsführung
                                 										und Werkzeugmaschine hielt Prof. E. Toussaint im
                              									Berliner Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure vor einiger Zeit einen
                              									Vortrag, der in Heft 3 und 4, 1916 der „Werkzeugmaschine“ und in den
                              									Monatsblättern obengenannten Bezirksvereins abgedruckt ist. Einige wesentliche
                              									Gesichtspunkte daraus seien nachstehend wiedergegeben.
                           Die nach dem Kriege zweifellos eintretende Erhöhung der Arbeitslöhne und auch die
                              									Unterstützung durch eine ausgedehntere Verwendung selbsttätiger Maschinen wird eine
                              									Umgestaltung unserer Betriebswirtschaft notwendig machen; dazu gehört vor allem eine
                              									gründliche Kenntnis der Werkzeugmaschinen.
                           Als Grundlage für die Betrachtung aller Werkzeugmaschinen ist es zweckmäßig, die
                              									Antriebsorgane aufzusuchen, die sie befähigen, ein räumliches Gebilde mit drei
                              									Ausdehnungen abzutrennen, und zu beachten, daß sie deshalb mit Vorrichtungen
                              									ausgerüstet sein müssen, welche Bewegungen in drei Richtungen vermitteln. Auch wenn
                              									eine oder zwei dieser Bewegungen fortfallen, weil sie durch die Abmessungen des
                              									Werkzeuges gegeben sind, wie zum Beispiel beim Bohrer, so ist doch bei den
                              									Antriebsorganen, den Führungen und der Form der Werkzeuge allgemein Rücksicht auf
                              									die Möglichkeit dieser dreifachen Bewegung zu nehmen. Die Gestalt der abzunehmenden
                              									Spanschicht bei den verschiedenen Werkzeugmaschinen ist in Abb. 1 bis 4 dargestellt.
                           Für Drehbänke, die nur Spitzenarbeit ausführen sollen (Schruppdrehbänke), fällt der
                              									eine Selbstgang in Richtung C fort; kommen auch
                              									Planarbeiten in Frage, so ist zwar ein Selbstgang auch in Richtung C nötig, aber nie gemeinsam mit dem Längszuge in
                              									Richtung B. Der Aufbau der Maschine wird noch
                              									umständlicher, wenn eine sogenannte „Universaldrehbank“ verlangt wird, die
                              									mit großer Schaltgeschwindigkeit für das Schlichten ausgerüstet sein soll. Deshalb
                              									ist es vorteilhafter, die letzte Schlichtarbeit einer Schleifmaschine zu
                              									übertragen.
                           Anders geartet als die Arbeitsweise der Drehbank ist die der Hobel- und
                              									Stoßmaschinen, da bei diesen die Spanschicht nicht fortlaufend durch ununterbrochene
                              									Schaltbewegung, sondern stufenweise abgenommen wird. Der hierbei notwendige leere
                              									Rücklauf drückt trotz der höheren Geschwindigkeit die Wirtschaftlichkeit gegenüber
                              									der Drehbank herab. Zur Vermeidung des leeren Rücklaufes ist eine große Zahl von
                              									Sonderkonstruktionen entstanden, die aber bisher nicht voll befriedigt haben. Die
                              									erforderliche Seitenschaltung in Richtung B (Abb. 1) erfolgt am besten
                              									nach Beendigung des beschleunigten Rücklaufes, um die Werkzeugschneide durch den
                              									Rücklauf in der zuletzt erzeugten Furche zu schonen. Eine Schaltung vor dem Rücklauf
                              									wirkt durch den Lauf der Schneide auf dem unbearbeitetem Werkstück ungünstig;
                              									ähnlich wirkt eine Schaltung während des Rücklaufs. Gänzlich zu verwerfen ist eine
                              									Schaltung während des Arbeitsganges, weil dadurch das Schaltwerk gefährdet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 336
                              Abb. 1. Spanplatte, erzeugt auf der Hobel- und Stoßmaschine, der
                                 										Planfräsmaschine, Stirnfräsmaschine und Schleifmaschine. – Abb. 2. Spanzylinder,
                                 										erzeugt auf der Bohrmaschine. – Abb. 3. Spanzylinder, erzeugt auf der
                                 										Spitzendrehbank und der Rundschleifmaschine. – Abb. 4. Spanplatte, erzeugt auf
                                 										der Plandrehbank und der Abstechmaschine.
                              
                           Die Spanabhebung bei der Fräsmaschine und Rundschleifmaschine hat in den Grundzügen
                              									Aehnlichkeit mit der der Stoßmaschine. Die Schleifmaschine verlangt jedoch insofern
                              									eine höhere Vollkommenheit der Ausführung, als nicht nur dem Werkstück sodern auch
                              									dem Werkzeug eine Drehbewegung erteilt werden muß.
                           Als Grundlage für die Herstellung der Schnitt- und Schaltbewegungen dient in allen
                              									Fällen die Schnittgeschwindigkeit und bei Werkzeugmaschinen mit kreisender Bewegung
                              									der Durchmesser des Werkstückes oder des Werkzeuges. Da Reibgetriebe große Nachteile
                              									besitzen, so kommt anstatt einer ununterbrochenen Drehzahlenreihe eine
                              									unterbrochene, eine sogenannte Drehzahlentreppe in Frage. Die größten Vorteile für
                              									den Betrieb bietet die Anordnung der Drehzahlen in geometrischer Reihe. Ein
                              									sogenanntes Sägendiagramm, wie es zur leichten Bestimmung der zu verwendenden
                              									Drehzahl an jeder Werkzeugmaschine angebracht sein sollte, ist in Abb. 5 für eine Drehbank von 150 mm Spitzenhöhe bei
                              									Wahl der Drehzahlen nach einer geometrischen Reihe dargestellt.
                           Dabei sollte stets dann die nächst niedere Drehzahl genommen werden, wenn die
                              									höhere eine die obere Grenze überschreitende Schnittgeschwindigkeit ergeben würde.
                              									Der Quotient φ der geometrischen Reihe eines solchen
                              									Diagrammes (das Verhältnis zweier aufeinander folgender Drehzahlen) gibt, wie
                              									ersichtlich, ein Maß für den größten Schnittgeschwindigkeitsabfall, der überhaupt
                              									auftreten kann, wenn statt der gewünschten Drehzahl die nächst niedrigere genommen
                              									werden muß, also ein Maß für die im ungünstigsten Falle gegenüber dem Voranschlage
                              									anzuwendende Schnittgeschwindigkeit.
                           Durch Aufstellung von Sondermaschinen für bestimmte Dreharbeiten an Stelle von
                              									Universalmaschinen ist ein Zusammenrücken der Grenzdrehzahlen so weit zu erreichen,
                              									daß ein billiger und einfacher Aufbau der Drehbank möglich wird. Bei einer
                              									geometrischen Reihe ist nun der Logarithmus jeder folgenden Drehzahl um log φ größer als der der vorhergehenden. Durch Auftragen
                              									der Drehzahlen auf logarithmischem Koordinatenpapier erhält man daher eine gerade
                              									Linie; nach Eintragen der Grenzdrehzahlen ergeben sich damit ohne weiteres die
                              									Zwischendrehzahlen. In Abb. 6 ist das logarithmische
                              									Schaubild für das Sägendiagramm Abb. 5 dargestellt
                              									mit den Grenzdrehzahlen n1 = 8, n8 =
                              									137 Umdr./Min. Außer für den Entwurf ist diese logarithmische Darstellung auch für
                              									den Betrieb zur Kontrolle vorhandener Drehbänke sehr wertvoll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 336
                              Abb. 5.Das Sägendiagramm und seine Anwendung im Betriebe
                              
                           Bei Planfräsmaschinen soll der Schaltantrieb nicht von der Frässpindel, sondern
                              									entweder unmittelbar vom Deckenvorgelege oder von der Stufenscheibe her abgeleitet
                              									werden, da sich in den beiden letzten Fällen bei den verschiedenen Drehzahlen
                              									günstigere Vorschübe ergeben. Auch für Bohrmaschinen ist ein Schaltvorschub nicht in
                              									Abhängigkeit von der Drehzahl des Bohrers, sondern in mm/Min. zweckmäßiger, wenn man
                              									die kleinen Bohrer mit den größten, die großen Bohrer mit den kleinsten Vorschüben
                              									benutzt.
                           Die in neuerer Zeit viel eingeführte Abstechmaschine wird mit Vorteil benutzt, sofern
                              									sie eine Vorrichtung besitzt, welche bei abnehmendem Werkstückdurchmesser eine
                              									allmähliche Steigerung der Drehzahl gestattet. Ferner ist es zweckmäßig, den
                              									Vorschub dabei nicht von der Werkstückspindel abzuleiten, da er dann mit
                              									wachsender Drehzahl ebenfalls zunimmt und das Werkzeug schließlich nicht mehr
                              									schneidet, sondern drückt. Der Vorschub soll vielmehr in mm/Min. erfolgen, da dann
                              									das Verhältnis zwischen Schnittgeschwindigkeit und Vorschub gleich bleibt. Daß die
                              									Spanstärke zum Schluß bis auf Null abnimmt, ist bei den dann vorhandenen ungünstigen
                              									Schnittverhältnissen nur von Vorteil.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 337
                              Abb. 6.Die acht Drehzahlen, in geometrischer Reihe auf logarithmischem
                                 										Koordinatenpapier aufgetragen
                              
                           Für die Uebertragung der Drehzahlen von der treibenden auf die getriebene Welle ist
                              									der früher allgemein übliche Riementrieb nur zu verwenden, wenn es sich um geringe
                              									Kräfte handelt. Für schwere Arbeiten wie beim Schruppen soll ein Räderkasten mit
                              									schnellaufendem Riemenantriebe verwandt werden. Für Werkzeugmaschinen, die mit
                              									Riementrieb und Stufenscheiben versehen werden, soll die Ermittlung der
                              									Stufenscheibendurchmesser jedenfalls nicht nach Faustregeln erfolgen, sondern wie
                              									oben besprochen mit Hilfe der logarithmischen Linie (s. Abb. 6) unter Beachtung eines gesetzmäßigen Ueberganges nicht nur
                              									zwischen den einzelnen Stufen, sondern auch zwischen den Gruppen.
                           Auf eine zweckentsprechende Zahnform der Zahnräder wird bisher noch zu wenig Wert
                              									gelegt. Die Räder mit weniger als 21 Zähnen bekommen Unterschnitt, wenn sie mit
                              									dem normalen Außendurchmesser D = M (z + 2) ausgeführt
                              									werden (M = Modul = \frac{t}{\pi},
                              									Kopfhöhe = M). Da unterschnittene Zahnflanken nach dem
                              									Teilverfahren nicht hergestellt werden können, werden die Fräser für die kleinen
                              									Zähnezahlen mit abgeänderter Kurve hergestellt. Dadurch wird aber die ohnehin
                              									geringe Eingriffsdauer der Räder mit kleinen Zähnezahlen bedenklich verkleinert. Der
                              									Unterschnitt läßt sich am vorteilhaftesten vermeiden, wenn man den Kopfkreis des
                              									kleinen Rades vergrößert und die Radachse etwas weiter als normal von der Achse des
                              									schneckenförmigen Fräsers entfernt.
                           Der in Vorstehendem in großen Zügen wiedergegebene Vortrag wurde im Berliner
                              									Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure zum Gegenstand besonderer
                              									Erörterungen gemacht (vgl. Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins deutscher
                              									Ingenieure, Juni und Juli 1916) bei denen unter anderen folgende Gesichtspunkte
                              									hervorgehoben wurden:
                           Die Theorie der Werkzeugmaschinen ist mit Ausnahme der Geschwindigkeitsverhältnisse
                              									noch wenig erforscht; seit Anwendung des Schnellschnittstahles ist aber der früher
                              									übliche handwerksmäßige Bau nicht mehr durchführbar. Von den Bestellern müßten
                              									genauere Angaben über die an die Maschine zu stellenden Anforderungen wie
                              									Abmessungen der zu bearbeitenden Stücke, das zu bearbeitende Material, die Größe der
                              									Materialzugabe usw. gemacht werden. Die Verwendung von normalen Maschinen mit
                              									Sondereinrichtungen, die der von ihnen zu leistenden Arbeit angepaßt sind, an Stelle
                              									der Universalmaschinen ergibt in vielen Fällen eine wesentliche Ersparnis an
                              									Anlagekapital und wird bereits von vielen Betriebsleitern durchgeführt. Dabei können
                              									die Sondermaschinen mittlerer Größe serienweise und auf Lager gebaut werden, so daß
                              									sie auch dadurch billig und schnell zu haben sind. Zur Festlegung der
                              									Arbeitsbedingungen einer neu zu beschaffenden Maschine sowie auch zur Abnahme in der
                              									Werkzeugmaschinenfabrik selbst sollten stets die Betriebsbeamten, Werkmeister und
                              									Arbeiter hinzugezogen werden, welche nachher mit der Maschine arbeiten sollen. Auch
                              									eine Untersuchung und Ausbesserung der Maschinen durch die liefernde Firma und
                              									darauffolgende gründliche Abnahme wie bei einer neuen Maschine sollte in
                              									regelmäßigen Zwischenräumen erfolgen.
                           Als Material für die Leitspindelmutter hat sich Bronze zweckmäßiger als Gußeisen
                              									erwiesen. Die in vieler Beziehung wünschenswerte Zentralschmierung ist zum Beispiel
                              									bei Vorhandensein hin- und hergehender Schlitten nicht durchführbar.
                           Der Antrieb der Werkzeugmaschinen durch Ketten hat sich nicht als günstig erwiesen;
                              									Blockketten recken sich stark, Renoldketten und andere schnellaufende Ketten laufen
                              									sich einseitig aus. Abgesehen davon ist durch Beibehaltung des Riementriebes ein
                              									elastisches Glied in der Maschine enthalten, das als beste Sicherung gegen ihre
                              									Ueberlastung dient.
                           
                           Ein erweiterter Abdruck des hier besprochenen Vortrages hat inzwischen in Heft
                              									35, 1916 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure begonnen.
                           Ritter.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Zur Frage des Transportes von Gefrierfleisch.Vgl. D. p. J. S. 240 und 272 d. Bd.
                              									Von größter Wichtigkeit dürfte die Lösung der Aufgabe sein, das deutsche Volk in der
                              									ersten Zeit nach dem Kriege in geeigneter Weise mit Fleisch zu versorgen. Infolge
                              									der bedeutenden Verminderung des Viehbestandes wird ohne Zweifel die Einfuhr von
                              									gefrorenem Fleisch in großem Umfange stattfinden. Es muß nun unbedingt vermieden
                              									werden, daß das Gefrierfleisch beim Transport vom Schiff nach den Kühlhäusern
                              									auftaut. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Einfuhr gefrorener Fische, die
                              									erwartet werden darf, da eine völlige Beseitigung der Fleischknappheit erst im Laufe
                              									längerer Zeit gelingen wird. Die Beschaffung geeigneter Kühlwagen ist daher dringend
                              									erforderlich. Im Jahre 1910 waren in Deutschland nur 421 Kühlwagen vorhanden,
                              									während in den Vereinigten Staaten 60000 zur Verfügung standen. Der bescheidene
                              									Bestand wurde während des Jahres 1915 um 86 Wagen vermehrt, indem man im Betriebe
                              									oder im Bau befindliche Güterwagen sorgfältig isolierte und mit Eisbehältern sowie
                              									Aufhängevorrichtungen versah. Nur fünf Wagen erhielten keine Eisbehälter, hierfür
                              									aber eine besonders starke Isolation. Tatsächlich scheint eine Eisfüllung bei
                              									Beförderung von gefrorenem Fleisch ihren Zweck nicht zu erfüllen, da sich gewöhnlich
                              									das Eis gerade auf dem Schmelzpunkte, das Gefrierfleisch hingegen auf einer
                              									bedeutend unter 0° liegenden Temperatur befindet, da sein Schmelzpunkt etwa 2°
                              									tiefer als der des Eises ist. Infolgedessen wird das Fleisch zunächst einen Teil
                              									seiner Kälte abgeben, um das Eis herunterzukühlen. Nur wenn das Fleisch infolge der
                              									Dauer des Transportes auftauen muß, scheint eine Eisfüllung am Platze. In diesem
                              									Falle dürfte aber auch eine Stapelung der Vorräte nicht stattfinden. Das
                              									Gefrierfleisch müßte vielmehr ganz wie frisches Fleisch behandelt werden. Indessen
                              									kommt ein Transport von so langer Dauer kaum für die hiesigen Verhältnisse in
                              									Betracht. Im Jahre 1916 wurden durch das Eisenbahnzentralamt 50 weitere zur
                              									Beförderung von frischen Lebensmitteln und Gefrierfleisch bestimmte Wagen
                              									fertiggestellt. Dienen sie dem letztgenannten Zweck, so werden die Lufteintritts-
                              									und -austrittsöffnungen abgesperrt, während die vorhandenen Eisbehälter leer
                              									bleiben. In der Mitte dieses Jahres wurden endlich noch weitere 170 Wagen
                              									hergerichtet, die weniger stark isoliert und nur bei kleinen Entfernungen zum
                              									Transport von Gefrierfleisch geeignet sind.
                           In diesem Zusammenhange möge erwähnt sein, daß durch Ottesen in Kopenhagen ein neues Gefrierverfahren ausgebildet wurde, bei
                              									dem der zu gefrierende Körper in eine tiefgekühlte Salzlösung taucht. Das Fleisch
                              									friert zehn- bis zwanzigmal so schnell ein wie bei Abkühlung in der Luft. Ein
                              									weiterer Vorzug des Verfahrens ist, daß man von jeder Vorsichtsmaßregel beim
                              									Auftauen absehen kann. (Vgl. Plank in Zeitschrift
                              									für die gesamte Kälteindustrie Heft 6.)
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die zeichnerische Umwandlung von Kreisbögen in geradlinige
                                 										Strecken und ihre Messung auch in Graden (Werkstattstechnik X, 323–324,
                              									1916). Das Verfahren des Verfassers setzt voraus, daß eine archimedische Spirale
                              									gezeichnet sei. Nun ist aber deren Gleichung in Polarkoordinaten r = aφ, bedarf also
                              									ihrerseits zu ihrer Herstellung der zeichnerischen Umwandlung von Kreisbögen in
                              										„geradlinige Strecken“. Das Verfahren des Verfassers enthält also einen
                              									Kreisschluß.
                           E. Jahnke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Versuche an Fernumdrehungsanzeigern. Für die Ueberwachung
                              									der Betriebsmaschinen auf Seefahrzeugen und Luftschiffen sind Fernumdrehungsanzeiger
                              									in ausgedehntem Gebrauch und führen sich auch für die Betriebsüberwachung ortfester
                              									Anlagen immer mehr ein; selbst auf Flugzeugen ist ihre Anwendung zuweilen von
                              									Nutzen. Die Uebertragung der Geschwindigkeit erfolgt bei den neuzeitlichen
                              									Instrumenten ausschließlich auf elektrischem Wege in der Weise, daß der von der zu
                              									beobachtenden Maschine angetriebene Geber als Stromerzeuger, der mit dieser durch
                              									Fernleitung verbundene Empfänger als Spannungsmesser ausgebildet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 338
                              Abb. 1.
                              
                           Als Stromerzeuger kommen vorwiegend kleine
                              									Gleichstrommaschinen zur Anwendung, weil bei ihnen die Spannung proportional der
                              									Drehzahl zunimmt, was bei Wechselstrommaschinen wegen der Selbstinduktion nicht der
                              									Fall ist. Dafür haben letztere den Vorteil, daß der Kollektor fehlt. Als Empfänger
                              									werden für Wechselstrom Weicheiseninstrumente benutzt, seltener Frequenzmesser nach
                              									Frahm, für Gleichstrom Drehspulinstrumente nach Deprez-d'Arsonval. Da die Verwendung von
                              									Gleichstrom noch den weiteren Vorteil bietet, daß die Drehspulinstrumente durch
                              									Ausschlag nach der einen oder anderen Seite auch die Drehrichtung der Maschine
                              									anzeigen, kommt
                              									dieser für Schiffe allein in Frage. Ueber Versuche, die mit einem
                              									Fernumdrehungsanzeiger für Gleichstrom aus der Fabrik von Wilhelm Morell in Leipzig angestellt sind und über dessen Konstruktion
                              									berichtet Wilke in Heft 22 des Schiffbau vom 23. Aug.
                              									1916. Der in Abb. 1 im Schnitt dargestellte Geber
                              									besitzt einen Trommelanker A, der zwischen
                              									Dauermagneten aus Wolframstahl M läuft. Der erzeugte
                              									Strom wird am Kollektor K abgenommen und dem Empfänger
                              									zugeführt. Der Antrieb erfolgt durch ein Zahnräderpaar Z von der Vorlegewelle T aus, die entweder
                              									mit der Maschinenwelle gekuppelt oder von ihr mittels einer Treibkette am Rade R angetrieben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 339
                              Abb. 2.
                              
                           Der als Drehspulinstrument ausgebildete Empfänger ist in Abb. 2 dargestellt. Im Felde des Dauermagneten befindet sich die von dem
                              									im Geber erzeugten Strom durchflossene Drehspule D und
                              									wirkt durch das Zahnradsegment E und Zahnrad T auf den Zeiger. Die Skala wird nicht nach Volt,
                              									sondern unmittelbar nach Umdrehungen in der Minute geeicht.
                           Die Art der Maschinenüberwachung ist in verschiedenster Weise möglich:
                           Ueberwachung einer Maschine an einem oder mehreren Orten;
                           Ueberwachung mehrerer Maschinen durch eine gleiche Anzahl Anzeiger
                              									an einem oder mehreren Orten;
                           Ueberwachung mehrerer Maschinen an einem oder mehreren Orten durch
                              									nur einen Anzeiger an jeder Stelle mittels Umschalter.
                           Die Anordnung der Apparate und Leitungen für den zweiten und dritten Fall ist aus
                              										Abb. 3 und 4 zu
                              									ersehen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 339
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 339
                              Abb. 4.
                              
                           Das Ergebnis der Versuche ist in Abb. 5 dargestellt.
                              									Mit abnehmendem Widerstände zeigt sich eine geringe Abweichung der Spannungskurven
                              									von einer Geraden, als niedrigster Wert des Widerstandes im äußeren Stromkreise sind
                              									daher etwa 1000 Ohm anzunehmen. Andererseits zeigte sich als höchste zulässige
                              									Drehzahl 2500 in der Minute, da bei höheren Werten die Bürsten in zitternde Bewegung
                              									kamen und die Stromabnahme dadurch gestört wurde. Die Stromstärke war hierbei und
                              									bei 1000 Ohm Widerstand etwa 55 Milliampere. Die Höchstzahl der parallel zu
                              									schaltenden Empfänger ist daher 2 bis 3 bzw. bei Apparaten mit dem Nullpunkt in der
                              									Mitte (für Rechts- und Linkslauf der Betriebsmaschine) die doppelte Anzahl, was im
                              									allgemeinen genügen dürfte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 339
                              Abb. 5.
                              
                           Die bei den Versuchen festgestellten Spannungsschwankungen am Geber waren so gering
                              									(im Mittel rund
                              									0,15 Volt), daß sie in das Bereich der Ablesungsfehler fielen. Beim Lauf des Gebers
                              									in einem auf 80° C erwärmten Räume ergab sich gegenüber dem Lauf bei 20° C bei 5000
                              									und 4000 Ohm Widerstand ein Spannungsabfall von nur 0,4 bis 0,5 v. H. Die
                              									Stromstärke war dabei und bei 2400 Umdrehungen in der Minute etwa 11 bis 14
                              									Milliampere, was etwa dem Verbrauch eines Marineempfängers mit Nullpunkt in der
                              									Mitte entspricht. Bei nur 1000 Ohm Widerstand und 30° C Temperaturerhöhung war der
                              									Spannungsabfall etwa 1,5 v. H.
                           Ritter.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Einwirkung von Azetylen auf Metalle haben H. Reckleben und J. Scheiber
                              									näher studiert. Gelegentlich früherer Versuche waren die Verfasser zu dem Ergebnis
                              									gelangt, daß reines Azetylen auf Metalle nicht einwirkt, namentlich daß in Berührung
                              									mit Kupfer nicht das explosive Azetylenkupfersalz entsteht. Mit Rücksicht auf die
                              									Mitteilung von Beobachtungen, die mit diesem Ergebnis in Widerspruch stehen, haben
                              									sie nunmehr weitere Versuche zur Klärung dieser für die Technik recht wichtigen
                              									Frage angestellt, und zwar benutzten sie diesmal Azetylen, das nach dem
                              									Tropfverfahren hergestellt und bekanntlich stärker verunreinigt ist, als das
                              									nach dem Einwurfverfahren gewonnene Gas. Das Gas wurde über Kupferbleche
                              									geleitet, wobei sich wie bei den früheren Versuchen Krusten bildeten, die jedoch
                              									beim Erhitzen in der Flamme ebensowenig explodierten wie die früher erhaltenen
                              									Stoffe. Auch beim Kochen der Krusten mit verdünnter Salzsäure war keine
                              									Azetylenentwicklung zu beobachten. Erst bei Verwendung von starker Salzsäure und
                              									nach längerem Erhitzen damit konnte in den entweichenden Gasen Azetylen nachgewiesen
                              									werden. Das Azetylen muß demnach in den Krusten in gebundener Form enthalten sein.
                              									Obwohl die Bildung von Azetylenkupfer unter den vorliegenden Umständen sehr
                              									auffällig ist, weil diese Verbindung durch Schwefelwasserstoff restlos in
                              									Schwefelkupfer verwandelt wird, kann nach dem erwähnten. Befund kein Zweifel mehr
                              									bestehen, daß bei der Einwirkung von rohem Azetylen auf Kupfer unter anderem stets
                              									auch geringe Mengen Azetylenkupfer gebildet werden, während dies bei Anwendung von
                              									reinem Azetylen nicht der Fall ist. Für die Praxis ergibt sich hieraus, daß das Gas,
                              									um ein Verschmutzen der Rohre zu verhüten, stets auf geeignete Weise gereinigt
                              									werden sollte. (Chemiker-Zeitg. 1916 S. 325.)
                           Sander.