| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 350 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Einfluß des Krieges auf die Gasindustrie. (Direktor
                              										Hase-Lübeck im deutschen Verein von Gas- und
                              									Wasserfachmännern, 28. Juli.)Vgl. D. p. J. S. 267
                                    											d. Bd. Der langanhaltende Krieg hat auch die Gaswerke vor neue
                              									Aufgaben gestellt und ihnen selbstverständlich auch Schwierigkeiten bereitet, aber
                              									er hat auch bewirkt, daß in maßgebenden Kreisen die Erkenntnis von der großen
                              									volkswirtschaftlichen Bedeutung des Gases vertieft wurde. Jetzt erst ist das Gas im
                              									wahren Sinne des Wortes Allgemeingut des Volkes geworden. Es mutet seltsam an, daß
                              									der Krieg fertiggebracht hat, was jahrelanges technisches und wissenschaftliches
                              									Streben, sowie weitgehende Bemühungen der Werbetätigkeit nicht ganz erreichen
                              									konnten, Jetzt hat man erkannt, daß die Kohle durch die Vergasung die vollkommenste
                              									Ausnutzung erfährt. Die Gasindustrie zeigte sich den neuen wichtigen, an sie
                              									herantretenden Aufgaben gegenüber vollkommen gewachsen. Dank jahrzehntelanger
                              									technischer und wissenschaftlicher Vorbereitungen war sie befähigt, neue
                              									Fabrikationszweige einzuführen und große Mehrbelastungen auf sich zu nehmen.
                              									Besonders zu erwähnen sind hier die schon immer verfolgten Maßnahmen zur
                              									Vervollkommnung im Ofenbetriebe und dann die Maßnahmen zur Förderung des
                              									Gasabsatzes. Bei 87 größeren Gaswerken war die durchschnittliche Gasausbeute aus 1 t
                              									Kohle von 295 m3 im Jahre 1893 auf 324 m3 im Jahre 1913 gestiegen. Das bedeutet allein
                              									einen jährlichen Mehrgewinn an Gas von 145 Millionen m3. Der Gewinn an Koks war in der gleichen Zeit von 647 kg auf 708 kg für 1
                              									t gestiegen, was eine Mehrausnutzung der Kohle in Form von 300000 t Koks im Jahre
                              									bedeutet. Anfänglich übte der Krieg begreiflicherweise auf die Entwicklung der
                              									Gasindustrie hemmenden Einfluß aus. Doch schon im Frühling 1915 folgte ein Ausgleich
                              									und von da ab eine fortschreitende Steigerung des Absatzes. Der Zuwachs 1915/16
                              									gegen 1913/14 ist durchschnittlich auf 6 v. H. anzunehmen, einzelne Orte weisen
                              									sogar ein Mehr bis zu 45 v. H. auf. Ganz besonders hohen Zuwachs haben die im
                              									Kriegsgebiete gelegenen Werke aufzuweisen gehabt. So zeigte Königsberg im August
                              									1915 gegen 1914 ein Mehr in der Gasabgabe von über 100 v. H. Aehnliches gilt von
                              									anderen ostpreußischen Städten. Eine Verminderung des Gasabsatzes kam durch die
                              									Einschränkungen in Haushaltungen und durch den Wegfall von Festlichkeiten zustande.
                              									Die Erhöhung des Gasabsatzes wurde in allererster Linie durch den Petroleummangel
                              									und durch die dadurch bedingte Vermehrung der Abnehmer hervorgerufen. Hinzu kam noch
                              									die Versorgung der Eisenbahnverwaltungen mit Steinkohlengas für die
                              									Wagenbeleuchtung, die Versorgung militärischer Gebäude, sowie der Bedarf zahlreicher
                              									Industrien. Die Aussichten für die zukünftige Entwicklung des Gasabsatzes sind
                              									allgemein als günstig anzusehen. Diese Voraussage erhält eine sichere Stütze
                              									dadurch, daß der Krieg das Problem der restlosen Ausnutzung der Kohle seiner Lösung
                              									ein gutes Stück nähergebracht hat. Es wäre verfrüht, über den Einfluß der neuen
                              									Sommerzeit auf den Gasverbrauch schon jetzt ein abschließendes Urteil fällen zu
                              									wollen. Sicherlich sind Ersparnisse zugunsten der Verbraucher eingetreten.
                              									Zweifellos sind aber die Elektrizitätswerke, die vorwiegend als Lichtwerke anzusehen
                              									sind, hiervon mehr betroffen worden als die Gaswerke. Mancher Gaswerksleiter wird
                              									sogar die kleine Entlastung angenehm empfunden haben. Nach einer Studie von Jaeckel-Plauen über die Einführung der neuen Zeitrechnung
                              									würde sich ergeben, daß infolge des geringeren Kohlenverbrauchs der Gaswerke in
                              									Deutschland dem Volksvermögen als Ersparnis 1650000 M für die Zeit vom 1. Mai bis
                              									30. September zugute kommen würden. Diesem Vorteile würden entgegenstehen: der
                              									Ausfall an Koks, Teer und Ammoniak. Ganz erhebliche Fortschritte hat die
                              									Anschlußbewegung der Gaswerke erfahren. Die Nachfrage nach Anschlußleitungen und
                              									Gaseinrichtungen war vielfach so stürmisch, daß die verbliebenen Arbeitskräfte nicht
                              									ausreichten. An einigen Stellen wurden in Gefangenenlagern Kurse zur Ausbildung der
                              									Gefangenen für Gaseinrichtungen ins Leben gerufen. Es wird jetzt darauf ankommen,
                              									das Erreichte festzuhalten und auszubauen. Es dürfen nicht mehr Millionen für
                              									Petroleum ins Ausland wandern. Der Bevölkerung, die in dieser schweren Zeit Licht
                              									und Wärme verlangt, muß nach Möglichkeit entgegengekommen werden. An Schwierigkeiten
                              									sind zu nennen: die Beschaffung brauchbarer Gaskohlen und die Angestellten- und
                              									Arbeiternot. In den allermeisten Fällen gelang es, fn der Kohlenversorgung
                              									ernstliche Verlegenheiten von den Werken fernzuhalten. Von einer Kohlennot konnte,
                              									nach den angestellten Erhebungen nicht gesprochen werden. Dankbar muß anerkannt
                              									werden, daß Reich und die Regierung sich mit großer Aufmerksamkeit zugunsten der
                              									Gaswerke eingesetzt haben. Freilich bilden die Kohlenpreise ein unerfreuliches
                              									Kapitel. Vereinzelt mußten Preissteigerungen von über 100 v. H., sonst von 30 bis 60
                              									v. H. in Kauf genommen werden. Jedenfalls ist festzustellen, daß es dem neutralen
                              									Auslande mindestens nicht besser, und unseren Feinden noch viel schlimmer geht. In
                              									Italien und Frankreich herrschen unglaubliche Zustände. Die Kohlenpreise sind um 300
                              									v. H. und mehr, die Frachtraten um 700 v. H. und mehr gestiegen. Die Gaspreise
                              									erfuhren infolgedessen Steigerungen, die bei uns als ins Fabelland gehörig
                              									bezeichnet würden. Durham-Gaskohlen kosten 25 bis 35 sh für die Tonne frei an Bord,
                              									während die Fracht von Tyne nach London, früher 3 sh, jetzt 17½ sh für die Tonne
                              									beträgt. Nach all diesem können unsere Verhältnisse als recht erträgliche bezeichnet
                              									werden. Es gibt übrigens noch mehr der Gegensätze zwischen Deutschland und England.
                              									Die englischen Gaswerke sind vom Arbeitsministerium aufgefordert worden, ihren Kohlenbedarf um 10 v.
                              									H. herabzusetzen und ihre Konsumenten anzuweisen, möglichst sparsam mit dem Gas
                              									umzugehen. Wie ganz anders bei uns! Die deutsche Gasindustrie hat alle Ursache, sich
                              									dazu zu beglückwünschen.
                           Ziemlich allgemein sind Klagen über mangelhafte Beschaffenheit der Kohle eingelaufen.
                              									Meist hing das damit zusammen, daß die alten Zechen nicht genügend lieferten und
                              									Notkäufe in schlechten und teuren Zusatzkohlen getätigt werden mußten. Aber auch die
                              									Sendungen der alten Lieferer ließen zu wünschen übrig; es hat viel Flammkohle für
                              									Gaskohle und viel Feinkohle für Grobkohle einspringen müssen. Die Kohlen waren oft
                              									ungenügend sortiert, ungleichmäßig und nicht lagerungsfähig, hatten hohen
                              									Aschengehalt und viel Feuchtigkeit und zeigten starke Neigung zur Selbstentzündung.
                              									Die Verwertung der Nebenprodukte war im allgemeinen deshalb keine befriedigende,
                              									weil der Erlös dem Aufschnellen der Kohlenpreise nicht annähernd zu folgen
                              									vermochte. Bei der Entbenzolierung des Gases zeigten sich anfänglich unangenehme
                              									Naphthalin Verstopfungen. Diese sind darauf zurückzuführen, daß das benzolarme Gas,
                              									das in den Rohrnetzen und Apparaten früher abgelagerte Naphthalin an wärmeren
                              									Stellen aufnimmt und an kühleren wieder absetzt. Nach Ausspülung der Rohrleitungen
                              									ist dieser Uebelstand verschwunden. Sehr eingehend wurde dann die Personal- und
                              									Arbeiterfrage besprochen und dabei betont, daß in letzter Zeit die Gaswerke in der
                              									Zurückstellungsfrage denjenigen Fabriken gleichgestellt würden, die unmittelbare
                              									Kriegslieferungen auszuführen haben. Vielfach hat der Krieg zu Erweiterungsbauten
                              									Anlaß gegeben, namentlich deshalb, weil die Gaswerke mehr und mehr selbst zur
                              									Veredlung ihrer Erzeugnisse schritten. Hier sind zu nennen: Entölungsanlagen, dann
                              									Einrichtungen und Erweiterungen zur Herstellung von verdichtetem Ammoniakwasser und
                              									schwefelsaurem Ammoniak, Teerdestillations- und Gewinnungsanlagen, sowie
                              									Brikettierungsanlagen. Ueber die in der Kriegszeit gelieferten Gasmesser wurde ab
                              									und zu geklagt. Doch verdienen die Leistungen der Gasmesserfabriken Anerkennung, da
                              									in der Kriegszeit viel mehr Gasmesser geliefert wurden, als jemals im Frieden.
                           Die Rentabilität der Gaswerke hat in den allermeisten Fällen gelitten, ja, vielfach
                              									hat sich ein Ueberschuß in einen Unterschuß verwandelt. Nach den Erhebungen des
                              									Vortragenden ist ein Rückgang des Reingewinns um etwa 30 v. H. eingetreten. Um die
                              									Rentabilität aufzubessern, haben manche Verwaltungen auf Rücklagen verzichtet,
                              									andere den Reservefonds herangezogen oder die Abschreibungen eingeschränkt. In
                              									zahlreichen Fällen ist der Ausgleich durch eine Erhöhung des Gaspreises oder die
                              									Einführung eines Kriegszuschlages angestrebt worden. Aus einer Rundfrage geht
                              									hervor, daß etwa 36 v. H. aller Verwaltungen eine Erhöhung des Gaspreises um 1 bis 2
                              									Pfennige eingeführt haben, daß etwa 10 v. H. eine solche noch beabsichtigen. In den
                              									meisten Fällen erfolgte die Erhöhung lediglich, um den Haushalt der Gaswerke
                              									auf den Friedenstand zu bringen. In einigen Fällen bestand jedoch die Absicht, auch
                              									noch für andere städtische Zwecke Geld verfügbar zu machen. Ein solches Vorgehen ist
                              									gefährlich, unzweckmäßig und kaufmännisch unrichtig. Von einer vernünftigen
                              									Preispolitik hängt die zukünftige Entwicklung der Industrie wesentlich ab. Sehr
                              									ungünstig lauten die Erfahrungen bei einem Pauschaltarif ohne Verbrauchsbegrenzung.
                              									Ohne Ausnahme wurde starke Gasvergeudung festgestellt. Auch die Versuche, einen
                              									Gasmesser für verschiedene Haushaltungen einzubauen, sind als gescheitert anzusehen.
                              									Sehr wünschenswert ist dagegen die allgemeine Einführung eines Einheitspreises.
                              									Hierdurch werden Tausende von Gasmessern verfügbar und viele Arbeitskräfte
                              									erspart.
                           Die richtige Erkenntnis des Wesens und Wertes der Ingenieurarbeit wird einer der
                              									schönsten Erfolge dieses Krieges sein. In einer Zeit, wo diese Arbeit Triumphe
                              									feiert, sollte der Hebel angesetzt werden, um der Technik diejenige führende
                              									Stellung einzuräumen, die ihr kraft ihrer wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und
                              									vaterländischen Bedeutung zukommt. Bemerkenswerte Vorgänge der letzten Zeit sprechen
                              									dafür, daß immer mehr die Notwendigkeit erkannt wird, den Leitern der wichtigsten
                              									kommunalen Betriebe eine freiere, selbständigere, in Wirklichkeit führende Stellung
                              									einzuräumen.
                           In der Erörterung wies Geheimrat Bunte darauf hin, daß die
                              									Nebenprodukte der Gaserzeugung zu einem Hauptprodukt unserer Wehrkraft geworden
                              									sind, und würdigte dabei gleichzeitig die Verdienste der Kokereiindustrie. Direktor
                              										Terhaerst-Nürnberg besprach die dortige, in
                              									Verbindung mit dem Gaswerk bestehende Anlage zum Dörren und Trocknen von Gemüsen,
                              									die sich vollauf bewährt hat und empfiehlt das Nürnberger Beispiel zur Nachahmung.
                              									Direktor Lempelius-Berlin äußerte sich über die Wirkung
                              									der Sommerzeit auf die Gaswerke. In Zeitungsnotizen habe man lesen können, daß durch
                              									die Sommerzeit der Gasabsatz heruntergegangen sei. Das sei richtig, aber auch
                              									falsch. Tatsächlich ist gegenüber den entsprechenden Monaten des Vorjahres ein
                              									Mehrabsatz vorhanden. Die Sommerzeit hat nur eine gewisse Entlastung der Gaswerke
                              									herbeigeführt, indem sie nur eine noch weitere Steigerung verhinderte. Direktor Lempelius wendet sich auch gegen Ausführungen der
                              										„Elektrotechnischen Zeitschrift“, die gewissermaßen einen Bruch des
                              									Burgfriedens darstellen. Dort wurde gesagt, daß die Abgabe von Gas für
                              									Beleuchtungszwecke vor allem im Interesse der Bevölkerung ganz einzustellen wäre. Wo
                              									die berechtigten Interessen der Bevölkerung liegen, zeigt Direktor Lempelius an dem Beispiel von Straßburg und Barmen. In
                              									Straßburg wurde die Einführung der Elektrizität in den Kleinwohnungen am meisten
                              									gefördert, in Barmen die von Gas. In Straßburg muß bei einem durchaus mäßigen Preise
                              									des elektrischen Stromes der Bewohner einer Kleinwohnung nur für Beleuchtung
                              									jährlich 37 M bezahlen, während er in Barmen für etwa 35 M seine Wohnung beleuchten
                              									kann und auch gleichzeitig das Gas für]den Küchenbedarf mit diesem Betrage deckt.
                              									Dr. Bueb erörterte die Wege, die am leichtesten dazu führen,
                              									dem Arbeitermangel abzuhelfen. Stadtrat Dumont besprach
                              									die Kriegsmaßnahmen des Werkes in Danzig, und Generaldirektor Heck machte die
                              									Aufsehen erregende Mitteilung, daß in Warschau soeben eine 20-prozentige Gassteuer
                              									eingeführt worden sei. Die Versammlung war sich darüber klar, daß man jeder
                              									Sondersteuer auf das Gas energisch entgegentreten müsse.
                           Plohn.
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                           Ueber die Einwirkung von gasförmigem Ammoniak auf
                                 										Superphosphate und die Verwendung der gewonnenen Ammoniakphosphate.
                              									Hierüber macht Professor Gerlach-Bromberg interessante
                              									Mitteilungen, die im Hinblick auf die durch den Krieg bedingte Knappheit an
                              									Schwefelsäure besondere Beachtung verdienen. Die Versuche ergaben, daß Ammoniak von
                              									frischem oder getrocknetem Superphosphat unter Wärmeentwicklung lebhaft absorbiert
                              									wird, und zwar entsteht durch Umsetzung des Ammoniaks mit dem im Superphosphat
                              									enthaltenen Gips als Endprodukt Ammoniumsulfat neben in Wasser unlöslichem
                              									Kalziumphosphat. Zu den Versuchen wurde unmittelbar aus der Kammer entnommenes
                              									Superphosphat benutzt, das nicht getrocknet und fein gemahlen war. Es wurde in einer
                              									langsam rotierenden Trommel mit Ammoniak zusammengebracht, das in kurzer Zeit zum
                              									größten Teile (etwa 90 v. H.) gebunden wird; der nicht absorbierte Rest des
                              									Ammoniaks kehrt in den Betrieb zurück. Das Superphosphat erwärmt sich während der
                              									Ammoniakaufnahme so stark, daß der größte Teil seines Wassers verdampft und eine
                              									trockene Masse zurückbleibt, die sich leicht fein mahlen läßt; sie enthält 6 bis 9
                              									v. H. Ammoniak. Versuche in größerem Maßstabe verliefen ebenfalls glatt und
                              									berechtigen zu der Erwartung, daß die fabrikmäßige Darstellung des neuen
                              									Erzeugnisses wohl keine Schwierigkeiten bereiten wird. Die Phosphorsäure geht zwar
                              									durch die Einwirkung des Ammoniaks auf das Superphosphat zum größten Teile in eine
                              									in Wasser schwer oder gar nicht lösliche Form über, sie ist jedoch in verdünnter
                              									Zitronensäure löslich. Das Produkt läßt sich monatelang lagern, ohne daß
                              									Ammoniakverluste eintreten.
                           Auf Grund dieses günstigen Befundes hat Verfasser sowohl in Vegetationsgefäßen wie in
                              									ummauerten Parzellen von je 1 m2 Oberfläche
                              									Düngungsversuche angestellt, deren Ergebnis in mehreren Tabellen dargestellt ist.
                              									Sie zeigen, daß das Ammoniakphosphat sowohl hinsichtlich seiner Stickstoff- als auch
                              									seiner Phosphorsäurewirkung dem Ammoniaksuperphosphat gegenüber ebenbürtig ist.
                              									Weitere Versuche auf freiem Felde sind eingeleitet.
                           Das neue Erzeugnis besitzt aber gegenüber dem Ammoniaksuperphosphat, das eine
                              									Mischung von aufgeschlossenem, getrocknetem Kalkphosphat mit Ammoniumsulfat ist, den
                              									Vorzug, daß zu seiner Herstellung keine Schwefelsäure erforderlich ist, die ja
                              									keinen Düngewert besitzt und infolgedessen den Ammoniakstickstoff nur verteuert.
                              									Dies ist im gegenwärtigen Zeitpunkte besonders wichtig, weil die zur Herstellung der
                              									Schwefelsäure erforderlichen Schwefelkiese zum größten Teile aus dem Auslande
                              									bezogen werden und jetzt nur schwer zu beschaffen sind. Außer den Kosten für die
                              									Schwefelsäure werden aber auch die Kosten für das Eindampfen des Ammoniumsulfats
                              									sowie für das Trocknen des rohen Superphosphats gespart, da bei dem neuen Verfahren
                              									direkt trockenes Ammoniakphosphat erhalten wird. (Zeitschrift f. angew. Chemie 1916
                              									I S. 13 bis 14, 18 bis 20.)
                           Sander.
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                           Ein neuer Zeigerfrequenzmesser. Nach einem kurzen
                              									Ueberblick über eine Anzahl Zeigerfrequenzmesser, bei denen ein Voltmeter an eine
                              									Kombination von Widerstand, Eigeninduktivität und Kapazität angelegt wird,
                              									beschreibt Gg. Keinath E. T. Z. 1916 S. 271 eine neue
                              									Anordnung, die gegenüber den bisherigen manche Vorteile hat. In Abb. 1 ist die Anordnung schematisch dargestellt. Die
                              									feste Spule S1 ist mit
                              									einer Spule von der Eigeninduktivität L1 und dem Ohmschen Widerstände R1 mit einem
                              									Kondensator der Kapazität C1 hintereinander geschaltet. Dazu parallel geschaltet ist die bewegliche
                              									Spule S2 vom
                              									Widerstände R2, und in
                              									Reihe mit ihr ein Kondensator der Kapazität C2. Eine dritte Spule S3, die mit der Spule S2 auf der Drehachse
                              									sitzt, ist über einen Widerstand R3 und eine Spule von der Eigeninduktivität L3 kurz geschlossen.
                              									Durch diese Spule wird die Richtkraft erzeugt, die Stromzuführungen zur Spule S2 sind als
                              									richtkraftlose Metallbänder ausgebildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 352
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 352
                              Abb. 2.
                              
                           Die Widerstände, Eigeninduktivitäten und Kapazitäten sind nun so gewählt, daß bei einer gewählten Mittelfrequenz
                              									J1
                              									um 90° hinter
                              									i2
                              									nach eilt, wie in Abb. 2
                              									graphisch dargestellt (die Bezeichnungen sind der Abb. l zu entnehmen). Bei dieser
                              									Frequenz ist das Richtdrehmoment D = 0. Weicht die
                              									Frequenz in positivem oder negativem Sinne von der Mittelfrequenz ab, so ergibt sich
                              									ein negatives oder positives Richtdrehmoment D. Allgemein ist D = J1i2 cos (φ1
                              									+ φ2). Das
                              									Gegendrehmoment der kurz geschlossenen Spule S3 ist Dg = J1i3 cos ∡ (J1
                              									i3).
                           Nennt man δ den Ausschlagswinkel gegen die Nullstellung,
                              									so ist i3 = cJ1ω sin δ. Nach einigen Umwandlungen ergibt sich unter
                              									Einsetzung der Werte für Widerstand, Eigeninduktivität und Kapazität (s. Abb. 1)
                           
                              \mbox{sin}\,\delta=\frac{\left(\omega\,L_1-\frac{1}{\omega\,C_1}\right)\,C_2\,({R_3}^2+[\omega\,L_3]^2)}{\omega\,L_3}
                              
                           In der Gleichung kommen nicht vor die Spannung E und der
                              									Widerstand R1; von
                              									diesen Größen sind also die Angaben des Instrumentes unabhängig. Ist ωC1 sehr groß und R3 sehr klein, so ist
                              									sin δ etwa proportional dem Quadrat der Frequenz. Ist
                              									andererseits (ωL3)2 sehr klein gegenüber R32, so
                              									wird sin δ = konstant = Null. Durch Wahl der Größen R3 und L3 kann man sin δ proportional ω machen.
                              									Für registrierende Frequenzmesser ist dies deshalb vorteilhaft, weil man eine
                              									normale Papierteilung verwenden kann.
                           Der Einfluß von Temperaturschwankungen ist abhängig von der Größe R3. Bei der
                              									Mittelfrequenz fällt er weg, weil dann sin δ = Null
                              									wird. Für zwei etwas abweichende Schaltungen wird die Temperaturabhängigkeit
                              									ebenfalls besprochen.
                           Die Daten eines als eisengeschlossenes Dynamometer ausgebildeten und nach Abb. 1 geschalteten Zeigerfrequenzmessers sind die
                              									folgenden:
                           Feste Spule S1: 1800 Windungen, etwa
                              									550 Ω.
                           Glimmerkondensator C1: 0,067 μF.
                           Drosselspule L1: 1,5 H.
                           Drehspule S2: 220 Windungen, etwa 45 Ω.
                           Glimmerkondensator C2: 0,10 μF.
                           Drehspule S3: 160 Windungen, etwa 8 Ω.
                           Drosselspule L3: 0,017 H.
                           Bei Spannungsänderung von ± 20 v. H. ändern sich die Angaben um 1/4 v. H. der
                              									gemessenen Frequenz.
                           Die Kurvenform ist im normalen Meßbereich auf die Angaben von sehr geringem Einfluß.
                              									Stark ausgeprägte 3. und 5. Harmonische lassen den Apparat ansprechen, ähnlich wie
                              									den Zungenfrequenzmesser.
                           Der Verbrauch des Apparates ist etwa 25 VA. bei 110 V. Apparate der beschriebenen
                              									Ausführung sind von der Siemens & Halske A.-G. für Frequenzen bis 1200 ausgeführt
                              									worden.
                           Schml.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Vergleichende Verdampfungsversuche mit Kohle und Koks.
                              									Hierüber veröffentlicht der Dampfkessel-Ueberwachungsverein der Zechen im
                              									Oberbergamtsbezirk Dortmund in der Zeitschrift Glückauf 1916 S. 25 bis 32 einen
                              									ausführlichen, mit interessanten Zahlentafeln versehenen Bericht, dem wir folgendes
                              									entnehmen. Die Versuche, die sowohl mit Gaskohlenkoks als auch mit dem dichteren und
                              									meist auch großstückigeren Fettkohlenkoks ausgeführt wurden, bezweckten zu
                              									ermitteln, inwieweit sich Koks allein oder in Mischung mit Steinkohle in
                              									feststehenden Kesselanlagen wirtschaftlich verfeuern läßt, und zwar ohne Vornahme
                              									größerer Aenderungen an den Kesseln. Die Versuche wurden an Kesseln
                              									vorgenommen, die längere Zeit vorher gereinigt waren und sich im ordentlichen
                              									Beharrungszustande befanden. Bei der Durchführung der Versuche, die sich über je
                              									etwa acht Stunden erstreckten, waren die bekannten Normen maßgebend. Zu sämtlichen
                              									Versuchen wurden Zweiflammrohrkessel mit Planrostinnenfeuerung benutzt, und es
                              									wurden drei Versuchsreihen unter den verschiedensten Verhältnissen ausgeführt. Von
                              									den Versuchsergebnissen interessiert in erster Linie die erzielte Verdampfung, die
                              									bei Verwendung von Kohle allein im Mittel die Ziffer 7,7 erreichte, während die
                              									stündliche Dampferzeugung auf 1 m2 Heizfläche im
                              									Mittel 24 kg betrug. Die entsprechenden Mittelwerte betrugen bei Verwendung einer
                              									Mischung von Kohle und Koks 7,5 und 23,6, somit nur um ein Geringes weniger als bei
                              									Verwendung von Kohle allein. Nur in zwei Fällen, in denen Stückkoks Verwendung fand,
                              									lag die Verdampfungsziffer unterhalb 7. Bei den Versuchen schließlich, wo Koks
                              									allein verfeuert wurde, bewegte sich die Verdampfungsziffer zwischen 6,62 und 7,52,
                              									während die auf 1 m2 Heizfläche erzeugte
                              									Dampfmenge 20,46 bis 23,30 kg stündlich betrug. Wenn diese Werte auch noch als
                              									durchaus brauchbar bezeichnet werden müssen, so verdient doch die Mischung von Koks
                              									und Kohle vor der Verwendung von Koks allein den Vorzug, und zwar empfiehlt sich die
                              									Verwendung einer Mischung im Verhältnis 1 : 1, weil sie im Betriebe am leichtesten
                              									herzustellen ist.
                           Die Versuche zeigten ferner, daß bei erhöhter Dampfentnahme auch mit einem
                              									Koks-Kohlegemisch durch Steigerung der Rostbeschickung die Dampfleistung erhöht
                              									werden kann, was bei Verfeuerung von Koks allein nicht in gleich einfacher Weise
                              									möglich ist. Der Wassergehalt des zu den Versuchen benutzten Kokses schwankte
                              									zwischen 2 und 10 v. H., der Aschengehalt zwischen 9,1 und 11,8 v. H. Die
                              									Zugverhältnisse in der Feuerung schwankten zwischen 3 und 5 mm WS., sie sind also
                              									als normal zu bezeichnen; ähnlich verhält es sich mit dem Zug der Rauchgase im
                              									Fuchs, der im Mittel 12 bis 13 mm beträgt. Hieraus ersieht man, daß für die
                              									Verfeuerung von Koks allein oder in Mischung mit Kohle besonders günstige
                              									Zugverhältnisse keineswegs erforderlich sind. Die Abgangstemperaturen der Rauchgase
                              									im Fuchs waren durchweg hoch, im Mittel 350°, trotzdem war der Wirkungsgrad der
                              									Kessel günstig (rund 70 v. H.). Bei Neuanlagen lassen sich durch entsprechende
                              									Bemessung des Rostes leicht niedrigere Abgangstemperaturen erzielen. Der
                              									Kohlensäuregehalt der Rauchgase wurde mit dem Orsat-Apparat viertelstündlich
                              									bestimmt; er war bei Verwendung von Koks allein am höchsten. Der Wärmeinhalt des
                              									aufgegebenen Brennstoffs wurde, wie die Analysen zeigen, durchweg gut ausgenutzt.
                              									Die Feuerungen wurden während des achtstündigen Versuchs zweimal abgeschlackt, wie
                              									dies auch bei Kohlenfeuerung zumeist erforderlich ist.
                           Das Abschlacken ging durchweg rasch vonstatten, und in keinem Falle wurde flüssige
                              									oder stark klebende Schlacke festgestellt. Die Menge der Rückstände lag innerhalb der bekannten
                              									Grenzen und ihr Gehalt an verbrennlichen Bestandteilen war in den meisten Fällen
                              									niedrig. Roste mit zu breiten Spalten sind nicht zu empfehlen, ebenso soll auch die
                              									Stabbreite des Rostes nicht zu groß gewählt werden; eine Spaltweite von 6 bis 9 mm
                              									dürfte nach den bei den Versuchen gemachten Beobachtungen am besten sein.
                              									Gaskohlenkoks wird am besten in faustgroßen Stücken verfeuert, die Zerkleinerung
                              									kann an der Verbrauchsstelle ohne Schwierigkeit vorgenommen werden; dagegen ist es
                              									zweckmäßig, den nicht so leicht zu zerkleinernden Fettkohlenkoks schon gebrochen zu
                              									beziehen, und zwar in einer Körnung von 0 bis 70 mm oder noch besser ohne Koksgruß
                              									in der Körnung 10 bis 70 mm. Die vielfach gehegten Befürchtungen, daß der
                              									Schwefelgehalt des Kokses sowie seine kurze, scharfe Flamme beim Verbrennen auf die
                              									Erhaltung des Kesselkörpers nachteilig einwirken könnten, haben sich bisher nicht
                              									bestätigt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist schließlich bei der
                              									Koksfeuerung das Fehlen jeglicher Rauchentwicklung; auch stark qualmende Gaskohle
                              									verbrennt mit Koks gemischt mit nur ganz geringer Rauchbildung. Am Schlüsse des
                              									Berichtes wird nochmals betont, daß die Versuche an bestehenden Kesselanlagen
                              									ausgeführt wurden und daß bei Neuanlagen, wo man den besonderen Eigenschaften des
                              									Kokses mehr Rechnung tragen kann, noch wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen
                              									sind. Es ist somit nicht ausgeschlossen, daß mit Hilfe neuer Rostausführungen für
                              									Koksfeuerung die Leistungen der Kohle wärmetechnisch nicht nur erreicht, sondern
                              									sogar noch überholt werden können.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die thermischen Eigenschaften der einfachen Gase und der
                                 										technischen Feuergase zwischen 0° und 3000°. In
                              									Heft 31 und 34 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure veröffentlicht Schüle neue Gasentropietafeln und gibt einige Beispiele
                              									für deren Benutzung. Es ist ihm gelungen, bedeutende Vereinfachungen gegenüber den
                              									vorhandenen ähnlichen Darstellungen zu erreichen, so daß es möglich wurde, durch ein
                              									gemeinsames Schaubild die für die Berechnung von Wärmekraftmaschinen wichtigsten
                              									thermischen Eigenschaften von zweiatomigen Gasen, Luft, Kohlensäure, Wasserdampf
                              									sowie der technischen Feuergase in übersichtlicher Weise zur Anschauung zu
                              									bringen.
                           Zunächst werden die für die Feststellung der Entropie notwendigen Werte der
                              									spezifischen Wärme bei verschiedenen Temperaturen bestimmt und als Ordinaten über
                              									der Temperatur als Abszisse eingetragen. Es ist nämlich die zur Erwärmung von t0 auf t° notwendige Wärmemenge Q =
                                 										cm (t – t0) und die wahre spezifische Wärme
                              										c=\frac{dQ}{dt}. Trägt man daher die Werte von Q als Ordinaten über den Werten von t als Abszissen auf, so ergibt sich c aus der Neigung der Tangenten der Q-Kurve gegen die t-Achse.
                              									Multipliziert man c mit dem Molekulargewichte m, so erhält man die für den Entwurf von
                              									Entropietafeln vor allem wichtigen Molekularwärmen mc,
                              									die Schüle in derselben Weise wie die spezifischen Wärmen
                              									im Koordinatensystem zur Darstellung bringt. Bezüglich ihrer Berechnung sei noch
                              									bemerkt, daß für Gasgemische, zum Beispiel für die technischen Feuergase, die
                              									Molekularwärme gleich der Summe der mit ihren Raumanteilen multiplizierten
                              									Molekularwärmen der Bestandteile des Gemisches ist, Als solche treten Wasserdampf,
                              									Stickstoff, Sauerstoff und Kohlensäure auf, wozu bei unvollkommener Verbrennung noch
                              									Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffe kommen. Vereinfacht werden die zeichnerischen
                              									Darstellungen der mc-Werte durch den Umstand, daß die
                              									Molekularwärmen zweiatomiger Gase bei allen Temperaturen einander nahezu gleich
                              									sind. Auch zeigen erfahrungsgemäß die wahren und in noch höherem Maße die mittleren
                              									Molekularwärmen der reinen ohne Luftüberschuß gebildeten Feuergase verschiedener
                              									Brennstoffe nur geringe Abweichungen voneinander. Der Zusammenhang zwischen der
                              									spezifischen Wärme cp
                              									und der Entropie Sp für
                              									eine Zustandsänderung bei gleichem Druck p ist durch
                              									die Gleichung S_p=\int^T_{273}\frac{c_p}{T}\,dT gegeben, sofern
                              									man von 0° als Normalzustand mit Sop = 0 ausgeht. Man kann also, wenn die spezifische
                              									Wärme bei gleichem Druck als Funktion der Temperatur T
                              									bekannt ist, Sp
                              									ermitteln und im Koordinatensystem in Abhängigkeit von der Temperatur darstellen.
                              									Dieselben Betrachtungen gelten für die Entropieänderung bei gleichem Rauminhalt Sv. Zu einer
                              									bedeutenden Vereinfachung der sich ergebenden Gasentropietafeln gelangt man durch
                              									eine leicht verständliche thermodynamische Betrachtung, auf die näher einzugehen
                              									sich lohnt, da sie die Möglichkeit gab, ein so umfassendes und doch übersichtliches
                              									Schaubild zu entwerfen, wie es Schüle bringt. Bezeichnet
                              										Q die zugeführte Wärme, A das Wärmeäquivalent und v den Rauminhalt
                              									eines Gases, so gilt bei isothermischer Zustandsänderung bekanntlich die Gleichung
                              										dQ = Apdv. Da die
                              									Entropieänderung dS=\frac{dQ}{T} ist, kann man auch schreiben
                              										d\,S_T=\frac{Apdv}{T}, wo Index T an die Unveränderlichkeit der Temperatur erinnern soll. Durch Benutzung
                              									der Zustandsgleichung pv = RT, wo R die Gaskonstante ist, erhält man
                              										d\,S_T=\frac{ARdv}{v} oder
                              										S_T-S_{oT}=A\,R\,l\,n\,\frac{v}{v_0}. Andererseits ist bei
                              									einem isothermischen Vorgange pdv = – vdp, so daß auch die Beziehung gilt: d\,S_T=-\
                                 										AR\,\frac{dp}{p} oder S_T-S_{oT}=-\
                                 										A\,R\,l\,n\,\frac{p}{p_0}. Man sieht, daß es genügt, für ein
                              									bestimmtes Gas je eine Kurve konstanten Druckes p0 und konstanten Volumens v0 in die Entropietafel einzutragen, die
                              									bei 0° durch den Nullpunkt der Entropie geht. Die anderen Linienzüge für Sp und Sv sind den beiden
                              									eingezeichneten kongruent und um die durch die beiden Gleichungen für ST und SoT angegebenen Beträge
                              									verschoben. Es empfiehlt sich, der Entropietafel einen Maßstab beizufügen, der die
                              									Verschiebungen für glatte Werte \frac{p_0}{p} bzw.
                              										\frac{v}{v_0} angibt. Wie Schüle
                              									nachweist, genügt für alle Gase ein Verschiebungsmaßstab, sofern man in die
                              									Berechnung anstatt der spezifischen Wärme die Wärmemenge einführt, die nötig ist, um
                              									die Temperatur eines m3 um 1° zu erhöhen. Er zeigt ferner, daß man die Kurven gleichen Drucks
                              									für verdünnte Feuergase mit dem Luftgehalt v1 in die Entropietafel eintragen kann, indem man auf
                              									der Abszissenstrecke zwischen den Kurven gleichen Druckes für reines Feuergas und
                              									Luft v1 Bruchteile von
                              									der Linie des reinen Feuergases aus abträgt. Die Schwierigkeiten, welche die
                              									Ermittlung der Entropie der Kohlensäure und des Wasserstoffs bietet, da bei beiden
                              									Substanzen die Molekularwärmen nicht einem einfachen analytischen Gesetz folgen,
                              									beseitigt Schüle durch ein graphisches
                              									Rechnungsverfahren. Außer den Linien gleichen Drucks und gleichen Raumes sind in die
                              									Entropietafeln Kurven für die Wärmemengen Qp und Qv für Erwärmung von 0 bis t° bei unverändertem Druck bzw. gleichbleibendem Volumen eingetragen. Die
                              									an erster Stelle genannte Kurve gibt auch den von 0° an gerechneten Wärmeinhalt bei
                              									gleichem Druck an, durch dessen Aenderung die Betriebsarbeit bei adiabatischer
                              									Ausdehnung und Verdichtung bestimmt wird, während der Wert von Qv gleich der von 0° an
                              									gemessene Energie ist, deren Aenderung die absolute Ausdehnungs- und
                              									Verdichtungsarbeit bei einem adiabatischen Vorgange darstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 355
                              Abb. 1.
                              
                           Als Beispiel für die Anwendung der Entropietafeln diene die Bestimmung der
                              									Temperaturänderung bei adiabatischer Verdichtung auf den x-fachen Druck. Man sucht,
                              									wie die linke Seite der Abb. 1 zeigt, auf der Kurve
                              									des konstanten Druckes p0 zunächst den Punkt A in Höhe der
                              									Anfangstemperatur t°. Es muß nun der Endpunkt B der Verdichtung einerseits senkrecht über A, andererseits auf der Kurve p = xp0
                              									liegen, deren wagerechte Verschiebung (x) gegenüber der p0-Linie man aus dem
                              									Verschiebungsmaßstabe ersieht. Wie am einfachsten ein Punkt auf dem Lote durch A gefunden wird, der den Abstand (x) von der p0-Kurve hat, zeigt die Abbildung, deren oberer Teil
                              									ferner erkennen läßt, wie Temperatur- und Raumänderung bei adiabatischer Ausdehnung
                              									bestimmt werden können. Die Linienzüge für die Wärmemengen Q ermöglichen die Feststellung der Nutzarbeit und im Zusammenhange hiermit
                              									des Wirkungsgrades einer Maschine. Es ist zum Beispiel bei einem Gasmotor die
                              									absolute Verdichtungsarbeit für 1 m3
                              									Zylinderinhalt gleich dem Unterschiede der Wärmeinhalte Qv am Anfang und am Ende der Verdichtung.
                              									In sinngemäßer Weise erhält man die absolute Ausdehnungsarbeit. Der Unterschied
                              									beider Werte ergibt die Nutzarbeit, die im mechanischen Maße gleich der Fläche des
                              									Druck – Raumdiagramms ist. Wie letzteres in die Entropietafeln übertragen wird,
                              									lehrt Abb. 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 355
                              Abb. 2.
                              
                           Wenn die Expansionslinie AB für
                              									die Ausdehnung vom Druck p0 auf den Druck p gegeben und die Temperatur
                              										T0 in A bekannt ist, so wäre die Endtemperatur
                              										T=T_0\,\frac{pv}{p_0v_0}. Man kann nun in der Entropietafel
                              									zunächst Punkt A' in Höhe von T0 angeben. Dann liegt B einerseits in Höhe von T, andererseits in dem aus dem Verschiebungsmaßstab ersichtlichen Abstande
                              										\left(\frac{p_0}{p}\right) von der p0-Linie. Jeder andere Punkt zwischen A und B kann in der
                              									gleichen Weise übertragen werden. Die Verbrennungstemperaturen lassen sich aus den
                              									Entropietafeln Schüles mit Hilfe der Linienzüge für die
                              									Wärmemengen bestimmen, wenn der untere Heizwert Mu und die chemische Zusammensetzung des Brennstoffes
                              									bekannt ist. Aus letzterer kann man den Rauminhalt der Verbrennungsgase Vg feststellen. Es ist also auch der größtmögliche
                              									Wärmeinhalt von 1 m3 Feuergas bei Verbrennung mit
                              									der theoretischen Luftmenge Q=\frac{H_u}{Vg} bekannt. Will man
                              									nun die Verbrennungstemperatur t bestimmen, so sucht
                              									man auf der Wärmemengenlinie der reinen Feuergase einen Punkt mit der
                              									Anfangstemperatur t0
                              									und findet t, indem man die Abszisse derselben Kurve
                              									feststellt, die um den durch obige Gleichung angegebenen Betrag länger ist als die
                              									Abszisse bei t0.
                              									Bemerkt sei, daß bei Temperaturen über 2300°, sofern nicht überschüssiger Sauerstoff
                              									vorhanden ist, die Dissoziation der Kohlensäure und des Wasserstoffs einen Einfluß
                              									ausübt, der nicht vernachlässigt werden darf. Zum Schlusse seiner Ausführung gibt
                              										Schüle eine Gleichung für den Abgasverlust und zeigt
                              									in einem Schaubilde dessen Abhängigkeit von der Luftüberschußzahl.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           
                           Der amerikanische Flottenkohlendampfer Neptune. Mit
                              									seinem früher beschriebenen Schwesterschiff, dem Flottenkohlendampfer Jupiter,Vgl. D. p. J. Bd. 330, S. 434. der
                              									erst nach Umbau seiner turbo-elektrischen Maschinenanlage zur Ablieferung gelangte,
                              									teilt der Dampfer Neptune das Schicksal einer längeren Verzögerung der
                              									Fertigstellung. Auch bei ihm erwies sich nach dem Ausfall der Vorproben, bei denen
                              									mit den beiden hier erstmalig verwendeten Turbinensätzen mit Rädergetriebe die
                              									geforderte Geschwindigkeit nicht erreicht wurde, ein Umbau der Maschinenanlage als
                              									notwendig. Dieser bestand im wesentlichen in einer Aenderung der Turbinen und ihrer
                              									Kondensationsanlagen zwecks Erhöhung der Leistung. Die Rädergetriebe der Bauart
                              									Melville-Macalpine, Erstausführungen eines neuartigen, für den Propellerantrieb
                              									eines Turbinenschiffes benutzten Getriebes, bei dem die Turbinenleistung nur durch
                              									ein Ritzel auf das getriebene, mit der Schraubenwelle gekuppelte Rad übertragen
                              									wird, hatten sich gut bewährt, sollten daher nach Möglichkeit unverändert
                              									beibehalten werden. Ursprünglich waren sie für ein Uebersetzungsverhältnis zwischen
                              									Turbine und Propeller von 9,04 : 1 gebaut. Da die gewünschte Erhöhung der
                              									Schubleistung aber zu einer Herabsetzung der Schraubendrehzahl von 135 auf 110
                              									Umdr./Min. führte, womit die Neptune-Anlage mit der Anlage von Jupiter in
                              									Uebereinstimmung gebracht wurde, außerdem beim Neuentwurf der Turbinen mit Rücksicht
                              									auf die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit die Drehzahl von 1220 auf 1910 Umdr./Min.
                              									gesteigert wurde, erhöhte sich das Uebersetzungsverhältnis auf 17,37 : 1. Hierdurch
                              									schien die Einschaltung eines zweiten Uebersetzungsgetriebes bedingt. Die
                              									bauausführende Firma, die Westinghouse Machine Company,
                              									entschloß sich jedoch im Vertrauen auf die bisher erwiesenen vorzüglichen
                              									Betriebseigenschaften ihres Getriebes von der Einfügung eines Vorschaltsatzes
                              									Abstand zu nehmen und lieber durch Verringerung des Ritzeldurchmessers um rund 36 v.
                              									H. das Uebersetzungsverhältnis zu erhöhen. Das Verhältnis von Ritzelbreite zu
                              									Ritzeldurchmesser, der von 279 mm auf 178 mm herabgesetzt wurde, bekam so mit 5,15 :
                              									1 einen Wert, der nur im Hinblick auf die besonders große Belastungsfähigkeit des
                              										Melville-Macalpine-Getriebes,Vgl. D. p.
                                    											J. 1913 Bd. 328, S. 772. bei dem die starre Lagerung der
                              									Ritzelwelle in einem sogenannten Schweberahmen eine wesentlich höhere
                              									Torsionsbeanspruchung als bei normalen Pfeilradgetrieben zuläßt, gerechtfertigt
                              									schien. Die mit dem hiernach umgebauten Getriebe auf dem Prüffelde wie an Bord
                              									gesammelten Betriebserfahrungen haben diese Erwartung bestätigt.
                           Wie die nachstehend zusammengestellten Probefahrtsergebnisse zeigen, hat der
                              									vorgenommene Umbau der Neptune-Anlage das angestrebte Ziel in vollem Umfange
                              									erreichen lassen. Die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 14 kn wurde um rund 1/4 kn
                              									überschritten, und auch der Kohlenverbrauch der Anlage blieb um rund 15 v. H. hinter
                              									dem Garantiewert zurück.
                           Ergebnisse der zwölfstündigen Abnahmeprobefahrt des
                              									amerikanischen Flottenkohlendampfers Neptune
                           
                              
                                 Schiffsgeschwindigkeit
                                 kn
                                 14,28
                                 
                              
                                 Zahl der Umdrehungen in der Minute, Propeller
                                 
                                 115,34
                                 
                              
                                    „     „            „            
                                    											„    „        „      Turbinen
                                 
                                 2003
                                 
                              
                                 Ges. Maschinenleistung (gem a.
                                    											Propellerwelle)
                                 WPS
                                 7275
                                 
                              
                                 Gesamter Kohlenverbrauch in der Stunde
                                 kg
                                 4971
                                 
                              
                                 Rostbelastung auf 1 m2 Rostfläche
                                 „
                                 170,4
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch für einen Tag
                                 t
                                 119,4
                                 
                              
                                 Spez. Kohlen-verbr. (kg/PS-Std)
                                 bez. a. d. Leistg. d. Hauptmasch.        do.          Haupt- u
                                    											Hilfsmasch
                                 
                                 0,6830,629
                                 
                              
                                 Gesamter Dampfverbrauch in der Stunde
                                 kg
                                 50590
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch der Hauptmaschine in der
                                    											Stunde
                                 „
                                 42910
                                 
                              
                                 Dampfverbr.d. Hilfsmasch.in der Stunde
                                 nach Messungin v. H. des ges. Dampfverbrauchs      do.      
                                    											Dampfverbr. d. Hauptmasch.
                                 „„„
                                 768015,217,9
                                 
                              
                                 Menge d. stündl. in dieVorwärmer
                                    											geführtenHilfsmasch.-Abdampfes
                                 nach Messungin v. H. d. ges Dampfverbr.
                                 „
                                 573011,35
                                 
                              
                                 Menge d. stündl. in dieTurbinen
                                    											geführtenHilfsmasch.-Abdampfes
                                 nach Messungin v. H. d. ges Dampfverbr.
                                 „
                                 19503,85
                                 
                              
                                 Spez. Dampfverbr. d.ganz. Anl. (kg/PS-Std.)
                                 bez. a. d. Leistg. d. Hauptmasch.        do.      Haupt- u.
                                    											Hilfsmasch
                                 
                                 7,076,50
                                 
                              
                                 Spez. Dampfverbr. d.Hauptm. allein (kg/PS-Std.)
                                 bez. a. d. Leistg. a. d. Prop.-Welle        do.                    
                                    											Turbine
                                 
                                 6,05,96
                                 
                              
                           Bemerkung: Die Dampfverbrauchswerte
                              									sind auf Grund mehrstündiger, während der zwölfstündigen Fahrt durchgeführter
                              									Kondensatmessungen bei einer zugehörigen mittleren Maschinenleistung von 7158 WPS
                              									und 114,0 Umdrehungen in der Minute ermittelt.
                           Von besonderem Interesse ist der nachstehende Vergleich der Hauptprobefahrtsdaten von
                              									Neptune mit denen seiner beiden Schwesterschiffe Jupiter und Cyclops. Der
                              									letztgenannte Dampfer hat eine normale, direkt wirkende Maschinenanlage, die aus
                              									zwei Dreifachexpansionsmaschinen besteht.
                           
                              
                                 NamedesSchiffes
                                 Umdrehungszahlder Schraubeni. d.
                                    											Min.
                                 Schiffs-geschwindigkeit
                                 Leistung derHauptmaschinen
                                 Spez. Kohlenverbr.
                                 Spez. Dampfver-brauch
                                    											derHauptmaschine
                                 
                              
                                 bez. aufLeistungder
                                    											Haupt-maschine
                                 bez. aufLeistungder Haupt-u.
                                    											Hilfs-maschine
                                 
                              
                                 Cyclops
                                 92
                                 14,62
                                 6800 PSi
                                 kg/PSi-St.@0,66
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Jupiter
                                 116,7
                                 14,99
                                 7251 WPS
                                 kg/WPS-S@0,744
                                 –
                                 kg/WPS-S@6,0
                                 
                              
                                 Neptune
                                 115,3
                                 14,28
                                 7275    „
                                 0,683
                                 kg/PS-St.@0,629
                                 5,23
                                 
                              
                           Wie hieraus zu ersehen, schneidet Neptune bezüglich des Kohlenverbrauchs, da sich der
                              									entsprechende Wert der Cyclops-Anlage unter Einschätzung des mechanischen
                              									Wirkungsgrades mit höchstens 0,92 auf rund 0,72 erhöht, am günstigsten ab,
                              									wesentlich günstiger als die Anlage von Jupiter, bei der sich der hohe
                              									Kohlenverbrauch von 0,744 kg/WPS-Std. einerseits durch schlechte Feuerbedienung,
                              									andererseits durch mangelhafte Wirtschaftlichkeit der Hilfsmaschinen erklärt. Im
                              									Dampfverbrauch der Hauptmaschinen erreicht die Neptune-Anlage die turbo-elektrische
                              									Anlage allerdings nicht ganz. Hier macht sich das größere Uebersetzungsverhältnis
                              									der letzteren trotz ihres schlechteren Wirkungsgrades fühlbar geltend. Immerhin sind
                              									auch bei Turbinenanlagen mit Rädergetriebe ähnlich günstige und auch noch bessere
                              									Werte erreichbar. So hat die Westinghouse Machine Company
                              									neuerdings für eine bei ihr im Bau befindliche Anlage eines kleinen Kreuzers von 2 ×
                              									11000 WPS, bei der eine Turbine neuer Bauart, die sogenannte DoppelstromturbineVgl. D. p. J. S. 194 d. Bd.
                              									Verwendung findet, einen Dampfverbrauch von 4,83 kg/WPS-Std. gewährleistet.
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Riß- und Rostbildung in Eisenbetonbrücken. Zu der
                              									wiederholt behandelten Frage „Sind Zugrisse in Eisenbetonkonstruktionen zulässig
                                 										und welchen Einfluß haben sie auf die Haltbarkeit eines Bauwerkes?“ liefert
                              									eine in den Sommermonaten 1915 an einer größeren Zahl von Eisenbetonbrücken
                              									verschiedener Bauart in den Eisenbahndirektionsbezirken Breslau und Kattowitz
                              									vorgenommene Untersuchung in bezug auf Riß- und Rostbildung einen wertvollen
                              									Beitrag. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind von Baurat Perkuhn in der Zeitschrift für Bauwesen 1916 Heft 1 bis 3 mitgeteilt.
                           Insgesamt wurden 1991 auf der Oberfläche festgestellte Risse der Lage nach festgelegt
                              									und unter der Lupe gemessen. Um die Feststellung der feineren Risse zu erleichtern,
                              									wurden die Bauwerke vorher mittels Sandstrahlgebläse gereinigt. An 584 Rißstellen
                              									wurden zur Bestimmung der Rostbildung die oberen Schichten bis auf Tiefen von 10 bis
                              									100 mm, auf Längen von 40 bis 100 mm und auf Breiten von 50 bis 350 mm entfernt und
                              									an 268 Stellen die Eiseneinlagen freigelegt.
                           Die Untersuchungen lieferten die folgenden Ergebnisse:
                           1. Die Rißbildung zeigt bei allen untersuchten Bauwerken einen ziemlich gleichartigen
                              									Verlauf und annähernd gleiche Dichte.
                           2. Die Risse treten auch in jenen Bauteilen auf, in denen die berechneten
                              									Zugspannungen sehr klein sind. Die Größe der errechneten Zugspannungen scheint
                              									hiernach nicht allein maßgebend für das Auftreten der Risse zu sein.
                           3. Die Risse nehmen an Zahl und Länge mit dem wachsenden Alter des Betons zu.
                           4. Die Risse verlaufen meist senkrecht zu den Hauptbewehrungseisen, sie entstehen
                              									vornehmlich an den Bügeln. Längs und schräg gerichtete Risse sind seltener. In dem
                              									doppelt bewehrten Dreigelenkbogen einer Straßenbrücke laufen die Risse in der
                              									Längsrichtung.
                           5. Die Schalenrisse (wagerechte Risse an der Unterkante der Ueberbauten in Höhe der
                              									Eiseneinlagen) treten hauptsächlich bei höheren Rostgraden auf. Ueberschreitet die
                              									Rostbildung eine gewisse Stärke, so springt der Beton schalenförmig ab.
                           6. Rostbildung tritt bei allen untersuchten Bauwerken auf,
                              									bei Brücken jeder Benutzungsart, jeden Alters, aller Abmessungen und sonstiger
                              									Verhältnisse. Der Rostgrad ist verschieden.
                           7. Der Rostbeginn liegt an den Rißstellen des Betons. An diesen ist der Rost am
                              									größten und nimmt mit der Entfernung ab. Erreicht der Rost eine bestimmte Stärke, so
                              									wird dort der Beton durch Sprengung zerstört.
                           8. Die Rostbildung wächst mit dem Alter, mit der zunehmenden Rißstärke, mit dem sich
                              									verringernden Abstand der Eisen von der Oberfläche und mit der Verunreinigung der
                              									Luft.
                           Der Einfluß der Rauchgase auf die Eiseneinlagen ist bei dieser Untersuchung wegen der
                              									schweren Zugänglichkeit der betreffenden Flächen während des Zugverkehrs nicht
                              									geprüft worden.
                           Diese Feststellungen bestätigen vollauf die Ausführungen des Geh. Reg.-Rats J. Labes im Zentralblatt der Bauverwaltung 1913 S. 75:
                              										„Jedenfalls sind unseres Erachtens die Grundlagen für die besprochenen
                                 										Umwandlungen gegeben, wenn statische Risse im Beton vorhanden sind, und es kann
                                 										eine solche Brücke keinesfalls in bezug auf die Dauerhaftigkeit mit einer gut
                                 										ausgeführten und unterhaltenen eisernen Brücke, wie etwa mit der alten
                                 										Dirschauer Gitterbrücke über die Weichsel, erfolgreich in Wettbewerb treten, die
                                 										vom Jahre 1857 bis 1891 dem Eisenbahnverkehr und seitdem dem Straßenverkehr
                                 										gedient hat und sich heute noch in so vorzüglichem Unterhaltungszustande
                                 										befindet, daß nicht abzusehen ist, um ein wie Vielfaches ihrer vergangenen
                                 										Dienstzeit sie noch weiter dienen wird. Was nun die Gefahr des Anrostens an den
                                 										Rißstellen anbetrifft, so ist die frühere Annahme, daß eine dünne Mörtelhaut,
                                 										die bei guter Ausführung auf dem Eisen zunächst haften bleibt, einen dauernden
                                 										Schutz gewährt, durch zahlreiche Versuche als hinfällig erwiesen.“
                           In diesem Zusammenhange ist auch eine Mitteilung über den Zustand der Rhönebrücke bei
                              									Chippis in der Schweiz. Bauzeitung 1912 S. 78 und 97 von Interesse: „Daß
                                 										Betonzugrisse doch nicht so harmloser Natur sind, kann man an der Rhönebrücke
                                 										bei Chippis konstatieren. Trotzdem Eisenbetonbrücken theoretisch keinen
                                 										Unterhalt erfordern, verrät jene heute schon einen bedenklichen Grad von
                                 										Altersschwäche.“
                           W. Gutacker.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Der Verbrauch von flüssigen Heizstoffen in Rußland im Jahre
                                 										1915/16. (Wjestnik Finanzow Nr. 25 und 26, 19. und 26. Juni 1916.) Nach den
                              									Feststellungen des statistischen Bureaus des Kongresses der Naphthaindustriellen
                              									sind von den Eisenbahnen im Jahre 1915 im ganzen 138,5 Mill. Pud flüssiger
                              									Heizstoffe verbraucht worden; zum 1. Januar 1916 waren nicht weniger als 40 Mill.
                              									Pud Vorräte nachgeblieben, die sich zum 1. April 1916 auf ungefähr 25 Mill. Pud
                              									vermindert hatten. Durchschnittlich sind im Monat auf den Eisenbahnen von diesen
                              									Heizstoffen 11,6 Mill. Pud im Jahre 1915 und etwa 13 Mill. Pud im Jahre 1916
                              									verbraucht worden. Der Verbrauch von flüssigem Heizstoff auf den Eisenbahnen ist
                              									demnach um 12,4 v. H. gestiegen.
                           Die Wolgaflotte hat im Jahre 1915 gegen 50 Mill. Pud Naphtha zum Heizen der Dampfer
                              									verbraucht, die übrigen Verbraucher insgesamt gegen 135 Mill. Pud (von dieser Menge gelangten
                              									gegen 24 Mill. Pud nach dem Petersburger Rayon und gegen 60 Mill. Pud nach dem
                              									zentralen Industrierayon). Die Vorräte an flüssigem Heizstoff (Naphtha und Masut)
                              									beliefen sich zum Schlusse der Schiffahrt (im November) auf 199,7 Mill. Pud im Jahre
                              									1914 und 244,3 Mill. Pud im Jahre 1915. Im ganzen waren also zum 1. November 1915
                              									44,6 Mill. Pud flüssiger Heizstoffe vorhanden (22,3. v. H. mehr als zum 1. November
                              									1914).
                           Zu den Vorräten am 1. April des laufenden Jahres (105 Mill. Pud) gehören die Vorräte
                              									von über 40 Mill. Pud bei den Verbrauchern, hauptsächlich bei den Eisenbahnen, sowie
                              									auch bei einigen industriellen Unternehmungen und beim Marineressort. Die Vorräte
                              									bei einigen mit Naphtha handelnden Firmen belaufen sich zum 1. April 1916 auf etwa
                              									65 Mill. Pud.
                           Ungeachtet der allgemeinen Zunahme der Vorräte (um 25. Mill. Pud) zum Anfang des
                              									Betriebsjahres 1916/17 wird das Angebot von Naphtha im Vergleich zum Jahre 1915/16
                              									doch abnehmen. In diesem Jahre werden zur Wolga, von deren Hafenplätzen die Naphtha
                              									als Heizmaterial nach den Verbrauchermärkten geht, nicht mehr als 270 Mill. Pud
                              									kommen, und wenn man hierzu noch die Vorräte bei den mit Naphtha handelnden Firmen
                              									von etwa 64 Mill. Pud hinzurechnet, so wird der Gesamtbetrag des Angebots 334 Mill.
                              									Pud erreichen, was nach Abzug der Leckage und anderer Verluste wohl kaum mehr als
                              									330 Mill. Pud ausmachen dürfte. Man nimmt an, daß nachfolgende Mengen von Naphtha
                              									jedenfalls dem Verkehr entzogen werden würden: für das Moskauer Gebiet 27, für die
                              									Eisenbahnen 156, für die Wolgaflotte 52, im ganzen zusammen 235 Mill. Pud. Etwa 11
                              									bis 12 Mill. Pud sind erforderlich für die Naphthafabriken außerhalb des Rayons,
                              									nicht weniger als 20 Mill. Pud werden den bevorzugten Unternehmungen des Rayons
                              									Petersburg und wahrscheinlich wohl nicht weniger als 50 bis 60 Mill. Pud den
                              									Unternehmungen des Moskauer Rayons zugewiesen werden. An freier Ware auf dem
                              									Naphthamarkte würden somit nur etwa 70 bis 80 Mill. Pud verbleiben. Das laufende
                              									Jahr wird demnach unter dem Zeichen eines akuten Naphthamangels verlaufen.
                           Die Naphthaausbeute hat sich in diesem Jahre um 42 Mill. Pud im Vergleich zu
                              									derselben Zeit im vorigen Jahre vermindert; (von 573,2 auf 531,1 Mill. Pud).
                           ––––––––––
                           
                        
                           Der Polytechnische und Gewerbeverein Königsberg Pr. hat
                              									3000 M ausgesetzt zur Förderung von mustergiltigen Ausführungen in
                              									Außenarchitekturteilen an städtischen und ländlichen Wohnhäusern der Provinz
                              									Ostpreußen.
                           Auf Grund einzureichender Zeichnungen im Maßstab 1 : 20, bei kleineren Stücken 1 : 10
                              									oder von Modellen für Architekturteile zum Beispiel Giebel, Zäune, Lauben, Türen,
                              									Tore, Fenster, Aushängeschilder, Wetterfahnen und dergleichen, gegen deren
                              									Ausführung der Bezirksarchitekt nichts einzuwenden hat, sollen Anerkennungspreise in
                              									verschiedener Höhe bis zum Betrage von 200 M gewährt werden. Wo farbige Ausführung
                              									beabsichtigt ist, sind die Farben in der Zeichnung anzugeben.
                           Die Auszahlung erfolgt an den Bauherrn, sobald die Ausführung nach der mit dem Preise
                              									bedachten Zeichnung von dem Bezirksarchitekten bescheinigt ist.
                           Die Beurteilung der eingereichten Arbeiten und die Festsetzung der Preise geschieht
                              									endgiltig durch den folgenden Ausschuß:
                           Architekt und Stadtrat Arndt, Maler Kißling, Regierungs- und Baurat Lange, Prof.
                              										Edmund May, Direktor der Königlichen Kunst- und
                              									Gewerkschule, Prof. Dr. Ulbrich und zwei Mitgliedern des
                              									Vereinsvorstandes, dem zurzeit die Herren Geheimer Regierungs- und Gewerberat Laurisch, Prof. G. Vogel,
                              									Kaufmann Karl Kühn und Konsul Leß, sämtlich in Königsberg, angehören.
                           Die Zeichnungen und Modelle sind mit einem Kennwort versehen, das auch auf einem
                              									verschlossenen Umschlag steht, der den Namen und die Anschrift des Einsenders
                              									enthält, bis zum 1. April 1917 frei einzureichen an das Kunstgewerbemuseum,
                              									Königsberg Pr., Roonstraße 9/10. Sie werden nach der Beurteilung öffentlich
                              									ausgestellt und danach den Einsendern zurückgegeben.
                           Etwaige Anfragen sind zu richten an Prof. G. Vogel, Königsberg Pr., Prinzenstraße
                              									8.