| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 371 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Verbrennungskraftmaschinen. Ueber die bekannte
                              									Erscheinung des „Wachsens“ der Zylinderlauffläche solcher Maschinen berichtet
                              									nun auch die englische Zeitschrift Engineering vom 4. August 1916 S. 97. Das
                              									Gußeisen zeigt, wie früher schon festgestellt wurde, die Neigung, bei wiederholtem
                              									Erhitzen zu „wachsen“. Diese Erscheinung soll in der Oxydation des Eisens und
                              									seiner Verbindungen begründet sein.
                           Gewisse Beimengungen des Eisens wie Mangan und Phosphor verhindern die
                              									Volumenvergrößerung, während andere Beimengungen, wie Silizium und Graphit bis zu
                              									einem gewissen Prozentsatz hierzu beitragen sollen. Das „Wachsen“ beginnt
                              									etwa bei einer Temperatur von 650° C und erreicht wahrscheinlich seinen
                              									Höchstwert bei 750° C. Ueber 900° C konnte nur mehr eine sehr kleine Volumenzunahme
                              									festgestellt werden.
                           Ueber ähnliche Erscheinungen wurden in der amerikanischen Zeitschrift The Foundry
                              									Januar 1910 berichtet. Gußeiserne Armaturen an Heißdampfleitungen wiesen nach einer
                              									Betriebsdauer von wenigen Monaten Risse und Volumenveränderungen auf. Die Festigkeit
                              									dieser Teile nahm dabei bedeutend ab. Die Temperatur des Heißdampfes war 500° C.
                           Versuche mit Verbrennungskraftmaschinen haben ebenfalls gezeigt, daß hier ein
                              										„Wachsen“ der gußeisernen Zylinderlaufflächen eintritt. Abgesehen von
                              									Ungenauigkeiten im
                              									Zusammenbau der Maschine, darf der Kolben auch wegen Volumenzunahme der Laufbüchse
                              									im Betriebe nur mit einem Durchmesser ausgeführt werden, der kleiner ist als der der
                              									Zylinderbohrung, besonders dann, wenn auch der Kolben aus Gußeisen hergestellt
                              									ist.
                           Feinkörniges Gußeisen zeigt beim Erhitzen weniger die Neigung zur Volumenvergrößerung
                              									als grobkörniges Gußeisen. Das Wachsen des Gußeisens bei wiederholtem Erhitzen
                              									scheint besonders von der Größe der im Eisen enthaltenen Graphitteilchen abhängig zu
                              									sein. Es ist naturgemäß sehr schwierig über diese Verhältnisse genauen Aufschluß zu
                              									erhalten, da das Mikroskop hierbei nur wenig Hilfe leistet. Diese Erscheinung
                              									vermindert, wie bereits erwähnt, die Festigkeit des Gußeisens. Die Volumenzunahme
                              									bezieht sich allerdings nur auf eine geringe Oberflächenschicht, die aber auch
                              									weiterhin zur Abnutzung der Lauffläche des Zylinders und des Kolbens beiträgt.
                           Bei Verbrennungskraftmaschinen und besonders bei jenen, die nach dem
                              									Gleichdruckverfahren arbeiten, wird der Kolbenboden sehr stark erhitzt, besonders an
                              									der Brennstoffeinführungsstelle. Kolbenböden zeigen häufig nach entsprechend langem
                              									Betriebe Risse, die von dieser Stelle ausgehen. Diese Risse rühren wohl kaum in
                              									erster Linie von dem Wachstum des Gußeisens her durch das wiederholte Erhitzen und
                              									Abkühlen entsprechend den Betriebsverhältnissen. Die chemische Untersuchung solcher
                              									zerstörter Kolben ergab keine wesentliche Veränderung des Metalls an diesen Stellen.
                              									Die Erfahrung hat gezeigt, daß phosphorarmes Eisen am besten zur Herstellung solcher
                              									Kolben sich eignet. Solches Eisen soll aber nach den englischen Versuchen bei
                              									wiederholter Erhitzung zur Volumenvergrößerung, zur allmählichen Zerstörung und zur
                              									Abbnahme der Festigkeit neigen. Der hohe Druck, der bei der Verbrennung des
                              									Treiböles in Gleichdruckmaschinen vorhanden ist, ist aber die Ursache, daß die
                              									Verbrennungsgase allmählich in das Innere des Kolbenbodens eintreten und den hier
                              									eingelagerten Kohlenstoff auflösen, wodurch die Rißbildung im Kolben beschleunigt
                              									wird.
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                           Eine neue Schiffsschraube. Ein von H. Hass in der Zeitschr. d. Ver. deut. Ing. vom 24. Juni
                              									1916 beschriebener Schraubenpropeller zeigt dem bei seinem Entwurf ins Auge gefaßten
                              									Ziele nach mit dem bekannten Wagnerschen
                              										Gegenpropeller,Vgl. D. p. J. Bd.
                                    											330 S. 230. der in den Turbinenpropellern von Parsons und Thornycroft
                              									Vorgänger hat, eine gewisse Aehnlichkeit. Wie bei diesen wird durch Anordnung einer
                              									feststehenden Leitvorrichtung eine Umwandlung der bei der gewöhnlichen
                              									Schiffsschraube verlorengehenden Drehungsenergie in nützliche Schubarbeit
                              									angestrebt. Das unterscheidende Merkmal des neuen Propellers liegt darin, daß im
                              									Gegensatz zu den vorerwähnten Konstruktionen die Leitvorrichtung nicht hinter der
                              									drehenden Schraube, sondern vor ihr angeordnet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 372
                              Abb. 1.Schaubild zur Hass'schen Schraube (ohne Berücksichtigung der
                                 										Reibungs- und Wirbelverluste)
                              
                           Das Grundsätzliche und Wesentliche dieser Neuerung erläutert am besten das angefügte
                              									Schaubild (Abb. 1), das, obwohl unter vereinfachenden
                              									Annahmen entworfen, einen klaren Einblick in die Wirkungsweise des Propellers
                              									ermöglicht. Während bei der einfachen Schraube ohne Leitflächen das in der
                              									Bewegungsrichtung des Schiffes, also achsial eintretende Wasser den Propeller mit
                              									einer hierzu senkrecht gerichteten Tangentialbeschleunigung, die für die
                              									Schuberzeugung verloren geht, verläßt, erfährt das Wasser durch die schraubenförmige
                              									Leitvorrichtung wie die Abbildung zeigt, aus seiner ursprünglichen Achsrichtung vor
                              									Eintritt in die drehende Schraube eine Umlenkung. Es strömt ihr also nicht mehr
                              									achsial, sondern in Richtung und mit der Geschwindigkeit AC zu. Dabei wird ihm eine der absoluten Geschwindigkeit E'C entsprechende Tangentialbeschleunigung zuteil, die
                              									der Drehrichtung der Schraube entgegengesetzt ist. Diese von der Leitvorrichtung
                              									hervorgerufene Beschleunigung wirkt somit der bei der Bewegung des Wassers durch die
                              									Schraube erzeugten gleichartigen Beschleunigung entgegen. Sind beide ihrer Größe
                              									nach gleich, so wird das Wasser nur noch mit der achsialen Geschwindigkeit AD aus der Schraube heraustreten, d.h. die Schraube
                              									beschleunigt in diesem Falle das Wasser unter Vermeidung der schädlichen
                              									Tangentialbeschleunigung ausschließlich in der Richtung, die nutzbare Arbeit
                              									liefert.
                           Mit der Aufhebung der Tangentialbeschleunigung kommen natürlich auch die
                              									entsprechenden Verluste in Wegfall. Es bleiben also nur noch die achsialen
                              									Massenbeschleunigungsverluste und die Reibungsverluste übrig. Die letzteren erhöhen
                              									sich im vorliegenden Falle durch den Widerstand der Leitflächen. Dieser ist jedoch
                              									bei der von Hass entworfenen Schraube verhältnismäßig gering, weil einerseits die
                              									Leitflächen selbst klein sind, und andererseits ihr spezifischer Widerstand bei der
                              									nahezu übereinstimmenden Wassergeschwindigkeit dem der Schiffshaut gleich zu setzen
                              									ist. Scheinbar kommt zu den genannten Verlusten noch ein von den Leitschaufeln
                              									erzeugter zusätzlicher Beschleunigungswiderstand EE' in Richtung der Drehachse hinzu. Tatsächlich handelt es sich hierbei
                              									jedoch lediglich, wie durch Versuche an einer Luftschraube erwiesen ist, um einen
                              									Energieaustausch, da die von den Leitschaufeln auf das hindurchströmende Wasser
                              									übertragene Bewegungsenergie, die in der Wirbelbildung und der Erzeugung eines
                              									Vorstromes hinter der Leitvorrichtung kenntlich wird, von der drehenden Schraube
                              									zurückgewonnen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 373
                              Abb. 2.Anbringung der Hass'schen Schraube an der Versuchsbarkasse
                              
                           Die Firma Zeise hat mit der neuen Schraube unter Benutzung
                              									einer für vergleichende Schraubenversuche besonders geeigneten Barkasse (s. Abb. 2) eine Reihe bemerkenswerter Vergleichsmessungen
                              									vorgenommen. Meßfahrten wurden durchgeführt erstens mit der neuen Schraube allein
                              									mit und ohne angefügte Leitschaufeln, zweitens mit der Schraube mit Leitvorrichtung
                              									und einer mit ihr in Vergleich gesetzten, besonders günstigen zweiflügeligen Zeise-Schraube. Da der benutzte Antriebsmotor eine genaue
                              									Leistungsbestimmung nicht zuließ, wurde durch genau gleiche Einstellung des Motors
                              									das Drehmoment bei allen Fahrten gleich gehalten. Die gemessenen Drehzahlen konnten
                              									so unmittelbar als Anhalt für die Leistungsbestimmung benutzt werden. Von besonderem
                              									Interesse sind die nachstehenden Ergebnisse der in Tabelle I zusammengestellten
                              									zweiten Reihe von Meßfahrten. Aus ihnen ergibt sich bei geringerer Umlaufzahl eine
                              									Ueberlegenheit der Schraube mit Leitvorrichtung um mehr als 5 v. H.
                           Wesentlich größere Unterschiede zugunsten der neuen Schraube lassen die in Tabelle II
                              									zusammengestellten Ergebnisse von Standversuchen erkennen. Abgesehen von dem bei den
                              									Standproben gegenüber den Ergebnissen bei freier Fahrt festgestellten, unerwartet
                              									kleinen Abfall der Umlaufzahl bei der Schraube mit Leitvorrichtung im Vergleich zur
                              									einfachen Schraube, eine Erscheinung, die an sich schon auf eine günstigere
                              									Ausnutzung der Maschinenleistung schließen läßt, macht diese ein direkter Vergleich
                              									der Schübe und der aufgewandten Leistungen noch erkennbarer. An Hand der
                              									Messungsergebnisse ist nachzuweisen, daß bei gleichen Schüben die einfache Schraube
                              									eine um 38,75 v. H. höhere Leistung erfordert als die Schraube mit
                              									Leitvorrichtung, und zwar unter gleich zeitiger Steigerung der Umlaufzahl um 12,75
                              									v. H. Das Drehmoment und damit auch die Größe der Maschine müßte also bei Verwendung
                              									einer einfachen Schraube um 26 v. H. größer werden als bei einer Anlage mit
                              									Leitschaufeln.
                           Tabelle I.
                           I. Vergleichsfahrten der Barkasse „Theodor Zeise“ 1. mit
                              									zweiflügeliger, einfacher Zeise-Schraube, 2. mit Hass'scher Leitschraube über eine
                              									Strecke von 1,5 km = 0,81 sm
                           
                              
                                 Nr. desVersuches
                                 Fahrt-richtg.
                                 Umdr.-Min.
                                 FahrzeitSek.
                                 Mittlere Fahrzeitaus drei
                                    											FahrtenSek.
                                 Ge-schwin-digkeitkn
                                 
                              
                                 1. Fahrten mit Zeise-Schraube
                                 
                              
                                 131415161718
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                                    											571,5572574571
                                 426462427460427464
                                 444   444,5   443,5  
                                    											445,5
                                 –  444,25––444,5–
                                 –  6,565––6,56–
                                 
                              
                                 Mittel
                                 
                                    571,7
                                 
                                 
                                 444,4
                                 6,56
                                 
                              
                                 2. Fahrten mit Hass-Schraube
                                 
                              
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                                 561563562  
                                    											563,5563564
                                 481410463428435447
                                    445,5   436,5  
                                    											431,5441
                                 –441––436,25–
                                 –6,62––6,68–
                                 
                              
                                 Mittel
                                 
                                    562,7
                                 
                                 
                                 438,62
                                 6,65
                                 
                              
                           Tabelle II.
                           II. Standproben der Barkasse „Theodor Zeise“ 1. mit
                              									Hass'scher Leitschraube, 2. mit einfacher Zeise-Schraube, verglichen mit den
                              									Ergebnissen der freien Fahrt
                           
                              
                                 
                                 Standprobe
                                 Freie Fahrt
                                 
                              
                                 Schubkg
                                 Umdr.-Min.
                                 Geschwin-digkeitkn
                                 Umdr.-Min.
                                 
                              
                                 1. Hass-Schraube
                                 194
                                 460
                                 6,65
                                 562,7
                                 
                              
                                 2. Zeise-Schraube
                                 152
                                 435
                                 6,56
                                 571,7
                                 
                              
                           Nach diesen Ergebnissen dürfte die Hasssche Schraube ihrer
                              									hohen Belastungsfähigkeit nach in erster Linie da am Platze sein, wo der Durchmesser
                              									beschränkt ist, also zum Beispiel bei Kanalschleppern größerer Leistung.
                              									Voraussetzung hierbei ist, daß sich durch ihre Verwendung die schädlichen
                              									Einwirkungen der einfachen Schraube auf die Kanalsohle aufheben oder wenigstens
                              									verringern lassen. Versuche in dieser Hinsicht liegen bisher nicht vor.
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Neue Rohrverbindungen. In D. p. J. S. 285 Jahrgang 1916
                              									wurden einige Verfahren zum Verbinden von Rohren beschrieben, die passend als
                              									Keilverfahren bezeichnet werden könnten. Sie werden, wenn alle Handarbeit
                              									ausgeschaltet werden soll und eine besonders rasche Verlegung von Rohrsträngen
                              									erwünscht ist, durch das „Dübelverfahren“ ergänzt. Wie die Abbildung zeigt,
                              										versieht man
                              									bei der letztgenannten Verbindungsart die Stoßenden der Rohre 1 und 2 mit Schrägflächen,
                              									um ein zentrisches Zusammenschieben zu ermöglichen. Dann umwickelt man die Rohrenden
                              									mit einer Stricklage 5 und schiebt den Ueberschieber
                              										6, in den noch nicht die Dübelpaare 9 gedrückt wurden, mit Hilfe eines Preßflanschenpaares
                              									von rechts über die Verbindungsstelle, wobei die Stricklage durch den Börtel 8 zusammengepreßt wird. Erst jetzt werden hinter dem
                              									Wulst 4 des Rohres 1 ein
                              									oder mehrere Dübelpaare 9 in den Ueberschieber
                              									gedrückt, nämlich paarweise sich gegenüberliegende Einbeulungen. Hierzu könnte eine
                              									Vorrichtung dienen, die der Erfinder des geschilderten Verbindungsverfahrens,
                              									Betriebsdirektor Wunderlich- Karlsbad, in Heft 18 der
                              									Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich-Ungarn näher
                              									beschreibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 374
                              
                           Das Lösen der Verbindung erfolgt am einfachsten durch
                              									Auseinanderschneiden des Ueberschiebers. Soll dieser wieder verwendet werden, so
                              									bohrt oder kreuzt man die Dübel aus. Der Ueberschieber muß aus Stahl oder Eisen
                              									sein. Seine Wandstärke braucht nicht größer als 5 mm zu werden, da er bei
                              									Erdbewegungen zumeist auf Zug beansprucht wird. Gegen Rostgefahr sichert man ihn,
                              									indem man die offenen Enden mit Asphalt, Zement und dergleichen verschmiert und ihn
                              									gründlich bejutet, was nicht schwierig ist, da Vorsprünge jeglicher Art fehlen. Wunderlich gibt in dem genannten Aufsatz noch einige
                              									andere Ausführungsformen des Ueberschiebers an und weist darauf hin, daß man mit
                              									dessen Hilfe auch normale Muffenverbindungen herstellen kann. Ferner läßt sich das
                              									Dübelverfahren verwenden, wenn in einer Leitung erst im Rohrgraben zugeschnittene
                              									Paß- oder Endstücke vorkommen.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Abhängigkeit des Thomson-Joule-Effektes für Luft von Druck
                                 										und Temperatur. Von Thomson und Joule wurde zuerst festgestellt, daß die Temperatur von
                              									Gasen bei Drosselung, d.h. bei Ausdehnung ohne äußere Arbeitsleistung, meist etwas
                              									sinkt. Diese durch die Anziehungskraft zwischen den kleinsten Teilen bei der
                              									Volumenvergrößerung verursachte Entspannungsabkühlung gewann durch C. v. Linde große Bedeutung für die Gasverflüssigung. Auf
                              									Veranlassung des genannten Forschers untersuchte daher F. Noell im Laboratorium für technische Physik zu München die Abhängigkeit
                              									des Thomson-Joule- Effektes für Luft von Druck und
                              									Temperatur bei Drücken bis 150 at und Temperaturen von – 55° bis + 250° C. Die
                              									Versuchsergebnisse führten zur Aufstellung einer diese Abhängigkeit ausdrückenden
                              									Gleichung und zum Entwurf einer Kurventafel, aus der die Abkühlung bei Entspannung
                              									von verschiedenen Anfangsdrücken und -Temperaturen auf Atmosphärendruck abgelesen
                              									werden kann. Auch gelangte man zu bemerkenswerten Ergebnissen bezüglich der
                              									spezifischen Wärme der Luft bei gleichbleibendem Druck. Während der Versuche mußte
                              									durch vorzügliche Isolierung jeder Wärmeaustausch der gedrosselten Luft mit der
                              									Umgebung vermieden werden. Insbesondere galt es, zu verhindern, daß infolge des
                              									Temperaturunterschiedes Wärme von der Hoch- zur Niederdruckseite durch die den
                              									Drosselstopfen umgebenden Teile des Versuchsapparates strömte. Ferner durfte die
                              									Abkühlung infolge Aenderung der kinetischen Energie der Luft keinen Einfluß auf das
                              									Ergebnis haben. Ein solcher verschwindet schon in kurzer Entfernung vom
                              									Drosselstopfen, da die Geschwindigkeit bald durch Reibung vermindert und die
                              									kinetische Energie auf das ursprüngliche Maß zurückgeführt wird. Die letztgenannte
                              									Fehlerquelle kann somit durch Herausrücken der Meßstelle aus dem Bereiche der
                              									Geschwindigkeitskühlung ausgeschaltet werden. Die Versuchsanordnung, die in den
                              									Forschungsarbeiten des Vereins deutscher Ingenieure Heft 108, 109 und 184 eingehend
                              									beschrieben ist, wies einen elektrisch betriebenen Kompressor für 200 at Höchstdruck
                              									auf, von welchem die Luft durch einen Wasserabscheider und eine Chlorkalziumvorlage
                              									zu einer als Hochdruckwindkessel dienenden Stahlflaschenbatterie und nach Passierung
                              									einer zweiten Chlorkalziumvorlage zum Durchströmapparat gelangte. Hier trat sie
                              									durch einen Drosselstopfen und kehrte dann durch eine wieder als Druckausgleicher
                              									dienende Flaschenbatterie zum Kompressor zurück. Bei Versuchen mit hoher Temperatur
                              									mußte die Luft zwischen Drosselapparat und Kompressor auf Zimmerwärme gebracht
                              									werden, während sie bei Versuchen mit tiefer Temperatur vor der Drosselung durch die
                              									von der Niederdruckseite kommende kalte Luft gekühlt wurde. Zur Bestimmung des
                              									Unterschiedes der Drücke vor und hinter dem Stopfen dienten
                              									Quecksilber-Differentialmanometer, zur Feststellung der absoluten Drücke sogenannte
                              									Hydraulikmanometer, während die Temperaturen durch Platin-Widerstandsthermometer
                              									gemessen wurden. Unter Benutzung der Callendarschen
                              									Formeln berechnete man die Temperatur aus den Widerständen. Zur Erzielung hoher
                              									Eintrittswärme der Luft wurde ein mit Bunsenbrennern und elektrischem Heizkörper
                              									erwärmtes Heißdampfzylinderölbad verwendet. Bei geringerer Lufttemperatur benutzte
                              									man gewöhnliches Maschinenöl. Auch fielen die Bunsenbrenner fort. Temperaturen unter
                              									0° erzielte man durch Einbau des Drosselapparates in einen mit Ammoniak oder
                              									Kohlensäure gefüllten Behälter. Die Verdampfung der Flüssigkeit sowie die in einem
                              									Gegenstromapparat zur Wirkung gelangende kalte Luft der Niederdruckseite riefen die
                              									gewünschte Abkühlung hervor. Wenn eine Temperatur von 0° erzielt werden sollte,
                              									befand sich der Drosselapparat in einem Gemisch von zerstampftem Eis und Wasser. Zur
                              									Einleitung der Versuche wurde zunächst der gewünschte Anfangsdruck mit Hilfe der in
                              									den Flaschenbatterien durch Aufpumpen am Vortage gesammelten Druckluft hergestellt,
                              									sodann das Oelbad geheizt oder die Kühlflüssigkeit eingefüllt und der Luftkreislauf
                              									eingeschaltet. Nach Eintreten eines Beharrungszustandes konnte mit dem Ablesen begonnen
                              									werden. Da für Temperaturen unter – 34° Kohlensäure als Verdampfungsflüssigkeit
                              									verwendet wurde, durfte der Druck im Kältethermostat nicht unter 5,1 at sinken, weil
                              									sich sonst feste Kohlensäure bildete und das Ausblaseventil des Behälters
                              									verstopfte. Auch machte die geringe Verdampfungswärme der Kohlensäure wiederholtes,
                              									vorsichtiges Nachfüllen erforderlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 375
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 375
                              Abb. 2.
                              
                           Die bei acht verschiedenen Temperaturen und je sechs verschiedenen Anfangsdrücken
                              									vorgenommenen Versuche zeigten eine lineare Abnahme des Kühleffektes mit steigenden
                              									Druck. Die mit Hilfe der Ausgleichrechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate
                              									gewonnene, diese Abhängigkeit ausdrückende Formel lautet:
                           
                              \Delta=\frac{dT}{dp}=\frac{A_1-A_2p}{T}+\frac{B_1-B_2p}{T^2}+\frac{C_1-C_2p}{T^3}+D_1-D_2p,
                              
                           wo p und T Druck und Temperatur, die übrigen Buchstaben Festwerte bezeichnen. Abb. 1 zeigt, daß die aus der Gleichung errechneten
                              									Geraden hinreichend genau mit den sich aus den Versuchsresultaten ergebenden Punkten
                              									übereinstimmen. Da die Luftverflüssigungsindustrie vor allem Interesse daran
                              									hat, zu erfahren, welche Abkühlung bei Drosselung von hohem Drucke auf
                              									Atmosphärendruck eintritt, bestimmte Noell aus obiger
                              									Formel durch schrittweise Integration für einige Fälle die Integralwerte der
                              									Abkühlung und trug sie in Abhängigkeit von der Anfangstemperatur in ein Schaubild
                              										(Abb. 2) ein. Es zeigte sich, daß bei hohen
                              									Anfangsdrücken und tiefen Temperaturen die Abkühlung nicht direkt proportional dem
                              									Druckunterschiede ist. Extrapoliert man ferner die Linienzüge gleicher Temperatur in
                              									einem Kühleffekt-Druck-Schaubilde auf höhere Drücke, so wird ersichtlich, daß bei
                              									steigender Spannung zunächst der Kühleffekt 0 wird und dann die Abkühlung in
                              									Erwärmung übergeht. Für jede Temperatur gibt es einen Umkehrpunkt. Verbindet man die
                              									Punkte, so entsteht eine Umkehrkurve. Deren Gleichung kann, wie Vogel im 108. Forschungsheft eingehend darstellt, mittels
                              									reduzierter Koordinaten aus der Formel von van der Waals
                              									bestimmt werden. Mit der so errechneten Kurve zeigt der aus der Gleichung Noells gefundene Linienzug bei tiefen Temperaturen eine
                              									gute Uebereinstimmung. Endlich ergibt sich durch Differentiation der Formel für Δ ein Ausdruck für
                              										\frac{d\Delta}{dt}, der zur Bestimmung der Abhängigkeit der
                              									spezifischen Wärme bei gleichbleibendem Druck cp von der Temperatur dienen kann. Nach Linde ist
                              									nämlich cp nur
                              									konstant, wenn Anziehungskräfte zwischen den kleinsten Teilen nicht wirken, und man
                              									erhält auf Grund der die innere Arbeit infolge der molekularen Anziehungskräfte
                              									besonders deutlich zeigenden Abkühlungserscheinungen beim Drosseln
                              										c_{p_1}=c_{p_2}\,\left(1-\frac{d\,\Delta}{d\,t}\right), wo
                              										c_{p_1} und c_{p_2} die mittleren
                              									spezifischen Wärmen bei den Drücken p1 und p2 bedeuten. Trägt man die cp-Werte als Ordinate über T als Abszisse ab, so erkennt man ein Ansteigen der
                              									spezifischen Wärme mit sinkender Temperatur und wachsendem Druck.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Rationelle Herstellung gefalzter Massenartikel aus Metall.
                              									Einige Herstellungsgänge eines Blechkörpers, der früher aus Weißblech gelötet wurde,
                              									jetzt aber mangels Beschaffung der Rohstoffe aus Schwarzblech ohne Lötung, jedoch
                              									ebenso dicht hergestellt werden muß, beschreibt Hammer in
                              									Heft 18, 1916 der Werkstattstechnik. Die Form des konischen Gefäßes ist aus Abb. 1 ersichtlich. Die
                              									Wandstärke von a und b
                              									soll 0,28 mm, die von c 0,6 mm sein. Herstellung durch
                              									Ziehen ist daher und auch mit Rücksicht auf die Kosten der Werkzeuge nicht möglich,
                              									so daß nur Falzen in Frage kommt, zumal dabei die Materialausnutzung durch Verwendung von Abfällen
                              									günstiger ist. Um ein Einreißen der umzubördelnden Ränder sicher zu vermeiden, muß
                              									beim Ausschneiden des Bleches für den Teil a darauf
                              									geachtet werden, daß der obere und untere Rand in Richtung der Walzbahn und nicht
                              									quer dazu liegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 376
                              
                              
                           Nach Rundung der Seite a auf
                              									einer Rundmaschine mit 7000 bis 8000 Stück Tagesleistung wird die Naht auf einer
                              									Langfalzdrückmaschine mit etwa gleicher Tagesleistung zugedrückt (Abb. 2). Der Boden b wird durch Rundschnitt ausgeschnitten und dann
                              									mittels eines Durchzugstempels mit einem 2 mm hohen Bordrand versehen. Für den Ring
                              										c wird erst eine ringförmige Platine ausgestanzt
                              									und aus dieser dann die Form der Abb. 3 gepreßt. Nach
                              									Herstellung der Einzelteile erfolgt deren Vereinigung durch Falzen. Neben der
                              									Beschreibung zweier Arbeitsgänge einmal unter Verwendung von Bodenfalzmaschinen, wie
                              									es für größere Abmesssungen zweckmäßig ist, ferner unter Verwendung von
                              									Exzenterpressen, gibt Hammer ein weniger bekanntes
                              									Verfahren an, das auch für andere Formen verwendbar ist und den Vorteil von nur
                              									vier bzw. drei gegenüber von sonst acht Arbeitsgängen besitzt, also wesentlich
                              									billiger ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 376
                              Abb. 13.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 376
                              Abb. 14.
                              
                           Die nach obigen Angaben hergestellten Teile a und c werden nach Abb. 4 zusammengeschoben
                              									und im Werkzeug (Abb. 5)
                              									in die Form der Abb. 6
                              									gebracht. Durch den Auswerfer C wird das fertige Stück
                              									mit einer Leistung von 8000 bis 10000 Stück in zehn Stunden entfernt. Dann wird der
                              									Wulst im Werkzeug (Abb.
                                 										7) glattgedrückt, wie Abb. 8 zeigt. Nach
                              									Umrollen des Rohres nach Innen im Werkzeug (Abb. 9) wird der Boden
                              									eingesetzt (Abb. 10)
                              									und im Werkzeug (Abb.
                                 										11) in die Form der Abb. 12 gedrückt. Die Werkzeuge (Abb. 9 und 11) bestehen je aus
                              									einem Oberstempel A, Unterteil B und der unter Einwirkung einer Feder stehenden Platte C, die als Auswerfer dient. Das Rollen für den Ring c und den Boden b (Abb. 6 und 10) kann in einem
                              									Arbeitsgange erledigt werden, wobei ein Werkzeug nach Abb.
                                 										13 benutzt und das Gefäß in die Form (Abb.
                                 										14) gebracht wird. Die Platte D enthält die
                              									Nut für den Boden. Um den Boden nicht wieder einzudrücken, wirkt der Auswerfer nicht
                              									auf diesen, sondern auf den Ring c; er ist daher als
                              									Ring C ausgebildet, der unter Wirkung mehrerer kleiner
                              									Federn steht.
                           Ritter.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Ausbeutung der Kohlenfelder auf Spitzbergen. Nunmehr sind
                              									drei große norwegische Gesellschaften gegründet worden, welche die Kohlen der
                              									Spitzbergener Kohlenfelder fördern sollen, nämlich Det norske
                                 										Spitzbergenkompagnie, Bergenselskabet Norsk Kulkompagnie und Svalbard Kulgruber. Die dritte Gesellschaft wird für
                              									einen Kaufpreis von insgesamt 3 Mill. Kronen folgende Kohlenfelder übernehmen:
                              									Advent Bays Kulfelt, südlich von Adventtal, mit einer Mächtigkeit von
                              									schätzungsweise 400 Mill., und Svalbards Kulfelt bei Green Harbour mit einer
                              									Mächtigkeit von schätzungsweise 200 Mill. Tonnen Kohle. Die Jahreserzeugung der
                              									Lager ist auf 200000 Tonnen berechnet worden.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Schiffbautechnische Gesellschaft hält am 23. und 24.
                              									November ihre 18. ordentliche Hauptversammlung in der Technischen Hochschule
                                 									Berlin-Charlottenburg ab.