| Titel: | Werner v. Siemens' Arbeiten auf dem Gebiete der elektrischen Telegraphie. | 
| Autor: | Georg Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 408 | 
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                        Werner v. Siemens' Arbeiten auf dem Gebiete der
                           								elektrischen Telegraphie.
                        Von Oberingenieur Georg
                                 									Schmidt, Berlin-Wilmersdorf.
                        SCHMIDT: Werner v. Siemens' Arbeiten auf dem Gebiete der
                           								elektrischen Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Werner Siemens zeigte schon früh eine ausgesprochene
                              									technische Begabung. Mit regem Interesse verfolgte er die Arbeiten auf
                              									elektrotechnischem Gebiete und stellte bereits während seiner aktiven Militärzeit
                              									als Artillerie-Offizier Versuche an, deren Erfolge ihn später veranlaßten, sich ganz
                              									der Elektrotechnik zu widmen.
                           So gelang es ihm während eines unfreiwilligen Aufenthalts in der Zitadelle von
                              									Magdeburg, ein Verfahren zur galvanischen Vergoldung und Versilberung zu finden. Der
                              									glückliche Verkauf des diesbezüglichen englischen Patentes für 1500 Pfund Sterling
                              									durch seinen Bruder Wilhelm setzte ihn in den Stand,
                              									weiterhin seinen technischen Neigungen nachgehen zu können.
                           Werner Siemens lernte in Berlin den Mechaniker Leonhardt kennen, der im Auftrag der
                              									Artillerie-Prüfungskommission eine Uhr für Geschoß-Geschwindigkeitsmessung gebaut
                              									hatte, bei welcher der Meßzeiger auf elektrischem Wege mit der sich mit großer
                              									Geschwindigkeit drehenden Zeigerachse gekuppelt bzw. von ihr entkuppelt wurde. Das
                              									brachte Werner Siemens auf die Idee, die Geschwindigkeitsmessung unter Anwendung des elektrischen
                                 										Funkensvorzunehmen. Gleichzeitig tauchte in ihm der Gedanke auf, die Geschwindigkeit
                              									der Elektrizität selbst in ihren Leitern nach der gleichen Methode zu messen.
                           Von nun an beteiligte sich Werner Siemens mit großem Eifer
                              									an den Arbeiten Leonhardts, der unter anderem auf
                              									Veranlassung des Generalstabes der Armee Versuche anstellte, die über die
                              									Ersetzbarkeit des optischen Telegraphen durch einen elektrischen Aufschluß geben
                              									sollten.
                           Bei dem Hofrat Soltmann hatte er im Jahre 1846
                              									Gelegenheit, einen Wheatstoneschen Zeigerapparat zu
                              									sehen, dessen Betrieb trotz aller Bemühungen nicht gelingen wollte. Werner Siemens erkannte die Ursache, und es gelang ihm
                              									die Konstruktion eines Zeigertelegraphen, bei dem die
                                 										Einstellung mit Hilfe der Selbstunterbrechung des Stromes bewirkt wurde.
                              									Die Ausführung übertrug er dem ihm aus der Polytechnischen Gesellschaft bekannten
                              									jungen Mechaniker Halske, der damals in Berlin eine
                              									kleine mechanische Werkstatt unter der Firma Böttcher
                              									& Halske betrieb. Halske's
                              									anfängliche Zweifel an der Ausführbarkeit der Idee behob Werner Siemens durch ein paar mit primitivsten Mitteln selbstgefertigter
                              									Probeapparate.
                           Halske, von diesem Erfolge enthusiasmiert, war bereit, aus
                              									seiner Firma auszutreten und sich mit Werner Siemens
                              									gänzlich der Telegraphie zu widmen.
                           Werner Siemens sandte darauf dem General O'Etzel, dem Chef der unter dem Generalstab der Armee
                              									stehenden optischen Telegraphen, einen Aufsatz über den damaligen Stand der
                              									Telegraphie und ihre zu erwartenden Verbesserungen, was seine Kommandierung zur
                              									Kommission des Generalstabes, welcher die Einführung des elektrischen Telegraphen
                              									statt des optischen oblag, zur Folge hatte.
                           Die damals allgemein geltende Ansicht, daß eine an Pfosten befestigte, leicht
                              									zugängliche Telegraphenleitung einen sicheren Betrieb überhaupt nicht zulassen
                              									würde, führte zu zahlreichen Versuchen mit unterirdischen Leitungen. Da erhielt Werner Siemens von seinem Bruder Wilhelm aus London als Kuriosum ein kleines Probestück der soeben auf dem
                              									englischen Markt erschienenen Guttapercha und er erkannte
                              									sofort deren vorzügliche Eigenschaft als Isolationsmittel für unterirdische
                              									Telegraphendrähte. Doch mißlangen die ersten Versuche, die auf dem Planum der
                              									Anhalter Bahn angestellt wurden, weil der blanke Draht aus der nur einfach
                              									herumgewalzten Guttaperchahülle heraussprang. Infolgedessen entschloß sich Werner Siemens, den Draht mit einer nahtlosen
                              									Guttaperchahülle zu versehen, zu welchem Zwecke er eine Schraubenpresse
                              									konstruierte, welche er von Halske ausführen ließ. Die
                              									Guttapercha wurde in der Schraubenpresse erwärmt und dann durch starken Druck
                              									nahtlos um den Kupferdraht gepreßt. Im Jahre 1847 verlegte Werner Siemens die erste längere unterirdische Telegraphenleitung von
                              									Berlin nach Großbeeren. Sie bewährte sich vollkommen, so daß die Verwendung von
                              									Guttapercha allgemein zur Einführung gelangte, nicht nur bei unterirdisch geführten
                              									Landlinien, sondern auch auf den Kabeladern, welche später in den submarinen Kabeln
                              									Verwendung fanden. Auch heute noch werden letztere Kabel ausschließlich mit
                              									Guttapercha-Adern ausgerüstet.
                           Nachdem die genannte Kommission des Generalstabes in Aussicht genommen hatte, sowohl
                              									die mit Guttapercha umpreßten Leitungen wie auch das Siemens-Zeigersystem den in Preußen zu erbauenden Telegraphenlinien
                              									zugrunde zu legen, stand für Werner Siemens der Entschluß
                              									fest, sich ganz der Entwicklung des Telegraphenwesens zu widmen. Er gründete im
                              									Herbst des Jahres 1847 in Gemeinschaft mit J. G. Halske
                              									die Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske, in die er sich den persönlichen Eintritt nach
                              									seiner Verabschiedung vom Militär vorbehielt.
                           Die Aussicht, sich mit Hilfe seiner überragenden Stellung in der
                              									Telegraphen-Kommission zum Leiter des künftigen Staats-Telegraphen aufschwingen zu
                              									können, vermochte Werner Siemens nicht zu verlocken,
                              									seine volle persönliche Unabhängigkeit dafür aufzugeben, durch welche er hoffte, der
                              									Welt mehr nützen zu können. Er nahm 1848 seinen Abschied vom Militär und damit auch
                              									von seinem Kommando zur Telegraphen-Kommission, als diese ihre Aufgabe erfüllt hatte
                              									und die Telegraphie dem neugeschaffenen Handelsministerium unterstellt wurde. Vorher
                              									schon wurde Werner Siemens der Auftrag zuteil, in aller
                              									Eile eine unterirdische Leitung von Berlin nach Frankfurt am Main, wo die deutsche
                              									Nationalversammlung tagte, herzustellen. Halske traf
                              									schleunigst alle Vorbereitungen. Die Herstellung des isolierten Leitungsdrahtes
                              									begegnete aber insofern großen Schwierigkeiten, als die Guttapercha infolge der
                              									großen Nachfrage nicht mehr in der erforderlichen Menge und guten Qualität zur
                              									Verfügung stand. Dadurch wurde es unmöglich, die ganze Linie unterirdisch zu bauen,
                              									man sah sich vielmehr gezwungen, auf der Strecke Eisenach-Frankfurt a. M. eine
                              									oberirdische Drahtleitung zu verlegen, und zwar einen Kupferdraht, da damals
                              									geeignete Eisendrähte nicht zu erhalten waren.
                           Um die in der oberirdischen Leitung auftretenden atmosphärischen Störungen, die die
                              									Apparate und die Bedienung gefährdeten, zu beseitigen, konstruierte Werner Siemens besondere Plattenblitzableiter. Gleichzeitig war ihm Gelegenheit gegeben, die
                              									nachteilige Wirkung der Kabelkapazität auf den Betrieb
                              									der Apparate zu beobachten. Er versuchte, und zwar mit gutem Erfolge, dieser Wirkung
                              									dadurch zu begegnen, daß er die Kabelader an bestimmten Stellen über
                              									Drahtwiderstände von entsprechender Größe mit der Erde verband, die Leitungen selbst
                              									in einzelne Teilstrecken zerlegte und diese durch selbsttätige
                              									Translationseinrichtungen derart in Verbindung brachte, daß die Telegraphierströme
                              									von der einen auf die andere Teilstrecke selbsttätig übertragen wurden. Diese
                              									Translationseinrichtungen nannte Werner Siemens
                              									„Zwischenträger“. Er hatte die Genugtuung, daß diese erste größere
                              									Telegraphenlinie nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas, schon im Winter des Jahres 1849
                              									in Betrieb genommen werden konnte.
                           Das gute Resultat brachte Werner Siemens bald darauf den
                              									Auftrag zum Bau der unterirdischen Kabellinien Berlin–Cöln–Verviers, Berlin–Hamburg
                              									und Berlin–Dresden.
                           Die Zerstörung der anfänglich ohne besonderen Schutz ins Erdreich versenkten
                              									Guttaperchadrähte durch Zernagen von Mäusen und Ratten glaubte Werner Siemens dadurch verhindern zu können, daß er die Guttaperchahülle
                              									durch einen Bleimantel schützte.
                           Derartige Guttaperchableikabel wurden im Anfang der 50 er Jahre vielfach verwendet,
                              									unter anderem bei dem Telegraphensystem, das für die Polizei Verwaltung und den
                              									Feuerwehrdienst der Stadt Berlin eingerichtet wurde.
                           Nachdem der Morse-Schreibtelegraph im Jahre 1849 in
                              									Deutschland bekannt wurde – Mr. Robinson führte denselben
                              									in Hamburg vor –, beschäftigte sich Werner Siemens mit
                              									seiner Verbesserung, da er sofort erkannte, daß die Einfachheit dieses Apparates und
                              									die verhältnismäßig leichte Erlernbarkeit des Morse-Alphabetes sehr bald zu seiner
                              									allgemeinen Einführung beitragen würden. Werner Siemens
                              									gab in Verbindung mit Halske den Apparaten gute Laufwerke
                              									mit Selbstregulierung, ein zuverlässig wirkendes Elektromagnetsystem, sichere
                              									Kontakte und Umschalter und verbesserte die Relais, die es gestatteten, den
                              									Telegraphenapparat unabhängig von dem Zustande der Leitungen In einem gesonderten
                              									Lokalkreis mit gleichbleibender Stromstärke zu betreiben.
                           Die schon bei dem Zeigertelegraphen benutzten Translationen (Uebertrager oder
                              									Zwischenträger) gewannen erst durch ihre Anwendung auf den Morseapparat volle
                              									Bedeutung.
                           Der durch die ständig zunehmende Länge der Telegraphenleitungen ebenfalls wachsende
                              									Leitungswiderstand bedingte auf den einzelnen Telegraphenstationen die Aufstellung
                              									umfangreicher galvanischer Batterien, deren Unterhaltung sich oft ziemlich schwierig
                              									gestaltete. Dies brachte Werner Siemens auf die Idee, die
                              									Stromerzeugung auf elektromagnetischem Wege zu bewirken. Er konstruierte im Jahre
                              									1853 eine in der Wirkung dem später angewandten Gleichstrom-Einanker-Umformer
                              									ähnliche Vorrichtung und nannte diese „Tellermaschine“. Die Anordnung war so getroffen, daß über den Polen
                              									einer Anzahl im Kreise aufgestellter, mit zwei Wicklungen versehener
                              									Elektromagnetkerne ein eiserner Teller sich derart bewegte, daß er mit seiner
                              									unteren Fläche sich fortlaufend den einzelnen Polen nacheinander näherte. Diese
                              									Bewegung wurde erzielt mit Hilfe einer Kontakteinrichtung, die durch die jeweilige
                              									Stellung des Tellers betätigt, den Strom einer kleinen Batterie den einzelnen
                              									Elektromagneten so zuführte, daß eine fortschreitende Anziehung des tellerförmigen
                              									Ankers entstand. Durch diese Annäherung des Tellers trat in der zweiten Wicklung des
                              									betreffenden Elektromagneten ein Induktions-Strom höherer Spannung auf, ebenso wie
                              									in der Wicklung des eben verlassenen Elektromagneten, in dieser aber in
                              									entgegengesetzter Richtung. Diese hintereinander folgenden induzierten Wechselströme
                              									wurden durch einen Kommutator gleichgerichtet und nun zum Telegraphieren benutzt.
                              									Die mit der Tellermaschine angestellten Versuche bewiesen ihre Brauchbarkeit,
                              									beispielsweise konnte mit ihrer Hilfe ein tadelloser Betrieb zwischen Leipzig und
                              									Wien über München erzielt werden. Trotzdem hat die Tellermaschine eine ausgedehnte
                              									Anwendung nicht gefunden.
                           Die hohen Anlage- und Unterhaltungskosten längerer Telegraphenlinien drängten
                              									gebieterisch dazu, Mittel zu finden, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern, und das
                              									schien nur möglich durch Verwendung schneller wirkender Telegraphenapparate. Der Werner Siemens im Jahre 1853 erteilte Auftrag der
                              									russischen Regierung zur Errichtung und mehrjährigen Unterhaltung umfangreicher
                              									Telegraphen Verbindungen gab ihm hierzu weitere Anregung, und so entstand ein automatisches Telegraphensystem, bei dem zum ersten Male
                              									die Abgabe der telegraphischen Zeichen nicht mehr unmittelbar von Hand, sondern
                              									mittels eines ablaufenden gelochten Papierstreifens erfolgte.
                           Die Einrichtung einer Station umfaßte drei wesentliche Teile:
                           
                              1. den Handschriftlocher mit drei Tasten,
                              2. den Schnellschriftgeber,
                              3. den Empfänger.
                              
                           Mittels des Handschriftlochers wurde der Lochstreifen vorbereitet. Durch Druck auf
                              									die rechte Taste erhielt der Streifen zwei dicht aufeinander folgende Löcher zur
                              									Hervorbringung des Morsestriches. Mit der mittleren Taste wurde ein Loch für den
                              									Morsepunkt eingestanzt und mittels der linken Taste der Papierstreifen um so viel
                              									weiterbewegt, wie es der Zwischenraum zwischen den einzelnen Buchstaben bzw. ganzen
                              									Worten erforderte.
                           Der so vorbereitete Streifen wurde in den durch ein Gewichtslaufwerk betriebenen
                              									Geber eingelegt, der ihn mit größerer Geschwindigkeit durch eine Kontakteinrichtung
                              									hindurchbewegte. Letztere bestand aus einem durch eine Feder gegen den
                              									Papierstreifen drückenden Metallpinsel, der mit der Leitung in Verbindung stand,
                              									während an die Metallwalze, um die der Papierstreifen herumgeführt wurde, die
                              									andererseits geerdete Batterie angeschlossen war. Beim Ablauf des Streifens berührte
                              									der Metallpinsel durch die Löcher des Streifens hindurch die Metallwalze und stellte
                              									auf diese Weise den Kontakt der Batterie mit der Leitung her.
                           Als Empfänger diente ein Morse-Stiftschreiber, dessen Schreibhebel mittels eines
                              									schwingenden Elektromagneten betätigt wurde. Erwähnenswert ist noch, daß der
                              									Handschriftlocher Wheatstone später die Anregung gab zur
                              									Konstruktion seines „Perforator“ genannten Tastenlochers.
                           Eine große Schwierigkeit bot die Unterhaltung der Anlagen mit Rücksicht darauf, daß
                              									die Leitungen oft durch gering bevölkerte Gegenden führten und die Stationen, deren
                              									Personal zur Auffindung und Beseitigung von Störungen in Frage kommen konnte, nur in recht
                              									beträchtlichen Entfernungen voneinander lagen. Um eine einfache Kontrolle über den
                              									Zustand der Leitungen in kurzen Zeiträumen zu ermöglichen, schuf Werner Siemens im Jahre 1855 das Kontroll-Galvanoskop, auch Tataren-Galvanoskop genannt. In einem
                              									regensicheren Gehäuse untergebracht, enthielt das Galvanoskop drei Kontaktknöpfe,
                              									mit deren Hilfe der Kontrollwärter, als welcher ein einigermaßen zuverlässiger
                              									Landbewohner fungierte, sich jederzeit überzeugen konnte, ob die Leitung in Ordnung
                              									war und ob sie arbeitet oder nicht und im letzteren Fall, nach welcher Seite hin die
                              									Unterbrechung zu suchen war. Durch Druck auf den mittleren Knopf wurde das
                              									Galvanoskop in die Linie eingeschaltet. Zeigte das Galvanoskop einen Fehler an, so
                              									ließ sich durch Betätigung des rechten oder linken Druckknopfes feststellen, auf
                              									welcher Seite der Fehler lag. Da die Bedienung des Apparates sehr einfach war, so
                              									wurden damit gute Erfolge erzielt und der Firma Siemens
                              									& Halske es möglich gemacht, ihrer eingegangenen
                              									Verpflichtung, jede Beschädigung der Leitungen binnen sechs Stunden zu reparieren,
                              									stets nachzukommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 331, S. 411
                              Eine der ersten Dynamomaschinen von Werner Siemens, die im Berliner Postmuseum
                                 										aufgestellt ist
                              
                           Als im Jahre 1853 die von Professor Petrina in Prag und
                              									dem damaligen österreichischen Telegraphendirektor Dr. Gintl angestellten Versuche gelungen waren, zur besseren Ausnutzung einer
                              									Telegraphenanlage ein sogenanntes Gegensprech- oder
                                 										Duplex-Verfahren zu finden, das die gleichzeitige gegenseitige
                              									Uebermittlung zweier Telegramme auf demselben Drahte ermöglichte, griff Werner Siemens sofort auch diesen Gedanken auf. Innerhalb
                              									Jahresfrist schon konnte er eine wesentliche Verbesserung des von Dr. Gintl angegebenen Verfahrens vorführen. Er wandte hierfür
                              									mit gutem Erfolge die Differentialschaltung an. Fast
                              									gleichzeitig mit ihm kam Carl Frischen in Hannover auf
                              									dieselbe Idee. Frischen trat später als Oberingenieur in
                              									die Dienste der Firma Siemens & Halske.
                           Zum besseren Verständnis sei hier kurz erwähnt, daß der Grundgedanke des
                              									Gegensprechverfahrens darin besteht, den vom eigenen Amte ausgehenden
                              									Telegraphierstrom so um oder durch den eigenen Empfangsapparat zu leiten, daß dieser
                              									dabei nicht zur Wirkung kommt, dagegen, wenn vom fernen Amt gegeben wird, seine
                              									ungehinderte Tätigkeit möglich ist. Gintl erreichte das
                              									durch zwei Wicklungen auf dem Elektromagneten des Empfangsapparates, wovon die eine
                              									in der Leitung lag, während die andere von einem Lokalstrom durchflössen wurde, wenn
                              									der eigene Taster gedrückt wurde. Die Wirkungen beider Wicklungen auf das
                              									Elektromagnetsystem waren in diesem Falle aber entgegengesetzt, hoben sich also auf,
                              									so daß kein Magnetismus entstehen konnte. Wurde aber gleichzeitig vom anderen Amt
                              									aus gegeben, so kamen je nach der Stromrichtung entweder beide Wicklungen im
                              									richtigen Sinne zur Wirkung oder nur die eine derselben, in beiden Fällen wurde also
                              									eine Bewegung des Schreibhebels ermöglicht. Bei der von Werner
                                 										Siemens angewandten Differentialmethode besitzt der Empfänger ebenfalls
                              									zwei Wicklungen. Statt in einen Lokalstromkreis legte Werner
                                 										Siemens die zweite Wicklung an eine künstliche Leitung, die in ihren
                              									elektrischen Eigenschaften der wirklichen genau gleich war, und teilte den
                              									abgehenden Strom derart, daß er in gleicher Stärke sowohl durch die Linienwicklung
                              									als auch über die zweite Wicklung floß, welche in die künstliche Leitung
                              									eingeschaltet war. Beide Teilströme hielten sich in ihrer Wirkung auf den Empfänger
                              									das Gleichgewicht, und erst dann, wenn durch gleichzeitiges Geben vom fernen Amte
                              									dieses Gleichgewicht gestört wurde, konnte der Empfänger zur Betätigung kommen. Die
                              									Differentialschaltung wird noch heute beim Duplexbetrieb auf langen Kabelleitungen
                              									ausschließlich verwendet.
                           Die bei dem Betrieb langer Telegraphenleitungen gesammelten Erfahrungen brachten im
                              									Jahre 1855 Werner Siemens die Erkenntnis, daß die
                              									Anwendung polarisierter Empfangsapparate einen wesentlich schnelleren Betrieb und
                              									größere Sicherheit gewährleiste. Die Polarisierung des Empfänger-Elektromagneten
                              									wurde durch einen kräftigen permanenten Magneten bewirkt. Die Bewegung des Ankers in
                              									die Arbeitslage erfolgte durch einen Stromstoß in der einen Richtung, das
                              									Zurückführen in die Ruhelage durch einen anderen in entgegengesetzter Richtung.
                           Zur Erzeugung der erforderlichen Telegraphierströme wechselnder Richtung benutzte Werner Siemens einen Volta-Induktor nach Art der noch
                              									heute gebräuchlichen Funken-Induktoren. Durch Druck auf den Telegraphiertaster wurde
                              									der Stromkreis der Primärwicklung des Volta-Induktors geschlossen, wobei der dabei
                              									auftretende positiv gerichtete Induktionsstrom in die Leitung gelangte und den
                              									Schreibhebelanker des Empfängers in die Arbeitslage brachte. Der beim Loslassen des
                              									Tasters in der Sekundärwicklung entstehende Induktionsstrom negativer Richtung
                              									bewirkte dann das Zurückbringen des Schreibhebels in die Ruhelage.
                           Als Empfänger diente, da der Schreibhebel des Morse-Stiftschreibers in seiner
                              									Bewegung noch zu schwerfällig war, um den verhältnismäßig schwachen, vor allem aber
                              									sehr kurzen Induktionsstrom-Impulsen mit Sicherheit folgen zu können, ein
                              									sogenanntes Induktions-Relais, dessen Arbeit lediglich darin bestand, seinen
                              									leichten Anker umzulegen und damit über einen Kontakt einen aus einigen Elementen
                              									und dem Elektromagneten des Schreibapparates gebildeten Lokalstromkreis zu
                              									schließen. Später gelang Werner Siemens die Konstruktion
                              									besonders empfindlicher polarisierter Schreibapparate,
                              									die als Direktschreiber unmittelbar durch den Linienstrom betätigt werden
                              									konnten.
                           Der Wunsch der deutschen Eisenbahnen, zum Ingangsetzen der längs der Bahnstrecken
                              									aufgestellten, für die Benachrichtigung der Schrankenwärter bestimmten Läutewerke an
                              									Stelle der umfangreichen und einer dauernden Wartung bedürfenden galvanischen
                              									Batterien eine geeignetere Stromquelle verwenden zu können, veranlaßte Werner Siemens im Jahre 1856 zur Erfindung des Magnetinduktors mit Doppel-T-Anker.
                           Der mit einer Drahtwicklung versehene Doppel-T-Anker war zwischen den Polen eines aus
                              									einer Anzahl kräftiger Stahlmagnete gebildeten Magnetmagazins gelagert und konnte
                              									mittels einer Kurbel unter Verwendung eines Zahnradvorgeleges in schnelle Drehung
                              									versetzt werden, wobei in der Wicklung des Ankers kräftige Induktionsströme
                              									wechselnder Richtung entstanden. Durch einen in der Verlängerung der Ankerachse
                              									angebrachten Kommutator wurden diese Wechselströme in Gleichströme umgewandelt.
                              									Dieser Magnetinduktor hat später eine ungeahnte Verbreitung gefunden, denn er dient
                              									noch heute in Millionen von Exemplaren den verschiedensten Zwecken, seine
                              									allergrößte Verbreitung fand er aber als Anrufinduktor in Fernsprechanlagen.
                           Die Zweckmäßigkeit des Magnetinduktors und eine immer noch herrschende Vorliebe für
                              									den Zeigertelegraphen brachten noch im gleichen Jahre Werner
                                 										Siemens auf die Idee, einen Zeigerapparat für
                                 										Induktorbetrieb zu konstruieren. Er hatte damit einen großen Erfolg, denn
                              									dieser Zeigertelegraph wurde noch bis zum Ende der 60er Jahre auf vielen Eisenbahnen
                              									angewendet. Auch die Feuerwehren benutzten ihn in großem Umfange noch weitere
                              									Jahrzehnte in ihren Anlagen als bequemes, auch in Laienhand brauchbares
                              									Verständigungsmittel.
                           Nach dem Prinzip des Magnetinduktors entwarf Werner
                                 										Siemens 1857 einen Magnetinduktionsschlüssel für
                              									Telegraphenanlagen mit polarisierten Empfängern, wodurch die weitere Verwendung des
                              									Voltainduktors überflüssig wurde. Der Doppel-T-Anker war mit einem Tasterhebel starr
                              									verbunden. Durch Druck auf den Hebel entstand ein positiver und beim Loslassen ein
                              									negativer Induktionsstrom von kurzer Dauer.
                           Der Magnetschlüssel war längere Zeit auf bayrischen, hannoverischen, oldenburgischen,
                              									vor allem aber auf den russischen Telegraphenlinien im Gebrauch und ergab einen
                              									tadellosen Betrieb bis zu 1500 km Entfernung, allerdings nur bei Benutzung des im
                              									Jahre 1858 konstruierten polarisierten Dosenrelais, auch
                              									Induktions-Relais genannt, für welches Werner Siemens das
                              									Elektromagnetsystem des dem Zeigertelegraphen beigegebenen
                              									Anruf-Wechselstromweckers verwandte. Das polarisierte Dosenrelais dient heute noch
                              									in fast unveränderter Form als ausgezeichnetes Hilfsmittel in der Telegraphie.
                           Gute Beobachtungsgabe, verbunden mit frischem Wagemut, ließen Werner Siemens Arbeiten auf Gebieten übernehmen, auf denen er noch gar
                              									keine Erfahrungen besaß und die andere trotz ihrer Erfahrungen nicht bewältigen
                              									konnten. Hier sei nur an die im Auftrage der englischen Firma Newall & Co. ausgeführte Legung und Prüfung des Tiefseekabels zwischen Sardinien und
                                 										der algerischen Küste erinnert. Mr. Brett hatte
                              									bereits im September 1855 im Auftrage der Mediterranean
                                 										Extension Telegraph Company den Versuch gemacht, zwischen der Insel
                              									Sardinien und der Stadt Bona in Algier ein schweres Kabel mit vier Leitungen durch
                              									das Mittelländische Meer zu legen. Er benutzte dabei dieselben Legungseinrichtungen
                              									wie in der Nordsee, hatte aber das Mißgeschick, daß seine Bremseinrichtungen bei
                              									Eintritt tieferen Wassers nicht ausreichten und infolgedessen das ganze Kabel
                              									unaufhaltsam in die Tiefe hinuntersank. Da auch ein zweiter Versuch im
                              									darauffolgenden Jahre fehlschlug, so trat Mr. Brett von
                              									dem Unternehmen zurück und überließ dieses der Firma Newall & Co. Diese schloß nun mit der Firma
                              										Siemens & Halske einen
                              									Vertrag über die Lieferung der erforderlichen Einrichtungen ab und forderte Werner Siemens auf, die elektrische
                                 										Prüfung bei und nach der Legung zu übernehmen. Im September 1857 begann die
                              									Verlegung von Bona aus und ging glatt von statten, da es Werner Siemens gelungen war, eine genügende Bremseinrichtung zu finden,
                              									die in Verbindung mit einem Dynamometer es ermöglichte, das Abrollen des Kabels
                              									dauernd genau zu überwachen. Er hatte außerdem die Genugtuung, daß nicht mehr Kabel
                              									verbraucht wurde, als der überschrittenen Bodenlänge entsprach, was früher nie zu
                              									erreichen war.
                           Als im gleichen Jahre Newall & Co. eine Kabellinie von Cagliari nach Malta und Korfu legten, versah
                              									Werner Siemens die Stationen dieser Linie mit Induktionstelegraphen, die mit polarisierten Relais arbeiteten. Auf der
                              									Insel Malta wurde eine Translationseinrichtung errichtet, welche es gestattete, auf
                              									dem dünnen Kabel direkt zwischen Cagliari und Korfu mit genügender Geschwindigkeit
                              									zu korrespondieren. Vorher hatten Siemens & Halske die elektrische Prüfung der
                              									Kabeladern in den Kabelwerken von Newall & Co. in Birkenhead ausgeführt, um von vornherein die
                              									Gewißheit über die gute Isolation des Kabels zu haben.
                           Im Jahre 1859 übernahm Werner Siemens eine schwierige aber
                              									sehr interessante Aufgabe, nämlich die elektrische Ueberwachung der Kabellegung für
                              									die Kabellinie durch das Rote und Indische Meer von Suez nach Kurrachee in Indien.
                              									Das Kabel wurde gleichfalls von Newall & Co. geliefert, während die Herstellung und Aufstellung
                              									der erforderlichen Apparate Siemens & Halske auszuführen hatten. Das Kabel wurde in Teilstrecken verlegt, und
                              									zwar Suez–Kosseir 472 km, Kosseir–Suakin 878 km, Suakin–Aden 1166 km, Aden–Hallani
                              									1330 km, Hallani–Maskat 900 km, Maskat–Kurrachee 891 km, hatte also eine Gesamtlänge
                              									von 5637 km.
                           Da nach den damaligen Erfahrungen ein gesicherter Betrieb nur über etwa 700 Seemeilen
                              									Kabel möglich war, so machte sich die Einrichtung von Zwischenstationen nötig, die
                              									mit selbsttätigen Translationseinrichtungen versehen werden mußten, um ohne lästige
                              									und störende Handübertragung arbeiten zu können. Die Einrichtung dieser
                              									Translationsstationen bot damals aber insofern große Schwierigkeiten, als einfache
                              									Mittel, die in dem Kabel zurückbleibende Ladung unschädlich zu machen, noch nicht
                              									bekannt waren und man aus praktischen Gründen Induktionsströme wechselnder Richtung
                              									wie bei der Korfu-Linie nicht benutzen wollte.
                           Werner Siemens wählte jetzt ein System, bei dem der
                              									Betrieb durch Batterieströme wechselnder Richtung erfolgte, und nannte dieses
                              											„Rotes-Meer-System“. Der Morsetaster wurde
                              									mit einem Entladungskontakt versehen; er funktionierte derart, daß beim Drücken ein
                              									positiver Batteriestrom in das Kabel gesandt wurde, beim Loslassen des Tasterhebels
                              									ein negativer Batteriestrom folgte und darauf das Kabel durch den Entladungskontakt
                              									vorübergehend mit Erde verbunden wurde, ehe der eigene Empfänger wieder an das Kabel
                              									angelegt wurde. Auf diese Weise ließ sich ein Rückfließen des Entladungsstromes nach
                              									dem eigenen Empfänger und somit eine Störung des letzteren vermeiden.
                           Als Empfänger diente erstmalig ein polarisierter, sogenannter Schwarzschreiber mit Filzwalze und einer Translationseinrichtung, die
                              									durch den Schreibhebel betätigt wurde.
                           Das System bewährte sich gut, wenigstens war es mit ihm möglich, auf der Strecke
                              									Suez–Aden unter Benutzung der Translationsstationen in Kosseir–Suakin einen ebenso
                              									schnellen und sicheren Betrieb zu erreichen wie auf
                              									einer gleich langen Landlinie. Die Telegraphiergeschwindigkeit betrug auf den
                              									Teilstrecken etwa zehn Worte, auf der Gesamtstrecke etwa sechs Worte in der
                              									Minute.
                           Da der schnelle und sichere Betrieb einer Telegraphenanlage in der Hauptsache eine
                              									exakte Stromgebung für die Hervorbringung der einzelnen Telegraphierzeichen bedingt,
                              									so setzte Werner Siemens seine Versuche fort, eine Einrichtung zu erfinden, bei der
                              									die eigentliche Arbeit des Telegraphierens dem Menschen entzogen wird, um von dessen
                              									Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit nicht mehr abhängig zu sein. Von dem gleichen
                              									Gedanken wurde ja Werner Siemens schon geleitet, als er das auf den russischen
                              									Linien benutzte System konstruierte. Nun aber wollte er den Zeitverlust, der durch
                              									das Vorbereiten eines Sendestreifens entsteht, vermeiden und die Benutzung eines
                              									besonderen Sendeapparates umgehen. Im Jahre 1862 zeigte er auf der Londoner
                              									Ausstellung ein automatisches Telegraphensystem, bei dem zum ersten Male kurze
                              									magnetelektrische Induktionsströme unmittelbar zur Hervorbringung der Morseschrift
                              									mit Hilfe von polarisierten Farbschreibern benutzt wurden.
                           Als Stromquelle diente wiederum ein Magnetinduktor mit Doppel-T-Anker, der aber durch
                              									einen Tretmechanismus in Bewegung gesetzt wurde und dabei gleichzeitig eine
                              									Schraubenspindel drehte. Die Buchstaben, Zahlen und Zeichen des Morsealphabetes
                              									waren in Gestalt von Blechtypen vorhanden, von denen eine jede durch Druck auf die
                              									entsprechend bezeichnete Taste einer Klaviatur so mit der umlaufenden
                              									Schraubenspindel in Verbindung gebracht werden konnte, daß sie eine Längsbewegung
                              									vollführte und dabei eine Kontaktvorrichtung passierte, wobei die Stromstöße des
                              									Magnetinduktors in der erforderlichen Reihenfolge und Richtung selbsttätig in die
                              									Leitung gesandt wurden. Meines Wissens hat diese Einrichtung eine allgemeine
                              									Anwendung nicht gefunden, auch dann nicht, als die Einrichtung umgearbeitet wurde,
                              									um mit Batterieströmen wechselnder Richtung und genügender Dauer arbeiten zu
                              									können.
                           Inzwischen war Oberst v. Chauvin Direktor der Preußischen
                              									Staatstelegraphen geworden, der die großen Erfahrungen der Firma Siemens & Halske auf
                              									telegraphischem Gebiete nun dazu benutzte, die Betriebseinrichtungen der
                              									Staatstelegraphen zu verbessern.
                           Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen v. Chauvin und
                              										Werner Siemens und dessen Verkehr mit seinem Freunde
                              									und Gönner, dem Obersten v. Lüders, leitendem Direktor
                              									der russischen Staatstelegraphen, ließen Werner Siemens Mitte der 60 er Jahre den
                              									kühnen Plan fassen, eine telegraphische Speziallinie zwischen England und Indien
                              									durch Preußen, Rußland und Persien, die „Indo-Europäische
                                    											Linie“ ins Leben zu rufen.
                           England hatte schon vorher eine telegraphische Verbindung mit Indien versucht; die
                              									Linie führte durch das Mittelländische Meer über Kleinasien und Persien unter
                              									Benutzung der von der türkischen und persischen Regierung betriebenen Leitungen nach
                              									Indien. Aber die Linie war in ihren Teilstrecken fast immer gestört, und wenn sie
                              									wirklich einmal in Ordnung war, so brauchten die Depeschen oft Wochen, um an ihren
                              									Bestimmungsort zu gelangen. Das Bedürfnis nach einer geeigneten telegraphischen
                              									Verbindung Englands mit Indien war aber so dringend, daß Werner Siemens' Plan, einen
                              									schnellen und sicheren telegraphischen Betrieb zu ermöglichen, bald die
                              									Unterstützung der englischen Regierung fand. Die Schwierigkeiten, die russische
                              									Regierung zu bestimmen, einer fremden Gesellschaft die Erlaubnis zum Bau und Betrieb
                              									einer eigenen Telegraphenlinie zu erteilen, wurden überwunden, wozu das große
                              									Ansehen, das Siemens & Halske infolge ihrer bisherigen Leistungen in Rußland
                              									genossen, wohl viel beigetragen hatte. Es wurde der Firma das Recht eingeräumt, eine
                              									Doppelleitung von der preußischen Grenze über Kiew, Odessa, Kertsch, von dort zum
                              									Teil unterseeisch nach Suchum-Kale an der kaukasischen Küste und weiter über Tiflis
                              									bis zur persischen Grenze anzulegen und zu betreiben. Preußen verpflichtete sich, selbst eine
                              									Doppelleitung von der polnischen Grenze über Berlin nach Emden zu erbauen und diese
                              									Linie durch die zu bildende Gesellschaft betreiben zu lassen. Mit Persien wurden
                              									durch Werner's Bruder Walter und einen jüngeren Verwandten, damaligen Assessor und
                              									späteren Direktor der Deutschen Bank Georg Siemens
                              									Verhandlungen angeknüpft, die zu einer ähnlichen Konzession, wie sie Rußland
                              									erteilte, führten.
                           Werner Siemens hatte jetzt wieder Gelegenheit, sich der Konstruktion eines
                              									Telegraphensystems zu widmen, das in bezug auf Schnelligkeit und Zuverlässigkeit die
                              									bisherigen Systeme weit überholen sollte. Die Aufgabe war nicht einfach, denn es
                              									handelte sich um den Betrieb einer annähernd 6900 km langen Linie. Um eine exakte
                              									Zeichengebung zu ermöglichen, griff Werner Siemens wieder auf das Verfahren zurück,
                              									die Depeschen durch Lochen eines Papierstreifens vorzubereiten. Die Zeichengebung
                              									erfolgte aber nicht durch kürzere oder längere Stromimpulse gleicher Richtung zur
                              									Erzielung des Morsepunktes bzw. -Striches, sondern durch jedesmalige Abgabe zweier
                              									Stromimpulse wechselnder Richtung, aber in verschiedenen Zeitabständen der Länge des
                              									Punktes oder Striches entsprechend.
                           Die Löcher wurden in den Sendestreifen mittels eines Handschriftlochers mit einem
                              									Hebel eingestanzt, derart, daß durch einen Druck nach links zwei dicht aufeinander
                              									folgende Löcher für den Punkt, nach rechts zwei Löcher in größerem Abstand für den
                              									Strich eingestanzt und durch senkrechten Druck der Streifen selbst um so viel
                              									vorwärts bewegt wurde, wie der Zwischenraum zur Trennung der einzelnen Buchstaben
                              									bzw. ganzer Worte erforderte.
                           Um den Papierstreifen sowohl im Handschriftlocher als auch nachher im Sender
                              									gleichmäßig vorwärtsbewegen zu können, wurde er zunächst mittels eines besonderen
                              									Apparates mit einer fortlaufenden Reihe Führungslöcher versehen.
                           Später wurde der Handschriftlocher durch einen mechanischen Lochapparat
                              									(Tastenlocher) ersetzt, der eine Klaviatur besaß. Der Apparat wurde durch Treten in
                              									Bewegung gesetzt. Der Druck auf eine der alphabetisch angeordneten Tasten bewirkte
                              									das gleichzeitige Einstanzen sämtlicher für den vollständigen Morsebuchstaben
                              									erforderlichen Lochgruppen in den Papierstreifen.
                           Als Sender diente ein kräftiger Magnetinduktor für Handbetrieb. Mit der Kurbel wurde
                              									gleichzeitig eine aus zwei isolierten Teilen bestehende Kontaktwalze gedreht, die
                              									mit Führungsstiften versehen, den Papierstreifen vorwärtsbewegte. Die beiden Stücke
                              									der Kontaktwalze standen mit der Ankerwicklung in Verbindung, während ein über den
                              									Papierstreifen gleitender Kontaktstift an die Leitung angeschlossen war. Sobald der
                              									Kontaktstift durch ein Loch im Papierstreifen hindurch die Kontaktwalze berührte,
                              									gelangte ein Induktionsstrom in die Leitung, und zwar bei dem ersten Loch ein
                              									positiver, bei den folgenden ein negativer, aber in verschiedenen Zeitabständen,
                              									je nachdem ein Punkt oder ein Strich gegeben werden sollte.
                           Da die Dauer der an sich sehr kurzen Induktionsströme nicht immer ausreichte, um dem
                              									Empfänger eine unter allen Umständen ausreichende Strommenge zuzuführen, so wurde
                              									der Induktor bald durch eine Batterie ersetzt.
                           Große Sorgfalt verwandte Werner Siemens auf die Konstruktion des Empfangsapparates.
                              									Dieser erhielt ein genaues Laufwerk für die Bewegung des Papierstreifens. Um diese
                              									innerhalb derjenigen Grenzen leicht regeln zu können, die sich ergaben, je nachdem
                              									der Betrieb durch den selbsttätigen Sender oder durch Geben von Hand erfolgte, wurde
                              									das Laufwerk mit einem besonderen Regulator versehen, der von außen leicht auf die
                              									erforderliche Geschwindigkeit eingestellt werden konnte.
                           Besonders erwähnenswert ist die Schreibvorrichtung, bei der ein durch das Laufwerk
                              									angetriebenes Schreibrädchen in die in einem nach oben offenen Gefäß enthaltene
                              									Farbflüssigkeit eintauchte. Da das Rädchen an seinem Umfange die Schreibfarbe mit
                              									sich führte, so war es nicht nötig, das Rädchen durch den Schreibhebel direkt an das
                              									Papier zu drücken, was viel Kraft erfordert und den Gang des Laufwerkes
                              									beeinträchtigt hätte. Es genügte vielmehr ein leichtes Anheben des Schreibrädchens
                              									nur so weit, bis die Farbe das Papier berührte. Diese Konstruktion ist bis auf den
                              									heutigen Tag beibehalten worden.
                           Das Elektromagnetsystem der Schreibvorrichtung war, wie schon erwähnt, polarisiert,
                              									um den Apparat als Direktschreiber, d.h. unmittelbar durch den Linienstrom betreiben
                              									zu können. Außerdem erhielt der Schreibhebel eine Einrichtung zur Translation, da
                              									die Leitung in eine Anzahl in sich abgeschlossener Teilstrecken zerlegt werden
                              									mußte, um das Aufsuchen und Beseitigen von Störungen zu erleichtern. Mit Hilfe der
                              									auf den Zwischenstationen vorhandenen Translationseinrichtungen konnte ein schneller
                              									und zuverlässiger Betrieb erzielt werden.
                           Die Indolinie ist vom Jahre 1870 an bis zum Ausbruch des gegenwärtigen Krieges
                              									dauernd in Benutzung gewesen, jedoch wurde das von Werner Siemens konstruierte
                              									System bedauerlicherweise später durch das von Wheatstone angegebene ersetzt, was
                              									wohl hauptsächlich darin seinen Grund hatte, daß dieses System in England bald nach
                              									seinem Erscheinen große Verbreitung fand, infolgedessen der Wunsch auftrat, es auch
                              									auf der hauptsächlich nur englischen Interessen dienenden Indolinie in Verwendung zu
                              									sehen. Trotzdem gebührt Werner Siemens das Verdienst, mit der Errichtung der
                              									Indolinie die Ausführbarkeit eines schnellen und gesicherten Betriebes auf derart
                              									langen oberirdischen Leitungen vollkommen bewiesen zu haben.
                           Inzwischen hatte Werner Siemens die Vervollkommnung des einfachen Morseapparates
                              									dauernd im Auge behalten, dessen allgemeine Anwendung durch seine große Einfachheit
                              									und Betriebssicherheit sich von Jahr zu Jahr steigerte. So entstand eine Reihe sehr
                              									brauchbarer Konstruktionen von Relief- (Stift-) und Farbschreibern. Als es infolge Mangels
                              									geschulter Kräfte nicht mehr möglich war, den steigenden Bedarf an Morseapparaten
                              									rechtzeitig zu decken, faßte Werner Siemens den Entschluß, deren Herstellung auf
                              									maschinellem Wege unter Hinzuziehung ungelernter Arbeitskräfte zu versuchen. Der
                              									Ausführung dieser Absicht stellten sich aber insofern Schwierigkeiten entgegen, als
                              									die bisherigen Konstruktionen auf eine maschinelle Herstellung in großem Umfange
                              									nicht zugeschnitten waren. Die Notwendigkeit einer Verbesserung der Arbeitsmethode
                              									war aber so dringend, daß die Konstruktion eines geeigneten Morseapparates
                              									unverzüglich in die Hand genommen wurde. So entstand im Jahre 1870 der Normalfarbschreiber, der noch im gleichen Jahre von der
                              									deutschen Reichs-Telegraphenverwaltung als Einheitsapparat eingeführt wurde, wo er
                              									heute noch in unveränderter Konstruktion im Betrieb ist. Gleichzeitig wurde ein für
                              									den Betrieb auf den Telegraphenlinien der preußischen Staatsbahnen geeignetes Morsewerk für Ruhestrombetrieb entworfen. Dasselbe
                              									vereinigte auf einem hölzernen Grundbrett einen Normalfarbschreiber, einen Taster,
                              									ein Galvanoskop, ein Dosenrelais und einen Plattenblitzableiter, der zugleich als
                              									Stöpselumschalter ausgebildet war. Das Grundbrett enthielt an einem Unterrahmen eine
                              									Kontaktanordnung, die mit einer gleichen, in dem Ausschnitt der Tischplatte
                              									untergebrachten, beim Einsetzen des Morsewerkes in den Tischausschnitt in Verbindung
                              									gebracht, sofort die Einschaltung des Morsewerkes in die Linie unter gleichzeitigem
                              									Anschluß der Lokalbatterie für den Relaisstromkreis bewirkte. Bei den vereinigten
                              									preußischhessischen Staatseisenbahnen wird dieses Morsewerk noch heute
                              									ausschließlich benutzt, ebenso auch während des gegenwärtigen Krieges auf den von
                              									der Militäreisenbahn in den besetzten Gebieten betriebenen Bahnlinien, wo nicht nur
                              									der durchgehende Telegraphenverkehr, sondern auch die Zugmeldungen mit ihm bewirkt
                              									werden.
                           Dem Drängen seiner die Londoner Firma leitenden Brüder Carl und Wilhelm folgend,
                              									beschäftigte sich Werner Siemens weiter mit Versuchen, die Sprechgeschwindigkeit des
                              									Morsebetriebes auf Kabelleitungen zu erhöhen. Sein Ergeiz war durch die Erfolge
                              									Wheatstones, vor allem aber Thomson's sehr angeregt. Wieder griff er auf das im
                              									Jahre 1862 entworfene automatische System zurück, und so entstand im Jahre 1873 ein
                              									automatischer Sendeapparat, den er Kettenschriftgeber
                              									nannte. Er benutzte eine endlose Gelenkkette, deren Gelenke als Hülsen ausgebildet
                              									waren, in welchen verschiebbare Stahlstifte sich befanden. Mit Hilfe einer Klaviatur
                              									mit alphabetisch angeordneten Tasten konnten die Stahlstifte aus ihrer Ruhelage nach
                              									hinten rechtwinklig zur Kettenrichtung verschoben werden, wo sie, da die Kette durch
                              									ein Uhrwerk vorwärts bewegt wurde, eine Kontakteinrichtung passierten und diese
                              									durch Anheben eines Hebels betätigten. Die Kette lief mit geregelter Geschwindigkeit
                              									ab, so daß die Abgabe der Telegraphierströme mit großer Genauigkeit erfolgte. Werner
                              									Siemens' Mitarbeiter, von Hefner-Alteneck, griff diese
                              									Idee auf und verbesserte den Apparat insofern, als er an Stelle der Kette eine durch
                              									ein Laufwerk angetriebene zylindrische Dose anwandte, die dicht am Umfange,
                              									parallel zur Achse im Kreise angeordnete, verschiebbare Stifte enthielt. Aber auch
                              									dieser, unter dem Namen „Dosenschriftgeber“ in
                              									Fachkreisen bekannt gewordenen Einrichtung gelang es nicht, Eingang in die
                              									Telegraphenpraxis zu finden. Dieses lag jedenfalls daran, daß das Wheatstonesystem
                              									inzwischen größere Verbreitung gefunden hatte, auf den langen Submarineleitungen
                              									Thomson's Heberschreiber mit gutem Erfolge zur Anwendung gekommen war und der
                              									Hughes-apparat, den auch Siemens & Halske herstellten, infolge seines Vorzuges,
                              									sofort lesbare Typenschrift wiederzugeben, für den Telegraphenverkehr immer mehr
                              									benutzt wurde.
                           Die Nachfrage des englischen Hauses nach einem vereinfachten Drucktelegraphensystem,
                              									mit dem es ermöglicht werden sollte, Kurstelegramme von einer einzigen Zentralstelle
                              									aus gleichzeitig an eine beliebige Anzahl Empfangsstellen geben zu können,
                              									veranlaßte Werner Siemens, noch im Jahre 1873 die Versuche mit einem
                              									Drucktelegraphen für Batteriebetrieb wieder aufzunehmen. Sie führten zur
                              									Konstruktion des Börsendruckers, der allerdings zunächst
                              									keine Anwendung fand, da sich das Geschäft, das die Anregung zur Konstruktion
                              									gegeben, inzwischen wieder zerschlagen hatte. Erst etwa 20 Jahre später wurden die
                              									Börsendrucker, jedoch in modifizierter Gestalt zur Anwendung gebracht, und zwar von
                              									der deutschen Reichs-Telegraphenverwaltung in einer etwa 100 Empfangsstellen
                              									umfassenden Anlage in Bremerhaven.
                           Werner Siemens sah sich durch die Verhältnisse gezwungen, seine schöpferische
                              									Tätigkeit anderen Gebieten zuzuwenden. Die Aussichten, auf telegraphischem Gebiet
                              									noch erfolgreich mitwirken zu können, wurden immer geringer, beispielsweise begnügte
                              									sich die deutsche Reichs-Telegraphenverwaltung mit den zurzeit vorhandenen
                              									Hilfsmitteln, dem Morse- und dem Hughesapparat und auf den internationalen Leitungen
                              									benutzte sie entgegenkommenderweise die in den angeschlossenen Ländern eingeführten
                              									Telegraphensysteme.
                           Andere inzwischen von Siemens & Halske aufgenommene und rasch aufblühende
                              									Geschäftszweige, zum Beispiel das Gebiet des elektrischen Eisenbahnsignalwesens, vor
                              									allem aber die Arbeiten in der bedeutend günstigere geschäftliche Aussichten
                              									bietenden Starkstromtechnik nahmen Werner Siemens' Schaffenskraft vollkommen in
                              									Anspruch. Trotzdem wandte er sich aber immer wieder demjenigen Gebiete zu, auf dem
                              									er die Erfolge erzielt hatte, welche den Grundstein zu der Entwicklung der Firma
                              									Siemens & Halske legten. So sah er sich durch die von Thomson mit seinem
                              									Heberschreiber in der Unterseetelegraphie erzielten günstigen Resultate veranlaßt,
                              									nochmals der Konstruktion eines empfindlichen Schreibtelegraphen näher zu treten,
                              									von dem er sich einen guten Erfolg versprach. Im Jahre 1877 waren die Versuche mit
                              									diesem Apparat, den er Rußschreiber nannte, beendet. Die
                              									Wirkungsweise des Rußschreibers beruhte darauf, daß ein Schreibstift im stromlosen
                              									Zustande der Leitung, ähnlich wie beim Heberschreiber, eine fortlaufende gerade
                              									Linie auf den Papierstreifen schreibt, während durch den Strom, je nach dessen
                              									Richtung, der Schreibstift nach oben oder unten abgelenkt und dadurch eine
                              									Wellenlinie erzeugt wird. Die Schreibspitze erhielt ihre Bewegung durch eine leichte
                              									Drahtspule, die vom Linienstrom durchflössen, in ein kräftiges magnetisches Feld
                              									eingezogen oder von diesem abgestoßen wurde. Während Thomson bei seinem
                              									Heberschreiber die Schrift durch eine Farbflüssigkeit hervorbrachte, wurde bei dem
                              									Rußschreiber der Papierstreifen zunächst mittels einer Flamme berußt und dann von
                              									der Schreibspitze überstrichen, wobei sich eine von dem schwarzen Untergründe gut
                              									abhebende helle Linie ergab; eine unmittelbar darauf folgende selbsttätige Fixierung
                              									des Papierstreifens verhinderte ein späteres Verwischen der Zeichen. Das Verfahren
                              									zur Berußung und seiner Fixierung wurde von Dr. O. Frölich, einem Mitgliede der Firma, ausgearbeitet. Eine Anwendung hat der
                              									Rußschreiber trotz seiner Einfachheit und hohen Empfindlichkeit in der
                              									Kabeltelegraphie nicht gefunden, dagegen wurde er viele Jahre hindurch als
                              									ausgezeichnetes Hilfsmittel zur Beobachtung und Aufzeichnung von Induktionsströmen
                              									in Kabelleitungen benutzt, die durch in der Nachbarschaft der letzteren verlaufende
                              									Fremdströme hervorgerufen werden.
                           Noch im gleichen Jahre erwartete Werner Siemens eine neue Aufgabe. Graham Bell hatte das von Philipp
                                 										Reiß erfundene Telephon verbessert, indem er es
                              									zum Magnettelephon umbildete. Siemens erkannte sofort die Bedeutung des neuen
                              									Apparates, der ihm geeignet schien, den Traum der Menschheit zu erfüllen, auf große
                              									Entfernung hin sich mündlich verständigen zu können, ohne dabei schwierig zu
                              									bedienender technischer Mittel zu bedürfen.
                           Zunächst ließ Werner Siemens die Fabrikation des Bellschen
                              									Telephons sofort in großem Umfange aufnehmen, begann aber gleichzeitig mit
                              									Versuchen, die Konstruktion des Telephons noch wesentlich zu verbessern, was
                              									ihm auch bald gelang. Er ersetzte den einfachen Stabmagneten des Bell sehen
                              									Telephons durch einen kräftigen hufeisenförmigen Magneten, dessen beide Enden
                              									Polschuhe aus Weicheisen erhielten, die in geringen Abständen voneinander, dicht
                              									hinter der wesentlich vergrößerten und aus stärkerem Eisenblech hergestellten
                              									Membran angeordnet wurden. Mit diesem Telephon wurde eine vorzügliche Wirkung
                              									erzielt, die seine Verwendung auf längeren Leitungen möglich machte. Dadurch sah
                              									sich die deutsche Reichs-Telegraphenverwaltung in den Stand gesetzt, der bereits von
                              									dem Generalpostmeister von Stephan ernstlich geplanten
                              									Einrichtung öffentlicher Fernsprechnetze näher zu treten. Gleichzeitig konnten mit
                              									Hilfe des Fernsprechers Telegraphenämter in Orten mit schwachem Verkehr, wo ein
                              									Betrieb mit Morseapparaten, der ein geschultes Personal erfordert, unrentabel wäre,
                              									beispielsweise auf dem platten Lande, eingerichtet werden. Die Telegramme werden
                              									hierbei durch den Fernsprecher der nächstgelegenen größeren Station übermittelt, die
                              									sie dann mit dem Telegraphenapparate nach dem Bestimmungsort weitergibt.
                           Im Jahre 1878 waren in Deutschland bereits 287 derartige Telegraphenämter mit
                              									Fernsprechbetrieb vorhanden. Sie fanden bald größere Verbreitung, so daß schon 1900
                              									etwa 10500 Aemter im Betrieb waren.
                           Viel gewaltiger gestaltete sich freilich die Entwicklung des öffentlichen
                              									Fernsprechverkehrs. Aber auch die Zahl der internen Fernsprechstellen bei den
                              									Behörden, im Betriebe der Eisenbahnen, ferner bei kaufmännischen und industriellen
                              									Unternehmungen nahm rapide zu. So wurde das Telephon bald zum populärsten
                              									Verkehrsmittel, ohne dessen Anwendung unser gesamtes Wirtschaftsleben niemals den
                              									glänzenden Aufschwung hätte nehmen können, um welchen uns jetzt so viele Völker der
                              									Erde beneiden. Und dazu uns verholfen zu haben, das danken wir zu nicht geringem
                              									Teil der Mitarbeit Werner Siemens'.