| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 24 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Die Brikettierung von Koksgrus nach dem Koxitverfahren.
                              									Infolge der allgemeinen Kohlennot hat in den letzten Jahren auch der Koksgrus eine
                              									erhöhte Bedeutung erlangt. Man versteht darunter den beim Sieben des Kokses
                              									gebildeten feinkörnigen Abfall, der zur Kesselfeuerung nur unter Zuhilfenahme
                              									von Unterwind und Dampfstrahlgebläsen brauchbar ist und infolge seines hohen
                              									Aschegehaltes sowie seiner feinen Körnung hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit
                              									des Heizers sowie an die Konstruktion der Feuerung stellt. Die Erzeugung von
                              									Koksgrus betrug vor dem Kriege rund 1 Million t bei den Kokereien und etwa 400000 t bei den
                              									Gaswerken. Um diese nicht unbeträchtlichen Mengen besser verwerten zu können, war
                              									man schon früher bestrebt, Koksgrusbriketts herzustellen, doch waren diese Verfahren
                              									wegen des verhältnismäßig hohen Zusatzes an Bindemitteln nicht wirtschaftlich. Es
                              									galt daher die Aufgabe zu lösen, aus dem Koksgrus unter Verwendung möglichst
                              									geringen Pechzusatzes lager- und feuerbeständige Briketts herzustellen, da die
                              									Gestehungskosten der Briketts in hohem Maße von den Pechkosten abhängen. Durch
                              									Mitverwendung von Oelgasteer und Teerfettölen als Bindemittel ist es dem
                              									Regierungsrat Alexander gelungen, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die bisher der
                              									Brikettierung von Koksgrus entgegenstanden. Das von ihm ausgearbeitete
                              									Koxitverfahren hat besondere Bedeutung auch für die Eisenbahnen, in deren Betrieb
                              									große Mengen von Rauchkammerlösche entfallen, die gleich dem Koksgrus nur in Form
                              									von Briketts wirtschaftlich zu verwerten ist. Aus diesem Grunde hat die.
                              									Eisenbahndirektion Altona eine Brikettierungsanlage in Wittenberge errichtet, die
                              									stündlich 5 Tonnen Rauchkammerlösche zu verarbeiten vermag.
                           Eingehende Versuche haben ergeben, daß zur Erzielung lager- und transportbeständiger
                              									Briketts ein Mindestzusatz von 5 v. H. Hartpech und von 0,8–1 v. H. flüssigen
                              									Bindemittel erforderlich ist. Als flüssiges Bindemittel wird ein Gemisch von,
                              									Oelgasteer und Vertikalofenteer benutzt. Um die Briketts leichter entzündlich zu
                              									machen, was besonders bei der Verwendung für Wanderrostfeuerungen von Wichtigkeit
                              									ist, wurde dem Gemisch noch 20 v. H. oberschlesische Staubkohle zugesetzt. Die
                              									Briketts haben einen Heizwert von 6400 bis 6600 WE bei einem Aschengehalt von 14–16
                              									v. H. und einen Feuchtigkeitsgehalt von durchschnittlich 4 v. H.
                           Im Feuer verhalten sich die Koksbriketts ähnlich wie die Braunkohlenbriketts, denn
                              									sie brennen, ohne zu zerfallen, bis auf den letzten Rest aus. Beim Aufwerfen der
                              									Briketts auf die Glut entweichen zunächst die in den Bindemitteln enthaltenen
                              									flüchtigen Bestandteile, die zusammen mit dem Pech mit langer Flamme verbrennen. Zur
                              									Vermeidung von Rauchbildung ist während dieser Periode verstärkte Luftzufuhr
                              									erforderlich. Die Schlackenbildung ist gering, es bleibt, wenn die Glut nicht
                              									geschürt wird, ein Gehäuse von feiner Asche übrig, das gewissermaßen als
                              									Wärmespeicher wirkt. Aus diesen Gründen sind die Briketts auch für Hausbrandzwecke
                              									gut verwendbar, desgleichen für kleine Warmwasser-Zentralheizungen. Für größere
                              									Heizkessel ist die Mitverwendung von Koks empfehlenswert, während bei Dampfkesseln
                              									zweckmäßig 20–25 v. H. Staubkohle zugesetzt werden, um die Entzündlichkeit und
                              									Brenngeschwindigkeit der Briketts zu erhöhen. Die Rauchkammerlöschebriketts werden
                              									von der Eisenbahn im Eigenbetrieb mit recht günstigem Ergebnis verfeuert. (Techn.
                              									Blatt 1920, Seite 295).
                           Sander.
                           Gegenwärtiger Stand der Torfindustrie. Die Torfindustrie
                              									hat nicht nur infolge der Kohlennot in den letzten Jahren einen bedeutenden
                              									Aufschwung genommen, sondern auch schon während des Krieges wurde der Torf infolge
                              									der Knappheit an Stroh und textilen Rohstoffen in zunehmendem Maße als Ersatzstoff
                              									herangezogen, so als Stallstreu sowie zur Fasergewinnung. Neuerdings ist hierzu noch
                              									die Herstellung leichter Bausteine und Isolierplatten hinzugekommen. Aber auch die
                              									Krafterzeugung aus Torf macht lebhafte Fortschritte. Wie Dr.-Ing. C. Birk in den
                              									Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur, 37. Jahrg., Nr. 6, näher
                              									ausführt, verbraucht das Kraftwerk im Auricher Wiesmoor jetzt jährlich 75000 t
                              									Trockentorf, aus denen 25 Mill. kWst gewonnen werden; der Brennstoffverbrauch
                              									beträgt somit 3 kg für die kWst. Nimmt man an, daß ein cbm Torfmasse 150 kg
                              									lufttrockenen Torf ergibt, so sind für den Jahresbedarf des Kraftwerkes etwa 500000
                              									cbm Torfmasse zu heben bzw. es sind jährlich 12,5 ha Fläche abzutorfen. Zum Heben
                              									des Torfes haben sich in Deutschland die Torfbagger von Wielandt und von Strenge eingeführt, die bei
                              									einem Kraftbedarf von durchschnitttich 35 PS und mit 5 Mann Bedienung in 10 Std. 400
                              									bzw. 600 cbm Rohtorfmasse zu heben vermögen: Der größeren Leistung des Baggers von
                              										Strenge steht als Nachteil sein höherer
                              									Anschaffungspreis sowie seine geringere Beweglichkeit gegenüber. Auch für kleinere
                              									Betriebe sind verschiedene Torfstechmaschinen sowie Formmaschinen gebaut worden, die
                              									sich in der Praxis bewährt haben.
                           Seit langem ist man bestrebt, die künstliche Entwässerung des Torfes durch Pressen
                              									oder Erwärmen wirtschaftlicher zu gestalten; die Aussichten für diese Verfahren sind
                              									infolge der starken Preissteigerung für Kohle heute wesentlich günstiger als früher.
                              									Neben den bekannten Verfahren der Naßpreßgesellschaft in Wiesbaden und von Ekenberg sind von M. Ziegler
                              									in Berlin in jüngster Zeit Versuche angestellt worden mit einer Torfpresse, in der
                              									grubenfeuchter Torf auf einen Wassergehalt von 50 bis 60 % gebracht werden kann. Die
                              									Preßkuchen sollen hierauf durch die Abwärme von Torfverkokungsöfen in Silos weiter
                              									entwässert werden. Einen neuen Torfdampfkessel hat Schwarzenauer angegeben, bei dem das aus dem Torf ausgetriebene Wasser
                              									ähnlich wie bei dem früheren Vorschlag von Gehrke als
                              									Arbeitsdampf benutzt werden soll, Versuche im Großen sind jedoch mit diesem Kessel
                              									noch nicht gemacht worden. Die in Schweden eingeführte Torfpulverbereitung nach Ekelund stellt sich für unsere Verhältnisse zu teuer.
                           Ein anderer Weg der Torfveredelung ist das Verfahren der Bertzit-Gesellschaft in München. Hierbei wird bis auf 50 % Wassergehalt
                              									vorgetrockneter Torf in periodisch arbeitenden Schrägkammeröfen oder in
                              									ununterbrochen arbeitenden Schachtöfen durch die Verbrennungswärme von Heizgasen,
                              									die in einem besonderen Torfvergaser erzeugt werden, auf 200 bis 250° oder bis zur
                              									beginnenden Teerbildung erhitzt. Hierbei wird sämtliches Wasser, auch das chemisch
                              									gebundene, entfernt und es entsteht ein schwarzer kohleartiger Brennstoff, der einen
                              									Heizwert von 5500 bis 6500 WE besitzt und mit langer reiner Flamme brennt. Dieses
                              									Verfahren, das auch noch nicht im Großbetrieb erprobt ist, kann für Länder, die
                              									keine eigenen Kohlenvorkommen besitzen, Bedeutung erlangen. Auf dem Gebiete der
                              									Torfverkokung erwähnt Verf. den rotierenden Trommelofen von Francke-Tern, der von außen mit Gas geheizt
                              									wird und in dem der lufttrockene Torf mit Hilfe von überhitztem Wasserdampf
                              									destilliert wird, wodurch eine hohe Ausbeute an Teer und Ammoniak erzielt wird. Die
                              									Schwelgase gelangen aus dem Trommelofen zunächst, in eine Staubkammer und hierauf in
                              									einen Teerschneider, die nicht verdichtbaren Gase dienen schließlich zur Heizung der
                              									Trommel. Der hierbei gewonnene Torfkoks ist ein brauchbarer Ersatz für Holzkohle und
                              									findet zu metallurgischen Zwecken Verwendung.
                           Sander.
                           Umstellung der Dampfkesselfeuerungen auf minderwertige
                                 										Brennstoffe. Die Umstellung insbesondere auf Rohbraunkohle hat für die
                              									Industrie eine solche Bedeutung, daß der Bericht über die Feuerungstechnische Tagung, die in
                              									Berlin vom 16. bis 18. September v. J. stattgefunden hat, als besonderes Merkblatt
                              									im Verlag des Vereins deutscher Ingenieure erschienen ist.
                           Der Fachausschuß für Hausbrand und. Zentralheizungen hat
                              									Richtlinien aufgestellt für den Bau und Betrieb von Heiz-, Koch- und
                              									Bade-Einrichtungen zur Erzielung eines sparsamen Brennstoffverbrauchs im Haushalt
                              									und Gewerbe. (Brennkrafttechn. Ges. Geschäftsstelle, Berlin.
                           Rückgewinnung von Kohle und Koks aus Asche! In den
                              									Tageszeitungen wurde kürzlich über eine aufsehenerregende, die Brennstoffwirtschaft
                              									betreffende Erfindung berichtet. Hiernach sollen die brennbaren Rückstände (Kohle
                              									und Koks), die bekanntlich in der bei der Industrie entfallenden Asche bis zu 50 v.
                              									H. und mehr enthalten sind, rückgewonnen werden.
                           Hierzu wird uns von der bekannten Kohlen-Aufbereitungsfirma Meguin A.-G., Butzbach,
                              									Hessen, geschrieben, daß sie bereits seit Jahren, insbesondere während der
                              									Kriegszeit, eine ganze Reihe von Kohlen- und Koks-Rückgewinnungsanlagen errichtete,
                              									die nicht nach dem magnetischen, sondern nach dem nassen Verfahren arbeiten.
                           Die Rückgewinnung von Kohle und Koks findet auf der Meguin-Aschenwäsche nach dem
                              									Vorbild der auf Grund langjähriger Erfahrung in Kohlenwäschen verwandten
                              									Setzmaschinen statt. Die Setzmaschine nimmt bekanntlich das Waschgut, im
                              									vorliegenden Falle die Asche auf Setzsiebe auf, wo dieselbe Wasserstößen ausgesetzt,
                              									aufgelockert wird, und der spezifisch leichte Teil der Asche, also die brennbaren
                              									Rückstände, hochgetrieben und auf ein Entwässerungssieb weitergegeben werden,
                              									während die spezifisch schwereren Teile, also die Schlacken, sich senken und durch
                              									Schlackenkanäle abgezogen werden.
                           Das neue Magnetscheideverfahren dürfte, wie auch in der Kölnischen Zeitung vom 24.
                              									September gesagt wird, kaum die daran geknüpften Hoffnungen erfüllen, weil die
                              									wenigste Schlacke magnetische Eigenschaften besitzt. Wo die Rohkohle reich an
                              									Schwefelkiesgehalt ist, sind auch die magnetischen Eigenschaften vorhanden, aber nur
                              									unbedeutende Mengen enthalten Schwefelkies. Der neue Magnetscheider wird deshalb nur
                              									dann einwandfrei arbeiten, wenn festgestellt ist, daß die Schlacke obige
                              									Eigenschaften in hervorragendem Maße enthält. Da aber ein großer Teil der Schlacke
                              									auf dem Magnetscheider nicht wirken kann, wird dieses Verfahren für die meisten
                              									Betriebe nicht in Frage kommen. Die eingangs erwähnte nasse Aufbereitung dagegen
                              									trennt in einwandfreier Weise Schlacken jeglicher Art. –
                           
                        
                           Schmieröltechnik.
                           Schmierung von Luftkompressoren. An die zur Schmierung von
                              									Luftkompressoren verwendeten Oele werden hohe Anforderungen gestellt, die sich aus
                              									den Betriebbedingungen der Luftkompressoren ergeben. Da die verdichtete Luft bei
                              									Niederdruckkompressoren in den Zylindern auf 100–140°, bei Hochdruckkompressoren
                              									dagegen bis auf 160° erwärmt wird, dürfen die zur Schmierung benutzten Oele bei
                              									diesen Temperaturen noch keine wesentliche Verdampfung aufweisen, da sonst die
                              									Oeldämpfe sich entzünden können. Abgesehen davon, daß der Luftdruck in den Zylindern
                              									eine gewisse Viskosität des Oeles erfordert, ist weiter zu beachten, daß der
                              									Luftsauerstoff, namentlich in verdichtetem Zustand und bei höheren Temperaturen,
                              									eine Oxydation des Schmieröls bewirkt und durch Bildung von Harz- und Asphaltstoffen
                              									harte pech- oder koksartige Rückstände verursachen kann. Derartige Rückstände,
                              									die außer in den Schieberkästen und Ventilkammern auch in den Druckleitungen und
                              									Windkesseln auftreten, können durch Zersetzung oder Selbstentzündung namentlich bei
                              									Schieber- und Hochdruckkompressoren Explosionen veranlassen. Schließlich ist auch
                              									auf die Verunreinigung der Luft durch Staub, Sand- und Kohleteilchen Rücksicht zu
                              									nehmen, die schleifend auf die Gleitflächen wirken und so die Bildung von
                              									Rückständen in den Luftzylindern begünstigen.
                           Die sich hieraus ergebenden Anforderungen an gute Schmieröle für Luftkompressoren hat
                              									das Oberbergamt Dortmund in folgende Bestimmungen zusammengefaßt: Es sind
                              									Einrichtungen zu treffen, die die angesaugte Luft möglichst staubfrei machen
                              									(Filter). Die Temperatur der gepreßten Luft darf an keiner Stelle 140° übersteigen.
                              									Zum Schmieren der Kompressoren dürfen keine tierischen und pflanzlichen
                              									Schmiermittel benutzt werden, da sie stärker zur Oxydation neigen als Mineralöle.
                              									Das Schmieröl muß rein sein und muß einen Flammpunkt von mindestens 200° haben
                              									(während des Krieges war ein Flammpunkt von 160° zugelassen). Die Kompressoren nebst
                              									allem Zubehör sind mindestens alle sechs Monate zu öffnen und nötigenfalls zu
                              									reinigen.
                           Zur Zylinderschmierung von Niederdruckluftkompressoren wurden vor dem Kriege
                              									Raffinate mit einem Flammpunkt bis 250° und einer Viskosität von 3,5 bis 5
                              									Englergraden bei 50° C. benutzt, für Hochdruckkompressoren wurden Oele mit höherem
                              									Flammpunkt und höherer Viskosität verlangt. Infolgedessen war die Beschaffung guter
                              									Kompressoröle während des Krieges mit großen Schwierigkeiten verknüpft.
                              									Dampfzylinderöle konnten nicht als Ersatz für Kompressoröle Verwendung finden, da
                              									sie zwar einen hinreichend hohen Flammpunkt haben, aber infolge ihres häufig recht
                              									hohen Asphaltgehaltes in den Luftkompressoren zu Rückstandbildungen Veranlassung
                              									geben. Dagegen haben sich Destillate, wie sie für Großgasmaschinen benutzt werden,
                              									auch für Kompressoren gut bewährt, da auch bei den Gasmaschinen verlangt wird, daß
                              									das Oel keine oder nur geringe Rückstände in den Zylindern hinterläßt.
                           Mit einem derartigen Oel wurden, wie die Zeitschrift für komprimierte und flüssige
                              									Gase 20. Jahrg., S. 138, berichtet, auf der Zeche Emscher-Lippe an einem
                              									fünfstufigen Hochdruckkompressor, Bauart Pokorny & Wittekind, der bei
                              									durchschnittlich 105 Umdrehungen in der Minute 25 cbm Luft ansaugt und auf 180–200
                              									at verdichtet, eingehende Versuche angestellt. Die Schmierung erfolgte durch
                              									Schmierpressen, die das Oel in die angesaugte Luft drücken. Die Luftstopfbüchsen
                              									wurden durch Tropföler geschmiert. Das benutzte Oel hatte ein spez. Gewicht von 0,92
                              									und einen Flammpunkt von 206°. Seine Viskosität bei 50° C betrug 4,5 Englergrade und
                              									der Asphaltgehalt 0,03 %. Bei 24stündigem Erhitzen auf 150 bzw. 200° C trat zwar ein
                              									starker Verlust ein und der Gehalt des Oeles an Asphalt und unlöslichen Stoffen nahm
                              									erheblich zu, so daß die Brauchbarkeit des Oeles zur Kompressorschmierung
                              									zweifelhaft erschien. Diese Bedenken wurden jedoch durch einen Betriebversuch
                              									durchaus nicht bestätigt, denn im Kompressor stieg der Asphaltgehalt des Oeles nur
                              									bis 2,4 % und der Gehalt an Unlöslichem nur auf 1,3 %, das Ergebnis war also recht
                              									befriedigend. Der Oelverbrauch für die Umlaufschmierung, die Dampfzylinder sowie die
                              									Luftzylinder stellte sich auf insgesamt 451 g für 1000 cbm angesaugte Luft, war also
                              									ebenfalls recht günstig. Der Verwendung von Gasmaschinenöldestillat zur Schmierung
                              									von Luftkompressoren steht also nichts im Wege. Für diesen Zweck hat sich übrigens
                              									auch eine Oelemulsion bewährt, die durch Auflösen von Spindelöl in Seifenlösung
                              									unter Zusatz von etwas Alkohol hergestellt wird. Diese Emulsion wird mit 4 Teilen
                              									Kondenswasser gemischt und ist in einer Reihe von Fabriken schon se it langer Zeit
                              									als Schmiermittel für Hochdruckluftkompressoren in Gebrauch; sie hat sich auch bei
                              									Wasserstoffkompressoren gut bewährt, namentlich in Verbindung mit Schmierpressen
                              									oder Druckluftölern.
                           Sander.
                           Zur Verwertung der Ölschiefer macht Professor Dr. Donath auf Grund eigener Untersuchungen interessante
                              									Mitteilungen. Er weist zunächst auf die wirtschaftlichen Vorteile derjenigen Länder
                              									hin, die über eigene bedeutende Erdölquellen verfügen, sowie auf die Bemühungen der
                              									von der Natur weniger gesegneten Länder, für diesen wertvollen Rohstoff einen Ersatz
                              									ausfindig zu machen. Einen derartigen Ersatz bilden die durch trockene Destillation
                              									der in der Natur ziemlich verbreiteten bituminösen Schiefer gewonnenen Öle, die in
                              									ihrer Zusammensetzung gewissermaßen zwischen dem Braunkohlenteer, dem Erdöl und den
                              									Steinkohlenteerölen stehen. Vom chemischen Standpunkt aus gesehen, enthalten diese
                              									Öle eine große Zahl von gesättigten und ungesättigten Kohlenwasserstoffen, von
                              									Sauerstoff-, Stickstoff- und Schwefelverbindungen, die nur zum Teil bisher genau
                              									erforscht sind; besonders charakteristisch für die Schieferöle sind bestimmte
                              									Schwefelverbindungen, die auf den animalischen Ursprung des in den Schiefern
                              									enthaltenen Bitumens hinweisen. Aus den schwefelreichen Ölen gewisser
                              									Schiefervorkommen in Tirol (Seefeld) werden schon seit langer Zeit Heilmittel
                              									(Ichthyol) gewonnen, auch wurden die Öle früher mit Steinmehl gemischt zur
                              									Herstellung von Asphaltpflaster verwendet.
                           Auch aus den Rückständen der Schieferöldestillation, d. s. die mineralischen
                              									Bestandteile des Schiefers und. das in ihnen enthaltene asphaltartige
                              									Schieferteerpech, lassen sich brauchbare Asphaltpflasterplatten herstellen, die für
                              									die Bautechnik von Wert sind. Derartige Platten haben viel bessere Eigenschaften als
                              									das vor einer Reihe von Jahren aus eingedicktem Steinkohlenteer, Schwefel und
                              									Hochofenschlacke in Brunn hergestellte Technolitziegelpflaster, das infolge seines
                              									Gehalts an Schwefelkalzium im Laufe der Zeit mürbe wurde und zerbröckelte. Bei dem
                              									aus Schieferrückständen hergestellten Pflastermaterial ist dies jedoch nicht zu
                              									befürchten, da das Schieferteerpech gewissermaßen als asphaltähnliches Bindemittel
                              									wirkt; es steht ja auch chemisch dem eigentlichen Asphalt viel näher als das
                              									Steinkohlenteerpech. Aus diesem Grunde ist Verfasser der Ansicht, daß sich aus der
                              									Verbindung der Ölschieferdestillation mit der Herstellung von Asphaltpflasterziegeln
                              									und -platten günstige Aussichten für die Rentabilität dieser Industrie nicht nur in
                              									Tirol, sondern auch anderwärts eröffnen. Auf diese Weise würde die einheimische
                              									Erzeugung an niedrigsiedenden Kohlenwasserstoffen, die für den Kraftwagenbetrieb
                              									verwendbar sind, ferner von schweren Treibölen für Dieselmaschinen, sowie an
                              									Schmierölen, in sehr willkommener Weise erhöht werden. Die neueren Untersuchungen
                              									über die Oxydation der Teeröle zu Fettsäuren eröffnen weiter die Aussicht, daß sich
                              									aus dem Schieferöl auch für die Seifenfabrikation brauchbare Rohstoffe werden
                              									gewinnen lassen. Österreichische Chemiker-Zeitung, 22. Jahrg., S. 34–36).
                           Sander.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Beseitigung störender Deckenschwingungen gelang bei einer
                              									auf einer Eisenbetondecke aufgestellten großen Flächenschleifmaschine. Diese
                              									verursachte durch ihre nicht völlig ausgeglichenen Massen derartige
                              									Schwingungen der Decke, daß andere Werkzeugmaschinen im gleichen Raume in ihrer
                              									Genauigkeit gestört und genaue Messungen im nebenan liegenden Kontrollraum unmöglich
                              									wurden. Die Schleifmaschine wurde auf einem Schwingungsdämpfer nach Abb. gestellt,
                              									wodurch die Schwingungen der Maschine von der Decke isoliert und das Geräusch
                              									vermindert wurde. A ist das Maschinengestell, das auf den federnden Rahmen B
                              									geschraubt ist, welcher durch elastischen, gummiartigen „Silenz“-Puffer C und
                              									D in der Schwebe gehalten wird. Der Rahmen E und die Grundplatte F sind auf der
                              									Betondecke verankert. Die Puffer C und D werden durch Schrauben G entsprechend
                              									angespannt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 27
                              
                           Werkzeugmaschine 1920, Heft 24.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 27
                              Abb. 1.
                              
                           Elektrisch geheizter Stromofen,Abb. 1, von Gebr. Boye zum
                              									Glühen von Metallen aller Art bis zu 900° Temperatur hat 24 Heizkörper A an der
                              									Decke und 12 Heizkörper B unter der Bodenplatte des Ofens. Die Heizkörper können
                              									durch vier Hebelschalter in 4 Gruppen zu 3, 6, 12 und 15, also in Stufen zu je 3
                              									eingeschaltet werden. Die Heizstäbe bestehen nach Abb.
                                 										2 aus Porzellanrohen, die mit Chromnickeldraht umwickelt und an beiden
                              									Enden mit je einer Anschlußklemme D versehen sind. Jede der genannten
                              									Heizkörpergruppen ist mit einem Thermoelement E nach Abb.
                                 										3 versehen, sodaß die Temperatur bequem überwacht werden kann. Zum
                              									Anheizen braucht der Ofen 24 kw, während des Betriebes sinkt der Stromverbrauch je
                              									nach der Temperaturhöhe bis auf 2 kw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 27
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 27
                              Abb. 3.
                              
                           Werkzeugmaschine 1920, Heft 29.
                           Ernst Preger.
                           Einheitsbohrung und Einheitswelle. Zu dem Bericht des
                              									Unterausschusses Klein, Knecht, Schlesinger (Betrieb 1919, Heft 1, Werkstattstechnik
                              									1919, Heft 22 und Dinglers pol. Journal 1920, Heft 5) gibt Gustav Frenz einen
                              									Beitrag, in dem er die Frage der wirtschaftlichen Fertigung erweitert und darunter
                              									nicht nur billige Erzeugung, sondern auch spätere Betriebssicherheit und
                              									wirtschaftliche Ausbesserung und Auswechselung schadhafter und abgenutzter Teile
                              									verstanden haben will. Daß die alleinige Anwendung der Einheitswelle vom Standpunkt
                              									des Konstrukteurs aus möglich ist, wird nicht bestritten, wohl aber, daß sie bei Berücksichtigung
                              									der Kosten und der Werkstattschwierigkeiten in allen Fällen die vorteilhafteste ist.
                              									Es wäre unzweckmäßig, aus reinen Prinzipgründen die alleinige oder hauptsächliche
                              									Einführung der Einheitswelle anzustreben.
                           Für nicht spezialisierte Werke, besonders solche, die viel Instandsetzungsarbeiten
                              									ausführen, würde die Einheitswelle ein unverhältnismäßig teures Lager an Reibahlen
                              									und Dornen bedingen. Die glatte Welle läßt sich durchaus nicht immer besser einbauen
                              									als die abgesetzte, besonders dann nicht, wenn sich auf der glatten Welle durch die
                              									Abnützung an der Grenze zwischen Lauf- und Ruhesitzen Absätze und Grate gebildet
                              									haben. Hat sich eine Welle im Lager abgenützt, so wird man sie neu überarbeiten und
                              									eine neue etwas engere Lagerschale einsetzen. Die Welle wäre dann nicht mehr ohne
                              									Absätze auszuführen. Aus diesem Grunde wird die glatte Welle wenig im allgemeinen
                              									Maschinenbau angewendet.
                           Der Verfasser kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß Klein immer nur die
                              									Verhältnisse in spezialisierten Sonderfabriken, nicht aber die des allgemeinen
                              									Maschinenbaues bei seinen Ausführungen berücksichtigte und warnt den Normenausschuß
                              									davor, seine Beschlüsse ohne Berücksichtigung dieser praktischen Tatsachen zu
                              									fassen, weil sich die Normung sonst nicht durchsetzen könnte.
                           Werkstattstechnik 1920. Heft 19.
                           Härtevorrichtung mit Riemenantrieb. Lang gestreckte
                              									Gegenstände, wie Spiralbohrer, härtet man vielfach so, daß man sie auf einer
                              									nachgiebigen, durchlöcherten Platte ins Wasser mangelartig hinunterwälzt. Die
                              									Vorrichtung, Abb., arbeitet nach dem gleichen Grundsatz; durch den maschinellen
                              									Antrieb wird ein besonders flottes Arbeiten gewährleistet. Die Werkstücke W werden
                              									auf das über Wasser stehende Brett A gelegt und rollen nach dem Hochziehen des
                              									Schiebers B auf die nachgiebig gelagerte durchlöcherte Platte C, auf der sie durch
                              									das Stahlband oder die breite Kette E getrieben ins Wasser hinuntergewälzt werden,
                              									um über das Brett H in den Behälter J zu gelangen. Die Rolle G wird durch eine nicht
                              									gezeichnete Riemenscheibe angetrieben, F ist eine Spannrolle, K ein Gewicht zum
                              									Anheben von C, damit die Werkstücke gut zwischen C und E eingepreßt sind und sich
                              									nicht krumm ziehen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 28
                              
                           Werkzeugmaschine 1920, Heft 27.
                           Einfluß der Spanform auf den Kraftverbrauch von
                                 										Werkzeugmaschinen. Auf einer Planhobelmaschine wurden bei einer
                              									gleichbleibenden Schnittgeschwindigkeit von 8,7 m/sek Messungen des Schnittdruckes
                              									durch Ablesungen am Amperemeter vorgenommen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2
                              									zusammengestellt; sie zeigen, daß z.B. ein Span von 12 × 0,7 = 8,4 qum Querschnitt
                              									10 Ampere (220 Volt), ein Span des gleichen Querschnittes 6 × 1,4 mm 14 Ampere,
                              									ein solcher von 4 × 2,1 mm Ampere verbraucht. Der Stahl hatte eine aufgeschweißte
                              									Schneide aus Schnellschnittstahl und war unter 45° schräg angesetzt. In den
                              									genannten Zahlen sind 10 Ampere für Leerlauf bereits abgezogen. Es ist also aufs
                              									Neue bestätigt, daß schmale, hohe Späne leichter abfließen und demnach geringeren
                              									Schneiddruck gebrauchen, als bisher niedrige Späne.
                           Verbrauchte Ampere bei 220 Volt zum Abhobeln von Spänen.
                           
                              
                                 Vorschub mm
                                 Spanhöhe mm
                                 
                              
                                 4
                                 6
                                 8
                                 10
                                 12
                                 
                              
                                   0,35
                                   1,0
                                   1,5
                                   2,2
                                   3,0
                                   4,0
                                 
                              
                                 0,7
                                   1,5
                                   4,5
                                   6,5
                                   8,0
                                 10,0
                                 
                              
                                   1,05
                                   3,5
                                   8,0
                                 11,5
                                 14,0
                                 16,0
                                 
                              
                                 1,4
                                   6,0
                                 14,0
                                 19,0
                                 22,0
                                 25,0
                                 
                              
                                   1,75
                                 10,0
                                 21,0
                                 29,0
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2,1
                                 15,0
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Werkstattstechnik 1920, Heft 19.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 28
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 28
                              Abb. 2.
                              
                           Untersuchung von Ersatzriemen. Auf Veranlassung der
                              									Riemenersatzprüfstelle und der Riemenfreigabestelle gleichzeitig am
                              									Materialprüfungsamt Groß-Lichterfelde, dem Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen und
                              									dem Versuchsfeld für Maschinenelemente an der technischen Hochschule Charlottenburg
                              									wurden 37 Riemen untersucht. Die Versuche waren Ende 1918 begonnen worden und wurden
                              									vor Kurzem nach fast zweijähriger Pause zu Ende geführt. Alle Ersatzriemen waren aus
                              									demselben Rohstoff hergestellt und wurden ohne Schmierung und unter auch sonst genau
                              									gleichen Bedingungen auf der Versuchseinrichtung, Abb.
                                 										1, mit einem Lederriemen verglichen. Auf der Versuchseinrichtung wurden
                              									die Umfangskraft in kg/cm Riemenbreite, die Verlängerung des Riemens und der Schlupf
                              									bestimmt. Sobald der Schlupf 3 v. H. erreichte, wurde| der Riemen nachgespannt. Als
                              									Hauptkriterium der Riemen wurde die Verlängerung der Riemen in bestimmter Zeit
                              									genommen. In Abb. 2 sind die Versuchsergebnisse
                              									zusammengestellt. Der Lederriemen zeigte überhaupt keine Verlängerung. Die
                              									Ersatzriemen streckten sich trotz vorgenommener Vorstreckung noch wesentlich. Der beste Riemen war
                              									nach dieser Hinsicht der genähte Riemen Nr. 4, der schlechteste der geleimte Riemen
                              									Nr. 37. Geflochtene Riemen bewährten sich am schlechtesten, die genähten und
                              									geleimten am zweitbesten, die aus Köpergewebe am besten.
                           Werkstattstechnik 1920, Heft 14 u. 15.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 29
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 29
                              Abb. 2.
                              
                           Gefühlslehren nach Abb. 1
                              									und 2 sind billig und gestatten bei genügend fein
                              									ausgebildetem Tastsinn des Arbeiters Messungen mit 0,02 mm Toleranz. Die Lehren
                              									sollen das Maß „H“ messen. Die Nebenfiguren geben die Stellung des
                              									Fühlstiftes in den Grenzstellungen an.
                           Werkstattstechnik 1920, Heft 14.
                           Schiebelehren mit außenliegender Teilung nach Abb. werden
                              									von Friedr. Krupp, A.-G., Essen, in den Handel gebracht. Sie gestatten besonders an
                              									großen Werkstücken das Ablesen, ohne die Schiebelehre vom Werkstück abziehen zu
                              									müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 29
                              
                           Kruppsche Monatshefte und Werkstattstechnik 1920, Heft 19. Ernst
                              									Preger.
                           
                        
                           Motortechnik.
                           Vergleichsprüfung mit Motorpflügen in
                                 										Dänemark.
                           Die dänische Regierung hat im Jahre 1919 eine große Motorpflug-Vergleichs-Prüfung
                              									veranstaltet. Die Prüfung erstreckte sich in erster Linie auf die Bestimmung des
                              									Brennstoffverbrauches, bei der in Dänemark üblichen Arbeitstiefe, von etwa 18 cm.
                              									Außer dem Brennstoffverbrauch wurde auch die Wendefähigkeit geprüft. An dem
                              									Prüfungsverfahren ist besonders beachtenswert, daß die Pflüge einer Dauerprüfung von
                              									etwa 15 Tagen unterworfen wurden. Die tägliche Leistung war hierbei höchstens 1 ha
                              									für eine Schar. Dieser Zeitraum gestattet einige Anhaltspunkte über die
                              									Betriebssicherheit der Maschine zu gewinnen. Geprüft wurden 20 Motorpflüge und zwar
                              									15 amerikanische, 4 schwedische und 1 dänischer Motorpflug. Die Pflüge waren mit 2,
                              									höchstens 3 Scharen ausgerüstet.
                           Die vorherrschende Motorpflugart war der Schlepppflug. Schlepper und Pfluggerät sind
                              									dabei vollständig getrennt. Eine Gewichtsverminderung wurde bei diesen Pflügen
                              									zunächst durch sparsame Bemessung der Einzelteile und durch Verwendung
                              									schneilaufender Motoren erzielt. Der Cleveland-Traktor war als Raupenschlepper
                              									ausgebildet. Auch in Deutschland versucht man, solche Schlepper, einzuführen. Man
                              									kann jedoch der Triebraupe bei Klein-Motorpflügen kaum günstige Aussichten
                              									stellen.
                           In Amerika ist die Anordnung des Motors quer zum Fahrzeug sehr verbreitet. Dadurch
                              									ist es möglich, die Kraft von der Motorwelle auf die Hinterräder nur mittels
                              									Stirnräder ohne Kegelräder zu übertragen. Außerdem kann man bei dieser
                              									Anordnung den Motor näher an die Hinterachse anbringen, womit das Reibungsgewicht
                              									des Pfluges vergrößert wird. In Deutschland ist fast ausschließlich die Anordnung
                              									mit längsgestelltem Motor üblich, weil dabei der Motor besser zugänglich ist. In den
                              									Pflügen waren durchwegs Viertaktmotoren eingebaut.
                           Als Brennstoff wurde Petroleum verwendet, vom spez. Gewicht 0,79. Nur zum Anlassen
                              									wurde in kleineren Mengen Benzin vom spez. Gewicht 0,705 gebraucht. Die Vergaser
                              									sind mit Umschalthähnen versehen, sodaß von Benzin auf Petroleum umgeschaltet werden
                              									konnte. Bei manchen Motoren wurde die Verbrennungsluft, bei anderen das
                              									Petroleum-Luftgemisch durch die Auspuffgase gut vorgewärmt. Man hat in Amerika mit
                              									dem Petroleumbetrieb gute Erfahrungen gesammelt, so daß der deutsche Motorpflugbau,
                              									wenn er für Ausfuhr arbeiten will, dem Petroleumbetrieb erhöhte Aufmerksamkeit
                              									schenken muß. Beim Pflügen von Roggenstoppel hat Pflug Nr. 1 für 1 ha 20,7 kg
                              									Brennstoff verbraucht.
                           Mit Luftreiniger waren mehrere Pflüge versehen. Dabei wird die Luft durch Wasser
                              									hindurchgesaugt und so gereinigt. Ein Schwimmer bewirkt, daß die Höhe des
                              									Wasserspiegels trotz der Verdunstung dieselbe bleibt. Eine gute Reinigung kann aber
                              									dadurch nicht erzielt werden. Wasser schlägt nur dann Staub aus dem Gas nieder, wenn
                              									das Wasser fein verteilt wird. Das Getriebe für die Uebertragung der Motorleistung
                              									auf die Treibräder war in den meisten Fällen als Zahnradgetriebe mit zwei
                              									Geschwindigkeiten für Vorwärts und einer Geschwindigkeit für Rückwärtsfahrt
                              									ausgeführt. Die Getriebe bei quergestelltem Motor haben den größten Wirkungsgrad.
                              									Dem reinen Stirnradgetriebe gegenüber ist das Getriebe mit Kegelrädern etwas
                              									ungünstiger. Einen noch schlechteren Wirkungsgrad hat das Schneckenradgetriebe. Der
                              									Wirkungsgrad eines in Oel laufenden Stirnradvorgeleges kann zu 0,95, eines
                              									Kegelradvorgeleges zu 0,90 und einer zweigängigen Schnecke zu 0,75 angenommen
                              									werden. Für ein Getriebe mit einem Kegelrad- und zwei Stirnradvorgelegen ergibt sich
                              									ein Wirkungsgrad von 0,81, für ein Getriebe mit einem Stirnradvorgelege und einem
                              									Schneckengetriebe von 0,71. Beim letztgenannten Getriebe muß der Motor um 14 v. H.
                              									mehr leisten als beim Kegelradgetriebe. Beim Schneckenradgetriebe erhält man aber
                              									einen leichteren Aufbau, sodaß der Fahrwiderstand verkleinert wird. Bei den
                              									Versuchen hat es sich ergeben, daß Motorpflüge mit Schneckenradgetriebe
                              									(Fordson-Motorpflug) einen geringeren Brennstoffverbrauch hatten. Es ist deshalb
                              									möglich, daß der Schneckenradantrieb besonders bei Kleinmotorpflügen Eingang finden
                              									wird.
                           Die Fahrzeugrahmen der genannten Motorpflüge sind aus U-Eisen hergestellt. Aus
                              									Stahlblech gepreßte Rahmen sind bis jetzt noch nicht ausgeführt worden. Die Greifer
                              									für die Feldarbeit waren gleichartig ausgeführt. Sie waren aus Winkeleisen
                              									hergestellt, die schräg am Triebrad angebracht waren. Sie standen über die Radkante
                              									zum Teil beträchtlich vor. Eine Abfederung des Fahrzeugrahmens hatten nur drei
                              									Motorpflüge. Die seltene Anwendung einer Abfederung bei den amerikanischen ist
                              									deshalb bemerkenswert, weil sämtliche Maschinen auch als Straßenzugmaschinen
                              									Verwendung finden sollen. Die bei uns gemachten Erfahrungen zeigen aber, daß
                              									Maschinen ohne abgefederten Rahmen bei Straßenfahrt infolge der harten Stöße viel
                              									stärkeren Verschleiß des Getriebes und Motors hatten, als bei normaler Pflugarbeit.
                              									Deutsche Schlepper, welche auch als Straßenzugmaschinen Verwendung finden sollen,
                              									werden deshalb mit abgefederter Vorder- und Hinterachse ausgeführt.
                           Die Motoren sind für Petroleumbetrieb bestimmt und besitzen demgemäß Einrichtungen
                              									zur Vorwärmung des Brennstoffgemisches. Beim Fordson-Traktor 22 PS fließt z.B. das
                              									Petroleum dem Vergaser aus einem Behälter von etwa 95 Liter Inhalt zu. Der Vergaser
                              									ist in bekannter Weise mit Schwimmer usw. ausgeführt. Das im Vergaser erzeugte
                              									luftarme Brennstoffgemisch strömt in das Verdampferrohr, das im Auspuffrohr liegt.
                              									Die Stärke der Beheizung wird von außen reguliert. Hinter dem Verdampferrohr tritt
                              									das vorgewärmte Gemisch in die Mischkammer, in der es mit der Hauptzusatzluft
                              									vermischt wird. Die Hauptzusatzluft wird durch ein selbsttätiges Luftventil
                              									reguliert. Hinter der Mischkammer ist noch eine Gemischdrosselklappe angeordnet und
                              									daran anschließend das Hauptrohr, das zu den Ansaugeventilen führt. Das Anlassen des
                              									Motors erfolgt mit Benzin. Ein Vorrat von etwa 1,8 l wird mitgeführt. Wenn nach etwa
                              									fünf Minuten Leerlauf der Motor genügend warm geworden ist, wird auf Petroleum
                              									umgeschaltet. Der Motor des Fordson-Traktor besitzp Thermosyphon-K¼hlung* Im Winter
                              									wird für das Kühlwasser ein Zusatz empfohlen, der den Gefrierpunkt des Wassers
                              									herabsetzt. Zusätze von Holzgeist und Spiritus werden als geeignete Mittel
                              									angegeben. Die Mischung von 60 v. H. Wasser, 30 v. H. Alkohol und 10 v. H. Glyzerin
                              									hat einen Gefrierpunkt von 4–8° Celsius.
                           Die vorgeführten amerikanischen Motorpflüge waren zumeist nach dem System des
                              									Vierrad-Schleppfluges gebaut, wobei Schlepper und Pflugzeit von einem einzigen Manne
                              									bedient werden können. Dem Triebraupenantrieb können für Kleinmotorpflüge keine
                              									günstigen Aussichten gestellt werden.
                           (Der Motorwagen 1920, Heft 15, 16, 17 und 18).
                           Wimplinger.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Ueber die Auswaschung des Cyanwasserstoffs aus Gasen
                              									berichtet W. Bertelsmann. Bereits in der Mitte des
                              									vorigen Jahrhunderts versuchte man, den Stickstoff tierischer Abfallstoffe in
                              									Cyanverbindungen zu verwandeln. Im Jahre 1875 schlug Harcourt vor, das im Leuchtgas enthaltene Cyanammonium durch Auswaschen
                              									mit einer Aufschlämmung von Eisenoxydhydrat zu gewinnen, doch ging die Absorption
                              									nicht rasch genug vor sich. Erst durch Anwendung einer alkalischen Aufschlämmung von
                              									Eisenoxydulhydrat erzielte Willm gute Erfolge. Der
                              									gleiche Gedanke liegt dem D. R. P. 41930 von Knublauch
                              									sowie dem engl. Pat. 9474/1892 von Foulis zu Grunde.
                              									Letzteres Verfahren fand gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in verschiedenen
                              									Gaswerken Anwendung. In der Folge benutzte man als Base für die Waschflüssigkeit das
                              									im Leuchtgas enthaltene Ammoniak und brachte das Cyan als Ferrocyanammonium in
                              									Lösung. Im Gegensatz hierzu schlug Bueb im D. R. P.
                              									112459 vor, das Cyan als unlösliche Ammoniakferrocyanverbindung niederzuschlagen;
                              									sein Verfahren fand in den Gaswerken rasch Eingang und lieferte befriedigende
                              									Ergebnisse. Daneben benutzt man auch das Verfahren von Feld (D. R. P. 144210), der
                              									als Waschflüssigkeit Ferrosulfat und Kalkmilch verwendet, wobei man neben Gips eine
                              									Ferrocyancalciumlösung erhält. Weiter berichtet Verf. über eine Reihe von
                              									Vorschlägen, die auf die Gewinnung von Rhodansalzen und Alkalicyaniden hinausgehen,
                              									sowie über die Verwendung von Kupfer- und Zinksalzen zur Absorption des Cyans. Durch
                              									den Krieg wurden uns die besten Absatzgebiete für Cyansalze, nämlich Transvaal
                              									und Australien, gesperrt, in neuester Zeit hat aber die Verwendung von
                              									Cyanverbindungen zur Vertilgung von Schädlingen Bedeutung erlangt. (Journ. f.
                              									Gasbel., Bd. 62, S. 205–207).
                           Sander.
                           Die Gefahr der Selbstentzündung bei gestapelten Kohlen
                              									wird am besten abgewendet durch eine ständige Ueberwachung der Temperaturen im
                              									Innern der Kohlenhaufen. Das neuerdings in Amerika verwendete „Thornley
                                 										Coalometer“ gestattet die gleichzeitige Ablassung von Temperaturen in
                              									verschiedenen Tiefen der Haufen. Bei der Erfindung handelt es sich um einen langen
                              									Stahlstab, der in gewissen Abständen mit Kugeln aus wärmeempfindlichen Metallen
                              									versehen ist. Diese Kugeln kommen, aus dem Stahlstab hervorragend, unmittelbar mit
                              									der Kohle in Berührung und übertragen die aufgenommene Wärme auf Alkohol, der sich
                              									in zur Oberfläche führenden, gegeneinander isolierten Röhren befindet. Jedes Rohr
                              									steht an der Oberfläche mit einem Thermometer in Verbindung, so daß die in
                              									verschiedenen Tiefen herrschenden Wärmegrade unmittelbar abgelesen werden können.
                              									(Coal Age, 2. Sept. 1920, S. 485/6.)
                           K.
                           Vergiftung durch Benzoldampf. Infolge der zunehmenden
                              									Verwendung von Benzol in der Lack- und Farbenindustrie sowie als Antrieb von
                              									Explosionsmotoren haben auch die Vergiftungen durch Benzoldampf sich in der letzten
                              									Zeit recht vermehrt. Ueber einen bemerkenswerten Fall, der sich in einem kleinen
                              									Wasserwerk zutrug und bei dem der Betriebsleiter sowie ein Arbeiter durch Einatmen
                              									von Benzoldämpfen tödlich verunglückten, macht Dr. Leybold einige nähere Angaben im Journal für Gasbeleuchtung, 62. Jahrgang, S.
                              									177. Beim Umfüllen zweier Benzolfässer in einen größeren Behälter, der sich in einem
                              									3 m tief in die Erde eingebauten Lagerraum befand, ergab sich nach Verlauf einiger
                              									Zeit, daß an der Heberleitung etwas nicht in Ordnung war, so daß Benzol in den
                              									Lagerraum ausfloß. Als der Arbeiter, um die Störung zu beseitigen, in den Raum
                              									hinabstieg, fiel er alsbald bewußtlos zu Boden, desgleichen der hinzugekommene
                              									Betriebsleiter. Als der Unfall nach etwa einer Stunde bemerkt wurde, waren die
                              									beiden Verunglückten bereits tot. Dieser Unfall ist darauf zurückzuführen, daß
                              									Benzoldampf 2,7 mal schwerer als Luft ist und infolgedessen zu Boden sinkt. Bei der
                              									Tiefe des Lagerraums befanden sich die beiden Hinabgestiegenen jedenfalls auch mit
                              									dem Gesicht in einer an Benzoldampf sehr reichen Atmosphäre, so daß sie alsbald das
                              									Bewußtsein verloren. Das aus dem Lagerfaß ausgeflossene Benzol war, wie die Analyse
                              									ergab, sogenanntes technisches Reinbenzol, das ein spezifisches Gewicht von 0,883
                              									bei 15°C hatte und restlos bis 100° überdestillierte; es enthielt jedenfalls noch
                              									nicht unbeträchtliche Mengen von niedrig siedenden Stoffen, wie Schwefelkohlenstoff
                              									und Thiophen.
                           Nach Untersuchungen von Kölsch wirkt Benzol bei jeglicher
                              									Art der Aufnahme in den menschlichen Körper giftig. Bei den gewerblichen
                              									Benzolvergiftungen, bei denen die Aufnahme des Benzols zumeist von den Luftwegen aus
                              									erfolgt, sind die warmen Dämpfe besonders gefährlich. Da diese Dämpfe in den
                              									Luftwegen fast vollkommen resorbiert werden, genügen in einer mit Benzoldämpfen
                              									stark angereicherten Atmosphäre oft schon wenige Züge, um eine Vergiftung
                              									herbeizuführen; hierbei spielt in hohem Maße auch die angeborene oder zeitlich
                              									erworbene Empfindlichkeit der betreffenden Person eine Rolle.
                           Sander.
                           
                        
                           
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Zweitakt-Großgasmaschinen. Die bekannten
                              									Körting-Zweitaktmaschinen eignen sich weniger gut für Dynamobetrieb, da bei höheren
                              									Umlaufzahlen sehr große Beschleunigungskräfte in der Einlaßventilsteuerung
                              									auftreten. Die Maschinenbau A.-G. Gebr. Klein, Dahlbruch hat nun den Bau ventilloser
                              									Zweitaktmaschinen aufgenommen. Bei der neuen Bauart sind die beiden Zylinder
                              									möglichst nahe aneinander gerückt und besitzen einen gemeinsamen Verbrennungsraum.
                              									Die Kolben laufen in gleicher Richtung. (Die Anordnung ist nicht mit der früher
                              									gebauten Gegenkolbenmaschine zu verwechseln.) Der eine Kolben steuert den
                              									Schlitzeinlaß für Gas und Luft, der andere die Auspuffkanäle. Die Enden der
                              									Kolbenstangen sind auf der Deckelseite durch ein Querhaupt, auf der Kurbelseite
                              									durch den gemeinsamen Kreuzkopf miteinander verbunden. Gebr. Klein haben eine im
                              									Jahre 1903 für das Gaskraftwerk des Bochumer Vereins gelieferte Zweitaktmaschine,
                              									Bauart Körting, von 700 PS bei n = 100 in eine Doppelkolbenmaschine umgebaut, wobei
                              									der Arbeitszylinder von 750 mm Durchm. und 1100 mm Hub durch einen Doppelzylinder
                              									von 2mal 570 mm Durchm. und 1100 mm Hub ausgewechselt wurde. Die beiden Zylinder
                              									sind wegen Platzmangel übereinander angeordnet. Bei den Versuchen ergab sich ein
                              									Gesamtwirkungsgrad von 75 bis 79 v. H. Die Maschine ist nun seit Mai d. J. in
                              									ununterbrochenem Betrieb. Bei Leerlauf konnte mit Sicherheit noch mit n = 20 Uml/min
                              									gefahren werden. Die Dauerbelastung betrug 770 PS. Die Auspuffgase zeigten einen
                              									Kohlenoxydgehalt von 1,8 v. H., bei durchschnittlich 34 v. H. Kohlenoxyd im
                              									Gichtgas.
                           (Stahl und Eisen, 7. Oktober 1920).
                           W.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Die Stickstoff- und Kraftwerke des Reiches. Im Rahmen des
                              									Reichsschatzministeriums wurde vor einiger Zeit eine „Industrie-Abteilung“
                              									gegründet, zu deren Geschäftskreis die Verwaltung der Betriebe gehört, die im Besitz
                              									des Reiches sind, oder an denen das Reich beteiligt ist. Dem Nachrichtenblatt dieser
                              									neuen Abteilung entnehmen wir über die Stickstoff- und Kraftwerke des Reiches die
                              									folgenden Mitteilungen.
                           Auf dem Gebiete der Stickstoffindustrie hat das Reich während des Krieges zwei eigene
                              									Unternehmungen ins Leben gerufen. Beide Werke, von denen das eine in Piesteritz bei
                              									Wittenberg, das andere in Chorzow (Oberschlesien) errichtet wurde, befassen sich mit
                              									der Herstellung von Kalkstickstoff. Das Werk in Piesteritz ist in eine
                              									Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 60 Mill. Mark unter der Firma Mitteldeutsche Stickstoffwerke, A.-G., umgewandelt
                              									worden. Das Werk in Chorzow ist inzwischen auf die Oberschlesischen Stickstoffwerke, A.-G., über, tragen worden.
                           An den in Oberbayern gelegenen Unternehmungen der Bayerischen
                                 										Stickstoffwerke zur Herstellung von Kalkstickstoff ist das Reich ebenfalls
                              									finanziell beteiligt. Um die Erzeugung von Kalkstickstoff zu fördern, hat das Reich
                              									während des Krieges ferner den Lonzawerken, Elektrochemische
                                 										Fabriken, G. m. b. H., die eine Kalkstickstoffabrik in Waldshut in Baden
                              									betreiben, einen größeren Kredit gewährt. Durch Zahlung von Zuschüssen ist das Reich
                              									auch bei dem Leunawerk der Badischen Anilin- und Sodafabrik beteiligt, in dem auf synthetischem
                              									Wege Ammoniak nach dem Verfahren von Haber erzeugt
                              									wird.
                           In Gemeinschaft mit der Gewerkschaft Lothringen hat das Reich im Kriege unter der
                              									Firma Chemische Werke Lothringen, G. m. b. H., in Gerthe
                              									in Westfalen eine Gesellschaft zur Verwertung eines Verfahrens gegründet, das die
                              									synthetische Gewinnung von Salpeter und Salpetersäure aus Ammoniakwasser zum Ziele
                              									hat. Das Kapital dieser Gesellschaft beträgt 10 Mill. Mark; das Reich hat davon die
                              									Hälfte übernommen und der Gesellschaft außerdem noch mehrere Darlehen gewährt.
                           Auf dem Gebiete der Elektrizitätwirtschaft setzte die
                              									Betätigung des Reiches im Herbst 1917 ein durch Uebernahme der Aktien der
                              									Elektrowerke A.-G. aus dem Besitz der Allgemeinen Elektrizität-Gesellschaft. Die
                              									Elektrowerke-A.-G. ist Eigentümerin des Großkraftwerkes Zschornewitz bei Bitterfeld,
                              									das, gestützt auf die eigene benachbarte Braunkohlengrube Golpa, die
                              									Reichsstickstoffwerke bei Wittenberg mit Strom versorgt. Die 100000 KW betragende
                              									Leistungsfähigkeit dieser zu den größten Kraftwerken zählenden Zentrale wird jedoch
                              									durch, die Stromlieferung an die Stickstoffwerke nicht voll ausgenutzt, weshalb im
                              									Jahre 1918 von Zschornewitz nach Berlin eine doppelte Hochspannungs-Freileitung von
                              									132 km Länge erbaut wurde, die in jüngster Zeit noch erweitert wurde und bei der
                              									steigenden Kohlennot für die Aufrechterhaltung der Groß-Berliner Industrie große
                              									Bedeutung erlangt hat. Im Laufe dieses Jahres sollen auch die Stadt Leipzig sowie
                              									die Provinz Sachsen von den Elektrowerken aus mit Strom versorgt werden.
                           Im Jahre 1919 gründete das Reich zur Milderung der Kohlennot und zur Entlastung der
                              									Transportwege die Gesellschaft für Kraftübertragung m. b.
                              									H., die außer der oben erwähnten Hochspannungleitung von Zschornewitz nach Berlin
                              									eine weitere Leitung von Zschornewitz nach Bitterfeld übernahm und diese weiter nach
                              									Halle und Leipzig ausbaute. Ferner wurde Ende 1919 das Kraftwerk des Aluminiumwerks
                              									Lauta bei Senftenberg in der Niederlausitz, das eine Leistung von 60000 KW besitzt,
                              									vom Reich übernommen, das zu diesem Zweck eine besondere Gesellschaft, die Mitteldeutsche Kraftwerke, A.-G., gründete. Diese
                              									Gesellschaft erwarb wiederum die Kraftstation der Niederlausitzer Kraftwerke-A.-G.,
                              									die eine Leistung von 20000 KW aufweist, samt der zugehörigen Braunkohlengrube
                              									Brigitta bei Spremberg. Die Kraftwerke Lauta und Spremberg, die bisher der Erzeugung
                              									von Alluminium und Stickstoff dienten, sollen künftig gleichfalls ihren
                              									überschüssigen Strom für die Versorgung der Industriegebiete abgeben. Zu diesem
                              									Zweck wird von der Lausitz aus eine Hochspannungleitung nach Dresden und dem
                              									nordsächsischen Industriegebiet sowie eine weitere Leitung nach Brandenburg und
                              									Berlin erbaut. Auf diese Weise wird die Stadt Berlin von zwei verschiedenen
                              									Kraftwerken aus mit Strom versorgt werden und so in hohem Maße von der Kohlenzufuhr
                              									unabhängig sein.
                           Ferner wurde die Stromversorgung der Provinz Ostpreußen vom Reich in Angriff genommen
                              									und zu diesem Zweck die Ostpreußische Kraftwerk-A.-G.
                              									gegründet. In Süddeutschland ist das Reich am Ausbau der unteren Alz beteiligt, die
                              									20000 KW ergeben wird, sowie an der Versorgung des Landes Württemberg mit
                              									elektrischer Kraft. Verhandlungen mn gleicher Richtung sind mit Bayern, Baden und
                              									Mecklenburg angeknüpft.
                           Sander.