| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, Miszellen, S. 44 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Die baltischen Brandschiefer und ihre Verwertung. Die
                              									Brandschiefer finden sich längs der baltischen Küste von Baltischport über Reval bis
                              									St. Petersburg in der sogen. Kuckersschicht. Obwohl seit langer Zeit bekannt, wurde
                              									dieses Vorkommen doch erst im Kriege infolge der Brennstoffnot näher erforscht und
                              									auf seine Verwendbarkeit als Brennstoff sowie zur Gewinnung von Gas und Oelen im
                              									Auftrag der russischen Regierung untersucht. Hierbei zeigte sich, daß der Schiefer,
                              									da er fast überall zu Tage tritt, leicht zu gewinnen ist und daß die Mächtigkeit des
                              									Lagers etwa 0,7 m beträgt. Der Aschegehalt des Schiefers weist an den verschiedenen
                              									Stellen große Unterschiede auf; während der bei Reval gewonnene Schiefer 80–90
                              									v. H. Ascheenthält, sinkt der Aschegehalt bei Jewe-Wesenberg auf nur 30–40 v. H., so
                              									daß der dort gefundene Schiefer einen Heizwert von 5–6000 WE erreicht. Infolgedessen
                              									wurde dort auch zuerst mit der Ausbeutung des Lagers begonnen, die aber im Januar
                              									1918, als dieses Gebiet durch die deutschen Truppen besetzt wurde, ihr Ende fand.
                              									Die Arbeiten wurden daher bei Jamburg im Gouvernement St. Petersburg wieder
                              									aufgenommen.
                           Die Brandschiefer, auch Kuckersit genannt, verdanken ihre Entstehung gewaltigen
                              									Ansammlungen von Meeresalgen (Sapropeliten), die bisweilen eine Mächtigkeit von 8–10
                              									m erreichen. Die Versuche, den Schiefer zur Kesselfeuerung zu verwenden, wurden im
                              									Ingenieur-Laboratorium des Technologischen Institutes in St. Petersburg vorgenommen.
                              									Dabei ergab sich, daß ein Schiefer mit 20–22 v. H. Wasser und 35–39 v. H. Asche mit
                              									Hilfe von Druckluft und unter Verwendung eines tiefliegenden Rostes durchaus
                              									brauchbar ist. Das Abschlacken, das infolge des hohen Aschengehaltes ziemlich häufig
                              									vorgenommen werden muß, wurde durch Verwendung eines Kipprostes wesentlich
                              									erleichtert. Auf 1 qm Rostfläche wurden so bis zu 315 kg Schiefer verbrannt und eine
                              									Verdampfung bis zu 2,8 erreicht. Der Heizwert des verwendeten Schiefers betrug
                              									2700–3000 WE.
                           Bei der trockenen Destillation wurden 7 v. H. Gas, 25,8 v. H. wässeriges Destillat,
                              									14,5 v. H. Oel sowie 52,8 v. H. Ascherückstand erhalten. Die hohe Oelausbeute
                              									verdient hierbei besondere Beachtung. Bei hoher Destillationstemperatur konnten aus
                              									100 kg Schiefer 30 cbm Gas erhalten werden. Auch in Zimmeröfen ließ sich der
                              									Schiefer ohne Schwierigkeiten verheizen, wobei 1 Gewichtteil Schiefer die gleiche
                              									Heizwirkung wie 5/7 Gewichtteile gutes Holz ergab. Auf Grund dieser günstigen Ergebnisse ist
                              									die Errichtung einer großen Schieferdestillation in der Nähe von St. Petersburg
                              									geplant, wo Gas und Oel gewonnen werden sollen, während die Destillationsrückstände
                              									zur Herstellung von Kunststeinen, Steinzeugröhren und Zement Verwendung finden
                              									sollen. Der feingepulverte Schiefer läßt sich übrigens, wie Versuche in einer
                              									estländischen Zementfabrik ergaben, auch sehr gut in Drehrohröfen verfeuern.
                              									(Ztschr. V. D. I. 1919, S. 811).
                           Sander.
                           Die Hochvakuumanlage, System Steinschneider-Porges. Die
                              									Verwertung von Kohle und Oelschiefer wird in den nächsten Jahren einen der
                              									wichtigsten Punkte jedes staatlichen Wirtschaftsprogrammes bilden, wobei der
                              									Hauptwert auf die restlose Ausnutzung der Rohstoffe gelegt werden muß. Zur
                              									Verarbeitung des bei der Destillation von Erdöl, Oelschiefer usw. entstehenden
                              									Oelgoudrons (22 v. H.) stehen 2 Verfahren in Anwendung: das Krack- und das
                              									Hochvakuumverfahren. Das letztere gewährt neben in Bezug auf Flammpunkt, Viskosität,
                              									Farbe besseren Destillaten eine um 10 v. H. höhere Ausbeute (auf Goudron bezogen).
                              									Auch bei Verarbeitung von aus Braunkohle gewonnenem Generatorteer sind mit dem
                              									Verfahren günstige Ergebnisse erzielt worden. – Da bei den angewendeten Temperaturen
                              									von 450° das Schmiedeeisen der Kesselwandungen etwa die Hälfte seiner Festigkeit
                              									verliert, so bietet die Erbauung von Vakuumdestillationskesseln nicht geringe
                              									Schwierigkeiten, die aber bei der Bauart Porges-Singer-Steinschneider glücklich
                              									beseitigt sind.
                           Die erste Versuchsanlage (1908) in Pardubitz (Galizien) zeitigte so günstige
                              									Ergebnisse, daß eine ganze Anzahl weiterer in- und ausländischer Anlagen erbaut und
                              									in Betrieb gesetzt worden sind. Die gvößte bisherige Anlage für die Verarbeitung des
                              									Rohteeres aus 55 Generatoren (350 t in 24 st) arbeitet für die Dea (Deutsche
                              									Erdöl-Aktien-Gesellschaft, Berlin) in Rositz S.-A. Auch in Lützkendorf bei Merseburg
                              									(Rütgerswerke A.-G. in Berlin) sind 2 Batterien mit je 8 Destillierblasen nebst
                              									Entparaffinierungsanlage im Bau (Mitt. des. Inst. f. Kohlevergasung, 1920 Heft 4, S.
                              									33/39, Dr.-Ing. L. Steinschneider).
                           K.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Neuerungen in der französischen Azetylen-Industrie. Beim
                              									autogenen Schweißen gehen nicht unbeträchtliche Mengen Azetylen und Sauerstoff
                              									dadurch verloren, daß der Schweißer des öfteren den Brenner aus der Hand legt,
                              									ohne die Gaszufuhr abzustellen, so z.B. beim Drehen des Schweißstückes oder wenn er
                              									seine Arbeit besichtigt. Zur Vermeidung dieser Gasverluste wurde in Frankreich ein
                              									sehr praktischer kleiner Apparat konstruiert, der in der Hauptsache aus einer am
                              									Ende eines Hebels angebrachten Aufhängevorrichtung besteht. Sobald der Brenner in
                              									den Haken eingehängt wird, senkt sich der Hebel und verschließt hierbei sowohl die
                              									Azetylen- als auch die Sauerstoffleitung, so daß die Flamme sofort verlischt. Sobald
                              									der Schweißer sodann seine Arbeit wieder aufnimmt und den Brenner vom Haken abnimmt,
                              									werden die beiden Gasleitungen selbsttätig wieder geöffnet und die Gase strömen aus.
                              									Um ein bequemes Wiederanzünden des Brenners zu ermöglichen, ist an dem Apparat
                              									mittels einer Abzweigung der Azetylenleitung ein kleines Zündflämmchen angebracht.
                              									Mit Hilfe des neuen Apparates lassen sich Gasersparnisse bis zu 40 v. H. erzielen.
                              									Der kleine Apparat kann entweder an der Wand oder am Schweißtisch selbst angebracht
                              									werden; er eignet sich besonders für große Schweißereibetriebe, wo die Gase den
                              									verschiedenen Schweißstellen mit festverlegten Rohrleitungen zugeführt werden.
                           Ferner wird in Frankreich auch zum Betrieb von Projektionlampen und Kinematographen
                              									die Azetylen-Sauerstofflamme neuerdings in zunehmendem Maße an Stelle des
                              									elektrischen Lichtbogens verwendet. Man erhitzt mit Hilfe dieser sehr heißen Flamme
                              									eine kleine Pastille, die ebenso wie unsere Gasglühkörper aus den Oxyden der
                              									seltenen Erden besteht, zu heller Glut und bringt diese Pastille in den Brennpunkt
                              									eines versilberten Parabolspiegels. Man hat für diesen Zweck besondere kleine
                              									Azetylenentwickler gebaut, in denen ähnlich wie bei den Beagidapparaten Preßkarbid
                              									zur Anwendung gelangt. Außerdem ist noch eine Sauerstofflasche mit Manometer zum
                              									Betrieb des Apparates erforderlich. Die ganze Einrichtung ist bequem tragbar und
                              									gleicht den im Kriege vielfach benutzten Militär-Scheinwerfern. Der stündliche
                              									Gasverbrauch beträgt den „Mitteilungen des Schweizerischen Azetylen-Vereins“
                              									zufolge etwa 40 Liter Azetylen und 50 Liter Sauerstoff. Die mit dem Brenner erzielte
                              									Lichtwirkung entspricht der eines elektrischen Stromes von 25 bis 30 Amp.
                              									(Mitteilungen des Schweizerischen Azetylen-Vereins, 9. Jahrg., S. 35 und 38).
                           Sander.
                           Vorsicht beim Gebrauch von Gassparern! Bald nachdem
                              									infolge des Kohlenmangels in den meisten Städten Gassperrstunden eingeführt worden
                              									waren, kamen in großer Zahl sogen. „Gassparer“ auf den Markt. Diese kleinen
                              									Vorrichtungen bezwecken, den stehenden Gasbrennern auch in den Sperrstunden, während
                              									welcher der Gasdruck im Rohrnetz vermindert wird, eine ausreichende Leuchtkraft zu
                              									erteilen. Das Prinzip aller dieser Apparate ist, durch teilweise Abdeckung des
                              									Lampenzylinders den Zug zu vermindern, wodurch dem Glühkörper eine geringere
                              									Luftmenge zugeführt wird. Infolgedessen wird das Flammenvolumen vergrößert und es
                              									wird selbst bei einem nur 20 mm betragenden Gasdruck der größte Teil des
                              									Glühstrumpfes zum Leuchten gebracht. Nach Untersuchungen des Gasinstituts in
                              									Karlsruhe, über die im Journal für Gasbeleuchtung 62. Jahrg., S. 231, berichtet
                              									wird, lieferte ein normaler Auerbrenner bei dem üblichen Gasdruck von 40 mm
                              									Wassersäule eine Leuchtkraft von 77 Hefnerkerzen. Diese sank bei Verminderung des
                              									Druckes auf 20 mm bis auf 23 Hefnerkerzen, stieg aber bei Benutzung verschiedener
                              									Gassparer auf 40 bis 58 Hefnerkerzen, wobei der Gasdruck unverändert 20 mm
                              									betrug.
                           
                           Die Wirkung der Gassparer ist somit deutlich wahrnehmbar und ihre Einführung
                              									wäre als ein willkommener Notbehelf zu begrüßen, wenn diese Apparate nicht zugleich
                              									eine unerwünschte und bedenkliche Nebenwirkung zeigten. Durch die Verminderung des
                              									Luftzutritts zu dem Glühkörper tritt nämlich leicht eine unvollständige Verbrennung
                              									des Gases ein und es entsteht infolgedessen Kohlenoxyd, dessen Menge unter Umständen
                              									das zulässige Maß weit überschreitet. Ganz besonders gilt dies für diejenigen
                              									Apparate, die nicht regulierbar sind und bei denen infolgedessen bei
                              									wiederzunehmendem Gasdruck die Abdeckung des Glaszylinders nicht wieder beseitigt
                              									werden kann. In diesem ungünstigsten Falle enthalten nämlich die Abgase der Lampe
                              									über 3 Volumprozente Kohlenoxyd, eine Menge, die zu Vergiftungen oder mindestens zu
                              									einer gesundheitlichen Schädigung Veranlassung geben kann. Es ist somit bei
                              									Verwendung der sogen. Gassparer grösste Vorsicht geboten und für gute Lüftung des
                              									Raumes zu sorgen!
                           Sander.
                           
                        
                           Bergbau.
                           Zweckmäßige Lagerung von Kohle. Die bayerische
                              									Landeskohlenstelle hat eine Anzahl von Verhaltungsmaßregeln für die zweckmäßige
                              									Lagerung größerer Kohlenmengen zusammengestellt, die nachfolgend im Auszug
                              									wiedergegeben werden:
                           1. Verwitterung und Selbstentzündung. Bei längerem Lagern nimmt der Kohlen- und
                              									Wasserstoffgehalt ab, der Sauerstoff- und Aschengehalt steigt. Damit ist eine
                              									Verminderung des Heizwertes, der Verkokungs-, Vergasungs- und Backfähigkeit
                              									verbunden. Je feiner die Kohle, desto größer ist ihre Neigung zur Verwitterung, die
                              									stets mit Temperatursteigerung verbunden ist. Feuchtigkeit ist der Kohle möglichst
                              									fernzuhalten.
                           2. Verhalten der einzelnen Kohlensorten.
                           
                              a) Koks und Anthrazit sind verhältnismäßig unempfindlich gegen
                                 										Verwitterung und Selbstentzündung, da sie nur sehr wenig flüchtige Bestandteile
                                 										haben. Koks ist vor Nässe zu schützen, da er durch Frost sonst stark
                                 										leidet.
                              b) Steinkohlenbriketts neigen nur bei zu hoher oder dichter
                                 										Lagerung zu Selbstentzündung.
                              c) Bei Fett- und Gaskohlen aus dem Ruhrbezirk und aus
                                 										Oberschlesien ist dagegen die Selbstentzündungsgefahr nicht unerheblich.
                              d) Braunkohle und namentlich Braunkohlenbriketts verwittern
                                 										leicht und neigen stark zur Selbstentzündung. Vorsicht ist geboten, namentlich,
                                 										wenn es sich um zu warm verladene Preßsteine handelt.
                              
                           3. Lagerungsverluste. Die Wertverluste durch langes Lagern können bei Steinkohle 10
                              									v. H., bei Braunkohle 15 v. H. im Jahr erreichen. Bei Feinkohlen sind die Verluste
                              									größer.
                           4. Einrichtung der Lager. Wichtigste Bedingungen sind: die Sauerstoff zufuhr
                              									möglichst einzuschränken und Temperatursteigerungen zu verhindern. Am wirksamsten,
                              									aber teuersten ist Lagerung unter Wasser (neuerdings leitet man in geschlossene
                              									gefüllte Bunker Kohlendioxyd ein!). Die Bunker sind nach Möglichkeit nicht aus Holz
                              									und Eisen, sondern aus Mauerwerk oder Beton herzustellen, die die Wärme gut
                              									ableiten.
                           5. Beschickung der Lager. Einzelne Kohlensorten sind getrennt zu lagern, vor allem
                              									ist dafür Sorge zu tragen, daß nicht Stückkohle mit Feinkohle zusammen gelagert
                              									wird.
                           6. Lagerung im Freien, in Hallen und Bunkern. Bedachung der Kohle ist in allen Fällen
                              									anzuraten. Kesselhäuser mit großen eingebauten Bunkern sind wegen der
                              									herrschenden Temperaturen nicht ungefährlich. Stollen oder Kanäle in den
                              									Kohlenhaufen werden als zwecklos bezeichnet.
                           7. Schütthöhe. Niemals sollen über 5 m Schütthöhen im Freien angewandt werden, damit
                              									man bei ausbrechenden Bränden schnell an die Feuerherde herankann. Bei
                              									Schuppenlagerung werden 4 m, bei Braunkohle nur 3 m empfohlen.
                           8. Verhinderung von Kohlenbränden. Erste Pflicht iwt: ständige Temperaturüberwachung.
                              									50–60° C. melden Gefahr. Größere Lager besitzen Fernthermometeranlagen.
                           9. Verhalten bei Kohlenbränden. Bei Gefahr eines Kohlenfeuers ist der Haufen
                              									auseinanderzureißen. Plötzliche Luftzufuhr muß aber vermieden werden. Wasser ist nur
                              									bei großer Gefahr anzuwenden, sonst Abdecken der Gefahrzonen mit Sand, Erde,
                              									Schlamm, um die Luftzufuhr abzuschneiden. Bunkerbrände können durch Einleiten von
                              									Dampf, der die Luft verdrängt, oder Kohlensäure gelöscht werden.
                           K.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Neue Methoden bei der Untersuchung von Beton und
                                 										Eisenbeton (Der Bauingenieur 1920, Heft 19/20).
                           Eine Reihe von Aufgaben können mit den bisherigen Methoden, die auf die Strukturänderungen nicht eingehen, in vollkommen
                              									befriedigender Weise kaum gelöst werden. Solche Fragen sind z.B. die der
                              									Rostsicherheit der Eiseneinlagen im Beton; die des wasserdichten Betons usw. Die
                              									Voraussetzungen dafür zu erforschen, verwendet Prof. Probst, Karlsruhe i. B.
                           1. die Mikrophotographie und die Mikroskopie;
                           2.   „  Kinematographie;
                           3.   „  Röntgendurchstrahlung.
                           So lassen sich die Kinematographie und die Röntgentechnik dazu benützen, um die
                              									rostbildenden Substanzen festzustellen. Der Kinematograph ermöglicht die
                              									Beaufsichtigung der Bauführung, kontrolliert also die Art der Herstellung, die
                              									Schalung, das Zurichten der Eiseneinlagen, die Verarbeitung des Betons und die bei
                              									der Arbeit geflogene Sorgfalt. Mit Hilfe der Röntgentechnik werden die Veränderungen
                              									der Eiseneinlagen beobachtet, die diese im Laufe der Zeit erfahren. Die ersten
                              									Versuche mit Röntgendurchstrahlung hat Kontrollingenieur Stettner der
                              									Schweizerischen Bundesbahnen ausgeführt, dann folgten Janus und Reppchen,
                              									München.
                           Der amerikanische Ingenieur Nathan N. Johnson hat 1912 zum
                              									erstenmale mit Erfolg die Mikrophotographie für Betonuntersuchungen benützt. Damit
                              									wollte er Aufschluß erhalten über die Struktur des Betons, über Fehler in der
                              									Herstellung des Betons, über Zersetzungserscheinungen, durch Seewasser veranlaßt u.
                              									dgl. mehr. Seine Untersuchungen haben sehr wertvolle Ergebnisse gebracht. Prof.
                              									Probst versucht nun das von Johnson angegebene Verfahren weiter auszubauen, wobei er
                              									mit den Firmen Zeiß und Leitz in Verbindung getreten ist. Für Beton kommt das Mikroskop inbetracht bei Untersuchungen des in ihm
                              									vorhandenen Mörtels, desgleichen bei Betondünnschliffen. Für Oberflächenschliffe ist
                              									ein Mikroskop nicht nötig. Sollen Bilder mit großen Tiefenschärfen erhalten werden,
                              									so benützt man die Mikrophotographie ohne Mikroskop.
                           Die Kinematographie (zurzeit bestehend aus einer einfachen
                              									Ernemanneinrichtung) dient dazu, z.B. die Vorgänge zwischen dem Riß- und
                              									Bruchstadium bei belasteten Eisenbetonkörpern zu verfolgen; eine neuere Aufnahme
                              									zeigt deutlich, wie an einem Kontrollbalken die Risse, die Durchbiegung und die charakteristische
                              									Pyramidenbildung in der Druckzone im Bruchstadium entstehen.
                           Dipl.-Ing. Prof. Marx.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Vereinfachung im Lohnwesen. Das Lohnwesen, das in größeren
                              									Betrieben ohnehin schon umfangreiche schriftliche Arbeiten durch Ausschreiben der
                              									Lohntüten und Eintragen in Lohnbücher für Kontrolle, Nachweisungen, Statistik usw.
                              									erfordert, ist durch den Steuerabzug vom Lohne noch komplizierter geworden. Um die
                              									umfangreiche und zeitraubende Schreibarbeit zu vermindern, hat die Parkett- und
                              									Steinholz-Fußbodenfabrik Hönemann in Halle (Saale) ein neues System ausgeprobt und
                              									eingeführt, bei dem die Lohnbucheintragungen und das Ausschreiben der Lohntüten in
                              									einem einzigen Arbeitsgange erfolgen, ohne daß von den bisher eingeführten
                              									Aufzeichnungen auch nur eine ausgelassen werden müßte. Die neuartigen, zu einem
                              									Einlagebogen blockartig vereinigten Lohntüten (etwa 20 bis 30 Stück pro Buchseite)
                              									werden beim Eintragen in das normal angeordnete Lohnbuch gleichzeitig mit
                              									durchgeschrieben: Abgesehen davon, daß auf diese Weise sehr viel Arbeit gespart
                              									wird, ist es dadurch gleichzeitig unmöglich geworden, daß die Lohnbucheintragungen
                              									jemals im Rückstande bleiben. Die neuartigen Lohntüten sind so beschaffen, daß die
                              									Geldscheine im verschlossenen Zustande einzeln nachgezählt werden können. Bei
                              									anderen Auszahlungsweisen werden die Lohnbuchdurchschriften als Belege
                              									ausgehändigt.
                           Bei dem neuen System kommt man also mit einem einzigen Lohnbuche aus. In dieses
                              									werden die Lohnempfänger untereinander eingetragen. Das Lohnbuch gestattet wie
                              									bisher die Aufrechnung am Löhnungstage zwecks Kassekontrolle, zeigt aber außerdem
                              									bei jedem Arbeiter die im Laufe des Jahres in den einzelnen Rubriken sich bisher
                              									ergebenden Gesamtbeträge an und das besondere Aufrechnen am Jahresschlusse erübrigt
                              									sich somit. Da diese Eintragungen auf jede Lohntüte durchgeschrieben werden, hat
                              									auch der Lohnempfänger bei jeder Löhnung eine Uebersicht darüber, was er im
                              									Laufe des Jahres verdiente, welche Abzüge an Versicherungsbeiträgen, Steuern usw.
                              									ihm gemacht worden sind und was er insgesamt netto ausgezahlt erhalten hat. Aus
                              									diesem Grunde werden nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmer an der
                              									Neuerung interessiert sein.
                           Dr. M.
                           Ausstellung für chemisches Apparatewesen (Achema).
                              									Anläßlich der in der Pfingstwoche zu Stuttgart stattfindenden Hauptversammlung des
                              									Vereins Deutscher Chemiker veranstaltet die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen
                              									eine Ausstellung für chemisches Apparatewesen.
                           Die erste Achema fand im September 1920 anläßlich der Hauptversammlung des Vereins
                              									Deutscher Chemiker in Hannover statt. Durch die rege Beteiligung und noch mehr durch
                              									den großen geschäftlichen Erfolg der Aussteller, sowie durch die Anregung auf die
                              									gesamte Fachwelt wurde man veranlaßt, jährlich zur Hauptversammlung des V. D. Ch.
                              									eine Achema zu veranstalten.
                           Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an den Vorsitzenden der Fachgruppe für
                              									chemisches Apparatewesen des Vereins Deutscher Chemiker Dr. Max Buchner,
                              									Hannover-Kleefeld, Schellingstraße 1.
                           Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. In der unter
                              									dem Vorsitz des Baurats Dipl.-Ing. de Grahl stattgefundenen Januar-Versammlung hielt
                              									Gustav Lilienthal, der Bruder und Mitarbeiter des verunglückten Flugpioniers Otto
                              									Lilienthal, einen Vortrag über den Segelflug der Vögel und die Möglichkeit einer
                              									künstlichen Nachahmung.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Am 23. Januar 1921 sind es 25 Jahre her, daß der Begründer der Schichau-Werke, der
                              									Geheime Kommerzienrat Ferdinand Schichau, 82 Jahre alt,
                              									gestorben ist.
                           Herrn Alfred Calmon, dem Begründer und Generaldirektor der
                              									Asbest- und Gummiwerke Alfred Calmon A.-G. Hamburg, ist von der technischen
                              									Hochschule Breslau, und Herrn Carl Friedrich von Siemens
                              									von der technischen Hochschule München die Würde eines Dr.-Ing. E. h. verliehen
                              									worden.