| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 82 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Bergbau.
                           Chlorkaliumgewinnung aus Carnallit ohne Kristallisation.
                              									Mit diesem Namen bezeichnet Precht die bisher unter dem
                              									Namen „Kaltlöse verfahren“ bekannte Herstellungsart des Chlorkaliums, die in
                              									letzter Zeit erhöhte Bedeutung dadurch gewonnen hat, daß bei ihr nicht unerhebliche
                              									Kohlenmengen erspart werden können. Das Verfahren beruht darauf, daß bei Behandlung
                              									von Carnallit mit Wasser sich vorzugsweise Chlormagnesium auflöst, während das
                              									Chlorkalium in mikroskopisch kleinen Kristallen als feiner Schlamm ungelöst bleibt.
                              									Im großen geschieht dies, indem man in ununterbrochen arbeitenden Löseapparaten im
                              									Gegenstrom Fördercarnallit (der auch NaCl enthält) mit einer KCl-gesättigten Lösung
                              									behandelt, die aber aufnahmefähig für MgCl2 sein
                              									muß. Man hat dann – theoretisch – nur nötig, den KCl-Schlamm sich absetzen zu
                              									lassen. In Wirklichkeit ist das Verfahren nicht ganz so einfach; die Temperaturen
                              									und Sättigungsgrade der Lösungen spielen eine große Rolle. Auch ist das Verfahren in
                              									dieser einfachen Form nur für reinste Carnallite zu gebrauchen, bei Sylviniten ist
                              									der Vorgang verwickelter.
                           Precht macht fesselnde Mitteilungen über die Entwicklung
                              									des Verfahrens, indem er darauf aufmerksam macht, daß die theoretischen Grundlagen
                              									schon 1864 von F. Michels erkannt worden sind und 1876
                              									das Verfahren zur Chlorkaliumgewinnung ohne Kristallisation schon in Westeregeln
                              									eingeführt war. Das auf diese Weise gewonnene Chlorkalium nannte man
                              										„Fertilizer“. weil es für die Salpeterfabrikation nicht rein genug war
                              									und als Düngesalz nach Amerika verkauft wurde. – Das Verfahren wurde dann 1881
                              									aufgegeben, hauptsächlich aus dem Grunde, weil billige Brennstoffe zu haben
                              									waren, die das Heißlösen mit einem bessern Ausbringen wirtschaftlicher
                              									gestalteten.
                           In neuerer Zeit ist das Verfahren vielfach wieder in Aufnahme gekommen, namentlich
                              									unter dem Druck der Brennstoff not. Die Nachteile der kalten Carnallitzer-legung
                              									treten – wie schon erwähnt wurde – bei kieserithaltigen Rohsalzen hervor, während
                              									reine Carnallite (z.B. in Salzdethfurt) keine übermäßigen Schwierigkeiten bieten.
                              									Nach Precht ist anzunehmen, daß in Zukunft die
                              									kombinierte Methode der Chlorkaliumgewinnung ohne Kristallisation und mit
                              									Kristallisation erhöhte Bedeutung gewinnt. Precht nimmt an, daß man niemals eine
                              									Kristallisation des Chlorkaliums ganz wird entbehren können, wenn minderwertige
                              									Rohsalze zu verarbeiten sind. (Kali, 1. Febr. 1921, S. 37.)
                           K.
                           Platin in paläozoischen Grauwacken, Schiefern, Basalten
                                 										usw. Ueber diese in Fach- und Tageszeitungen häufig erwähnten Vorkommen
                              									sagt Krusch, daß es sich in den meisten Fällen nur um
                              									Spuren handelt, ganz vereinzelt sind einige Gramm in der Tonne festgestellt worden.
                              									Sonstige höhere Ergebnisse sind auf fehlerhafte Methoden oder auf sehr unregelmäßige
                              									äußerst feine Verteilung in den Gesteinen zurückzuführen. Die gewöhnlichen
                              									Probenahmearten genügen nicht, ein einwandfreies Ergebnis kann nur die Verarbeitung
                              									von größern Mengen, z.B. 1 t, bringen. – Nach den Hunderten von Proben, welche die
                              									Geologische Landesanstalt im Laufe der letzten Jahrzehnte geprüft hat, ist das
                              										„deutsche Platin“ ein hochinteressantes wissenschaftliches Problem, berechtigt aber nach dem bisherigen Stand
                              									unserer Kenntnisse keineswegs zu wirtschaftlichen Hoffnungen. (Untersuchung und
                              									Bewertung von Erzlagerstätten, 3. Aufl. 1921).
                           K.
                           
                        
                           
                           Brennstofftechnik.
                           Englische Anschauungen über die Urverkokung. Nach Donath beurteilt man die Verkokung der Kohle bei
                              									Tieftemperatur in England außerordentlich günstig. Er führt Gutachten und Schriften
                              									an (Chem. Trade Journ.; Empire Ressources Development), aus denen hervorgeht, daß
                              									man der Ansicht ist, daß das Land, welches am schnellsten die Ur-Verkokung und die
                              									Gewinnung und beste Ausnutzung der Nebenerzeugnisse im Großbetrieb durchführt,
                              									andern Ländern gegenüber einen großen Vorsprung erreichen wird. Man spricht sogar
                              									von einer durch Einrichtung der Ur-Verkokung in naher Zukunft bevorstehenden
                              										„Revolution“. – Aus einer Tonne englischer Kohle können auf diesem Wege
                              									30 Gallonen Oel gewonnen werden, d. s. bei 10000 t täglicher Verarbeitung 400000 t
                              									Oel im Jahr. Es ist ferner berechnet worden, daß in Großbritannien 120 Millionen
                              									Gallonen Treibmittel für Kraftwagen gewonnen werden könnten, wenn der Hausbrennstoff
                              									durch Tieftemperaturkoks ersetzt würde. (Donath und Lissner, Kohle und Erdöl,
                              									Stuttgart 1920.)
                           K.
                           Kolloid-Brennstoffe. In dem neuen Werk von de Grahl, „Wirtschaftliche Verwertung der
                                 										Brennstoffe“, 2. Auflage, werden auch kurz die sog. halbflüssigen
                              									Brennstoffe erwähnt. Während Deutschland während des Krieges seine für die
                              									Dieselmaschinen der U-Boote erforderlichen Treibmittelmengen durch Zusatz von Pech
                              									zu strecken suchte, mischte man in Amerika die Vorräte an einheimischen Oelen mit
                              									Magerkohle. Lindon W. Bates
                              									und der von ihm geleitete Ausschuß haben ein Verfahren ausgebildet, mit dem es
                              									gelingt, kolloidale Kohle monatelang in Teeröl in der Schwebe zu halten. Das
                              									Geheimnis besteht in der Anwendung eines sog. „Fixateurs“, also wohl eines
                              									Schutzkolloids. Der so erhaltene Brennstoff, „fixated oil“, besteht aus 45 %
                              									Oel + 20 % Teer + 35 % kolloidaler Kohle. Sein Heizwert beträgt 4330–7340 WE. Von
                              									dem Fixateur sind 1 % nötig. Die auf einem amerikanischen Versuchsschiff
                              									ausgeführten Versuche haben die anstandslose Zerstäubung und Verbrennung des
                              									Brennstoffes ergeben, ohne daß ein Absetzen der Bestandteile oder ein Verstopfen der
                              									Düsen beobachtet worden wäre. – Ob das Verfahren in Zukunft eine größere Bedeutung,
                              									namentlich auch bei uns in Deutschland erhalten wird, bleibt abzuwarten.
                           K.
                           Zukunft der Urverkokung. Nach Donath ist die Destillation der Kohle bei niedriger Temperatur (500°)
                              									imstande, für die Oelversorgung der erdölarmen Länder von größter Wichtigkeit zu
                              									werden. So liefern z.B. die mitteldeutschen Braunkohlen, auf trockene Kohle
                              									berechnet, 10–20 % Urteer und man kann aus Steinkohlen (hauptsächlich den Gas- und
                              									Gasflammkohlen von Oberschlesien und der Saar) 8–12 % Urteer, auf Rohkohle
                              									berechnet, erhalten (bei der heutigen Verkokung gewinnt man etwa 5 % Teer). Unter
                              									Zugrundelegung der Zahlen über die zur Gewinnung von Tieftemperaturteer
                              									heranziehbaren Kohlenmengen berechnet D., daß allein aus den in Deutschland mit
                              									Steinkohlen betriebenen Generatoren, wenn sie entsprechend eingerichtet würden,
                              									jährlich etwa 300000–500000 t Urteer und daraus 15000–30000 t Solaröl, 100000 bis
                              									150000 t Heizöl und 30000–50000 t hoch viskoses Schmieröl erzeugt werden können.
                              									(Kohle und Erdöl, von Donath und Lissner, Stuttgart 1920).
                           K.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Explosive Holzkohle. Zur Aufbewahrung und zum Transport
                              									von flüssiger Luft und flüssigem Sauerstoff benutzt man bekanntlich doppelwandige
                              									Gefäße aus Glas, Porzellan oder Blech, wobei der Raum zwischen beiden Wänden
                              									möglichst vollkommen luftleer gemacht wird. Zur dauernden Aufrechterhaltung des
                              									Vakuums bringt man auf Grund einer Erfindung des englischen Physikers De war in
                              									diesen luftleeren Zwischenraum eine geringe Menge Holzkohle, die durch geeignete
                              									Behandlung eine besonders hohe Absorptionskraft erhält. Durch die. Verwendung von
                              									flüssigem Sauerstoff zum Sprengen sowie bei den Fliegertruppen sind diese Gefäße
                              									während des Krieges in sehr großer Zahl im Felde benutzt worden, so auch im
                              									österreichischen Heere, wo sich eine Anzahl von Explosionen ereignete, als nach
                              									Beschädigung der Innenwand derartiger Blechgefäße der flüssige Sauerstoff mit der in
                              									dem Zwischenraum enthaltenen Holzkohle in Berührung kam.
                           Man nahm anfangs an, daß die Explosion der Gefäße auf die Selbsterhitzung der
                              									Holzkohle infolge ihrer Absorptionswärme zurückzuführen sei; dies ist jedoch nicht
                              									die einzige Ursache, obschon die Absorptionswärme der Holzkohle als primärer Effekt
                              									bei der Explosion eine gewisse Rolle spielt. Der Vorgang wurde in allen Einzelheiten
                              									von Prof. Dr. Wöhler durch eingehende Versuche
                              									aufgeklärt, worüber in der „Zeitschrift für komprimierte und flüßige Gase“
                              									näher berichtet. Da schon eine Menge von nur 0,1 g Holzkohle beim Zusammentreffen
                              									mit flüssigem Sauerstoff eine Detonation hervorrief, so war die Annahme berechtigt,
                              									daß die Explosion die Wirkung einer Initialzündung sei, zumal es keine
                              									schießpulverartige Entflammung, sondern eine Explosion von großer Wucht war.
                              									Gewöhnliche Holzkohle des verschiedensten Ursprungs, ebenso eine besonders
                              									vorbehandelte Kohle, von der 1 ccm bei der Temperatur der flüssigen Luft 1 Liter
                              									Sauerstoff zu absorbieren vermochte, erwiesen sich als wirkungslos, so daß die
                              									Selbstentzündung folglich keine allgemeine Eigenschaft der Holzkohle ist. Auch der
                              									Zusatz von elektrisch erregbaren Stoffen, wie Kolophonium, Naphthalin oder
                              									Pyritmehl, zur Kohle war ohne Einfluß. Da die Analyse der in den Transportgefäßen
                              									enthaltenen Holzkohle einen geringen Gehalt von Eisen und Zink ergeben hatte, so
                              									wurden auch Versuche angestellt, reine Kohle mit Zink- und Eisensalzlösungen zu
                              									tränken und diese verunreinigte Kohle nach dem Glühen auf ihre Explosionsfähigkeit
                              									zu prüfen. Dabei zeigte sich nun, daß ein Gehalt der Kohle an Zinkoxyd ihr Verhalten
                              									nicht beeinflußte, daß dagegen die Kohle bei Berührung mit flüssigem Sauerstoff eine
                              									kräftige Explosion ergab, sobald sie mehr als 3 % Eisen in Form von Eisenoxyd
                              									enthielt. Bei einem Eisengehalt von 3–2 % trat nur eine mehr oder weniger heftige
                              									Entflammung ein, so daß also ein Gehalt von mindestens 3 % Eisen notwendig ist, um
                              									eine Explosion der Kohle herbeizuführen.
                           Die Wirkung des Eisenoxyds bei der Auslösung der Explosion erklärt sich in einfacher
                              									Weise durch die Annahme einer katalytischen Sauerstoffübertragung auf die Kohle,
                              									wobei das Eisen zum Glühen kommt und eine Entzündung des explosiblen Gemisches
                              									verursacht. Man hat es hier also mit einer „Initialzündung“ zu tun, indessen
                              									spielt bei dem Vorgang auch die Erhitzung der oberflächenreichen Holzkohle durch
                              									ihre Absorptionswärme beim Zutritt des flüssigen Sauerstoffs eine wichtige Rolle.
                              									Dies geht daraus hervor, daß mit Eisenoxyd verunreinigte gewöhnliche Holzkohle keine
                              									Explosion unter den gleichen Bedingungen ergibt, weil eben ihre Absorptionswärme
                              									erheblich geringer ist, als bei der besonders präparierten Vakuumkohle. Das
                              									Verhalten des Eisenoxyds läßt sich mit der Wirkung der feinen Platindrähtchen bei
                              									den bekannten Gasselbstzündern vergleichen, denn auch hier werden die
                              									Platindrähtchen durch katalytische Wirkung zum Glühen erhitzt, so daß sich an
                              									ihnen das Leuchtgas entzünden kann, doch wird die katalytische Wirkung erst durch
                              									die Erwärmung der Platinschwammpille des Gaszünders angeregt. Somit ergibt sich aus
                              									den Versuchen von Prof. Wöhler, daß die Verwendung eisenfreier Holzkohle in Transportgefäßen für flüssigen
                              									Sauerstoff jegliche Explosionsgefahr ausschließt. (Ztschr. f. komprim. flüss. Gase,
                              									20. Jahrg., S. 109, 121, 133).
                           Sander.
                           
                        
                           Thermodynamik.
                           Einiges über Temperaturmessungen,insbesondere bei Dampfkesseluntersuchungen. Bei der
                              									Ermittelung von Temperaturen bringt man den Körper, der untersucht werden soll, mit
                              									der Meßvorrichtung in möglichst unmittelbare Berührung, so daß Wärme auf das
                              									Thermometer übergeht. Dessen Temperatur wird sodann festgestellt. Inwieweit sie mit
                              									der Temperatur des zu messenden Körpers übereinstimmt, ist eine Frage der
                              									Wärmeübertragung. Diese wird durch die Beziehung Q = α Ft . (t – t1) gekennzeichnet, wo Q die
                              									stündlich übertragene Wärmemenge, Ft die
                              									Thermometeroberfläche, α die Wärmeübergangszahl, t1
                              									die Temperatur des Thermometers und t die festzustellende Temperatur ist. Wie man
                              									sieht, kann nur dann t = t1 sein, wenn Q = O wird,
                              									das heißt, wenn kein Wärmeaustausch mehr stattfindet. Hat man aber, wie in allen
                              									praktischen Fällen, eine bestimmte Wärmeabgabe des Thermometers an die Umgebung, der
                              									im Beharrungszustande eine gleich große Wärmezufuhr entspricht, so kann der
                              									Klammerwert nur dadurch klein werden, daß man Ft und
                              									α möglichst groß wählt. Nun bringt eine Vergrößerung der Thermometeroberfläche den
                              									Nachteil mit sich, daß die Meßvorrichtung viel aufgenommene Wärme durch Strahlung
                              									verliert, wobei naturgemäß die Genauigkeit der Messung leidet. Es gilt nämlich für
                              									Wärmestrahlung das Gesetz
                           Q_s=C'\,F_t\,\left[\left(\frac{T_1}{100}\right)^4-\left(\frac{T_2}{100}\right)^4\right],
                           wenn C' die den strahlenden Oberflächen und ihrer
                              									gegenseitigen Lage entsprechende Strahlungszahl, T1
                              									die absolute Thermometertemperatur und T2 die
                              									absolute Temperatur des Wärme aufnehmenden Körpers ist. Man erkennt aus der
                              									genannten Gleichung nicht nur die ungünstige Wirkung einer Vergrößerung von Ft, sondern bemerkt auch, daß es geboten ist, für das
                              									Thermometer einen Stoff mit kleiner Strahlungskonstanten zu wählen und den Wert T2 zu erhöhen. Dieses kann, sofern es sich um die
                              									Feststellung von Temperaturen in Dampfleitungen handelt, dadurch erreicht werden,
                              									daß man über die Meßvorrichtung ein kleines Rohr schiebt, welches der Dampf
                              									ungehindert durchströmen kann. Es würde bei Verwendung eines solchen
                              									Strahlungsschutzes T2 die Temperatur dieses kleinen
                              									Rohres sein, während ohne die beschriebene Maßnahme T2 die Temperatur des Leitungsrohres wäre. Daß diese tiefer sein muß als
                              									jene, ist selbstverständlich. Die günstige Wirkung des Strahlungsschutzes unterliegt
                              									somit keinem Zweifel. Sie kann durch Verwendung mehrerer Schutzrohre gesteigert
                              									werden. Neben der Strahlung wirkt die Wärmeableitung im Meßgeräte ungünstig, denn
                              									auch sie verhindert, daß die Temperaturen des Thermometers und des untersuchten
                              									Körpers gleich werden. Es ist nun bekanntlich die Wärme, die einen Körper von der
                              									Länge l und dem Querschnitte q durchströmt,
                              										Q=\frac{\lambda\,q}{l}\,(t_1-t_a), sofern tt die Temperatur der Wärmezuführungsstelle, ta die Temperatur der Wärmeabführungsstelle und λ
                              									die Wärmeleitfähigkeit bezeichnete. Man wird daher für Thermometerfassungen
                              									einen Stoff wählen, dem ein geringer Wert von λ zukommt. Auch läßt sich das
                              									Temperaturgefälle (t1 – ta) dadurch verkleinern, daß man den wärmeempfindlichen Teil der
                              									Meßvorrichtung möglichst in seiner ganzen Ausdehnung mit dem zu prüfenden Körper in
                              									Berührung bringt. Ferner soll der ableitende Querschnitt klein sein, und schließlich
                              									darf bei der Feststellung von Oberflächentemperaturen das Thermometer weder eine
                              									wärmeisolierende Wirkung ausüben noch die Wärme abgebende Oberfläche vergrößern. Als
                              									ein zweites Mittel zur Erhöhung der Genauigkeit von Temperaturbestimmungen wurde
                              									oben die Steigerung des Wertes der Wärmeübergangszahl α bezeichnet. Sie wird bei der
                              									Messung von Dampfwärme vor allem durch eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit
                              									vergrößert. Diese erleichtert aber auch den Wärmeübergang vom Dampf an die Wandung
                              									des Leitungsrohres und vermindert somit die Strahlungsverluste, wie man nach den
                              									obigen Ausführungen leicht einsieht. Eine Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit
                              									wirkt daher in doppelter Hinsicht günstig.
                           Bei Quecksilberthermometern darf nicht übersehen werden, daß sich auch das Glas bei
                              									der Erhitzung ausdehnt und man somit nur den veränderlichen Ausdehnungsunterschied
                              									zwischen einem Gefäße und seinem Inhalte beobachtet. Ablesungsfehler lassen sich
                              									dadurch vermeiden, daß man die Teilung auf der Meßvorrichtung nicht gleichmäßig
                              									macht. Sofern anstatt des Quecksilbers Gas zur Temperaturmessung verwendet wird,
                              									treten wesentliche Fehler nicht auf, da die Ausdehnungszahl des Behälters gegenüber
                              									der des Gases verschwindet. Indessen bereiten derartige Vorrichtungen viel
                              									Unbequemlichkeiten. Bei der Eichung von Quecksilberthermometern hat meist der ganze
                              									Flüssigkeitsfaden dieselbe Temperatur, während bei praktischen Messungen dies oft
                              									nicht der Fall ist, da ein Teil des Quecksilberfadens aus dem Stoffe herausragt,
                              									dessen Wärmegrad festgestellt werden soll. Man berücksichtigt diese Tatsache durch
                              									die sogenannte Fadenkorrektur. Bisweilen wird nicht beachtet, daß Thermoelemente
                              									ihre Thermokraft ändern, wenn sie erst kurze Zeit im Gebrauche sind. Man kann diesem
                              									Mangel leicht dadurch abhelfen, daß man die Elemente durch elektrischen Strom
                              									möglichst hoch erwärmt und dadurch „altert.“ Für die Feststellung niedriger
                              									Wärmegrade benutzt man häufig elektrische Widerstandsthermometer. Sie beruhen auf
                              									der Erscheinung, daß der Widerstand der Metalle ziemlich gesetzmäßig mit der
                              									Temperatur zunimmt. Als Meßmetall wird meist Platin verwendet, dessen absolute
                              									Widerstandsänderung verhältnismäßig groß ist. Eine ausführliche Darstellung der
                              									Vorzüge und Nachteile, die den gebräuchlichen Thermometerarten anhaften, gibt
                              									Dr.-Ing. Hilliger in Heft 33–36 der Zeitschrift für
                              									Dampfkessel- und Maschinenbetrieb. Insbesondere behandelt er die Temperaturmessung
                              									bei Dampfkesseluntersuchungen. Erfolgt die Feststellung der Wärme des Speisewassers
                              									im Sammelbehälter, so empfiehlt es sich, die Meßvorrichtung in Höhe des
                              									Abflußstutzens anzubringen, da sich im Behälter das Wasser oft nach seiner
                              									Temperatur schichtet. Soll der Erhitzungsgrad in der Rohrleitung bestimmt werden, so
                              									wird man das Thermometer in einen Rohrkrümmer einbauen. Eine solche Anordnung
                              									ermöglicht eine große Eintauchtiefe. Bei der Untersuchung von Dampftemperaturen muß
                              									man den Rohrteil, in dem die Messung stattfindet, gegen Wärmeableitung schützen. Man
                              									kann dadurch einen besonderen Strahlungsschutz sparen. Ist in der Leitung eine für
                              									den Einbau der Meßvorrichtung geeignete Krümmung nicht vorhanden, so ist die
                              									Benutzung von Thermoelementen am Platze. Bei der Temperaturmessung von Feuergasen ist es
                              									schwer, eine Stelle zu finden, an der tatsächlich die gesuchte mittlere Wärme
                              									herrscht. Auch die Strahlungsverluste können beträchtlich werden, wenn das Meßgerät
                              									sich in der Nähe der verhältnismäßig kühlen Kesselwand befindet. Wertvolle Angaben
                              									über Maßnahmen, durch welche die angedeuteten Fehlerquellen beseitigt werden,
                              									enthält wiederum der oben erwähnte Aufsatz.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Berechnung biegungsfester Rahmen. Diplomingenieur Hugo v.
                              										Bronneck hat 1913 eine „Einführung in die
                                 										Berechnung der im Eisenbeton gebräuchlichen biegungsfesten Rahmen“
                              									veröffentlicht, die demnächst in 2. Auflage erscheint. Ist schon die Art und Weise,
                              									wie Verfasser in der ersten Auflage die
                              									Einflußliniengleichungen für die statisch unbestimmten Größen erhält, eigenartig und
                              										interessant,Vergl. Marx, Dinglers Journal 1914, S. 110. so bedeutet die 2.
                              									Auflage einen erheblichen Fortschritt gegenüber der 1. Auflage auch insofern, als es
                              									nunmehr dem Verfasser gelungen ist, die allgemeine Einflußliniengleichung des
                              									Rahmenschubes zu finden. Diese ist eine Gleichung dritten Grades von der Form y = ax
                              									+ bx2 + cx3 + d,
                              									die für jede Rahmenform gilt. Mit Hilfe dieser Gleichung, die Verfasser noch weiter
                              									behandelt (siehe Gleichung 68, Seite 37) kann also jeder, wie immer gestalteter,
                              									symmetrischer oder unsymmetrischer, irgendwie belasteter Rahmen (Gelenkrahmen und
                              									vollkommen eingespannter Rahmen) raschestens berechnet werden. Die in § 6 gebrachten
                              									Zahlenbeispiele zeigen die leichte und vielseitige Anwendung des neuen
                              									Verfahrens.
                           Eine ausführlichere Besprechung des eigenartigen Verfahrens zur Berechnung
                              									biegungssteifer Rahmen soll erfolgen, wenn das Werk im Buchhandel erschienen
                              									ist.
                           Kaiserslautern.
                           Dipl-Ing. Professor A. Marx.
                           Das Eisenbetonschiff„R. P. Durham für Oelbeförderung, in Aransas Pass, Texas gebaut, besteht aus 2
                                 										einander zum Teil durchdringenden Eisenbetonrohren von etwa 6,5 m Durchmesser.
                                 										Dadurch entstehen verschiedene Räume, deren mittelster den Verbindungsgang
                                 										aufnimmt, während die beiden seitlichen Haupträume in 7 je 9,15 m lange Abteile
                                 										zerlegt, als Oelbehälter dienen. Das Schiff ist 90,89 m lang, 10,88 m breit,
                                 										besitzt eine Raumtiefe von 6,65 m und einen Tiefgang leer von rund 3,5 m,
                                 										beladen von etwa 5,5 m; es faßt 21000 hl Oel. Die Wandstärke der Rohre nimmt von
                                 										178 mm oben auf 285 mm unten zu. Die Betonmischung bestand aus 1 Teil Zement zu
                                 										1 Teil Koks von höchstens 12 mm Korngröße und hat ein Einheitsgewicht von 1760
                                 										kg je cbm. Die Festigkeit desselben soll nach 60 Tagen 236 bis 280 kg/cm2 betragen haben; die Eisenbewehrung wurde mit
                                 										1125 kg/cm2 beansprucht. [Engineering
                              									News-Record 26. 8. 1920.]
                           A. M.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Leitsätze zur Frage der Bilanzierung und Abschreibungen unter
                                 										Berücksichtigung der Geldentwertung. Infolge der starken Geldentwertung
                              									sind die Neuschaffungskosten auf industrielle Anlagen aller Art, insbesondere
                              									Maschinen, gewaltig gestiegen. Es wird daher in den Leitsätzen des Vereins deutscher
                              									Maschinenbau-Anstalten empfohlen, Abschreibungen und Erneuerungskosten in solcher
                              									Höhe einzustellen, daß zur Zeit der Ersatzbeschaffung die hierfür erforderlichen
                              									Mittel gedeckt sind. Ferner sei zu beachten, daß, soweit in früheren Jahren der
                              									schon damals vorhandenen, aber nicht erkannten Geldentwertung bei den
                              									Abschreibungen keine Rechnung getragen worden sei, auch die Fehlbeträge bei der
                              									Bemessung der Abschreibungssummen oder Erneuerungskosten mit berücksichtigt werden
                              									müssen. Die Vornahme der Abschreibungen und die Errichtung der Erneuerungskosten
                              									müsse vor Errechnung des bilanzmäßigen Reingewinnes erfolgen. Zur Zeit sei für die
                              									Bemessung der Abschreibungen oder Erneuerungskosten etwa für Maschinen ein 15- bis
                              									20-facher, für Gebäude ein 20- bis 30facher Vorkriegspreis zugrundezulegen.
                           Für die Ausgleichbuchungen wird die Errichtung eines Sammelpostens unter den Passiven
                              									als Abschreibung auf den „Wert des Unternehmens als Ganzen“ empfohlen. Die
                              									als notwendig erkannten Abschreibungen oder Erneuerungskosten seien bei der
                              									Ermittlung der Selbstkosten in voller Höhe zu berücksichtigen. Diese von dem Verein
                              									deutscher Maschinenbau-Anstalten vertretenen Gesichtspunkte haben nachträglich durch
                              									eine Entscheidung des Reichsfinanz-Hofes in München vom 11. Januar 1921 ihre
                              									Anerkennung gefunden. Die Entscheidung hat zu der Frage der Zulassung eines
                              									zusätzlichen Erneuerungskontos (Werkerhaltungskontos, Wertberichtigungskontos) in
                              									nachstehenden Rechtsgrundsätzen Stellung genommen:
                           
                              1. Ein Erneuerungsfonds, welcher als steuerfreies
                                 										Wertberichtigungskonto in Betracht kommt, dient nicht der Aufsparung eines
                                 										Teiles des geschäftlichen Reingewinnes, sondern soll nur den gesetzlich in die
                                 										Bilanz einzustellenden Wert der Aktiva gegenüber einer früheren Höherbewertung
                                 										durch Absetzung des Differenzbetrages zum Ausdruck bringen. Es bemisst sich also
                                 										lediglich nach der Höhe der eingetretenen Entwertung.
                              
                                 2.
                                 Es ist möglich, daß durch Verlust eines einzelnen Bilanzaktivums, welches
                                    											selbst naturgemäß nur bis auf Null abgeschrieben werden kann, daneben eine
                                    											Entwertung des Gesamtunternehmens eintritt. Diese kann nur darin liegen, daß
                                    											das verlorene Aktivum, weil es für den Betrieb unentbehrlich ist, zu einem
                                    											seinen Anschaffungswert wesentlich übersteigenden Preise neu beschafft
                                    											werden muß.“
                                 
                              
                           Elektrische Woche. In der Zeit vom 29. Mai bis 2. Juni ds.
                              									Js. findet in Essen die „2. elektrische Woche“ statt. Diese Veranstaltung,
                              									bei welcher alle größeren Verbände und Körperschaften der elektrotechnischen Welt
                              									Deutschlands – etwa 12 an der Zahl – unter Führung des Verbandes Deutscher
                              									Elektrotechniker gemeinschaftlich ihre Tagungen abhalten, fand im vorigen Jahre zum
                              									ersten Male in Hannover statt und hat dort allgemeinen Beifall gefunden. In diesem
                              									Jahre wollen sich die Deutschen Elektrotechniker auf rheinisch-westfälischem Boden
                              									treffen, um die engen, wechselseitigen Beziehungen zwischen diesem s. Z. wichtigsten
                              									deutschen Wirtschaftsgebiet und der Elektrotechnik gebührend hervorzuheben. Eine
                              									besondere Anziehungskraft für alle am Wiederaufbau und der technischen
                              									Fortentwicklung interessierten Kreise wird die Tagung dadurch erhalten, daß in
                              									Verbindung mit ihr in Essen eine etwa 3 Wochen dauernde Ausstellung
                              									elektrotechnischer Erzeugnisse stattfinden soll. Die Austeilung soll im Sinne der
                              									Tagung in erster Linie die Richtlinien zeigen, in denen sich die Entwicklung der
                              									Elektrotechnik zur Zeit bewegt: sie soll also unter Ausscheidung des Normalen,
                              									Altbekannten das Neueste bringen, was noch nicht Allgemeingut der elektrotechnischen
                              									Welt geworden ist. Für patenttrechtlichen Schutz wird gesorgt. Die näheren
                              									Bedingungen sind von der Ausstellungsleitung (Elektrotechnischer Verein des
                              									Rheinisch- Westf. Industriebezirks, Abtlg. Verkehrsverein, Essen, Handelshof) zu
                              									erfahren.