| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 133 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Fiat-Flugmotoren. Die bekannteste italienische Firma des
                              									Flugmotorenbaues sind die Fiat-Werke. Um bei Kriegsbeginn schnell und sicher einen
                              									brauchbaren Flugmotor bauen zu können, haben die Fiat-Werke in Turin zunächst den
                              									deutschen 100 PS-Mercedesmotor nachgebaut. Dieser Motor wird auch jetzt noch mit
                              									geringen Abänderungen als „Fiat A 10“ hergestellt. Auch der 240 PS-Fiatmotor
                              										„Fiat A 12“ erinnert hinsichtlich des allgemeinen Aufbaues an den
                              									deutschen Sechszylinder-Mercedes-Motor. Neuerdings hat die Firma einen neuen
                              									Flugmotor „Fiat A 15 R“ entworfen, dessen Leistung mit 400 PS angegeben wird.
                              									Die 12 Zylinder sind in zwei Reihen in V-Form angeordnet. Einschließlich der Ventile
                              									und der oben liegenden Steuerwellen ist der Motor ganz glatt verkleidet. Er erinnert
                              									dabei an den französischen Hispano Suiza-Motor. Die
                              									einzeln aus Stahl geschmiedeten Zylinder sind zu je drei in einem Block verschweißt.
                              									Jeder Zylinder hat vier Ventile. Der Antrieb der Steuerwellen geschieht durch
                              									Kegelräderpaare von der Mitte der Kurbelwelle aus. Die Kurbelwelle ist in 5
                              									Gleitlagern mit Weißmetallausguß und in 2 Kugellagern an den beiden Enden gelagert.
                              									Die Kolben sind aus einer leichten Aluminiumlegierung hergestellt. Die
                              									Zylinderbohrung ist 120 mm, der Kolbenhub 150 mm. Das Vedichtungsverhältnis wird zu
                              									5,5 angegeben, der mittlere Kolbenhub zu 7,7 kg/cm2. Die Kurbelwelle ist mit 58 mm hohlgebohrt. Durch die Bohrung kann
                              									mit einem Maschinengewehr hindurchgeschossen werden. Bei 1500 Uml./min. leistet er
                              									400 PS, bei 2300 Umdrehungen dagegen wird die Leistung zu 425 PS. angegeben.
                           Am Motor sind 4 Vergaser aus Aluminium angeordnet. Die Ansaugeleitung ist aus
                              									Stahlblech autogen geschweißt und ist so angeordnet, daß das Gemisch gut vorgewärmt
                              									wird. Der gewährleistete Brennstoffverbrauch wird zu 240 g PS-st, der gewährleistete
                              									Schmierölverbrauch zu 25 g PS-st angegeben. Für jeden Zylinder sind 2 Zündkerzen
                              									vorgesehen. Zur Beurteilung eines Flugmotors ist nicht nur das Gewicht für die
                              									Leistungseinheit, sondern auch das Gewicht je Liter Hubvolumen von Bedeutung. Die
                              									folgende Zusammenstellung enthält die dementsprechenden Vergleichsziffern bekannter
                              									Flugmotoren. Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß hinsichtlich des Gewichtes
                              									je Liter Hubvolumen der Fiat A 15 R-Motor keine besseren Verhältnisse aufweist und
                              									mit den deutschen Motoren der letzten Zeit auf gleicher Stufe steht, aber dem
                              									Liberty-Motor, dem Sternmotor von Salmson und insbesondere den Umlaufmotoren
                              									unterlegen ist. Das Gewicht für 1 PS ist aber beim A 15 R-Motor am kleinsten. Der
                              									neue Motor muß aber erst im Dauerbetrieb seine Ueberlegenheit und Betriebssicherheit
                              									beweisen, was anderen Motoren, auch dem Hispano-Suiza-Motor, gegenüber den deutschen
                              									Motoren nicht gelungen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 133
                              Motor; Leistung; Hubvolumen;
                                 										Verdichtungsverhältnis; Gesamtgewicht; Gewicht je PS; Gewicht je Liter
                                 										Hubvolumen; Bemerkungen; Benz (Bz. IV); Daimler (D. IV a); Argus (As. III);
                                 										Hispano Suiza; Renault; Benz (Bz. III b); Daimler (D. II); Rolls Royce; Fiat A
                                 										15 R; Maybach (hMb. IV a); Bayern-Motor (B. M. W. III a); Beardmore; Liberty;
                                 										Salmson; Göbel (Gö. III); Oberursel (V. R. III); mit gußeisernen Zylindern; mit
                                 										Stahlzylindern; Achtzylinder in V-Form; Zwölfzylinder in V-Form; mit Getriebe;
                                 										Zwölfzylinder in V-Form; Zylinder in Sternform; Umlauf.
                              
                           (Der Motorwagen 1921, S. 58–60).
                           W.
                           
                           Dieselmaschinen für Festungswerke. Bei richtig
                              									arbeitender Maschine sind die Auspuffgase farblos und können an jeder Stelle des
                              									Festungswerkes abgeleitet werden. Da die Dieselmaschinen sehr betriebssicher
                              									arbeiten und die Explosionsgefahr des Brennstoffes und Schmieröles hierbei eine sehr
                              									geringe ist, so können die Maschinen in bombensicheren Zentralen angeordnet werden.
                              									Bereits im Jahre 1908 erhielt die Helgoländer Verteidigungsanlage als erste ihrer
                              									Art Dieselmaschinen. Die dann weiter ausgebaute Anlage hat während des Krieges die
                              									Gegner in vorsichtigem Abstande von Helgoland gehalten. Sie ist nach dem Diktate von
                              									Versailles dem Abbruche verfallen.
                           Zu den vier Doppeltürmen (mit je zwei 30,5 cm Flachbahngeschützen), die in zwei
                              									Gruppen mit je 2 Türmen angelegt sind, gehören zwei bombensicher angelegte
                              									Maschinenzentralen. Die zwei Anlagen sind dazu bestimmt, das für den hydraulischen
                              									Antrieb der Türme notwendige Druckwasser zu liefern und die gesamten Werkanlagen,
                              									Türme, Munitions- und Mannschaftsräume, Kraftzentralen mit Beleuchtung und Lüftung
                              									zu versorgen.
                           Für die gesamten Anlagen sind 5 Pumpwerke vorgesehen. Jede Dieselmaschine leistet bei
                              									165 Uml/min. 345 PS. Zur Maschinenanlage gehören außerdem noch eine Dieseldynamo von
                              									90 PS bei 200 Uml min., eine von 250 PS bei 160 Uml min. und eine solche von 150 PS
                              									bei 300 Uml min. Während des Krieges ist noch eine 300 PS und eine 250 PS-Maschine
                              									aufgestellt worden. Die Anlagen waren im Stande, 940 kW zu erzeugen. Die
                              									elektrischen Maschinen wurden von den Siemens-Schuckert-Werken geliefert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 134
                              Abb. 1.
                              
                           Für die Bemessung der Pumpwerke war der Druckwasserbedarf der Türme maßgebend. Bei
                              									einer Feuergeschwindigkeit von 3,5 Schuß für Rohr und Minute sind 37 l sek.
                              									notwendig. Der Wasserdruck ist 60 at. Somit ergibt sich eine Pumpenleistung von 239
                              									PSe und eine Maschinenleistung von 345 PSe. Die Abb.
                                 										1 zeigt das Querprofil der Zentrale. Die Zentrale ist 70 m lang, 7 m hoch
                              									und unten 6 m breit. Der Laufkran hat eine Tragfähigkeit von 3000 kg. Der Raum für
                              									die Zentrale wurde durch Sprengung erhalten. Die im Juli 1914 in Helgoland
                              									ausgeführten Abnahmeversuche bei einer 150 PSe Dieseldynamo ergaben bei Vollast
                              									einen Brennstoffverbrauch von 195 g für 1 PSe/st. Der Einblasedruck betrug 60
                              									at. Abb. 2 zeigt das Diagramm für die Dieselmaschine
                              									und für die Pumpe bei Vollast. Die Pumpenleistung wurde dabei zu 254 PS, die
                              									Motorleistung zu 374 PS bestimmt. Der mechanische Wirkungsgrad ist somit 68 v. H.
                              									Der Brennstoffverbrauch für PSi/st betrug 146,5 g Gasöl. Der Kühlwasserverbrauch des
                              									Motors betrug bei 12° Zuflußtemperatur und 60,6° Abflußtemperatur 8 l für PSe/st.
                              									Das Kühlwasser befindet sich in Zisternen und wird den Dieselmaschinen zugepumpt.
                              									Als Kühlwasser wird Flußwasser verwendet, das nach der Insel mit Prahmen verbracht
                              									werden mußte. Verluste werden durch eine Destillieranlage ersetzt. Es sind 9
                              									Zisternen mit je 36 m3 Inhalt vorhanden. Bei einer
                              									Belastung von 1100 PS kann der Betrieb 240 st aufrecht gehalten werden, wobei
                              									angenommen wird, daß für 1 PS 700 WE st abzuführen sind. Die beschriebene Anlage hat
                              									allen Anforderungen entsprochen. (Schiffbau 1921, S. 363–366).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 134
                              Abb. 2.
                              
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                           Aussichten und Aufgaben des Oelmaschinenbaues. Nach dem
                              									Verluste Elsaß-Lothringens ist Deutschland hinsichtlich seiner Versorgung mit
                              									Erdölprodukten in eine noch größere Abhängigkeit vom Weltmarkte geraten als früher.
                              									Aber auch in den Ländern, deren Grenzen die Hauptfundorte von Rohöl einschließen, in
                              									den Vereinigten Staaten und in Mexiko, herrscht augenblicklich Knappheit, da die
                              									Zunahme der Erzeugung mit dem Anwachsen des Verbrauches nicht gleichen Schritt hält.
                              									Ueberdies dürften die Vorräte, die Nordamerika besitzt, bereits in kürzester Frist
                              									erschöpft sein. Indessen ist die Aussicht vorhanden, daß in Zukunft noch überaus
                              									reiche Oelfelder in Südamerika, Persien und China erschlossen werden. Der Kampf um
                              									diese ist zwischen England und Amerika bereits im Gange und dürfte zu Gunsten des
                              									ersteren entschieden werden, da die Bedeutung des Shell-Konzerns gegenüber der
                              									Standard Oil Co. zunimmt. Deutschland wird zunächst voraussichtlich auf die Einfuhr
                              									aus Rumänien, Galizien und Rußland angewiesen sein. Daß das letztgenannte Reich in
                              									absehbarer Zeit wieder seine frühere bedeutende Stellung auf dem Weltmarkte erlangt,
                              									ist zu erwarten. Bei den dort gegenwärtig herrschenden politischen Verhältnissen ist
                              									die Ausfuhr selbstverständlich verschwindend klein. Die Versorgung mit Benzin läßt
                              									infolge des bestehenden Mangels an Erdöl natürlich gleichfalls viel zu wünschen
                              									übrig. Sie dürfte sich indessen schnell bei Erschließung neuer Rohölgebiete beheben
                              									lassen, da erfahrungsgemäß gerade die ersten Lieferungen einen bedeutenden Gehalt an
                              									leichteren Fraktionen aufweisen. Bei der Erzeugung von Teeröl ist Deutschland vor
                              									allem auf die Bewirtschaftung des heimischen Kohlenvorrates angewiesen. Ihre
                              									Verbesserung sowie die wissenschaftliche Erforschung aller Möglichkeiten, aus Kohle
                              									einen hochwertigen, flüssigen Brennstoff zu gewinnen, läßt die Zukunft einigermaßen
                              									hoffnungsvoll erscheinen. Die Gegenwart bietet ein trübes Bild, vor allem infolge
                              									der durch den Friedensvertrag erzwungenen Ablieferung von Benzol, Kohlenteer usw.
                              									Nicht unerwähnt möge bleiben, daß der letztgenannte Stoff vermutlich bei der
                              									synthetischen Herstellung des Benzins eine bedeutende Rolle spielen wird.
                           Daß die Ausbildung der Verbrennungsmaschinen für die Entwicklung des Handels von
                              									größter Bedeutung werden würde, sagte bereits Lord Fisher
                              									voraus, der sich bekanntlich mehrfach als guter Prophet bewährte. In England und
                              									Amerika ist der Bau von Schiffsölmaschinen im lebhaftesten Aufschwünge begriffen.
                              									Aehnlich lautende Nachrichten kommen aus Frankreich, Italien und den nordischen
                              									Ländern. Fraglos wird man von ungeahnten Erfolgen hören, sobald der obenerwähnte,
                              									zur Zeit bestehende Mangel an Brennstoff beseitigt ist. Deutschland muß bei seiner
                              									gegenwärtigen Lage vor allem bestrebt sein, durch gründliche physikalisch-technische
                              									Versuche die Vorbedingungen für einen wettbewerbsfähigen, heimischen
                              									Schiffsölmaschinenbau zu schaffen. Da die Schnelligkeit und Vollständigkeit der
                              									Verbrennung vom Grade der Zerstäubung, der Mischung mit Luft sowie der Verwirbelung
                              									abhängen, so wäre zunächst festzustellen, mit welchen Mitteln sich die feinste
                              									Zerstäubung erreichen läßt und welcher Feinheitsgrad in Rücksicht auf die jeweiligen
                              									Bedingungen verlangt werden muß. Zur Klärung der Frage scheint die Weiterführung der
                              									aussichtsreichen, einleitenden Versuche von Stodola
                              									geboten. Ferner ist es notwendig, Aufschluß über die katalytische Wirkung des
                              									Wassers und anderer Stoffe zu erlangen. Auch über den Einfluß der Verwirbelung, bzw.
                              									beschleunigter Diffusion, bestehen noch Unklarheiten. Für die Beurteilung des
                              									Verlaufes der Verbrennung bieten die wertvollen Untersuchungen Neumanns über das
                              									Verhalten von Oelgasen und -dämpfen eine schätzenwerte Grundlage. Die
                              									Schwierigkeiten hinsichtlich der Zufuhr und Zerstäubung des Brennstoffes bei
                              									kompressorlosen Dieselmaschinen dürften in absehbarer Zeit überwunden sein.
                              									Uebelstände, die bei Großölmotoren infolge hoher Beanspruchung der Bauteile durch
                              									Wärme eintreten, werden sich durch Benutzung zerlegbarer Zylinder beseitigen lassen.
                              									Für erhebliche Leistungen ist die Einführung des Zweitaktes zu erwarten. Er bringt
                              									den Vorzug einer einfachen Zylinderform infolge des Fortfalls von Ventilen mit sich,
                              									während die Wärmebeanspruchung sehr hoch ist. Die Schlitzspülung von Sulzer wird voraussichtlich in Zukunft zur allgemeinen
                              									Anwendung gelangen. Eine Untersuchung des Verlaufes der Stromfäden unter gegebenen
                              									Umständen ist wiederum eine Aufgabe des Ingenieur-Physikers. Ob man die jetzt in
                              									Dieselmaschinen üblichen hohen Drücke beibehalten wird, ist fraglich. Sie vergrößern
                              									zwar den thermischen Wirkungsgrad, setzen aber infolge des schweren Gestänges den
                              									mechanischen herab. Die Selbstzündung ließe sich, sobald der kühlende Einfluß der
                              									expandierenden Einblaseluft fortfällt, auch bei niedrigeren Drücken erreichen. Sie
                              									könnte im Notfalle durch elektrische Zündung ersetzt werden, die man jetzt
                              									vollständig beherrscht. Große Bedeutung ist einer Verwertung der Abwärme
                              									beizumessen. Sie dient gegenwärtig meist zur Erzeugung von Dampf. Daher muß vor
                              									allem die Frage nach dem Wärmeübergang von den Abgasen an die Kesselwand beantwortet
                              									werden. Die Möglichkeit hierzu dürften die bekannten Untersuchungen Nusselts bieten, die allerdings noch der Ergänzung
                              									bedürfen. Bei Maschinen für Verkehrszwecke empfiehlt es sich, die Abwärme im
                              									Motor selbst auszunutzen. Daß sich dies verwirklichen läßt, zeigt die
                              									Dampf-Dieselmaschine von Still, deren Erscheinen so
                              									großes Aufsehen erregte. Wie die Abbildung bei Beachtung der Pfeilrichtungen und
                              									Buchstabenerklärungen leicht erkennen läßt, erfolgt die Verwertung der
                              									Kühlwasserwärme sowie der Abgashitze in einem Dampfkessel mit Teerölzusatzfeuerung,
                              									bzw. in einem Abgaskessel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 135
                              a = Dampfkessel, b
                                 										Teerolzusatzfeuerung, c Verdampfer, d Vorwarmer, e = Abgasauspuff, f =
                                 										Frischwasser, g zum Kondensator, h Wasserablauf, i Dampfauspuff, k Dampf +
                                 										Wasser.
                              
                           Der erzeugte Dampf arbeitet auf der unteren Zylinderseite in
                              									sehr wirtschaftlicher Weise ohne Innenabkühlungsverluste. Anlassen, Umsteuern und
                              									Verstärkung des Drehmoments kann durch Dampf erfolgen. Die Hauptschwierigkeiten beim
                              									Betriebe von Oellokomotiven sind hierdurch beseitigt. Eine weitere Ausbildung des
                              									Still-Motors, insbesondere eingehendes Studium des Verbrennungsvorganges und
                              									Versuche über Heißkühlung, bietet somit die größten Aussichten. Eine 400 PS-Maschine
                              									der genannten Art ist bereits im Versuchsbetriebe. Ein 2400 PS-Motor befindet sich
                              									im Bau. Für Schiffsölmaschinen ist gute Zugänglichkeit eine unumgängliche Forderung.
                              									Das Hineinschicken von kalter Preßluft in die glühenden Verbrennungsräume zum Zwecke
                              									des Anlassens sollte man tunlichst vermeiden, denn ihre Temperatur sinkt bei der
                              									Expansion auf weniger als 0° C. Vielmehr empfiehlt sich ein hydraulisches
                              									Sondergetriebe außerhalb des Motors für Anfahren und Umsteuern. Die Erfindung einer
                              									brauchbaren Uebersetzung ins Langsame ist für die Einführung schneilaufender
                              									Maschinen von größter Bedeutung. Die Verwendung von Aluminium, das nicht frißt und
                              									die Wärme gut leitet, als Kolbenmaterial ist anzustreben. Ebenso müßte man der
                              									Schmierungsfrage erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden. Die Benutzung von Preßluft beim
                              									Anfahren, Umsteuern und Ueberlasten von Oellokomotiven führt zu großen
                              									Kompressoranlagen und schwerfälligem Betriebe. Die erwähnte Dampf-Dieselmaschine
                              									bietet offenbar viel günstigere Aussichten. Auch die Heranziehung von
                              									Übersetzungsmitteln zur Steigerung des Drehmomentes und zur Umsteuerung gibt zu
                              									Bedenken Anlaß. Bei Zahngetrieben mit Blindachse ließ sich bisher ein einwandfreier
                              									Eingriff auf die Dauer nicht erreichen. Elektrische Kraftübertragung hat geringen
                              									Wirkungsgrad, ist teuer und verwickelt. Aussichtsreicher sind Flüssigkeitsgetriebe.
                              									Die Vorrichtungen von Föttinger und Lentz verdienen große Beachtung.
                           
                           Die Vergasermaschinen leiden zur Zeit an Benzin- und Benzolmangel. Für die
                              									Verwendung schwerer Oele fand man bisher keine völlig einwandfreie Form. Erfolgt
                              									deren Vergasung im Zylinder, so sind neue Motortypen erforderlich. Findet sie
                              									außerhalb statt, so ist es schwierig, den Luft-Brennstoffnebel in den Zylinder so
                              									einzuführen, daß ein Niederschlag vermieden, die gute Zerstäubung und Mischung aber
                              									erhalten wird. Eine Möglichkeit, Schweröle in leicht vergasbare umzuwandeln, wurde
                              									bisher nicht gefunden. Gelingt die Lösung dieser Aufgabe, so bedeutet. dies eine
                              									endgültige Beseitigung vieler Schwierigkeiten. Beim Bau von Automotoren sollte man
                              									nicht nur auf Billigkeit und Betriebssicherheit, sondern auch auf
                              									Brennstoffersparnis Wert legen, 220 g müssen für 1 PSe = st ausreichen. Die Rückkehr
                              									zur Batteriezündung scheint angezeigt, damit man für Licht, Anlassen und
                              									Motorzündung mit einer Dynamo auskommt, welche die Batterie lädt. Im Flugmotorenbau
                              									ist es vorteilhaft, wenn eine Gewichtsersparnis durch Schnelläufigkeit, nicht durch
                              									teure konstruktive Maßnahmen erreicht wird. Auf die Entwicklung von Höhenvergasern,
                              									Hilfskompressoren usw. ist bereits lange die Aufmerksamkeit gerichtet. Die von
                              									Amerika ausgehende Motorisierung der Landwirtschaft scheint Rieppel, dessen Ausführungen in Heft 49 und 50 der Ztschr. d. V. d. Ing.
                              									dem Vorstehenden zugrunde liegen, sehr zukunftsreich.
                           Schmolke.
                           Einblaseluftregelung bei Dieselmaschinen. Bei geringer
                              									Belastung der Dieselmaschinen werden häufig die Verteilerplatten des
                              									Einspritzventiles von Brennstoff gänzlich rein geblasen, so daß bei der nächsten
                              									Einspritzung zunächst Einblaseluft in den Arbeitszylinder einströmt. Dadurch wird
                              									eine verspätete Verbrennung veranlaßt. Wird die Maschinenbelastung noch mehr
                              									verkleinert, dann bleiben Zündungen aus. Zur Vermeidung dieses Nachteiles hat man
                              									besonders bei größeren Maschinen für Schiffsbetrieb die sogenannte
                              									Nadelhutregulierung ausgeführt, die aber in ihrer Ausführung und Handhabung nicht
                              									einfach ist. Eine sichere Einleitung der Verbrennung bei allen Belastungen wird auch
                              									durch Verwendung des sogenannten Zündtropfens erreicht, der an der Sitzfläche der
                              									Brennstoffnadel zugeführt wird. Diese Ausführungsart, die eine eigene Zündölpumpe
                              									erfordert, ist ebenfalls nicht einfach.
                           Die Leobersdorfer Maschinenfabrik verwendet bei ihren
                              									Maschinen in neuerer Zeit eine patentierte Vorrichtung, die in einfacher Weise
                              									sichere Zündung bei allen Belastungsstufen erzielt. Vom Beginn der Öffnung des
                              									Brennstoffventils an wird ein gleichmäßiges Gemisch von Brennstoff und Einblaseluft
                              									eingeführt.
                           An einer Zweizylinder-Dieselmaschine von 110 PS bei 190 Uml./min. wurden mit dem
                              									neuen Brennstoffventil Versuche ausgeführt, die zeigten, daß bei vollem
                              									Einblasedruck die Belastung in beliebigen Grenzen ohne Fehlzündungen geändert werden
                              									kann. (Z. d. V. D. I. 1921, S. 152–153.)
                           W.
                           
                        
                           Bergbau.
                           Erdölgewinnung durch Schächte. Jm unter-elsässischen
                              									Erdölbezirk hat man während des Krieges die Förderung des für Deutschland so
                              									wichtigen Rohstoffes dadurch erhöht, daß man eine bergmännische Gewinnung des
                              									Erdöls, im Gegensatz zum Tiefbohr- und -pumpbetrieb aufgenommen hat. An sich bietet
                              									das Abteufen von Schächten im fraglichen Gebiet keine besonderen Schwierigkeiten
                              									bergmännischer Art; jedoch werden beim Verlassen der bisher angewandten
                              									Gewinnungsart durch Uebergang zum planmäßigen Abbau des Oelsandes infolge des
                              									starken Gebirgdruckes Schwierigkeiten bereitet. – Von großer Gefahr sind die
                              									außerordentlich leicht entzündlichen, bei der Verdunstung der leichtflüssigen
                              									Erdölbestandteile auftretenden (Benzin-) Gase. Durch gute Wetterführung und
                              									geeignete Sicherheitsmaßnahmen gegen Grubenbrand- und Explosionsgefahr lassen sich
                              									aber die Gase unschädlich machen. Wirtschaftlich bedeutet der Uebergang zum Tiefbau
                              									zweifellos einen Fortschritt; die Werke bekommen längere Lebensdauer und es läßt
                              									sich ein besseres Ausbringen erzielen; demgegenüber stehen natürlich höhere
                              									Gestehungskosten. Infolge der Beteiligung des Schachtbetriebes stieg die bereits im
                              									Rückgang befindliche Rohölförderung derart an, daß 1918 die bisherige
                              									Höchstförderung von 49584 t in 1913 um 1610 t überschritten wurde. Die Zahl der im
                              									Betrieb befindlichen Schächte beträgt 3. Auch im mitteldeutschen Erdölrevier von
                              									Wietze ist bereits ein Schacht abgeteuft worden und es ist zu hoffen, daß trotz der
                              									dort auftretenden größeren Schwierigkeiten man sich dort die elsässischen
                              									Erfahrungen zu Nutze machen wird und die bergmännische Erdölgewinnung auch dort
                              									größere Fortschritte machen wird. (Bergrat Koll im Glückauf, 5. Febr. 1921, S.
                              									118).
                           K.
                           Kraftanlage der Gewerkschaft König Ludwig zu
                                 										Recklinghausen. Oberingenieur Krönauer berichtet
                              									im Glückauf über ein neues, mit allen Errungenschaften der neuzeitlichen Technik
                              									ausgestattetes Kraftwerk auf der Schachtanlage IV V der Gewerkschaft König Ludwig in
                              									Recklinghausen. Das Kesselhaus enthält 8 Wasserrohrkessel, Bauart Babcockwerke für
                              									16 at Betriebsdruck bei 375° C Dampfüberhitzung von je 400 qm Heizfläche mit
                              									Dampfüberhitzern von je 435 m2 Heizfläche und
                              									Speisewasservorwärmern von je 240 m2 Heizfläche
                              									mit den zugehörigen Kettenrosten von je 14,8 m2
                              									Rostfläche. Das Kraftwerk ist mit einer Bekohlungs-, Aschenförderungs- und
                              									Flugaschenabsaugungsanlage versehen. Des eigentliche Maschinenhaus enthält einen
                              									Turbogenerator, Bauart Thyssen-Röder, von 5000 kW, 5250 V, 50 Perioden. Bei einer Normalbelastung von
                              									5000 kW, einer Dampfspannung von 15 at abs., 300° C Ueberhitzung und einer
                              									Temperatur des eintretenden Kühlwassers von 30° C benötigt die Maschine mit
                              									Kondensationsenergie 6,1 kg Dampf, bei 6250 kW 6,2 kg Dampf und bei 3750 kW 6,3 kg
                              									Dampf je kW und at. Ferner enthält das Maschinenhaus einen Turbokompressor, Bauart
                              										Gutehoffnungshütte, für eine stündliche
                              									Ansaugeleitung von 20000 m3 Luft bei einem
                              									Enddruck von 8 at. Die gewährleisteten Zahlen sind folgende: Der Dampfverbrauch des
                              									Kompressors soll 0,621 kg auf 1 m3 angesaugter
                              									Luft bei einer Dampfspannung von 15 at abs., 330° C Ueberhitzung, 27°
                              									Kühlwassertemperatur, 20000 m3 angesaugter
                              									Luftmenge in 1 at und einem Kompressionsenddruck von 9 at abs. betragen. Der
                              									Dampfverbrauch der Kondensationsmaschine ist darin eingeschlossen. Die mustergültige
                              									Schaltanlage ist auf 2 Stockwerke verteilt und von der Firma Dr. Paul Meyer gebaut.
                              									(Glückauf 1920, S. 945 ff und 973 ff)
                           K.
                           Anwendung des Schwimm Verfahrens in Amerika. Im Jahre 1919
                              									wurden in den Vereinigten Staaten 26545564 t Erze mit Hilfe des
                              										„Flotations-Verfahrens“ verarbeitet, aus denen 31053431 hüttenfähige
                              									Erzeugnisse gewonnen wurden; das entspricht einem Ausbringen von 8,55 je Tonne
                              									Roherz. Die dazu nötige Menge an Reagenzien belief sich auf 113510234 Pfund, so daß
                              									je Tonne Erz 4,238 Pfund verbraucht wurden. Die Hauptmenge des verarbeiteten Gutes
                              									waren Kupfererze, ferner Blei- und Blei-Silber-Erze, Zinkerze, Gold-Silbererze,
                              									Graphit, außerdem Molybdän- und Antimon- sowie komplexe Erze. Die meist verwandten
                              										Flotations-Agenzien waren Schwefelsäure, Kerosenschlamm und Kohlenteeröle.
                              									Für Blei- und Silbererze wurden in der Hauptsache Kreosot, Kohlenteer und
                              									Rohpetroleum angewendet. Zinkerze werden mit Kiefernöl, Kupfersulfat oder Kreosot
                              									aufbereitet. (Journal of the Franklin Institute, Philadelphia, Februar 1921, S. 285
                              									ff.)
                           K.
                           Klassifizierung englischer Kohlen. Die Kohlenimportfirma
                              										Keune, Flemming & Cie;, Hannover, gibt in Erkenntnis des Umstandes, daß englische Kohlen zurzeit
                              									im Mittelpunkt des Interesses stehen, folgende Klassifizierung englischer
                              									Kohlensorten bekannt:
                           Durham.
                           Gaskohlen: Klasse 1:
                           Essington, Townely, Thornley, Londonderry, Wearmourth.
                           Klasse 2:
                           Boldon, Hetton, Holmside, New Pelton, Ryhope.
                           Klasse 3:
                           Brandon, Burnhope, West Leversons, Consett, Deafhill, Deans
                              									Primrose, East Ponthop, Felling, Horden, Lambton, Pelaw Main, Pelton, Priestmans,
                              									Ravensworth, Sherburn, South Derwont, South Pelaw, Unsworth, Wallsend and Hebburn,
                              									Washington, West Pelaw Main.
                           Gesiebte Dampfkohlen: Klasse 1:
                           Hetton, Lambton, Ryhope, South Hetton.
                           Klasse 2:
                           Auckland, East, Hetton, Eldon, Horden, Randolph.
                           Kokskohlen: Klasse 1:
                           Bearpark, Brancepeth, Brandon, Burnhope, Consett, Dunston,
                              									Namsterley, Marley Hill, Peases West, Priestmans, Redheugh, Sacriston, South
                              									Garesfield, South Medomsley, Tanfield, Townely, Weardale, West Brancepeth, West
                              									Stanley.
                           Industriekohlen und Bunkerkohlen:
                              									Klasse 1:
                           Auckland, Essington, Harton, Londonderry, Marley, Hill,
                              									Morisons Tanfield, Towneley, Weardale, Wearmouth.
                           Klasse 2:
                           Bearpark, Brancepeth, Browney, Burnhope, Consett, Deafhill,
                              									Deans Primrose, Framwellgate, Hamsteels, Hamsterley, Hebburn, Horden, Lambton, North
                              									Brancepeth, Peases, Pelaw Mane, Priestmans, Sacriston, Sherburn, South Derwent,
                              									South Garesfield, South Medomsley, South Pelaw, Washington, West Stanley.
                           Monmouthshire and South Wales.
                           Beste rauchlose Kohlen: Klasse 1:
                           Bute Merthyr, Cambrian, Cyfarthfa, Dowlais, Ferndale, Gelli,
                              									Hill's Plymouth, Hood's Merthyr, Insoles Merthyr, Lockets Merthyr, National, Naval,
                              									Nixons, Navigation, Ocean, Pennllyngwent, Penrikyber, Pentre, Standard, Tyntbedw.
                              									Wandham.
                           Rauchlose Kohlen: Klasse 2:
                           Albion, Britannic, Cym-mer, Tfaldau, Gt. Western, Graham's
                              									Navigation, Bewys Merthyr, Mc. Laren, North Navigation, Powell Duffryn, Rhymney,
                              									Ynisfaio. (Das Gas- und Wasserfach, 19. Febr. 1921, S. 124).
                           K.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Eine amerikanische Chlorfabrik. Der starke Be: darf an Chlorgas für die Herstellung von
                              									Gaskampfstoffen machte in allen am Kriege beteiligten Staaten die Anlage großer
                              									Chlorfabriken notwendig. So wurde im Jahre 1918 auch im Arsenal zu Edgewood
                              									(Maryland) eine große elektrolytische Anlage erbaut, die täglich 90 t Chlorgas
                              									zu erzeugen gestattet. Nach Mitteilungen von S. M. Green
                              									in der amerikanischen Zeitschrift „Chemical and Metallurgical Engineering“
                              									besteht diese Fabrik aus 2 Gebäuden von je 173 × 25 m Grundfläche für die
                              									Elektrolyseure und zahlreichen weiteren umfangreichen Gebäuden für die elektrischen
                              									Anlagen, die Verflüssigung des Chlorgases, die Lagerung des Kochsalzes, die
                              									Eindampfung und Verpackung des erzeugten Aetznatrons usw. Die Fabrik verfügt auch
                              									über eine Anlage zur Gewinnung von Salzsäure aus dem bei der Elektrolyse gewonnenen
                              									Wasserstoff und Chlor.
                           Die Zersetzung des Kochsalzes erfolgt in Nelson-Zellen mit Asbestdiaphragma,
                              									Eisenkathoden und Graphitanoden, die von der Warner Chemical Co., New-York,
                              									geliefert sind. Im ganzen sind in den Gebäuden 3552 Zellen aufgestellt, von denen
                              									jede in 24 Stunden aus 54,43 kg Chlornatrium 29,48 kg Aetznatron sowie 27,22 kg
                              									Chlorgas von 95 v. H. Reinheit liefern sollte. Diese Garantie wurde im Betrieb
                              									erheblich überschritten. Die Zellen sind in 8 Gruppen eingeteilt, von denen jede
                              									eine eigene Chlorpumpe aus Steinzeug mit zugehöriger Kühl- und Trockenanlage
                              									besitzt. Die Pumpen sind wie üblich mit Schwefelsäure als Verdichtungsmittel
                              									gefüllt; sie arbeiten auf der Saugseite mit einem Unterdruck von nur 1 mm WS,
                              									wodurch das Eindringen von Luft wirksam verhütet und ein Gas von 98,5–99 v. H.
                              									Reinheit erzielt wird. Der Trockner besteht aus einem Steinzeugturm mit zahlreichen
                              									Platten, die mit Schwefelsäure berieselt werden. Die Pumpen fördern das Chlorgas
                              									unter einem Druck von 1–3 at in große Behälter, aus denen es durch 3 Eisenleitungen
                              									der ½ km entfernten chemischen Fabrik zugeführt wird. Ein anderer Teil des Chlors
                              									wird an Ort und Stelle verflüssigt oder auf Chlorschwefel verarbeitet. Der Strom für
                              									die Elektrolyseure wird der Fabrik durch eine 16 km lange Hochspannungsleitung mit
                              									60000 Volt zugeleitet und im Werk auf 300 Volt transformiert. (Chem.-Ztg. 1920,
                              									Uebersicht, S. 51).
                           Sander.
                           Entfernung von Schwefelwasserstoff aus Gasen auf nassem
                                 										Wege. Die Auswaschung von Schwefelwasserstoff aus Generator- und
                              									Steinkohlengas mit Hilfe von Metallsalzlösungen ist schon häufig versucht worden,
                              									ohne daß diese Aufgabe bisher in befriedigender Weise gelöst werden konnte. So hat
                              									man z.B. schon vorgeschlagen, die schwefelwasserstoffhaltigen Gase mit alkalischen
                              									Eisenoxydsalzlösungen zu waschen, ferner hat man versucht, den Schwefelwasserstoff
                              									zu binden, indem man das Gas durch Aufschlämmungen von Eisenhydroxyd oder -karbonat
                              									mit oder ohne Zusatz von Alkalien hindurchleitete und diese Aufschlämmungen
                              									nachträglich oder auch gleichzeitig durch Einblasen von Sauerstoff oder Luft
                              									regenerierte. Die Badische Anilin- und Sodafabrik, die bekanntlich zur Herstellung von Wasserstoff und
                              									Stickstoff für die synthetische Gewinnung von Ammoniak von Generatorgas ausgeht, hat
                              									sich neuerdings wiederum mit dieser Aufgabe beschäftigt und ein neues Verfahren zur
                              									Auswaschung von Schwefelwasserstoff gefunden (D. R. P. 302555 und 303292). Ihre
                              									dahingehenden Versuche ergaben, daß es vorteilhaft ist, die Auswaschung in 2 Stufen
                              									vorzunehmen, indem man das Gas zunächst in Aufschlämmungen von Eisenhydroxyd oder
                              									-karbonat in Wasser bzw. neutralen Salzlösungen einleitet und hierauf die noch im
                              									Gas enthaltenen Schwefelwasserstoffmengen mit Hilfe von alkalischen Aufschlämmungen
                              									oder Lösungen von Eisensauerstoffverbindungen bindet, wobei die Regeneration dieser
                              									Aufschlämmung mit Hilfe von Luft ohne vorherige Filtration des Eisenniederschlags
                              									erfolgen kann. Das beschriebene Verfahren soll den Vorteil bieten, daß die in dem
                              									ersten Wäscher enthaltene neutrale Aufschlämmung besonders leicht regeneriert werden
                              									kann sowie daß bei Gegenwart von Teerresten, wie dies bei rohem Leuchtgas der Fall
                              									ist, diese leicht von der neutralen Waschflüssigkeit zurückgehalten werden, während
                              									die wertvollere alkalische Waschflüssigkeit, die die letzten Mengen
                              									Schwefelwasserstoff zu binden hat, durch diese teerigen Verunreinigungen nicht
                              									verändert wird. Der zweite Wäscher wird zweckmäßig mit einer Aufschlämmung von
                              									gefälltem Eisenhydroxyd in Alkalilauge oder -karbonat bzw. mit einer klaren
                              									alkalischen Lösung von Eisenhydroxyd, dessen Ausfällung durch Zusatz von Weinsäure
                              									oder andere organische Verbindungen verhindert wird, beschickt. Eine besonders
                              									wirksame Waschflüssigkeit soll man erhalten, wenn man die
                              									Eisensauerstoffverbindungen nur zum Teil in Form einer Aufschlämmung und zum anderen
                              									Teil in Lösung anwendet. Eine derartige Waschflüssigkeit erhält man z.B., wenn man
                              									140 Gewichtsteile einer 40prozentigen Eisenchloridlösung mit 300 Teilen Pottasche,
                              									30 Teilen Oxalsäure und 800 Teilen Wasser unter Kühlung zusammenbringt. Anstelle von
                              									Oxalsäure kann man auch 5 Teile Weinstein anwenden. Durch diesen geringen Zusatz von
                              									organischen Verbindungen soll erreicht werden, daß nur ein kleiner Teil des
                              									Eisenhydroxyds in Lösung gehalten wird. Es soll sich weiter empfehlen, wenn man die
                              									Schwefelung der Waschflüssigkeit und ebenso ihre Regeneration in der Weise ausführt,
                              									daß nur ein Teil der Eisenverbindung abwechselnd reduziert und wieder oxydiert
                              									wird.
                           Sander.
                           
                        
                           Feuerungstechnik.
                           Wärmebilanzen. Oberingenieur Schulte vom Dampfkesselüberwachungsverein der Zechen im Oberbergamtsbezirk
                              									Dortmund teilt im „Glückauf“ die vom Ausschuß für Bergtechnik, Wärme- und
                              									Kraftwirtschaft aufgestellten Vordrucke für die Wärmebilanzen des Zechenbetriebes
                              									mit, die für weitere Kreise von großer Wichtigkeit sein dürften. Die Vordrucke sind
                              									gleich mit Zahlen eines durchgerechneten Beispiels wiedergegeben. Für die
                              									Aufstellung der Bilanzen sind zweckmäßige Anweisungen erteilt. (Glückauf, 12. Febr.
                              									1921, S. 141).
                           K.
                           
                        
                           Schiffbau.
                           Eisenbeton-Motorsegler. Die Kieler
                                 										Eisenbeton-Werft A.-G. hat den ersten deutschen
                              									Eisenbeton-Motorsegler fertiggestellt. Das Schiff hat eine Länge von 33,5 m, eine
                              									Breite von 8 m und eine Tragfähigkeit von etwa 220 t. Die Außenhaut des Schiffes ist
                              									4,5 bis 6 cm stark und wird durch ein 4faches Netz von Eiseneinlagen verstärkt.
                              									Außerdem wird der Schiffskörper noch durch ein System von Eisenbeton-Längs- und
                              									Querspanten versteift. Alle Verbandsteile sind derartig berechnet und ausgeführt,
                              									daß sie gegen Zug und Druck die gleiche Widerstandsfähigkeit haben, wie ein gleich
                              									großes Eisenschiff. Auch das Motorenfundament ist aus Eisenbeton hergestellt. Bei
                              									den wasserdichten Teilen kam ein Schwerbeton zur Anwendung, dem zur Erhöhung der
                              									Wasserdichtigkeit Nettetaler Traß zugesetzt wurde. Die Schiffsseiten sind durch eine
                              									starke hölzerne Scheuerleiste gut geschützt. Das Schiff ist als
                              									Dreimastgaffelschoner gebaut und weicht in seiner Formgebung in keiner Weise vom
                              									Eisenschiffbau ab.
                           Als Hilfsmaschine erhielt das Schiff einen 70 PS Glühkopf-Rohöl-Motor den Fahrzeugfabrik Eisenach mit umsteuerbarer
                              									Schraubenanlage. (Schiffbau 1921, 26. Jan.)
                           W.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft München
                                 										1921. Die Eröffnung der Ausstellung ist auf Samstag, den 18. Juni,
                              									vorgesehen. Der organische Aufbau dieses Unternehmens hat solche Ausdehnung
                              									angenommen, daß von dem ursprünglichen Plan, dafür die sogenannten „kleineren
                                 										Hallen“ III, IV, V und VI zu belegen, abgekommen und dafür beschlossen
                              									wurde, die Hallen I und II mit einer Grundfläche von zusammen ungefähr 9000 m2 und die umliegenden Höfe von ungefähr 8000 m2 in Anspruch zu nehmen. Auch diese großen Flächen
                              									werden vollständig belegt werden, denn der Stoff ist ein derartig reichhaltiger, daß
                              									angesichts der sorgfältigen und übersichtlichen Einteilung es aller Umsicht bedürfen
                              									wird, um mit den zur Verfügung stehenden Flächen und Räumen noch auszukommen.
                           Das Unternehmen erstreckt sich auf die volkstümliche Veranschaulichung des Ausbaues
                              									der Wasserstraßen und Wasserkräfte, die Verteilung der elektrischen Arbeit über das
                              									ganze Land und auf die Einführung einer rationellen Wärmewirtschaft bei der
                              									Verwendung aller Brennstoffe. Die Ausstellung wird nach dem bisherigen Plan der
                              									vorbereitenden Stellen gegliedert in folgende Hauptabteilungen:
                           
                              1. Main-Donau-Stromverband,
                              2 Energiewirtschaft,
                              a) Wasserkraftausstellung, Ausstellung des Ministerium des
                                 										Innern, Ausstellung privater Ingenieurbüros,
                              b) Bayernwerk,
                              c) Ausstellung für Torfwirtschaft,
                              3. Ausstellung der Landeskohlenstelle,
                              4. Historische Ausstellung von Wasserkraftmaschinen,
                              5. Industrie-Ausstellung, ausschließlich nur für in den Rahmen
                                 										der Ausstellung passende Industrien,
                              6. Bücherei-Ausstellung von Werken über die
                                 										Rhein-Donau-Schiffahrt, die Energiewirtschaft und Wärmewirtschaft.
                              
                           Während der Dauer der Ausstellung werden verschiedene Tagungen von technischen und
                              									Wirtschaftsverbänden und Vorträge von hervorragenden Fachleuten abgehalten. Eine
                              									Folge der Veranstaltungen wird später bekanntgegeben.
                           Außerdem ist für die Ausstellung die Herstellung eines eigenen großen Filmwerkes
                              									geplant, welches sich in streng wissenschaftlicher sachlicher Aufmachung über die
                              									Rhein-Main-Donau-Schiffahrtstraße, also über den ganzen Wasserweg von der Nordsee
                              									bis zum Schwarzen Meer, auf sämtliche an dieser Wasserstraße liegenden Häfen, den
                              									Schiffahrtsverkehr, die Beladung und Entladung, die Durchschleusung der Schleppkähne
                              									usw. in gemeinverständlicher Weise verbreitet. In einer eigenen Filmabteilung sollen
                              									die Bauvorgänge des großen Werkes an der „Mittleren Isar“ vorgeführt werden.
                              									Die anregenden biologischen Vorgänge bei der Wasserklärung werden dabei einen
                              									eigenen besonders sehenswerten und belehrenden Raum einnehmen.
                           Durch Führungen von technischen Vereinen, Gewerkschaften, Schulen usw. durch eigens
                              									dafür aufgestellte Fachmänner soll die Ausstellung den weitesten Kreisen nicht nur
                              									allgemein bekannt, sondern leicht verständlich gemacht werden.
                           Anmeldungen und Anfragen werden von der Geschäftsstelle im Ausstellungspark München
                              									erledigt. Beschleunigung der Anmeldung ist geboten, weil starker Andrang
                              									besteht.