| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | K. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 150 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Maschinentechnik.
                           Kleinkompressor der Frankfurter Maschinenbau-A.-G. Die
                              									bisher gebräuchlichenzweistufigen Kompressoren für 1 bis 20 cbm Saugleistung in der
                              									Minute waren liegend ausgeführt, mit Stufenkolben versehen und nur durch eine
                              									Kurbelverklaidung gegen Verschmutzen geschützt, so daß das Triebwerk von Zeit zu
                              									Zeit gereinigt werden mußte. Infolge starker Druckwechsel mußten ferner die Lager,
                              									die einer ziemlich raschen Abnutzung unterlagen, öfters nachgesehen werden. Im
                              									Gegensatz hierzu ist der neue Kleinkompressor der Frankfurter Maschinenbau A.-G.
                              									vorm. Pokorny & Wittekind von stehender Anordnung und vollständig gekapselt,
                              									während die zweistufige Wirkung mit Zwischenkühlung beibehalten worden ist.
                              									Hierdurch wird erreicht, daß die Maschine sehr wenig Raum und ein kleines Fundament
                              									erfordert, daß das Eindringen von Staub und das Verspritzen von Oel vermieden und
                              									jegliche Wartung entbehrlich wird. Die Maschine wird für Drucke bis zu 10 at und für
                              									Leistungen von 3 bis 100 cbm in der Minute gebaut und ist seit zwei Jahren erprobt.
                              									Ihr Kraftverbrauch ist geringer als bei sämtlichen bisherigen Konstruktionen.
                           Eine wesentliche Neuerung ist die Erhöhung der Geschwindigkeit, wodurch kleine
                              									Abmessungen ermöglicht wurden, sowie die Vermeidung aller Druckwechsel im Triebwerk.
                              									Die Kolbendrucke sind, wie wir der Zeitschrift „Die Preßluft“ 1921, S. 22,
                              									entnehmen, beide nach unten gerichtet. Beim Niedergang der Kolben wird die
                              									Hochdruckstufe durch die aus dem Zwischenkühler in die zweite Stufe einströmende
                              									Luft belastet, wodurch ein Druckwechsel in den Lagern auch bei hoher Drehzahl
                              									verhindert wird. Der Druck der Zwischenkühlerluft auf den Hochdruckkolben genügt, um
                              									die zur Vermeidung von Druckwechseln notwendige Beschleunigung der Massen mit
                              									Sicherheit zu erzeugen. Durch Vermeidung aller Druckwechsel ist aber die sonst durch
                              									auftretende Stöße verursachte Abnutzung ausgeschlossen. Um ferner eine Abnutzung
                              									durch die Reibung, die bei Vermeidung der Druckwechsel in den Lagern stets an
                              									derselben Stelle erfolgt, zu vermeiden, ist auf sorgfältige Schmierung
                              									besonderer Wert gelegt, und zwar sind alle Zapfen mit Druckölschmierung versehen. In
                              									der Maschine ist eine kleine Pumpe angebracht, die allen Lagern und Zapfen das Oel
                              									zwangläufig zuführt, und zwar in solcher Menge, daß alle Reibungsstellen mehr Oel
                              									erhalten, als notwendig wäre. Dies bedeutet jedoch nicht etwa eine Oelverschwendung,
                              									da das in der vollständig gekapselten Maschine sich sammelnde Oel den Lagern von der
                              									Pumpe stets von neuem zugeführt wird.
                           Der neue Kompressor ist also eine Maschine, die planmäßig den durch die heutigen
                              									Verhältnisse gegebenen Anforderungen entsprechend durchgebildet ist. Da sie keine
                              									Abnutzung hat, erfordert sie keine Reparaturen, und da sie mit der richtigen
                              									Drehzahl läuft, hat sie keine überflüssigen Massen. Die Maschine erfordert ferner
                              									keine Wartung, da sie eingekapselt ist, und geringste Fundamente, da sie bei
                              									kleinsten äußeren Abmessungen stehend ausgeführt ist. Der Vorteil des geringeren
                              									Gewichts tritt besonders bei langen Transporten in Erscheinung, wo die Frachtkosten
                              									erheblich sind.
                           Wie bei der bisherigen Konstruktion der Frankfurter Maschinenbau A.-G. wurde auch bei
                              									dem neuen Kompressor von der Verwendung eines selbsttätigen Einlaßventils als
                              									Saugorgan abgesehen, weil jedes selbsttätige Organ naturgemäß Widerstände bietet.
                              									Diese verhindern aber die wirkliche Saugleistung, da die Maschine nur dann ihre
                              									volle Leistung hat, wenn sich am Ende des Saughubes Luft von voller atmosphärischer
                              									Spannung im Zylinder befindet. Jeder Unterdruck, hervorgerufen durch
                              									Saugwiderstände, bedeutet nicht nur eine Verminderung der Saugleistung, sondern in
                              									demselben Maße eine Erhöhung des Kraftbedarfes, bezogen auf die wirkliche
                              									Fördermenge. Der neue Kompressor besitzt ein massives, durchaus sicheres Saugventil,
                              									das von der Welle durch Daumenscheiben betätigt wird und die Luft ohne Widerstand in
                              									den Zylinder eintreten läßt. Somit stellt der neue Kompressortyp eine Maschine dar,
                              									die nach den neuesten Gesichtspunkten gebaut ist und den wirtschaftlichen
                              									Verhältnissen der Gegenwart in jeder Beziehung Rechnung trägt.
                           Sander.
                           
                           Druck Verluste in Preßluftleitungen. Durch den Krieg
                              									ist die Preßluftwirtschaft der rheinisch-westfälischen Zechen hinter den stark
                              									gestiegenen Anforderungen erheblich zurückgeblieben, und der Betrieb hat bei
                              									mangelnden Reserven und Verwendung von Ersatzstoffen nur mit Mühe aufrecht erhalten
                              									werden können. Eine schnelle Zunahme der Leistung durch Bestellung neuer
                              									leistungsfähiger Maschinen und durch Beschaffung neuer Rohrleitungen herbeizuführen,
                              									stößt auf naheliegende Schwierigkeiten. Was in kürzester Zeit geleistet werden kann,
                              									ist die Wiederherstellung der Dichtigkeit der Leitungen durch Ausschaltung allen
                              									Ersatzes und Einfügung von Gummidichtungen. Auf die Undichtigkeit von Leitungen ist
                              									ein Verlust von 30 v. H. der Erzeugungsmenge zu rechnen. Dieses Ergebnis stellte
                              									sich bei Versuchen auf einer größeren Schachtanlage heraus, deren Versuchsanordnung
                              									und Ausführung Bruch beschreibt. Auf die Ersatzdichtungsringe entfielen von jenen 30
                              									v. H. 11,3 v. H. Dieser Verlust von 11,3 v. H. kann bei Verwendung von
                              									Gummidichtungsringen auf 2,6 v. H., also um 8,7 v. H. herabgemindert werden.
                              									(Glückauf 1920, S. 997/1000.)
                           K.
                           Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. In ihrer
                              									Aprilversammlung, die unter dem Vorsitz des Baurats de Grahl im Künstlerhaus
                              									stattfand, hielt Herr Professor Dr.-Ing. Wentzel aus
                              									Aachen einen Vortrag „Ueber Tragkonstruktionen der Fahrleitung elektrisch
                                 										betriebener Vollbahnen“.
                           
                        
                           Motortechnik.
                           Betrieb von Luftschiffmotoren mit Wasserstoffgas. In
                              									England sind in der letzten Zeit interessante Versuche angestellt worden, die
                              									festzustellen bezweckten, ob die Benzinmotoren der Luftschiffe auch mit
                              									Wasserstoffgas betrieben werden können, wobei das Gas unmittelbar den Gaszellen des
                              									Luftschiffs entnommen werden sollte. Die Lösung dieser Frage ist von besonderer
                              									Bedeutung, weil durch den Benzinverbrauch der Motoren das Luftschiff während der
                              									Fahrt dauernd an Gewicht verliert, bzw. an Auftrieb gewinnt, so daß zur Erhaltung
                              									des Gleichgewichtes von Zeit zu Zeit Wasserstoff in die Luft abgelassen werden muß.
                              									Wenn es also gelingt, dieses überschüssige Gas in den Motoren zu verbrennen, so wird
                              									nicht nur der Wasserstoff nutzbringend verwertet, sondern zugleich auch an Benzin
                              									gespart. Wie die Zeitschrift „The Aeroplane“ berichtet, haben die Versuche
                              									ergeben, daß 1 cbm Wasserstoff ungefähr 0,5 l Benzin zu ersetzen vermag. Wenn man
                              									nun diese beiden Brennstoffe im angegebenen Verhältnis gleichzeitig nebeneinander in
                              									den Motoren verbrennen kann, so soll hierdurch erreicht werden, daß der Auftrieb des
                              									Luftschiffs unverändert bleibt. Infolge des geringeren Benzinverbrauches der Motoren
                              									bei diesem kombinierten Betrieb soll die Tragkraft eines Luftschiffs um 20 v. H.
                              									größer sein als sonst, ohne daß dafür besondeie Kosten aufzuwenden sind.
                           Die ersten Versuche mit diesem Verfahren wurden bei dem englischen Luftschiff S/S 13
                              									A in Pulham angestellt; dabei wurde der Wasserstoff mit Hilfe eines Drosselventils
                              									unmittelbar in das Ansaugrohr des Motors geleitet, wobei natürlich einem
                              									Rückschlagen der Flamme und einer Entzündung des Wasserstoffs in den Gaszellen durch
                              									besondere Sicherheitsvorrichtungeri vorgebeugt wurde. Die Regelung der Luftzufuhr
                              									zum Motor erfolgte mit Hilfe eines gewöhnlichen Luftventils. Da diese Anordnung aber
                              									an die Aufmerksamkeit der Motorenwärter ziemlich hohe Anforderungen stellte, wurde
                              									in der Folge ein besonderer Wasserstoffvergaser mit selbsttätiger
                              									Mischvorrichtung verwendet. Während die Motoren bei dem Betrieb mit Wasserstoff
                              									allein zum Versagen neigen, hat man durch Verwendung von Benzin neben dem
                              									Wasserstoff einen einwandfreien Betrieb der Motoren erzielt. Außer der Verminderung
                              									des Benzinverbrauchs soll durch die gleichzeitige Verwendung von Wasserstoff auch
                              									das Anlassen der Motoren bei kaltem Wetter erleichtert werden. Wie die Zeitschrift
                              										„Der Motorwagen“ 1920, S. 639, mitteilt, wurden auch in Italien Versuche
                              									in derselben Richtung angestellt, die gleichfalls recht günstige Ergebnisse
                              									hatten.
                           Sander.
                           
                        
                           Schmieröltechnik.
                           Die Schmierölbeschaffung während des Krieges. Da die
                              									Erdölerzeugung Deutschlands noch nicht ein halbes Prozent der Welterzeugung
                              									ausmacht, so sind wir bezüglich der Schmierölversorgung in hohem Maße auf das
                              									Ausland angewiesen. Im Jahre 1913 wurden in Deutschland nur rund 60000 t Schmieröl
                              									gewonnen, während unsere Einfuhr fast 250000 t betrug, zu welcher Menge noch 20000 t
                              									Schmieröl hinzuzurechnen sind, die in Deutschland aus eingeführtem Rohöl gewonnen
                              									wurden. Diese Zahlen zeigen, wie schwierig die Schmierölbeschaffung nach Ausbruch
                              									des Krieges wurde. Unsere bisherigen Hauptlieferanten, Amerika und Rußland, fielen
                              									sofort weg und auch aus Galizien und Rumänien wurde die Einfuhr im Verlaufe des
                              									Krieges immer geringer. Angesichts dieser schwierigen Lage mußten einheimische
                              									Erzeugnisse anstelle der ausländischen Oele herangezogen werden. Die
                              									Heeresverwaltung beauftragte deshalb die Teerprodukten-Vereinigung,`für die
                              									Gewinnung eines brauchbaren Schmiermittels aus Steinkohlenteer möglichst rasch Sorge
                              									zu tragen. Die Möglichkeit, aus Steinkohlenteerölen durch Vermischen mit Rückständen
                              									der Mineralölreinigung brauchbare Schmiermittel herzustellen, war damals bereits
                              									bekannt, und schon vor dem Kriege wurden, wie Dr. Seufert
                              									berichtet, auf diese Weise jährlich 1000 t ausgewählte schwere Teeröle durch
                              									Vermischen mit Mineralölerzeugnissen auf Achsenöle und Wagenfette verarbeitet. Da
                              									jedoch fast alle Steinkohlenteerprodukte als Heizstoffe von der Marine beansprucht
                              									wurden, konnte erst nach einer erheblichen Steigerung der Teererzeugung eine solche
                              									Menge Teeröl freigegeben werden, daß monatlich 250 t Teerfettöl gewonnen werden
                              									konnten. Diese Menge wurde durch Erweiterung der, Teerdestillationen in ziemlich
                              									kurzer Zeit auf über 1000 t monatlich gesteigert, so daß nicht nur der Bedarf von
                              									Heer und Marine gedeckt war, sondern auch den Eisenbahnen und der Privatindustrie
                              									ausreichende Mengen Schmieröl zur Verfügung standen.
                           Zur Herstellung des Teerfettöls dient das Anthrazenöl, d. i. der zwischen 300 und
                              									360° siedende Anteil des Steinkohlenteers. Dieses Oel wird durch Abkühlen und
                              									Abnutschen von dem darin gelösten Rohanthrazen befreit, worauf die leichter
                              									flüchtigen Bestandteile aus dem Oele entfernt werden. Das Oel wird hierauf nochmals
                              									abgekühlt und von den sich ausscheidenden kristallinischen Anteilen durch Filtration
                              									getrennt, worauf das Oel zur Herstellung von Schmieröl geeignet ist. Die Ausbeute an
                              									Rohanthrazenöl bei der Destillation des Teers beträgt 12–18 v. H., bei der soeben
                              									geschilderten Reinigung des Oeles bleiben zwei Drittel gereinigtes Oel übrig. Da das
                              									Anthrazenöl ein Gemisch einer ganzen Reihe verschiedener Verbindungen ist, wie z.B.
                              									Anthrazen, PJienanthren, Fluoren, Karbazol u.a., unterscheidet sich das Teerfettöl
                              									sehr wesentlich von den Mineralölen, die aus aliphatischen und
                              									Naphtenkohlenwasserstoffen bestehen. Der Flammpunkt des Teerfettöls liegt meist über
                              									130°, das spez. Gewicht zwischen 1,10 und 1,16 bei 15° C, die Viskosität schwankt
                              									zwischen 1,8 und 4 Englergraden bei 50° C. Schließlich hat das Teerfettöl auch eine
                              									dunklere Farbe als Mineralöl. Es wurde anfangs nur als Ersatz der Achsenöle
                              									verwendet, doch hat es sich infolge steter Verbesserungen seiner Beschaffenheit auch
                              									für andere Zwecke bewährt. (Bayer. Ind.- und Gewerbebl. 1920, S. 202.)
                           Sander.
                           
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Der Brennstoffverlust durch Brikettierung der Braunkohle.
                              									Bei der Herstellung von Braunkohlenbriketts ist vor allem der Wassergehalt der
                              									Rohkohle maßgebend für den Brennstoffverbrauch. In geringerem Grade ist dieser von
                              									der Arbeitsweise der betreffenden Fabrik abhängig. Wenn man den Verlust infolge der
                              									Brikettierung rechnerisch bestimmen will, so genügt es nicht, einfach den
                              									Brennstoffaufwand festzustellen. Es muß vielmehr berücksichtigt werden, daß der für
                              									die Trocknung der Rohkohle erzeugte Dampf einen Ueber-schuß an Kraft liefert, der
                              									meist in der Grube Verwendung findet. Ueberdies wird Lokomotivkohle gespart, sofern
                              									man Briketts anstatt der Rohkohle befördert. Ferner ist der für den Trockenvorgang
                              									aufgewendete Brennstoff durchaus nicht in voller Höhe auf der Verlustseite zu
                              									buchen. Man müßte nämlich bei der unmittelbaren Verbrennung der nassen Kohle das
                              									Wasser in der Feuerung verdampfen, was einen Aufwand von Heizstoff an dieser Stelle
                              									bedingt, der bei Verwendung von Briketts fortfällt. Endlich ist der Wärmeverlust
                              									durch Abgase bei trockener Kohle geringer als bei wasserreicher, deren Benutzung
                              									außerdem in vielen Fällen die Einführung von Sonderfeuerungen erforderlich macht,
                              									was gegenwärtig oft Schwierigkeiten verursachen dürfte. Die landläufige Ansicht, daß
                              									von den zur Herstellung von 1 t Briketts benötigten 3 t Rohkohle etwa 1 t verloren
                              									geht, ist demnach durchaus unzutreffend. Die Verhältnisse liegen vielmehr weit
                              									günstiger, wie die nachstehenden Betrachtungen zeigen dürften. Dieselben gelten
                              									unter Voraussetzung durchschnittlicher Betriebsverhältnisse. Es wurde angenommen,
                              									daß man mit 10 at Kesselspannung, 250° Dampf- und 100° Speisewassertemperatur
                              									arbeitet. Der Dampfverbrauch für 1 kg Wasserauftrocknung sollte 1,5 kg, der Heizwert
                              									der Rohkohle bei 58 v. H. Wassergehalt 2020 kcal, sein. Die Berechnung erstreckt
                              									sich auf die Verarbeitung von Brennstoff mit 45 v. H. beziehungsweise 60 v. H.
                              									Feuchtigkeit. Der Kesselwirkungsgrad wurde im ersteren Falle mit 65 v. H., im
                              									letzteren mit 62 v. H. angenommen. Es ergibt sich, daß der Brennstoffaufwand in der
                              									Brikettfabrik für die trocknere Kohle 17,2 v. H., für die feuchtere 31 v. H. des
                              									Rohgewichtes ist. Nun steigt aber die Ersparnis aus dem Kraftüberschuß des
                              									Trocknungsdampfes mit dem Wassergehalte der Braunkohle. Sie ist für die beiden
                              									betrachteten Fälle 1 v. H. bzw. 7–9 v. H. Auch bei der Berechnung des für die
                              									Beförderung der Kohle erforderlichen Brennstoffes zeigt es sich naturgemäß, daß die
                              									Brikettierung nasser Rohle die bedeutenderen Vorteile mit sich bringt. Die
                              									Ersparnisse betragen bei 45 v. H. Wassergehalt 1,4 v. H. und bei 60 v. H.
                              									Wassergehalt 2,7 v. H. Daß die Verfeuerung von Briketts anstatt von Rohkohle infolge
                              									der größeren Feuchtigkeit der letzteren ebenfalls eine Verringerung des
                              									Brennstoffaufwandes zur Folge hat, wurde schon erwähnt. Der hierdurch erwachsende
                              									Nutzen ist in den vorliegenden Fällen auf 5,8 und 9,9 v. H. anzuschlagen. Die
                              									entsprechenden, sich aus der Verkleinerung der Abwärmeverluste ergebenden
                              									Ersparnisse sind 1,1 v. H. und 2,1 v. H. Zieht man nunmehr von dem
                              									Brennstoffverbrauch in der Brikettfabrik die Gesamtersparnis ab, so ergibt sich bei
                              									der trockeneren Kohle ein Verlust von 7,9 v. H., welcher bei der feuchteren auf 8,3
                              									v. H. steigt. Er kann fraglos durch Verbesserung der Wärmewirtschaft in den
                              									Brikettfabriken noch verringert werden. Jedenfalls würde der verhältnismäßig kleine
                              									Mehraufwand an Brennstoff keinesfalls einen Eingriff in die Brikettfabrikation
                              									rechtfertigen, da ein solcher mit einer umfangreichen, schwer vorzunehmenden
                              									Umstellung hinsichtlich der Feuerungsanlagen verbunden wäre. Zum Schlusse sei noch
                              									darauf hingewiesen, daß bei Trocknung der Rohkohle in der Brikettfabrik die
                              									Möglichkeit besteht, den Wärmeverbrauch für die Verdampfung des Wassers durch
                              									Brüdenverwertung zu vermindern. (Dr.-Ing. Berner in Heft 14 und 15 der Ztschr. für
                              									Dampfkessel und Maschinenbetrieb).
                           Schmolke.
                           Allgemeines über Staubkohlenfeuerung. Im Jahre 1831 wurde
                              									in England das erste Patent auf Staubkohlenfeuerung erteilt, dem im Laufe der
                              									nächsten vier Jahrzehnte noch 20 weitere folgten. Indessen bald, nachdem Crampton
                              									1869 zu Woolwich an Puddelöfen Versuche mit dieser Feuerungsart vorgenommen hatte,
                              									stockte deren Weiterentwicklung. Erst 1893 tauchte der Gedanke an die Verwendung von
                              									Kohlenstaub von neuem auf. Es bildeten sich Bauformen für natürlichen Zug und
                              									Unterwind sowie für mechanische Zerstäubung aus. Aber auch damals verschwand die
                              									Staubkohlenfeuerung nach einigen Jahren wieder beinah vollständig. Nur in der
                              									Zementindustrie eroberte sie sich ein unbestrittenes Gebiet. Die hauptsächlichsten
                              									Gründe für die geringe Wettbewerbsfähigkeit der in jener Zeit patentierten
                              									Vorrichtungen ist in der Notwendigkeit besonderer Trocken- und Mahlanlagen sowie in
                              									den Schwierigkeiten beim Mahlen und Inbetriebsetzen zu suchen. Ueberdies war gute
                              									Kohle im Ueberfluß vorhanden und fielen die Heizerlöhne nicht wesentlich ins
                              									Gewicht. Jetzt haben die beiden letztgenannten Umstände eine Aenderung erfahren. Vor
                              									allem hofft man gegenwärtig, durch Einführung der Staubfeuerung ein
                              									Verwendungsgebiet für die erdigen Braunkohlen zu gewinnen.
                           Für die Verwendung eines Gemisches von fein gepulvertem Brennstoff mit kalter oder
                              									vorgewärmter Luft unterscheidet man das Mahlen, Zerstäuben, Entgasen, Zünden,
                              									Vergasen und das eigentliche Verbrennen. Die Feinheit der Mahlung ist vor allem von
                              									der Zündfähigkeit des Brennstoffes abhängig. Anthrazit und Koksstaub machen infolge
                              									ihrer Armut an Gasen die größte Feinheit erforderlich. Man gibt nötigenfalls einen
                              									Zuschlag von gasreicherem Heizmaterial. Nicht unerwähnt möge es bleiben, daß auch
                              									die Beschaffenheit der vorhandenen Gase von Einfluß ist. Vor allem dürfen die
                              									Bestandteile, welche bei der Erhitzung Wasserstoff oder wasserstoffreiches Gas
                              									abspalten, nicht vor der Verbrennung ausgeschieden werden, während die Entziehung
                              									der Teerbildner keine nachteiligen Folgen mit sich bringt. Dieser Umstand ist für
                              									die Verwendung von Halb- und Grudekoks bedeutungsvoll. Zur Zerstäubung und Mischung
                              									benutzt man fast ausschließlich Ventilatorwind, dessen Druck in Rücksicht auf den
                              									Kraftverbrauch niedrig gehalten wird. Man führt die Luft entweder gemeinsam mit dem
                              									Brennstoff zu oder geteilt in Misch- und Beiluft. In letzterem Falle ist eine
                              									Vorwärmung möglich. Sobald der Staub in die heiße Verbrennungskammer tritt, beginnt
                              									die Entgasung und Entzündung. Hieran schließt sich die Vergasung des Heizstoffes und
                              									endlich die
                              									Verbrennung der entwickelten Gase. Ist der Aufenthalt der Staubteilchen in dem für
                              									diese Vorgänge bestimmten Raume zu kurz oder die dort herrschende Temperatur zu
                              									niedrig, so wird entgaster, aber nur teilweise vergaster Brennstoff an Stellen
                              									gelangen, wo die Vollendung der Verbrennung unterbrochen wird. Dies führt zur
                              									Flugkoksbildung. Ein bemerkenswerter Vorzug der Staubfeuerung ist die Möglichkeit,
                              									der Flamme nach Bedarf einen oxydierenden, reduzierenden oder neutralen Charakter zu
                              									geben. Ferner lassen sich hohe Temperaturen sowie große Wärmegefälle erzeugen und
                              									ausnutzen. Man arbeitet mit geringem Luftüberschuß und hat somit wenig
                              									Abwärmeverluste und rauchlose Verbrennung. Die Heizerlöhne erfahren eine
                              									beträchtliche Verringerung und die Abschlackpausen kommen in Fortfall. Endlich
                              									bietet die Verwendung von Brennstoffen, die sich infolge ihrer Feinkörnigkeil: für
                              									andere Feuerungsarten wenig eignen, keine Schwierigkeit. Als Nachteile der
                              									Staubfeuerung sind die erheblichen Anlage- und Kraftkosten für das Trocknen und
                              									Mahlen zu betrachten. Auch entstehen bisweilen Unzuträglichkeiten infolge
                              									Flugaschenbildung und liegt bei unvorsichtiger Inbetriebsetzung einer kalten
                              									Feuerung Explosionsgefahr vor. Bei guter Vorwärmung, zu welcher die Abhitze
                              									ausgenutzt werden kann, steigt die Verbrennungstemperatur auf etwa 1850°. Wenngleich
                              									man in der Zementindustrie für Staubfeuerungen meist Steinkokle und Mischungen
                              									derselben mit Koks und Anthrazit verwendet, wurde auf Grund von Betriebserfahrungen
                              									bereits der Nachweis geführt, daß auch die Benutzung vieler Abfallstoffe aus der
                              									Kohlensortiererei möglich ist. Ganz besonders wertvoll wäre es, wenn man die erdige
                              									Braunkohle in den genannten Vorrichtungen verbrennen könnte. Vor allem iür die
                              									mitteldeutsche Industrie würden sich hierdurch ungeahnte Aussichten eröffnen.
                              									Staubfeuerungen eignen sich in erster Linie für Oefen, bei denen hohe Temperaturen
                              									nutzbringend sind und der Einfluß von Asche nicht nachteilig wirkt. Letzteres ist
                              									beispielsweise bei Zementöfen der Fall. Dort geht nämlich die Asche zum Teil in den
                              									Zement über und wird als solcher verkauft. Auch Flammöfen, die ständig mit einer
                              									Schlackendecke arbeiten, sind für Staubfeuerung geeignet, da bei ihnen die
                              									Ablagerung von Flugasche wenig schadet. Für ortsfeste und bewegliche Dampfkessel
                              									kommt die Staubkohlenfeuerung in Frage, wenn der Heizstoff die zur unmittelbaren
                              									wirtschaftlichen Verbrennung erforderlichen Eigenschaften nicht aufweist. Die
                              									Verwendung gepulverter Kohle scheidet aus für die Wannenöfen der Glasindustrie mit
                              									Rücksicht auf die unzulässige Verunreinigung des Glases. Auch das Gebiet des
                              									Hausbrandes und der Leuchtgaserzeugung kommt für Staubfeuerung nicht in Betracht.
                              									(H. Richarz in Heft 15 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
                           Schmolke.
                           Eine neue Oelraffinerie in der Nähe von Swansea (Wales).
                              									Die neue große Anlage, die voraussichtlich im März in Betrieb kommen wird, liegt in
                              									den Bergen bei Skewen, 4 Meilen vom Hafen Swansea entfernt; sie gehört der
                              									Anglo-Persian Oil Co. Es sind 4 große Gußeisen-Tanks errichtet worden, die ein
                              									Fassungsvermögen von je 2500000 Gallonen haben; drei davon sollen zur Aufnahme des
                              									Rohöls aus den Tankschiffen, der vierte als Behälter für das raffinierte Oel dienen.
                              									Von den ersteren wird das Oel in die Fabrik gepumpt. Die Gesamtleistungsfähigkeit
                              									der Neuanlage beträgt 12000–15000 Oel je Woche; man hofft die Leistung innerhalb
                              									zweier Jahre verdoppeln zu können. Die Hauptmenge des Rohöls kommt von den
                              									persischen Gebieten. Die Entleerung und Beladung der Tankschiffe ist in jeder
                              									Hinsicht neuzeitlich. Von den Behältern zu den Kais sind Rohrleitungen gelegt.
                              									(Chemical and Metallurgical Engineering, 2. Febr. 1921, S. 200.)
                           K.
                           
                        
                           Materialprüfung.
                           Einfluß des Mangans auf die Festigkeitseigenschaften des
                                 										schmiedbaren Gusses. Versuchsergebnisse haben gezeigt, daß in bezug auf die
                              									Festigkeitseigenschaften des schmiedbaren Gusses auch ein höherer Mangangehalt als
                              									0,4 v. H. zulässig ist. Zwischen Mangangehalt, Glühdauer und
                              									Festigkeitseigenschaften sind von Leuenberger folgende
                              									Beziehungen festgestellt worden: 1. mit steigendem Mangangehalt nimmt die
                              									Zugfestigkeit zu; 2. bis zu etwa 1 v. H. hat Mangan keinen Einfluß auf die Dehnung,
                              									die erst bei höherem Mangangehalt abnimmt; 3. mit der Dauer des Glühfrischens nimmt
                              									die Zugfestigkeit ab, während die Dehnung entsprechend wächst; 4. je länger die
                              									Glühdauer ist, desto höher darf der Mangangehalt sein, ohne ungünstig auf die
                              									Dehnung einzuwirken. (Stahl und Eisen 1921, S. 285 ff.)
                           K.
                           
                        
                           Bergbau.
                           Die Kohlenförderung Europas. Zu allen Zeiten war die Kohle
                              									eines unserer wichtigsten Zahlungs- und Tauschmittel gegenüber dem Ausland, und auch
                              									im Kriege waren wir trotz des bestehenden Kohlenmangels gezwungen, die notwendigsten
                              									Lebensmittel aus den neutralen Ländern vorwiegend mit Kohle zu kaufen. Unsere
                              									Kohlenausfuhr ging während des Krieges hauptsächlich nach der Schweiz, Holland und
                              									Dänemark. Die Kohlenförderung der Schweiz ist sehr gering, daher ist dieses Land
                              									trotz seiner großen Wasserkräfte in hohem Maße auf Kohleneinfuhr angewiesen. Von
                              									jeher stand Deutschlands Kohleneinfuhr in die Schweiz an erster Stelle, doch ist sie
                              									im Kriege natürlich stark zurückgegangen, so daß die Schweiz ihren Bedarf in
                              									verstärktem Maße aus anderen Ländern decken mußte. Neuerdings macht besonders
                              									Belgien große Anstrengungen, seine Kohlenausfuhr nach der Schweiz zu steigern,
                              									weshalb wir dafür sorgen müssen, daß wir dieses wichtige Absatzgebiet nicht
                              									verlieren.
                           Holland förderte im Kriege durchschnittlich im Jahre 3 Mill. t Steinkohle und etwa
                              									1,5 Mill. t Braunkohle. Da die Eigenförderung zur Deckung des Bedarfes jedoch nicht
                              									ausreicht, ist auch Holland in hohem Maße von der Einfuhr abhängig. Aehnlich liegen
                              									die Verhältnisse in Spanien, dessen Kohlenförderung im Jahre 1917 rund 6 Mill. t
                              									betrug, davon 311000 t Anthrazit und 637000 t Braunkohle. Es ist klar, daß Spanien
                              									zur Deckung seines Kohlenbedarfs sich in erster Linie an England wenden wird, so daß
                              									also die Lieferung deutscher Kohle hier nicht in Frage kommt.
                           England, das einen Hauptanteil an der Weltkohlenförderung hat, förderte im Jahre 1918
                              									rund 228 Mill. t, wogegen die Förderung vor dem Kriege erheblich größer war.
                              									Infolgedessen kann England große Kohlenmengen ausführen. Frankreichs Kohlenförderung
                              									ging in den ersten Kriegsjahren bis auf 20 Mill. t zurück, so daß es beträchtliche
                              									Mengen einführen mußte. Jedoch hob sich bis zum Ende des Krieges die Kohlenförderung
                              									der französischen Gruben im Süden und in der Mitte des Landes derart, daß es gelang,
                              									den durch die Besetzung der wichtigen Kohlenreviere in Nordfrankreich verursachten
                              									Ausfall wieder auszugleichen. Italien, das früher eine beträchtliche Kohleneinfuhr
                              									aus England hatte, litt während des Krieges besonders stark unter Kohlennot und war
                              									infolgedessen bemüht, die einheimische Braunkohlenförderung zu steigern, was jedoch
                              										nur in
                              									bescheidenen Grenzen gelang. Als wichtige Abnehmer deutscher Kohle sind schließlich
                              									noch Deutsch-Oesterreich und Dänemark, die beide sehr arm an eigenen Kohlen sind, zu
                              									nennen. (Bayer. Ind.- und Gewerbebl. 1920, S. 115–116.)
                           Sander.
                           
                        
                           Hüttentechnik.
                           Stand der Nebenerzeugnisgewinnung in den Vereinigten
                                 										Staaten. Im Jahre 1920 betrug die Kokserzeugung mit Nebenprodukten etwa
                              									30700000 t. Das bedeutet eine Steigerung von 22 v. H. gegen das Vorjahr und ist
                              									neben anderen Gründen auf die Neueinführung von 850 Oefen zurückzuführen. Nicht nur
                              									die Menge des Kokses ist größer als je zuvor, sondern auch das Ausbringen an Koks
                              									aus Nebengewinnungsöfen stieg auf etwa 60 v. H.; nur 40 v. H. des Kokses werden noch
                              									in Bienenkorböfen erzeugt. – Es ist anzunehmen, daß die Verwendung von
                              									Bienenkorböfen eine Zeitlang weiter zurückgehen wird, so daß über kurz oder lang
                              									diese unwirtschaftlich arbeitenden Oefen nur noch eine ganz untergeordnete Rolle
                              									spielen werden. (Chemical and Metallurgical Engineering 1921, 9. Febr., S. 239.)
                           K.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Die Aussichten der Stickstoffindustrie in England. Das
                              									englische Munitionsministerium hat bekanntlich während des Krieges ein besonderes
                              									Komitee für die Untersuchung der Möglichkeiten und Aussichten einer
                              									Luftstickstoffindustrie eingesetzt. Dieses Komitee, dem die bedeutendsten Fachmänner
                              									angehörten, hat einen sehr umfangreichen Bericht erstattet, der in England mit
                              									großer Ungeduld erwartet wurde und vor einiger Zeit veröffentlicht worden ist.
                              									Dieser Bericht mit seinen zahlreichen Beilagen und Statistiken stellt eine sehr
                              									umfassende und gründliche Sammlung des ganzen erreichbaren Materials über die
                              									Stickstoffrage dar und ist auch für die deutschen Fachkreise von hohem Interesse.
                              									Einem in der „Chemischen Industrie“ veröffentlichten Auszug aus den
                              									Abschnitten des Berichtes, die die Entwicklung der Stickstoffindustrie während des
                              									Krieges behandeln, entnehmen wir die folgenden Mitteilungen. Nach einleitenden
                              									Bemerkungen über die Steigerung des Verbrauchs an Chilesalpeter und Ammoniumsalzen
                              									in den Ententestaaten verbreitet sich der Bericht eingehend über die Entwicklung der
                              									Luftstickstoffindustrie in den einzelnen Ländern. Über die Entwicklung der norwegischen Stickstoffindustrie werden folgende Zahlen
                              									über die Ausfuhr (in Tonnen) angegeben:
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1914
                                 1915
                                 1916
                                 1917
                                 
                              
                                 Ammonnitrat
                                   9107
                                 11959
                                 26459
                                 59639
                                 63578
                                 
                              
                                 Kalksalpeter
                                 70927
                                 75176
                                 38609
                                 46001
                                 35921
                                 
                              
                                 Kalkstickstoff
                                 22111
                                 13720
                                 24609
                                 13152
                                   2313
                                 
                              
                           An diesen Zahlen ist besonders bemerkenswert die starke
                              									Zunahme in der Erzeugung von Ammonnitrat, das vor dem Kriege nur in geringer Menge
                              									hergestellt wurde, sowie der Rückgang der Erzeugungan Kalksalpeter, dervor dem
                              									Kriege das Haupterzeugnis der norwegischen Fabriken war. Der besonders starke
                              									Rückgang der Kalkstickstoffausfuhr läßt darauf schließen, daß auch in Norwegen ein
                              									erheblicher Teil des erzeugten Kalkstickstoffs im Kriege auf Ammoniak verarbeitet
                              									worden ist. Andererseits hat sich aber auch der einheimische Verbrauch an
                              									Kalkstickstoff zu Düngezwecken in Norwegen ziemlich stark vergrößert (von 6–7000 t
                              									im Jahre 1913 auf 20000 t im Jahre 1917).
                           Ueber die Entwicklung des Verfahrens von Haber in Deutschland spricht sich der
                              									Bericht sehr anerkennend aus unter Anführung der unseren Lesern hinreichend
                              									bekannten statistischen Zahlen.D. P. J. 1919, S. 183. Die Entwicklung dieser Industrie wird als
                              									eine „beispiellose Leistung“ bezeichnet. Weiter werden über die Entwicklung
                              									der Kalkstickstoffindustrie, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen
                              									anderen am Kriege beteiligten Staaten sehr große Fortschritte gemacht hat. nähere
                              									Angaben gemacht.
                           Von der katalytischen Oxydation des Ammoniaks wird in dem
                              									Bericht bemerkt, daß dieses Verfahren vor dem Kriege keine allzugroße Bedeutung
                              									besaß, daß es aber in Deutschland im Zusammenhang mit der Ammoniaksynthese alsbald
                              									im allergrößten Maßstabe zur Durchführung gebracht wurde, sodaß bereits im Jahre
                              									1916 in Deutschland etwa 120000 t Salpetersäure auf diesem Wege hergestellt werden
                              									konnten. Auch in den Ententeländern hat man sich dieses Verfahrens bedient, obwohl
                              									dort nicht ein solch ausgesprochener Zwang hierzu vorhanden war wie gerade in
                              									Deutschland, das von der Salpeterzufuhr völlig abgeschnitten war.
                           Ueber die Lage der chilenischen Salpeterindustrie sagt der
                              									Bericht, daß sich die Entwicklung des Verbrauchs in den einzelnen Ländern während
                              									der nächsten Jahre nicht mit Sicherheit voraussehen lasse. Bei der großen Entfernung
                              									Chiles von den Verbrauchsgebieten werde infolge der hohen Frachtsätze der Verbrauch
                              									an Salpeter natürlich erschwert, was besonders für Deutschland zutrifft, das früher
                              									den größten Salpeterverbrauch hatte. Die technische Produktionsmög-keit Chiles wird
                              									auf 100 Jahre geschätzt, jedoch ist die Lage in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu
                              									wenig geklärt, um derartige Prophezeiungen als sicher anzunehmen. Die künftige
                              									Entwicklung der englischen Ammoniakindustrie ist außer von wirtschaftlichen Momenten
                              									sehr wesentlich auch von der Frage der Brennstoffausnutzung abhängig, die in dem
                              									Bericht gleichfalls ausführlich erörtert wird.
                           Bezüglich der Zukunft der synthetischen
                                 										Stickstoffgewinnung betont der Bericht, daß die zahlreichen im Kriege
                              									errichteten Werke mit sehr hohen Kosten erbaut worden sind, sodaß gerade bei diesen
                              									Anlagen sehr große Abschreibungen seitens der Regierung notwendig sein dürften. Auf
                              									die künftige Preisgestaltung werden nach Ansicht des Komitees das Haber-Verfahren sowie das Kalkstickstoffverfahren einen
                              									weitgehenden Einfluß haben, und es ist bei einer erheblichen Ausdehnung der
                              									Erzeugung von synthetischem Ammoniak mit einem stärkeren Preisrückgang zu rechnen.
                              									Ueber den internationalen Wettbewerb glaubt der Bericht keine bestimmten Angaben
                              									machen zu können, weil auf diesem Gebiete vorerst die Verhältnisse noch sehr unklar
                              									sind und weil vor allem in den einzelnen Ländern ganz abweichende Verhältnisse
                              									bestehen. Jedenfalls werde in Zukunft ein ernster Wettbewerb zwischen den Erzeugern
                              									synthetischer und den Erzeugern nichtsynthetischer Stickstoffverbindungen zu
                              									erwarten sein.
                           Am Schluß des Berichts wird die Frage erörtert, auf welche Weise man sich in England
                              									gegen alle Wechselfälle eines zukünftigen Krieges hinsichtlich der Beschaffung von
                              									Stickstoffverbindungen sichern könne. Dabei wird in erster Linie empfohlen, das
                              									Kalkstickstoffverfahren auch in England entweder mit oder ohne Unterstützung des
                              									Staates zur Ausführung zu bringen. Ferner wird aber auch die Einführung des
                              									Verfahrens von Haber empfohlen, nach dem im Kriege in Billingham-on-Tees
                              									im Jahre 1918 eine staatliche Anlage zur Gewinnung von Ammoniak und Ammoniumnitrat
                              									errichtet worden ist. Die Erzeugung dieser Fabrik solle jährlich mindestens 10000 t
                              									Ammoniak betragen, und es wird weiter empfohlen, dieser Fabrik eine Anlage zur
                              									Oxydation des Ammoniaks anzugliedern für eine Leistung von 10000 t 95%iger
                              									Salpetersäure. Schließlich wird noch die wissenschaftliche und technische
                              									Erforschung des Verfahrens von Häusser, des
                              									Zyanidverfahrens sowie der Verkokung der Kohle bei niedriger Temperatur
                              									vorgeschlagen wie überhaupt die Sammlung und Verfolgung aller wissenschaftlichen
                              									Versuche auf dem Gebiete der Stickstoffrage. (Chem. Industrie 1920, S. 261–264).
                           Sander.
                           
                        
                           Psychotechnik.
                           Psychotechnischer Lehrgang Sommersemester 1921 vom 1. Mai bis
                                 										1. August 1921. Im Sommersemester 1921 findet ein psychotechnischer
                              									Lehrgang an der Technischen Hochschule Charlottenburg statt, in dem neben
                              									theoretischer Einführung in die Grundwissenschaften der Psychotechnik praktische
                              									Uebungen der Teilnehmer in der Ausführung von Eignungsprüfungen an Jugendlichen und
                              									Erwachsenen vorgesehen sind.
                           Die Teilnehmerzahl beträgt höchstens 10. Jeder einzelne soll angeleitet werden,
                              									zunächst unter Aufsicht und dann selbständig, psychotechnische Prüfungen und
                              									Arbeiten auszuführen.
                           Zu Lehr- und Uebungszwecken stehen die Einrichtungen der Technischen Hochschule,
                              									insbesondere des psycho-technischen Laboratoriums des Versuchsfeldes für
                              									Werkzeugmaschinen und Betriebslehre sowie des Institutes für Wirtschaftspsychologie
                              									an der Handels-Hochschule Berlin zur Verfügung. Folgendes
                                 										Arbeitsprogramm soll zu Grunde gelegt werden.
                           I. Psychologie.
                           
                              1. Vorlesungen über theoretische Psychologie,
                              2. Vorlesungen über praktische Psychologie,
                              3. praktische psychologische Uebungen,a) Einführung in die Praxis der industriellen
                                       												Lehrlingsuntersuchungen,b) Apparatenkunde und Auswertungsverfahren,c) Eignungsprüfungen für kaufmännische Berufe und
                                       												Reklame-Begutachtungen,d) Intelligenz- und Begabungsprüfungen,e) Eignungsprüfungen für Verkehrsberufe.
                              
                           II. Betriebswissenschaften und Berufskunde.
                           
                              1. Fabrikorganisation (Vorlesung),
                              2. Werkstättenkunde(Vorlesung mit Demonstrationen),
                              3. Kaufmännische Berufskunde (Vorlesung mit
                                 										Betriebsbesichtigung).
                              
                           III. Volkswirtschaftslehre.
                           IV. Psychiatrie.
                           
                              1. Vorlesungen über Störungen des Seelenlebens,
                              2. Uebungen zur Konzentration und Gedächtnislehre.
                              
                           V. Physiologie und Anatomie.
                           Vorlesungen unter besonderer Berücksichtigung des Nervensystems und der
                              									Sinnesorgane.
                           VI. Besichtigungen psychotechnischer Laboratorien.
                           Die Gebühren der Kursteilnehmer setzen sich aus Honoraren für die
                              									Hochschulvorlesungen und Uebungen sowie den Kosten für die Sonderveranstaltungen des
                              									Kurses zusammen. Sie belaufen sich auf etwa M. 600 monatlich für Reichsdeutsche
                              									und M. 1000 monatlich für Ausländer. Anmeldungen für den Lehrgang sind bis zum 25.
                              									April an Industrielle Psychotechnik, Charlottenburg,
                                 										Fraunhoferstr. 11/12 zu richten.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Feier des 25jährigen Bestehens am Kyffhäuser-Technikum in Frankenhausen. Das Kyffhäuser-Tech-nikum, die in
                              									Fachkreisen bekannte technische höhere Lehranstalt, feiert in der Zeit vom 14.–17.
                              									Mai sein 25jähriges Bestehen. Herr Professor Huppert, der seit etwa 20 Jahren die
                              									Leitung der Anstalt hat, ladet hiermit alle ehemaligen Lehrer und Schüler der
                              									Anstalt herzlichst zu dieser Feier ein. Alle diejenigen, welche beabsichtigen, zu
                              									Pfingsen Frankenhausen einen Besuch abzustatten, wollen ihre Adresse dem
                              									Festausschuß mitteilen.
                           11. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gießereifachleute,
                                 										E. V. Vom 20. bis 22. Mai 1921 hält der Verein Deutscher Gießereifachleute
                              									in Berlin in den Gesellschaftsräumen des Zoologischen Gartens seine Hauptversammlung
                              									ab. Das Programm sieht u.a. einen Besuch der Werkzeugmaschinenfabrik, Eisen- und
                              									Metallgießerei der Firma Ludwig Loewe & Co., A.-G., Berlin NW., Huttenstraße
                              									17/19, vor.
                           Die technische Tagesordnung weist folgende Vorträge auf:
                           
                              1. Regierungsbaumeister Fraenkel, Berlin über: „Der
                                    											Gebläsebeton unter besonderer Berücksichtigung seiner Anwendung bei
                                    											Gießereien“.
                              2. Stahlwerksdirektor Ingenieur Dr. Erdmann Kothny, Traisen N.
                                 										Oe. über „Ein neues Formkastensystem“.
                              3. Professor Dr. Guertler, Berlin über: „Verbesserung des
                                    											Gußeisens durch Zusatz neuerer Elemente“.
                              4. Zivil-Ingenieur J. Mehrtens, Berlin über: „Bericht über
                                    											die Tätigkeit der Arbeits- und Fachausschüsse“.
                              5. Geheimer Bergrat Professor B. Osane, Clausthal über:
                                 											„Ausblicke auf die Anwendung des Flammofens im
                                    										Gießereibetrieb“.
                              6. Professor Dr. A. Kessner, Berlin über: „Der technische
                                    											Lehrfilm. Vorführung eines Films mit Trickzeichnungen über die
                                    											Roheisenerzeugung“.
                              
                           Anmeldungen zur Hauptversammlung sind zu richten: an die Geschäftsstelle des Vereins
                              									Deutscher Gießereifachleute, Berlin-Charlottenburg 2, Gervinusstraße 20.
                           Rohölerzeugung der Vereinigten Staaten. Nach den jetzt
                              									vorliegenden Nachrichten betrug 1920 die Rohölförderung 444804000 Barrels und
                              									überstieg die des Vorjahres um 67000000 Barrels. (Petroleum, 1. März 1921, S.
                              									231.)
                           K.
                           Erdölerzeugung Amerikas. Nach einer Aufstellung des United
                              									States Geological Survey besitzen die Vereinigten Staaten 258600 Oelbohrlöcher mit
                              									einer täglichen durchschnittlichen Erzeugung von 4,98 Barrels. An erster Stelle
                              									steht Pennsylvanien mit 67600 Bohrlöchern, die aber verhältnismäßig die niedrigste
                              									Tageserzeugung haben (0,3 Barrels). Die 50700 Bohrlöcher Oklahomas liefern
                              									durchschnittlich 6 Barrels. Im Monat November 1920 betrug die Gesamterzeugung in den
                              									Vereinigten Staaten 39090000 Barrels. (Chemical and Metallurgical Engineering, 9.
                              									Febr. 1921, S. 266.)
                           
                              K.