| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 188 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmewirtschaft.
                           Ersparnisse durch Verwendung von Absperrvorrichtungen mit
                                 										geringem Einzelwiderstand. Die meisten Vorschläge, welche gemacht werden in
                              									dem Bestreben, die Wärmeausnutzung wirtschaftlicher zu gestalten, beschäftigen sich
                              									mit dem Verbrennungsvorgange und der Veredelung des Heizstoffes. Zweifellos sind
                              									aber größere Fortschritte bei der Verwendung der Wärme zu erzielen als bei ihrer
                              									Erzeugung. Starke Verluste treten beispielsweise bei der Fortleitung der an Dampf,
                              									Flüssigkeiten oder Luft gebundenen Wärme auf. Sie sind jedoch bis zu einem gewissen
                              									Grade vermeidbar. Vermindert man nämlich die Widerstände in den Leitungen, so lassen
                              									sich mit ihnen größere Leistungen erreichen oder man erhält dieselbe Leistung bei
                              									geringerer Rohrweite. Dies ist als ein Vorzug zu betrachten, denn bei engeren
                              									Leitungen sind die Wärmeverluste und Herstellungskosten kleiner* Besonders große
                              									Einzelwiderstandszahlen besitzen meist die Absperrvorrichtungen. Sie können
                              									andrerseits leicht ausgebaut und ersetzt werden. Hier ist also die Möglichkeit
                              									gegeben, schnell und wirksam Abhilfe zu schaffen. Den zahlenmäßigen Nachweis dafür
                              									liefert K. Schmidt in Heft 13 der Zeitschrift für
                              									Dampfkessel und Maschinenbetrieb. Er untersuchte eine Rohrleitung für Heißdampf mit
                              									einer Absperrvorrichtung am Anfang und am Ende. Ihre Länge betrug 50 m. Die
                              									Anfangsspannung war 9,6 at bei 300° C. Für die Fortbewegung eines Dampfgewichtes von
                              									3400 kg/St, nutzte man einen Spannungsabfall von 6000 kg/m2 aus. Schieber, Eck- und Durchgangsventil wurden
                              									hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit verglichen, indem man die für die
                              									verschiedenen Absperrvorrichtungen erforderlichen Rohrweiten rechnerisch ermittelte.
                              									Es zeigte sich, daß die Verwendung von Schiebern an Stelle von Durchgangs- und
                              									Eckventilen eine Ersparnis von Anlage kosten im Betrage von 2314 beziehungsweise
                              									1212 M. mit sich bringt. Der Aufwand für die jährlichen Brennstoffkosten ist bei
                              									Schiebern um 1650 M. und bei Eckventilen um 963 M. geringer als bei
                              									Durchgangsventilen, sofern eine Betriebszeit von 8760 Jahresstunden angenommen wird.
                              									Berücksichtigt man ferner die Summen für Verzinsung, Abschreibung und
                              									Instandhaltung, so ergibt sich, daß durch zweckmäßige Maßnahmen ganz erhebliche
                              									Gesamtersparnisse zu erzielen sind. Diese betragen in dem vorliegenden Beispiele bei
                              									Benutzung eines Schiebers 2344 M. und bei Eckventilen 1327 M. im Jahre. Wenn die zu
                              									fördernde Dampfmenge steigt, wächst auch die erreichbare Kostenverminderung. Da
                              									gegenwärtig die jährlichen Aufwendungen für Brennstoff fast ebenso groß sind als die
                              									einmaligen Anlage- und Umbaukosten, gelangt man zu dem Ergebnis, daß der Aufwand für
                              									den Umbau einer 94-mm-Leitung mit Durchgangsventil in eine 76-mm-Leitung mit
                              									Schieber in etwa 4 Jahren nur durch Brennstoffersparnis abgeschrieben werden kann.
                              									In vielen Fällen dürfte es sich als nutzbringend erweisen, wenigstens die
                              									Hauptwiderstände aus den Leitungen zu entfernen. Bei derartigen Verbesserungen
                              									könnte vielleicht die Hauptstelle für Wärme Wirtschaft und ihre Landesstellen
                              									mitwirken. Auch vom Verbände der Zentralheizungsindustrie sind voraussichtlich
                              									wertvolle Anregungen zu erwarten. Indessen darf nicht übersehen werden, daß bei
                              									Leitungen für Wärmeapparate und Heizung die Ersparnisse kleiner sind als bei
                              									Kraftleitungen.
                           Auch die Beförderung von Warmwasser mit Hilfe eines Rohres von 50 m Länge zieht
                              									Schmidt in den Kreis seiner Betrachtungen. Nimmt man an, daß die Leistung 58000 W.
                              									E. die Temperaturdifferenz 20° (80°/60°), der Druckverlust 31,5 mm W. S. und die
                              									Betriebsdauer 5760 Stunden im Jahre ist, so beträgt die Gesamthöchstersparnis 516 M.
                              									gegenüber 2344 M. bei der untersuchten Dampfleitung. Sie wird, wenn es sich um
                              									kaltes Wasser handelt, noch geringer, fällt aber auch dann ins Gewicht. (K. Schmidt
                              									in Ztschr. für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
                           Schmolke,
                           
                        
                           Bergbau.
                           Die Entwicklung der Kokserzeugung in Großbritannien. Der
                              									Krieg mit seinem großen Bedarf an Stickstoffverbindungen und Teererzeugnissen ist
                              									auch auf die Entwicklung der Kokserzeugung in Großbritannien nicht ohne Einfluß
                              									geblieben. Zwar weist die Kokserzeugung nur in den Jahren 1914 und 1915 einen
                              									Rückgang auf gegenüber dem Jahre 1913, während in den folgenden Jahren eine
                              									beträchtliche Zunahme zu verzeichnen ist, besonders bemerkenswert ist aber die
                              									starke Abnahme der alten Koksöfen ohne Nebenproduktengewinnung und die vermehrte
                              									Anwendung neuzeitlicher Oefen von großer Durchsatzmenge, die mit Einrichtungen zur
                              									Gewinnung von Teer und Ammoniak versehen sind. So zeigt sich im Jahre 1918 eine
                              									Abnahme der Ofenzahl um rund 4700 Stück gegenüber dem Jahre 1913 bei gleichzeitig
                              									stark vergrößerter Kokserzeugung. Einer ausführlichen Statistik, die in der
                              									Zeitschrift „Glückauf“ veröffentlicht ist, entnehmen wir die folgenden
                              									Angaben.
                           Kokserzeugung Großbritanniens (in
                              									Mill. long tons)
                           
                              
                                 
                                 Zechenkokereien
                                 Gaswerke
                                 Gesamterzeugung
                                 Wert (Mill. £
                                 
                              
                                 1908
                                 11,15
                                 7,32
                                 18,47
                                 12,44
                                 
                              
                                 1909
                                 11,50
                                 7,37
                                 18,87
                                 11,90
                                 
                              
                                 1910
                                 11,92
                                 7,41
                                 19,33
                                 12,73
                                 
                              
                                 1911
                                 11,47
                                 7,48
                                 18,95
                                 12,45
                                 
                              
                                 1912
                                 10,72
                                 7,63
                                 18,35
                                 13,80
                                 
                              
                                 1913
                                 12,80
                                 7,83
                                 20,63
                                 17,46
                                 
                              
                                 1914
                                 11,05
                                 7,92
                                 18,97
                                 13,25
                                 
                              
                                 1915
                                 11,91
                                 8,15
                                 20,06
                                 18,27
                                 
                              
                                 1916
                                 13,29
                                 8,10
                                 21,39
                                 26,72
                                 
                              
                                 1917
                                 13,56
                                 8,44
                                 22,00
                                 30,68
                                 
                              
                                 1918
                                 13,12
                                 7,95
                                 21,07
                                 35,41
                                 
                              
                           Von dieser Menge werden ungefähr neun Zehntel in England erzeugt, und zwar lieferten
                              									im Jahre 1918 allein die Grafschaften Durham und Yorkshire fast 10 Mill. l. t,
                              									wogegen der Anteil von Wales, Schottland und Irland recht gering ist. Bezüglich der
                              									Menge der Nebenproduktengewinnung enthält die britische Bergbaustatistik keine
                              									Zahlen, jedoch ist die folgende Gegenüberstellung der verwendeten Oefen mit und ohne
                              									Nebenproduktengewinnung recht lehrreich:
                           In Großbritannien betriebene Koksöfen
                           
                              
                                 
                                 
                                    ohne
                                    
                                 
                                    mit
                                    
                                 
                                 
                              
                                 Jahr
                                 Nebenproduktengewinnung
                                 Zusammen
                                 
                              
                                 1909
                                 17393
                                 6789
                                 24182
                                 
                              
                                 1911
                                 14301
                                 6882
                                 21183
                                 
                              
                                 1913
                                 13167
                                 7839
                                 21006
                                 
                              
                                 1915
                                   7521
                                 9053
                                 16574
                                 
                              
                                 1917
                                   7013
                                 9527
                                 16540
                                 
                              
                                 1918
                                   6615
                                 9677
                                 16292
                                 
                              
                           (Glückauf 1920, S. 261.)
                           Sander.
                           
                           Deutschlands Schwefelversorgung. Unsere
                              									Schwefelversorgung war vor dem Kriege in der Hauptsache vom Bezug ausländischer
                              									Rohstoffe abhängig und es bedurfte bekanntlich großer Anstrengungen, um den während
                              									des Krieges noch vergrößerten Bedarf unserer chemischen Industrie aus inländischen
                              									Quellen zu decken, zumal die gesamte Sprengstoffindustrie von der ausreichenden
                              									Belieferung mit Schwefelsäure abhängig war. Um einen Rohstoffmangel dieser Industrie
                              									zu vermeiden, wurden zunächst die Schwefelkieslager von Meggen einem verstärkten
                              									Abbau unterworfen; daneben wurde namentlich von der Zellstoffindustrie zur
                              									Herstellung von schwefliger Säure in weit größerem Umfang als bisher ausgebrauchte
                              									Gasreinigungsmasse verwendet. Schließlich wurden von den verschiedensten Seiten
                              									Versuche unternommen, aus natürlich vorkommenden Sulfaten, besonders Gips und
                              									Kieserit, schweflige Säure zu gewinnen. Das Verfahren, Kieserit mit Kohle gemischt
                              									in Drehrohröfen zu erhitzen, wurde bald wieder aufgegeben, da namentlich der
                              									Flugstaub von Magnesiumoxyd bei der Weiterverarbeitung der schwefligen Säure sehr
                              									störend wirkte. Dagegen gelang es, ein Gemisch von Gips und Koks in
                              									Drehrostgeneratoren mit Erfolg zu verarbeiten, wobei Röstgase von hinreichender
                              									Konzentration erhalten wurden. Weiter ist es gelungen, aus einem Gemisch von Gips,
                              									Ton und Sand im Drehrohrofen einen brauchbaren Zement herzustellen und die
                              									schwefligsäurehaltigen Abgase nach dem Kontaktverfahren auf Schwefelsäure zu
                              									verarbeiten.
                           Elementarer Schwefel, der vor dem Kriege in einer Menge von etwa 45000 t jährlich zur
                              									Herstellung von Kautschuk, Schwefelkohlenstoff und Leuchtfeuern, namentlich aber im
                              									Weinbau, gebraucht wurde, war zu Beginn des Krieges in genügenden Mengen vorhanden,
                              									auch wurden nicht unbeträchtliche Mengen von zwei Betrieben im Rheinland bei der
                              									Gewinnung von Leblanc-Soda bzw. von Bariumkarbonat als Nebenprodukt gewonnen. Da
                              									diese beiden Betriebe jedoch nur etwa 600 t Schwefel im Monat liefern konnten und
                              									noch weitere 2000 t benötigt wurden, mußte im Laufe des Krieges auch die künstliche
                              									Gewinnung von freiem Schwefel aus Gips in Angriff genommen werden. Zu diesem Zweck
                              									wurden, wie Dr. Kaselitz in der Zeitschr. f. angewandte
                              									Chemie 1920, S. 49–51, näher ausführt, im Frühjahr 1916 zwei besondere
                              									Gesellschaften gegründet, die Sulfur-G. m. b. H. in
                              									Walbeck sowie die Deutsche Claus-Schwefelgesellschaft in Bernburg, die erste mit einer täglichen Erzeugung
                              									von 30 t, die letztere mit 50 t Tagesleistung. Für die Wahl dieser Orte war die
                              									unmittelbare Nähe von Kaliwerken maßgebend, weil für die Schwefelgewinnung große
                              									Mengen Chlormagnesiumlauge, die bekanntlich ein Abfallerzeugnis der Kaliwerke ist,
                              									benötigt wurden.
                           Das Verfahren der Schwefelgewinnung aus Gips verläuft in mehreren Abschnitten.
                              									Zunächst wird der gebrochene Gips, und zwar in Form von Harzer Anhydrit, mit
                              									getrockneter Steinkohle gemischt und gemahlen. Das Gips-Kohlegemisch wird sodann in
                              									einem mit Kohlenstaubfeuerung geheizten Drehrohrofen auf etwa 1100° erhitzt, wobei
                              									der Gips zu Schwefelkalzium reduziert wird. Nach der Abkühlung in Kühltrommeln wird
                              									das etwa 70 v. H. Schwefelkalzium enthaltende Material fein gemahlen und hierauf in
                              									großen liegenden Rührwerken von etwa 40 m3 Inhalt
                              									mit Chlormagnesiumlauge gekocht. Der durch diesen Kochprozeß ausgetriebene
                              									Schwefelwasserstoff wird abgekühlt und in einem Gasbehälter aufgefangen. Wegen der
                              									großen Giftigkeit des Gases und seines unangenehmen Geruchs ist auf die vollkommene
                              									Abdichtung aller Apparate und Rohrleitungen besonders sorgfältig zu achten. Das
                              									dritte Stadium der Fabrikation ist die Verbrennung des Schwefelwasserstoffgases zu
                              									Schwefel in Clausöfen. Nachdem das Gas mit der zur Verbrennung nötigen Luftmenge
                              									gemischt ist, wird das Gas-Luftgemisch von oben durch vier große, mit Bauxit
                              									gefüllte Kontaktöfen geleitet, in denen eine flammenlose Verbrennung stattfindet.
                              									Der gleichzeitig abgeschiedene Schwefel wird in geschmolzenem Zustande in einer
                              									Vorlage gesammelt, aus der er in Kühlpfannen abgelassen wird. Nach dem Erstarren
                              									wird der Schwefel wieder losgebrochen; er ist außerordentlich rein. Die Abgase der
                              									Kontaktöfen enthalten in der Hauptsache Stickstoff und Wasserdampf, daneben noch
                              									etwas Schwefel und Schwefelwasserstoff, weshalb sie vor dem Eintritt in den Kamin
                              									noch durch einen Staubabscheider hindurchgehen. Um welche großen Gasmengen es sich
                              									hierbei handelte, geht aus der Tatsache hervor, daß zur Gewinnung von 50 t Schwefel
                              									im Tage 1500 m3 Schwefelwasserstoff stündlich
                              									hergestellt werden müssen; allerdings wurde die berechnete Erzeugung von 50 t
                              									Schwefel im Tage nie erreicht, da die Leistung der Drehöfen hinter den Erwartungen
                              									zurückblieb, und so mußte man sich mit einer täglichen Erzeugung von 30 t begnügen,
                              									nachdem die anfänglichen, recht beträchtlichen Schwierigkeiten überwunden waren.
                              									Immerhin haben die beiden Anlagen in Walbeck und Bernburg recht wesentlich dazu
                              									beigetragen, den notwendigsten Schwefelbedarf während des Krieges zu decken.
                           Sander.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Neues Deckensystem „Holzbeton.“ Von Dr.-Ing. Paul
                              									Müller, Dortmund. (Deutsche Bauzeitung, Mitteilungen über Zement, Beton- und
                              									Eisenbetonbau. 1921, Nr. 3.)
                           Die Notwendigkeit zu sparen, führte zu der vorliegenden Erfindung einer Decke aus
                              									hoch kantig stehenden Holzbohlen mit Betondeckschicht. Die Holzbohlen werden mit
                              									Hilfe von eisernen Bügeln mit einer nicht weiter bewehrten dünnen Betondeckplatte zu
                              									plattenbalkenförmigen Tragelementen verbunden. Dadurch entstehen sehr
                              									widerstandsfähige Tragelemente. Die Entfernung der Rippen beträgt i. M. 33,3 cm.
                              									Ueber den Holzbohlen ist eine Eiseneinlage zur Aufnahme der dort herrschenden
                              									Zugspannungen erforderlich. Hierzu dienen Bügel, die in ihrer Höhenlage durch kleine
                              									Gasrohrabschnitte genau festgelegt werden. Durch kräftigen Nagel werden Bohle,
                              									Gasrohr und Schubbügel vereinigt. Das Herstellen der Decke und das Ausschalen
                              									erfolgt in einfachster Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 189
                              
                           Verfasser berechnet bei sichtbaren Balken eine Kostenersparnis gegenüber der reinen
                              									Eisenbetonplatte von über 50 v. H. Auch bei Anwendung eines Gewebeputzes ist der
                              									Holzbeton noch wirtschaftlich günstiger als Eisenbeton.
                           
                           Als Vorteile werden angeführt: Kurze Herstellungsfristen, sorgfältige
                              									Ausführungsmöglichkeit und vor allem große Schallsicherheit und gute
                              									architektonische Wirkung.
                           Die neue Decke eignet sich vor allem für den Kleinwohnungsbau, also für mittlere
                              									Räume mit niedriger Nutzlast.
                           A. Marx.
                           Eisen im Beton mit schlackenhaltigem Bindemittel.
                              									(Deutscher Ausschuß für Eisenbeton. Heft 47). Versuche in dieser Richtung, über die
                              									Prof. M. Gary berichtet, sollten die Eignung dieser
                              									Zemente für die Zwecke des Eisenbetons klären; sie sollten insbesondere feststellen,
                              									ob Eisenportland- und Schlackenzemente im Laufe der Jahre ein Rosten der
                              									Eiseneinlagen bewirken und zu Treiberscheinungen im Beton Veranlassung geben
                              									könnten? Der den Versuchen zugrunde gelegte Arbeitsplan sieht die Prüfung von 2
                              									Portland-, 2 Eisenportland- und 4 Hochofenzementen unter Verwendung von Cossebaudér
                              									Kiessand vor. Die aus weichem Beton mit eingebetteten Eiseneinlagen hergestellten
                              									Probewürfel hatten eine Kantenlänge von 30 cm; als Einlagen wurden bei den
                              									Vorversuchen 3 verschiedene Größen von Lochputzen verwendet. Diese Körper wurden im
                              									Alter von 11 Tagen geprüft. Während nun die Würfel ohne Einlagen und auch die mit
                              									nur 8 Putzen eine Druckfestigkeit von 221 bzw. 222 kg/cm2 aufgewiesen haben, ist die der Würfel mit 34 Putzen, also mit einer
                              									großen Anzahl von Einlagen, wesentlich geringer, nämlich 174 kg/cm2 gewesen. Aus diesem Grunde sind bei den
                              									Hauptversuchen weit weniger Putzen, nur 18 pro Würfel, eingebracht worden.
                           Die zu den Versuchen verwendeten Zemente entsprechen den Anforderungen der Normen für
                              									Portland-, Eisenportland- und Hochofenzement; auch ihre Zug- bzw. Druckfestigkeit
                              									ist durchweg als gut zu bezeichnen; dabei macht es für alle 3 Zementarten praktisch
                              									keinen Unterschied, ob man nach Gewichts- oder Raumteilen mischt. An dieser Stelle
                              									kann natürlich auf die weitere Durchführung der Versuche nicht näher eingegangen
                              									werden; doch sind die Ergebnisse derselben auch für weitere Kreise so wertvoll, daß
                              									wenigstens die wichtigsten kurz mitgeteilt werden sollen. So ist für Beton aus allen
                              									drei Zementarten die Erhärtung an der Luft am zuträglichsten; sodann die
                              									wechselweise Behandlung in Luft und Wasser, am ungünstigsten gestaltet sich die
                              									dauernde Erhärtung in fließendem Wasser; der Wechsel von Luft und Wasser ist also
                              									dem Erhärtungsfortschritt am zuträglichsten; alle Zemente, insbesondere die
                              									Portlandzemente bedürfen demnach „zu ihrer guten Forterhärtung der
                                 										Wasserzufuhr“. Die Druckfestigkeit der geprüften Hochofenzemente ist anfangs
                              									geringer als die der Portland- und Eisenportlandzemente, im Laufe der Jahre wird
                              									jedoch dieser Mangel völlig ausgeglichen. Die geringen, bei Hochofenzement „in
                                 										etwas größerem Umfange“ vorhandenen Rosterscheinungen sind praktisch ohne
                              									Belang.
                           Eisenportlandzement und Hochofenzement können somit „bei gewissenhafter Auswahl
                                 										der zu ihnen verwendeten Schlacke unbedenklich auch für Eisenbetonbauten
                                 										Verwendung finden“, ein Ergebnis, welches mit den bisherigen praktischen
                              									Erfahrungen gut übereinstimmt.
                           Im II. Teil des Werkes werden die „Versuche über den Gleitwiderstand ver:inkten
                                 										Eisens in Beton“ behandelt. Durch diese Untersuchungen sollte der Einfluß
                              									der Verzinkung auf die Haftfestigkeit der Eiseneinlagen festgestellt werden. Die
                              									Verzinkung erfolgte 1. nach der üblichen Methode im flüssigen Zinkbade und 2. nach
                              									dem Metallanstreichverfahren. Der Gleitwiderstand wurde durch Messung derjenigen
                              									Kraft bestimmt, welche zum Herausziehen von 30 mm starken Rundeisen aus
                              									Betonwürfeln von 30 cm Kantenlänge erforderlich ist. Als Betonmischung wurde 1
                              									Raumteil Zement: 5 Raumteilen Kiessand gewählt mit 2 Wasserzusätzen (erdfeucht und
                              									weich). Die mit großer Sorgfalt genauestens durchgeführten Versuche haben erwiesen,
                              									daß „der Gleitwiderstand von Eisen in Beton durch Verzinkung erhöht
                                 									wird.“
                           Wenn die hier behandelten Versuche zurzeit mehr wissenschaftliches Interesse haben,
                              									so ist es immerhin möglich, daß für manche Fälle der Praxis die Verzinkung der
                              									Eiseneinlagen vorteilhaft sein dürfte.
                           Kaiserslautern.
                           Dipl.-Ing. Prof. Marx.
                           
                        
                           Psychotechnik.
                           Neukonstruktionen von Apparaten zur praktischen
                                 										Psychologie nach Dr. R. W. Schulte. Referat vom
                              									7. Kongreß der „Gesellschaft für experimentelle Psychologie“, Marburg,
                              									21.–24. April 1921. Nach einer kritischen Uebersicht über die in der angewandten
                              									Psychologie üblichen Verfahrungsweisen (Experiment, Test, Beobachtung) wurde auf die
                              									dringende Notwendigkeit einer exakten Eichung der heute in der praktischen
                              									Psychologie Verwendung findenden Apparatur hingewiesen und sodann an Hand
                              									zahlreicher Lichtbilder die Entstehung neuer Apparate zur praktischen Psychologie
                              									erläutert, wie sie gegenwärtig bei einer Reihe industrieller Werke Eingang gefunden
                              									haben. Sämtliche auf dem Kongreß vom Referenten vorgeführten Apparate sind an über
                              									1000 Versuchspersonen erprobt.
                           Nach einigen einleitenden Proben, die das Zusammenarbeiten des praktischen
                              									Psychologen mit der Großindustrie schilderten (Versuche der
                              									Siemens-&-Halske-Ges., Kleinbauwerk), wurde auf die Unzuverlässigkeit einiger
                              									gegenwärtig in der industriellen Psychotechnik gebräuchlichen Apparate hingewiesen
                              									und eine Reihe neuer Prüfgeräte eingehend erläutert.
                           Ein nach dem Prinzip von Lehmann gebauter bequemer
                              									Augenmaßprüfer für Streckenteilung in drei verschiedenen Größenausführungen für
                              									verschiedene Berufe gestattet die Prüfung des Schätzungsvermögens für lineare Größen
                              									mit einer Genauigkeit (Nonius) von 1/10 mm. Mit einem anderen handlichen Prüfgerät ist
                              									man in der Lage, die Prüfung von Kreismittelpunktsbestimmungen (für Dreher usw.) mit
                              									Hilfe einer überklappbaren Meßschablone einfach, exakt und rasch vorzunehmen. Ein
                              									anderer Apparat prüft die Fähigkeit, einen Kreis durch 7 Radien in 7 gleiche Teile
                              									zu zerlegen; eine durch Schalterdruck zu betätigende hellleuchtende Skala zeigt
                              									unmittelbar die Fehler an. Ein Grundrichtungsprüfer, der in ähnlicher Weise
                              									konstruiert ist, untersucht das Vermögen, Vertikalen oder Horizontalen auf Grund des
                              									optischen Lagegedächtnisses (Baugewerbe) zuverlässig einzustellen. Besonders
                              									neuartig erschien ein Sehschärfeprüfer, der in absolut exakter Weise Bestimmungen
                              									der Sehschärfe in jeder beliebigen Genauigkeit zuläßt: durch Mikrometerschraube wird
                              									eine haarfein ausgeschliffene Nadel aus Silberstahl hinter einen kleinen Metallrand
                              									hervorbewegt; sie soll so weit vorgedreht werden, daß ihr äußerstes Ende noch gerade
                              									erkennbar ist (Grenze der räumlichen Wahrnehmbarkeit). Durch einen Handgriff wird
                              									ein mit Okularmikrometer versehenes Mikroskop herumgeklappt und der Fehler der mit
                              									unbewaffnetem Auge vorgenommenen subjektiven Einstellung abgelesen. Besondere
                              									Vorsichtsmaßregeln dienen zur Erzielung konstanter Beleuchtung, zur Vermeidung einer
                              									Parallaxe usf.
                           Ein nach dem Prinzip des Rachenlehre-Meßverfahrens gebauter überaus empfindlicher
                              									Feindruckprüfer, der die Fehler früherer Konstruktionen vermeidet, nebst zugehöriger Eich
                              									Vorrichtung gestattet die Feststellung der Unterschiedsempfindlichkeit für
                              									Passungsvorgänge mit einer wirklichen Genauigkeit von 1/1000 mm. Dieses Prüfgerät kommt für
                              									allerfeinste Prüfungen der Gelenk- und Muskelempfindlichkeit in Frage.
                           Eine Verbesserung des bisherigen Tremometerverfahrens erstrebt der Zitterschreiber,
                              									bei dem eine mit zickzackförmigen, allmählich immer enger werdenden Schlitzen
                              									versehene Metalltrommel unter einem Ausschnitt vorbeirotiert. Der Prüfling soll
                              									einen Metallstift ruhig in die Schlitze hineinhalten. Ein elektromagnetischer
                              									Schreiber verzeichnet jeden Anstoß auf einen kleinen Streifen, der dem Prüfleiter
                              									jede Auswertung erspart. Durch die Einführung eines konstanten Zeitmaßes werden die
                              									bisherigen Prüfungen nach dem Tremometerverfahren erheblich zuverlässiger und
                              									vergleichbarer. Ein Schlagkraftprüfer in Form eines Ziegelsteines nebst zugehörigem
                              									Hammer dient zur Feststellung der Feinheit der Impulsgebung, wie sie z.B. für Maurer
                              									erforderlich ist.
                           Zur Prüfung der technischen Intelligenz wurden drei Prüfgeräte gebaut. Eine auf einer
                              									Glasplatte ruhende Stahlkugel soll durch Verstellung von drei Fußschrauben möglichst
                              									schnell zum Stillstand gebracht, die Platte also horizontal eingestellt werden. Bei
                              									einem aus drei kommunizierenden Röhren bestehenden Apparat hat der Prüfling die
                              									obere Höhe einer gefärbten Flüssigkeit mit drei in verschiedener Höhe eingeätzten
                              									Strichmarken zur Deckung zu bringen. Endlich dient ein Winkeltrieb, den man
                              									durch Verstellen von mehreren Schrauben in Unordnung bringen kann, dazu, auch die
                              									technischpraktisch hervorragend Befähigten zu erfassen.
                           Bemerkenswert war schließlich ein auf dem Prinzip der Verwendung des freien Falls
                              									(Boulanger usw.) beruhender Reaktionsprüfer, der geeignet erscheint, teure
                              									zeitmessende Verfahren, wie Chronoskopie und Chronographie, zu ersetzen. Ein an
                              									einer senkrechten Schiene herabgleitendes Gewicht, dessen Geschwindigkeit durch
                              									Einführung eines Schnurlaufes nebst Windflügelregulator einerseits gebremst,
                              									andererseits gleichförmig gemacht ist, löst auf seinem Falle das Reizsignal aus und
                              									verzeichnet auf eine senkrechte Schreibfläche einen geraden Strich. Im Augenblick
                              									der Reaktion wird durch Tasterdruck die pendelförmig aufgehängte Schreibfläche
                              									seitlich verschoben, so daß die bisher lineare Kurve plötzlich einen Knick aufweist.
                              									Durch einfaches Hochziehen des Gewichts und Einrücken der Schreibfläche ist der
                              									Apparat sofort wieder gebrauchsfertig. Es lassen sich auf einem Registrierstreifen
                              									beliebig viele Reaktionen aufzeichnen; die Streuung der Werte sowie die Uebungsfolge
                              									ist ohne weiteres klar ersichtlich. Besondere Zusatzkontakte gestatten die
                              									Untersuchung von Zu-ordnungs- und Wahlreaktionen.
                           Ein illustrierter Katalog der neuen Apparate ist kostenfrei von der Firma E.
                              									Gottschalck, Berlin O 34, Königsberger Straße 8, zu beziehen.