| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 205 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Betriebswissenschaftliche Arbeitsverfahren. Die
                              									Forschungsgesellschaft für betriebswissenschaftliche Arbeitsverfahren veröffentlicht
                              									den Bericht ihrer Jahresversammlung, der berechtigten Anspruch erheben darf, der
                              									weiteren Oeffentlichkeit bekanntgegeben zu werden, zeigt er doch, mit welchem
                              									Weitblick in dieser trüben Zeit stockenden wirtschaftlichen Fortschritts eine kleine
                              									Gruppe von Einzelpersönlichkeiten, Industriefirmen und Behörden geldliche Opfer
                              									bringen, um auf eigene oder fremde Anregung hin wissenschaftliche Untersuchungen
                              									vornehmen zu lassen, die unter Vermeidung jeglicher Zeitversäumnis dann unmittelbar
                              									wieder dem praktischen Leben nutzbar gemacht werden sollen. Es ist nur bedauerlich,
                              									daß trotz der geringen Belastung des Einzelnen die Zahl der Mitglieder bisher nur
                              									eine verhältnismäßig so kleine geblieben ist, während doch große Kreise unserer
                              									Wirtschaft und Verwaltung unmittelbar wertvollste Ergebnisse dieser
                              									technisch-wissenschaftlichen Forschungsarbeit in die Praxis übernehmen könnten.
                           Die Mehrzahl der Untersuchungen wird im Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen und
                              									Betriebslehre an der Technischen Hochschule zu Berlin unter dessen Vorsteher Prof.
                              									Dr.-Ing. Schlesinger durchgeführt. Dieser erstattete denn
                              									auch in der Versammlung den Hauptbericht über die Tätigkeit des Versuchsfeldes im
                              									Jahre 1919/20 betr. Arbeiten
                           
                              1. an Werkzeugmaschinen und Ersatzstoffen,
                              2. zur Auslese von Jugendlichen und Facharbeitern für den
                                 										Betrieb auf Grund des psychotechnischen Versuchs.
                              
                           Die erste Arbeit hinsichtlich einer Entscheidung, ob der Flachkeil oder der
                              									Scheibenkeil (Woodruf) zweckmäßiger sei, führte zu dem Ergebnis, daß der
                              									Scheibenkeil dem Flachkeil nahezu ebenbürtig sei und zu weiteren Ergebnissen, die
                              									dem Normenausschuß gerade in dieser Frage wertvolle Unterlagen geben werden.
                           Die zweite und umfangreichste Arbeit war, zur Klärung der Ersatzriemenfrage den
                              									Arbeitswert des Ersatzriemens gegenüber dem des Lederriemens abzugrenzen;
                              									langwierige Untersuchungen, über deren Ergebnisse Dr. Kurrein Bericht erstattete.
                           Weiter enthält das Heft einen gekürzten Bericht über „die Antriebsverhältnisse
                                 										elektrisch angetriebener Shapingmaschinen und das Ergebnis konstruktiver
                                 										Verbesserungen auf Grund der angestellten Versuche“, „Untersuchungen an
                                 										einer wagerechten Shapingmaschine mit Zahnstangenantrieb, als vorbereitende
                                 										Arbeit für die Untersuchung der Tischhobelmaschinen mit dem Ziel, den
                                 										Kraftbedarf der Maschinen möglichst zu vergleichmäßigen, die Stöße zu
                                 										beseitigen, Maschinenbilanz und Wirkungsgrad festzustellen“. Die volle
                              									Wiedergabe dieser ausgedehnten Arbeit soll als Sonderheft erscheinen.
                           Von noch weiter reichendem Interesse sind dann die Arbeiten der psychotechnischen
                              									Abteilung, über die Dr. Moede berichtet: „Erfolge der
                                 										psychotechnischen Lehrlingsprüfung“. Erfreulicherweise hat sich die
                              									Erkenntnis von der Bedeutung der experimentellen Erforschung der Eigenschaften des
                              									Menschen in immer steigendem Maße sowohl auf der Arbeitgeber- als auch auf der
                              									Arbeitnehmerseite Bahn gebrochen, was sich auch in der geldlichen Unterstützung
                              									dieser Arbeiten durch den Verband Berliner Metallindustrieller wie auch des
                              									Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbundes unverkennbar ausdrückt. Eine kleine Reihe
                              									allerdings hochstehender deutscher Firmen hat bereits eigene psychotechnische
                              									Prüfstellen für Lehrlingsauswahl eingerichtet, das Ausland steht dieser deutschen
                              									Forscherarbeit keineswegs verständnislos gegenüber, eine Anzahl Großberliner
                              									Metallwerke läßt fortlaufend ihre Lehrlinge in den Laboratorien des Instituts an der
                              									Technischen Hochschule prüfen und schließlich „hat die Institutsleitung 1919 und
                                 										1920 psychotechnische Anleitungskurse für Betriebsleute mit sehr großem
                                 										moralischen Erfolg durchgeführt“.
                           Den Schluß des Berichts bilden dann Arbeiten des Instituts auf dem Gebiete der
                              									Auslese von Telephonistinnen (Dipl.-Ing. Klutke) und ein
                              									bemerkenswerter Aufsatz von Dipl.-Ing. Schilling:
                              										„Ueber die Rationalisierung der Schreibmaschine“.
                           W. Heilmann.
                           
                        
                           
                           Brennstofftechnik.
                           Vergasung von Stein- und Braunkohle. Auf der
                              									Hauptversammlung Deutscher Chemiker Stuttgart 1921 trug Dr.-Ing. Sander-Darmstadt über Wassergaserzeugung mit Gewinnung von Urteer und Ammoniak vor. Er wies
                              									darauf hin, daß der Gaswerkbetrieb durch die Kohlennot der letzten Jahre sehr
                              									erschwert wurde und daß die Gasversorgung der Städte nur dadurch aufrecht erhalten
                              									werden konnte, daß das Steinkohlengas stark mit Wassergas gestreckt wurde, was
                              									natürlich nur auf Kosten des Heizwertes möglich war. Die Erzeugung von
                              									Steinkohlengas und Wassergas in zwei getrennten Apparaten, wie sie heute in den
                              									Gaswerken betrieben wird, ist nun aber mit sehr großen Wärmeverlusten verknüpft,
                              									weil der glühende Koks, der mit einer Temperatur von etwa 1000° aus den Retortenöfen
                              									ausgestoßen wird, zuerst mit Wasser abgelöscht und hierauf im Wassergasgenerator
                              									wiederum auf 1000° erhitzt werden muß. Diese Verluste werden bei dem
                              									Doppelgasverfahren und dem Trigasverfahren vermieden, da hier die Entgasung der
                              									Kohle und die Vergasung des Kokses in einem und demselben Apparat erfolgen. Man
                              									erhält so ohne weiteres ein Mischgas, daß je nach der Beschaffenheit des Brennstoffs
                              									einen Heizwert von 2900 bis 3500 WE besitzt, und zugleich werden hochwertiger Teer
                              									und Ammoniak in guter Ausbeute hierbei gewonnen. Bau und Betrieb des Doppel- und
                              									Trigasgenerators werden vom Vortr. näher erläutert sowie über die Beschaffenheit des
                              									Trigasteers, der ein echter „Urteer“ ist, nähere Angaben gemacht. Da in den
                              									beiden Generatoren auch minderwertige Brennstoffe ohne Schwierigkeit vergast werden
                              									können, verdienen die beiden neuen Verfahren unter den gegenwärtigen Verhältnissen
                              									besondere Beachtung.
                           Dr. Bube-Halle berichtete im Anschluß hieran ausführlich
                              									über den Braunkohlen-Nebenproduktengenerator und über die Schwierigkeiten, die sich
                              									bei der Vergasung der Rohbraunkohle heute noch ergeben. Er bezeichnete es als
                              									wünschenswert, die Vorgänge im Generator genau zu studieren und aufzuklären, anstatt
                              									wie bisher ständig Neuerungen von Einzelteilen einzuführen. Mit den bisherigen
                              									Konstruktionen sei es nicht möglich, gutes Gas und guten Teer zugleich zu erzeugen,
                              									denn häufig enthalte der Teer 50 – 75 v. H. Kreosot, was auf überschüssigen
                              									Sauerstoff in der Verkokungszone des Generators zurückzuführen sei.
                           Sander.
                           Brennstoff- und Mineralölchemie. Ungemein zahlreich waren
                              									die Vorträge, die auf der Hauptversammlung Deutscher Chemiker, Stuttgart 1921, in
                              									den einzelnen Fachgruppen gehalten wurden. Besonders stark war der Andrang bei der
                              									Fachgruppe für Brennstoff- und Mineralölchemie, wo mehrere Themen von allgemeinem
                              									Interesse behandelt wurden. Hier entwickelte zunächst Fr. Fischer, der Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohleforschung in
                              									Mülheim/Ruhr, seine Anschauungen über „Die Entstehung der Steinkohlen“. Er
                              									nimmt an, daß die Muttersubstanz der Kohlen das Lignin des Holzes ist und nicht, wie
                              									bisher allgemein angenommen wurde, die Zellulose. Denn diese ist ziemlich
                              									unbeständig und wird z.B. durch Bakterien leicht zerstört, während das Lignin
                              									weitaus widerstandsfähiger ist. Fischer glaubt daher auf Grund seiner Untersuchungen
                              									annehmen zu dürfen, daß das Lignin bei dem Vertorfungsprozeß zunächst in
                              									wasserlösliche Huminsäuren und weiter in unlösliches Humin verwandelt wird und daß
                              									auf den Humingehalt der Kohle der hohe Gehalt des Urteers an Phenolen zurückzuführen
                              									ist. Diese Theorie gab zu einer längeren Diskussion Anlaß, aus der hervorging, daß
                              									gegen die Annahme von Prof. Fischer in Fachkreisen noch mancherlei Bedenken
                              									bestehen und daß zur Stützung seiner Lignintheorie noch weiteres Beweismaterial
                              									beigebracht werden muß.
                           Prof. Hofmann, der Leiter des Kohleforschungs-Instituts in
                              									Breslau, berichtet über seine „Untersuchungen der oberschlesischen
                                 										Steinkohle“, aus der er durch vorsichtige Extraktion mit Pyridin mehrere
                              									chinolinartige Basen, ungesättigte Karbonsäuren sowie vier verschiedene Phenole, die
                              									also alle vorgebildet in der Kohle enthalten sind, isolieren konnte. Es ist zu
                              									erwarten, daß die Fortsetzung dieser Untersuchungen weitere wesentliche Erkentnisse
                              									über die chemische Zusammensetzung der Steinkohle liefern wird.
                           Vom besonderem technischen Interesse waren die Ausführungen von Generaldirektor Dr.
                              										Bergius, Berlin, über „Neue Methoden zur
                                 										Verarbeitung von Mineralöl und Kohle“. Er schilderte das von ihm in
                              									mehrjähriger Arbeit ausgebildete Bergin-Verfahren, das
                              									die Ueberführung hochsiedender Teeröle, Asphaltrückstände und selbst fester Kohle in
                              									niedrigsiedende benzinartige Kohlenwasserstoffe bezweckt. Die Umwandlung
                              									hochsiedender Gas- und Schweröle in Benzin wurde schon häufig versucht, doch
                              									arbeiten die namentlich in Amerika benutzten sog. Krackverfahren alle mit großen
                              									Oelverlusten, da ein Teil des Oeles in Gas, ein anderer Teil in festen Koks
                              									verwandelt wird. Nach dem Bergin-Verfahren werden diese Verluste fast ganz
                              									vermieden, und zwar erreicht man die Umwandlung der Oele hierbei durch Anlagerung
                              									von Wasserstoff unter einem Druck von 200–300 at. So wird z.B. ein Rohöl, das erst
                              									bei 210° zu sieden beginnt, durch neunstündige Behandlung mit Wasserstoff unter
                              									Druck derart verändert, daß es nunmehr 75 v. H. unter 210° siedende Anteile enthält.
                              									Fester Petrolasphalt liefert bei der gleichen Behandlung in guter Ausbeute Leichtöle
                              									und Schmieröle neben etwas über 20 v. H. Hartpech und wenig Gas. Kohle selbst kann
                              									nach dem Bergin-Verfahren zu etwa 90 v. H. (auf wasser- und aschefreie Substanz
                              									berechnet) verflüssigt werden, daneben erhält man nur 4 v. H. der Kohle als Gas und
                              									6 v. H. als Koks. Die Anwendung des Verfahrens im Großen war natürlich äußerst
                              									schwierig wegen der erforderlichen hohen Drucke von mehr als 200 at, und die
                              									Mitarbeit des Ingenieurs war bei der Lösung der Apparaturfrage sehr wichtig. Alle
                              									Hindernisse konnten jedoch in zäher Arbeit überwunden werden, und die erste
                              									Bergin-Anlage konnte vor längerer Zeit bereits in Rheinau bei Mannheim ihren Betrieb
                              									aufnehmen.
                           In naher Beziehung zu diesem Thema stand ein weiterer Vortrag von Dr. Schrauth über „die Verwendung des Tetralins als
                                 										Kraftstoff.“ Auch das Tetralin entsteht nämlich durch Anlagerung von
                              									Wasserstoff an festes Naphthalin, und dieser flüssige Kohlenwasserstoff, der im
                              									Kriege als Heizöl für U-Boote, in der Folge als Leinölersatz und Lösungsmittel
                              									Verwendung fand, kann, wie Vortr. näher darlegte, auch als Betriebstoff für
                              									Explosionsmotoren benutzt werden, da seine hohe Verbrennungswärme von 11600 WE sowie
                              									sein hohes spez. Gewicht von 0,975 eine hohe Kraftwirkung auf engem Raume
                              									gewährleisten.
                           Sander.
                           
                        
                           Hüttentechnik.
                           Die Möglichkeit der Beschaffung trocknerer Luft. (Vortrag
                              									von Bronn-Charlottenburg auf der Hauptversammlung
                              									Deutscher Chemiker in Stuttgart 1921). Nach Messungen, die von den Rombacher
                              									Hüttenwerken ausgeführt wurden, enthält die Luft in 30 m Höhe etwa 20 v. H. weniger
                              									Feuchtigkeit als auf dem Erdboden. Diese Erkenntnis ist von besonderer Bedeutung für
                              									den Hochofenbetrieb, der um so weniger Koks verbraucht, je trockener die Gebläseluft
                              									ist. Vor einer Reihe von Jahren hat man deswegen bekanntlich vorgeschlagen, die
                              									Gebläseluft mit Hilfe von Kältemaschinen künstlich zu trocknen. Durch Verwertung der
                              									erwähnten neuen Beobachtung ist man nun in der Lage, dem Hochofen ohne jegliche
                              									Betriebskosten eine vielleicht um 35 v. H. trocknere Luft zuzuführen, indem man
                              									einfach die Ansaugrohre der Kompressoren bzw. Gebläsemaschinen in entsprechende Höhe
                              									verlegt, z.B. durch Aufstellung von Saugtürmen. Die beobachtete Verringerung des
                              									Wassergehalts der Luft in so geringer Höhe vom Erdboden ist übrigens keine allgemein
                              									giltige meteorologische Erscheinung, sondern sie hängt mit den erheblichen
                              									Wärmeabgaben der Hüttenwerke an die umgebende Luft zusammen.
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker 19.-21. Mai in
                                 										Stuttgart. Mit der Tagung war wie im vorigen Jahre eine Ausstellung für
                              									chemisches Apparatewesen verbunden, die recht gut beschickt war und einen
                              									anschaulichen Ueberblick über die vielfältigen Beziehungen zwischen mechanischer und
                              									chemischer Industrie gab.
                           In der ersten allgemeinen Sitzung verkündete der Vorsitzende des Vereins, Direktor
                              									Dr. Quincke-Köln, folgende Ehrungen: Die Liebig-Denkmünze
                              									des Vereins wird Prof. M. Planck-Berlin verliehen, der
                              									durch Aufstellung der Quantentheorie ungeahnte Erkenntnisse über das Wesen der
                              									Materie erschloß und die trennenden Grenzen zwischen Chemie und Physik beseitigte;
                              									weiter die Adolf-Baeyer-Denkmünze an Prof. M. von Laue-Berlin, der durch seine Forschungen über den Bau der Kristalle die
                              									Grundanschauungen der Chemie durchgreifend beeinflußte. Prof. von Laue nahm die
                              									Denkmünze persönlich in Empfang und verband mit dem Dank für diese Ehrung einen
                              									Ueberblick über den Werdegang seiner Entdeckung.
                           Von den im weiteren Verlauf der Sitzung gehaltenen Vorträgen fanden besondere
                              									Beachtung die Ausführungen von Prof. Dr. Bosch, dem
                              									Generaldirektor der Badischen Anilin- und Sodafabrik, über das Thema
                              										„Sozialisierung und chemische Industrie“. Er wies darauf hin, daß die
                              									Idee der Sozialisierung nach der Revolution aus rein politischen Erwägungen heraus
                              									verwirklicht werden sollte, ohne daß dabei die praktische Tragweite klar ins Auge
                              									gefaßt wurde. Dies habe man bei den bisherigen Erörterungen über die Sozialisierung
                              									der Kohle gesehen, wobei die zuerst aufgeworfene Frage der Verbilligung und
                              									vermehrten Erzeugung schließlich ganz in den Hintergrund getreten sei. Der Zwang zu
                              									sparsamer Verwertung durch staatliche Kontrolle des Kohlenverbrauches sowie die
                              									Erhebung von Abgaben vom Kohlenpreis seien als durchaus berechtigt anzuerkennen,
                              									keinesfalls aber die Besitzergreifung der Kohlengruben durch den Staat, zumal dieser
                              									bis heute noch nicht den Beweis erbracht habe, daß er ebenso günstig arbeiten könne
                              									wie die Privatgruben. Rückgang der Förderung und Preissteigerung seien die
                              									unvermeidlichen Folgen der Kohlensozialisierung. Weiter ging Prof. Bosch auf die vor einiger Zeit aufgetauchte Frage der
                              									Sozialisierung der Stickstoffindustrie ein und zeigte, daß die Verwirklichung dieser
                              									Forderung gerade bei der Stickstoffindustrie ganz wesentliche Schädigungen nach
                              									sich ziehen müsse. An Hand von Beispielen aus der Entwicklungsgeschichte des
                              									von ihm geleiteten Weltunternehmens zeigte Prof. Bosch, wie gerade die chemische
                              									Industrie darauf angewiesen ist, vollkommen frei und unbeengt durch Bevormundung von
                              									Kommissionen, Ausschüssen und Parlamenten, die naturgemäß nicht sachkundig sind, zu
                              									arbeiten. Es gehört zum Wesen der chemischen Industrie, daß jede Erfindung die
                              									Frucht jahrelanger wissenschaftlicher Untersuchungen ist, die sehr kostspielig sind.
                              									Von hundert erteilten chemischen Patenten wird im Durchschnitt nur ein einziges
                              									verwertet. Die Leiter der großen Unternehmungen müssen oft rasch Entschlüsse von
                              									größter Tragweite fassen, da die chemische Industrie keine abgeschlossene
                              									Entwicklung hat und sich den ständig wechselnden wirtschaftlichen Verhältnissen
                              									anpassen muß. Jeder errungene Fortschritt muß zähe verteidigt werden und gar oft ist
                              									ein mit großer Mühe und großen Opfern ausgearbeitetes Verfahren nach kurzer Zeit
                              									schon wieder überholt und veraltet. Die Persönlichkeit ist es, die unter allen
                              									Umständen unseren Unternehmungen erhalten werden muß. Nie wäre die einzigartige
                              									Entwickelung, die gerade die chemische Industrie bei uns genommen hat, möglich
                              									gewesen, wenn nicht ihre Führer die täglich notwendigen Entschlüsse frei und
                              									ungehemmt hätten treffen können.
                           In der geschäftlichen Sitzung wurde beschlossen, die nächste Tagung in Hamburg
                              									abzuhalten. Weiter soll vor dem Chemiestudium eindringlich gewarnt werden, da es
                              									nicht möglich ist, die zurzeit alljährlich die Hochschule verlassenden 1500 Chemiker
                              									in der deutschen chemischen Industrie unterzubringen.
                           Sander.
                           Der Normenausschuß der Deutschen Industrie veröffentlicht
                              									in Heft 16 seiner „Mitteilungen“ (Heft 16 der Zeitschrift „Der
                                 										Betrieb“) folgende Vorstandsvorlagen:
                           D I Norm 206 Handreibahlen, unverstellbar,
                           D I Norm 207 Handreibahlen, nachstellbar,
                           D I Norm 208 Maschinen-Reibahlen mit Morsekegel, unverstellbar,
                           D I Norm 209 Maschinen-Reibahlen mit Morsekegel, mit
                              									aufgeschraubten Messern,
                           D I Norm 210 Maschinen-Reibahlen mit Morsekegel, nachstellbar,
                           D I Norm 211 Grundreibahlen mit Morsekegel, nachstellbar,
                           D I Norm 212 Maschinen-Reihahlen mit Zylinderschaft,
                           D I Norm 213 Maschinen-Reibahlen mit Zylinderschaft und Vierkant,
                              									unverstellbar,
                           D I Norm 214 Maschinen-Reibahlen mit Zylinderschaft und Vierkant
                              									mit aufgeschraubten Messern,
                           D I Norm 215 Maschinen-Reibahlen mit Zylinderschaft und Vierkant,
                              									nachstellbar,
                           D I Norm 216 Grundreibahlen mit Zylinderschaft und Vierkant,
                              									nachstellbar,
                           D I Norm 217 Aufsteckhalter mit Morsekegel für Reibahlen und
                              									Senker,
                           D I Norm 218 Aufsteckhalter mit Zylinderschaft und Vierkant für
                              									Reibahlen und Senker,
                           D I Norm 219 Aufsteck-Reibahlen, unverstellbar,
                           D I Norm 220 Aufsteck-Reibahlen mit aufgeschraubten Messern,
                           D I Norm 221 Aufsteck-Grundreibahlen, nachstellbar,
                           D I Norm 222 Aufsteck-Senker.
                           Es handelt sich bei den Vorstandsvorlagen um die Fassung der Blätter, wie sie dem
                              									Vorstand zur Genehmigung unterbreitet werden.
                           Gleichzeitig sind im Heft 16 die Sitzungsberichte derjenigen Sitzungen
                              									veröffentlicht, welche in der Sitzungsreihe April 1921 stattgefunden haben.
                           
                           Gründung einer neuen chemischen Fachgruppe. Auf der
                              									Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker Stuttgart 1921 wurde wieder eine
                              									neue Fachgruppe gegründet und zwar für die Chemie der Fette und Oele.
                           Sander.
                           Deutsche Gesellschaft für Metellkunde hält ihre zweite
                              									Hauptversammlung am 1. bis 4. Juli in Berlin (Ingenieurhaus) ab.
                           Die diesjährige Hauptversammlung der „Deutschen Gesellschaft
                                    											für Bauingenieurwesen“ findet am 20., 21. und 22. Juni d. J. in
                              									München im Rahmen der „Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft in
                                 										Bayern“ statt.
                           Gewerblicher Rechtsschutz. (Hauptversammlung Deutscher
                              									Chemiker Stuttgart 1921). Patentanwalt Dr. Ephraim-Berlin
                              									berichtet über „Das Nichtigkeitsverfahren und die Zwangslizenz“, Patentanwalt
                              									Dr. Wiegand-Berlin über „Die amerikanische Nolan-Act
                                 										und die deutsche Gegenseitigkeit“ und Patentanwalt Dr. Heinemann-Berlin über „Der Begriff der Arzneimittel im Patentgesetz und
                                 										seine Auslegung in der Praxis des Reichspatentamtes.“
                           Sander.
                           Eine Notbitte. Die ungeheure Bücherteuerung in Oesterreich
                              									macht es besonders der Bibliothek der Technischen Hochschule in Wien unmöglich,
                              									von den Neuerscheinungen auf technischem, mathematischem, natur- und
                              									kunsthistorischem Gebiete auch nur die allerwichtigsten Werke anzukaufen. Es ergeht
                              									daher an alle auf diesen Gebieten schriftstellerisch Tätigen die herzliche Bitte,
                              									dieser für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau Oesterreichs so wichtigen
                              									Bibliothek je ein Stück ihrer neuen Werke geschenkweise oder doch zu wesentlich
                              									geminderten Preisen zu überlassen.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes der Siemens-Schuckertwerke G. m. b.
                              									H., Herrn Carl Köttgen, wurde von der Technischen
                              									Hochschule zu Berlin-Charlottenburg in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste
                              									um die Entwicklung elektrischer Antriebe, insbesondere für Walzwerke und
                              									Förderanlagen, die Würde eines Dr.-Ing. E. h. verliehen.
                           In dem Wettbewerb um das Preisausschreiben der Deutschen Bergwerkszeitung „Wege
                                 										und Ziele der deutschen Brennstoffwirtschaft“ hat unser Mitarbeiter, Herr
                              									Oberingenieur Melier von den S. S. W., einen ersten Preis von M. 10000.–
                              									erhalten.